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Fabulae vitae...

Geschichten des Lebens...
von

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Monotonie der Zeit

Mein Wecker schrillte. Wie immer. Ich stand auf und ging wie üblich ins Wohnzimmer, wo ich wie gewöhnlich die Nachrichten schaute. Immer wieder dieselben Nachrichten von Krisen, Kriege und Leiden dieser Welt. Ich schaltete den Fernseher wieder aus und machte mir wie immer alleine mein Frühstück. Keiner in meiner Familie war schon wach. Wie immer diese schrecklichen Flakes. Ich duschte und machte mich anderweitig für die Schule fertig. Um 6:00 Uhr ging ich aus unserem dunklen Haus. „Immer wieder dasselbe…“ dachte ich mir, als ich mein Fahrrad aufschloss und zur Schule fuhr. Schon wieder stand ich im Stau und schon wieder kam ich zu spät, weshalb ich mir eine Standpauke von meiner Lehrerin wie immer anhören durfte. Die Schule bot mir auch nicht gerade viel Abwechslung. Zwar wechselten die Fächer des Tages sich untereinander, doch wirkliche Unterschiede zwischen den Wochen gab es nicht. Das Einzige, was mich ein wenig aus meinem Alltag herauslockte, waren einerseits meine stundenlangen Spaziergänge und Bogenschießen. Doch auch die wurden mit der Zeit immer weniger, sodass jeder Tag, jede Woche miteinander verschmolzen und ich nicht mehr bemerkte, wie die Jahre vergingen.

Ich erhielt mein Abitur.

Ich studierte.

Und jeder dieser Tage war genauso monoton, wie der davor. Ich wurde träge. Dennoch hatte ich einen Job. Und auch bei diesem bot sich mir kaum Abwechslung. Ich fühlte mich in diese täglich wiederkehrende Einöde gefangen. Auch als ich jemanden heiratete, änderte sich nicht wirklich etwas für mich. Denn jeden Tag kam und ging dasselbe. Mein Wecker erklang nun um 4:00 Uhr ich wachte auf und schaute immer noch die Nachrichten, bevor ich wie immer schon diese grässliche Flakes aß. Ich verließ immer noch ein dunkles Haus und fuhr mit der Bahn zwei Stunden zur Arbeit. Immer wieder dieselben Aufträge, immer auf den letzten Drücker. Immer denselben Gehalt. Immer dieselben Bahnprobleme auf dem Nachhauseweg. Immer wieder merkte ich, wie mich diese Monotonie störte, doch tat ich wie immer nichts dagegen. Ich selbst hatte mich schon vor langer Zeit an zweiter Stelle meiner Prioritätenliste gestellt. An erster Stelle stand… Nun ja, ich weiß es schon lange nicht mehr. Diese Eintönigkeit lässt schon mal vergessen… Die Jahre vergingen.

Ich wurde 40. 50. 60.Und auch im hohen Alter saß ich immer nur daheim und kümmerte mich nur um mein Häuschen. Mein Mann war bereits vor einigen Jahren bei einem Autounfall gestorben. Seitdem war ich wieder alleine. Von meiner Rente konnte ich nicht leben, sodass ich eher vor mich hin vegitierte, als das ich lebte. Die Jahre waren schon wieder weiter gezogen und ich ging immer wieder in einen Park, der sich in der Nähe meines Häuschens befand. Es würden dann immer Kinder spielen und ausgelassen schreien, so, als ob das Leben nicht schöner sein könnte. In einer gewissen Weise beneidete ich diese Kinder. Sie waren noch solche Grünschnäbel und dennoch hielten sie sich für die größten, wenn sie ganz oben auf dem Klettergerüst angelangt waren. Ihr Leben war voller Vielfalt. Ja… Sie hatten noch vieles vor sich. Ich hoffte, dass ihr Leben facettenreich verlief. Somit erwischte ich mich, wie ich mich an meiner Kindheit erinnerte, die auch fröhlich und hell zu schnell vergangen war im Gegensatz zum Rest meines Lebens. Und nun erinnerte ich mich, was ich schon vor Jahrzehnten an erster Stelle meiner Prioritätenliste gesetzt hatte. Vielfalt. Glück. Und plötzlich merkte ich, wie ich mein gesamtes Leben verwirkt hatte. Mein Leben war an mir vorüber gezogen, ohne dass ich je wirklich glücklich gewesen war. Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mein Gesicht herab. Ein kleines Mädchen kam zu mir her, als sie mich weinen sah.

