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Du und ich, Odango

von

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And the vision that was planted in my brain still remains

Unregelmäßige Regentropfen prasselten gegen das Glas, während der Wind lautlos durch die Wipfel der Bäume strich. Seit einer halben Stunde stand Michiru

in eine Decke eingehüllt vor der Balkontür und betrachtete stumm das Treiben außerhalb der Wohnung, während Haruka, Setsuna und Hotaru am Tisch hinter ihr noch einmal die Ergebnisse ihrer Diskussionen rekapitulierten. Ein Vogel stieß sich vom Dach des Nachbarhauses ab und versuchte vergeblich, dem Sturm zu trotzen, bis er schließlich Schutz auf dem Balkon suchte und sein Gefieder ausplusterte. Hektisch sah er sich um und hüpfte neugierig einige Schritte auf Michiru auf der anderen Seite des Glases zu, bis er sich plötzlich wieder in die Luft erhob und dem Wind übergab. Irritiert drehte Michiru den Kopf und sah Haruka langsam auf sich zukommend. „Michiru… es wird Zeit.“ bemerkte sie zärtlich und legte ihren Arm um ihre Partnerin.
 

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„Scheiße, das darf doch nicht wahr sein!“ zischte Minako mit einem Blick auf die Wanduhr der Bibliothek, als sie aus dem Kopierraum flitzte. Seit vier Stunden suchte, blätterte und kopierte sie. Minako musste kurz schmunzeln bei dem Gedanken, Ami von ihrer sonntäglichen Nachmittagsbeschäftigung zu erzählen. Laute, oberflächliche Minako… sie spielte ihre Rolle anscheinend so gut, dass nicht einmal ihre Freundinnen danach fragten, wer oder wie Minako wirklich war. Spielte nicht jeder von ihnen im Prinzip mehr oder weniger seine Rolle, seit ihr Leben so… vorhersehbar geworden war? Mit einem lauten Schlag warf sie die metallische Tür ihres Spinds zu und hängte sich ihre Tasche um. „Lass es sein, Minako… Du kannst in dieser Zeit nicht auch noch den Verstand verlieren.“ befahl sie sich selbst flüsternd und stieß die Tür der Bibliothek nach draußen auf.
 

Der Regen hatte etwas nachgelassen, und die ersten Vögel waren wieder zu hören. Angespannt atmete Minako einige Male tief durch und verstaute ihre Kopien in der Handtasche, wobei sie mit den Fingern an eine Schachtel stieß. Verstohlen sah sie sich um. Sie hatte nicht mehr geraucht, seit sie wieder tanzte und im Volleyballteam trainierte, aber ab und zu wurde sie doch schwach und stahl sich in einem unbeobachteten Moment davon. Wenn jetzt keine Zeit dafür war, wann dann? Minako inhalierte tief und dachte über ihre Recherche in der Bibliothek nach. Wieso waren sie die ganze Zeit davon ausgegangen, dass ihr Leben weiter nach ebenso festen Regeln verlaufen musste, wie es rückblickend in der Vergangenheit gewesen war? Und wieso hatte Setsuna Zeitreisen zugelassen, wenn durch einen einzigen Wimpernschlag soviel geändert werden konnte?

„Venus.“ Minako verschluckte sich und hustete, als sie ihren Namen als Kriegerin vernahm.
 

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Arm in Arm gingen Haruka und Michiru durch den leichten Regen, der der Nachbote des sich verziehenden Sturm war. „Haruka…“ „Hm?“ Die Angesprochene blieb stehen und sah Michiru an, die sich aus ihrem Arm gelöst hatte und einige Schritt vor ihr zum Stehen kam. „Sind wir wirklich befugt dazu, so in ihr Leben einzugreifen?“ Haruka starrte auf Michirus zierlichen Körper, den sie ihr abgewandt hatte. „Michiru… zweifelst du an der Mission, die wir haben? An dem, wofür wir kämpfen?“ Sie erhielt keine Antwort und ging ein paar Schritte vorwärts. „Michiru… sie ist die Auserwählte!“ Passanten strömten vorbei, von denen ein paar ihnen im Vorbeigehen flüchtige Blicke zuwarfen und anschließend weiter ihren Weg gingen. Keiner von beiden sagte etwas, bis Michiru sich umdrehte und zärtlich ihre Stirn gegen Harukas lehnte. „Ja.“ flüsterte sie. „Du hast wohl Recht.“
 

