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Another Chance I

A Marauder Tale
von

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Düstere Zeiten brechen an

56 Düstere Zeiten brechen an
 

Drei Gestallten gingen einen langen Gang entlang. Sie trugen lange, schwarze Umhänge mit Kapuzen und Masken vor ihren Gesichtern. Ihre Schritte hallten von den nackten Wänden wieder.

Lucius Herz klopfte so laut, dass er glaubte die anderen könnten es hören, doch natürlich hörten sie es nicht.

Heute war sein großer Tag, er würde seine Belohnung, seine Auszeichnung, erhalten. Er hatte seine Prüfung bestanden, war alleine durch die Dementoren gegangen, um den Weg zurückzufinden. Sein Meister war stolz auf ihn gewesen, denn er war der Einzige, der diese Prüfung, die Härteste von allen, bestritten hatte. Zu dem hatte er einen neuen Anwärter gefunden, der Vertrauenswürdig und Willens war, für ihre Sache zu kämpfen.

Schweiß tropfte von seiner Stirn und rann in seine Augen. Lucius blinzelte, um etwas besser sehen zu können. Der Gang vor ihm war staubig und nur schwach erleuchtet und er wollte auf keinen Fall stolpern und hinfallen.

Er hörte die Schritte der anderen beiden hinter sich. Sie waren nicht nervös, denn sie hatten ihre Auszeichnung bereits erhalten, waren bereits eingetreten in den erhabenen Kreis, dem auch er heute beitreten würde.
 

Seine Gedanken wanderten zu ihr, und er hoffte, dass sie ihm eines Tages folgen würde, doch er fürchtete, dass sie die Prüfungen nie würde bestehen können.

Narzissa Black.

Er liebte sie von ganzen Herzen, auch wenn ihm das niemand wirklich zutraute. Und doch wäre er bereit sie zu opfern, wenn er müsste. Sie war voller Angst, hatte sogar Angst um ihn gehabt und geweint, als er heute aufgebrochen war. Sie konnte nicht verstehen, dass es eine Ehre für ihn war, hier zu sein. Doch auch ihre Prüfung würde kommen, wenn die Zeit soweit war. Auf die eine oder andere Art würde sie geprüft werden, dessen war Lucius sich sicher.
 

Er war am Ende des Korridors angelangt und stand nun vor einer schweren Eichentür. Die Männer hinter ihm traten an ihm vorbei und klopften an. Dumpf hallten ihre Schläge in dem Gang wieder.

Die Tür öffnete sich knarrend und Lucius trat ein. Ein riesiges Gewölbe lag vor ihm und anhand der bunten Fenster ging er davon aus, dass dies früher mal eine Kirche gewesen war.

Im der Mitte des Raumes stand ein Mann, umringt von weiteren, verhüllten Gestallten.

Er war der Einzige, der keine Maske trug, denn er war es, wegen dem sie alle hier waren. Er hatte das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und seine braunen Augen blickten Lucius kalt an.

Der ehemalige Slytherin kniete vor ihm nieder und senkte seinen Kopf, als Lord Voldemorts Stimme durch den Raum hallte.

„Meine Freunde, es ist soweit.“ sagte er und ging mit bedächtigen Schritten um Lucius herum. „Wieder hat sich jemand als würdig erwiesen, in unseren Kreis einzutreten. Er wird für unsere Überzeugung kämpfen, töten und wenn es sein muss, sogar sterben.“

Die Umstehenden applaudierten und Lucius lief ein kalter Schauer über den Rücken.

“Er wird sein wie ihr. Mein Diener, mein Bote. Meine Augen und Ohren und meine Hand in dieser von Muggeln verseuchten Welt. Ich werde ihm dafür zeigen, was wahre Macht ist. Niemand wird uns aufhalten und gemeinsam werden wir das Antlitz der Erde reinwaschen und eine neue Ordnung wird herrschen!“

Voldemort holte seinen Zauberstab hervor und Lucius entblößte zitternd seinen linken Unterarm. Er wusste, was nun folgen würde und doch hatte er Angst davor. Bisher konnte ihm keiner etwas nachweisen, doch nach dem heutigen Tage würde er gezeichnet sein.

