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Quicksand

(~ GaaraXYuka~)
von

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Leben lernen

Bis meine Eisscholle eines Tages auf einem fremden Ozean schwamm. Ich wusste nicht, wie ich dorthin gelangt war, doch ich spürte, dass die Veränderung nicht richtig war. Die Luft war nicht mehr staubig, sondern modrig und ich war in Gesellschaft fremder Menschen. Meine Arme und Beine sagten mir, sie können sich nicht frei bewegen; um meine Handgelenke lagen Fesseln.

Da konnte ich nicht anders, als vorsichtig gegen den Nebelschleier anzugehen. Ich wollte keine völlige Klarheit, ich wollte nur erkennen, inwiefern meine Umgebung sich verändert hatte, und es gelang mit einiger Mühe.

Ganz allmählich nahm ich die leichten Luftzüge wahr, die mich umgaben. Ich spürte die raue Haut, die sich über meinen viel zu knochigen Körper spannte, und die Fesseln aus Stahl, die meine Hand- und Fußgelenke fixierten

Und dann – völlig unvorhergesehen – erklang sein Name. Ich hatte meine Ohren das erste Mal seit langer Zeit wieder konzentriert, darum dröhnte es so laut wie ein Gongschlag in meinem Kopf wieder.

Ich wollte mir die Ohren zuhalten, um die magische Anziehungskraft des Wortes zu unterbinden, doch die Handschellen fesselten meine Hände. Leichte Panik flammte in mir auf und ich spürte heftige Gänsehaut auf meinem Körper. Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? Hätten meine fremden Gesellschafter sich keinen passenderen Zeitpunkt aussuchen können, dieses eine Wort zu sagen? Musste es genau jetzt sein, wo meine Sinne ohnehin schon geschärft waren?

Und sie setzten ihr Gespräch fort und sprachen weiter über ihn. Der letzte Bestandteil, der mir aus meinem alten Leben geblieben war. Wieder und wieder fiel sein Name und jedes Mal war es wie ein Tritt in den Magen für mich. Ein Tritt, der mir fürchterliche Klarheit brachte, die ich vergeblich zu verdrängen versuchte.

Schon erkannte ich meine Umgebung: Ein dunkler, geschlossener Raum mit hoher Decke. Die einzigen Farbspritzer waren am Boden und stammten wahrscheinlich von meinem eigenen Blut. Die insgesamt drei Männer, die in einem Halbkreis um mich herum standen, erweckten durchaus den Eindruck, vor Gewalt nicht zurückzuschrecken. Es waren wuchtige, finstere Gestalten mit unharmonischen Gesichtszügen, an denen nichts zusammenzupassen schien. Möglicherweise erschien mir dies aber nur so, weil es so lange her gewesen war, seit ich zum letzten Mal ein menschliches Gesicht deutlich gesehen hatte.

Die Panik nagte stärker an mir und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich sogar mein Herz in meiner Brust pochen spürte. Ich wollte das alles nicht sehen, ich wollte meinen Körper nicht spüren, ich wollte zurück in meinen Nebelschleier.

Da wurden die Stimmen der Männer lauter und die drei stoben hastig auseinander. Schneller als meine ungeübten Augen es erfassen konnten, rannten sie aus dem weitläufigen Raum; nur das Schlagen einer gewichtigen Tür hallte in meinem Kopf wieder.

Einen Moment lang hoffte ich, dass es endlich vorbei war und ich jetzt zurück in meine sichere Taubheit konnte, doch da zitterte der Boden unter einer gewaltigen Explosion und Bruchstücke des Mauerwerks donnerten von der Decke hinab. Leider traf keins auf mich. Sand und Staub verteilten sich in der Luft und brannten mir in der Lunge. Aus reinem Reflex kniff ich die Augen zu und kauerte mich schützend in meiner Ecke zusammen. Ich zitterte am ganzen Körper, das verrieten mir meine heftig klappernden Zähne.

Ein weiterer, diesmal kleiner Mauerbrocken kam dicht neben mir zu Boden. Es konnte keins der massiven, lebensbedrohlichen Exemplare sein, dazu war die Erschütterung zu gering. Doch aus irgendeinem Grund brachte dieser Mauerbrocken eine riesige Sandmenge mit sich. Mit einem Mal war der Sand überall, umgab mich wie einen Schleier. Und dann war ich sicher, endgültig den Verstand verloren zu haben, denn der Sand begann mit seiner Stimme zu sprechen.

„Setz dich hin.“

Bevor ich mich zurückhalten konnte, hatte ich die Augen aufgerissen und starrte nicht auf einen Mauerbrocken oder Sand, sondern auf ihn. Das magische Bindeglied zwischen meiner realen Welt und diesem perplexen Paralleluniversum. Der einzige Mensch, den ich gekannt hatte, als ich noch lebte, und der noch immer in meiner Reichweite war. Er war ein Teil meines verlorenen Lebens. Darum hatte schon sein Name mich derart angezogen und darum hatte ich mir jeglichen Gedanken an ihn streng untersagt.

Doch jetzt konnte ich nicht anders, als ihn begierig anzustarren und jedes noch so kleine Detail seines Anblicks in mich einzusaugen. Das Blutrot seiner Haare leuchtete selbst im Dämmerlicht. Die blasse Haut hob sich im sanften Kontrast ab, und unter der mir altbekannten Kleidung erkannte ich einige hervorstehende Knochen. Bohrend intensiv erwiderte er meinen Blick.

Er hatte sich kein bisschen verändert und doch war alles anders.

„Du sollst dich hinsetzen.“ Er wiederholte die Aufforderung, statt mich zu verletzen. Und da war nicht mehr diese unterdrückte und furchteinflößende Begierde in seiner dunklen Stimme, aus der Shukaku gesprochen hatte.

Automatisch richtete ich den Oberkörper auf, den Blick noch immer auf seine glitzernden Augen gerichtet. Ich hatte Angst, dass er plötzlich verschwinden könnte, wie ein unverhofft endender Traum, und zugleich fürchtete ich mich davor, dass er mich ein für allemal davon abhielt, in den Nebelschleier zurückzukehren.

