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Dead Man Walking

[A DiexKaoru AU-story]
von

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File #o1 - The Murder

Dead Man Walking
 

Autoren: AtomicSmile & Totchan

Pairing: DiexKaoru

BGM: 26 Songs der Bands FAKE?, 12012, D, Distraught Overlord, D’espairs Ray, Dir en grey, hurts, Lamb, ギルガメッシュ, るゔぃえ, 亜矢, シド, 雅-miyavi-, アリス九號. und Goo Goo Dolls auf Schleife.

Note: Diese Story ist aus einem RPG (http://animexx.onlinewelten.com/rpg/?modus=beschreibung&rpg=163343) von uns beiden entstanden, dessen Grundidee von Totchan ist, die wir beide ausgearbeitet haben. Sprich: der Plot ist Eigentum von uns und es wäre schön, wenn er dieses Mal auch nicht geklaut wird.

Edited by: AtomicSmile
 

File #o1 – The Murder
 

Die Beine auf dem Schreibtisch ruhend nahm der Rothaarige Mann fast schon zu entspannt einen Zug von seiner Zigarette, klopfte etwas von der angesammelten Asche ab. Nur einen Sekundenbruchteil später wurde die Ruhe des Büros von dem schrillen Klingeln seines Handys zerrissen. Genervt verzog er das Gesicht, legte seine Salem in die kleine Auskerbung des Aschenbechers und griff währenddessen routiniert in seine Jacketttasche, um das Mobiltelefon hervor zu ziehen.

Kaum, dass er das Gespräch angenommen hatte, tönte ihm auch schon eine eisige Stimme entgegen. "Daisuke, wir müssen reden.", legte die junge Frau am anderen Ende der Leitung fest und verursachte damit, dass sich Dies Gesicht zu einer Grimasse verzog. "Auch wenn du es scheinbar über deinem ach-so-wichtigen Beruf Mal wieder einmal verdrängt hast: noch gibt es hier Pflichten, die du zu erfüllen hast!", ereiferte sie sich und verstärkte wütend ihren Griff um den Telefonhörer.

"Lacey...dir auch einen schönen Mittag.", grüßte Die seine Noch-Ehefrau vermutlich einen Tick zu ruhig, ignorierte dabei völlig ihre anklagenden Worte, worauf er ein empörtes Schnauben der Angesprochenen erntete.

"Steck dir deine Formalitäten sonstwohin! Du wirst hierher kommen und dich um Vin kümmern!", verlangte sie erneut nachdrücklich und mahnte sich innerlich ruhig zu bleiben.

Die dagegen gab sich in keinster Weise die Mühe höflich zu sein, viel zu oft schon hatte er eine solche Diskussion mit seiner Frau führen müssen. Ruhig leckte er sich über die Lippen, beugte sich wieder nach vorne und ergriff seine langsam abbrennende Zigarette. Mit einem breiten Grinsen imitierte Die das Gesicht, das Lacey mit Sicherheit während des Sprechens ziehen würde und amüsierte sich innerlich köstlich über deren extrem niedrige Reizbarkeitsschwelle. "Ganz sicher nicht.", meinte er nüchtern, "Ich arbeite noch und habe Vin heute morgen schon gesagt, dass es heute leider nichts wird."

"Ich weiß, dass du es ihm heute morgen gesagt hast, schließlich musste ich zusehen, wie er wieder enttäuscht von dir in der Ecke saß und geschwiegen hat! Du verletzt ihn immer wieder, Die, und es ist nicht gut für ihn in diesem Alter abgewiesen zu werden!", zischte sie und versuchte mit aller Macht ihre Wut zu zügeln, stopfte stattdessen furios Wäsche in die Maschine. "Du wirst ja wohl noch 5 Minuten Zeit für deinen eigenen Sohn entbehren können!"

Die verengte missbilligend die Augen und hätte am liebsten umgehend das Gespräch beendet. "Jetzt mach mal halblang! Du tust ja gerade so, als ob er mir egal wäre.“, begann er sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen, „Was soll ich denn außerdem 5 Minuten mit ihm machen? Ihn ins Bett stecken?", fragte er deshalb zynisch und hielt kurz einen Moment inne, ehe er weiter sprach. "Ich kann ihn ja gerne mit ins Gefängnis nehmen wenn du meinst, dass das etwas für unsere Bindung tun würde. Ich muss da nämlich nachher noch hin, weil ich einen neuen Klienten habe." Genervt drückte er seine Zigarette aus, fragte sich allmählich, wo eigentlich seine Sekretärin blieb, die ihm die Unterlagen eben dieses Klienten hätte bringen sollen. Immer diese Weiber in seinem Leben, die alles nur komplizierter machten...

Wütend warf Lacey die Klappe der Waschmaschine mit Wucht zu und füllte schnaubend das Pulver ein, ehe sie den Raum verließ und sich in die Küche setzte. "Ich tue nur so?!", schrie sie schon beinahe in das Telefon, "DU kümmerst dich gar nicht um ihn! Er fragt mich jeden Tag, wo du bist und ob du noch vorbeikommst! Du wirst vorbeikommen und Zeit mit Vin verbringen. Ob du ihn nun ins Bett bringst und mit ihm redest, oder mit ihm spielst ist mir egal!", forderte sie rasend und zündete sich zur Beruhigung eine Zigarette an. "Warum schiebst du jedes Mal deinen verdammten Beruf vor?! Du tust ja gerade so, als würdest du in dem Gefängnis WOHNEN!"

Derweil klopfte Dies Sekretärin, eine Frau mittleren Alters, zögerlich an der Tür ihres Bosses, dessen wütende Stimme sie bis zu ihrem Schreibtisch hatte hören können. "Andou-san? Ich habe die Unterlagen für sie zusammengesucht..."

Die schwang seine Beine vom Tisch, stand auf, um sich zu strecken und verzog das Gesicht, als seine Gelenke schmerzhaft Knackten. "Ich kann vorbeikommen, das Problem ist, dass er dann vermutlich schon schläft. Immerhin wohnt ihr nicht gerade um die Ecke und ich muss trotz allem zuerst ins Gefängnis.", erwiderte er stur, betätigte dann einen kleinen Schalter an dem Telefon, das ihn zu seiner Sekretärin durchstellte. "Wie lange dauert das noch mit den Unterlagen? Ich müsste allmählich los.", sprach er zu dieser, hielt dabei das Handy mit der anderen Hand zu. Immerhin musste Lacey nicht wissen, dass er sie gerade ignorierte, wo sie doch bereits so gereizt war. Er hielt allerdings inne, als er bemerkte, dass seine Sekretärin bereits anwesend war. Irgendwie verwunderte es ihn nicht, dass er sie überhört hatte, bei der Lautstärke, mit der seine Frau mit ihm diskutierte. Allerdings war es durchaus ein Wunder, dass er noch nicht taub geworden war… "Kommen sie rein.", rief er halblaut, kümmerte sich nicht länger darum, dass Lacey bemerkte, dass er doch beschäftigter war, als sie es vermutlich dachte.

„Wie wäre es dann, wenn du mal etwas früher vorbeikommst und dich nicht die ganze Zeit mit dem Pack dort abgibst?!“, schrie diese weiter in ihr Telefon und ignorierte jegliche Worte, die von Die stammten, bemerkte dabei auch nicht, dass sie sich seine Aufmerksamkeit teilen musste. „Wenn du heute wieder nicht erscheinst, werde ich das meinem Anwalt mitteilen und ihn davon überzeugen, dass du Vin nicht gut tust." Mit diesen Worten drückte sie den roten Hörer, um die Verbindung zu beenden und stand auf, um nach ihrem Sohn zu sehen.

