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Filth

[Fortsetzung zu "Wie früher..."]
von

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Wenn mein Magen nicht schon so leer wäre, würde ich gleich wieder zur Toilette rennen. Aber ich kann nicht vor allem immer davonlaufen, das ist mir selbst klar. Das Problem ist einzig, diese Tatsache zu akzeptieren. Und das ist schwer genug. Ich wage es nicht einem von ihnen ins Gesicht zu sehen, aus Angst, Ablehnung darin zu sehen. „Ihr kennt meinen Standpunkt.“ Du bist der erste der die Stimme erhebt, leise, aber umso entschlossener. Hat das etwas schlechtes zu bedeuten? Will ich das überhaupt wissen? „Dir en grey ist alles was ich habe und ich würde alles dafür tun, dass diese Band weiterexistiert.“ Ja, sogar weiterhin jeden Tag deinen Peiniger sehen und mit ihm reden. Ist das dein Ernst? Wird es dich nicht eines Tages zerstören? Oder hat es das bereits getan?
 

„Ich kann ja eh nicht spielen im Moment...“, ist alles was Toshiya gerade dazu zu sagen hat und hebt mal wieder mit theatralischem Gesichtsausdruck seine Hand. Wäre die Situation nicht so ernst und beklemmend, hätte ich laut losgelacht, allein die Vertrautheit seines Verhaltens ist irgendwie befreiend. „Aber Kao zickt ja anscheinend rum.“
 

„Das glaube ich nicht.“, wiederspricht Shinya ruhig. „Er braucht wahrscheinlich nur noch ein bisschen Zeit... zumindest hoffe ich es.“ Seufzend lässt er seinen Blick in die Ferne über die Dächer der Stadt schweifen. Toshiyas Blick wiederum ist auf ihn geheftet, als wolle er ihn damit verschlingen. Er ist so voller Liebe, Zuneigung und Sorge, dass es mir geradezu im Herz wehtut. Es ist das, was ich mit dir immer irgendwie vermisst habe, Kyo, diese Wärme und Vertrautheit. Irgendwie war es mit uns beiden doch immer nur ein Zustand, den anderen irgendwie aus unseren Gedanken und Gefühlen heraushalten zu wollen.
 

„Was ist mit dir, Die?“, fragst du auf einmal und zwingst mich dadurch wieder zurück in die Gegenwart. Einen Momen sehen wir uns sogar in die Augen, bevor ich wieder wegschaue. Mein Herz rast.
 

„Wenn... wenn ihr mich noch haben wollt...“ Vor Aufregung bekomme ich kaum einen vollständigen Satz heraus, egal wie sehr ich mich auch anstrenge. „Ich meine... wenn ihr's überhaupt noch mit mir aushaltet, dann... ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als endlich wieder mit euch zu spielen...“ Mit jedem Wort versagt mir die Stimme mehr und ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Es tut einfach zu sehr weh... Das alles ist garnicht mehr mit Worten zu beschreiben. Du sitzt hier als wäre nie etwas passiert, als wärst du nicht beinahe gestorben, als hätte ich dir nicht all das angetan. Aber das habe ich und wir beide wissen es und werden es niemals vergessen können. Wieso siehst du mich die ganze Zeit so an? Wenn dieser Blick doch wenigstens Wut oder Angst oder Schmerz ausdrücken würde, könnte ich damit umgehen, aber diese Sehnsucht, dieses Verlangen, das darin liegt, ist unerträglich. Oder bilde ich mir diese Dinge nur ein? Ist es Wunschdenken? Nichtmal ich wäre doch so naiv, oder?
 

Die anderen vereinbaren ein Treffen im Proberaum für den übernächsten Tag. Mir bleibt nichts anderes als zuzustimmen, denn es ist ja eigentlich auch das, was ich wollte. Shinya schleift Toshiya mit sich um das Geschirr wieder reinzubringen und abzuwaschen, welcher anfängt herumzuquengeln, da er ja eigentlich „zu nichts nutze“ wäre in seiner Verfassung. Man kann's auch übertreiben, oder? So enden wir beide wieder in Schweigen und ich versuche irgendwie dir nicht in die Augen sehen zu müssen, obwohl ich deine Blicke auf mir spüre. Was willst du? Können wir nicht einfach weiter über das Geschehene schweigen und so tun als ob alles noch so wäre wie es war bevor das alles anfing?
 

„Was ist los mir dir?“, fragst du schließlich leise, mit soetwas wie Sorge in der Stimme. Warum sorgst du dich um mich nach allem, was ich dir angetan habe?

