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Ursprung Vs. Zivilisation (The Tribe)

Jay x Pride
von

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Es war schon später Mittag, als Pride langsam erwachte. Leise stöhnend öffnete er die Augen und presste den Handballen gegen die schmerzende Schläfe. Verdammt!

Orientierungslos sah er sich in dem staubigen Raum um. Es war heller hier, als er erwartet hätte, wo doch alle Fenster verrammelt waren... Sein Blick fiel auf die alte Glühbirne unter der Decke. Gestern wäre sie noch nutzlos gewesen, keiner hatte sich um sie gekümmert - jetzt verbreitete sie höhnisch ihren gelben Schein.

Die Erinnerungen an die vergangene Nacht schlugen über Pride zusammen und er sackte erschöpft gegen die Wand zurück. Er hatte es nicht geschafft... er konnte sich vorstellen wie sich die anderen freuen würden. Kühlschränke, Föhns, Lampen, Mikrowelle... wunderbar.

Frustriert schlug er mit der Faust gegen die Wand, immer wieder...
 

Auch Jay schlief eine Weile, aber als er aufwachte, war er sofort hellwach und setzte sich auf. Die schnelle Bewegung war ein Fehler gewesen, die sofort einen stechenden Schmerz in seinen Kopf schickte.

Er war alleine im Raum.

Jay schlug die Decke zurück und ging zum Schrank. Er würde mit Ram reden... ernsthaft. Aber erst nachdem er sich halbwegs passabel dafür fühlte... Eine neue Uniform musste her.. unter anderem.
 

Er brauchte eine Weile um sich wieder zu fangen. Als sich Pride dann hochstemmte warf er der leuchtenden Glühbirne einen hasserfüllten Blick zu. Er trat zum Ausgang, blieb dann stehen und sah sich noch einmal um.

Mit starrer Miene griff er nach einem staubigen Stuhl und zerschlug damit das glühende Ding, das ihn zu verspotten schien.
 

Das erste was er hörte, als er zurück zur Mall kam war ein lautes "Hey, geil! Der Ventilator läuft!" Danach ein lauter Knall. "Scheiße!"

Mit noch immer noch starrer Miene sah er Lex zu, der fluchend auf den zerschmorten Ventilator glotze.

Ohne ein Wort ging Pride an ihm vorbei, Lex sah auf und runzelte die Stirn. "Hey, Tofuboy! Wo warst du gestern?"

Pride würdigte ihn nicht mal eines Blickes, was ihm seinerseits einen bösen von Lex einbrachte. Es war ihm egal. Er würde gehen und diese verfluchte Stadt mit ihren leichtgläubigen Kindern hinter sich lassen. Gut, er hatte gesagt, dass er ihnen helfen würde, doch wenn sie die Elektrizität und den Fortschritt wählten, dann würden sie auf ihn verzichten müssen.
 

Jay war auf dem Weg zu Ram. Entweder hatten alle jegliches Interesse an ihm seit gestern Abend verloren, oder sie hielten ihr für tot. Der Storm war stattdessen oberstes Thema, und so wunderte es Jay nicht, als er beim betreten des Kontrollraumes von einem überschwänglichen "Jay! Sieh es dir an, ist es nicht brillant?" seitens Ram begrüßt wurde.

Jay warf nur einen flüchtigen Blick auf den Monitor, der eine erleuchtete Stadt zeigte, bevor sich seine Augen auf den Anführer der Technos richteten. "Ram ich muss mit dir reden.. wegen gestern."

Der Dunkelhaare ging genauso wenig darauf ein wie immer, lächelte immer noch verzückt auf sein Werk hinab, aber an dem wechselnden Ausdruck in Ram Augen hatte Jay erkannt, das dieser ihn sehr wohl verstanden hatte.

"Ach Jay.... das war natürlich.. unplanmäßig. Aber es ist doch alles bestens, nichts passiert."

