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Quicksand

(~ GaaraXYuka~)
von

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Teamwork oder so ähnlich

Gaara war ein Mörder, der an schweren Psychosen litt und bei der kleinsten Kleinigkeit die Kontrolle über das Monster in sich verlieren konnte. Er behandelte mich wie einen Fußabtreter und jeder zweite seiner Sätze beinhaltete eine Morddrohung oder eine Beleidigung, wenn er sich überhaupt dazu herabließ, mit mir zu kommunizieren. Ich war mir sicher, ihm mehrere Stunden lang mit wachsender Freude immer wieder in sein emotionsloses Gesicht treten zu können.

Warum zur Hölle war ich dann jetzt hier mit ihm im Cove Springs Park, um mich nur wegen ihm mit der CIA anzulegen?!

Ich wollte die Antwort erst gar nicht wissen, es machte ohnehin keinen Unterschied mehr. Jetzt war ich hier, als eine der meistgesuchtesten Personen der USA, und sollte mir besser Gedanken darüber machen, wie ich die nächsten paar Stunden lebend überstehen wollte.

„Die ‚Übergabe’ findet erst in einer knappen halben Stunde statt, also haben wir noch etwas Zeit, um den Laden hier ein bisschen abzuchecken“, sagte ich und vergrub meine Hände in den Hosentaschen. Kaltes Metall traf auf meine Finger und ich musste schlucken.

Die Taschenmesser, die ich eingesteckt hatte, waren bei Weitem nicht die einzigen Vorsichtsmaßnahmen für die bevorstehende Mission. In meinem Aufzug hätte mir wohl jeder Regisseur eine Rolle für Lara Crofts Tochter gegeben: Ich trug ein enges, dunkles Trägertop und Shorts im Tarnmotiv, darüber noch einen breiten Gürtel mit allerhand Taschen, in denen ich Wurfsterne transportierte (Nicht, dass ich damit umgehen könnte, aber Gaara hatte darauf bestanden, dass ich sie mitnahm). An beiden Oberschenkeln hingen schwarze Taschen, in denen je eine Pistole steckte, und meine fingerlosen Lederhandschuhe durften natürlich auch nicht fehlen. Dazu noch ein paar schwarze Schnürstiefel und ein frisch geflochtener Pferdeschwanz – Yuka Croft ist hiermit geboren.

Schade nur, dass ich mich keineswegs wie eine coole Archäologin fühlte.

Ich hatte schlichtweg Angst und fühlte mich überfordert. Es war so einfach, sich diese Kämpfe gegen Bösewichte im Fernsehen anzusehen, aber plötzlich selbst mit zwei gestohlenen Neun-Millimeter-Pistolen und einem Massenmörder an seiner Seite herumzulaufen, war etwas völlig anderes. Ich war doch noch ein Kind! Ich wollte nach Hause in mein Zimmer und mich mit einem Plüschtier in mein Bett verkriechen.

Wieso nur musste ich auch immer die Klappe so weit aufreißen, ohne vorher über die Konsequenzen nachzudenken?

Ich war so beschäftigt damit, mich über mich selbst zu ärgern, dass ich nicht mal mehr darauf achtete, wohin ich überhaupt lief. Erst als ich mit voller Wucht einen Kuchenstand anrempelte und dabei die Hälfte der Waren gleichmäßig auf dem Boden verteilte, kam ich unsanft zurück in die Realität.

„Hey, pass doch auf, wohin du läufst, Schlampe!“, polterte der Verkäufer auch schon los und deutete verärgert auf die vielen Kuchenstücke, die bunt verteilt auf dem Rasen lagen. „Jetzt zieh dir diese Scheiße rein! Die Hälfte vom Kuchen ist hinüber! Das kann ich doch keinem mehr verkaufen!“

Ich sah überrascht auf, doch noch bevor ich mich rechtfertigen konnte, stand Gaara wie ein Schrank in Kleinformat neben mir.

„Verschwinde oder hier geht gleich noch mehr als nur der Kuchen kaputt“, knurrte er angriffslustig. Seine Laune war höchstwahrscheinlich nur so weit im Keller, weil er sich auf der ganzen Fahrt von mir hatte herumkommandieren lassen müssen.

Der Kuchenverkäufer schien nun ernsthaft in Rage zu geraten und schlug mit der Faust auf den Verkaufstisch.

„Ich will, dass ihr den Kuchen bezahlt, das ist doch wohl das Mindeste! Und du, Kleine…“ – er starrte mich prüfend an und kniff die Augen dabei leicht zusammen – „…bist du nicht eh diese Gangsterbraut, die ein längeres Vorstrafenregister als jeder Al Quaida-Terrorist hat?“

Genervt stemmte ich die Hände in die Hüften. Heute musste aber auch wirklich alles schief gehen! Im Moment hatte ich definitiv größere Probleme als ein paar ruinierte Kuchen!

„Jetzt stellen Sie sich nicht so an! Schicken Sie die Rechnung meiner Mom, aber ich hab grad echt keine Zeit!“, zischte ich und machte Anstalten zu verschwinden. Das hier war nichts weiter als Zeitverschwendung.

Doch der Verkäufer blieb hartnäckig.

„Dageblieben, junge Lady! So einfach geht das nicht! Du gibst mir jetzt sofort deine Adresse!“, schrie er mir nach.

Ich war ganz und gar nicht in der Stimmung, mich mit derartigen Kleinigkeiten auseinanderzusetzen, und beendete den Konflikt einfach, indem ich Gaara einen Wink gab und dann davon rannte. In dem Menschengedränge war ich binnen Sekunden untergetaucht und nur die wütenden Schreie des Kuchenverkäufers hallten noch dumpf durch die vielen Gespräche der Menschen.

Der Park war in der Tat sehr gut gefüllt und diese Tatsache kam mir nur zu Gute. Die schätzungsweise knapp zweihundert Besucher des Festivals schlenderten eifrig durch die vielen Verkaufsstände am Rand und in der Mitte des Parks, genau neben dem kunstvollen Springbrunnen, war eine farbenfroh geschmückte Bühne aufgebaut worden. Aus den Musikboxen rechts und links der Bühne erklang angenehm laute Musik, zu der einige übermütige Jugendliche auf dem Sandplatz vor der Bühne tanzten. Es war ein munteres Treiben, jeder schien gut gelaunt zu sein, und das schmerzte mich ungemein. Der bloße Gedanke, dass sich all diese fröhlichen Menschen nur wegen mir in Lebensgefahr befanden, war furchtbar.