Voldemort ergriff den Arm und Lucius sah zu ihm hinauf.

“Willst du mein Werkzeug sein? Willst du mir dienen und mir Treu ergeben sein bis in den Tod? Willst du die Ehre hoch und unser Blut rein halten und mir folgen, wohin ich dich auch führe?“

Die Worte brannten sich in Lucius Kopf und er nickte. „Ich will.“

Voldemorts Augen blitzen auf.

„So sein es!“ sagte er und richtete seinen Stab auf den Unterarm seines Anhängers.

“Morsmordre!“

Von Voldemorts Zauberstab ausgehend, kroch ein dünnes, grünes Licht über Lucius Unterarm und hinterließen eine Linie, die ein deutliches Muster ergab. Er schrie auf, als sich die Linien in seinen Arm brannten. Voldemort lies seinen Arm los und half dem jungen Mann, aufzustehen.

“Willkommen Todesser!“ reifen die Umstehenden und nahmen ihre Masken ab.

Er erkannte Bellatrix und ihren Mann Rodolphus. Er sah auch Rabastan Lestrange, den Bruder von Rodolphus und einige andere, die er noch aus Hogwarts kannte. Walden Macnair, Evan Rosier und Antonin Dolohow waren unter ihnen.

Lucius sah auf das Mal, das Voldemort in seinen Arm geflucht hatte. Es war ein Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange hervor kroch.

Er hatte es überstanden. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Jetzt war er einer von ihnen.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Fabian stand in seiner neuen Aurorenrobe auf der Tribüne, und blickte sich nervös um. Es war seine Abschlussfeier, das Ende seines Kadettendaseins und damit der Anfang eines neuen Lebens. Er hatte alle seine Prüfungen bestanden und wartete darauf, das Rufus Scrimgeour ihn aufrief, damit er seine Urkunde in Empfang nehmen konnte.

Eigentlich hätte er der Rede seines Vorgesetzten lauschen sollen, aber er hatte sie bereits letztes Jahr gehört, als sein Bruder seinen Abschluss gemacht hatte und so ließ er lieber den Blick über die Zuschauerreihen wandern.

Gideon saß gemeinsam mit den anderen Auroren in der letzten Reihe und streckte beide Daumen hoch. Fabian musste grinsen, als er es sah, denn das Selbe hatte er bei Gideons Abschluss gemacht. Er sah den jungen Mann neben seinem Bruder an, Kingsley Shacklebolt. Der Farbige war der beste Freund der beiden Brüder, sie hatten schon zusammen in Hogwarts ihr Unwesen getrieben, und dass Fabian ein Jahr jünger war, hatte Kingsley nie gestört.

Jetzt hielt er etwas Kleines, Glänzendes hoch und Fabian verstand erst nicht, was Kingsley damit sagen wollte. Als er dann aber auf sein und Gideos Ohr zeigte, verstand der Rothaarige sofort. Kingsley und sein Bruder hatte sich nach bestandener Prüfung gegenseitig Ohrringe gestochen, die sie mit Stolz trugen, und anscheinend war er der Nächste, dem diese Ehre zuteil wurde.
 

Fabian schüttelte grinsend den Kopf und sein Blick glitt weiter über die Menschenreihen. Seine Mutter saß in der zweiten Reihe und trocknete sich gerade mit einem Taschentuch die Augen. Neben ihr tat seine Schwester Molly das Gleiche. Seine Schwester war sehr stolz auf ihn gewesen, doch hatte sie ihm bereits gedroht ihn zu verfluchen, wenn er auch mit einem blutigen, durchstochenen Ohr nach Hause kommen würde. Bei Gideon hatte se damals noch mehr getobt, als ihre Mutter.