Ein mitleidiges Lächeln lag auf den Zügen der Frau, schließlich wusste sie, wie wenig Freizeit ihr Boss hatte und wie sehr seine Noch-Frau ihn unter Druck setzte. "Entschuldigen Sie, dass es so lange gedauert hat, aber es fehlten noch zwei Formulare, die mir erst gefaxt werden mussten.", entschuldigte sie sich sofort und händigte ihrem Arbeitgeber die Akte aus.

Erneut stockte der Rothaarige in seinen Taten, da er nur noch irgendetwas mit ‚früher kommen’ und ‚Anwalt’ vernommen hatte, bevor das eingängige Tuten des beendeten Gespräches Überhand nahm. Genervt legte auch er auf und verstaute das Handy wieder in seiner Jackettinnentasche. Er setzte sein typisches Lächeln auf, sah seine Sekretärin dankbar an. "Okay. Vielen Dank. Jetzt ist aber alles komplett?", fragte er noch einmal nach, wollte keine weitere Verzögerung herausfordern.

Nickend reichte die Frau ihm die Akten und richtetet ihre Brille. "Alle Informationen über Ihren neuen Klienten, an die ich gelangen konnte habe ich gesammelt. Ich gehe nicht davon aus, dass etwas fehlen wird." Überzeugt von ihrer Effizienz verbeugte sie sich leicht und verließ den Raum erneut, um sich wieder an ihren Arbeitsplatz zu begeben und ihren restlichen Pflichten nachzugehen, die für diesen Tag noch anstanden.

Die nickte ihr anerkennend zu, schnappte sich die Mappe und blätterte den Inhalt rasch durch, überflog dabei das Wichtigste. Er machte sich lieber selbst ein Bild von den Klienten, verließ sich nicht besonders gerne auf Klatsch- und Tratschartikel wie die von einem gewissen Herren H., welcher sich doch trotz unglaublichem Fehlen von Kompetenz ganz oben bei der Berichterstattung hielt. Das Wichtigste waren die Polizeiakten und der private Werdegang, hatte sich zumindest Die über die Jahre, die er schon als Anwalt arbeitete festgelegt, sodass er diese gründlicher in seiner Eile durchsah. Als der Rothaarige fertig war, packte er seine wichtigsten Sachen zusammen und verließ sein Büro. Er schloss ab und machte nur noch schnell bei seiner Sekretärin halt. "Sie können für heute Schluss machen, ich komme nicht noch Mal wieder heute.", informierte er sie.

Vertieft in einen neuen Artikel nickte diese ihrem Boss lediglich leicht zu, sah jedoch nicht auf. "Danke, ich werde gehen, sobald ich hiermit fertig bin.", murmelte sie vor sich hin und verglich immer wieder Aussagen bei den verschiedenen Klienten des Rothaarigen, bemerkte dabei gar nicht, wie dieser schließlich das Büro verließ und sie sich selbst überließ.
 

Die warf währenddessen die Mappe mit den Unterlagen auf den Beifahrersitz, stieg in sein Auto und startete den Motor. Er fuhr los, zündete sich an der nächsten Ampel erst einmal eine Zigarette an und betätigte den Schalter, der automatisch die Fenster öffnete. "Ganz schön heiß heute.", nuschelte er mit der Zigarette zwischen seine Lippen und fuhr Richtung Gefängnis. Er machte jedoch einen schnellen Zwischenstopp bei einem Spielzeugladen und kaufte für Vin ein Spielzeugauto und eine Actionfigur, welche ebenfalls auf seinen Beifahrersitz abgelegt wurden, als er wieder einstieg und weiter in Richtung des Gefängnisses fuhr. Als er schließlich angekommen war, stieg er rasch aus, klemmte sich die Mappe unter den Arm - er war schon immer ein strikter Gegner dieser hässlichen anwaltstypischen Aktentaschen gewesen, so nützlich sie auch sein mögen -, schloss sein Auto ab und betrat das Gebäude. Die Dame am Empfang sagte ihm, dass gleich ein Wärter kommen würde, um sich seiner anzunehmen, sodass er ungeduldig wartete und den Drang, sich eine neue Zigarette anzuzünden vorerst unterdrückte.
 

Zum scheinbar tausendsten Mal an diesem Tag lief der Mann den Weg aus den Zellenblöcken hin zum Eingang. //Diese verdammten Anwälte//, dachte er sich, //Als hätten die nichts Besseres zu tun, als Leuten wie denen hier Unterstützung anzubieten. Die sollte man doch alle mit wegsperren.// Sichtlich verstimmt sah er sich in dem Raum um und entdeckte den Rothaarigen Mann unweit von seiner Position. //Auch noch so einer...//. "Folgen Sie mit bitte, Andou.", sagte er gespielt höflich und trat den Rückweg an. //Warum muss ich eigentlich immer diese Paragraphenreiter eskortieren? Wenn denen hier etwas zustößt wäre es doch ihre eigene Schuld, schließlich zwingt sie keiner herzukommen.// Schnaubend schloss er die erste Tür auf und wartete, dass der Anwalt hindurch ging.

Die nickte, folgte dem recht missgelaunt erscheinenden Mann in Uniform. Irgendwie waren diese Wärter teilweise noch schlimmer als manche ‚Verbrecher’, zumindest von ihrem Verhalten her. Schließlich trat er durch die Tür, wartete darauf, dass der Wärter sie wieder verschloss und ihm weiterhin den Weg wies.

Als der Wärter die Tür ungeduldig wieder gesichert hatte, wünschte er sich seinen unbequemen Stuhl zurück, auf dem er saß, bis man ihn rief, statt durch diese endlosen Flur zu wandern. "Hier entlang." Wies er den Rothaarigen an und bog in einen Korridor ein, der in den Zellenblock mit den ‚Neulingen’ führte. "Wenn Sie sich umdrehen würden?" Fragte er nicht wirklich höflich und begann den jüngeren Mann vor sich abzutasten, achtetet besonders auf die Bereiche mit Taschen. //Bei denen kann man nie wissen...//, dachte er bei der Erinnerung an das Ziel seiner Führung. //Solche stecken sicher unter einer Decke.//

Die öffnete den ersten Knopf seines Hemdkragens und fächelte sich etwas Luft zu. //Hier drin ist es noch heißer als draußen... ist ja schlimmer, als in der Viehhaltung. Die könnten ruhig eine Klimaanlage einbauen, bei den Steuergeldern…//, dachte er sich und tat, was der Wärter von ihm Verlangte, war es ja immerhin immer dasselbe notwendige Spiel, wenn er hier war. Er war kurz davor, den Wärter zu fragen, ob ihm gefiel was er da tat, weil dieser scheinbar besonders gründlich vorging und er sich doch etwas diskriminiert vorkam. Immerhin war er Anwalt und kein Totschläger. Was sollte er denn bitte in seiner Hosentasche versteckt haben? Eine Bazooka?

Zu seiner Enttäuschung konnte er an dem Anwalt keine unerlaubten Gegenstände finden. //Also wird es wieder ein langweiliger Abend...//. Endlich ließ er von dem jüngeren Mann ab und schloss die Zelle auf, in der sich der Neue befand. "Rufen Sie, wenn Sie fertig sind, ich bleibe in der Nähe." Mit diesen Worten schob er den Rothaarigen in die Zelle und verschloss sie wieder.