Ich hatte einfach nur das tiefe Bedürfnis, laut schreien zu müssen, um all meine Anspannung, Angst und Schuldgefühle freizulassen, doch das war ausgeschlossen.

Stattdessen hielt ich direkt neben der Tanzfläche an und nahm erst mal einen tiefen Atemzug; dann wandte ich mich um und drückte Gaara meinen mitgebrachten Lacrosseschläger aus Massivmetall in die Hand.

„Dieser Verkäufer verfolgt mich bestimmt, deshalb tauch ich erst mal ein bisschen unter“, erklärte ich rasch. „Ich nehm mal an, du hast keine Lust, mitzukommen, also bleibst du hier stehen und versuchst keine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Klar genug für dein Spatzenhirn?“

„Du willst abhauen“, sagte Gaara nüchtern und musterte mich mit unergründlich tiefem Blick. Die Vermutung schien ihn gänzlich kalt zu lassen, denn er wusste ohnehin, dass ich ihm hoffnungslos unterlegen war. Flucht war zwecklos.

„Nein, verdammt!“, zischte ich gereizt und hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. „Und jetzt nerv nicht! Ich brauch einfach nur mal fünf Minuten meine Ruhe, du Stalker! Also pflanz deinen Arsch hier irgendwohin und fang nach Möglichkeit kein Gemetzel an! Natürlich nur, falls diese ungeheuer anspruchsvolle Aufgabe dich nicht überfordert!“

Sein Gesicht verzog sich missbilligend, doch er trat rücksichtsvoll einen Schritt zurück und zeigte so, dass es mir wohl gestattet war, zu gehen.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und stapfte geradewegs hinüber zur Tanzfläche. Normalerweise reagierte ich mich am liebsten beim Lacrosse ab, aber ich wollte die Gedanken an alles, was auch nur im Entferntesten mit Gewalt zu tun hatte, so lange wie möglich aufschieben. Wirklich seltsam, dass es ausgerechnet mir so ging – ich war die gewalttätigste Schülerin der ganzen Frankfort Junior High.

Würde ich an Gott glauben, wäre ich der festen Überzeugung, Gaara war eine Strafe des Himmels für all meine Sünden.

Ich versuchte all diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und mich ganz auf die Musik zu konzentrieren, während ich mich in die Menschenmenge schob. Viele meiner Schulkameraden, Highschool-Studenten und auch einige Erwachsene waren auf der Tanzfläche und wirbelten fröhlich durcheinander. Es fühlte sich gut an, so in der Menge zu verschwinden und zumindest teilweise wieder ein Teil der realen Welt zu werden.

Ich lauschte genauer auf die laut aufgedrehte Musik und dabei stahl sich ein warmes Lächeln auf mein Gesicht.

„Is it still me, that makes you sweat?

Am I who you think about in bed?

When the lights are dim and your hands are shaking as you’re sliding off your dress?

Then think of what you did

And how I hope to god he was worth it.

When the lights are dim and your heart is racing as your fingers touch his skin.”

Das war unverkennbar „Lying is the most fun a girl can have without taking her clothes off“ – diesen Song hatten Rachel, Kim und ich auf Kims letztem Geburtstag bestimmt hundert Mal in Karaoke gesungen. Zumindest so lange, bis Kims Mom bewaffnet mit einer Pfanne ins Zimmer gekommen war, und uns ziemlich glaubhaft versichert hatte, dass sie den CD-Player auf Bierdeckel-Format schlagen würde, wenn sie diesen perversen Song noch einmal hören musste. Die anschließende Moralpredigt von unserer Minderjährigkeit und dass wir an die Themen, die in dem Song angesprochen wurden, nicht einmal im Traum denken sollten, hatte es gratis dazugegeben.

Wenn die Frau wüsste, dass Kim ihr erstes Mal zu diesem Zeitpunkt schon längst hinter sich gehabt hatte…

Ich seufzte befreit, schloss die Augen und ließ mich fallen. Die Musik schien meinen Körper fast gänzlich einzunehmen und schon wirbelte ich wie alle anderen über den Sandplatz.

Das war genau das, was ich gebraucht hatte: Ein Stück Ruhe und Harmonie, um wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Schließlich war ich immer noch ich, das vergaß ich in Gaaras Anwesenheit so leicht. Ich war noch immer Yuka Ashihira, ich war nicht Slave und erst recht keine Killermaschine, wie Mister Murderer das gern hätte. Dass ich Wilson getötet hatte, war zwar Notwehr, aber trotzdem ein Fehler gewesen und ich würde das auch nie wieder tun.

Schließlich war ich nur ein dreizehnjähriges Schulmädchen, wie jedes andere auch, das sich jetzt völlig von der Musik vereinnahmen ließ, und sich ihrem Takt entsprechend bewegte. Selbst als der Song vorbei war, kehrte ich noch immer nicht in die Realität zurück; ich tanzte einfach weiter, frei, locker und unbeschwert, wie es sich für einen Teenager gehörte. Ich wollte nicht mehr nachdenken und erst recht nicht wollte ich zurück in meine unangenehme Wirklichkeit, in der ich kurz davor stand, schon wieder unschuldige Menschenleben zu opfern.

Mein Gehirn schaltete sich erst wieder richtig ein, als einer dieser hoffnungslos kitschigen Lovesongs erklang, die ich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Genervt warf ich meinen Pferdeschwanz zurück, schlug die Augen auf und sofort blieb mein Blick wie festgefroren an einer Person am Rand des ganzen Festivals kleben, oder besser gesagt an den Jadeaugen, mit denen sie mich unnachgiebig anstarrte.

Dieser Bastard von Gaara konnte es einfach nicht lassen, mich immerzu zu überwachen!

Und dennoch war da ein völlig neuer Ausdruck in seinen Augen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Selbst auf die Entfernung hin glaubte ich, ein ganz leichtes Funkeln auf den sonst so harten Jadesteinen ausmachen zu können. Fast so, als würde er sich an irgendetwas erfreuen, wenn auch nur ganz leicht.