Der Blonde verfluchte das Geräusch des Rollstuhls, als Ram sich zu ihm umwandte, die Blicke der beiden sich begegneten.
 

Pride packte seine Sachen schnell aber ohne Hast. Er war fest entschlossen, er würde seine Grundsätze nicht verraten.

Plötzlich stand Salene in der Tür. Stumm sah sie ihm beim packen zu, als er seinen Rucksack schulterte trat sie nicht aus der Tür um ihm Platz zu machen.

"Pride... was soll das? Was hast du vor?" Sie klang besorgt, was Pride nur noch mehr reizte.

"Ich gehe", gab er nur knapp zurück und schob sich beiseite.

Sie folgte ihm die Treppe hinab. "Aber... Pride! Du kannst doch nicht... Es ist wegen dem Strom, nicht wahr? Was ist nur mit dir los? Wir werden es jetzt viel einfacher haben!"

Er stockte in seinem Schritt, drehte sich betont langsam zu ihr um. "Einfacher! Alles wird einfacher!" Er machte eine energische Geste mit der Hand, als wische er ihre Worte fort. "Ich will es nicht einfacher haben! Ich will ein gesundes Leben führen und es besser machen als die Erwachsenen. Und wenn das heißt, dass ich ohne Strom leben muss - bitte. Dann tue ich es. Alles ist besser als diesen... diesen... Cyberspaceanhängern nachzurennen."

Sie wollte etwas einwenden, doch er unterbrach sie barsch. "Ich gehe. Du kannst sagen was du willst." Mit etwas ruhigerem, versöhnlicheren Ton fügte er an "Sag den anderen auf Wiedersehen von mir..."

Damit wandte er sich ab und ging. Pride wollte keine große Sache daraus machen, eigentlich war diese kurze Diskussion mit Salene schon mehr gewesen, als er gewollt hatte...
 

"Dir ist es egal Menschenleben zu opfern, habe ich Recht? Hauptsache du erreichst deine Ziele." Jays Stimme klang dumpf. Er hatte Rams Blick nicht standhalten können und seinen abgewandt.

"Aber darum geht es doch", lachte Ram. "Der Fortschritt... Opfer dabei hat es schon immer gegeben." Wieder trat dieses in seine Augen, was Jay als Wahnsinn betitelt hätte. "Der Einzelne ist nichts im System was das Ganze ausmacht, Jay. Verstehst du nicht?"

Nein, Jay verstand nicht. Ihm ging es darum das die Welt sich entwickelte _ für_ alle Menschen und nicht die, die ein einzelner auswählte.

"Du bist krank", gab er leise von sich.

Ram lachte wieder, aber es klang böse. "Ah-ah, Vorsicht.. solche Worte sollte ein erster General nicht zu seinem Vorgesetzen sagen." Mit einem Schlag war alle Freundlichkeit verschwunden. "Ohne mich wärst du nichts.. du und Ved, denk daran."

Jay knirschte mit den Zähnen. Die Wachen am Eingang hielten ihn zurück, sich auf den Anführer der Technos zu stürzen. Aber es brauchte keine Worte... das beide verstanden.

"Weiß du Jay, ich glaube es wäre am besten wenn du dir Urlaub nimmst." Ram wog den Kopf. "Ich suspendiere dich für eine Weile vom Dienst... du kannst gehen."

Was...? Jay stand wie vor den Kopf geschlagen da, dann wandte er sich ab.

Schön. Ram würde kein Wort dagegen von ihm hören.. keines.

Mit Schritten, denen er die Aufgebrachtheit nicht nehmen konnte, verließ er den Raum.
 

Je weiter Pride sich von der Mall entfernte, je mehr beleuchtete Fenster er sah, je mehr freundestrahlende Kinder, desto entschlossener wurde er. Wenn er sich nur vorstellte, wie viele Elektrogeräte gerade unbeachtet vor sich hinschmorten... es würden Brände ausbrechen, vermutlich. Und löschen würde sie keiner können...

