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Septembernacht

Wichteln bei den durchgeknallten FF-Autoren
von

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~Der Beginn eines neuen Gedankens~

WAS?!

Kogoro Mori schrie fast ins Telefon.

Conan sah interessiert auf.

„Ja…jaja, ich komme sofort!“

Der Detektiv knallte den Hörer auf die Gabel und hechtete zur Garderobe.

„Was ist denn passiert?“, wollte Ran wissen, die aus der Küche gekommen war und eine Tasse Tee in den Händen hielt.

„Ein Mord im Rathaus.“, erklärte Kogoro knapp. „Mich überrascht, dass Megure mich angerufen hat. Sonst will er doch immer, dass ich nicht bei den Aufklärungen dabei bin…“

„Vielleicht ist es diesmal was besonders Kniffliges.“, riet Conan misstrauisch und rückte seine Brille zurecht.

Kogoro bedachte ihn mit einem prüfenden Blick.

„Mach dir bloß keine Hoffnungen, Knirps! Du bleibst hier, ist das klar?!“

Doch der Junge hörte gar nicht zu, sondern zog sich seine Jacke über und trabte zur Tür.

„Was ist, Onkel Kogoro, willst du nicht mitkommen?“, meinte er zu dem älteren Detektiv gewandt und versuchte, nicht zu grinsen.

„Du kleiner…!“

Verärgert schluckte Kogoro das Schimpfwort hinunter, das ihm schon auf der Zunge lag.

Ran kam dem Kleinen zu Hilfe.

„Ich war noch nie im Rathaus! Wieso nimmst du uns nicht mit? Wir werden uns nur ein bisschen umsehen und dich nicht bei den Aufklärungsarbeiten stören, versprochen! Außerdem kann Conan dir doch bestimmt wieder helfen, wenn du nicht weiterkommst. Du weißt, wie schlau er ist!“

Kogoro stöhnte resigniert, protestierte jedoch nicht weiter.

Ran, du bist die Beste! , dachte Conan begeistert und alle drei verließen die Wohnung.
 

Ein leichter Herbstwind strich Conan übers Gesicht, als er aus dem Auto kletterte und an der Seite von Ran auf das Rathaus zuging.

Das große, weiß gestrichene Gebäude wurde von einer Allee aus Kastanienbäumen flankiert, deren Kronen schon in vielen verschiedenen Farben – von rot über orange bis braun – aufleuchteten. Ein wahres Blättermeer breitete sich unter den Füßen der drei Ankommenden aus.

„Schaut mal, dort!“, rief Ran verzückt, als ein zierliches Eichhörnchen geschickt von Ast zu Ast hüpfte und in einer der Baumkronen verschwand.

Sie stiegen die kleine Treppe hinauf, die zu dem imposanten Eingangsportal des Rathauses führte, und Conan lehnte sich gegen die schweren Türflügel. Diese schwangen zu seiner Verwunderung sofort auf und gewährten den Gästen Einlass.

Im Foyer herrschte bereits reges Treiben.

Polizisten huschten hin und her, weiß gekleidete Männer hatten sich in kleinen Grüppchen zusammengestellt und unterhielten sich lebhaft. Alle schienen sehr beschäftigt zu sein und auf ihren Gesichtern zeichnete sich Ratlosigkeit ab.

Kommissar Megure begrüßte die Neuankömmlinge, jedoch nicht, ohne Ran und Conan einen zweifelnden Blick zuzuwerfen.

„Der Fall sieht so aus:…“, begann er zu berichten, „…Der amtierende Bürgermeister Shizuki Ameda ist heute morgen um 8.45 Uhr in seinem Büro gefunden worden.“

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Erschossen.“

„Haben Sie schon die ungefähre Tatzeit ermittelt?“, klinkte Conan sich schnell ein, bevor Kogoro zu Wort kommen konnte.

„Ja. Der Todeszeitpunkt muss etwa eine halbe Stunde vor seiner Entdeckung gewesen sein. Die Leichenstarre hatte noch nicht eingesetzt und die Körpertemperatur war erst um wenige Grad gesunken.“

„Wer hat ihn gefunden?“

„Seine Sekretärin.“

„Hat die für die Tatzeit ein Alibi?“, fuhr der Junge unbeirrt fort, obwohl ihm der ältere Detektiv einen strafenden Blick zuwarf.