Sein Neffe Billy turnte auf ihrem Schoß herum. Für den Ein-Jährigen war diese Veranstaltung sicher todlangweilig, denn er zog Molly ständig in den roten Haaren. Ihr Mann Arthur saß neben den beiden und versuchte, den Kleinen etwas abzulenken. Die roten Haare lagen bei ihnen in der Familie und nachdem Molly den ebenfalls rothaarigen Arthur Weasley geheiratet hatte, war der Kleine bereits mit dem typischen, roten Flaum auf dem Kopf auf die Welt gekommen.

Fabian liebte Kinder, und das seiner Schwester ganz besonders. Er hatte auch so den Verdacht, dass Molly wieder schwanger war. Sie hatte dieses Leuchten in den Augen wie damals, als Billy unterwegs war. Bei der Aussicht auf einen weiteren Neffen huschte ein Lächeln über sein Gesicht.

Er wünschte sich auch eines Tages Kinder, mindestens drei müssten es sein. Er konnte sich nicht vorstellen, eines Tages in ein leeres Haus zukommen, wo niemand auf ihn wartete. Diese Vorstellung war ihm ein Gräuel. Nur musste er dafür erst Mal die richtige Frau finden. Sein Blick wanderte durch den gesamten Saal, aber er konnte sie nirgends entdecken. Fabian musste über sich selbst den Kopf schütteln. Warum sollte sie auch heute hier sein? Er hatte sie ja nicht eingeladen und sein Chef sah sicher keinen Grund, sie mit herzubringen.

“Außerdem …“ dachte er sich „… ist sie bestimmt noch immer in Ägypten.“

Sein Blick wanderte zu Gideon zurück, der gerade etwas in Kingsleys Ohr flüsterte. Plötzlich fasste sich sein Bruder an den Kopf und drehte sich um. Fabian erkannte Moody, der hinter den beiden saß, und der seinem Bruder wohl gerade eine Kopfnuss verpasst hatte, damit er leise war. Schuldbewusst drehte sich Gideon wieder nach vorne und Kingsleys unterdrückte ein Lachen. Wenn er allerdings gewusst hätte, an wen Fabian gerade gedacht hatte, dann wäre er sicher vor Lachen geplatzt.

Fabian hatte den Fehler gemacht, und seinem Bruder von Serina erzählt, und Gideon konnte es natürlich nicht für sich behalten…
 

“Hey Fabi, was ist den mit dir los? Du bist ja so still in letzter Zeit?“ Kingsley saß auf einer Bank im Umkleideraum und musterte den jüngeren Kadetten eingehend.

“Ey Kings, las meinen kleinen Bruder in Ruhe, der hat Liebeskummer!“ sagte Gideon grinsend und ließ sich neben seinem Freund nieder.

“Verdammt Gid! Du hast versprochen, dass du die Klappe hältst!“ Fabian lief Rot an und öffnete seinen Spind.

“Tu ich ja, Bruderherz. Aber Kings gehört doch praktisch zur Familie, oder?“

“Du sagst es, Bruder!“ sagte Kingsley und schlug Gideon auf die Schulter. „Also, wer ist die Glückliche?“

Fabian zog seine Trainingssachen aus und ignorierte die beiden einfach.

“Darauf wirst du nie kommen, Kings!“ grinste Gideon. „Die Kleine vom Chef!“

Kingsley sah seinen Freund ungläubig an und fing dann an zu lachen. „Mann, das hätte ich unserem Junior ja gar nicht zugetraut! Dein Bruder hat ja richtig Mut, Gid, wenn er sich mit Moodys Nachwuchs einlässt!“

Gideon schüttelte den Kopf. „Hat er ja noch nicht, sie hat ihn nämlich abblitzen lassen!“

Jetzt reichte es Fabian aber. Er warf seine Spindtür mit Schwung zu, und drehte sich den beiden zu. „Gid! Halt endlich den Mund! Das geht niemanden etwas an!“

Doch sein Bruder hörte ihm gar nicht zu.