Er streckte eine Hand aus und sofort löste der Sand die Fesseln von meinen Hand- und Fußgelenken. Es schmerzte ein wenig, doch ich nahm es kaum wahr. Viel intensiver war ein anderes Gefühl, das ich seit ewigen Zeiten nicht mehr empfunden hatte, und das mich nun überrollte wie eine meterhohe Welle. Die Eismauer, die ich so sorgsam in meinem Innern bewahrt hatte, wurde hinweggeschwemmt, die Eisscholle ging unter und ich … war frei.

Ein heiserer Laut entwich meiner Kehle und im selben Moment, da ich meine Gliedmaßen endlich wieder spüren konnte, warf ich mich mit aller verbliebenen Kraft vorwärts. Mit beiden Armen umschlang ich seinen Oberkörper und presste mein Gesicht an seine Brust, bis es schmerzte.

„Gaara…“ Ich formte seinen Namen beinahe lautlos mit den Lippen; mein Körper wurde zu sehr vom Zittern geschüttelt, als dass ich wirklich hätte sprechen können.

Verkrampft krallte ich meine Finger an seinen Rücken und verwandte all meine Energie darauf, ihm so nah wie möglich zu sein. Er war jetzt nicht mehr mein Entführer, er war vielleicht noch immer der Junge, der mich hatte umbringen wollen, doch er war alles, was mir aus meinem Leben geblieben war. Das war wertvoller, als die schützende Taubheit es je sein könnte.

Und als wäre in diesem Augenblick eine Tür in meinem Kopf geöffnet worden, wusste ich wieder, was ich wollte.

„Ich will leben…“, hauchte ich und schluchzte ohne zu weinen.

Leben – falls das überhaupt je wieder möglich war, so konnte ich es nur mit ihm in meiner Nähe.

Heiß und schmerzhaft und unaufhaltsam rannen die Tränen über meine Haut. Ich glaubte fast, unter der erdrückenden Gefühlswelle ersticken zu müssen. Meine Sinne waren geschärft und jede Zelle meines Körpers aufgerichtet. Ich fühlte die Luft in meinen Lungen, meinen dröhnenden Herzschlag und vor allem fühlte ich ihn.

Sein kühler, angestrengter Atem glitt über meinen Kopf hinweg; das rasselnde Geräusch verriet mir, dass er die Zähne zusammengebissen hatte.

„Das will ich dir auch raten. Wenn es jemanden gibt, der dein Leben beenden darf, bin ich das.“

Ich blickte auf zu seinen tiefgrünen Augen und dann wusste ich, dass ich zu Recht hier war. Ich sollte hier sein – für ihn. Meine Anwesenheit hatte einen Sinn.

„Komm mit.“ Er sprach kühl und bestimmt, und ebenso war der Druck seiner Hand, mit der er mich vom Boden hoch zog.

Meine Beine fühlten sich wie Fremdkörper an, doch es gelang mir, ihm zu folgen. Ich war so desorientiert, dass ich eine ganze Weile lang auf meine Hand in seiner starren musste, ehe ich begriff, dass das tatsächlich mein Körper war, der hier in irgendeinem unterirdischen Versteck von Sabaku no Gaara gerettet wurde. Es war mir kaum möglich, mir vorzustellen, dass es tatsächlich die streitsüchtige Lacrossespielerin Yuka war, die sich an diesem Ort befand.

Ich war damals in dem Krankenzimmer, als der Kazekage mir seine Pläne eröffnet hatte, nicht gestorben. Doch ich hatte mich selbst eingefroren und mein Herz sorgsam verschlossen. Und nun war ich wieder da. Ich hatte mich von einer seelenlosen Marionette in ein Mädchen mit einem Ziel verwandelt. Selbst wenn mein Ziel nur daraus bestand, ihm zu folgen und mich krampfhaft an das einzige Überbleibsel aus meinem Leben zu klammern.
 

Hinterher konnte ich mich nicht mehr genau daran erinnern, was geschehen war, aber irgendwann fand ich mich vor den Toren des Hauses des Kazekage wieder. Ich war überwältigt von der Masse an neuen Eindrücken, die auf mich einstürmten. War das Gebäude schon immer so groß und prächtig gewesen? Hatte der helle Sandstein immer so bezaubernd in der Sonne geglitzert? Und hatte mir die staubige Wüstenluft schon immer derart in die Lungen geschnitten? Oder hatte ich all dies während meines sicher langen Aufenthalts niemals wahrgenommen?

In meiner Verwirrung wandte ich den Kopf und suchte einen Anhaltspunkt in Gaaras unbewegtem Gesicht. Hier hatte sich nichts verändert: Ich kannte diesen Anblick in und auswendig.

„Warum hast du das getan?“ Fast erschrak ich über den lauten, festen Klang meiner Stimme. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt mit solcher Entschlossenheit gesprochen hatte.

Gaara rümpfte kaum sichtbar die Nase und trat einen Schritt zurück. Wie zufällig löste seine Hand sich von meiner und schlagartig fühlte ich eine Schwere auf meiner Brust. War das Enttäuschung? Ich war mir nicht sicher; zu lange hatte ich nichts mehr empfunden, um Emotionen auseinander halten zu können.

„Auftrag ist Auftrag“, knurrte er.

Mein Gesicht musste ein einziges Fragezeichen sein, denn er runzelte unwillig die Stirn, ehe er fortfuhr. „Du bist der Schatz Suna-Gakures. Es sollte keinen wundern, dass feindliche Streitmächte dich für ihre Zwecke verwenden wollen.“

Ich kramte in meinem Gedächtnis nach den verschwommenen Erinnerungen an die Männer, die von Gaara gesprochen hatten.

„Diese Männer waren feindliche Ninjas?“

„Ja. Und mein Team bekam die Mission, dich zu befreien.“

„Wieso um alles auf der Welt ausgerechnet dein Team? Ich meine … das ist doch bescheuert! Warum um alles auf der Welt solltest du mich retten? Schließlich bin ich nur dazu da, dich … na ja … als Waffe zu ersetzen.“ Es schien mir nicht sehr taktvoll, gleich von den geplanten Mordabsichten anzufangen.