„Natürlich haben wir sie sofort überprüft, denn sie wäre die erste Verdächtige gewesen.“, erläuterte der Kommissar bereitwillig. „Aber sie ist erst um 8.30 Uhr gekommen. Ihre Kollegin kann bezeugen, dass sie noch nicht vorher hier war.“

„Irgendein Hinweis auf den Täter?“

„Keiner. Nicht mal die Mordwaffe. Und fremde Fingerabdrücke sind auch nirgends, nicht am Schreibtisch, nicht an den vielen Türklinken, die es hier eigentlich überall gibt...“

„Wir haben es also mit einem Profi zu tun.“, posaunte Kogoro heraus, glücklich, auch etwas zu dem Gespräch beigetragen zu haben.

„Nicht unbedingt.“, widersprach ihm Conan mit gerunzelter Stirn. „Es kann auch einer der Angestellten gewesen sein.“

„Das wollte ich gerade hinzufügen!“, sagte der Detektiv und schoss dem Jungen einen weiteren tödlichen Blick zu.

„Sollten wir uns nicht den Tatort ansehen?“, fragte Conan Megure und ignorierte Kogoro vollkommen.

Der Kommissar nickte und die drei folgten ihm die breite Treppe hinauf, die mit einem roten Teppich ausgelegt war.

Dieser Teppich verschluckt jedes Geräusch von Schuhen… , überlegte der junge Detektiv und betrachtete den Boden aufmerksam. Doch er entdeckte nichts Verdächtiges.
 

Einige Minuten später betraten sie das geschmackvoll eingerichtete Büro des Bürgermeisters.

Auf dem ebenfalls roten Läufer, der von der Tür bis zu dem großen Eichenschreibtisch führte, war die Silhouette eines liegenden Menschen mit weißer Farbe aufgemalt.

Eine eingetrocknete Blutlache befand sich neben dem Kopf der Zeichnung.

Conan wandte sich sogleich dem Schreibtisch zu.

Mehrere beschriebene Blätter lagen zerstreut darauf, einige Aktenhefter stapelten sich in einer Ecke und ein paar Stifte waren an verschiedenen Stellen auf dem Tisch abgelegt worden.

Der Junge überflog die Akten blitzschnell und hockte sich hin, um die Schubladen unter die Lupe zu nehmen.

„Meinst du nicht, dass der Kommissar das alles schon gemacht hat?“, flüsterte Ran ihm zu und setzte sich neben ihn.

„Doch. Aber ich bin mir sicher, dass er irgendetwas…“

Er stutzte.

Eine der Schubladen schien gewaltsam aufgebrochen worden zu sein. Sie war auch die einzige, die mit einem Schloss gesichert gewesen war.

Conan nestelte ein Taschentuch hervor, umwickelte den Griff der Schublade und zog sie auf.

Darin lag nur ein einziger kleiner Zettel, auf den rätselhafte Ziffern geschrieben waren.

Vorsichtig holte Conan ihn hervor und betrachtete ihn sorgfältig.
 

139 30 öl 35 30 nb
 

„Was diese Zahlen wohl zu bedeuten haben?“, überlegte Ran, die ihm über die Schulter schaute.

„Vielleicht eine geheime Codierung…“, dachte der junge Detektiv laut nach.

„Ach, Quatsch.“, unterbrach Kogoro seine Gedanken abfällig. „Das ist sicher eine Telefonnummer.“

„Die Vermutung hatten wir auch als erstes.“, beteiligte sich auch der Kommissar an dem Gespräch. „Aber als wir da angerufen haben, hieß es sofort, die gewählte Rufnummer sei nicht vergeben. Außerdem sind diese Buchstaben zwischen den Zahlen so rätselhaft.“

„Seltsam…“, grummelte Kogoro enttäuscht.

„Haben Sie schon verschiedene Ziffer – Codierungen ausprobiert?“, fragte Conan gedankenverloren.

„Ja, einige. Aber du weißt schon, dass es Millionen von Möglichkeiten dabei gibt.“

Der Junge nickte.

Diese Zahlen erinnerten ihn an irgendetwas, aber er konnte nicht definieren, an was.

Vielleicht…

Seine Augen huschten nochmals über den Zettel.

Natürlich!

„Sag mal, Onkel Kogoro?!“, begann er und seine Stimme zitterte ein wenig vor Spannung. „Könnten das nicht…Koordinaten sein?“

Kommissar Megure sah ihn erstaunt an.