“WAS?“ lachte Kingsley. „Sie lässt unseren Superauror einfach stehen? Für wen? Prinz Charles?“

Gideon schüttelte sich vor Lachen. „Wenn er es mal wäre … aber … Kings,halt dich fest … für einen Fünftklässler!“

Kingsley blickte seine Freunde mit aufgerissenen Augen an. „Wie alt ist die Kleine denn überhaupt?“

“15!“ brüllte Gideon mit Tränen im Gesicht.

Kingsley sah Fabian erschüttert an. „Mensch Fabi, die ist doch noch ein Kind! Da…“
 

“… mit Auszeichnung abgeschlossen, als Bester seines Jahrgangs, Fabian Prewett.“

Applaus brach in der Halle aus und riss Fabian aus seiner Erinnerung. Er ging mit hochrotem Kopf zum Rednerpult, wo Rufus Scrimgeour ihm seine Urkunde überreichte und ihm gratulierte.

Seine Familie und Freunde hatten sich erhoben und er hörte Gideon und Kingsley aus der Menge heraus, die einen riesen Radau veranstalteten. Er sah, dass sogar Moody aufgestanden war und ihm anerkennend zunickte und applaudierte.

Fabian blickte auf die Urkunde in seiner Hand und wusste, dass er jetzt einen neuen Lebensabschnitt betrat, in dem alles Möglich war.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Es war mitten in der Nacht, und alle im Haus schliefen tief und fest. Nur eine Person schlich über einen Korridor und öffnete vorsichtig eine Tür. Der Raum war dunkel und verlassen und das rothaarige Mädchen schlüpfte hinein.

Der hohe Schrank stand zu ihrer Rechten und sie öffnete ihn langsam. Mehrere zusammengerollte Teppiche lagen, nach ihrer Größe gestapelt, darin. Serina entschied sich für den Kleinsten, der im obersten Fach lag, und nahm einen heraus.

Sie verließ das Zimmer auf demselben Weg, wie sie gekommen war, und ging die Treppe in den Innenhof hinunter. Sie wollte bei ihrem ersten Alleinflug nicht riskieren, durch ein Fenster oder gegen eine Zimmerdecke zu stoßen. Serina wollte dabei allein sein, denn sie konnte bei diesem Ausflug keine Zeugen gebrauchen. Die würden nur unnötige Fragen stellen, und sie wollte nicht erklären müssen, warum sie mitten in der Nacht alleine in die Wüste wollte.

Sie breitete den Teppich im kühlen Sand des Innenhofes aus und setzte sich darauf.

“Wie hat Nagreb das nur gemacht?“ grübelte sie und dachte daran, wie sie ihren Besen flog. Sie versuchte es und tatsächlich, das Prinzip war das Selbe.

Etwas holprig und unsicher war das Ganze zwar, aber sie erhob sich in die Lüfte. Serina lächelte, als sie über die Mauer des Anwesens flog und das schlafende Abu Ballas hinter sich ließ.
 

Die Sanddünen glitten unter ihr hinweg und der Mond schien hell über der Wüste. Nach einigen Kilometern erreichte sie eine kleine Gruppe Dattelpalmen, die um ein Wasserloch herum standen, und sie entschied, sich hier zu landen.

Serina rollte den Teppich zusammen und setzte sich darauf, mit dem Rücken an eine der Palmen gelehnt. Sie schloss ihre Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.

Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah einen Wüstenfuchs, der auf einem Felsen schlief. Skorpione, die über den Sand liefen. Sie sah Moody, wie er in seiner Küche saß und Razul, der ihr etwas erzählte. Dumbledore, an dem Tag, als sie im Krankenhaus erwachte und Sirius, der ihr auf dem Astronomieturm tief in die Augen blickte.

Nach und nach verbannte sie diese Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis, bis nur noch sie selbst übrig war.

Sie, ein Mensch mit Armen zum greifen und Beinen, zum gehen. Sie dachte an damals, als sie den Felsen hinunter gefallen war und formte ihr Abbild in ihren Gedanken neu.

