First & last chapter
"Sasori-Danna, un!", rief der blonde Nuke-Nin und griff nach der Hand des Marionettenspielers. Doch packen konnte er nur dessen Ärmel, der sich im nächsten Moment augenblicklich in Rauch auflöste, mitsamt seinem Träger.
"DANNA!!", schrie Deidara noch, ehe er verschwitzt aufwachte. Schwer atmend richtete er sich auf und starrte auf seine Decke.
"Nur ein Traum, un. Es war alles nur ein Traum, un...", murmelte der Blonde beruhigend zu sich selbst.
"Macht nicht so einen Lärm, Baka! So kann ja niemand schlafen", kam es plötzlich von einer vertrauten Stimme.
Hektisch suchend blickte sich Deidara um. Kein noch so kleines Insekt konnte seinem mechanischem Auge entkommen, dennoch war keine Spur seines ehemaligen Partners zu sehen. Er hatte sich alle nur eingebildet. Mal wieder... Seine Augen wanderten zu dem gegenüberliegenden Bett, welches nun von seinem neuen Partner belegt wurde. Wut kroch in ihm hoch, als er den Maskenmann friedlich schlummernd auf dem Bett seines Dannas liegen sah.
»Irgendwann, un«, das schwor er sich. »Irgendwann werde ich den Knirps in die Luft sprengen, yeah! Wenn er nicht schnellstmöglich bei einer Mission umkommt, wird’ ich ihn eigenhändig töten, un!« Für einen kurzen Augenblick lagen seine Gedanken nicht bei dem Verstorbenen. »Wie kann er es nur wagen, un?! Schläft seelenruhig im Bett Sasori-Dannas, un! Wenn Danna davon wüsste...«
Da waren sie wieder. Die Gedanken an Sasori.
»...«
Der Iwa-Nin zog die Beine an sich, schlang die Arme drum, bettete seinen Kopf auf die Knie und weinte stumm vor sich hin. Vor den Anderen ließ er sich kaum etwas anmerken, aber sein Inneres, sein zerbrochenes Herz schrie. Es schrie vor Verzweiflung, Trauer und...Reue. Reue, weil er seinem Danna die Antwort nicht rechtzeitig überbrachte. Wenn jener Tag nicht gewesen wäre...wenn jener Tag nie existiert hätte...vielleicht hätte Deidara den Tod des Rothaarigen besser verkraftet. Vielleicht würde er dann jetzt nicht von Albträumen geplagt werden. Vielleicht würde er dann diese Tränen nachts nicht weinen müssen. Aber eben nur vielleicht...
Das beste Team der Akatsukis war wieder einmal dabei zu streiten. Und wie sooft war Kunst die Ursache dafür. Sein Danna und er, Deidara, hatten nun mal verschiedene Ansichten von Kunst. Seiner Meinung nach war Kunst eine Explosion, ein 'Bang'. Etwas, was nicht länger als einen Moment da war. Sein Danna dagegen meinte, dass Kunst etwas für die Ewigkeit sein sollte. So wie seine Marionetten oder er selbst. Obwohl er die Meinung des Kleineren respektierte, war es im umgekehrten Fall nicht so. Stundenlang redeten sie darüber, wer Recht habe und wer nicht. Der Nuke-Nin aus Iwa, dem die Diskussion immer mehr Kraft raubte, gab schließlich nach und verzog sich schmollend in eine Ecke ihres gemeinsamen Zimmer. Plötzlich wurde er an seinem langen Haar nach hinten gezogen und von seinem Zimmergenossen umarmt. Noch ehe der Große etwas sagen konnte, flüsterte der Rothaarige ein "Entschuldige" in sein Ohr. Nun war der blonde Ninja entgültig verwirrt.
»Danna...entschuldigt sich bei mir, un??«
Eine Stille, die Deidara nur noch mehr verunsicherte, legte sich über die Beiden. Nach einer halben Ewigkeit brach einer der beiden Abtrünnige das Schweigen: "Sasori-Danna, un...?"
Stille.
"Sasori-Danna, un?", wiederholte er dieses Mal etwas deutlicher.
"Weißt du", begann der Suna-Nin, der, bis auf ein letztes Organ, komplett aus Holz bestand. "Ich mag es wirklich nicht mit dir zu streiten. Aber..." Der Sprechende verzog den Mund zu einem Lächeln. Zwar konnte der Langhaarige das nicht sehen, aber er kannte seinen Partner ziemlich gut und konnte an seinem Tonfall seine Gesichtsausdrücke vorstellen.
"...es bereitet mir irgendwie Freude, mit dir über Kunst zu diskutieren, auch wenn ich deine Ansichten nicht teile. Ich bin ja nicht der Gesprächigste..."
Das stimmte allerdings, weswegen sich Deidara sich von Wort zu Wort mehr wunderte. Es passte nicht zu Sasori um den heißen Brei drum herum zu reden. Vorsichtige fragte er seinen Partner, was los sei.
