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Die Spieluhr und der Nachtschatten

von

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Die Spieluhr

Die Spieluhr
 

Dunkelheit umschmiegt mich sanft wie schwarzer Samt und lässt mich im Dunklen tippen. Meine Schritte scheint etwas Unbekanntes zu leiten, denn ich kann nicht mal stehen bleiben und inne halten. Keinen Moment unbewegt wandle ich durch diese vollkommene Dunkelheit in völliger Stille. Vielleicht bin ich ja blind und taub. Ich spüre den kalten Boden unter meinen nackten Füßen und ich friere in meinem langen T-Shirt. Immerhin hatte ich diese Nachtwanderung nicht beabsichtigt, ansonsten hätte ich mir etwas Wärmeres angezogen.

Doch dort sehen meine müden Augen ein schwaches schimmern in der unendlichen Schwärze der Nacht. Hell hebt es sich von dem Dunklem ab, so wie Mond und Sterne am Nachthimmel zu sehen sind. Und nun zaghaft und leise dringt eine liebliche Melodie an meine Ohren. Vorsichtig folge ich ihr und dem Lichtschimmer in der ewigen Nacht.

Jetzt kann ich auch feuchtes Gras unter meinen Füßen spüren, den süßen Duft der Blumen riechen und das Rauschen des Windes in den Bäumen hören. Je weiter ich gehe desto lauter wird die Melodie und nun sehe ich auch woher sie kommt.
 

Inmitten eines silbernen Kreis umgeben von seltsamen Zeichen tanzt eine junge Frau anmutig zu der Musik einer silbernen Spieluhr. Fasziniert bleibe ich stehen und betrachte voll staunen die Tänzerin. Mit dem langem rabenschwarzem Haar, der porzellanweißen Haut und dem silbernen Kleid wirkt sie wie aus einer anderen Welt.

Und während sie so tanzt denke ich, dass sie mich an diese Spieluhrfiguren erinnert, die sich tanzend im Kreis bewegen.

Die Tänzerin könnte eine Märchenfigur oder auch eine Fee sein, die eine böse Hexe aus Neid, wegen ihrer Schönheit und Anmut oder auch ein dunkler Magier, den die Grazie abwies, in diesen Kreis verbannt hat, in dem sie nun für alle Ewigkeit zu der Melodie der Spieluhr tanzen soll.

Nun gut ich gebe zu, ich habe zu viel Fantasie, aber das wäre eine Erklärung, wenn auch eine unrealistische, warum die Schwarzhaarige nie den Kreis verlässt.

Mein Blick wandert von der Unbekannten zu der Spieluhr in der Mitte des Kreises, deren Musik mich in ihren Bann zieht. Von der Form her erinnert es an ein Schmuckkästchen, nur das diese normalerweise nicht silbern sind und auf ihrer Seite sind Ranken eingraviert, auf denen sich zarte Blumen und zerbrechliche Schmetterlinge niedergelassen haben. Auf dem Deckel ist ein Stern eingraviert und mit einem blauem Edelstein verziert und an der einen Seite ist eine kleine Kurbel, die sich unaufhaltsam dreht. Ich staune über das schöne Kunsthandwerk, so etwas kann man heutzutage nicht mehr im Laden kaufen.

Als ich mich mit der ganzen Macht meines Willens von dem Anblick der Spieluhr losreiße fällt mir etwas Merkwürdiges auf. Ich kann keine Lichtquelle entdecken, die die Nacht erhellt, es scheint fast so als würde das sanfte Leuchten von der Tänzerin und dem Kreis ausgehen. Zudem fällt mir auf, dass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte, es wird von dem schwarzem Haar versteckt und so fließend sind ihre schnellen Bewegungen, dass ich kaum etwas genaueres von ihr sehen kann.

Mir ist nicht ganz geheuer bei der Sache und ich will wieder gehen, zurück in die schützende, stille Dunkelheit, die mich vor allem verbirgt, doch da spricht eine sanfte Stimme zu mir, so süß wie Honig:" Öffne nie die Büchse der Pandora, man weiß nie wohin sie dich führt."
 

Plötzlich nimmt das Leuchten des Kreises zu, die Symbole auf dem Boden bewegen sich, das Licht umfängt die Tänzerin und blendet mich.

Als ich wieder sehen kann, finde ich mich wieder alleine in der undurchdringbaren Dunkelheit und Stille. Verwirrt sehe ich mich nach der Unbekannten um und lausche ob ich die Melodie wieder höre.

Doch Nichts höre oder sehe ich, ich bin wieder blind und taub, sodass ich ziellos durch die Nacht wandere und auf eine Orientierung hoffe. Denn so erholsam ich die Schwärze und Stille zuvor empfand, so erdrückend erscheint sie mir jetzt wo der Zauber der Spieluhr verflogen ist.

Unerwartet trete ich ins Nichts und falle. Angst beherrscht meine Sinne, nun da mich die Finsternis verschluckt und Schmerz durchzuckt meinen Körper, als ich auf etwas hartes pralle.
 

Verwirrt blinzle ich und finde mich auf meinem Fußboden wieder, die Deckbette über mir. Großartig, hoffentlich hatte ich durch meinen Sturz aus dem Bett nicht meinen Vater geweckt.

Was war das nur für ein merkwürdiger Traum? Doch so gern ich über die Spieluhr und ihre Tänzerin nachdenken würde, geht es nicht, da mich der Alltag ruft.

Die ersten Sonnenstrahlen schleichen sich langsam durch die Ritzen der Roll-Laden und auf dem Wecker kann ich erkennen das es schon 6 Uhr ist, also schon früh genug auf zu stehen, um nicht gleich am ersten Schultag zu spät zu kommen.

Ich betätige den Lichtschalter und während ich mir die schmerzenden Stellen reibe, werfe ich einen Blick in den Spiegel. Ich muss seufzen als ich mein schulterlanges zerzaustes Haar betrachte.

Die braunen Fransen, mit den schwarzen und roten Strähnen, standen in allen Richtungen ab und das dunkle Haar bildete einen netten Kontrast zu meiner hellen Haut. Kritisch begutachte ich mich im Spiegel, das alte überlange T-Shirt schlabbert um meinem schlanken Körper. Ja, das war eindeutig ich, Tara Hunt. Als ich meine Kleidung zusammen suche graut es mir davor, dass Chaos das mein Zimmer nach dem Umzug ist aufzuräumen. Ein neuer Anfang also, hoffentlich wird es an meiner neuen Schule besser als an der alten.
 

Gedankenverloren murmele ich:" Öffne nie die Büchse der Pandora, man weiß nie wohin sie dich führt. Aber wie soll man es sonst heraus finden."



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