Er sah schwarz für die Stadt.

Fast war es als könne er besser Atmen, als er endlich die letzten Häuser hinter sich ließ. Obwohl es unsinnig war, kam es ihm vor als sei hier draußen die Luft nicht so stickig.
 

Jay packte in seinem Zimmer eine relativ kleine Tasche zusammen. Das meiste waren praktische Gegenstände wie Feuerzeug, Taschenmesser, seinen Sender und Antibiotikum. An Kleidung oder sonstiges dachte er nicht. Jay hatte sich vorgenommen die nächste Stadt im Umkreis aufzusuchen und sich bei dem Truppen dort nützlich zu machen. Er rechnete mit 1-2 Tagen Fußmarsch höchstens.

Er schulterte den Beutel und folgte dem Gang. Zum Glücke hatten Java und Siva wohl nichts davon mitbekommen. Zumindest erste würde sich an ihn klammern wie eine Klette.

Allerdings hatte er auch so nicht vor, einfach zu gehen. Ved.

Den Weg zu dessen Zimmer sparte Jay sich, als sein Bruder ihm am Ausgang über den Weg lief. Verwundert sah er zu ihm hinüber. "Hey großer Bruder. Schon wieder fit? Wohin willst du?"
 

Pride rastete als er eine Stunde Wegstrecke zwischen sich und die Stadt gebracht hatte. Müde war er nicht, er war lange Wanderungen gewöhnt, doch er musste nachdenken. Über seinen Entschluss, die ganze Situation, die Technos... und somit auch Jay.

Noch immer fragte er sich, was diesen bewogen hatte ihn laufen zu lassen. Gut, er hätte ihn sicher nicht festhalten können in seinem Zustand, doch seine Worte waren eindeutig gewesen...

Und davor die Sache mit dem Penner...

Pride konnte nicht umhin eine gewisse Sympathie für den Technogeneral zu empfinden. Gut, er hatte die gleichen kranken Ziele wie Ram, doch zählten nicht auch der Weg und die Gründe ein Stück?
 

Ved wurde ziemlich schnell ernst, als er die Lage erkannte. Dann war nichts mehr da von der großspurig überheblichen Art. "Du.. lässt mich doch nicht alleine zurück? Wegen Ram?" Die Stimme des Jungen wurde lauter. "Ich dachte seit damals bleiben wir zusammen, sind ein Team!" Er trat mit einem schnellen Schritt an Jay heran und packte ihn hart am Kragen.

Dieser lächelte sanft und befreite sich von Ved krallenden Fingern bevor er ihm die Hand auf die Schulter leg. "Hey cool bleiben. Ich bin nur für ne Weile weg... muss mal raus und was anderes haben. Okay?"

Ved funkelte ihn an. "Du kommst wieder..?"

Jay lächelte. "Klar, ich kann dich doch nicht hier alleine lassen." Er zog den Jungen an sich heran und streift seine Schläfe mit den Lippen. "... Mama wäre stinksauer..."

Ved blinzelte zu dem anderen hoch. Er machte nicht klar, ob er die Worte verstanden hatte.. aber man konnte es vermuten.

"Ich halt so lang die Stellung, wirst sehen." Jay lächelte wieder, und hielt seinen Bruder von sich weg. "Klar, ich vertrau dir". Dann machte er ein paar Schritte, sah noch einmal zurück, die Stimme gedämpft. "Bis dann."

Damit war er nach draußen verschwunden.
 

Prides Grübeleien führten im Endeffekt zu nichts. Seine Meinung änderte sich nicht, in keinem Punkt. Nur vielleicht, dass er beschloss Jay nicht mehr ganz so tief einzuordnen, wie den Rest der Technos.

Seufzend lehnte er sich gegen den Jungen Baum, unter dessen frischem Grün er rastete, sog den Duft der Natur ein. Er würde noch eine Weile hier bleiben, es genießen, meditieren... einfach zur Ruhe kommen, bevor er weiter zog.
 