Ich machte eine Drehung, um aus seinem Blickfeld zu verschwinden, doch seine Blicke verfolgten mich. Das Funkeln in seinen Augen musste wegen mir sein, nur warum? Es lag garantiert nur an diesem vor Kitsch nur so triefenden Song, dass ich mir einbildete, einen Hauch Menschlichkeit bei ihm erkennen zu können – wenn das kein weiterer Grund war, lieber bei Hardrock und Metal zu bleiben!

Allerdings ließ es sich beim besten Willen nicht leugnen, dass er schon eine gewisse Ausstrahlung hatte, wie er da an diese Straßenlaterne gelehnt stand, die Arme vor der Brust verschränkt, und alles außer mir geflissentlich ignorierend.

Nichts außer mir konnte seine Aufmerksamkeit fesseln.

Dieser Gedankengang fühlte sich alles andere als gut an, und so beschloss ich, lieber den Rückzug anzutreten, bevor mein Gehirn auf noch peinlichere Einfälle kommen konnte. Ich brachte meinen Körper wieder unter Kontrolle und trat mit ein paar raschen Schritten von der Tanzfläche. Ich vermied es, Gaara ins Gesicht zu sehen, als ich wieder zu ihm ging und ihm grob den Lacrosseschläger abnahm. Ohne dass ich klar sagen könnte, warum, war mir mein kleiner Auftritt auf der Tanzfläche peinlich. Es gehörte sich für einen Ninja in Ausbildung garantiert nicht, auf einem Stadtfest zu tanzen, also mied ich seinen Blick.

Es dauerte genau dreieinhalb Sekunden, bis Gaara diesen neuen Vorsatz wieder zerstört hatte.

„Und wofür war das jetzt gut?“, fragte er eine ganz simple Frage, für die ich jedem anderen sofort die Nase gebrochen hätte.

Bei ihm begnügte ich mich allerdings mit einem giftigen Blick.

„Kann dir doch egal sein.“

„Du solltest das öfter tun.“

Ich riss die Augen auf und starrte ihn völlig entgeistert an. Machte er sich jetzt etwa auch noch lustig über mich?

Sein glattes Gesicht ließ weder Spott noch Sarkasmus erkennen, ganz im Gegenteil: Ich war mir fast sicher, dass seine Augen immer noch ganz leicht funkelten und er mich interessierter als sonst betrachtete. Beinahe wie ein Lebewesen und nicht nur ein Haufen Fleisch, den er hin und herschubsen konnte.

Ich war sprachlos und brachte nur ein nicht sonderlich intelligentes „Hä?“ hervor.

„Lächeln. Locker sein. Fröhlich wirken. Dann würdest du nicht mehr so sehr aus der Menschenmenge hervorstechen“, fügte er als gewohnt derbe Erklärung hinzu und ich vermerkte diese Aussage als Befehl Nummer Zweihundertsiebenunddreißig in meinem gedanklichen Tagebuch. So viel zum Punkto Menschlichkeit.

„Hör gefälligst auf, so mit mir zu spielen, als wäre ich deine Marionette! Ich bin doch kein Roboter!“, zischte ich verärgert und wollte ihm gerade aus purem Reflex meinen Lacrosseschläger zwischen die Beine rammen, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel heraus eine Person entdeckte, die ich nur zu gut kannte.

Es war ein kleiner, stämmiger Mann mit halblangen, dunkelbraunen Locken, die von einem schwarzen Haarband gebändigt wurden. Das war auch der Grund, warum er mir so gut im Gedächtnis geblieben war; insgeheim hatte ich ihn immer „Agent Curly“ (Curly = lockig) genannt. Während meiner Zeit in der CIA-Zentrale war er des Öfteren für meine Familie zuständig gewesen und nie würde ich seine verwegene Frisur und sein markantes Gesicht vergessen.

Mir war schlagartig bewusst, was das bedeutete.

Würde dieser CIA-Agent Gaara und mich jetzt entdecken, wäre die Hölle los. Er würde uns notfalls mit Gewalt zu dieser Fabrikhalle bringen und das würde Gaara in Rage bringen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn hier und jetzt das Sandmonster in ihm ausbrechen würde. Hier, zwischen all den unschuldigen Menschen.

Ich musste etwas tun, sofort! Dieser Typ durfte uns unter gar keinen Umständen entdecken, sonst war alles aus!

Mit einem Klappern ließ ich den Lacrosseschläger fallen und dann ging alles sehr schnell.

Ich drängte Gaara mit zwei großen Schritten nach hinten an die Wand, packte ihn am Kragen seines T-Shirts und beugte mich zu ihm hin. Im schützenden Schatten der Straßenlaterne verschmolzen wir fast gänzlich mit der Silhouette der Mauer, als ich ihn mit aller Kraft an die Wand drückte. Einen Herzschlag lang sah ich seine jadegrünen Augen immer näher auf mich zukommen, spürte sanften Atem meine Haut streifen, ehe alles in Dunkelheit versank.

Mein Augenlicht erlosch, der Lärm der Menschenmenge schien zu verstummen, als würde der große Zeiger der Zeit stillstehen, und ich nahm nichts weiter als eine zaghafte Berührung an meinen Lippen wahr. Es fühlte sich hart und weich zugleich an und vor allem eiskalt. Kalt und geradezu gefroren, wie ein Stein. Doch es war ein zarter Stein, unsagbar fein geformt und ergänzte sich perfekt mit mir. Ich hätte gern meine Lippen bewegt, um ihn weiter zu erforschen, um jedes noch so kleine Detail in mir aufzunehmen und völlig mit diesem für den Augenblick identitätslosen Wesen zu verschmelzen.

„Mhmm…“, hörte ich mein eigenes Seufzen und erstarrte im selben Augenblick.

Es fühlte sich angenehm an, so sanft und zärtlich, doch ich fragte mich, was genau war es eigentlich war. Langsam schlug ich die Augen auf und sogleich nahm die schreckliche Realität wieder ihren Lauf.

Aus meinem unsichtbaren Traumprinz mit den versteinerten Lippen war wieder mein schlimmster Alptraum geworden.

Ich küsste Gaara!

