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Wächter am Tag

von

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Die Andere

Die Andere
 

Es war wieder einer der Tage an denen ich Dienst hatte. Langsam stieg ich aus dem Bett aus, streckte mich und ließ ein langes Gähnen hören. Noch völlig müde stapfte ich ins Bad, machte mich fertig. Dann einen starken Kaffee um wach zu werden. Ich legte noch ein “Pandanscha” auf um kleine Narben zu verdecken. In meiner Arbeit kam es ziemlich häufig vor, dass ein Anderer jemanden verletzte. Dann ging ich aus der Wohnung und suchte mir eine “Mitfahrgelegenheit”.

Der Eingang war von Graffiti verschmiert. Zigarettenkippen waren am Bürgersteig ausgedrückt, Fensterscheiben waren eingeschlagen, Kaugummis bildeten ein undeutliches schwarzes Muster auf dem Bürgersteig, fast schon wie ein Mosaik...
 

Meinen Pelzmantel schlang ich fester um mich. Die Winter in Moskau sind zwar nicht so hart wie im weiten Osten Russlands wo noch die Wildnis herrscht, in den tiefsten tiefen Sibiriens, doch waren sehr oft Wasserleitungen zugefroren, besonders in den Radgebieten Moskaus. Langsam trat ich auf die Bordsteinkante. Meine Hackenschuhe klackerten auf dem Pflaster. Das erste Auto fuhr an mir vorbei, kein Wunder: der Fahrer hatte seine Frau im Beifahrersitz, doch einen Blick in den Rückspiegel riskierte er. Ich nahm es ihm auch nicht übel.

Das nächste Auto, ein BMW der neuesten Klasse, hielt an. Lächelnd stieg ich ein. Ohne mich zu wundern warum hier ein BMW herumfuhr. Hier in Moskau gab es viele Neureiche die sich ein ausländisches Auto leisten konnten.

“Na, was macht denn eine so schöne Frau wie du am Straßenrand?” Mir gefiel er. Er wechselte gleich zum “Du”. Ich lächelte ihm zu. Seine gierigen Augen wanderten über mein Gesicht über Busen hinunter zu meinem Minirock. Ich hatte es vielleicht etwas mit meinem Aussehen heute übertrieben, doch wollte ich heute ja zum Chef. Er wollte mich vor meiner Schicht noch einmal kurz sprechen. Einen Zauber auf den Fahrer wollte ich nicht wirken, damit hatte ich schon viele Verehrer aufgebrummt bekommen. Nur weil ich einen jungen Mann mit einem Verliebtheitszauber verhext hatte, hatte mir die Nachtwache gleich drei Menschen als “Verehrer” gegeben. Damals war ich noch eine junge Andere gewesen und wollte nur meine neuen Fähigkeiten erproben. Es war nur eine Intervention siebten Grades gewesen und gleich drei Verehrer? Manchmal ist die Nachtwache etwas übereifrig. Verdammte Nachtwache! Na ja. Ich antwortete ihm nicht, ich wollte nicht dass er auch noch etwas Falsches von mir dachte.
 

“Wohin soll’s denn gehen?” “Zum Kreml, ab da finde ich allein zurecht.” Der Mann nickte. Er war schon an die 40 Jahre alt. Für mich viel zu alt. Obwohl… der Chef ist ja auch nicht der jüngste, aber das kann jeder sagen der ewig lebt. Der Chef ist schon seit dem Mittelalter 35 Jahre alt. Seitdem gibt es schon die Tag- und Nachtwache. Ich arbeitete in der Tagwache. Ich bin eine Dunkle. Eine Dunkle Hexe. Wir passen Tagsüber auf dass die Lichten keine Zauberei anwenden um den Menschen zu helfen und umgekehrt passen sie auf uns auf, damit wir den Menschen nichts Böses tun. Als ob die Tagwache den Menschen böses wolle, wir wollen nur in Freiheit leben. Eigentlich bin ich nachtaktiv, aber da ich eine Dunkle und im Außendienst tätig bin muss ich am Tage arbeiten.