Sie ließ die Beine kürzer und die Arme länger werden. Sie ließ sich Federn wachsen, damit ihre Arme zu Flügeln wurden, die sie durch die Lüfte trugen. Serina sah sich selbst als Vogel, der sich von Boden abstieß und gen Himmel flog.

Und dann spürte sie es. Ein Kribbeln zog sich über ihren Körper, als ob tausend kleine Ameisen auf ihr herumwandern würden.

Serina atmete tief ein und aus. Sie zwang sich zur Ruhe und ließ geschehen, was immer da gerade mit ihr passierte.

Sie öffnete ihre Augen und sah, wie die Umgebung immer größer wurde. Größer? Nein, sie selbst wurde immer Kleiner! Sie fühlte, dass sich ihr Gesicht verformte, ihre Lippen wurden hart und schoben sich zu einem spitzen Schnabel nach vorn. Sie hielt sich erschrocken eine Hand vors Gesicht und die Finger verschmolzen miteinander. Ihre Haut wurde schwarz und es schossen Federn daraus hervor und sie bedeckten den ganzen Arm.

Sie riss den Schnabel auf und wollte überrascht Aufschreien, aber sie brachte nur noch ein Krächzen zustande.

Der eingerollte Teppich war jetzt fast so hoch wie sie und sie hüpfte darauf. Sie schüttelte sich und ihr schwarzes Federkleid knisterte in der Stille der Nacht.
 

Serina hatte es geschafft, sie war jetzt kein Mensch mehr, sondern ein Vogel. Sie blickte an der Palme hoch. Sollte sie es wagen? Sie breitete ihre Flügel aus und versuchte, die Erdanziehungskraft zu überwinden. Sie konnte es nicht fassen, aber sie flog tatsächlich.

Instinktiv wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie erhob sich von dem Teppich, einen halben Meter, einen Meter in die Luft. Doch ihre Bewegungen waren unkoordiniert und sie kam ins trudeln. Schnell landete sie wieder und atmete hastig ein und aus.

Da saß sie nun im Mondlicht, mitten in der Wüste, und kleine, schwarze Augen blickten sich aufgeregt um.

“Konzentration!“ dachte sie sich. „Konzentration ist alles!“

Erneut spreizte sie ihre Flügel und diesmal waren ihre Bewegungen geschmeidiger. Sie flog an dem Stamm hoch und landete erst, als sie die Blätter der Palme erreichte. Sie krächzte in die Nacht hinein und in Gedanken lachte sie laut auf.

Sie pickte in eine der Datteln und obwohl sie diese nicht möchte, war es das herrlichste, was sie je gegessen hatte.

Sie stieß sich von der Palmenkrone ab und flog hoch, immer höher. Sie fühlte sich frei und grenzenlos, und ihre Sorgen schienen ihr in diesem Moment weit weg.
 

Als Serina das Anwesen wieder erreichte und den Teppich in seinen Schrank zurücklegte, dämmerte es bereits. Bald würden die ersten Bewohner erwachen und dieses Haus mit Leben füllen.

Sie ging leise in ihr Zimmer und zog schnell ihren Schlafanzug an, dann legte sie sich in ihr Bett. Sie war viel zu aufgeregt zum schlafen, aber so sah es wenigstens benutzt aus.