Wieder Stille...
Gerade wollte sich der Iwa Abtrünnige umdrehen, stattdessen wurde er jedoch von dem Hölzernen in eine noch engere Umarmung gezogen.
"Deidara...ich liebe dich."
Drei Worte, ein kurzer Augenblick hatten gereicht, um die Gefühlswelt des Angesprochenen durcheinander zu bringen. Unfähig etwas zu sagen, geschweige denn etwas zu tun, blieb er erstarrt sitzen und auch der andere Ninja rührte sich nicht. Noch einmal umhüllte eine Stille die beiden Shinobis. Allerdings war diese Stille im Gegensatz zu der Vorherigen um einiges schlimmer. Die Stille davor raubte dem Iwa-Künstler nicht die Luft, sie warf seine Gedanken nicht völlig aus der Bahn, sie ließ sein wildes Herzklopfen nicht so laut erscheinen. Aber Diese tat es.
»Da-...Das muss ein Traum sein, un! Bestimmt habe ich mich nur verhört, un. Das ist es, yeah! Alles nur Einbildung, un.«, redete er sich verwirrt ein. Erst nachdem Sasori ihn zögerlich losließ, war er sich hundertprozentig sicher:
Sein Danna liebte ihn!!
Der Künstler aus Suna stand auf und machte sich in Richtung Tür. Kurz bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich zu dem immer noch überraschten Blondschopf um, mit den Worten "Ich erwarte morgen nach unserer Mission eine Antwort".
Bloß leider konnte keiner ahnen, dass es danach schon zu spät sein würde...
Mit verquollenen Augen sah der junge Mann mit den goldblondem Haar aus dem Fenster. Seine Augen nahmen das den aufgehenden Sonnenball auf, trotzdem erreichte das Bild sein Herz nicht. Eigentlich...erreichte rein gar nichts mehr sein Herz. Weder das Gerede seine Kollegen, insbesondere das, seines neuen Partner Tobi, noch das unbeschwerliche Lachen kleiner Kinder. Nicht einmal seine Explosionen heiterten ihn auf. Es schien, als ob mit dem Tod Sasoris auch ein Teil von dem blonden Nuke-Nin gestorben sei. Gefühle wie Freude oder Glück wurden aus seinem Leben verbannt. Auch vermied der Einäugige es, das Wort 'Kunst' zu benutzten, da es ihn zu sehr an die Streitereien erinnerte. Selbst das Lächeln hatte er verlernt. Sein Leben kam ihm mit einem Mal so leer und trostlos vor. Wenn sein Danna doch bloß jetzt bei ihm wäre. Er verstand immer noch nicht, warum sein Danna sterben musste, wieso sein Danna nicht mehr bei den Akatsukis ist und weshalb sein Danna ihn alleine auf dieser Welt zurückgelassen hatte.
Betrübt schleppte Deidara sich aus dem Bett. Er wollte nur raus aus diesem Zimmer. Hier waren die schönsten Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, die im Moment so weit zurückliegt. Jede Erinnerung an damals versetzte ihn einen schmerzhaften Stich in der Brustgegend. Wie jeden Morgen machte sich der einsame Ninja mit einem kleinen Lehmbeutel auf dem Weg zu seinem Danna. Von dem Hügel, auf dem der Gedenkstein stand, hatte man eine wunderbare Sicht auf einen friedlichen See. Tiere tummelten sich am Wasser und eine gigantische Blumenwiese, wie man sie in Märchenbüchern findet, umgab die Wasserstelle.
...Wie sehr Deidara diesen Ort doch hasste. Wie konnte es einen so farbenfrohen Platz geben, wenn in seinem Innersten tiefste Finsternis herrscht? Wie konnte sich eine heile Welt vor seinen Augen erstrecken, wenn seine Welt nur noch aus Trümmern besteht? Wie konnte es eine derartige Landschaft, die so viel Glück und Geborgenheit ausstrahlte, vor einer Umgebung liegen, die nur Verzweiflung und Einsamkeit beinhaltete? Im Angesicht seines Unglücks verfluchte er den See und alles um ihn herum. Bei dem Grab angekommen, formte er aus dem mitgebrachten Lehm eine Bombe und ließ sie sofort hochgehen.
"Sasori-Danna, un..." Ein Tropfen fiel auf Deidaras Haupt. Dann noch einer. Es fing an zu regnen...Er wusste selber nicht einmal, warum er das tat. Warum er sich jeden Tag hier hoch mühte, nur um anschließend von Vergangenem gequält zu werden. Oder warum er bei jedem Besuch eine Bombe explodieren lässt. Vielleicht sollte ihm das Ganze einen Halt geben und ihn helfen, den Schmerz zu verarbeiten.