Jay durchquerte und verließ die Stadt eilig ohne das einer der Technos ihn gesehen hätte. Wo genau die andere Stadt lag wusste er nicht mehr, aber es musste ziemlich östlich sein, also steuerte er dorthin.

Als er nach einer Weile den Hügel erklommen hatte wandte er sich um und blickte auf die Stadt hinab.. die jetzt wieder ihren Storm hatte. Er dachte nichts und bildete sich kein Urteil. Im Moment bestand sein einziger Groll aus Ram - und den würde er zum Glück eine Weile hinter sich lassen.
 

Jay marschierte den Mittag und frühen Abend gestreckt durch und fand sich bald in einem Wald wieder. Und bald musste er gestehen - er wusste nicht wo er war. Soviel er von Technik verstand.. an ihm war sicher kein Pfadfinder verloren gegangen...
 

Irgendwann war Pride weitergelaufen. Auf gerade wohl drauf los. Er wollte allein sein, also hatte er kein Ziel, nur weit weg von der Stadt. Wenn er musste - oder wollte - würde er den Weg schon wiederfinden...

Er genoss es durch den Wald zu streifen, den Vögeln bei ihrem Lied zu lauschen, all das Leben um sich herum zu spüren. Nicht eingepfercht durch Betonmonster. Tatsächlich konnte er es sich nicht verkneifen leise summend in das Lied der Vögel einzustimmen, einer unbekannten Melodie folgend.
 

Jay begann erst wirklich zu zweifeln, als ihm ein Baum, an dem er vorbei kam, verdammt bekannt vorkam. Und als es dämmerte stieg langsam wirkliche Verzweiflung in dem Jungen hoch.

Hätte er sich doch etwas Nahrhaftes mitgenommen... Falsch kalkuliert hatte er.. aber total.

Seufzend blieb Jay nach einer Weile stehen. Wenn er im Dunklen weiterlief würde er sich nur noch mehr verirren. Er rutschte mit dem Rücken an einen Baum und starrte vor sich.

Hunger... Vielleicht sollte er sich ein Feuer anzünden.
 

Prides zielstrebiger Gang wurde langsamer, als es zu dämmern begann. Er sollte ans Rasten denken... doch bevor er den Gedanken ganz zu Ende brachte entdeckte er schräg vor sich eine Gestalt. Wie angewurzelt blieb er stehen.

Das konnte doch nicht! Was tat dieser Kerl hier?!

Ungläubig starrte er auf Jay, der keine zwanzig Meter entfernt an einem Baum lehnte und... nun recht fertig aussah. Kurz überlegte Pride einfach kehrt zu machen und den Kerl großräumig zu umgehen, er war sicher, dass Jay ihn nicht bemerkt hätte, hätte er es darauf angelegt. Seine Neugierde siegte dann jedoch...

Langsam, misstrauisch näherte er sich dem Techno. In einigem Abstand blieb er stehen, sich immer wieder unbehaglich umsehend. "Jay... was tust du denn hier? Ist die Stadt schon in die Luft geflogen...?" Er klang grober, als er beabsichtig hatte, doch mitten im Wald über den "fortschrittlichen" Jay zu stolpern brachte Pride aus dem Konzept.
 

Und Jay war nicht weniger überrascht als Pride auf einmal vor ihm auftauchte. Der Techno fuhr zusammen, schlug hart mit dem Kopf hinten an den Stamm und blickte dann zu Pride hinauf. "Gute Frage", gab er zurück, klang dabei sicherer als er eigentlich war. "Könnte ich eigentlich zurückgeben."

Über Prides weitere Äußerung runzelte er die Stirn, sagte aber nichts.

Es hatte vermutlich keinen Sinn, sich mit dem Naturburschen zu streiten. Für eine Mallrat hatte er ihn nie gehalten, und wahrscheinlich sprach die Tatsache das er sich Nachts alleine außerhalb der Stadt herumtrieb auch nicht gerade dafür.