Der Fahrer war ein gewöhnlicher Mensch, er hatte keine Qualifikationen für einen Anderen. Aber auch Menschen können uns mit negativen Verhalten behilflich sein. Wut, Hass, Trauer, Zorn, alle negativen Gefühle, daraus nehmen wir unsere Kraft. Aus Neugier prüfte ich seine Aura. Jetzt war sie neutral, ein deutlicher grüner Schimmer über seinem Kopf, ein glücklicher Familienvater von zwei Kindern und einer glücklichen Frau zu Hause. Doch mit einem Gespräch könnte die Gemütslage sich schlagartig verändern. Wir unterhielten uns über alles und jeden. Sein Zorn wuchs mit jeder Minute und ich sog sie begierig auf. Seine Aura hatte von dem neutralen grün zu einem lodernden Orange gewechselt. Auf so eine Kraft hatte ich es abgesehen. Er würde zufrieden weiter fahren doch am Abend würde ein heftiger Streit zwischen ihm und seiner Frau entfachen, was mir eigentlich egal wäre. Eine Remoralisierung hatte ich an ihm nicht vorgenommen und so konnte mir sie Nachwache nichts anhängen.
 

Am Kreml angekommen nahm ich den üblichen Weg zwischen den Läden Richtung unseres Hauptquartiers. Wenn man als normaler Mensch das Gebäude sah, sieht man nur 10 Stockwerke. Sieht man durch das Zwielicht wuchs es um 3 Stockwerke. Am Haupteingang wachen die üblichen Wachleute. Ein Werwolf und ein Vampir. Sie bemerkten mich, nickten kurz und hingen wieder ihren Beschäftigungen nach. Diese dämlichen Vampire. Glauben sie seien besser als wir Hexen oder Magier. Doch sie wurden meist als Vorhut oder zur Wache eingeteilt. Nur selten waren sie auf Außendienst und dann auch nur mit einem stärkeren Magier. Ich selbst bin auf der Stufe 3. Ein Mittelmass, nicht zu schlecht, aber auch nicht zu gut. Ich könnte es vielleicht auf die Stufe 2 schaffen, doch dazu müsste ich noch ein paar hundert Jahre gelebt haben. Jetzt war ich gerade mal 50 Jahre in der Tagwache.
 

Ich ging durch die große Empfangshalle und schritt direkt zu den Fahrstühlen. Ich drückte im Zwielicht auf die 12. Schon zuckelte der Fahrstuhl los. Zwischen der Parterre und dem ersten Stock fuhr er langsamer. Das kam daher dass dort die erste Etage im Zwielicht ist, unsere Zentrale und Computer der Tagwache stehen. Sozusagen das Herz der Tagwache in Moskau. Dann fuhr er hinauf auf den 12 Stock. Im Zwielicht stieg ich aus und trat in Sebulons Büro ein. Er war gerade nicht da. Aber ich war mir sicher er würde gleich wiederkommen. Ich setzte mich in einen Sessel an den Kamin der lustig prasselte. Natürlich ein magisches Feuer. Blau- grüne Flammen ohne jegliche Wärme stiegen auf. Alles andere wäre nicht möglich gewesen. Ich starrte in die Flammen und bemerkte nicht wie der Chef nach ein paar Minuten in das Büro kam. Er räusperte sich leise, ich sprang aus dem Sessel raus und sah Sebulon an. Wortlos bat er mich am Schreibtisch Platz zu nehmen.

“Ich habe dich hergebeten weil du einen besonderen Auftrag bekommen hast. Du musst nach St. Petersburg fahren um dort einen Dunklen Magier ausfindig zu machen und hierher zu bringen. Du bekommst keinen Partner zu Seite, das musst du alleine machen.” Mir kam dieser Auftrag schon merkwürdig vor. Doch ich nickte. “Was ist so besonderes an diesem Magier?”