Die verzog das Gesicht, als er einfach so in den Raum geschoben wurde, kam sich selbst schon wie ein Verbrecher vor. Schließlich zuckte er mit den Schultern und ließ seinen Blick zu dem zentral platzierten Tisch wandern, an dem bereits sein neuer Klient saß und ging ohne weiter zu zögern mit einem freundlichen Lächeln auf den Tisch zu.

In sich zusammengesunken hatte dieser an dem kleinen Tisch gesessen und über sein verdammtes Glück nachgedacht. Warum musste ausgerechnet ihm so etwas passieren? Er hätte den Rat seiner Mutter befolgen und im Bett liegen bleiben sollen... Als er schließlich hörte, wie die Tür aufging, traute er sich im ersten Moment nicht aufzusehen. Die Wärter waren ihm nicht geheuer und er spürte ihre Antipathie ihm gegenüber fast schon körperlich. Als sich jedoch schnelle Schritte näherten, erblickte er einen Rothaarigen, der Unterlagen mit sich spazieren trug. //Das soll also mein Retter sein?//, dachte er neutral und zwang ein Lächeln auf seine Lippen, scheiterte jedoch kläglich. "Ich bin unschuldig...", war das Einzige, das er wisperte, bevor er den Blick wieder senkte.

Die hielt in der Bewegung inne, hatte dem Mann gerade seine Hand reichen wollen, doch das Verhalten des anderen hatte ihn etwas aus der Bahn geworfen. Sicher hatte er öfters Klienten, die ziemlich fertig waren und ihn fast schon hysterisch bezeugten, dass sie unschuldig waren, jedoch hatte er bei den meisten immer seine Zweifel. Dieses Mal aber war sein erster Eindruck von dem Häufchen Elend vor sich ziemlich eindeutig. Er fuhr sich durchs Haar und lächelte erneut. "Und genau um der Umwelt das zu beweisen, bin ich hier.", meinte er zuversichtlich, wendete seinen Blick nicht von dem Mann ab.

"Sie verschwenden eh Ihre Zeit", seufzte Kaoru und ließ den Kopf weiter hängen. "Keiner wird mir es glauben..." Er zuckte mit den Schultern und sah resignierend zu dem anderen Mann. "Es tut mir leid, wenn ich Umstände bereite." Sein Anwalt sah abgehetzt und gestresst aus. Nicht gerade die Voraussetzungen, die gut waren, um ihm aus dieser Misere zu helfen, also machte er sich keine falschen Hoffnungen. "Habe ich überhaupt eine Chance?"

„Aber aber... so etwas will ich nicht hören.", widersprach Die sofort und schüttelte seinen Kopf. "Denn wenn wir mit so einer Einstellung anfangen, haben wir wirklich keine Chance." Er zog sei Jackett aus und hing es über den Stuhl. "Ich darf mich setzen, nicht?", fragte er mit einem Lächeln und zog den Stuhl zurück um sich Sekunden später zu setzen. "Aber alles der Reihe nach. Mein Name ist Daisuke Andou und es ist mein Job, dass ich Umstände habe und ich werde mich so gut ich kann für dich einsetzen. Außerdem haben wir eine Chance." Er hielt kurz inne, reichte Kaoru dann lächelnd seine Hand. "Und darf ich jetzt Fragen, wie du heißt? Ich bin nämlich keiner von diesen Bürohengsten, die die gesamten Daten von ihren Klienten im Schlaf auswendig lernen.", scherzte er um den Blonden etwas aus der Reserve zu locken. Natürlich kannte er dessen Namen und die groben Daten. Trotzdem war es allein schon für ihr Vertrauensverhältnis, das seiner Meinung nach nun mal aufgebaut werden musste, wichtig, dass sie sich erstmal ein Bisschen kennen lernten.

Schockiert von dem energiegeladenen Bürokraten ihm gegenüber, riss Kaoru die Augen auf und begann zu schmunzeln. "Ich bin Kaoru Niikura.", sagte er und nahm Dies Hand an, um sie leicht zu schütteln, bevor er sich wieder etwas zurücklehnte. "Sind Sie sicher, dass Sie meinen Fall kennen? Ich glaube kaum eine Chance zu haben, bei den ‚Beweisen’, die Vorliegen." Seufzend fuhr er durch seine blonden Haare und verstrubbelte sie dabei etwas. "Wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist... Ich hätte nie gedacht, dass so viel Wahrheit hinter dem Klischee stecken kann."

"Nun ja. In der Tat liegen 4 Aussagen gegen dich vor, jedoch wurden diese noch nicht nach ihrer Glaubhaftigkeit geprüft. Und nur, weil die Stimmen gegen dich in der Mehrheit sind, muss es nicht heißen, dass sie die Wahrheit sagen oder gewinnen. Aber deine Äußerung von eben klingt doch schon mal sehr interessant. Oh Moment. Verdammt, ich vergesse dieses verdammte Teil immer!", fluchte er und kramte in seiner Jackentasche nach einem Miniaufnahmegerät, platzierte es dann zwischen sich und seinem Klienten. "Du hast doch nichts dagegen? Beugt vor, dass ich etwas Wichtiges vergesse.", erklärte er, da ihm das in letzter Zeit öfter passiert war, zum Glück aber bis jetzt noch nicht zu seinem Verhängnis geworden war. "Also...wenn du mir irgendetwas sagen willst, was nur dich und mich etwas angeht, dann schalte ich das Gerät aus. Es dient nur dazu, deine Aussage aufzunehmen. Also bereit?", fragte er und legte seine Finger über die rote Taste, wartete nur noch auf das okay Kaoru.

„Ich bewundere diesen Optimismus, wenn ich das sagen darf, aber er schafft es nicht mich zu überzeugen..." Er lächelte gebrochen und bat Die mit einer Handbewegung seine Zustimmung, ihr Gespräch aufzuzeichnen. //Himmel ist der zerstreut. Wenigstens habe ich so noch etwas zu lachen, bevor ich verknackt werde. oder schlimmeres...// "Ich werde bescheid geben, sobald ich die Aufnahme abbrechen möchte." Seufzend leckte er über seine trockenen Lippen. "Hätte ich zumindest jemanden, der beweisen könnte, dass ich nichts getan habe, aber ich war alleine." Ein weiteres Seufzen entwich seiner Kehle und Kaoru fragte sich erneut, warum er sich das hier antat.

Die beschloss währenddessen innerlich sich vorerst auf das Wichtigste zu konzentrieren, Mut machen musst und konnte er Kaoru auch noch später, im Moment war dessen Aussage einfach wichtiger. Nachdem er die Zustimmung des Blonden erhalten hatte, betätigte er das Gerät, verflocht seine Finger auf dem Tisch um nicht wieder dem Drang zu rauchen zu unterliegen. "Warum warst du denn genau zu dem Zeitpunkt an diesem Ort? Was hattest du da zu suchen?", begann Die zu fragen.

Seufzend dachte Kaoru an diesen Morgen zurück. "Ich bin auf dem Weg zur Arbeit gewesen und den üblichen Weg gelaufen. Unterwegs habe ich mir noch wie immer einen Kaffee gekauft und bin eben wie sonst auch losgegangen." Nachdenklich kaute Kaoru an seiner Unterlippe. "Mein Kollege war krank, deshalb war ich alleine, als ich aus einer Gasse Geräusche gehört habe..." Gequält sah Kaoru Die an "Ich habe doch wirklich nichts getan, warum muss ich hier sein?"