Vor Schreck quietschte ich schrill auf und spürte, wie mir alles Blut in den Kopf schoss. Ich schubste den Jungen wie elektrisiert von mir und sog hektisch Luft in meine Lungen. Meine Lippen brannten vor Leere ohne die eiskalten Gegenstücke, doch viel schlimmer war die Schamesröte in meinem Gesicht.

„Was … was hast du gemacht?!“, keuchte ich atemlos; meine Stimme zitterte ebenso wie meine Schultern.

Hilflos starrte ich Gaara an, der steif und reglos an der Wand stand, die Muskeln verkrampft und den Blick voll Abwehr auf mich gerichtet. Dabei war es doch alles seine Schuld! Ich hatte ihn dort an die Wand drücken wollen, damit er dem CIA-Agenten nicht auffiel, vielleicht eine Art Liebespaar in einer intimen Szene vortäuschen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber so etwas war doch nicht geplant gewesen!

Ich berührte flüchtig mit den Fingerspitzen meinen Mund und sog scharf die Luft ein. Eine weitere Erkenntnis legte sich bleischwer auf mein Herz und verwandelte die Verlegenheit in blanken Zorn.

„Du hirnverbrannter Bastard!“, zischte ich tonlos und meine Finger verkrampften sich. „Das … das war verdammt noch mal mein erster Kuss! Das geht doch nicht! Ich hab mir das aufgehoben, extra für Matt und du … du … Gib mir gefälligst meinen ersten Kuss zurück! Gib ihn wieder her, das ist nicht fair!“

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und vergaß dabei völlig, dass der Zweck dieser ganzen Aktion ursprünglich gewesen war, keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Das würde Gaara büßen! Wenn es einen Jungen gab, der das mit mir tun durfte, dann war das Matt und sonst keiner!

Gaara schien sich allerdings keiner Schuld bewusst zu sein, im Gegenteil: Er musterte mich abwehrend, als wäre ich giftig, doch ich glaubte auch fast schon kindliche Verwirrung und Unverständnis aus seinen Augen herauslesen zu können.

„Was regst du dich so auf? Das war doch wohl deine Idee!“, knurrte er ungewohnt heftig. Er war weitaus aggressiver als für gewöhnlich, wenn ich ihn beleidigte.

„Bitte?! Seh ich für dich etwa so aus, als würde ich meinen Kidnapper küssen wollen?!“, kreischte ich mit wachsender Hysterie und spuckte auf den Boden. Die bloße Vorstellung, dass es seine Lippen gewesen waren, die ich berührt hatte, widerte mich geradezu an und das Schlimmste war, dass es mir sogar gefallen hatte.

Mein Gehirn hatte offenbar vollkommen den Geist aufgegeben!

Ich schlug so kraftvoll ich konnte in die Wand – direkt neben Gaaras Kopf. Schade, dass er dabei nicht erschrocken zusammenzuckte, aber in erster Linie ging es ja auch um den Frustabbau.

„Ich wollte verhindern, dass wir entdeckt werden, deshalb wollte ich so tun, als wären wir ein Paar! Eine simple Umarmung dicht an der Wand, nichts weiter! Es war nie die Rede davon, dass du … du…“

Ja, was war der passende Ausdruck für diesen ganz speziellen Blick seiner Jadeaugen, bei dem mein Herz jedes Mal dröhnte wie ein U-Bahn-Zug in vollem Betrieb? Hätte er diesen einen so unsagbar faszinierenden Blick nicht, wäre es doch nie so weit gekommen!

Es machte mich regelrecht rasend, dass er sich dieser Schuld nicht einmal bewusst war. Ein Kuss war immer noch ein Kuss, das war ein Zeichen, und obwohl ich alles andere als romantisch veranlagt war, war selbst ich der Meinung, dass man sich den ersten Kuss für den richtigen Jungen aufheben sollte.

Und jetzt hatte dieses Arschloch von Sandmutant mir das einfach weggenommen.

„Ich habe dir nie gesagt, dass du mich an eine Wand drücken und mit so einer Aktion überfallen sollst“, sagte er leise und klang dabei weniger bestimmt als für gewöhnlich. Offenbar hatte er um Worte zu ringen, das sollte mich auch nicht überraschen, schließlich war er Nächstenliebe und Körperkontakt alles andere als zugetan.

Das Schlimmste war nur, dass dieser Bastard auch noch Recht hatte. Er war das Opfer, doch das wollte ich im Moment nicht wahrhaben.

Ich atmete heftig aus, presste die Kiefer aufeinander und fuhr dann schwungvoll herum.

„Mir doch egal, ich hab das nur für unsere Mission getan! Hörst du, nur deshalb, also bild dir ja nichts ein! Das wirst du noch bereuen, ich schwör’s dir!“

Nach dieser äußerst aggressiven Ansprache fühlte ich mich bedeutend besser und hob meinen Lacrosseschläger vom Boden auf, bereits halb zum Gehen gewandt.

„Hauptsache, dieser CIA-Typ hat uns nicht gesehen, und jetzt komm mit! Es ist schon fast fünf Uhr, also müssen wir los!“

Wäre ich nicht so sehr mit dem Brennen an meinen Lippen und meinem dröhnenden Herzschlag beschäftigt gewesen, hätte ich Gaaras Gesichtsausdruck unmöglich übersehen können, als er mir jetzt langsam folgte. Ich sollte diesen Gesichtsausdruck später noch sehr viel öfter sehen und am ehesten kann man es wohl mit einem kleinen Kind vergleichen, das zum ersten Mal in einem riesigen Kaufhaus unterwegs ist.

Verwirrte, große Augen. Unverständnis, Nervosität, etwas Angst und auch Abwehr gegenüber dem Neuen, dennoch die Begierde nach dieser aufregenden, neuen Welt. Das alles aber sorgfältig vertuscht und unter der Maske der Gleichgültigkeit verborgen, weil man ja erwachsen wirken wollte.

Genau genommen dasselbe, was ich im selben Augenblick empfand.
 

Die leerstehende Fabrikhalle befand sich glücklicherweise ein gutes Stück abseits vom Park und den vielen Menschen. Es war kein sehr einladendes Gebäude und erhob sich mit mehreren verdreckten Türmen gegen den Horizont der langsam untergehenden Sonne. Die schwach orange gefärbten Sonnenstrahlen glitzerten auf dem graubraunen Gestein und ließen mehrere Graffitis erkennen. Früher war die Halle als Stellplatz für Baumaterialen genutzt worden, doch mittlerweile stand sie seit vielen Jahren leer und nur manche Straßenbanden hielten hier von Zeit zu Zeit ihre Besprechungen ab.