Jay seufzte ergeben. Er war im Moment frei.. wenn er es so nennen konnte, warum also nicht die Berufsbedingten Zwistigkeiten ablegen?

"Ich hab Ram verlassen. Zumindest für eine Weile, und bin auf dem weg in eine benachbarte Stadt." Er lachte kurz. "Ich dachte ich könnte sie heute noch oder morgen erreichen.. aber vermutlich habe ich mich verschätz."
 

Pride überschlug im Kopf schnell die Entfernung und konnte sich dann ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Heute oder morgen, so. Wenn du gut zu Fuß bist und wenige Pausen machst schaffst du es vielleicht in vier Tagen." Er schüttelte noch immer schmunzelnd den Kopf, sah sich dann um. Er wollte rasten und warum nicht hier? Wenn Jay tatsächlich - zumindest auf Zeit - Ram den Rücken gekehrt hatte... Ohne sich dessen ganz bewusst zu werden glaubte Pride ihm dies, suchte keine versteckte Falle hinter Jays Aussage.

Er ließ seinen Rücksack von der Schulter gleiten. "Hast du was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?"
 

Der Techno schüttelte den Kopf. "Nur zu. Viel anbieten kann ich dir allerdings nichts.. willkommen auf meiner Lichtung." Als Jay richtig bemerkte, das er im Begriff war, mit dem anderen zu scherzen, unterband er es sofort, und sah stumm wieder zu Boden.

Das war wohl wirklich nicht die richtige Zeit dafür. Wenn es tatsächlich 4 Tage dauert... das war fantastisch, und er ohne etwas Essbares.

Diesen Gedanken abschüttelnd wandte er sich an Pride. "Und was treibt dich hier her? Sind dir die Mallrats zuviel geworden?" Leicht lächelnd rieb er sich den Nacken.
 

"Weniger die Mallrats..." Pride sank Jay gegenüber auf den weichen Waldboden. "Viel mehr... die Umstände." Sein Blick streifte Jay von unten her, machte deutlich auf was er anspielte, doch er führte es nicht weiter aus. Auf eine hitzige Diskussion über dieses Thema hatte er jetzt wirklich keine Lust.

Nachdenklich musterte er den Techno. Jay schien sich von dem Stromstoß ebenfalls gut erholt zu haben und plötzlich verspürte Pride das Bedürfnis sich zu Bedanken.

"Jay... die Sache gestern..." Pride lächelte leicht, "Danke dafür...."
 

Jay erwiderte das Lächeln. "Keine Ursache." Er wurde wieder ernst. "Ich habe mit Ram gesprochen.... Einer der Gründe warum ich weg bin, und jetzt hier." Der Gedanken schien schon zu reichen, Jays Gesicht zuzuziehen. "Es war ein Unfall.. glaube ich."
 

Prides ungläubiger Blick sprach Bände. Er kannte die genauen Umstände nicht, doch irgendwie zweifelte er daran, dass es einfach ein Unfall gewesen war. Die Technos protzten doch so damit sich mit aller Technik auszukennen.

Doch wieder zog er es vor das Thema nicht auszuführen. "Wenn wir hier die Nacht verbringen wollen sollten wir ein Feuer machen. Es wird nicht sehr kalt werden, aber es vertreibt die Tiere." Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab um Holz zu suchen.
 

Jay hatte mit Unfall gemeint, das Ram nicht mutwillig sie beide hatten elektrisieren wollen. Das war der Gedanken, gegen den Jay sich nach wie vor am meisten sträubte. Aber er passte in sein Bild - viel zu sehr.

Als Pride aufstand tat Jay es ihm gleich. Anders als der Schwarzhaarige entfernte der Techno sich nicht weit von der Lichtung, nahm hier und dort die rumliegenden Äste auf oder brach trockene ab.
 