//Hm seltsam. Obwohl ich das fast jedes Mal höre und es zu 90% gelogen ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass er nicht lügt. Sofern er nicht schizophren ist, kann mir keiner erzählen, dass er in der Lage ist, einem Kind so etwas anzutun...//, dachte sich der Anwalt bereits von der Unschuld des Blonden überzeugt. Es tat ihm leid, aber gerade eben konnte er Kaoru keine aufmunternden Worte entgegenbringen. Alles, was er tat, war leicht seinen Arm zu berühren. "Tut mir Leid, dass ich dich unterbreche, aber kannst du mir den Namen und die Adresse von deinem Kollegen geben? Das könnte hilfreich sein. Und was ist mit dem Geschäft wo du den Kaffe gekauft hast? War das eine offene Filiale? Vielleicht zu dieser Gasse? Eine belebte Straße?", fragte er trotz seiner Gedanken.

Nervös spielte Kaoru mit seinen Fingern. "Herr K. heißt er. Er wohnt in der 13., also unweit von der Stelle..." Kaoru drehte den Ring auf seinem Finger unruhig hin und her und lächelte Die schwach an. "Ich hab den Kaffee an einem Kiosk ein paar Straßen weitere vorne gekauft. Normaler Weise ist es recht voll dort, aber um diese Uhrzeit sind nur sehr wenige Leute unterwegs. Drei oder vier standen dabei und eben der Betreiber. Ich habe den Kaffee bezahlt und bin sofort weitergegangen."

Die nickte die Aussagen ab, würde später definitiv seine Sekretärin nach diesem Mann ermitteln lassen. Sein Blick wanderte zu Kaorus Fingern und er beobachtete, wie dieser mit dem Ring spielte um seine Nervosität zu verarbeiten. "Und die Geräusche waren nicht laut genug, als das man sie bis dorthin hätte hören können, schätze ich? Was ist dann passiert?"

Kaoru nickte leicht. "Die Geräusche waren zwar nicht wirklich leise, aber irgendwie erstickt. Also bin ich vorsichtig näher gegangen, schließlich war es eigentlich nicht meine Absicht, in Schwierigkeiten zu geraten. Und als ich dann näher gegangen bin... da... lag sie schon da. Ganz alleine und hatte den Mund verbunden..." Kaoru erschauderte bei der Erinnerung an das halbtote Mädchen und schluckte trocken, wünschte sich, dass man ihm die Zigaretten nicht zusammen mit allem anderen Habe abgenommen hätte.

Der Rothaarige verzog den Mund. //Zumindest den Kiosk könnte ich mir noch einmal anschauen...oder anschauen lassen. Am besten wäre es, wenn er mitkommt, aber das geht ja nicht. Ich sollte vielleicht diesen K. auch befragen...//, machte sich Die eine mentale Liste und griff unbewusst in seine Jacke, holte Feuerzeug und Zigaretten heraus. Bevor er sich jedoch eine zwischen die Lippen legte, hielt er Kaoru fragend die Packung hin und betätigte den Stopp-Knopf des Gerätes. "Ich sag’s keinem.", meinte er lächelnd.

Erleichtert über die Worte seines Anwaltes nahm Kaoru eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie bedächtig an, ehe er Die das Feuerzeug wiedergab. "Danke...", sagte er und genoss den Rauch, der seine Lungen füllte, "Sieht schlecht aus, nicht wahr?"

"Kein Problem.", meinte der Anwalt bevor er sich selbst seine Zigarette anzündete und den Rauch aus seinen Lungen blies. "Naja. Dumm ist, dass du nicht Hilfe geholt hast. Andererseits bleibt gerade das zu loben, denn die meisten wären einfach weitergegangen. Es sieht zwar nicht gerade einfach aus, aber das muss nicht heißen, dass es nicht zu schaffen ist. Du bist unschuldig, das sagst du doch die ganze Zeit. Wenn du es bist, dann kämpf auch dafür und lass dich nicht einfach verurteilen. Wer es nicht versucht, der hat schon verloren... Wollen wir ne Pause machen und erstmal rauchen oder so weitermachen?", fragte er schließlich und sah den anderen aufmunternd an.

Langsam nickte Kaoru drauf hin; der Anwalt hatte Recht, schließlich ließ er sich sonst auch nicht so einfach unterkriegen. Wenn er doch nur einen einzigen Beweis hätte, dass er nicht der Täter gewesen sein konnte. Aber er hatte nichts. Keinen, der mit ihm dort war; keinen, den er geholt hat; keinen Bus, der Verspätung hatte... Seufzend nahm Kaoru einen weiteren Zug. "Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wenn ich eine kurze Pause haben könnte..." Er hatte solche Aussagen schon öfter in Filmen belächelt, doch es steckte tatsächlich Wahrheit darin, dass solche Verhöre kräftezehrend waren, außerdem wollte er Die keine Schwierigkeiten machen, wo er doch scheinbar wirklich nett war.

"Also Kaoru, bevor wir eine Pause machen... wie schon gesagt, ich werde mein Bestes für dich tun. Das Einzige, was ich im Gegenzug von dir verlange, ist, dass du auch dein Bestes gibst im Bezug darauf, dass du ehrlich bist und nicht aufhörst zu hoffen und vor allem an mich zu glauben. Wie soll ich mir denn sonst – entschuldige meine Umgangssprache - den Arsch aufreißen, wenn du an mir zweifelst? Fairer deal?", fragte er grinsend und stand dann auf, um sich zu strecken.

Langsam nickte der Blonde. "Ich... ich werde es versuchen, aber ich kann nichts versprechen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin wirklich dankbar dafür, dass wenigstens Sie mir glauben, oder zumindest so zu tun, als ob, aber ich fürchte das Ganze wird Dimensionen annehmen, die schwer zu verarbeiten sein werden."

Die griff nach seinem Handy und schrieb seiner Sekretärin die neu gewonnenen Informationen, bat sie, sich in den nächsten 24 Stunden um die Beschaffung von den wichtigsten Daten zu kümmern. Bevor er das Handy jedoch wegsteckte, sah er noch Mal auf die Uhrzeit. //Wann geht Vin ins Bett?//

Schweigend rauchte Kaoru währenddessen weiter und beobachtete seinen Anwalt, der voll und ganz mit seinem Handy beschäftigt war. Gerade wollte er ansetzen und fragen, ob sie weitermachen sollten, als er den nachdenklichen Blick auf dessen das Handy sah. "Wollen wir morgen weiter machen, ich denke es wird schon recht spät sein und ich bin auch etwas geschafft..." //Immerhin eine Halbwahrheit.//

"Mir wäre es lieber, wenn wir wenigstens noch besprechen, was passiert ist, bis andere Leute dich angeblich gesehen haben.", meinte Die. "Dann kann ich beim nachhause fahren drüber nachdenken.", erklärte er zwinkernd, meinte es sogar ernst, sah den anderen dann aber neugierig an. "Was meintest du gerade eben mit Dimensionen?", fragte Die interessiert, lehnte sich näher zu Kaoru und beugte sich leicht herunter. "Ich sag dir etwas: wenn du wirklich unschuldig bist - und bis jetzt gibst du mir nicht das geringste Anzeichen dafür, daran zu zweifeln, dann ist dieser Polizist, der sich festgenommen hat, das Widerlichste auf der Welt und gehört bestraft. Es gibt nicht Schlimmeres, als Leute an der Macht, die es nicht verdient haben und diese Macht gegen andere einsetzen. Du wärst nicht der Erste, der Unschuldig wegen einer Falschaussage eines unfähigen Polizisten im Gefängnis landet." Er räusperte sich und brachte wieder etwas Abstand zwischen sich und den Angeklagten.