Serina wusste, dass sie noch etwas Übung brauchen würde, bis sie die Verwandlung so schnell und fließend wie James oder Sirius hinbekommen würde. Aber den ersten Schritt hatte sie heute getan und am liebsten hätte sie es ihren Freunden sofort erzählt. Doch sie musste wohl noch warten, bis sie wieder in Hogwarts waren. Denn sie wollte keinem Brief anvertrauen, was ein Geheimnis bleiben sollte.
 

~~~ ~~~ ~~~
 

Der Festplatz war hell erleuchtet und die meisten Anwohner tummelten sich zwischen Riesenrad, Losbuden und anderen Attraktionen. Das Sommerfest war immer ein kleines Ereignis, dass sich in Sevenoaks keiner entgehen lassen wollte.

Am Nachmittag waren die Familien mit ihren Kindern bereits hier gewesen und jetzt, bei Einbruch der Nacht, traf man die Jungendlichen und Erwachsenen, die nun ihrerseits ihren Spaß haben wollten.

Eine Gruppe Männer kam lachend aus dem Bierzelt getorkelt. Sie waren gleich nach ihrer Arbeit im Hafen her gefahren und zogen jetzt grölend durch die Menge. Sie machten sich einen Spaß daraus, jedes weibliche Wesen anzusprechen, das ihnen über den Weg lief.

Einer von ihnen hatte gerade wieder eine junge Frau entdeckt, die genau seinem Typ entsprach. Er schwankte zu ihr herüber und versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln.

“Ey Puppe … hicks … wie heisu denn?“

Das Mädchen, sie war sicher nicht älter als achtzehn, drehte sich zu ihm um und blickte ihn angewidert an. Sie war mit ihren Freundinnen hier, die hinter ihr belustigt kicherten.

“Hey Fred!“ brüllte ein recht korpulenter Mann seinen Kollegen an. „Las doch die Kleine in Ruhe, die könnte deine Tochter sein, So was ist ja strafbar!“

Die anderen Männer lachten und Fred drehte sich um. Es war, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt.

“Ach, halt´s Maul Carl! Du bist ja nur neidisch.“ lachte ein anderer und zog Fred weiter. „Mach dir nichts draus, Carl ist ein Idiot. Hier!“ Er drückte Fred eine Flasche in die Hand.

“Dank dir Mike.“ sagte Fred und nahm einen großen Schluck. Der Schnaps brannte in seiner Kehle, doch er sorgte dafür, dass Fred schon bald nicht mehr an sie dachte. Er wurde nicht gerne an seine Tochter erinnert, die vor zwei Jahren gestorben war, und dieser Vorfall im Kaufhaus war ihm noch immer unendlich Peinlich.

Als die Männer an der Achterbahn vorbeikamen war er wieder ganz der Alte und ließ sich von Mike überreden, eine Runde mitzufahren.
 

Moody saß in seinem Büro und sah einen Stapel Akten durch, als Fabian eintrat.

“Kaffee?“ fragte der junge Mann und hielt einen dampfenden Becher hoch.

Moody sah ihn an und nickte dankbar. „Gerne! Diese Akten machen mich noch ganz irre. Niemand hat was gesehen, die Opfer sind entweder tot oder haben ihren Verstand verloren. Die einzige Gemeinsamkeit, die alle diese Überfälle aufweisen, ist dieses grüne Zeichen, das hinterher über dem Ort schwebt!“

Fabian stellte sich hinter ihm und sah Moody über die Schulter um einen Blick auf die Unterlagen zu werfen.

„Die Opfer waren alles Muggel. Jedenfalls soweit wir bis jetzt wissen. Der Cruciatus Fluch und ein schwebender Totenschädel mit einer Schlange. Wer sind diese Spinner, verdammt noch mal? Was wollen die? Und die wichtigste Frage, Fabian?“

Der junge Auror sah ihn an. „Wer steckt dahinter?“

Moody nickte zufrieden. „Ganz richtig. Aber weißt du was wirklich erschreckend ist? Das hier sind nicht nur aktuelle Akten! Diese hier…“ er zog eine alte, verschließende Mappe unter dem Stapel hervor. „… diese ist bereits ZWANZIG JAHRE alt!“