„Schlaues Bürschchen!“, murmelte er verblüfft. „Darauf wäre ich gar nicht gekommen…“

„Woher weißt du denn, was Koordinaten sind?!“, wollte Kogoro genervt wissen.

„Och…“ Conan suchte verzweifelt nach einer Ausrede.

Und wieder war es Ran, die ihm aus der Patsche half.

„Das hattest du bestimmt gerade in Erdkunde, nicht wahr?!“

Er nickte heftig.

Danke, Ran…
 

Schnell war eine Landkarte geholt und alle vier beugten sich mit verbissenem Blick darüber.

„Hier.“, sagte der Kommissar und deutete auf einen Punkt auf der Karte. „Hier müsste es sein.“

„Aber…das ist ja mitten in einem Fluss!“, bemerkte Ran verwundert.

„Ja. Das einzige, was da noch in der Nähe liegt, ist die neue Chemikalien - Fabrik.“

Megure ahnte nicht, wie wichtig das war, was er gerade gesagt hatte.
 

„Da fällt mir noch was ein!“, rief Conan plötzlich, als sie die Treppe hinunter gingen, um mit dem Auto zum Fluss zu fahren.

„Hatte der Bürgermeister irgendetwas bei sich? Sein Portemonnaie oder so?“

Der Kommissar hielt inne.

„Nein.“, sagte er nach einigen Sekunden des Nachdenkens. „Nicht, dass ich wüsste.“

Aha. , dachte Conan mit zusammen gebissenen Zähnen. Es ist uns also doch jemand zuvor gekommen!
 

Am Ziel angekommen mussten sich die vier noch durch dichtes Buschwerk schlagen, bis sie das Flussufer erreichten.

„Ha, ist das nicht ein wundervoller Ort, um Ferien zu machen?!“, scherzte Kogoro, doch niemand ging auf ihn ein.

Ran ließ ihren Blick über die Landschaft streifen, während Conan nur den Fluss anvisierte.

Das Wasser floss träge das Flussbett entlang.

Zu träge…

Voller Vorahnung kniete er sich hin, steckte zwei Finger in das Gewässer und roch daran.

Seltsam…so riecht doch kein Wasser…diesen Geruch kenne ich irgendwo her…nur woher...?

„Ran? Kannst du mir sagen, nach was dieses Wasser riecht?“, bat er das Mädchen, das sich zu ihm hinunter beugte und an seinen Fingern schnupperte.

„Komisch.“, meinte sie mit gerunzelter Stirn. „Das ist genau derselbe Geruch wie in unserem Kunstraum…“

Das ist doch…! Terpentin?

„Lasst uns zurückgehen.“, schlug Kogoro vor und gähnte. „Hier ist doch eh nichts!“

Und ob, mein Freund! , dachte Conan grimmig. Du bist nur zu dämlich, um das Offensichtliche zu sehen!
 

Auf der Rückfahrt hing der Junge seinen Gedanken nach.

Fassen wir einmal zusammen: Meine Vermutung ist, dass diese Fabrik Abwässer oder irgendwelche Chemikalien durch ein unterirdisches Rohr den Fluss leitet. Unerlaubterweise, versteht sich. Und der Bürgermeister hat davon gewusst. Warum hat er es nicht sofort der Polizei erzählt? Wurde er bestochen? Oder erpresst? Aber mit was? Er machte eigentlich nicht den Eindruck, als ob er korrupt wäre… Außerdem fehlen mir die Beweise für meine recht windigen Vermutungen. Wo krieg ich die her? Und wie konnte es jemand schaffen, das Portemonnaie des Opfers zu entwenden? War es der Täter selbst? Oder noch jemand anderes? Welches Puzzleteil fehlt hier noch?

„Conan! Wir sind da!“

Rans Stimme riss ihn aus seiner Kombination.

Vor der Tür der Wohnung wartete ein kleines Mädchen mit schulterlangen, braunen Haaren und sah ihnen mit blitzenden grauen Augen entgegen. Ihr Blick erfasste den Jungen und ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.

„Hallo, Ai!“, begrüßte Ran sie fröhlich, doch Ai ignorierte das ältere Mädchen vollkommen, packte Conan am Arm und zog ihn von den anderen fort.

„Ai, was ist denn los?!“, fragte er sie verwundert, als sie außer Hörreichweite der Erwachsenen gekommen waren.