Erleichtert atmete Kaoru aus. Scheinbar hatte sein Anwalt schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht und hatte somit Ahnung von den Dingen, die sie wohl tun müssten, um ihn aus dieser Situation herauszuboxen. Ein aufrichtiges Lächeln zierte seine Lippen, als er seine Zigarette ausdrückte. "Das könnte in meinem Fall aber etwas schwerer werden, fürchte ich. Die Zeugen haben sehr gut auswendig gelernt, wissen Sie..." Er streckte sich leicht und wartete, dass Die sein Gerät nickend wieder einschaltete, ehe er weiter sprach. "Sie lag also dort und war geknebelt und hat überall geblutet, also bin ich hingelaufen, um ihr zu helfen. Aus den Augenwinkeln sah ich jemanden sich bewegen und den Täter flüchten... Ich wollte ihm erst hinterher rennen, doch die Kleine hat mich so verzweifelt angeguckt, dass ich ihr helfen wollte und war gerade dabei, das Tuch von ihrem Mund abzumachen, als jemand auf mich zu gerannt kam und mich auf den Boden drückte. Das war es auch schon...", fasste er langsam mit monotoner Stimme das Geschehen zusammen, blickte seinen Anwalt hilflos an.

Die lauschte der Aussage und zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. //Die offizielle Version sieht da schon ganz anders aus...// "Hm... und dann? Eine nette Belehrung in Sachen ‚Sie haben das Recht zu schweigen, da alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden kann’?", fragte er, erhielt ein zynisches Lachen Kaorus als Antwort.

"Genau die, nur mit ein paar wüsten Beschimpfungen verfeinert. Aber ich merke ja, was für Rechte ich habe. Vor allem meine Grundrechte sind so wundervoll übergangen wurden, als ich unschuldig festgenommen wurde und hier schon von allen - sowohl Wärtern als auch Insassen - als Schuldig geächtet bin. Wissen Sie, was die hier drinnen mit Leuten machen, die Kindern etwas antun? Wenn ich hier bleiben muss, ist es besser mir einen Strick zu nehmen, auch wenn ich nichts getan habe." Kaoru seufzte die letzte Worte und lehnte sich in seinem Stuhl weiter nach hinten.

Der Anwalt schüttelte nur mit dem Kopf. "Dachte ich mir. Aber wo du es gerade so schön ansprichst..." Er schaltete das Gerät wieder aus und lehnte sich etwas näher, musste die Polizei doch nichts davon mitkriegen, dass er seinen Klienten Tipps gab. "Pass auf dich auf. Wie du schon richtig erkannt hast, sind deine Chancen hier ziemlich schlecht wenn du niemanden findest, der dir den Rücken deckt. Und fang um Gottes Willen keine Schlägerei oder ähnliches an. Ich traue dir zu, dass du das nicht absichtlich machen würdest, aber hier ist schon schiefes Anschauen von jemandem ein Grund dazu, sich zu prügeln. Lauf nicht alleine herum, wenn es sich vermeiden lässt. Lass dich nicht provozieren, verlass dich nicht auf die Wärter, denn die schauen gerne mal weg. Versuche immer abzuwägen, was das kleinere Übel ist.", beendete er schließlich. "Ich will dir keine Angst machen... aber in dem Punkt, kann und will ich dir keine falschen Hoffnungen machen. Ich kann dir hier drin nicht helfen..." Er leckte sich leicht über seine trockenen Lippen. Mit einem ‚Noch ein paar letzte Fragen, dann reicht es für heute.’, betätigte er nochmals das Aufnahmegerät. "Das Mädchen hat noch gelebt als du festgenommen wurdest? War nur ein Polizist da? Weißt du, wo er herkam und warum? Ich denke, es war sonst niemand weiter da? Wirkte er hektisch? Hatte er vielleicht Blut an sich?"

Dankbar nickte Kaoru und versuchte sich alle Tipps zu merken, die ihm gegeben wurde. Er hoffte inständig einen Mithäftling zu bekommen, der halbwegs human war und ihn nicht sofort verurteilte, sodass er zumindest einen Verbündeten hatte. //Auf die Wärter hätte ich mich eh nicht verlassen... nicht nachdem ich sah, wie gut sie sich mit den anderen Polizisten verstehen und, wie schnell sie sich ihre Meinung bilden. So bald man nur einen Fuß hierein setzt, ist man doch schon ein Verbrecher für die...//, dachte sich der Blonde bitter. "Als ich festgenommen wurde lebte sie noch. Zumindest denke ich das, denn man hat kaum eine Regung gesehen und sie hat auch zum Schluss keine Geräusche mehr von sich gegeben. Aber es war wirklich nur ein Polizist da.“, antwortete er, „Der Gute ist wahrscheinlich einmal um den Block gelaufen und dann wieder zurück zu der Kleinen, um mich dranzukriegen.", fügte er noch leise murmelnd hinzu, ehe er angestrengt nachdenkend auf seine Unterlippe biss. "Er kam... aus der Selben Richtung wie ich... weit und breit war kein anderer Mensch zu sehen, allerdings kann ich nicht sagen, ob er Blut an sich hatte. Er hat mich ja nicht mehr aufstehen lassen, bis Verstärkung ankam..."

Dies Augenbrauen zogen sich zusammen. //Sehr seltsam. Was macht ein einzelner Polizist um die Uhrzeit dort?// "Hat er Hilfe für das Kind gerufen? Hat er nach dem Kind gesehen?", fragte Die weiter. "Hast du geblutet? Hast du sie angefasst?"

"Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich glaube er hat nur nach Verstärkung gerufen..." Überzeugt nickte Kaoru, dann jedoch revidierte er schnell seine Aussage. "Nein falsch! Ein paar Minuten später hat er einen Krankenwagen beordert. Was er getan hat kann ich nicht sagen, ich musste liegen bleiben mit dem Gesicht zur Seite... geblutet habe ich glücklicher Weise nicht, auch wenn er sehr grob war. Ich habe nur ein paar blaue Flecke." Zum Beweis hob Kaoru seinen Arm an und zog den Ärmel seines Pullovers zurück, um Die die Male zu zeigen. „Nichts Weltbewegendes. Ich hab die Kleine nicht angefasst. Nur das Tuch...."

Die verkniff sich ein Lächeln als Kaoru ihm seine blauen Flecke zeigte. //Irgendwie niedlich.// Dennoch ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen. "Mmmmh... aber seltsam, dass er nicht versucht hat, mit dem Kind zu reden, oder sofort einen Krankenwagen gerufen hat... Wirklich sehr seltsam. Wenigstens das können wir nachverfolgen und ihm anrechnen. Als Polizist müsste er wissen, wie man sich in solch einer Situation verhält. Und da überwiegt nun mal das Kind. Wenn er jedoch wusste, wie es ihr geht, oder nicht so scharf drauf war, dass sie es schafft, dann macht es Sinn, dass er erst Verstärkung ruft.", brabbelte Die laut vor sich hin und stellte dabei insgeheim Vermutungen auf, was wirklich passiert sein musste. "Und wenn du sie nicht angerührt hast, dürften auch keine Spuren von dir auf ihr sein. Für gewöhnlich kann man das durch Spezialisten und Gerichtsmediziner feststellen lassen. Also ein weiterer Punkt, der für uns sprechen könnte.", beendete er seine Ausführungen schließlich wesentlich zuversichtlicher als noch wenige Minuten zuvor.