Beinahe spöttisch verzogen sich seine schmalen Lippen und er verschränkte die Arme. Ein Bild vollendeten Selbstbewusstseins. „Als könntest du mir nur annähernd das Wasser reichen. Mein Vater ist nichts weiter als ein größenwahnsinniger Dummkopf. Ihm hätte von Anfang an klar sein müssen, wie nutzlos du bist. Aber nein, er hat dich erst unzählige Male von seinen besten Medic-Nin untersuchen lassen, bevor er ihren Untersuchungsergebnissen Glauben schenkte. All seine Hoffnungen auf dein spezielles Chakra, das er sich zu Nutzen machen wollte – es hat sich herausgestellt, dass das völliger Quatsch ist. Du besitzt zwar in der Tat ein spezielles Chakra, nur ist die einzige Besonderheit daran, dass es schwächer ist als das Gewöhnliche. Du bist das, was man eine Fehlinvestition nennt.“

Mein Mund öffnete sich, ohne dass ihn ein Ton verließ. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Einerseits beendete dies höchstwahrscheinlich meine Kampfausbildung, andererseits machte es mich für den Kazekage wertlos.

„Weshalb lässt er mich dann überhaupt noch retten?“ Ich schluckte über die Direktheit meiner Frage und biss mir auf die Unterlippe.

„Weil er ein selbstverliebter Sturkopf ist. Er glaubt immer noch daran, irgendetwas aus dir herausholen zu können. Nur weil er sich seinen Irrtum nicht eingestehen will.“

Ich sah zu Boden und studierte meine Zehen, die aus den ungewöhnlichen Sandalen ragten, die hier jeder trug. Dabei fielen mir die zahlreichen grünlich-blauen Flecken an meiner Haut auf und ich berührte verwirrt mit dem Finger eine dieser Verfärbungen. Sofort schoss ein Schmerz wie eine arterielle Pulswelle durch mein Bein und ich kniff die Augen zusammen.

„Autsch!“, entfuhr es mir. Ungläubig musterte ich die nicht enden wollende Anreihungen von Hautabschürfungen, Beulen und blauen Flecken, die sich über meine Gliedmaßen zogen. Hatte ich dies alles tatsächlich all die Zeit nicht bemerkt?

„Wo … zum Teufel kommt das her?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.

„Mein Vater findet es nicht sonderlich ansprechend, wenn man seine Befehle missachtet und sich weigert zu kämpfen.“

Gaara sagte es vollkommen gelassen und ich suchte vergebens nach Anzeichen von Zorn in seinem Gesicht. Erneut war da diese merkwürdige Schwere auf meinem Brustkorb, von der mein Verstand mir sagte, es sei Enttäuschung.

Doch ich hatte keine Zeit, über dieser Empfindung zu grübeln, denn Gaara wandte sich ab und drehte mir den Rücken zu.

„Geh zu einem Heiler und lass dich behandeln. Damit wäre meine Mission erfüllt“, murmelte er teilnahmslos.

Ich bewegte mich schneller, als gut für mich war, und biss mir prompt vor Schmerz auf die Lippe.

„Halt, warte!“, rief ich eine Oktave höher als gewöhnlich und streckte einen Arm aus, als könne ich ihn festhalten. Der Gedanke, ihn bereits so schnell wieder fort zu lassen, war deutlich schmerzvoller als meine pulsierenden Wunden.

„Wieso?“ Er stand still wie eine Statue, und ebenso versteinert klang seine Stimme. Krampfhaft suchte ich nach Worten.

„Wie … wie stellst du dir das jetzt vor? Wie soll das weitergehen?“ Diesmal unterbewusst biss ich mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte.

Er wandte mir weiter den Rücken zu.

„Tu, was immer du willst.“

„Was ich wirklich tun möchte, ist unmöglich, und das weißt du.“ Ihm war klar, dass ich damit meine Rückkehr nach Hause meinte.

„Pech.“

Erneut setzte er zum Gehen an, doch diesmal war ich trotz schmerzender Gliedmaßen schnell genug, mich vor ihm aufzubauen. Schwer atmend sah ich zu seinem unbewegten Gesicht auf und schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter. Weshalb musste man diesem Ignorant nur immerzu alles vorkauen?

„Bild dir bloß nicht ein, dass du so einfach davonkommst! Du hast mich hierher geschleppt, also sag mir auch, wie du dir das vorgestellt hast! Du hast mich in der Wüste nicht umgebracht und vorhin, als die perfekte Gelegenheit dazu war, auch nicht. Du lässt mich hier leben – dann gib mir gefälligst einen Grund! Wenn es für meine Existenz hier einen Grund gibt, bin ich bereit, es zumindest zu versuchen, hier mein Leben zu fristen. Aber sag es mir!“

Meine Schultern hoben und senkten sich unregelmäßig; aufgewühlt und verletzt musste ich neben ihm einen erbärmlichen Eindruck machen. Doch es gelang mir, ihn mit meinem Blick an Ort und Stelle zu ketten. Jeder seiner Muskeln war unbewegt, während er mich aus schmalen Jadeaugen musterte und mir damit einen Schauder über den Rücken jagte. Die Erinnerungen von damals in der Wüste kratzten an meinem Bewusstsein, doch ich schüttelte sie ab. Sollte er erneut einen Versuch starten, mich zu töten, wäre ich nicht traurig darum. Hier, in dieser Welt, gab es für mich nichts Erstrebenswertes. Nichts, außer einem Leben an seiner Seite, und ob er mir das gestatten wollte – nun, das war in etwa so sicher wie sechs Richtige im Lotto.

„Geh zurück zu meinem Vater und setze deine Ausbildung fort“, sagte er schließlich mit deutlicher Distanziertheit.

Ich schüttelte den Kopf und trat einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten hätte ich seine Schultern gepackt und ihn so lange durchgerüttelt, bis er endlich verstand.

