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Wache des Lichts

Geschichte 1
von

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Prolog

Mühsam stieg die schon etwas ältere Frau die Treppe hinauf. An ihrer Seite baumelte eine ausgebeulte Handtasche, in der sich auch das Ticket nach Memmingen befand. Sie hatte es gerade noch an dem, für sie viel zu verwirrenden, Automaten gekauft. Doch es war spät und der Schalter hatte schon lange nicht mehr auf. Nach Luft schnappend kam sie oben an, was musste auch der dumme Aufzug kaputt sein. Die Handtasche weiter an der Seite baumelnd ging sie auf den gelben Fahrplan zu. Vorbei an der von gelangweilten Jugendlichen beschmierten Bank und dem schon fast überquellendem Mülleimer. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie zu entziffern was auf dem gelben Papier hinter der Glasscheibe stand. Das Alter tat ihren Augen auch nicht besonderst gut. Langsam ließ sie ihren Blick über die Abfahrtszeiten wandern. Der letzte Zug war erst vor ein paar Minuten gefahren und der nächste würde erst in einer halben Stunde kommen, hatte sie sich mal wieder umsonst so beeilt.

Ein plötzlicher Windstoß ließ sie zusammenzucken und sie in ihrer beigen Winterjacke frieren. Dabei war es gerade eben noch so mild gewesen. Und auf einmal war da wieder diese Melodie in ihrem Kopf. Die gleiche die sie auch schon verfolgt hatte, als sie sich spontan dazu entschieden hatte ihre Schwester zu besuchen. Sie benebelte sie und ließ sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Dann stand da dieser junge Mann, sie konnte sich selbst nicht mehr daran erinnern ihn vorher gesehen zu haben. Sie musste ihn wohl übersehen haben. Er war blass, als hätte er schon längere Zeit keine Sonne mehr gesehen. Seine Jeans war an mehreren Stellen zerrissen und trotz der eisigen Kälte hatte er nur einen schwarzen Pullover an. Lächelnd, als würde sie einen alten Bekannten begrüßen, ging sie auf ihn zu. Dabei schimpfte sie sonst nur über solche Leute. Faules Pack das nur auf Kosten des Staates lebe, nannte sie sie dann und unterschied dabei nicht zwischen denen die wirklich so waren und denen die nicht so waren. Für sie war die gesamte Jugend faul, egoistisch und undankbar. Doch heute war das anders. Die Melodie rief sie und die Melodie ging von ihm aus. Mehr zählte für sie in diesem Moment nicht.

Benommen nahm sie noch im Laufen den dicken Wollschal um ihren Hals ab. Lächelnd blieb sie vor ihm stehen und bot ihm ihren Hals an, wie eine Dienerin ihrem König einen Krug Wein.

Plötzlich veränderte sich der Mann. Die Zähne krümmten sich, wurden länger und spitz. Verloren sämtliche Menschlichkeit.

Kurz verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht, als er zubiss, kehrte dann aber wieder zurück und blieb. Diesmal für immer.



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