Bedächtig rollte Kaoru seinen Ärmel wieder zurück und verschränkte die Arme in seinem Schoß. "Wenn man jetzt so darüber nachdenkt, ist das alles in der Tat etwas seltsam. Vor allem dachte ich immer, dass man unterscheiden kann, ob man jemandem etwas umbindet oder abmacht... Ich hoffe wirklich die Gerichtsmediziner können nachweisen, dass ich die Kleine nicht angefasst hatte. Mir graut es nur davor, dass man trotzdem Spuren von mir an ihr findet. Vielleicht sogar nur von mir, weil der Täter Handschuhe aufgesetzt hatte, oder ähnliches..." Nachdenklich senkte Kaoru erneut den Blick und fragte sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag, wo er da nur hineingeraten war.

"Hm... in der Tat. Hoffen wir, dass das für uns spricht. Dann werd ich meiner Sekretärin gleich noch Mal bescheid geben.", bestätigte Die. //Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen nicht schon ihre Finger im Spiel hatten und das Ergebnis manipuliert haben...// Schließlich sah er wieder auf, blickte Kaoru ins Gesicht. "Wenn dir noch etwas einfällt, dann ist jetzt der Zeitpunkt dafür. Wenn nicht, reicht das für heute erst einmal und du sagst mir alles, was dir noch einfällt gleich morgen."

"Irgendetwas muss doch beweisen, dass ich unschuldig bin. Es heißt doch immer, dass ‚Die Wahrheit ans Licht kommt’. Ich habe mir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen, also müsste ich doch eine reelle Chance haben...", versuchte sich Kaoru Mut zu machen. "Nein, mehr fällt mir im Moment leider nicht ein, aber ich versuche mich noch an mehr zu erinnern. Danke für Ihre Hilfe.", murmelte Kaoru noch und verbeugte sich leicht vor dem Rothaarigen.

Die schaltete das Gerät aus. Dass leider nicht immer die Wahrheit siegte, sagte er seinem Klienten besser nicht. "Nichts zu danken. Noch habe ich nichts gemacht, fürchte ich.", meinte Die und schob den knarrenden Stuhl zurück um aufzustehen. "Ich hoffe, wir sehen uns morgen in alter Frische. Sag mir bescheid, wenn Häftlinge oder die Aufsicht dir was tun, oder dich unter Druck setzen. Ich werde dann versuchen etwas in die Wege zu leiten.", fügte er noch rasch hinzu und reichte dem Blonden die Hand.

Nickend stand auch Kaoru auf und nahm die Hand des Rothaarigen. "Werde ich tun, aber ich hoffe doch, dass ich weiterhin meine Ruhe haben werde. Wir sehen uns ja morgen wieder. Hoffentlich mit meinem Freilassungsbescheid.", fügte Kaoru an und lächelte leicht. Innerlich wusste er, dass es entweder noch sehr lange dauern würde, bis er diese Anstalt verlassen durfte, oder aber es ging sehr schnell und er würde bei seiner Freilassung mit den Füßen voran an die frische Luft gelangen.

Die Aussage zauberte Die ein Lächeln auf die Lippen. Immerhin versuchte der andere jetzt ein bisschen positiv zu denken und das war ja immerhin ein großer Fortschritt. Er nickte, steckte noch rasch das Aufnahmegerät ein. "Das ist die richtige Einstellung. Wir sehen uns morgen.", verabschiedete Die sich, rief dann nach dem Wärter.

Seufzend sah Kaoru zu, wie Die aus dem Raum ging. Der Rothaarige Mann war ihm mehr als nur sympathisch und er hoffte inständig, dass er ihn hier raus holen könnte, auch wenn er dann ewig in dessen Schuld stehen würde. "Hoffentlich überlebe ich meinen Zellengenossen...", murmelte Kaoru und erschauderte bei der Vorstellung, an einen von den bulligen Kerlen zu geraten, die ihn bei der Inhaftierung mit Blicken durchbohrt hatten.
 

"Nicht schon wieder...", missmutig erhob sich der Mann und lief zurück zu dem Raum, um den Anwalt hinaus zu lassen. "Sind Sie fertig?", fragte er gedehnt und geleitete den Rothaarigen zurück zu dem Ausgang, froh endlich seine Aufgaben erfüllt zu haben und den Rest des Abends sich weitestgehend zurücklehnen zu können, wenn er den anderen Freak in seine Zelle gebracht hätte.

Die grinste breit, als er den Wärter anschlurfen kommen sah. Sehr motiviert war der Gute nun wirklich nicht. Er folgte Mann bis nach draußen und bedankte sich höflich. Seine Arbeit war für diesen Tag erledigt, doch irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er jetzt erst in die Höhle des Löwen musste. Er gab kräftig Gas und hoffte, etwas Zeit wieder gut zu machen. Allzu spät war er nicht Mal dran. Als er an einer Ampel halten musste, kritzelte er sich schnell eine Notiz auf ein Blatt aus der Mappe, welche noch auf seinem Schoß lag und schob sie dann wieder auf den Beifahrersitz. Nach kurzer Zeit hielt er vor dem Haus seiner Ex, schnappte die Tüte mit dem Spielzeug und verschloss den Wagen. Nachdem er an der Haustür geklingelte hatte, richtete er noch schnell sein Haar, immerhin wollte er nicht genauso grauenhaft aussehen, wie er sich schon wieder fühlte.

Leicht genervt öffnete Dies Noch-Frau die Tür und schenkte ihm einen abschätzigen Blick. "Da hast du dir gerade noch den Arsch gerettet.", waren die einzigen Worte, die sie sagte, ehe sie zurück in die Küche ging um weiter abzuwaschen. Die wusste schließlich, wo er seine Sachen ablegen konnte. "Vin ist in seinem Zimmer und spielt noch. In 10 Minuten muss er ins Bett, also dreh ihn nicht zu sehr auf.", wies sie den Rothaarigen an und kümmerte sich sonst kein Stück um dessen Verbleib. Insgeheim war sie jedoch froh, dass er doch noch aufgetaucht war, so gleichgültig sie sich auch geben mochte.

Die zuckte lediglich mit den Schultern. Dass er sowieso nicht gehört hatte, was sie ihm letztendlich beim telefonieren ins Ohr gebrüllt hatte, sagte er ihr besser nicht. "Also bin ich in 12 Minuten hier weg.", nuschelte der Rothaarige vor sich hin, zog seine Schuhe aus, ohne sich zu bücken und warf sein Jackett über die Garderobe. Danach ging er zielstrebig zu Vins Zimmer und öffnete die Tür. Dieser bemerkte ihn nicht sofort, da er zu beschäftigt mit seinen Autos war. Erst, als Die sich neben ihn kniete und ihn anstrahlte, registrierte er seinen Vater.

„Papa!", quietschte er freudig, fiel seinem Vater um den Hals. Dieser lächelte, umarmte seinen Sohn. "Ich dachte du kommst nicht mehr. Uh… was hast du da in der Tüte?", fragte er sofort und seine Augen strahlten förmlich. Die kicherte und übergab seinem Sohn die Spielsachen, welcher sich nur noch mehr freute, nach einer erneuten Umarmung seinem Vater eine Actionfigur in die Hand drückte und mit ihm für die verbliebenen 10 Minuten spielte.
 