„Ich lass mich nicht foltern! Ich will leben, wie ein normaler Mensch! Hab ich darauf denn nicht auch ein Recht, obwohl mein Chakra so minderwertig ist?! Als du mich trainiert hast, habe ich doch auch das ein oder andere auf die Reihe gekriegt! Ich will nicht kämpfen, wirklich nicht, aber wenn du es mir sagen würdest … wenn es meinem Leben einen Sinn geben würde…“

Es gelang mir nicht, den Satz zu beenden; meine Wangen glühten bereits vor Scham. Ich hatte nicht so viel vor ihm preisgeben wollen, doch nun war es passiert. Er war mein Kidnapper gewesen, er hatte versucht mich zu töten und von ihm hatte ich am allerwenigsten zu erwarten. Doch er war alles, was mir von meinem alten Leben geblieben war. Wenn er nicht mehr da wäre, wie sollte ich mich dann weiter daran erinnern, dass ich noch immer Yuka Ashihira war?

Ich schloss die Augen, nahm einen tiefen Atemzug und senkte den Kopf, die Hände unsicher vor meinem Körper verschlungen.

„Gaara, hör zu. Ich weiß, dass wir uns nie miteinander vertragen werden, aber ich weiß ebenso gut, dass ich dir nicht egal bin. Wenn es nicht anders geht, bin ich bereit dazu, eine Laufbahn als Ninja zu versuchen. Versuchen – okay? Keine Ahnung, ob ich das packe, aber ich tu es, wenn du mich nicht wieder mir selbst überlässt. Du siehst es doch gern, wenn ich kämpfe. Also hätten wir beide etwas davon. Dein Slave bleibt dir erhalten und ich bin ein wenig aus der Schussbahn des Kazekage.“

Mir war, als würde mein Herz mit jedem ausgesprochenen Wort seine Geschwindigkeit verdoppeln, bis es schlussendlich wie ein Schwarm aufgeregter Vögel gegen meine Rippen donnerte. Seine Entscheidung war zugleich die Entscheidung über mein Leben. Würde er ablehnen, wäre es gelaufen, so viel war mir klar.

Ich vernahm ein leises Knirschen, als er sich in Bewegung setzte, und dicht an mir vorbeilief. Sein sandiger und zugleich auf gewisse Weise aufregender Duft stieg mir in die Nase und ich wollte gerade zu ihm aufblicken, als etwas sehr, sehr Sanftes meine Haare streifte.

Das Blut in meinen Adern schien zu gefrieren, ehe es sich entschloss, wie ein reißender Wildwasserstrom durch meinen Körper zu rasen, als mich die Erkenntnis durchschoss, was das war.

Sein Gesicht, das mich eher ungewollt berührte, während er mir einen einzigen Satz zuflüsterte.

„Du kommst in mein Team und strengst dich besser an, Slave.“ Seine Stimme kam mir vor wie eine Schneeflocke: Eisig kalt und ruhig auf der einen Seite und unvergleichlich anmutig und schön auf der anderen.

Blitzartig fuhr ich herum, um noch einen letzten Blick auf sein makelloses Gesicht zu erhaschen, doch er hatte sich bereits einige Meter entfernt. Alles, was ich von ihm sah, war sein Rücken – beinahe gänzlich mit der unförmigen Kürbisflasche bedeckt.

Und da spürte ich, wie der letzte Rest der Eismauer in mir wie ein Kartenhaus zerfiel. Ich lebte. Ich war hier bei ihm. Und das war gut so.
 

Mit diesem für mich lebensrettenden Entschluss hätte mein Leben sich in halbwegs normale Bahnen fügen und mir ein klein wenig Glück bescheren können – so glaubte ich zunächst. Doch die folgenden Wochen belehrten mich eines Besseren. Die Ausbildung eines Shinobi, beziehungsweise einer Kunoichi, glich der Prozedur vom Herstellen eines Schwertes. Zuerst erhitzt man den Stahl einige Zeit in glühend heißem Feuer, bis er weich und formbar wird. Dann bearbeitet man ihn mit einem Hammer, um ihn in die gewünschte Form zu bringen, und zuletzt wird das Schwert scharf geschliffen.

Für gewöhnlich wird ein Shinobi in das versteckte Ninjadorf hineingeboren und beginnt mit seiner Ausbildung, noch bevor er laufen kann. Was all die anderen also in mehr als zehn Jahren gelernt hatten, hatte ich mir binnen weniger Monate anzueignen, wenn ich eine Chance haben wollte, eine vollwertige Kunoichi zu werden. Und ich gebe zu, dass ich in dieser Zeit Blut und Wasser geschwitzt, wund gelaufene Füße und blutende Hände gehabt habe, und selbst in der Nacht von Alpträumen gequält wurde, ehe mich noch vor Sonnenaufgang der unüberhörbare Gongschlag weckte.

Dieser Gong war im Speicher meines neuen Wohnsitzes angebracht und holte pünktlich um fünf Uhr morgens alle Einwohner aus ihren Betten – oder besser gesagt Matten, denn Betten gab es keine. Außer mir waren das der Kazekage, seine Kinder, einige niedere Angestellte und Baki, der unser Training leitete.

Nach diesem furchtbaren Gong durfte ich mich also jeden Morgen in das prähistorische Badezimmer begeben (Fließendes Wasser zu bekommen, war Glückssache), anschließend mein Haferschleim-Frühstück einnehmen und mich keine Sekunde später als halb sechs zur ersten von mindestens fünf Trainingsstunden am Tag einfinden.

Was das Training betrifft, so habe ich mich selten derart gedemütigt gefühlt. Durch Lacrosse, Schlägereien und auch meinen Horrortrip zusammen mit Gaara hatte ich mich für alles andere als einen Schwächling gehalten. In Bakis Augen dagegen war ich weniger wert als eine Kakerlake und im Vergleich zu meinen Trainingskameraden fühlte ich mich auch so.

„Wieder nicht getroffen, Ashihira! Das macht zwei Strafrunden um den Platz!“, schalt mein Sensei mich. Er war ein energischer, stets düster dreinblickender Mann mit breiten Schultern, der mit Sicherheit einen perfekten Sklaventreiber im alten Ägypten abgegeben hätte.

Entnervt trat ich gegen die Zielscheibe, die ich schon wieder mit meinen Wurfsternen verfehlt hatte. Es war meine fünfte Trainingswoche und abgesehen von unzähligen neuen Wunden konnte ich keinerlei körperliche Entwicklung an mir feststellen. Der Schweiß rann mir über Gesicht und Arme und einen Moment war ich versucht, diese Zielscheibe einfach aus dem Boden zu reißen.