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Hektisch warf Minako ihre Zigarette zu Boden und trat sie mit der Spitze ihres rechten Fußes aus, bevor sie den Blick wieder hob und Setsuna entdeckte, welche in einiger Entfernung stand und sie beobachtete. Waren die Zeiten, in denen sie lebten schon so verrückt, dass die Unibibliothek neuerdings Anzugspunkt für Sailorkrieger war? Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch und ging auf Setsuna zu. „Setsuna, was… arbeitest du hier?“ Ihr wurde bewusst, wie wenig sie tatsächlich über das Leben der äußeren Krieger außerhalb der Kämpfe wussten. Setsuna ignorierte die Frage, ließ ihren Blick zu dem Stapel Zettel wandern, der aus Minakos Handtasche ragte und sah ihr anschließend in die Augen. „Venus… du machst einen Fehler.“ Einen Fehler? Verwirrt sah Minako die Frau vor ihr an.
 

„Die Zeiten sind in Bewegung, und wir stehen an einem Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte. Von dem kommenden Kampf hängt sehr viel ab, und- „ ihre Augen verengten sich. „Dies ist nicht die richtige Zeit, um der Prinzessin Flausen in den Kopf zu setzen.“ Minako war fassungslos. Wie kam Setsuna dazu, so mit ihr zu reden und über sie zu bestimmen? „Setsuna, ich habe keine Ahnung, was du denkst und-“ „Venus!“ Setsuna unterbrach sie harsch. „Ist dir eigentlich bewusst, was du tust? Seit tausenden von Jahren, in jedem Leben kämpfen wir für diese Prophezeiung! Und du unterstützt die Prinzessin in einem schwachen Moment wie diesem darin, alles einfach hinter sich zu lassen?“ Minako trat verwirrt ein paar Schritte zurück. „Setsuna, ich… was redest du da? Ich kämpfe für keine Prophezeiung, ich kämpfe dafür, dass meine Freunde, ich, dass alle in Frieden leben können! Ich will, dass sie glücklich sind!“
 

Setsuna wich ihren funkelnden Augen nicht aus. „Venus… sei doch nicht so naiv. Unser Leben ist uns seit Ewigkeiten vorherbestimmt, danach richten wir alle unsere Handlungen aus. Ihr habt es doch selber gesehen!“ Auch ihre Stimme wurde lauter. „Kristall-Tokyo!“ „Es ist uns vorherbestimmt? Uns war vorherbestimmt, in dieser Welt neu geboren zu werden sie zu schützen. Warum muss es dieser eine Weg von vielen sein, warum Kristall-Tokyo?“ Minako spannte ihren Körper an, während Setsuna ihr ernst ins Gesicht sah. „Weil es der beste Weg von allen ist.“
 

„Niemals, Pluto.“ Minako wählte diese distanzierte Anrede bewusst. „Niemals werde ich einen Weg nur deswegen verfolgen, weil er der beste von allen sein soll.“

Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und eilte zur Straßenbahn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-10-19T10:04:29+00:00 19.10.2009 12:04
Guten Morgen!

Wie schade, dass du bisher nur so wenige Kommentare erhalten hast. Dabei ist deine FF wirklich sehr gut, wenn nicht sogar eine der besten, die es bisher zu Sailor Moon auf Animexx gibt.

Du bist wirklich sicher was RS und Grammatik angeht und bleibst deinem Stil vom Anfang bis jetzt treu. Du beschreibst alles sehr ausführlich und emotional. Man kann sich gut in die Charaktere hinein versetzen. Besonders Minako hast du gut getroffen, finde ich.

Auch gefällt mir die Handlung sehr gut. Man merkt, dass du dir viele Gedanken gemacht hast. Ich hoffe doch sehr, dass du an dieser FF noch weiter schreibst. Wäre schade, wenn sie in den Tiefen des FF-Archivs unter gehen würde.

Wenn es weiter gehen sollte, schreibst du mir evtl. eine ENS damit ich nichts verpasse? Ich würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße,
Phoenix


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