Als Lacey ihre Arbeit beendet hatte, folgte sie Die in Vins Zimmer und lehnte sich gegen den Türrahmen. Es war eine Schande, dass sie und Die sich so sehr auseinander gelebt hatten, denn Vin hing sehr an seinem Vater. Nur, wenn Die in der Nähe war, wurde der Kleine richtig lebendig und machte Unsinn, wie jedes andere Kind auch. Wahrscheinlich lag es an Dies Ausstrahlung, die andere schon immer zum Lachen animiert hatte, während sie selbst eher ruhig und reserviert war. Seufzend stieß sie sich von dem Türrahmen ab und trat ganz in das Zimmer.

"Vin mein Schatz, es wird Zeit ins Bett zu gehen. Sag deinem Papa noch auf Wiedersehen und leg dich dann hin, ja?" Es brach ihr fast das Herz, als ihr Sohn traurig nickte und die Figur, die ihm Die geschenkt hatte, wieder weglegte. Sie gab ihm noch schnell einen Kuss und verschwand wieder, wollte Vin noch ein paar Minuten mit seinem Vater gönnen.

"Du hast gehört, was deine Ma gesagt hat, Kleiner.", meinte Die lieb lächelnd, strich über die Wange seines Sohnes, der ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter zog. Ihm selbst tat es ja auch leid, dass er so wenig Zeit für ihn hatte, da er Vin wirklich und aufrichtig liebte. Sobald er wieder etwas mehr Freizeit haben würde, würde er mit ihm weggehen, das hatte er sich fest vorgenommen.

"Okay...", meinte Von deutlich reservierter als zuvor, packte das Spielzeug sorgsam beiseite bevor er schließlich seinen Schlafanzug anstarrte. Die umarmte ihn von hinten und begann ihn zu kitzeln, da er es nicht länger ertrug das traurige Gesicht seines Kindes zu sehen. Nach mehreren Tritten Vins ließ er schließlich wieder von ihm ab, damit er sich Umziehen konnte. "Wann kommst du wieder vorbei, Papa?", fraget Vin mit großen Augen, zog die Decke fast bis zur Nasenspitze nach oben.

Liebevoll wuschelte dieser ihm durch die Haare. "Ich versuch diese Woche noch Mal länger vorbei zukommen.", meinte Die, bevor er sich erhob. "Gute Nacht, Vin.", sagte er und winkte ihm nochmals zu, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich. Seufzend lehnte er sich gegen das Holz und massierte seine Schläfen. Er wusste, dass er kein guter Vater war und er hasste sich dafür. Dennoch wusste er einfach keine Lösung für diesen Zustand. Das einzige, wovor er wirklich Angst hatte, war, dass, wenn Vin einmal größer war, sich komplett von ihm entfremden würde; ihn vielleicht sogar hassen würde...
 

Seufzend reichte Lacey Die ein Glas und deutete ihm an ihr in das Wohnzimmer zu folgen. "Schön, dass du doch noch vorbeigekommen bist, Vin hat mich beinahe stündlich gelöchert, ob du es nicht doch vergessen hättest. Die, wir beide wissen, dass dein Job nicht wirklich eine Familie zulässt, aber könntest du, wenn dein Fall abgeschlossen ist, vielleicht Vin für ein paar Tage zu dir nehmen? Er braucht seinen Vater doch mehr, als ich erwartet hatte."

Genau das hatte Die befürchtet. Jetzt wollte Lacey - zugegebenermaßen aus guten Gründen - auch noch diskutieren. Er folgte ihr, hörte zu, was sie zu sagen hatte. "Ich hatte eh vor, sobald ich wieder Zeit habe, versteht sich, mit Vin etwas zu unternehmen. Ich kann mir dann frei nehmen...", bestätigte er, da es wirklich seine Absicht war. "Ich weiß nicht, wie lange der Fall noch dauert...zur Not kann er auch einfach mal über Nacht zu mir, das ist auch kein Problem. Dann fahre ich ihn eben morgens zur Schule.", bot er Lacey an.

"So lange du ihn nicht ewig wach bleiben lässt, kannst du ihn auch über die Nacht mitnehmen, ich bin mir sicher er wird begeistert davon sein. Du musst mir nur versprechen wirklich bei ihm zu bleiben, egal wer anruft." Seufzend massierte Lacey ihre Schläfen. Sie hasste es Die derart anzubetteln, doch um ihren Sohn glücklicher zu machen war sie bereit über ihren Schatten zu springen, egal wie viel es sie kostete. "Sag einfach bescheid, wenn du ihn zu dir nehmen kannst." Langsam erhob sie sich wieder. "Danke, dass du vorbeigekommen bist, aber ich würde dich bitten wieder zu gehen, jetzt, da wir eh alles geklärt haben.

Die lachte. "Ich lass ihn bestimmt nicht bis open end wach, da leide ich ja selbst. Und ja, klar sag ich bescheid. Es wird sich dann aber vermutlich kurzfristig ergeben… vielleicht, wenn ich Mal früher wegkomme.", erklärte er und erhob sich dann schließlich ebenfalls. "Kein Problem, ich muss eh noch etwas erledigen.", stimmte Die zu und ging wieder in den Flur, wo er sich rasch anzog.

Erleichtert folgte Lacey dem Rothaarigen und sah ihm zu, wie er sich wieder anzog. "Sag aber Vin bitte noch nichts davon, er würde sonst nur wieder enttäuscht sein, wenn dir etwas dazwischen kommt. Du kannst ja die Woche noch Mal vorbeikommen. Bis dann und fahr vorsichtig.", meinte Lacey aus reiner Gewohnheit und öffnete die Tür, als Die fertig angezogen war.

"Ich hatte auch nicht vor ihm etwas zu sagen. Erstens will ich ihn überraschen und zweitens... hast du ja selbst genannt. Bis dann, ich werd schon nicht draufgehen.", meinte er grinsend und ging zielstrebig zu seinem Auto. Er ließ den Motor an, fuhr jedoch nicht sofort los, sondern schickte seiner Sekretärin noch eine andere Nachricht, bevor er es vergaß, oder es noch später wurde. Als er schließlich fertig war, fuhr er nach Hause, musste sich jedoch ziemlich zusammenreißen, um nicht am Steuer einzuschlafen. Überglücklich endlich in seinen vier Wänden zu sein, schloss er sein Apartment auf und kickte seine Schuhe beiseite. Sein Anrufbeantworter blinkte wie immer und die Post, die er aus dem Briefkasten geholt hatte, hätte ruhig etwas mehr aus Werbung oder sogar Rechnungen bestehen können. Seufzend betätigte er den Anrufbeantworter, holte sich währenddessen ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich dann an den geräumigen Tisch im Wohnzimmer, hörte den Ansagen zu, während er die Post durchsah. Heute würde er sich definitiv weigern auch noch seine EMails abzurufen, da sich bereits Kopfschmerzen anbahnten und er eh kaum noch Zeit hatte zu schlafen. Duschen würde er wie immer am nächsten Morgen; wollte einfach nur noch schlafen. Gesagt getan. Fix ging er ins Bad und machte sich schlaffertig, nur, um sich dann auf sein großes Doppelbett zu werfen und in den Kissen zu vergraben. Er blinzelte, als ihm einfiel, dass er vergessen hatte, noch Mal über den Fall nachzudenken. "Verdammt.", fluchte er, wusste, dass er für die nächste halbe Stunde wieder nicht schlafen würde, sondern über Möglichkeiten oder sonstige Dinge des Falles zu grübeln.
 