„Gottverdammter, hirnverbrannter Scheißdreck!“, stieß ich hervor und schleuderte noch ein paar Flüche hinterher, die ich lieber nicht wiederhole.

Unwirsch verschloss ich die Tasche mit Wurfsternen an meinem Gürtel und trabte zur Umzäunung des Platzes, um meine Strafe abzubüßen.

„Viel Spaß und immer schön genug Spucke zum Schreien behalten“, rief Kankuro mir amüsiert zu, ehe er eine ganze Handvoll Wurfsterne absolut perfekt auf die Zielscheibe schleuderte.

Vor Neid und Wut auf mich selbst wurde mir richtiggehend übel. Der Ehrgeiz fraß ein tiefes Loch in mein Ego.

„Halt die Klappe und konzentrier dich, Kankuro!“, donnerte Baki.

Mit gesenktem Kopf begann ich zu rennen und fing gerade noch ein schiefes Lächeln von Kankuro auf. Er hatte sich als angenehmster Zeitgenosse erwiesen, auch wenn wir uns die meiste Zeit gegenseitig aufzogen. Temari war da komplizierter; ihr Wohlwollen galt nur Menschen, die sie aufgrund ihres Könnens respektieren konnte. Und Gaara … Nun, er war nur ein Grund mehr für mich, meine Geschwindigkeit trotz schmerzender Beine zu beschleunigen und mich mit aller Gewalt vorwärts zu treiben.

Und so kam es, dass ich an diesem Tag sogar nach Ende der letzten Trainingseinheit das Abendessen ausfallen ließ, um allein weiter zu trainieren. Wie unter einem Zwang bewarf ich Ziele mit Wurfsternen, verprügelte einen Boxsack und übte mich im Kampf mit einem Kurzschwert.

Wie bereits einige Male zuvor kam Kankuro dazu, nachdem er sein Abendessen beendet hatte. Normalerweise warf er mir nur einen mehr oder weniger freundlichen Blick zu und absolvierte dann stumm sein Training. Ich war ohnehin zu angestrengt, um eine größere Konversation zustande zu bringen. Doch heute ignorierte er unseren stummen Pakt wortloser Koexistenz.

„Hey, meinst du nicht auch, dass es nach den vielen Strafrunden heute Mittag mit dem Training mal reicht?“, rief er und ich hob irritiert den Kopf.

Im Dunkel der Nacht konnte ich lediglich seine Silhouette am Zaun ausmachen, wo er entspannt lehnte. Meine Konzentration blieb jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde gestört; sofort ging ich wieder in Kampfstellung und verpasste dem Boxsack einen rechten Haken.

„Ich geh hier nicht eher weg, bis mir die Beine unterm Körper wegklappen!“ Meine Worte waren albern und melodramatisch, und natürlich lachte Kankuro leise auf.

Der Zaun knarrte, als er sich auf ihn setzte und auf den Platz neben sich klopfte.

„Komm schon, ein paar Minuten Pause bringen dich schon nicht um. So, wie du auf das Teil einschlägst, könntest du einen Shinobi nicht mal kitzeln. Deine Attacken sind wie Angriffe mit einem Schwert aus Hartgummi.“ Seine Stimme klang lediglich amüsiert, und doch genügte dieser Kommentar, um mich vor Wut schier rasend zu machen.

„Himmel Herrgott noch mal! Ich weiß selbst, dass ich nichts auf die Reihe krieg’!“ Mein Schrei hallte laut in der Stille der Nacht wider.

Erneut ließ Kankuro ein dezentes Lachen erklingen und wäre ich nicht so erledigt gewesen, hätte ich sicher versucht ihn dafür zu schlagen.

„Schon deine Stimmbänder und komm lieber her und erklär mir, wie du ein Ninjatraining ohne Chakra meistern willst. Das ist doch, als würde man versuchen mit einem Löffel Papier zu schneiden.“

„Das weiß ich selbst!“

Widerwillig ließ ich von dem Boxsack ab und trat auf den Zaun zu. Doch statt mich neben Kankuro zu setzen, spuckte ich direkt vor ihm auf den Boden und bedachte ihn mit einem wutentbrannten Blick, der eher mir selbst als ihm galt.

Er verstand sofort und unterdrückte mühevoll das Lachen. Und dann, schneller als ich mit meinem ermüdeten Körper reagieren konnte, schnellte seine Hand vorwärts und zog mich neben ihn auf den Zaun.

Ich quietschte erschrocken auf, verstummte allerdings sofort, als er mir eine Dose heißen Kaffee vor die Nase hielt. Dieses Gesöff hatte im Vergleich zu echt südamerikanischen Kaffee in etwa die Qualität von Abwasser. Das war nicht weiter verwunderlich – wo sollten in der Wüste auch Kaffeebohnen wachsen?

Wieder verstand Kankuro mich ohne Worte; barsch schwenkte er die Dose vor meinem Gesicht umher, bis ich sie widerwillig in die Hand nahm.

„So, und jetzt lass mich dir mal in aller Ruhe erklären, weshalb du das Training absolut vergessen kannst, wenn du kein Chakra freisetzen kannst, Sturkopf…“

„Ich weiß sehr wohl, dass es ohne nicht geht!“, unterbrach ich ihn hitzig. Als unwissend dargestellt zu werden, war das Letzte, was mein ohnehin angekratztes Ego ertragen konnte. „Ich bin nicht so dumm, wie du denkst! Und ich besitze Chakra, falls dir das noch nicht aufgefallen ist! Und eins kann ich dir sagen: Meine Opfer könnten dir bestätigen, wie wirksam es ist, wenn sie nicht längst über den Jordan gegangen wären!“

Nach diesen ungewollt lauten Worten schmerzte meine Kehle so sehr, dass ich gezwungenermaßen doch einen Schluck Kaffee nahm. Bitter-säuerlich rann die heiße Flüssigkeit meinen Hals hinunter, und ich verzog angewidert das Gesicht.

„Hast du in deiner Heimat etwa auch mit Chakra kämpfen gelernt?“

Ich sah von der Kaffeedose auf und bemerkte, wie erstaunt Kankuro mich musterte. Das schien er nicht erwartet zu haben.