„Ich habe ein Gegengift entwickeln können.“, begann sie schnurstracks zum Thema zu kommen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, da Conans Gesichtszüge augenblicklich entgleisten.

„Wie…Was…Wie hast du…?“, stotterte er und ein Strahlen tauchte in seinen Augen auf.

„Stopp!“, unterbrach das Mädchen ihn. „Freu dich nicht zu früh! Ich kriege die richtige Zusammensetzung noch nicht hin, also wirkt es nur eine bestimmte Zeit lang. Ich kann dir aber nicht genau sagen, wie lange. Tut mir leid…“

Aber Conan ließ sich nicht entmutigen.

„Her damit!“, sagte er fest. „Egal, wie lange es wirkt. Hauptsache, ich werde wieder groß und kann…so allerlei tun, was ich sonst nicht könnte!“

Ai holte ein filigranes Reagenzglas aus ihrer Umhängetasche.

„Hier. Aber gebrauche es gut! Es ist das erste und letzte seiner Art, ich weiß nicht, ob ich die Formel noch einmal hinbekomme!“

„Was?! Du hast es nicht aufgeschrieben???“

Conan war entsetzt.

Verlegen senkte sie den Blick.

„Nein. Ich hab einfach irgendwelche Chemikalien zusammen geschüttet und plötzlich war es das richtige…“

„Conan! Kommst du endlich rein?!“, rief Ran ungeduldig.

„Vielen Dank, Ai! Du hast was gut bei mir!“, flüsterte der Junge, dann rannte er zu dem größeren Mädchen und verschwand in der Wohnung.
 

„Was ist das?!“

Kogoro hielt fragend ein Blatt Papier hoch.

Conan und Ran betrachteten es neugierig.

Einige Buchstaben, die aus Zeitungen ausgeschnitten worden waren, klebten auf dem darauf:
 

„Manchmal ist es nützlich, sich auch die nähere Umgebung eines Opfers anzusehen…“
 

Conan runzelte die Stirn.

Die nähere Umgebung?

„Ein Hinweis!“, frohlockte Kogoro und studierte den anonymen Brief sorgsam.

„Kein Absender…und ich wette, es sind auch keine Fingerabdrücke darauf!“, mutmaßte Ran und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Also doch ein Profi!“, rief der Detektiv triumphierend.

„Nein.“

Zwei erstaunte Augenpaare trafen den Jungen, der den Blick gesenkt hatte und ins Nichts starrte.

„Das lernt man aus jeder Krimiserie! Außerdem wird wohl kaum der Mörder diesen Brief geschrieben haben. Ich vermute, es gibt jemanden, der uns entweder helfen oder auf eine falsche Spur locken will…Jemand, der auch das Portemonnaie des Bürgermeisters hat!“

„Seit wann bist du denn so schlau, Knirps?!“

Kogoro beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Klaps auf die Stirn.

„Behindere mich nicht bei meinen Aufklärungsarbeiten!“

Conan murrte, aber in seinem Kopf flogen die Gedanken nur so umher.

Die nähere Umgebung…Familie, Freunde, Verwandte? Sein Haus, sein Arbeitsplatz? Was meint der Schreiber mit der „näheren Umgebung“?

„Wo wohnte der Bürgermeister eigentlich?“, fragte Conan beiläufig, einem inneren plötzlichen Impuls folgend.
 

Das kleine, gelb gestrichene Einfamilienhaus stand auf einem abgelegenen Feld nahe dem Fabrikgelände.

Conan stieg von seinem Skateboard, das durch Solarenergie angetrieben wurde, und trabte auf die Eingangstür zu.

Eine junge Frau öffnete auf sein Klingeln hin und ließ ihn ein, nachdem er ihr erklärt hatte, weshalb er gekommen war.

Sie schien ihn ernst zu nehmen, obwohl er im Körper eines Erstklässlers steckte. Seine Art zu reden hatte sie überzeugt.

Als beide im Wohnzimmer saßen und die Frau des Bürgermeisters einen Tee gemacht hatte, begann sie zu erzählen.

„Das Haus haben wir erst seit kurzem. Shizuki hat es billig bekommen. Ich weiß nicht genau, warum. Mich hat es auch gewundert, weil Häuser sonst nie so billig sind. Aber es kam gerade recht, weil wir die Miete in unserer vorherigen Wohnung nicht mehr zahlen konnten.