„So, da sind wir also“, sagte ich überflüssigerweise und spielte an den Taschen an meinem Gürtel herum, um lässig zu wirken. Ein recht hoffnungsloses Vorhaben, denn meine Angst war schier erdrückend, nachdem meine Wut verflogen war. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was bei diesem Clou alles schief gehen könnte.

Gaara dagegen schien die Ruhe selbst zu sein: Er stand dort wie eine Statue, in völliger Ruhe die Arme vor der Brust verschränkt, doch mir fiel auf, dass er noch größeren Abstand als sonst zu mir hielt und seine Lippen immerzu bebten.

„Wenn du mich behinderst, bist du tot“, hauchte er schließlich und leckte sich über die Lippen. „Du darfst nicht zögern, egal was passiert. Denk eine Sekunde zu lang nach und das war’s für dich. Entweder du machst dich nützlich, oder du gehst drauf.“

Ich rieb mir möglichst unauffällig die Unterarme, an denen sich eine Gänsehaut bildete, und räusperte mich.

„Tse“, winkte ich gezwungen locker ab. „Ich geb diesen CIA-Idioten ohnehin nur fünf Minuten, bis sie alle hinüber sind.“

„Gut. Dann können wir anfangen.“

Gaara hob den Kopf und fixierte einen Punkt am Dach der Halle, an dem ein kleiner Lichtpunkt schwebte, wie ich bei näherem Hinsehen erkannte. Es musste eine Art Spiegelung sein, wie von einem Fernglas, das vom Sonnenlicht beschienen wurde.

„Drei Gegner, die sich versteckt halten“, stellte er fest und gab einen verächtlichen Laut von sich. „Amateure…“

Langsam senkte er den Kopf und richtete seinen Blick nun auf die schwere Eingangstür der Fabrikhalle. Ich erkannte eine hochgewachsene Gestalt, die gerade aus der Tür trat und sich uns näherte. Es musste ein Mann sein, noch relativ jung und mit sehr lockerer Haltung, fast schon zu flachsig für einen CIA-Agenten. Eine Hand hatte er lässig in seiner Hosentasche vergraben, mit der anderen hielt er eine Zigarette.

Knappe zehn Meter vor Gaara und mir blieb er schließlich stehen und musterte uns mit einem schiefen Grinsen, das ich ihm liebend gern aus dem Gesicht geprügelt hätte.

„Schön, dass ihr da seid“, sagte er und ich bemerkte sofort, dass er auch der Anrufer gewesen war. Diese junge, aalglatte und schmierige Stimme war unverwechselbar.

Ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht mit einem meiner vielen Messer auf ihn zu stürzen.

„Wo ist Kim?“, rief ich stattdessen.

„Du bist ja immer noch so ungeduldig, junges Fräulein“, tadelte er kopfschüttelnd und wedelte theatralisch mit seiner Hand, die die Zigarette festhielt. „Alles zu seiner Zeit. Erst wollen wir zu deinem Teil der Abmachung kommen. Also, wenn du erlaubst, dass wir dich von diesem Monster da retten…“

Ein ohrenbetäubender Knall schnitt ihm das Wort ab und eine Art Gasbombe schien zu explodieren, denn binnen Sekunden lag der gesamte Vorplatz in dichtem Rauch. Ich schnappte erschrocken nach Luft und drängte vorwärts, um zu Gaara zu gelangen, doch da packte mich auch schon jemand und verdrehte mir beide Arme auf den Rücken.

„Komm mit, ich bring dich von hier weg, Prinzesschen“, raunte eine ältere Stimme hinter mir und die zugehörige Person machte Anstalten, mich mit sich zu ziehen.

Ich wollte mich gerade umdrehen, um den Kerl mit einem saftigen Kinnhaken außer Gefecht zu setzen, als er plötzlich mit einem Aufschrei zurückwich. Im Nebel konnte ich nur die Umrisse des Mannes ausmachen, doch eins ging deutlich von ihm aus: Die scharlachrote Färbung frischen Blutes. Ich sah, wie er sich vor Schmerzen zusammenkrampfte; dann warf er in einem letzten Verzweiflungsakt seinen Körper vorwärts und streckte beide Hände nach mir aus.

Doch ein schmaler Streifen Sand kam ihm zuvor und fiel über die Silhouette des Mannes her. Feines Blut sprühte durch den Nebel, drang mir in den geöffneten Mund und ich spürte einen Brechreiz.

Wieder ein mehr oder minder unschuldiges Menschenleben nur wegen mir ausgemerzt.

„Finger weg von meinem Mädchen!“, knurrte eine raue Stimme und schneller als meine Augen es wahrnehmen könnten, stand ich in Gaaras Schatten. Er hatte sich direkt vor mir aufgebaut, seinen Sand rings um uns herum versammelt und die Arme fast schon beschützend ausgebreitet.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst mir nicht im Weg stehen! Bleib hinter mir und wehe, du machst jetzt irgendeinen Blödsinn!“

Nicht einmal wenn ich das gewollt hätte, wäre ich dazu in der Lage gewesen. Ich stand dort wie versteinert und starrte ihn aus geweiteten Augen an, während er sich in dem Nebel mühelos orientierte und die Angreifer erledigte.

Das hier war anders als sonst.

Er verteidigte mich nicht wie eine Art kostbare Ware, die unbeschadet an den Empfänger übergeben werden musste. Da war etwas in seiner besitzergreifenden Körperhaltung, an seinen angespannten Schultern und den ausgebreiteten Armen und auch an dem Sand, der uns beide umgab, was mir neu war. Allerdings wusste ich nicht, wie genau ich das einzuordnen hatte.

Ich hatte noch immer keine passende Beschreibung gefunden, als der Nebel sich wenige Minuten später wieder lichtete und Gaara seine Haltung lockerte. Der Sand zog sich großteils in die Vase auf seinem Rücken zurück, nur ein kleiner Rest blieb vorsichtshalber in der Luft.