„Ein wenig. Schließlich zieht Gaara Ärger magisch an, und wir mussten uns durch einiges durchschlagen.“ Meine Augen fixierten die Dose; ich wollte nicht, dass Kankuro die Emotionen auf meinem Gesicht sah.

Das schien allerdings das Letzte zu sein, an dem er Interesse zeigte.

„Willst du damit sagen, du warst mit Gaara längere Zeit zusammen?!“ Seine Stimme klang atemlos.

„Ein paar Tage. Ich musste Fremdenführerin spielen, sonst hätte er mich umgebracht.“ Es überraschte mich selbst, wie gefasst ich von dieser fürchterlichen Zeit sprechen konnte. Obwohl – eigentlich konnte man schlecht behaupten, dass mein jetziges Dasein viel angenehmer war.

Seufzend senkte ich den Kopf und nahm kaum die Aufregung wahr, mit der Kankuro sich auf dem Zaun zurechtsetzte und mich anstarrte.

„Hör mal, willst du mir ernsthaft erzählen, dass du mehrere Tage in Gaaras Gegenwart überlebt hast und er dir auch noch Kämpfen beigebracht hat?!“

„Und dabei hat er meine Freundin getötet, mir die CIA auf den Hals gehetzt, mich mit Sand verprügelt…“

„Darum geht es doch gar nicht, Dummkopf!“, unterbrach er mich unwirsch.

Ich hob den Kopf und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Mit Freundlichkeit hatten die Leute hier herzlich wenig am Hut.

„Ach ja?“, zischte ich gereizt und spielte mit dem Gedanken, ihm ein wenig vom dem ekligen Kaffee ins Gesicht zu spucken.

„Ja, verdammt!“ Er hob die Hände zum Himmel, ehe er mich an den Schultern packte, sodass ich fast vom Zaun kippte. „Verstehst du das denn nicht: Mein Bruder hat bisher jeden Fremden umgebracht und keinen in seiner Nähe geduldet! Wir dachten, du wärst nur versehentlich in unser Universum transportiert worden, aber er hat dich m-i-t-g-e-n-o-m-m-e-n! Weißt du denn nicht, was das bedeutet…!“

Seine Aufregung berührte mich kein bisschen; gelangweilt führte ich die Dose zum Mund.

„Es war ein Versehen, Sherlock“, nuschelte ich. „Und dann wollte er mich in der Wüste abschlachten.“

„Das ist über zwei Monate her. Glaub mir, wenn er das wirklich wollte, wärst du schon lange unter der Erde.“ Kankuro steigerte sich in seine wahnwitzige Idee immer weiter hinein und sah mich intensiv an. In seinen dunklen Augen blitzte etwas auf, das ich nicht recht einzuordnen vermochte. Es musste eine Mischung aus Stolz, Zuversicht und auch Sorge sein.

„Du könntest unserem Land so unsagbar nützlich sein! Glaub mir, wenn Vater das erfährt, bist du im Handumdrehen wieder sein Augapfel!“

„Wenn das bedeutet, dass ich ein größeres Zimmer und ein vernünftiges Bett bekomme…“

Kankuro stöhnte auf und schüttelte den Kopf über meine Ignoranz.

„Du willst es nicht verstehen, nicht wahr? Na schön, dann erzähl mir etwas anderes. Mit Gaaras Training hattest du dein Chakra also im Griff?“

„Mehr oder weniger.“ Das Gespräch fing allmählich an, mich zu nerven. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen lassen.

Ein Lächeln trat auf sein Gesicht.

„Das ist doch perfekt! Dann trainierst du in Zukunft mit Gaara als Zweierteam und alles ist perfekt!“

„Das würde er nicht tun.“ Ich sagte es ruhig und gelassen und ignorierte die zarten Herzschläge in meiner Brust.

„Wenn Vater es ihm befehlen würde, mit Sicherheit. Glaub mir. Und sobald ich Vater von dir erzählt habe, wird er das liebend gern tun. Es wird ihn freuen, denn er hatte tatsächlich Recht. Du bist der Schatz Suna-Gakures. Nur anders, als wir zunächst annahmen.“

Es kostete mich alle Selbstbeherrschung, mich unberührt zu geben.

„Meinst du damit, ich soll eine Art Blocker spielen? Ich soll Gaara ruhig halten?“ Es kam mir absurd vor, dass ausgerechnet ich – Shukakus erklärtes Lieblingsopfer! – eine solche Aufgabe erfüllen konnte.

„Wir werden sehen, wie gut es funktioniert. Und im Gegenzug wird er dein Training optimieren. So wird Vater nie auf die Idee kommen, dich als nutzlos einzustufen und alle sind zufrieden. Und jetzt gib es schon zu: Du hast den Ehrgeiz, richtig gut zu werden, nicht wahr?“

Er lächelte mich an, und dieses Mal war sein Lächeln restlos nett gemeint. Ob er mich als Hoffnungsschimmer für das gesamte Windreich sah?

Ich war verwirrt und schwieg einen Moment. Einen Moment, den Kankuro sofort falsch interpretierte, und sein Lächeln sich in ein breites Grinsen verwandelte.

„Komm schon, ich bin doch nicht blöd. Mir fällt durchaus auf, wie du meinen Bruder immerzu ansiehst. Wie du dich ärgerst, wenn er sieht, dass du bei einer Übung versagt hast. Wie du seine Kampftechniken bewunderst. Wie du auf Anerkennung hoffst, wenn du etwas ausnahmsweise mal gut gemacht hast. Es springt dir doch aus dem Gesicht, dass du dich nur wegen ihm so reinhängst und sogar spätabends trainierst, so wie jetzt.“

Seine Worte trafen mich wie eine tonnenschwere Abrissbirne. Mein Herz setzte aus, ehe es mit der Intensität eines Presslufthammers seine Arbeit fortsetzte. Ich war sprachlos, ich rang nach Atem und ich fühlte mich so beschämt, als hätte er mir meine Unterwäschesammlung vor die Nase gehalten.

„Du … du … du hast sie doch nicht mehr alle!“, stieß ich atemlos hervor. Meine Finger hatten sich derart fest um die Kaffeedose gekrallt, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie auf Bierdeckelformat zusammengepresst worden wäre.