Weißt du, wir haben nicht viel Geld, auch wenn mein Mann Bürgermeister ist. Ich habe sechs Kinder, da kommen schon einige Kosten zusammen.

Shizuki hat einige Male diesen Gründer der Chemikalienfabrik erwähnt, aber nie in logischem Zusammenhang. Es schien, als fürchte er sich vor ihm und seinen Kollegen.

Einmal habe ich ein Telefongespräch von ihm mit einem dieser Bereichsleiter der Industrie belauschen können, in dem er sagte, er mache nicht mehr mit.

Das war am Abend bevor er ermordet wurde…“
 

Viel zu einfach…, dachte Conan, als er sich auf sein Skateboard schwang und auf den Rückweg machte.

Dieser Gründer hat dem Bürgermeister das Haus praktisch geschenkt, weil er mit der Miete in der Klemme saß und wahrscheinlich schon damals etwas über die Umweltverschmutzung der Fabrik wusste. Dafür musste Shizuki dann aber auch Schweigen, was den Umweltskandal anging.

Er hat aber nicht lange mitgemacht, weil sein Gewissen an ihm nagte, und deshalb musste er halt zum Schweigen gebracht werden.

Jetzt wird mir so einiges klar…aber wo sind die Beweise? Es muss doch irgendwo Beweise geben.

Die Fabrik wird alles leugnen. Und die sitzen am längeren Hebel als ich.

Ich brauche handfeste Indizien, mit denen ich diese Verbrecher in die Enge treiben kann! Aber wo finde ich die?

Ein kleiner Papierflieger trudelte an seiner Nase vorbei und landete direkt vor seinen Füßen.

Verwundert stieg er vom Skateboard und hob den zusammen gefalteten Zettel auf.
 

„Heute Nacht, 23.30 Uhr auf dem Tokio Tower. Es gibt da noch was, das ich dir zeigen will…“
 

Conan stutzte.

Schon wieder dieser anonyme Schreiber.

Aber was hatte er vor?
 

Leise wie eine Katze schlich sich der Junge in der Nacht aus der Wohnung.

Er schnappte sich sein Skateboard und rollte zum Tokio Tower, der zu dieser Zeit hell erleuchtet war.

Geschickt und ungesehen schleuste er sich durch die Sicherheitskontrollen und Fahrstühle und fand sich schließlich auf der obersten Plattform des Turmes wieder.

Eine Gestalt löste sich aus den Schatten und kam auf ihn zu.

„Du bist also wirklich gekommen, Meisterdetektiv.“

Verblüfft sah Conan auf.

Und blickte in das Gesicht seines größten Gegenspielers: Kaito Kid.

Ein weißer Umhang blähte sich kurz im Wind auf, ein gleichfarbiger Zylinder saß auf seinem Kopf und vor seinem rechten Auge blitzte ein Monokel.

„Ich weiß, dass du im Fall des Bürgermeisters ermittelst und auch schon was herausgefunden hast.“, fuhr der Meisterdieb fort und zog einen Gegenstand aus seiner Hosentasche.

Das Portemonnaie…

„Aber auch ich habe einige Informationen, die dich weiterbringen könnten.“

„Warum willst du mir helfen?“, fragte der Junge misstrauisch.

„Einfach nur so.“

Conan grinste schief.

„Soll ich das jetzt glauben?!“

„Glaub’, was du willst.“, entgegnete Kaito Kid mit einem nicht zu ergründenden Lächeln.

„Na dann, schieß mal los!“, forderte Conan ihn auf und sah ihn erwartungsvoll an.

Kid lehnte sich an eine Wand.

„Du warst genau so schlau, wie ich dich eingeschätzt habe. Ich habe von den Vorbereitungen des Mordes vom Bürgermeister Wind bekommen, aber als ich beim Rathaus ankam, war es bereits zu spät. Damit nicht irgendwer die Beweise verschwinden lassen konnte, hab ich sie mir geschnappt und nur den Zettel mit den Koordinaten dagelassen, weil ich ja wusste, dass du das Geheimnis hinter den Zahlen herausfinden würdest.“

„Was für Beweise?!“

Grinsend hielt Kid ihm einige Papiere hin.