Es kam Kaoru wie eine unendliche Zeit vor, bis der Wärter zurückkehrte und verkündete, dass er jetzt seine Zelle beziehen sollte. Langsam schritt er an dem Wachmann vorbei und folgte dem Weg laut den Anweisungen des ihm folgenden Mannes, bis er schließlich in einer Zweierzelle ankam.

Eines der Betten war belegt, was bedeutete, dass Kaoru wohl schon einen Genossen hatte, der glücklicher Weise gerade abwesen war. Er traute sich nicht auszumalen, was für ein Mann sich die Zelle mit ihm teilen mochte, als er sich auf seiner Liege niederließ. Schweigend kaute er auf seiner Lippe herum und erschrak beinahe zu Tode, als die Tür erneut geöffnet wurde. Aus Angst vor dem Neuankömmling rollte sich der Blonde auf seiner Liege zusammen und kniff die Augen zu. //Was ich nicht sehe, sieht mich auch nicht...//

Sein Mitbewohner hob die Augenbrauen. "Komischer Type.", brabbelte er verwundert in seinen nicht vorhandenen Bart über die offensichtliche Ignoranz des anderen. „Hey, du bist doch neu hier, nicht? Die Wärter haben gemeint, dass ich mich `n bisschen um dich kümmern soll, weil sie dazu keine Zeit hätten. Als ob sie das jemals getan hätten...", wich er vom eigentlichen Thema ab. "Jedenfalls: hör auf mich zu ignorieren, ich sprech’ nicht gern mit Rücken.", meinte er leicht bissig.

//Um mich kümmern? Was soll mir das sagen? Verprügelt er mich für sie, oder wie?// Seufzend drehte sich Kaoru um und sah zu seinem Mitbewohner. "Was für ein netter Service. Und mit wem habe ich das Vergnügen? Ich muss ja zumindest wissen, nach wem ich schreien soll, wenn ich auseinander genommen werde", erwiderte Kaoru eisig und rückte mit dem Rücken gegen die Wand.

Der Schwarzhaarige sah ihn wenig begeistert an; irgendwie war der Typ ziemlich zickig. Vermutlich tat er auch nur so cool, für ihn war alles nichts Neues mehr, da er schon einige Zeit saß und somit recht viel gesehen hatte. "Mein Name ist Kyo. Und wessen Namen darf ich dann schreien, wenn mir der Besitzer auf den Nerv geht?", fragte er lässig zurück.

"Kaoru", gab der Blonde kühl zurück und musterte den kleinen Mann vor sich. Plötzlich fielen ihm die Worte ein, die ihm Die zugeflüsterte hatte und er hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen. "Hör zu, ich bin das erste Mal im Gefängnis und hatte auch nicht vor, hier herzukommen. Können wir die ganze Sache jetzt einfach vergessen und morgen neu anfangen?" Er spürte, wie sich ein starker Kopfschmerz ankündigte und seufzte zum wiederholten Male. //Auch das noch...//

Sein Mitbewohner blinzelte verwirrt. "Du gehörst hier wirklich nicht rein...", meinte er erneut überrascht und schüttelte den Kopf. "Passt schon. Der erste Tag ist immer scheiße. Dann hau dich aufs Ohr, ich werd’s nämlich auch tun.“, meinte er und legte sich noch währenddessen auf seine Liege. „Ich rate dir vorerst nicht ohne mich raus zu gehen. Erstens könntest du dich verlaufen und zweitens nicht besonders angenehmen Besuch kriegen.", warnte er den anderen schließlich noch vor.

"Da bist du schon der Zweite, der das heute feststellt.", sagte Kaoru mit einem schwachen Lächeln und nickte erleichtert. "Ich bin dankbar für alle Hilfe, die ich bekommen kann. Ich fürchte alleine würde ich mich auch gar nicht aus der Zelle hier heraustrauen...", wisperte er dem Dunkelhaarigen zu und rollte sich unter seiner dünnen Decke zusammen. "Danke für die Hinweise, Kyo."

Kyo grinste breit. beschloss, den restlichen Small Talk für den nächsten Tag aufzuheben. Immerhin hatten sie viel Zeit - zu viel Zeit um alles auf Teufel komm raus an einem Tag zu diskutieren oder zu klären. Irgendwie interessierte er sich ja brennend für diese zweite Person, die Kaoru diesen sehr hilfreichen Rat gegeben hatte. Für gewöhnlich gaben weder Anwälte noch Wärter solche Tipps, da es sie eben einfach eine Dreck scherte, was mit den Leute passierte, die hinter Gittern saßen Und Kaoru sah nun wirklich nicht aus, als ob er Knastbekanntschaften hatte.

Kaoru drehte sich derweil wieder mit dem Rücken zu seinem Mitbewohner und starrte apathisch die Wand an. Wie kam es nur, dass plötzlich so viele – besser gesagt überhaupt Leute - sich um ihn kümmerten und ihm ihre Hilfe anboten? Hatte die Justiz eingesehen, dass er nicht ewig unschuldig hier drin sein konnte, oder wollten sie seinen Aufenthalt hier drin nur verlängern, weil sie einen Schuldigen brauchten, den sie vor den Medien nieder machen konnten?

Er wünschte sein Anwalt wäre noch hier, um ihm Ratschläge zu geben. So untypisch dieser Mann für einen solchen Beruf aussah, so gut schien er zu sein, oder zumindest hoffte der Blonde dies. Allmählich fielen ihm zu Augen zu und er fiel in einen leichten Schlaf, dabei immer wieder die Bilder des toten Mädchens vor seinen Augen habend.

Nach wenigen Sekunden drehte auch der andere Inhaftierte sich der Wand entgegen, um in seinen einzigen Ausweg von seiner engen Zelle abzudriften. Wenn man erstmal realisiert hatte, wie es im Gefängnis ablief, wusste man seinen Schlaf nur umso mehr zu schätzen, bot er doch die einzige Pause, von den ganzen Kranken und widerlichen Dingen, die man dort sehen musste. Und im Traum waren einem immerhin keine rostigen Gitterstäbe vor die Nase gesetzt, die das Grundstück, auf dem man sich befand, von der Außenwelt abtrennte. Andererseits konnten Träume auch grausam sein. Kyo hoffte für seinen neuen Kameraden, dass er keiner von denen war, die Alpträume hatten...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Gedankenchaotin
2012-04-09T17:52:51+00:00 09.04.2012 19:52
Kann ich mich nur anschließen, ist wirklich toll geschrieben und irgendwie tun mir beide Leid.
Kaoru, weil er unschuldig ist und Dai, weil er diese Unschuld beweisen muss/will und daher kaum Zeit für anderes findet.

Bin gespannt, wie es weitergeht. ~

LG Gedankenchaotin
Von: abgemeldet
2012-04-09T11:38:41+00:00 09.04.2012 13:38
wow...
es liest sich sehr gut
bin gespannt, wann diese FF fortgeführt wird ;)
Von: abgemeldet
2007-11-07T21:29:16+00:00 07.11.2007 22:29
ich finds toll..
o.O
Von:  _Domestic_Fucker_
2007-09-03T18:09:15+00:00 03.09.2007 20:09
Das ist wirklich sehr interessant!!
*nick*
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht!!
=^^=


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