Kankuro klopfte mir sichtlich amüsiert auf die Schulter.

„Einem Shinobi entgeht nichts, gewöhn dich dran!“

Mein Mund öffnete sich, doch kein Laut wollte meine Lippen verlassen. Ich war sprachlos und das war mir in der Tat noch nicht oft passiert. Fieberhaft kramte ich in meinem Verstand nach einer plausiblen Erklärung.

„Ach, komm schon, das ist doch nichts, für das man sich schämen muss!“ Kankuro spielte auf meine geröteten Wangen an, klang dabei allerdings nicht etwa herablassend, sondern auf eine skurrile Weise fürsorglich.

„So gefällst du mir auf alle Fälle besser als noch vor ein paar Wochen, als du dich wie ein Zombie benommen hast. Glaub mir, es ist nicht gerade angenehm, mit so einem Roboter-Verschnitt ein Haus teilen zu müssen. Aber jetzt … jetzt bist du eigentlich ganz okay – für einen Schwächling aus einem anderen Universum. Und wenn das nur möglich ist, wenn du dich an meinem Bruder festklammerst – wo ist das Problem?“

Er lächelte, wuschelte mir kurz über den Kopf und erhob sich dann von dem Zaun. Ganz offensichtlich wandte er sich zum Gehen.

Trotz meiner Verwirrung brachte ich doch noch eine rechtzeitige Reaktion zustande: Ich stolperte, verschüttete dabei den restlichen Kaffee über meine Shorts und startete einen diesmal erfolgreichen Konter.

„Das hat nichts mit Festklammern zu tun!“

Ein verhaltenes Glucksen war zu hören und ich ballte wütend die Hände zu Fäusten.

„Es ist nur … Wenn ich bei ihm bin, kann ich mir sicher sein, dass ich noch immer dieselbe war, wie früher in meinem Zuhause. Ich bleibe Yuka Ashihira, nur in einem anderen Universum. Und ich weiß, dass ich mir seine Gegenwart hier verdienen muss, und genau das tu ich.“

„Dann viel Erfolg, Yuka Ashihira.“ Er lächelte, das war aus seiner Stimme herauszuhören. „Den Respekt meines Bruders erkämpft man sich weiß Gott nicht leicht. Ich werde Vater von unserem Gespräch erzählen, damit er dich weiter im Training behält. Könnte doch ausgesprochen interessant mit dir werden.“

Und dann war er weg, viel zu schnell für meine Augen. Wahrscheinlich irgendein Ninjatrick, den ich noch nicht durchschauen konnte.

Ich atmete aus und stützte mich mit einer Hand am Zaun ab. Nur für den Fall, dass mein utopischer Herzschlag zu einem Bewusstseinsverlust führen sollte. Ich fühlte mich mindestens so erschöpft wie nach einer Trainingseinheit und verwandte die nächste Minute einzig und allein darauf, meine Atmung wieder zu normalisieren.

Was bildete Kankuro sich eigentlich ein, mir derartige Dinge an den Kopf zu werfen? Natürlich beobachtete ich Gaara beim Training, natürlich wollte ich seine Anerkennung! Ich wollte nicht länger von ihm niedergemacht werden. Ich wollte ihn in meiner Nähe haben, aber nicht länger als „Slave“, sondern als … nun ja, als Gleichgestellten eben. Arbeitskollegen, wenn man so wollte.

Seufzend richtete ich mich wieder auf und blickte zum undurchdringlichen Nachthimmel hinauf. Die Luft war eisig, wie es in der Wüste eben so üblich war. Das hier war nun mein Zuhause.

Und zum ersten Mal verstand ich, weshalb Gaara in seinem Leben keinen anderen Sinn als das Töten sah. Denn auch für mich gab es hier, in diesem Paralleluniversum, nur ein lebenswertes Ziel: Seine Gesellschaft und Anerkennung. Das war ein Ziel, für das es sich zu leben lohnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von: abgemeldet
2009-08-05T23:15:49+00:00 06.08.2009 01:15
Oh! Ich hoffe es ist net so schlimm, wenn meine Kommis net superlang werden, wie sie vielleicht mal waren ... ö.ö

Gleich ma zur Überschrift... find die gut, aber ich denk, wenn mans n bissl anderster formuliert hätte, wirkts beeindruckender... oder liegt das bloß an meinem übermüdetem Hirn? Ó.ô

*nach Luft schnapp* SIE UMARMT IHN?????????????? *fremdschämen und Neid*
UND GAARA IS FÜR SIE WERTVOLL!! YEAH!! *party* *konfetti werd* *musik laut mach* x)
x'DD Aldda.. ich komm gar net weida... Seite 4 ist einfach nua geil xD ich werd mit verschiedenen Gefühlen überrollt und will einerseits weiter lesen und andererseits die und die Zeile wieder und wieder lesen xD

Mir gefällt, dass Yukas Eindrücke sich stark verändert haben. Von JETZT zu vorhin, als sie quasi eine lebende Tote war. x) && Sie versteht Gefühle nicht mehr? OKEY!! ICH LIEBE YUKA ♥___♥ Das ist ja zu geil! Hier eröffnet sich ein kleiner meiner Probleme xD

... Yuka.. der Schatz Sunas? Ö.ö Die will ja nicht ma töten... wahrscheinlich will se net ma ne Zwiebel schneiden -.ö *hust hust*


*wild auf und ab hüpf* JAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!
SEITE ZEHN!! GAARAS GESICHT SO NAH AN IHREM! SEINE EINVERSTÄNDNISS! UND DANN NENNT ER SIE SLAVE! :DDD DAS IS BESTÄTIGUNG!! x3
*superhappy*

Yuka ist großartig, wieder so "normal" zu sein und dass sie sich sogar so gut mit Kankuro versteht, verdanken wir wohl, dass du ihn zu mögen angefangen hast xD Wenn man bedenkt, dass eine Rolle in deiner ersten Story noch dazu diente böse zu sein, trinkt er hier supergelaunt mit Yuka einen Abwasser-Kaffe frisch aus Suna xD

>>„Es war ein Versehen, Sherlock“, nuschelte ich. „Und dann wollte er mich in der Wüste abschlachten.“<< *vor lachen auf dem boden rumroll*

ICH FIND DES SAUSÜSS wie Kankuro imma MEIN BRUDER MEIN BRUDER sagt xD

>>Seine Worte trafen mich wie eine tonnenschwere Abrissbirne.<< *mal alles zitiert was sie hammageil oda hammawitzig findet*

Kankuro ist das also nicht entgangen und das begründet er damit, dass keinem Shinobi was entgeht? Da ist doch die naheliegendste Frage: HAT GAARA DAS ALLES AUCH MITBEKOMMEN???? *fremdschämen*

>>Und wenn das nur möglich ist, wenn du dich an meinem Bruder festklammerst – wo ist das Problem?“<< OOOOOOH!!! *dampf dampf* WO IS N APFEL?? Ich muss jetzt iwas abschlachten!! Emotionenüberfluss.. ACHTUNG ACHTUNG!