Fabian sah ihn ungläubig an.

“Sieh selbst.“ sagte Moody und reichte ihm die Akte. Fabian klappte sie auf und seine Augen wurden mit jeder Minute größer, die er darin las. „Aber das ist ja … soll das heißen, diese Todesser treiben schon seit zwanzig Jahren ihr Unwesen und es hat bis jetzt niemand bemerkt?“

Moody schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht. Aber es gab schon früher diese Überfälle. Den ältesten, den ich gefunden hab, der war aus den Fünfziger Jahren. Seit dem traten sie immer wieder in unregelmäßigen Abständen in Aktion. Aber nie hat da jemand einen Zusammenhang gesehen. Und nur weil sich ihre Angriffe häufen, sind wir überhaupt darauf Aufmerksam geworden!“

Die Bürotür wurde aufgerissen und Gideon stolperte in das Zimmer. „Mister Moody, Sir …“ Er war ziemlich außer Atem. „Es gab … einen neuen … Überfall!“

Moody stand so schnell von seinem Stuhl auf, dass dieser nach hinten auf den Boden fiel und eilte aus seinem Büro.
 

Fred kam aus der Achterbahn geschwankt und ihm ging es gar nicht gut. Alles drehte sich und sein Magen fühlte sich an, als ob er noch immer Berg und Talbahnen fahren würde.

“Hey Fred, komm schon. Noch eine Runde!“

Er winkte nur noch ab. „Las mal gut sein Mike. Ich geh mal eben für Königstiger!“

Fred dachte nur daran, noch einmal in diese Höllenmaschine einzusteigen und hielt sich schnell die Hand vor den Mund.

Er ging zwischen einigen Buden hindurch in das kleine Waldstück, das den Festplatz säumte. Nach einigen Metern stieß er gegen einen Baum, sank auf die Knie und erbrach er alles, was er an diesem Tag zu sich genommen hatte.

“Oh Mist!“ fuhr es Fred durch den Kopf, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. Der Baum, gegen den er gestoßen war, trug Schuhe und einen langen schwarzen Mantel.

“OH MIST!“ sagte er laut und rappelte sich vom Boden hoch. „Ey Mann, das tut mir ja so Leid! Echt, ich hab dich gar nicht gesehen! … WOW, willst du zu einem Kostümfest, oder was?“

Er starrte auf die Maske und die Kapuze, der sein Gegenüber trug.

“Hey, was hast du denn da?“ fragte Fred, als er sah wie der Kostümierte einen dünnen Stock hob und auf seine Brust richtete.
 

Moody ging zwischen den brennenden Holzbuden umher, über denen der glühende Totenkopf schwebte.

Die Engreiftruppe war ebenfalls vor Ort und kümmerte sich um die überlebenden Muggel.

“Ja genau, eine Gasleitung ist explodiert, dass sollt ihr denen einpflanzen.“ hörte er Scrimgeour sagen und ging auf ihn zu. „UND HOLT MAL ENDLICH EINER DIESES SCHREKLICHE DING VOM HIMMEL?“ brülle er und eine Gruppe Zauberer machten sich an die Arbeit.

“Wie sieht es aus, Rufus?“ fragte er seinen Chef, der ziemlich geschafft aussah.

“Ich weiß es nicht, Alastor, wirklich nicht. Wir haben mittlerweile 56 Tote geborgen, 23 Menschen sind derart verwirrt, dass sie nicht mal mehr ihre Mama von einer Todesfee unterscheiden können. Und die Überlebenden, Alastor, das sind an die hundert Menschen. Und alle brauchen eine neue Erinnerung, und das am Besten, bevor diese verdammten Muggelreporter hier auftauchen! Es ist eine Katastrophe! Ich weiß nicht, wie wir das alles schaffen sollen!“ Scrimgeour schüttelte verzweifelt den Kopf.

Gerade apparierte eine weitere Gruppe Heiler aus dem St. Mungos Hospital ein paar Meter von ihnen entfernt. Sie sollten sich um die Verletzten kümmern und hatte sicher schon im vierten Stock des Krankenhauses die Abteilung Fluchschäden auf die Ankunft der neuen Patienten bereit gemacht.