“Nun, er wird von der Nachtwache bedroht. Obwohl er nur auf der Stufe sechs ist, ist er sehr wichtig für eine Operation die ich schon lange plane.” sagte er während er zum Telefon griff und eine Nummer wählte. Die Nummer konnte ich nicht sehen doch nach ein paar Minuten hören wie Sebulon mit Tamara Lemeschewa sprach, der Leiterin der Patrouillen in Moskau. Er wollte dass ich für die nächsten vier Tage aus dem Außendienst ausgeschlossen wurde. In Ordnung. Ich würde für vier Tage nach St. Petersburg fahren um einen minderwertigen Dunklen zu finden. Als ich das Büro verlassen wollte hielt mich Sebulon noch einmal auf. Sebulon hatte mich am Handgelenk gepackt. Fragend sah ich ihn an. Er trat über seinen Schatten und tauchte ins Zwielicht ein, so tat ich das auch. Dann nahm er seine Zwielichtgestalt an. Im Zwielicht kann man, wenn man schon sehr viele Jahrhunderte gelebt hat, seinen Namen ablegen und wenn man will auch eine andere Gestalt annehmen. Sebulon nimmt immer die Gestalt eines Dämons an.
 

Langsam zog er mich zu sich, begann mich zu küssen, ohne Zärtlichkeit, doch mit einer unbändigen Gier. Verwirrt stand ich vor ihm. Er drängte mich zum Schreibtisch zurück. Doch dann schloss ich die Augen. Ich spürte wie ich auf den Tisch gesetzt wurde und wie Sebulon mir den Rock hochschob. In mir begann sich etwas zu regen. Wie beim letzten Mal vor drei Wochen. Bereitwillig spreizte ich die Beine um ihn einzulassen. Wie eine erfahrene Hure. Ohne irgendein Vorspiel drang er in mir ein. Es war immer wieder eine Demütigung, eine lustvolle Verbindung zweier Anderer, trotzdem eine Demütigung.

So schnell er mich “überwältigt” hatte so schnell ließ er auch wieder ab von mir. Einige Haarsträhnen hatten sich von meinem Knoten gelöst. Er trat aus dem Zwielicht heraus und ließ mich dort zurück. Nach einer Weile die ich brauchte um mich zu beruhigen trat ich wieder in meinen Schatten ein. Sebulon öffnete die Tür wortlos. So war es immer: eine kurze “Nummer” und dann muss die Dame wieder abhauen. Und ich haute ab.
 

Schon am nächsten Morgen flog ich nach St. Petersburg. Sebulon sorgte für einen sicheren Flug. Ich saß zufrieden in der Buissnessklasse. Es war ein sehr angenehmer Flug gewesen. Bester Champagner aus Frankreich, Kaviar aus Deutschland und angenehme Stewardessen. Gleich nach der Landung reif mich Sebulon an.

“Na, wie war der Flug?” fragte er in einem besorgten Ton.

“Ganz gut. Danke. Wo soll ich eigentlich den Magier finden?“

Eine weile sage er nichts, dann antwortete er: “Er wird in der Nachtwache von St. Petersburg gefangen gehalten.” Ich stöhnte auf.

“Na toll, wie soll ich denn da reinkommen? Die erkennen mich doch gleich als eine Dunkle. Die Konsequenzen mag ich mir gar nicht ausmalen.”

“Ich weiß Kleines, aber du wirst das schaffen. Ich werde dir ein spezielles Siegel geben lassen mit dem du in St. Petersburg als eine vorläufige Lichte registriert wirst die dort einen gefangenen Dunklen Magier nach Moskau bringen soll. Check erst ein Mal in deinem Hotel ein, lass dich registrieren und den Rest erledigt der Beamte. Vertrau mir.”

“In Ordnung. Bis in vier Tagen.”

Ich legte auf. Mein kleiner Koffer kam aus dem Gepäckband und ich nahm ihn mir vom Band. Ein Taxi stand schon bereit. Mit einem leichten Lächeln stieg ich ein. Durch das Zwielicht sah ich dass es ein Anderer war. Seine Aura war die eines Dunklen Vampirs. Kein sehr starker Vampir, jedoch mit potenzial, um zu einem hohen Vampir aufzusteigen.