Pride kam bald mit einem Arm voll trockenem Holz zurück, runzelte flüchtig die Stirn, als er Jay einen Ast abbrechen sah. Er ging in der Mitte der Lichtung in die Hocke und lud sein Holz ab und stapelte die Stöcke zu einer Art Pyramide, darunter einige trockene Blätter und Gräser. Pride bedeutete Jay es ihm gleich zu tun und holte dann aus seinem Rucksack zwei glatte, schwarze Steine hervor, dazu etwas wolliges Gras. Ohne groß zu warten legte er ein Stück Zunder neben den Holzhaufen und begann dicht darüber die beiden Steine gegeneinander zu schlagen...
 

Jay lächelte. So viel Respekt er vor Prides Arbeit und der Art wie er Dinge eben tat hatte, das ließ ihn nun wirklich Vergleiche mit dem Steinzeitalter ziehen...

Er richtete sich auf und trat zu seinem Beutel, suchte das Feuerzeug heraus und hockte sich wieder neben den anderen. "Darf ich mal..? Wenn du erlaubst."

Er entzündete es und hielt es ans Reisig unterhalb des kräftigeren Holzes. Es dauerte nicht lange, dann brannte die ganze Sache und Jay machte zufrieden einen Schritt zurück.
 

Vor dem leise prasselnden Feuer hockend verzog Pride leicht den Mund, dennoch musste er zugeben, dass so eindeutig schneller und einfacher ging. Bis Zunder wirklich einen brauchbaren Funken fing konnte es dauern... Dies würde er Jay nun aber sicherlich nicht offenbaren. Ohne ein Wort packte er die Steine und das Wollgras wieder ein, lehnte sich neben dem Feuer zurück. Angenehme Wärme breitete sich auf seinem Gesicht aus, als die Flammen langsam höher züngelten.
 

Jay konnte sich ein stilles Grinsen nicht verkneifen, bevor er seinen Beutel ranzog und sich ebenfalls setzte. Ja, das Feuer wärmte gut ... nur einen leeren Magen füllte es leider nicht. Vielleicht zu stolz, vielleicht zu rücksichtsvoll, beschloss er Pride nicht damit zu behelligen. Wenn der andere etwas hatte, dann sicher gerade genug für sich.

Jay blieb stumm, auch als von ihm ein leises Magenknurren kam, und verzog keine Miene.
 

"Du hast nichts zu Essen dabei, nicht?" Pride deutete das Magenknurren richtig, warf Jay einen entschuldigenden Blick zu. "Daran habe ich leider auch nicht gedacht... und es hätte auch nichts gegeben, das ich hätte mitnehmen können." Letzteres fügte er leiser hinzu.
 

Jay warf dem anderen einen Seitenblick zu. "Du bist einfach so weg, hab ich recht? Warum? Ich dachte die Mallrats hängen so zusammen.. sind gut Freund miteinander."

Er fuhr sich über das Gesicht... und sprach es dann nach einem Moment doch aus: "Was hast du gegen Elektrizität?"
 

Pride seufzte. "Nichts... eigentlich. Nur gegen das, was sie bringt. Hast du dir schon mal überlegt, dass es von Elektrizität nicht weit ist bis zu Autos, Abgasen, Erdölförderung - all dem, was unsere Welt kaputt gemacht hat." Seine Miene verdüsterte sich. "Wenn ihr... Wenn es so weiter geht, dann stehen wir wieder vor den gleichen Problemen und es hat nichts gebracht, dass wir den Virus überlebten."
 

Jay sah in die Flammen. Ein positives an ihm war wohl, das er nichts als Spinnerei abtat, sondern bereit war, sich zumindest damit auseinander zu setzen. Etwas das Ram niemals tun würde.

"Du denkst also wir würden die selben Fehler noch einmal machen? Das was die Erwachsenen taten.. es war ein erster Versuch. Wer sagt, das wir es nicht besser machen können - ausgereifter?"
 