Moody blickte Scrimgeour resigniert an. Das hier war der erste, größere Anschlag, den die Todesser ausgeführt hatten, und ihre Abteilung, eigentlich das gesamte Ministerium, war hoffnungslos überfordert.
 

Seine Auroren kamen auf ihn zu, und er sah ihn die geschockten Gesichter der jungen Männer. Gideons Blick war leer, Kingsley war bleich geworden und Fabian hatte Tränen in den Augen. Das war alles ziemlich viel für die drei jungen Auroren.

“Warum machen die so etwas, Alastor?“ fragte Fabian und er starrte auf einen verbrannten Teddybären, den er in seiner Hand hielt. „Ich hab … ein Mädchen war … höchstens sechzehn. Sie hing mit … verkrümmten Glieder … in einem Baum.“

Er hatte das Mädchen kopfüber in einer alten Eiche hängen sehen und ihre braunen Haare hatten im Schein der Flammen rötlich geleuchtet. Im ersten Moment hatte er sie für jemand anderes gehalten.

Alastor drückte dem Jungen die Schulter. „Das wird schon wieder, Junge. Wir finden die, die das hier getan haben. Und dann werden sie für ihre Taten büßen.“

Fabian schüttelte den Kopf, er glaubte nicht, dass er diesen Anblick jemals würde vergessen können, und keine Strafe der Welt konnte das hier aufwiegen.

Die Verletzten waren in ein provisorisches Zelt untergebracht worden, an dem die Auroren gerade vorbei kamen. Moody warf einen Blick auf die Menschen, die nie wieder in ihr normales Leben zurückkehren würden.

“Mister Moody, warum gerade…“

Moody hörte Gideons Worte nicht mehr, denn er hatte jemanden gesehen, den er kannte. Er trat in das Zelt und ging zu einem der Feldbetten auf dem ein Mann saß, der vor sich hin starrte. Seine Kleidung war zerrissen und er blutete an vielen Stellen. Eine dicke Beule hatte sich auf seine Stirn gebildet und der Mann stank erbärmlich.

“Ein armer Hund.“ sagte ein Heiler hinter ihm. „Sie haben ihm förmlich das Hirn weggegrillt. Er hat nicht eine Körperfunktion mehr unter Kontrolle. Der wird sich nie wieder erholen.“

Moody hockte sich vor den Überlebenden und sah ihm in die Augen. Der Mann registrierte ihn nicht, seine Augen starrten ins Leere.

Moody schnippte mit dem Finger vor seinem Gesicht und klopfte ihn auf das rechte Knie, aber auch darauf erfolgte keinerlei Regung des Mannes.

Er stand langsam auf und beugte sich über ihn, den Geruch nach Erbrochenem und Exkrementen ignorierend.

„Ich kümmere mich gut um sie.“ flüsterte er dem Mann ins Ohr und richtete sich wieder auf. Aber auch auf diese Worte reagierte der Mann nicht.

“Wer ist das, Alastor? Kennst du ihn?“ Fabian sah ihn fragend an und Moody nickte.

“Ja. Sein Name ist Fred Meyers, er ist so was wie ein … entfernter Verwandter.“

Moody verließ das Zelt und sah eine Frau weinend an ihnen vorbei gehen.

“In was für Zeiten leben wir nur, wo so etwas hilflosen Menschen angetan wird und wir machtlos daneben stehen?“ Kingsley sah sich kopfschüttelnd um.

“In düsteren Zeiten, Shacklebolt, in verdammt düsteren Zeiten!“ sagte Moody und apparierte mit seinen Leuten zurück ins Ministerium. Hier konnten sie nichts mehr tun, aber vielleicht fanden sie in den Unterlagen und Berichten doch noch einen Hinweis auf die, die hierfür verantwortlich waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Krylia
2007-11-16T20:58:52+00:00 16.11.2007 21:58
Der arme Fabian. Ich hoffe, er findet sein Glück noch.
Von:  sweetangle
2007-11-07T15:25:29+00:00 07.11.2007 16:25
XD


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