“Hallo ich bin Kostja. Ich soll dich zu deinem Hotel und dann direkt zum Hauptquartier der Nachtwache bringen.”

Ich staunte nicht schlecht. Normalerweise wissen die Tag- und die Nachtwache wo das andre Hauptquartier war. Ich nickte nur und stieg in ins Taxi. Der Fahrer schien sich gut auszukennen. Wir flogen über die Straßen St. Petersburgs. Eine leichte Magie die alle Fahrzeuge aus dem Weg räumte; wie bei einem Krankenwagen der mit Blaulicht und Martinshorn durch die engen Straßen von Moskau fuhr. Doch waren wir hier in St. Petersburg.

„Kostja… die Abkürzung für Konstantin?” fragte ich neugierig. “Ja. In eurer Tagwache soll auch ein Vampir namens Kostja sein.” “Stimmt. Er ist mittlerweile zu einem hohen Vampir aufgestiegen.” Nach 5 Minuten waren wir am Hilton Hotel. Ich checkte ein, ging kurz in mein Zimmer; ein sehr komfortables Zimmer mit großem Balkon, dann ging ich wieder nach unten wo Kostja auf mich wartete. Kostja wartete vor dem Auto und rauchte eine Zigarette. Mir biss der Qualm in der Nase. Normalerweise störte mich dieser Geruch nicht…

“Ich muss mir nur noch ein temporäres Siegel geben lassen.” sagte ich zu ihm und ging durch eine Tür die im Zwielicht offen war, aber in der Menschenwelt fest verschlossen war. Drinnen war ein junger Magier. Ein Lichter. Kurz nickte ich ihm zu, ließ mir ein temporäres Siegel auf meinen linken Arm geben.

Dann verschwand ich aus dem Hotel. Kostja war schon ins Auto gestiegen.

“Sag mal woher wisst ihr wo die andere Wache ist?” fragte ich Kostja ohne Umschweife. Kostja fuhr diesmal langsamer um mir mehr von der Stadt zu zeigen. “Ganz einfach: wir haben die Lichten beobachtet wo sie ihr Hauptquartier haben. Sie merkten es nicht. Wir wissen wo ihr Quartier ist, aber sie wissen nicht wo unseres ist. Und das soll auch so bleiben.”

Ich nickte kurz und ließ mich zurück in den Sitz fallen. Der Wagen zuckelte gemächlich durch die Straßen. Langsam wurde mir müde. Ich war schon dabei einzuschlafen, als das Auto plötzlich anhielt. Mein Oberkörper schnellte etwas nach vorne, doch der Sicherheitsgurt fing mich auf. Etwas verschlafen schaute ich aus dem Fenster. Vor mit war ein großes Gebäude das mit der Leuchtschrift: Elektro- St. Petersburg. Wie ordinär. Seufzend stieg ich aus. Doch dann kam mir ein Problem auf.

“Kostja, wie soll ich da reinkommen? Ich bin doch eine Dunkle.”

“Keine Sorge.” sagte er ruhig. “Dein Chef in Moskau hatte meinen Chef angerufen und ich soll dir das hier geben.” Er griff in seine Tasche und gab mir ein merkwürdiges Siegel. “Das musst du zerdrücken kurz bevor du in das Gebäude gehst. Allen Anderen denen du begegnest werden denken dass du eine Lichte bist. Selbst Dunkle Andere.” Ich war überrascht. Zögernd nahm ich das Siegel an mich. Kostja verabschiedete sich von mir und verschwand im wilden Autogewimmel St. Petersburgs.

Eine ganze weile stand ich zwischen dem Hauptquartier der Nachtwache und der gegenüberliegenden Straßenseite.