... *das dumme Gefühl hat, das ihr Kommi sinnlos, schwachsinnig und... idiotisch is* *sich schäm, es aba trotzdem abschickt*
Von:  Pandaexpress
2009-04-24T12:27:02+00:00 24.04.2009 14:27
yuka hat sich echt verändert, aber das finde ich passend..

außerdem freue ich mich das es weiter geht ^^
Von:  Fleur_de_Lys
2009-01-30T19:37:41+00:00 30.01.2009 20:37
Boaah, ich hänge schon wieder voll hinterher mit dem Lesen... -.-"
Und ich bereue es, dass ich nicht schon eher das Capter durch hatte. Es wird wieder spannend! ^^ Super, dass Yuka wieder die Alte ist, dieser gefühlslose Eisklotzcharakter passt nicht zu ihr! Auch das Gespräch mit Kankuro war wirklich seeehr interessant. Nur... seit wann ist er denn so freundlich..?! XD
Joaaa, mir fällt grade nix weiter zum Kommentieren ein... ^^"
Bin schon sehr gespannt, wie das Training mit Gaara ablaufen wird!
Von: abgemeldet
2009-01-21T13:19:23+00:00 21.01.2009 14:19
Hey ^___^
Ich fand dieses Kapitel gelungener als das letzte.
Zwar hatte ich anfangs nicht richtig verstanden (kann auch davon kommen,das ich so ziemlich aus der Story raus bin ^^") aber zum ende hin wurde mir vieles klarer.
Aber Kankuros Nettigkeit irritierte mich ein wenig...
Keine Ahnung wieso,aber ich hatte ihn irgendwie anders in Erinnerung.
Dann das mit Gaara zu Anfang... Er scheint ja eigentlich nicht viel von ihr zu halten, so kam es für mich zumindest rüber... aber dennoch "schützt" er sie sozusagen...
Naja gut...
Ich lass mich einfach mal überraschen,wie es weiter geht ;)

LG
Mr-Teatime
Von:  Dwingvatt
2009-01-17T13:43:21+00:00 17.01.2009 14:43
Hehe ich liebe diesen Kankuro. hat Yuka schön sprachlos gemacht XD

man merkt das du dich beim Schreiben weiterentwickelt hast. es wird von mal zu mal spannender und ausführlicher. ich lese deine geschichte echt gerne.
Freue mich schon auf das nächste Kapi

Lg Kazumii
Von: abgemeldet
2009-01-11T14:42:25+00:00 11.01.2009 15:42
Hach, endlich bin ich zum lesen gekommen :)
ich finds gut, das Yuka kein lebender Zombie mehr ist ^^ und der Schluss mit Kankuro war genial :D
Von: abgemeldet
2009-01-07T21:38:05+00:00 07.01.2009 22:38
Ok...Yuka ist wieder da.
Sie ist tatsächlich fast wieder so wie früher,sie kann schreien, fluchen und und furchtbar schnell wütend werden.Gott,wie hab ich das vermisst.
Anfangs dachte ich noch,huch,das ging ja schnell,aber da sie jetzt doch tasächlich 2 Monate gebraucht hat ist es wohl angemessen.
Woraus wohl ein Problem erwachsen könnte ist ihre....psychische Abhängigkeit Gaara gegenüber.Er ist ein wandelndes Gefrierfach.Aber Yuka kann ihn auftauen^^( hoffe ich)
Ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen dass ich Kankuros Darstellung unheimlich symphatisch finde und Baki einfach doof(^^)und das das Kapi natürlich mal wieder furchtbar schön war.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Schreiben
GLG
Fatja
Von:  black-okami
2009-01-07T18:42:37+00:00 07.01.2009 19:42
hi ^^/
supi kappi wieder, mehr fällt mir grad nicht ein =.=
bis zum nächsten kappi
black-okami
*man bin ich wieder gesprächig*XD
Von:  Carifyn
2009-01-07T02:47:41+00:00 07.01.2009 03:47
Also, ich muss sagen... mir gefällt, wie du Gaara darstellst.
Und irgendwie... erinnert er mich mit seiner distanzierten, angeblich doch so gleichgültigen Art, die doch gleichzeitig irgendwie stolz, anmutig, ja unglaublich faszinierend ist, an jemanden, den ich kenne... *hustet*

Nun ja... wegen Yukas "Erwachen"... einerseits finde ich, ging es fast ein wenig zu schnell. Würde sie nicht, trotz eines wiedergefundenen Lebensziels, ab und an in ihren früheren Zustand der Hoffnungslosigkeit zurückfallen, bevor sie sich ganz davon befreit hat? Abgeschwächt, selbstverständlich...
Andererseits hast du ihre Charaktentwicklung auch sehr gut dargestellt. Ihre Gedanken, Gefühle, sogar ihren Entschluss, für Gaara zu leben, als Ziel, mehr noch, als einziger Grund, weiterzuleben, kann ich mehr als nachvollziehen...

Wobei der letzere der beiden Gedanken überwiegt. In dem Sinne... weiter so. Ich freue mich sehr auf eine spannende Fortsetzung.

Liebe Grüße,
Cay
Von: abgemeldet
2009-01-06T17:08:14+00:00 06.01.2009 18:08
yeah endlich lebt yuka wieder so wie früher

bin ja gespannt wie sich das Training abläuft^^


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