„Pläne des unterirdischen Rohres – frag mich nicht, woher der Bürgermeister die hatte! – und einige Unterwasserfotos von dem Ausgang davon. Außerdem habe ich noch chemische Untersuchungen des Wassers gefunden – da ist mir auch rätselhaft, wo man so was bekommt! – und sie beweisen, dass der Fluss hochgradig und absichtlich verschmutzt wurde. Und auch, wo die Verschmutzung am größten ist. Nämlich am Ausgang dieses Rohres.

Reicht das?!“

Conan bekam große Augen.

„Kid, ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber…Du bist ein Genie!“

„Na endlich hast du’s begriffen!“

Kaito Kids Hand verwuschelte die Haare des Jungen freundschaftlich und kehrte ihm dann den Rücken zu.

„Glaub ja nicht, ich würde so was wieder machen. Ab morgen sind wir wieder Feinde. Das hier war eine ganz große Ausnahme!“

„Deine Hilfe brauch ich eigentlich auch gar nicht!“, erwiderte Conan grinsend und wandte sich der Fahrstuhltür zu.

„Hey, Meisterdetektiv!“

Conan drehte den Kopf, nur um zu sehen, wie Kaito Kid ihm zunickte, ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen.

„Man sieht sich!“

Und mit diesen Worten verschwand er im schwarzen Schleier der Nacht.
 

Kogoro fand die Beweispapiere am nächsten Morgen auf seinem Schreibtisch und konnte den Fall mit der Hilfe von Kommissar Megure aufklären.

Die Fabrik wurde geschlossen und die Industrieleiter wurden festgenommen.

Nach einigen Verhören gestanden sie schließlich alles.
 

Diese Entwicklung des Falles bekam Conan nicht mit.

Er hatte sich auf einen Spielplatz in der Nähe zurückgezogen.

Seltsamerweise war er irgendwie nicht mehr daran interessiert, zu wissen, wie der Fall ausgegangen war.

Schweigend und in seine Gedanken vertieft saß er auf einer Schaukel des Spielplatzes und betrachtete den Sonnenuntergang .

Das Quietschen der rostigen Eisenketten durchschnitt die Stille mehrmals.

Warum hat er mir geholfen? Wir sind Erzfeinde! Wieso hat er das getan?

„Kaito Kid…“, murmelte er gedankenverloren.

„Ja?“

Conans Kopf fuhr ruckartig in die Höhe.

Der Meisterdieb stand ihm gegenüber, lässig an ein Geländer gelehnt und seinen Blick auf den glutroten Ball gerichtet, der hinter den Häuserblocks verschwand.

„Was machst du hier?!“, wollte Conan erstaunt wissen.

„Siehst du doch! Ich genieße den wundervollen Sonnenuntergang Tokios.“

„Aber…warum gerade hier?“

„Weil du mich gerufen hast.“

Verblüfft blinzelte der Junge in die Richtung des anderen.

„Ist doch gar nicht wahr!“, protestierte er wütend.

Doch Kid ging nicht auf seinen Protest ein.

„Die Gefühle eines Kindes sind schon schwer zu ergründen, nicht wahr?!“, meinte er und wieder umspielte dieses geheimnisvolle Lächeln seine Mundwinkel.

Weiß er etwa, dass ich…?

Conan stellte sich taub und starrte auf den sandigen Boden.

Plötzlich war Kaito Kid neben ihm, beugte sich zu ihm hinunter und suchte seinen lick.

„Du bist viel zu schlau für einen Erstklässler, weißt du das?!“

Conan schluckte.

Doch Kaito Kid ging auf Abstand und ließ ein leises Lachen hören.

„Denk daran: Vor mir bist du niemals sicher!“

„Sollte das eine Kriegserklärung sein?!“, fragte Conan bissig.

Und wieder war das Gesicht des Meisterdiebes nur wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt.

„Ja.“, flüsterte er entschlossen.

Einen Augenblick lang verharrte er so und blickte dem Jungen in die Augen, fast so, als könne er seine Gedanken dadurch lesen.

Dann richtete er sich auf und rückte sein Monokel zurecht.

„Du musst jetzt ins Bett, stimmt’s?!“, sagte er spöttisch und legte den Kopf schief.

„Dir macht es wohl Spaß, mich aufzuziehen!“, fauchte Conan, der sich langsam von der Welle des Erstaunens, die ihn überrollt hatte, erholte.

Der Blick des Meisterdiebes traf den des Meisterdetektivs.

„Man sieht sich!“

Und er ließ ihn mit seinen verworrenen Gedanken allein.

Conan war verwirrt.