“Ich hoffe dieser Dunkle ist es wert.” murmelte ich grimmig. Dann versuchte ich so lässig wie möglich auf das Gebäude zuzugehen. Ich zerdrückte vier Meter vor dem Eingang das Siegel. Sofort fiel ein fast unmerklicher Schleier um mich. Die beiden Wachen grüßten mich als wäre ich eine von ihnen. Zum Glück ist das nicht das Hauptquartier der Nachtwache in Moskau. Ansonsten hätte Geser, das Oberhaupt der gesamten Nachtwache in Russland, mir schon längst den Garaus gemacht.

“Guten Tag, ich bin aus der Moskauer Nachtwache um einen Dunklen Magier nach Moskau zu bringen.”

Die Wachhabenden sahen mich zuerst skeptisch an, sahen mich auch durch das Zwielicht an, um mich zu überprüfen doch dann nickten sie und ließen mich durch. Ich konnte es nicht glauben, der Zauber hatte gewirkt und ich war in der Nachtwache von St. Petersburg. Noch einmal drehte ich mich zu den Wachen um. “Können Sie mir sagen wo die Zellen sind?” Der jüngere von beiden sah mich an, doch dann sagte er: “Gehen Sie zuerst in den vierten Stock, dann nach links, dann sind sie schon da. Sprechen Sie dort Irina Antonowa an, sie führt Sie zu dem Gefangenen.” “Danke.” sagte ich und ging zu den Fahrstühlen. Irgendwie wusste ich dass ich ins Zwielicht gehen musste. Ich trat über meinen Schatten und tauchte ins Zwielicht ein. Kaum war ich eingetreten spürte ich schon die Kraft des Gefangenen. Wie die Wache unten gesagt hatte traf ich auf Irina Antonowa. Eine starke Tierfrau, die wohl noch nicht ihren Namen abgelegt hatte. Ich würde sie auf ungefähr auf 40 Jahre in der Nachtwache plus 30 Jahre Alter schätzen. Mein Siegel schützte mich hervorragend. “Hallo, kann ich etwas für Sie tun?” fragte sie freundlich. Ich kam gleich zu Sache. “Hallo, mein Name ist Ann-” Ich stockte kurz. Ich hatte nicht bedacht dass alle Anderen in der Inquisition registriert sind und auf Abfrage der anderen Wache eingelesen werden konnten. Und unter meinem Namen würde natürlich: “Anna Romanow, Dunkle Andere” stehen. Ich musste mir einen andren Namen ausdenken. “A- Anja Tuplow. Ich bin von der Moskauer Nachtwache hierher gekommen um einen Dunklen Anderen von hier nach Moskau zu bringen.” Irina sah mich freundlich an. “Ah, ja. Geser aus Moskau hatte uns schon angerufen. Einen kleinen Moment.” sie drehte sich um und ging den langen Gang der Gefängnisräume entlang. “Geser?” murmelte ich leise.

Ich stutzte für einen Moment. Dieser “Geser” muss Sebulon gewesen sein. Irina verschwand für 5 Minuten. Dann kam sie mit einem Anderen wieder. Das war der Mann. Hager, groß gewachsen und keine Haare auf dem Kopf. Ich versuchte keinen mitleidigen Ausdruck zu machen sondern vielmehr einen von Überlegenheit. “Danke sehr.” sagte ich und “führte” meinen Gefangenen ab. Alle aus der Nachtwache sahen zu uns hinüber, sagten aber nichts. Als ich am Ausgang war fing ich schon an erleichtert zu sein. Mein Gang wurde zusehends schneller. Ich wollte so schnell wie möglich aus diesem Haus raus. “Na, Lichte, wohin geht’s denn?” fragte mich der Mann. “Das erkläre ich dir wenn wir draußen sind.” sagte ich schneidend. Am Ausgang grüßten mich noch einmal die Wachen. Freundlich lächelte ich ihnen zu. Zumindest fanden es die Wachen so. Für mich war das ein hämisches Grinsen. Wenn die wüssten das ich gerade einen Gefangenen vor ihren Nasen befreite. Als wir 10 Meter und außer Hörweite waren rief ich Kostja an, dass er uns abholen solle. “Also, zu erst muss ich dir sagen dass ich keine Lichte bin, also lass das bitte, ja? Ich bin aus der Moskauer Tagwache um dich zu befreien. Sebulon hatte mir den Auftrag gegeben.” Der Mann begriff erst nachdem ich das Siegel von mir genommen hatte, dass ich die Wahrheit sprach. “Also muss ich mich bei dir bedanken. Danke.” Wenig später kam auch schon Kostja. “Hallo Anna, na, erfolg gehabt? Der Chef hat es schon erfahren und gibt dir für die restlichen vier Tage frei. Wladimir, dich bringe ich gleich zu Flughafen.”
 

