Du erinnerst mich an Liebe
„Es ist besser wenn du gehst.“
Kein Blick. Keine Regung. Völlige Stille. Dann, eine einzige Träne. Sie bahnte sich ihren Weg über sein Gesicht, es schien gealtert zu sein, war reifer, erwachsener geworden. Sie hinterließ eine salzige Spur auf seiner Haut. Wo war dieses Lächeln das sie so sehr mochte? Das Blitzen und Funkeln in seinen Augen, die Kindlichkeit, die er sich immer bewahrt hatte? Verschwunden, auf ewig verloren. Und es war ihre Schuld. Sie wusste es, wollte es glauben. Die Träne erreichte sein Kinn und fiel zu Boden. Es dauerte genau eine Unendlichkeit bis sie auf den harten Felsboden aufschlug und brutal auseinandergerissen wurde, sie glich ihrer Seele, zerstört von Kräften, die sich nicht begreifen konnte. Nicht begreifen wollte. Nie wieder spüren sollte.
Warum schrie und tobte er nicht? Warum war sein Gesicht so öde und leer wie diese Felsen? Kein Leben, keine Freude. Nur seine Augen, seine wundervollen Augen sprachen noch zu ihr. Die bittere Enttäuschung, die sich in ihnen wiederspiegelte bereitete ihr fast physische Schmerzen. Keine Wut. Kein Hass. Keine Schuldzuweisung. Nur Enttäuschung.
Misty wusste nicht was sie erwidern sollte. Ash wandte sich um und ging. Reagierte nicht auf
Rufe, Flehen und Betteln. Es war zu spät. Es sollte nicht sein. Sie wollte ihm nachlaufen, sich in seine Arme werfen, ihm sagen, dass sie in liebte. Aber sie konnte nicht. Sie hatte sein Lächeln getötet. Ihm sein Leben geraubt.
Die Nacht brach herein. Die letzten Strahlen der Sonne kämpften eine aussichtslose Schlacht gegen die Dunkelheit. Das Meer rauschte unter ihr, keine Welle glich der nächsten als sie donnernd gegen die zerklüfteten Felswände schlugen.
„Eine Symphonie der Vergänglichkeit.“ fuhr es ihr durch den Kopf. Ihre Gedanken waren klar und rein wie Blitze. „Nicht hält für die Ewigkeit, nicht einmal Liebe, aber sie ist die schönste Lüge von allen. Schön und grausam. Wie das Meer.“
Das Meer. Sie hätte nie gedacht, dass es etwas geben könnte, was sie noch mehr liebte als das Meer. Sogar das hatte sie betrogen. Verraten und verkauft für eine Illusion die sie nur zu gerne länger gelebt hätte. Aber es sollte nicht sein. Konnte nicht.
Ein Schritt.
Ein Flug, der genau eine Unendlichkeit dauerte.
Endlich das Wasser, welches sie in sich aufnahm, sich wie eine Decke über sie ausbreitete, sie beschütze, nie wieder verlassen würde.
Und dann...
Stille.
Die Nacht war ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Friedlich. Manchmal werden in solchen Nächten Träume wahr.
Aber leider nur manchmal...
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Eigentlich wollte ich ja hier Schluss machen, aber dann hab ichs mir doch noch anders überlegt. Bin halt viel zu weich *seufz*. Hoffe das Kapitel hat euch gefallen, ist zwar mein kürzestes, aber auch das Beste, wie ich finde.
Bis dato
der Kuskus