„Das war’s. Der Rest ist im Innern des Gebäudes.“ Er sagte es so nüchtern, als ginge es um quadratische Funktionen im Matheunterricht, keine Spur von Mitgefühl für die geopferten Menschenleben.

Ich schluckte und bemerkte erst jetzt, dass ich die ganze Zeit über eine kleine Menge Sand in meiner Faust eingeklemmt hatte. Hastig warf ich die verformten Brocken zu Boden und machte ein paar Schritte vorwärts; meine Beine zitterten zwar, hielten mein Gewicht aber aus.

Genau wie Gaara es prophezeit hatte, waren es drei Männer, die nun niedergemetzelt auf dem Vorplatz lagen. Einer davon mit abgetrennten Armen ganz in meiner Nähe – höchstwahrscheinlich derjenige, der mich hatte mitnehmen wollen.

Das alles waren korrupte Gesetzesbrecher, die Kim entführt und vielleicht sogar gequält hatten. Vielleicht war es irgendwo ja gerechtfertigt, dass ihnen dafür das Leben genommen worden war, bevor sie noch mehr Leute ins Unglück stürzten, so wie mich.

Langsam sah ich wieder zu Gaara auf und versuchte aus seinem Gesicht das herauszulesen, für das ich vorhin keinen passenden Namen gefunden hatte.

„Sie hatten es verdient, oder?“, hörte ich mich eine völlig unpassende und kindische Frage stellen und Gaara reagierte, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war.

„Mir doch egal. Auf jeden Fall ist ihr Anführer entkommen, nur weil ich auf dich aufpassen musste, du Nichtsnutz!“

Er hatte Recht, der lässige Zigarettenraucher mit der schleimigen Stimme war nicht unter den Opfern. Verdammtes Arschloch.

„Dann müssen wir schnell da rein, bevor er Kim was antut!“, rief ich hektisch.

Gaara blieb völlig ruhig und musterte mich abfällig. Es ging ihm gewaltig gegen den Strich, dass ihm nur wegen mir eines seiner Opfer entkommen war, das war mir klar.

„Du bist ein Klotz am Bein, ich hab dich gewarnt. Wozu hab ich dich trainiert und mit Waffen ausgestattet?! Ich nehm dich da nicht mit rein, wenn du nicht endlich mal in die Gänge kommst. Reiß dich gefälligst zusammen und stell dich nicht an, wie das letzte Kleinkind!“ Das war mit Abstand die schlimmste Beleidigung, die ein Junge mir je an den Kopf geworfen hatte. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte mich jemand derartig erniedrigt.

Es kam, wie es kommen musste: Ich rastete aus.

„Ach, halt doch die Fresse! Jeder normale Mensch wär an meiner Stelle schon längst an einem Herzinfarkt verreckt! Ich will keinen umbringen, das ist doch krank!“, schrie ich ihn an und griff nach dem erstbesten, schwer aussehenden Gegenstand, der mir ins Auge stach: Die Pistole von einem der Agenten, die aus seiner Hosentasche herausragte. Mit fliegenden Fingern nahm ich die Waffe in beide Hände, obwohl ich selbst zwei Pistolen besaß. Aber diese hier war bei Weitem größer und schwerer im Vergleich zu meinen Leichtgeschützen.

Gaara hatte für die Pistole nicht mehr als ein müdes Stirnrunzeln übrig und atmete hörbar durch den Mund aus.

„Pack das Ding weg. Du könntest damit doch eh keinem wehtun, wenn dein Chakra nicht gerade Überhand hat. Außerdem … ARGH!“

Statt mit dieser bodenlosen Unverschämtheit fortzufahren, zuckte er erschrocken zurück und betastete in dumpfer Verwirrung seine Wange, die von einer blutigen Schramme geziert war. Mein Schlag mit der Pistole hatte ihn tatsächlich verletzen können und ich wusste auch wieso.

„Das war dafür, dass du mich wie einen Schwächling hinstellst, Vollidiot!“, spuckte ich ihm entgegen. „Weißt du, auf der CIA-Zentrale hab ich aufgeschnappt, dass die Agenten bei wichtigen Missionen alle neu entwickelte Waffen bei sich tragen. Bei der Herstellung wird ein kleiner Spritzer Atomsprengstoff in das Metall der Pistole gemischt und rein zufällig ist das das Einzige, das dich verletzen kann.“

Gaara riss die Augen auf und ich hätte vor Genugtuung kreischen können. Das war es, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte: Ihm nur ein einziges Mal überlegen zu sein.

Entschlossen trat ich wieder auf ihn zu und hob die Pistole.

„So, und das hier ist dafür, dass du mir meinen ersten Kuss weggenommen hast!“

Ich schlug ein zweites Mal zu, jetzt in seinen Bauch. Zwar bereitete das Gaara nur wenig Schmerzen, gerade genug, um ihn vor Schreck zucken zu lassen, doch das genügte mir voll und ganz.

„Und das ist für Rachel!“, zischte ich und rammte ihm die Pistole auf den Hinterkopf, so fest ich konnte. „Und noch eine für die Nacht in dieser vergammelten Bruchbude von Bauernhaus! Und das dafür, dass du mich unter der Dusche angeglotzt hast! Und dafür, dass meine Mom denkt, du wärst mein Freund!“

Ich schrie ihn ohne die kleinste Pause an und prügelte dabei ununterbrochen auf ihn ein, so fest ich nur irgendwie konnte. Es dauerte einige Zeit, bis ich endlich alles aufgezählt hatte, für das er Schmerzen verdient hatte, und ich merkte schnell, dass Gaara keinerlei Anstalten machte, sich zu wehren. Entweder diese speziellen Atome hatten auf ihn auch eine lähmende Wirkung, oder aber…

Nein, es gab keine zweite Möglichkeit, denn freiwillig würde er sich niemals schlagen lassen.

Erst als ich schließlich mit bebenden Schultern und völlig außer Atem wieder von ihm abließ, regte er sich wieder und strich sich ganz leicht über die Schrammen in seinem Gesicht und an seinen Armen. Es waren keine großen Verletzungen, nur die wenigsten bluteten, doch für mich war das unsagbar befreiend gewesen.

„So, und jetzt können wir meinetwegen da reingehen und jedem die Lebenslichter ausknipsen, den wir sehen! Ich bin zu allem bereit!“, verkündete ich nachdrücklich und warf die Pistole wieder hin.

