Ein Mädchen sitzt am Strand. Es hat braune, lockige Haare, ein hübsches Gesicht und eine anmutige Gestalt. Jeder, der vorüber geht, wird denken: „Wie schön sie doch ist. Sie muss glücklich sein, wie sie da sitzt.“
Doch sie ist nicht glücklich.
Sie tut nichts, sitzt nur da. Und lässt ihre Gedanken kreisen. Sie weiß, sie braucht nur die Hand zu heben, und ihr wird alles gebracht, was sie will. Sie darf alles tun.
„Nein“, denkt sie, „Nicht alles. Nur die Dinge, die meinem Stand entsprechen.“ Alle denken, sie sei glücklich. Doch sie darf keinen Spaß haben.
Sie ist einsam, aber nicht allein. Sie hat keine Freunde.
Sie ist gefangen, aber nicht gefesselt. Gefangen im goldenen Käfig der Etikette. Und im ewigen Kreiß ihrer Gedanken.
Ich will nicht mehr, denkt sie. Ich gehe.
Diesen Gedanken hatte sie in letzter Zeit oft. Aber sie weiß, wohin sie auch geht, sie werden ihr folgen, werden sie zurückholen.
Die einzige Möglichkeit ist der Tod. Sie hat keine Angst davor.
„Aber wahrscheinlich lassen sie mich auch das nicht. Sie wollen mich nicht sterben lassen.“
Sie beobachtet die jungen Männer, die in einiger Entfernung Ball spielen. In einer sehr großen Entfernung. Sie dürfen nicht näher kommen. Es könnte ihr etwas geschehen.
Sie wird wütend, springt auf. „Ja, mir könnte der Ball an den Kopf fliegen!“, schreit sie. „Ich will mitspielen! Wenn mich ein Ball trifft, bricht er vielleicht mir das Genick. Dann bin ich tot und ihr könnt nichts dagegen tun!“ Sie läuft davon.
Ihr Kindermädchen und ihre Bodyguards, die wenige Meter neben ihr saßen, laufen ihr hinterher. Die Bodyguards halten sie fest. „Beruhige dich, Annabelle!“ sagen sie. „Die Spritze!“ Das Kindermädchen wühlt in ihrer Tasche.
Annabelle weiß, jetzt wird sie wieder für eine Weile still sein. Sie halten sie für verrückt, geben ihr eine Beruhigungsspritze.
„Nein!“ Ein letzter, verzweifelter Versuch sich zu retten. So ist es immer.
Alles wird schwarz um sie herum. Sie fühlt nichts mehr. Doch in ein paar Stunden wird sie wieder aufwachen. Alles beginnt von vorne.
Sie ist gefangen. In einem ewigen Kreislauf. Es gibt kein Entkommen.