Die restlichen Tage verbrachte ich damit mir die Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg anzusehen. Es waren wundervolle Tage gewesen. Ausgeruht und erfrischt steig ich am vierten Abend in die Maschine die mich wieder nach Moskau, zur Arbeit und zu Sebulon bringen sollte. Sebulon… mein Liebster, bald bin ich wieder bei dir. Diese alberne Alissa Dunnikowa kannst du vergessen. Zu Glück hast du sie ins Artek geschickt und sie dort sterben lassen. Ich hoffe nur du hast nicht dasselbe mit mir vor.

Der Flug dauerte nicht so lange wie ich hin geflogen war. Am Flughafen in Moskau wartete ich auf ein Taxi das mich zur Tagwache bringen sollte. Wie bestellt wartete ein hübsches Auto auf der gegenüber liegenden Seite. Der Fahrer war zwar nur zu hässlich. Doch ich wollte nur noch so schnell wie möglich zu Sebulon. Freundlich lächelte ich ihn an. Der Fahrer lächelte zurück. Ich ging auf das Auto zu als 100 Meter weiter ein Stadtwerke- Auto vorbei fuhr. Nur zu gut wusste ich wer in diesem Auto saß. Die Anderen der Nachtwache von Moskau.
 

Auf dem Bürgersteig blieb ich stehen und tauchte ins Zwielicht ein. Die Anderen der Nachtwache taten es mich gleich. “Anna Romanow, Ihnen wird zur last gelegt, Sie hätten einen Gefangenen der St. Petersburger Nachtwache befreit.” erklärte mir der hoch gewachsene Semjon. Sein Partner war der Dorn im Auge Sebulons, Anton Gorodetzki, Lichter Anderer, zweiten bis dritten ´Grades. Mir von der Kraft her ebenbürtig, doch hatte ich die Kraft des Dunkels. “Und was wollt ihr nun tun? Mich auch einsperren? Doch glaubt mir, Sebulon wird das nicht gutheißen.” “Nein, wir werden dich der Inquisition anklagen und dann wirst du dematerialisiert. Mir lief es kalt den Rücken runter. Dematerialisierung. Keinen Körper in diesseits noch im Zwielicht. Eine umherstreifende Seele im Zwielicht. Doch kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht als neben mir Sebulon auftauchte. In seiner Zwielichtgestalt. Anton und Semjon wichen einen Meter von uns weg, mit einem Schutzamulett in der Jackentasche. Sebulon sagte in einem ruhigen, fast drohenden Ton:

“Ich wünsche nicht dass sie beschuldigt wird. Ich habe ihr diesen Auftrag gegeben.” unmerklich stutzte ich. Hatte Sebulon gerade die Schuld die mich auferlegt hatte auf sich geladen? Er sah mich nicht an. Erwiderte keine Frage von mir. “Anna, bitte geh ins Hauptquartier.” sagt er. “Warum?” wollte ich wissen. Er antwortete nicht. Anton und Ilja bereiteten sich auf einen Kampf gen ihn vor. Plötzlich frischte der Wind auf. Ein Portal bildete sich neben den beiden Lichten. Ich wusste nur zu genau wer dort kam. Geser, das Oberhaupt der Moskauer Nachtwache. Anton und Ilja begannen sich zu entspannen. Dies würde nicht ihr Kampf werden. Es war in Kampf zwischen Sebulon und Geser. “Anna ich wiederhole mich nur ungern: bitte geh. Ich möchte nicht dass dir oder dem kleinen etwas passiert.” Anton wurde wütend. “Ich bin nicht klein. Was soll diese Bemerkung?” Sebulon sah ihn genauso wütend an. “Mit dir habe ich nicht geredet Anton Gorodetzki. Ich meine das kleine Ding dass in Annas Körper lebt. Und nun geh, Anna Romanow.” Ich konnte nur gehorchen. Ich tauchte ins Zwielicht. Mit schnellen Schritten lief ich zu nächsten Arzt. Was hatte Sebulon nur gemeint?
 