„Warum weinst du Großmütterchen?“ fragte sie mich in einer zuckersüßen, jungen und unerfahrenen Stimme. Ich sah in ihr Gesicht, dass sie sich wirklich für mein Leid interessierte. Ich musste leicht lächeln.

„Ach.. mir ist nur etwas klar geworden, was du noch zu erfahren hast…“ sagte ich ihr und sie ging weiter spielen, nachdem sie von ihren Freuden gerufen worden war und ihre Schultern ratlos hochgezogen hatte. Sie ließ sich nicht von mein wunderliches Verhalten ablenken. Sie hatte ein unsichtbares Ziel vor Augen, das selbst sie nicht wirklich kannte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-05-26T16:50:43+00:00 26.05.2008 18:50
nya~ *kommi* sehr schön gemacht^^
>-<" aaaaaaaaaaw mir fällt jetzt kein kommentar ein ._.""
ausser das dieser kommi sehr schön war und traurig natürlich Q_Q
T_T
Von: abgemeldet
2008-04-18T13:59:43+00:00 18.04.2008 15:59
Endlich bin ich mal dazu gekommen die FF zu lesen..gomen das es so lange gedauert hat^.^

Also,dazu gibt es nich tviel zu sagen,ich schließe mich Hamado an..
Du hast ein unglaublich großes Talent zum Geschichten schreiben..o-o *knuff* weiter so.\\^o^//
Von:  Hammer
2008-04-06T11:00:37+00:00 06.04.2008 13:00
Hm, so kann man es auch sehen.
Sehr schön zu sehen, wie ein Leben im Zeitraffer abläuft und trotzdem in jedem satz, pro gesetztem Komma ein "...wie immer..." steht.
Schöne darstellung.
Auch sehr schön Monoton und eindruckslos geschildert bis zum ende.

Aber so ist der Mensch nunmal, nicht wahr?
Weiss vieles nicht zu schätzen was er hat, bis es dann verloren geht.
Aber du musst doch selbst zugehen, dass ein leben so nur von sich selbst betrachtet aussieht. Aus dem eigenen Blickwinkel.
Es gibt immer etwas das man seinen Freunden erzählen kann, etwas über das man redet.
Ich zum beispiel kann selbst aus diesem "kahlen" leben einige lichtblicke und bestimmt nennenswerte ereignisse lesen, selbst wenn du sie nicht geschrieben hast.
Sie lernte einen Mann kennen, der ihr bestimmt den Hof gemacht hat.
Sie hatte bestimmt den einen oder anderen Chaostag über den man sich das Meul zerreissen kann.
Bestimmte Lichtblicke, die ihr den einen oder anderen Tag versüßt haben.
Man studiert nicht, ohne mit freunden/studienkollegen zu lernen.

=) Ich kaufe ihr das ab, dass ihr leben im Zeitraffer leer aussieht,
Aber ich kaufe ihr nicht ab, dass ihr Leben nicht lebenswert war.
Chance vertan, aber spaß dabei gehabt, nicht wahr?
In der unendlichkeit sind wir alle sowieso nur Fürze, warum also darum weinen?
Ohne Menschen die nichts erleben, wären Menschen, die viel aus ihrem Leben machen nur halb so interessant.
Lernen hört niemals auf ;-)

Ich mag deine Geschichten, immer weiter so!


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