Ich war in der Tat bereit, für was auch immer. Endlich hatte ich mir meinen allergrößten Wunsch erfüllen können, nämlich meinem gestörten Kidnapper endlich einmal so richtig eine runterhauen zu können. Zwischen uns war jetzt alles geklärt und von mir aus konnten wir von nun an als Team zusammenarbeiten, so gut das eben ging.

Ein leichter Windzug streifte meine Wange und schon stand Gaara wieder wie aus dem Boden gewachsen vor mir, als wäre nichts gewesen. Ich sah den Sand, der in seine Wunden drang und diese verschloss, und musste lächeln. Er war eben doch unverwundbar und nicht von dieser Welt.

„Tu genau das, was ich dir sage. Keine Widerworte und lass dir eins gesagt sein: Wenn du mich aus dem Weg räumen willst, musst du deutlich härtere Geschütze auffahren. Und du wirst das noch bereuen, was du gerade getan hast“, sagte er und wandte den Kopf zu mir. Seine Augen waren kalt und überlegen, doch seine Haltung schien mir noch immer anders als sonst.

Ich grinste ihn nur an und trat mit zwei großen Schritten neben ihn. Dass er sich noch rächen würde, sobald wir außer Reichweite dieser Pistolen waren, mit denen ich ihn mühelos verletzen könnte, war mir momentan herzlich egal, dazu war meine Laune zu gut.

„Wollte ich auch nicht, Mistkerl. Aber das hat einfach gut getan, weißt du. Genau so wie das Tanzen vorhin, so was braucht ein Mensch manchmal“, sagte ich etwas spöttisch.

Und als Gaara mich jetzt noch einen kurzen Augenblick lang musterte, ehe er zum Eingang der Fabrikhalle ging und der Sand ihn in Minutenschnelle heilte, konnte ich die Erkenntnis genau identifizieren, die in seinen Augen aufblitzte. Ich wusste, was es war, das sich bei ihm geändert hatte.

Er hatte mich fröhlich und ausgelassen gesehen.

Er hatte meinen Körper gespürt.

Er hatte sich von mir verprügeln lassen.

Und er hatte mich zum ersten Mal nicht als seine Sklavin, sondern als sein Mädchen bezeichnet.

Vielleicht, ganz vielleicht nur hatte er nun endlich verstanden, dass ich ein Mensch war, und behandelte mich auch so. Vielleicht konnten wir wirklich ein Team sein, zumindest so lange, bis er wieder da war, wo er hingehörte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  Fleur_de_Lys
2008-02-06T18:38:02+00:00 06.02.2008 19:38
Da geht man mal eine Weile nicht bei Mexx on, und schon kommen gleich zwei Capter...^^°
Nja, jedenfalls fand ich das Kappi wieder endgeil^^ Besonders die Stelle mit der Tanzeinlage und Gaara´s Satz "Das kannst du öfter machen". Ich musste mich so dermaßen feiern, meine Sis hat mich nur fragend angesehen. Und dann noch der anschließende Kommentar wegens der Unauffälligkeit...um mich war´s echt geschehen XD
Die Kussszene war toll!! Sie war nicht zu übertrieben aber auch nicht zu dezent, also genau richtig. im übrigen hab ich den Kuss auch total herbeigesehnt *.*

lG Lys
Von: abgemeldet
2008-02-04T13:06:42+00:00 04.02.2008 14:06
*es laut knallt* *konfetti fliegt* *rauch erscheint* ...
*keuch keuch hust hust* Scheiß Nebel, denn hätte ich echt lassen sollen.
*aus dem Rauch Me-wo-tojite erscheint*
Hallo Meggy! ;D
Ich wollt meinen Auftritt hier n wenig aufregender gestalten. xD War ja wohl nix.
Also, ich wusste zwar das du deiner FF n neuen Namen gegeben hast, aba als ich auf animexx ging und des neue kapi lesen wollt, da hat ichs nur vage im hinterkopf und hab erst mal n wenig gebraucht bis ich deine FF gefunden habe. xDD Bin einfach zu blöd für diese Welt!!!

Kommi:
*kreisch* xOx
Was geh denn hier? N Verkäufer nennt Fremde Mädchen einfach so Schlampen? Wie furchtbar!! *gespielte Tränen wegwisch*
Dazu, wenn er weiss das sie so vorbestraft ist, wieso schreit den dan noch immer so rum? Sachma, der kommt sich aba mutig vor, der kleine Kuchenfutzi, oda was?!

-.- Könnte mich mal bitte jemand schlagen? Wie kann ich beim lesen, Springbrunnen in Shippuuden umlesen? -.- N tolles Talent hab ich da. xD

<...ich war die gewalttätigste Schülerin der ganzen Frankfort Junior High.
Ja eben!! Was war das denn dan oben mit dem Ins-Bett-verkriechen-und-mit-nem-Plüschi-kuscheln???
Das kommt Yukas Image aba net so gut, mit nem Stofftier zu knuddln und das noch unter einer Decke. xD

xD Kims Mom gefällt mir!! Hai! Du hast immer so lebhafte Figuren, bis auf Gaara natürlich -.- xD

<Das war genau das, was ich gebraucht hatte: Ein Stück Ruhe und Harmonie...

OO Auf ner Tanzfläche mit lauter Musik, Ruhe finden? Oo Also Yuka ist wohl schon n bissl neben der Kappe oda? Und Harmonie bei so nem Text....???!??!??!

WAND?WAND?? WOO?? War der net i-wo an ner Laterne angelehnt? Q.Q Wieso ist da plötzlich ne Wand? *flenn* *gleich mal an DER Wand abstütz* *für sich beschlossen hat das das ne Depri-wand ist*

Als sich Yuka an Gaara rangeschmissen hatte war ich kurz vor nem Herzstillstand, als sie dan auch noch anfing ihn anzuschreien, bin ich n paar mal gestorben.. x.x
Und dan der vergleich mit dem Kindergesichtsausdruck wie in nem Kaufhaus hat mich wieder beruhigt. xD

Die Besprechung der beiden vor dieser Fabrikhalle fand ich bis jetzt i-wie am normalsten. Oo
Aba es hatte für auch i-wie so n Touch von Mafia, Dieben und Agenten, wie sie sich auf eine Mission vorbereitet haben. *lol*

Gaara hat sich schlagen lassen.... *kreisch* *gerade hundertpro an nem Herzstillstant gestorben ist..*
Das ist echt unglaublich! OO Du hast.. du hast... geschrieben das sich Gaara schlagen lässt... Da kam es mir ja noch wahrscheinlicher vor, dass Yuka ihn umgebracht hat..