Ich lief zum Hauptquartier. Dort waren auch viele Ärzte untergebracht. Für jede Verletzung, für jedes Wehwehchen waren sie da. Sie wüssten bestimmt was mit mir los war. Im vierten Stock waren die Ärzte. Ich ging in die erste Tür hinein. Die dort hinter einem Tresen sitzende Hexe kannte ich. Es war Elena Iljitsch. Sie war eine Hexe vierten Grades. Rabenschwarze Haare, eine schlanke Statur, und ein rabiates Wesen, das zeichnete sie aus. Sie war erst vor einem halben Jahr registriert worden. “Hallo Anna Romanow, was gibt es?”

“Hallo. Ich würde gerne mit Boris Nickolajewna reden. Ich habe eine merkwürdige Ahnung.” sagte ich zu ihr. Sie zeigte mir einen patz auf dem ich warten sollte bis der Arzt mich untersuchen konnte. Nach fast 10 Minuten ging die Tür auf und Boris Nickolajewna kann heraus, mit einem mir bekannten Mann. Es war der Magier Wladimir, den ich aus der Nachtwache aus St. Petersburg befreit hatte. Er lächelte mir zu. Ich erwiderte sein lächeln. Dann wank mich der Arzt zu sich.

“Guten Tag, Anna Romanow. Was kann ich für Sie tun?”

“Guten Tag. Ich möchte dass sie mich untersuchen. Ich habe vor nicht einer halben Stunde etwas Merkwürdiges von Sebulon gehört. Er sagte er wolle nicht dass ‘dem Kleinen etwas passiert’.” Der Arzt bat mich auf der Liege Platz zu nehmen. Ich setze mich hin und streckte die Beine aus. Dann betastete er meinen Bauch. “Tut das weh?” fragte er mich immer wieder. Ich schüttelte immer den Kopf. Doch als er mit seiner Hand auf den Unterleib drückte stöhnte ich auf. Dann konnte ich mich wieder aufsetzen. Dann untersuchte er mich noch etwas. Befragte mich ob ich in den letzten Wochen etwas zugenommen hatte und ob meine Periode ausgeblieben war. Ich konnte nur zu der Gewichtszunahme mit ja beantworten. Ich hatte tatsächlich ein paar Kilo zugenommen. Doch nicht soviel dass man selbst sehen konnte. Doch meine Periode war noch nicht ausgeblieben. Dann fragte er mich ob ich in letzter Zeit mit einem Mann Sex hatte. Ich nicke nur. Mit wem ich Sex hatte sagte ich nicht.

“Hm, dann ist es einfach. Anna Romanow, sie erwarten ein Baby. Meinem Glückwunsch.”

Ich erstarrte zur Salzsäule. “I- in welchem Monat bin ich?” wollte ich wissen. Ich stotterte etwas. “Ich würde sagen Sie sind im ersten Monat.”

Mit dieser Botschaft entließ er mich. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl hoch bis zu Sebulons Büro. Während der fahrt nach oben betastete ich meinen Bauch. In mir lebte ein kleines Baby. Dort war er auch schon. Er hatte sich zum Fenster umgedreht und mich aber trotzdem bemerkt. Na ja. Er konnte durch das Zwielicht alle Dunklen sehen. Alle die in der näheren Umgebung von Moskau ihr Leben fristeten.