"Sasori-Danna, un", wiederholte der Künstler leise, ehe er sich neben dem Grab niederließ und seinen Tränen ein zweites Mal frei laufen ließ. Zur selben Zeit fielen die Regentropfen vermehrt hinunter.
Langsam schritt ein junger Mann durch das Schlachtfeld. Sein rechtes Auge mit dem strahlenden Blau wanderte suchend über die Umgebung. Auch sein linkes mechanisches Auge machte sich auf die Suche. Seine Schritte hallten unheimlich wieder. War er hier überhaupt richtig? "Danna, un? Bist du hier irgendwo, un...?", fragte er vorsichtig in die Totenstille hinein. Er hatte Angst. Ja, er hatte wirklich Angst. Allerdings nicht davor, dass ihm hier Feinde auflauern konnten, sondern davor, seinen Partner leblos aufzufinden. Nicht leblos vom Körper her, dies war der Suna Abtrünnige ja bereits, sondern leblos vom Herz, dem einzig verbliebenen Organ, das noch 'echt' war. Deidara wusste, dass, wenn das Herz Sasoris aufhören würde zu schlagen, sein Danna ebenfalls aufhören würde sich zu bewegen. Denn dann hätte selbst des Suna-Nins Ewigkeit ein Ende.
»Gott, Jashin, Buddha oder wie ihr alle auch heißen mögt, bitte lasst mich Sasori-Danna lebendig auffinden, un. Ich flehe euch inständig an, un!«, betete der Abtrünnige aus Iwa. Obwohl er nicht gläubig war, bat er die Götter jedes Mal darum, seinen Partner lebend zu entdecken, und bis jetzt hat es ja immer funktioniert. Dann sah er ihn. Seines Teamkollegen Arme waren nicht an ihrem rechtmäßigen Platz. Das alleine wäre ja kein großes Thema gewesen, jedoch ließ etwas anderes seinen Puls des Suchenden in die Höhe schießen. Es waren zwei längliche Gegenstände. Deidara nahm es nicht richtig wahr, zu sehr entsetzte ihn das Bild, das sich ihm bot.
Zögerlich trat der blonde Künstler heran, in der Hoffnung, den Rothaarigen sprechen zu hören, Selbst wenn es nur ein "Warum hast du so lange gebraucht?" gewesen wäre, selbst wenn es nur ein "Baka" gewesen wäre, es hätte ihm gereicht. In jenem Moment hätte er alles getan, um ein Lebenszeichen von dem Hölzernen zu bekommen. Wirklich alles...
Mit geweitetem Auge blickte er hinab, hinab zu seinem Danna, hinab zu dessen Körper...hinab zu seinem durchbohrten Herzbehälter. Deidaras Mund war staubtrocken, sein Kopf wirkte wie leer gefegt, sein Atem stoppte und jegliches Gefühl entwich. Die Arme und Beine kamen ihn plötzlich so schwer vor. Das eigene Gewicht nicht mehr tragend können, gaben seine Füße nach und ließen ihn neben den leblosen Körper auf die Knie gleiten. Wie lange saß er so? Eine Sekunde? Eine Minute? Eine Stunde? Noch immer realisierte er den Tod nicht, er wollte und musste sich vergewissern. Langsam, wie in Zeitlupe, streckte er seine Hand aus. Erst nachdem er die Hand des Kleineren berührte wusste er: Sasori ist gestorben.
Im selben Augenblick zersprang sein Herz in tausend Splitter.
Der blondhaarige Shinobi war inzwischen bis auf die Haut durchnässt, doch das interessierte ihn recht wenig. "Sieh nur Sasori-Danna, der Himmel trauert ebenfalls um dich, un." Zärtlich strich er mit Fingern über den Grabstein.
"Ich habe dir die Antwort nicht geben können...un."
Ein unterdrücktes Schluchzen.
"Dabei hast du es doch zu warten, yeah."
Ein Blitz leuchtete auf. Eine Antwort?
"Verzeih', dass ich erst jetzt antworte."
Er beugte sich ein wenig nach vorne.
"Ich hoffe, du hörst mich, un."
Seine Lippen berührten den kalten Stein. Exakt in diesem Moment stoppte der Regen und die Wolken verzogen sich langsam, um die Sonne wieder scheinen zu lassen.
"Ich liebe dich, Danna, un. Ich habe dich schon immer geliebt. Seit wir uns das erste Mal trafen, un." Ein warmer Wind umarmte den Künstler und trug seine Worte davon. Deidara sah in den Himmel.
Er wusste, sein...Freund hatte ihn gehört.
Langsam aber sicher heilte die tiefe Wunde in seiner Seele. Auf den See blickend ruhte ein seliges Lächeln auf seinen Lippen.
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Nya~ das wäre wohl mein erster OS .___.
Ist auch schon einige Monate her, dass ich das geschrieben hab'. ^^' Würde mich trotzdem über ein (kurzes) Kommi freuen. <3