Ein Schnauben ertönte auf diese Frage hin. "Ja, wie sehr, dass habe ich ja gestern gesehen. Soll ich dir glauben, dass ich plötzlich anfangt alternative Energien zu entwickeln, welche die Umwelt nicht belasten? Das niemand anfangen wird auf der Natur herumzutrampeln, weil es schlicht 'einfacher' ist?" Pride schüttelte den Kopf. "Das kaufe ich dir nicht ab."
 

Einen Moment sah Jay den anderen unverwandt an, dann schüttelte er den Kopf. "Es hat wohl keinen Sinn darüber zu diskutieren. Ich hätte nicht gedachte, dass du _so_ dazu stehst.."

Er zog ein Bein an, bettet das Kinn aufs Knie und fuhr nachdenklich mit der Hand an seinem Stiefel entlang. "Warum Pride? Weiß du... ich habe mich damals Ram angeschlossen weil ich daran geglaubt habe, das er die Welt zu etwas machen kann, was den Wiederaufbau betrifft. Würden wir dieses Chance verstreichen lassen, wäre das ein ungemeiner Rückschritt.."
 

"Von da wo wir stehen kann es nur nach vorne gehen..." Nachdenklich starrte Pride in die Flammen. "Aber es kommt auf den Weg an, den wir wählen. Du gehst deinen, weil du glaubst es so für alle einfacher zu machen. Ich gehe meinen, weil ich glaube, dass es nicht darauf ankommt es einfacher zu machen. Es geht darum in Einklang zu leben, in Einklang mit der Natur und endlich wieder dahin zurück zu kehren, dass wir auf sie achten." Er hob den Blick, sah Jay ernst an.
 

Jay musterte Pride mit leicht hochgezogenen Brauen. Auch wenn er dessen Ansichten nicht teilen konnte, waren sie nachvollziehbar. Für den Augenblick war er jedoch zu erschöpft und hungrig sich weiter auf dem Thema tot zu rennen. Trotzdem lächelte er. "Du bist jemand, der sagt was er denkt, und das auch noch verständlich"

Der Blonde blickte wieder in die Flammen. "Das gefällt mir, findet man nicht oft."
 

Ein kurzes Lächeln. "Du bist auch nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte."

Mit einem leisen gähnen zog Pride seinen Rucksack heran und legte sich, auf den Ellenbogen noch hochgestützt, auf die Seite.
 

Jay schien mit der Situation erst ein wenig stehen gelassen, bis er sich dann auch irgendwie umständlich auf dem Boden ausstreckte und den Kopf auf sein Gepäck bettete.

Er hatte noch nie im Freien übernachtet.. jedenfalls nicht ohne Zelt. Aber einmal war immer das erste mal. Müde schloss er die Augen. "Gute Nacht."
 

"Nacht..." Einen Moment musterte Pride noch Jay, wie er dalag, wohl schon in den Schlaf hinüber glitt. Dann schloss auch er die Augen, nutze seinen Rucksack als Kopfkissen und zog die Beine leicht an.

Unter freiem Himmel schlafen... für ihn war das etwas, dass er liebte, das zu dem Leben gehörte, das er leben wollte. Die Kühle, welche gegen Morgen aus dem Boden kroch machte ihm nichts, oder besser - er hatte sich in unzähligen Nächten einfach daran gewöhnt. Dementsprechend konnte sie seinem guten Schlaf auch nichts anhaben und als die ersten Strahlen der Sonne durch das Blätterzelt lünkerten, die ersten Vögel ihre Kehlen erprobten, erwachte er ausgeschlafen und erfrischt.. wenn auch hungrig.
 

Der junge Techno fühlte sich dagegen wie gerädert. Er brauchte zwei Anläufe um die Augen zu öffnen und sich hochzustemmen. Seine eiserne Disziplin kam ihm dabei wahrscheinlich zu gute.

Einen Moment schien Jay verwirrt, dann erinnerte er sich wieder und schenkte Pride ein kurzes Lächeln. "Morgen.."

Er streckte sich, rieb sich den Nacken und stand auf.



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