Ich zucke die Achseln. „Was meinst du?“
 

„Keine Ahnung... irgendwas stimmt doch nicht mit dir.“ Nachdenklich blickst du mich an und diesmal kann ich nicht anders als dich auch anzusehen. Plötzlich ist es mir unbegreifbar, wie ich dich während des letzten Jahrs nur so sehr verleugnen, meine Gefühle vergessen konnte und alles was uns verbindet. Wie konnte ich nur? Aber vielleicht willst du das ja; dass wir so weiter machen, wie es früher gewesen war.
 

„Mit mir hat doch schon immer irgendwie was nicht gestimmt, Kyo.“, versuche ich irgendwie eine halbwegs plausible Erklärung zu geben. „Vielleicht bin ich jetzt das erste Mal wirklich normal...“

„Ist normal was gutes?“, hakst du etwas verwirrt nach. Es ist wirkliche Verwirrung, die da spricht, wenn ich mich nicht ganz täusche.
 

„Keine Ahnung... was ist normal?“, frage ich zurück.

„Keine Ahnung...“ Und irgendwie hat diese ganze Situation doch den Hauch von vergangenen Tagen an sich, als alles noch so einfach schien und wir in den Tag hinein gelebt haben und einfach nur unseren Traum lebten. Können wir diesen Traum noch wiederbeleben?
 

Ein paar Minuten vergehen in Schweigen, bevor du das Wort nochmal ergreifst. „Auch wenn es irgendwie verrückt ist, aber... ich hab dich vermisst.“ Habe ich mich verhört? Ich glaube ich werde wirklich verrückt, wenn ich es nicht schon längst bin. Selbst wenn es war ist, was du sagst... musst du es sagen? Ein Teil von mir freut sich darüber, natürlich, aber ein anderer, durch große Anstrengung verborgener Teil, hegt durch diese Worte Hoffnung, die ich nicht haben sollte... nie wieder. Diese Hoffnung hat mich in der Vergangenheit schon so viel gekostet, hat mir ein ganzes Jahr meine Lebens und vielleicht sogar meine Zukunft genommen und jetzt kehrt sie wieder. Ich will nicht, dass das alles wieder von vorne anfängt, dieser Sehnsucht, das Verlangen. Aber schon jetzt merke ich, wie du mich wieder in deinen Bann ziehst und stumm versprichst, mich niemals mehr loszulassen.
 

Alles wäre doch so viel einfacher, würdest du mich einfach hassen und verabscheuen, mich aus deinem Leben ausschließen wollen. Vielleicht hätte ich garnicht zurückkehren sollen, aber was wäre mir schon sonst noch geblieben? Kaum zurück in der Realität verliere ich langsam schon wieder den Boden unter den Füßen, ohne das ich etwas dagegen tun könnte. Der Abend verläuft ruhig, fast zu ruhig. Wir unterhalten uns, als wäre nie etwas passiert, aber unter der Oberfläche herrscht eine allgegenwärtige Anspannung. Toshiya versucht seine Unruhe zu überspielen, du schweifst immer wieder in Gedanken ab und schreckst dann überrascht hoch, wenn jemand dich anspricht und Shinya scheint wie auf glühenden Kohlen zu sitzen. Würden wir uns nicht schon so lange kennen, hätte ich das auch nicht bemerkt.
 

Es ist schon fast Mitternacht, als wir beide uns auf den Weg nach Hause machen. Bis zur U-Bahn Station gehen wir noch zusammen, dann müssen wir zu verschiedenen Gleisen. Nachdenklich siehst du mich einen Moment an, bringst dann noch ein kurzangebundenes „Schlaf gut.“ heraus und verschwindest eiligen Schrittes die Treppe hinunter. Minutelang blicke ich dir hinterher, kann mich einfach nicht aufraffen, bin zu verwirrt. Ich weiß garnicht mehr so genau, was ich nun machen soll. Nach Hause fahren und mich ins Bett legen? Das ist es wohl, was man in einem normalen Alltag tun würde. Aber jetzt, da es nach so langer Zeit wieder an mir selbst liegt, wie und wo ich den Abend verbringe, kann ich mich einfach nicht dazu bringen zurück zu der dunklen, irgendwie verlassen wirkenden Wohnung zu fahren. Stattdessen schlage ich den langen Weg nach Shinjuuku ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T19:35:28+00:00 28.06.2008 21:35
awww so süß <3 ich mag das Kyo ihn nich anschreit oder hasst, obwohl das für mich ein wenig unverständlich ist xD"
Von: abgemeldet
2008-01-07T17:38:31+00:00 07.01.2008 18:38
T^T
*die umknuff*

hihihi freu mich schon wieder auf fortsetzung!

:DDD
ganbatte~
Von:  -aftermath-
2008-01-05T23:39:20+00:00 06.01.2008 00:39
;____;
*schnief*
hach ja~
der arme dai..
hoffentlich macht er sich nicht umsonst hoffnungen..
er tut mir leid


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