----

Yukas Sicht!! Ich würd mal gern wissn wie des aus Gaaras Sicht ist.. *heul* Das ist jetzt aba keine Bitte oda so. Das ist einfach n geäußerter Wunsch. xD
Will dich ja net überfordern. ;3

Du leistest gute Arbeit. xD *knuddl*
MEGGY!! MEGGY!! *n fähnchen schwenk*

*geht und ihre neue Depri-maua midschleift*
Von: abgemeldet
2008-02-01T13:37:21+00:00 01.02.2008 14:37
Hi^^
Wow! Wieder ein voll geiles Kapi!

Sorry, das ich schon wieder beinahe vergessen hätte, dir ein Kommi zu geben, aber ich bin momentan etwas zerstreut... TTOTT Sorry...

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Wenn es dir nichts ausmachst, könntest du dir mal die zwei Bilder von mir ansehen? Würd mich echt freuen:
http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1188766&sort=zeichner
http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1187232&sort=zeichner
Danke!
Von: abgemeldet
2008-01-31T15:22:39+00:00 31.01.2008 16:22
Soo, erstmal ein grosses SORRY, dass ich so lang nichts mehr geschrieben
hab, ich hatte einfach keine Zeit ^^"
Die beiden Kapitel gefalln mir sehr gut, besonders das letzte [x
Die Kussszene ist dir gelungen, obwohl es mich am Anfang ein bissl
verwirrt hat, kam aber davon dass ich ne Zeile überlesen hatte xD
Der Schluss gefällt mir auch sehr; Er hat sie als Mädchen (und eig. sogar
als SEIN Mädchen) bezeichnet x3
Weida soo~

Byebye, hdl
*knuffz* deine bald-mit-dem-zum-dritten-mal-gezeichneten-coby-fertige-Emy xD
Von: abgemeldet
2008-01-31T15:10:35+00:00 31.01.2008 16:10
Sooo... jetzt schreib ich auch mal entlich ^^°

>Finger weg von meinem Mädchen!< ... Bei dem Satz musst ich auch erst mal innehalten XD... der is cool <3

Also, dass der sich einfach so verprügeln lässt... dass muss ja noch ein Nachspiel haben... das kann ich mir irgendwie nicht so recht vorstellen ^^° ... aber Yuka wills natürlich nicht so recht wahr haben, dass es nicht an der Waffe liegt XD
Die Kussszene musste ich zweimal lesen, erst dann hab ich den Ablauf kappiert XD ist aber gelungen ^^, bin im Augenblick nur en bissel langsam ^^°

Ich freu mich schon auf das nächste Kappi *__*

Grueßle
dat Kayo
Von: abgemeldet
2008-01-29T18:07:00+00:00 29.01.2008 19:07
Hey super Kapitel,
hätte nie gedacht, dass Gaara den ersten Schritt geht und Yuka von sich aus küsst, naja die Umstände waren aber auch eindeutig zweideutig ^^
Bin schon sehr gespannt wie das weiter geht.
Schreib schnell weiter.
Tschuuuu
Von:  caro-chan
2008-01-29T16:46:05+00:00 29.01.2008 17:46
Öh, uhm... Oha oô Also die Kussszene hatte ich echt nicht erwartet^^ Aber ich finde du hast sie ziemlich gut hingekriegt.
Uiui, also ich finde Yuka's Outfit irgendwie, na ja, auffällig xD Also, die Ami's laufen ja öfter mal..."seltsam" rum, aber auf so 'nem Festival ist dieses Outfit denke ich doch ganz Aufsehenerregend...oô Na ja, meine Meinung^^°

Hm, der Satz "Finger weg von meinem Mädchen" Hat mich voll aus der Bahn geworfen 8D° Das hätte ich so nicht ovn Gaara erwartet.
Aber ich finde es immer so süß, wenn er verdutzt guckt xDD Hmpf, ich mag das soo^^

Uff, ich hoffe nur, dass die zwei Kim da heile rauskriegen oò wäre ja schrecklich wenn nicht (Arme Yuka und vor allem, arme Kim oô)

Nyaaa ich bin schon ganz heiß auf's nächste Kapitel <3
glg
Caro-chan
Von: abgemeldet
2008-01-28T22:37:54+00:00 28.01.2008 23:37
ooch nein war des ein schönes kappi....o.o
des ist mit abstand des beste kappi von der story,wie ich find,hm...^^
fin ich halt am interessantesten und so.....die anderen sind natürlich auch klasse....-.-*
hast eine echt super ausdrucksweise,nu?
schreibst du mir bitte wieder ne ENS,wenn du weiterschreibst?
ciao,lg<3
Von: abgemeldet
2008-01-28T17:24:14+00:00 28.01.2008 18:24
ahh kreisch sie haben sich geküsst endlich ich wart schon die ganze zeit dadrauf hihi... ich hab die letzten Sätze am besten gefunden das war wirklich cool^^ also ich hätt nicht geglaubt das sich gaara mal schlagen lässt^^jeder der nicht yuka heißt wär danach sicher schon tot^ und du hast lying is the most fun... eingebaut das is eins meiner lieblingslied das lied ist sooooo geil genau wie die ff hihi... also das kapitl war mal wieder ur geil ich kann gar nicht sagen ob ich ein lieblingskapitl hab die sind alle so gut^^ na ok bis zum ächsten kapitl
gggglg yvi
Von:  black-okami
2008-01-28T16:26:54+00:00 28.01.2008 17:26
super kappi!echt die kussszene war klasse!er lässt sich einfach so verprügeln?jeder andere wäre einen grauenvollen tod gestorben ^^.mach weiter so und zum titel vorschlag sag ihc nur das ich schlechter als schlecht in solchen sachen bin,bin aber zuversichtlich das es jemanden gibt der dir da besser helfen kann *sorry*bis zum nächsten kappi.
black_wolfs ^^/



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