“Sebulon ich weiß es jetzt. Ich erwarte ein Kind von dir. Warum? Warum soll ich ein Kind bekommen?” “Ganz einfach, dieser Anton Gorodetzki erwartet von dieser Swetlana Nasarova auch ein Kind. Das Kind soll eine Hohe Zauberin werden. Wir, die Dunklen brauchen etwas was man dagegen setzten kann.”

“Aber warum soll ich dieses Kind austragen?”

Sebulon schwieg. Ich drehte mich um. Ich wollte heute nichts mehr von ihm wissen. Ich verließ das Hauptquartier. Ich wank ein Taxi zu mir heran. Ich bat ihn zu meinem Haus zu bringen.

Zwei Tage blieb ich der Tagwache fern. Mir schien mein Leben so sinnlos. Ich schwankte zwischen einem Leben außerhalb der Tagwache und Selbstmord. Ich entschied mich fürs erste. Ich fuhr am dritten Tag an dem ich erfahren hatte dass ich schwanger war zur Tagwache. Schnurstracks fuhr ich hoch zu Sebulons Büro und quittierte meine Arbeit. Sebulon billigte sie ohne nachzufragen. Er meinte zwar dass es bedauerlich war dass ich aus der Tagwache ausstieg, aber das wäre ja meine eigene Sache. Er unterschrieb die Kündigung.
 

Ich bekam eine bessere und größere Wohnung. Sebulon kam mich manchmal besuchen. In den nächsten Monaten wuchs mein Bauch um mindestens das siebenfache. Der Tag der Geburt schritt unerbittlich näher. Doch es war völlig unkompliziert. Nach 5 Stunden hielt ich in meinen Armen ein wunderschönes Mädchen. Sie hatte mein Aussehen, doch in ihr war eine große, mächtige Kraft. Ich wollte sie Lena Romanow nennen, da Sebulon selbst keinen Nachnahmen mehr seit über achthundert Jahren hatte. Und Sebulon stimmte mir zu. Sie war zwar Sebulons Tochter doch wollte er dass ich mir einem normalen Mann suchen solle, mit ihm ein normales Leben führen solle bis es für meine Tochter soweit war in der Tagwache zu arbeiten. Wir beide hatten keine Zweifel dass Lena so groß werden würde wie die Tochter von Anton Gorodetzki und Swetlana Nasarova, Nadja Antonowa.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lezitel_Sly
2008-04-29T15:56:05+00:00 29.04.2008 17:56
Ich finde deine Geschichte passt sehr gut zu den Büchern, aber es hat mich ein wenig gewundert das Anna von Sebulon ein Kind bekommt. In den Büchern will er doch such nur ein wenig Spaß und bestimmt keine Kinder, oder?
Ich finde die Bücher echt Super und lese gerade Wächer der Ewigkeit.
Von:  Bernsteinseele
2008-04-19T19:45:59+00:00 19.04.2008 21:45
scheinen tolle Bücher zu sein, diese Wächter-reihe :)

Gut geschriebene Story, deine FF .. hat mich nur etwas verwirrt, ... die "schnelle Nummer" erschein irgendwie so gefühllos, wogegne das Telefonat zwischen den Beiden dann irgendwie wie ein starker Kontrast wirkte. ... das Ende wiederrum wirkt wieder bissl gefühlskalt auf mich, abgesehen von der Stelle wo er sie und das Kind beschützte *verwirrt gugg*
Von:  Ilona_Delagun
2008-03-18T11:28:04+00:00 18.03.2008 12:28
Sehr schön geschrieben. Hast wohl vor kurzem die Wächter der Nacht und so gelesen. Das sind tolle Bücher und ich finde deine Geschichte passt gut mit dazu.

hochachtungsvoll Ilona
Von: abgemeldet
2007-10-27T11:15:34+00:00 27.10.2007 13:15
Hui^^
Fand ich gut.
Jetzt ist sie schwanger gewesen und hat ein Mädchen.
Lena ist ein schöner Name^^
Hammer.
bb


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