Erst dieses komische Verhalten auf dem Tokio Tower und jetzt das! Der Typ ist echt nicht mehr normal!

Trotzdem mischte sich in seine durcheinander gewirbelten Gefühle etwas, das nicht dort hinein passte.

Konnte es sein, dass…?
 

Die Sonne verschwand hinter den Hochhäusern und die Dunkelheit breitete sich in der Stadt aus.

Schlurfend machte sich Conan auf den Rückweg.

Es war etwas Seltsames an dieser Nacht. Etwas, das dem Jungen nicht gefiel.

Konnte es wirklich sein, dass er so fühlte?

Das Bild von Kaito Kids Grinsen drängte sich zwischen seine Gedanken.

Er schüttelte den Kopf.

Er wollte das Geschehen in der Dämmerung einfach vergessen, aber er konnte nicht.

Verzweifelt gab er auf.

Diese Nacht schien etwas Besonderes zu sein, denn sie zerstörte seine Träume nicht, sondern spann die glitzernden Fäden weiter, die Conan in eine andere Welt entführten.

Und an seiner Seite war immer dieser Schatten. Dieser Schatten, den er erkannte und doch nicht erkennen wollte.

Es war in dieser Septembernacht, in der er seine Gefühle neu ergründete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  silvermoonstini
2009-11-19T00:59:26+00:00 19.11.2009 01:59
Ich mag deine Geschichte, was mir vor allem aufgefallen ist, ist dass du die Charaktere sehr authentisch beschreibst, was ich sehr begrüße.*g* Die Handlung ist vielleicht etwas zu schnell abgespult, aber dafür finde ich die Begegnungen zwischen Conan und Kaito Kid sehr schön beschrieben. Schade dass deine FF nur so kurz ist besonders über Conan und Kaito Kid hätte ich gerne mehr von dir gelesen*g*

urs stini
Von:  Ito-chan
2007-12-11T16:11:33+00:00 11.12.2007 17:11
Hi!
Ich hatte dir ja einen Kommi versprochen. Hat nur was länger gedauert, weil das mit dem Lesen nicht so ging wie ich wollte. ^^°
Sops aber jetzt mal zu deiner Story:
Ich finde den Fall sehr gut durchdacht, nur find ich, dass am Ende alles sehr schnell geht, weil du dann irgendwie sehr auf die Stelle zwischen KID und Conan aus warst, wie es scheint.
Aber ansonsten fand ich die Ermittlungen und alles gut durchdacht und logisch. Was mich aber wundert ist, dass Ran irgendwie Conan alles durchgehen lässt. Weiß sie wer Conan wirklich ist?
Schade fand ich auch, dass Ai ein Gegenmittel anbringt, es aber nicht zum Einsatz konmmt. Übrigens ist die Lady Wissenschaftlerin, sollte also wissen, dass sie die Chemikalien durch verschiedene Proben nachweisen kann ^.~
Was mir sehr gut gefiel, waren KIDs Auftritte (ich bekomm gerade Spaß an ihm) Jedenfalls find ich es sehr interessant, dass er in dieser Geschichte noch nicht weiß, wer Conan in Wahrheit ist, bevor die beiden sich auf dem Tokio Tower treffen. (Er muss es wissen, er spricht Conan ja mit Tantei-kun an.) Die Stelle auf dem Spielplatz fand ich lustig und traurig zugleich.
Und dann Conan alleine auf dem Heimweg... *breit grins* Das war irgendwie genial. Ein kleines Kind, dessen erste große Liebe ein Dieb ist...
Oki, klingt absurd...
Also im Großen und Ganzen ein guter One Shot ^^
Liebe Grüße
Ito-chan
Von:  Nightstalcer
2007-09-16T15:27:54+00:00 16.09.2007 17:27
Hui, also doch noch ein recht schönes Ende ^^
Danke erstmal für die FF und es tut mir wirklich, Leid, keine für dich zu haben z.z.
Aber wenn du mir sagst, was du gerne geschrieben haben möchtest, kann ich mich ja mal irgendwann daran setzen, dann bekommst du eine Wunsch-FF von mir, ok?
Ansonsten war sie recht amüsant, auch wenn ich den Fall ein wenig unrealistisch fand. Aber die Stellen mit KID gefielen mir doch sehr ^^
*Shounen Ai Fan desu* xD
Also, war spaßig zu lesen
dat sunni


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