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How to save a life

University of Michigan - House/Cuddy
von

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Differentialdiagnose

"Alle Menschen lügen"
 

Schnellen Schrittes eilte sie die scheinbar zahllosen Stufen hoch und warf zwischendurch immer wieder einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch 15 Minuten, das war wirklich genug Zeit und sie hatte keinen, aber auch gar keinen Grund, sich so zu stressen. Dennoch verlangsamte sie ihren Gang keineswegs.

Sie war der strengen Meinung, dass es sich einfach gehörte, pünktlich zu kommen. Die meisten der anderen Medizinstudenten schienen das jedoch nicht zu finden. Immer wieder kamen mitten in den Vorlesungen Leute herein und setzten sich dazu, während wieder andere einfach verschwanden, bevor die Vorlesung offiziell zu Ende war.

Aber Lisa Cuddy konnte über diese Studenten nur ihren Kopf schütteln. So ein Benehmen gehörte sich einfach nicht, auch wenn es natürlich erlaubt war, in den Vorlesungen zu kommen und zu gehen, wann man wollte und sich darüber keiner der Professoren je beschwert hatte.

Trotzdem störte es diejenigen, die schon da waren und sich auf den Vortrag konzentrieren wollten, wenn die Tür aufging und wieder ein Verspäteter hereinschneite und sich seinen Weg bahnte, bis er endlich einen Platz gefunden hatte, an dem er sich niederließ und endlich wieder Ruhe eintrat.

Cuddy erwischte sich oft dabei, wie sie solche Studenten insgeheim verfluchte und nur kopfschüttelnd dasaß.

Als sie endlich im 3. Stock angekommen war, schaute die Medizinstudentin noch einmal in ihren Terminkalender, um sich zu vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hatte. Als würde sie diesen kleinen Kalender überhaupt brauchen. Sie hatte die Daten und Termine sowieso alle im Kopf.

Doch Lisa Cuddy war ein Mädchen, das einfach immer sichergehen musste.

Ein Gefühl der Sicherheit überkam sie, als ihre Augen nun über die eingetragenen Vorlesungen wanderten.

Diagnostik 11:15- 12:00, danach Hals-Nasen- Ohrenheilkunde und später am Nachmittag noch eine Innere Medizin und eine Toxikologie Vorlesung.

Es war genauso, wie sie es sich gemerkt hatte, doch nun fühlte sie sich bestätigt und das brauchte sie einfach.

Als sie einen Gang entlangging und dann vor einer Tür mit der Aufschrift Hörsaal 1 stand, fühlte sie sich einen Moment lang etwas einsam. Sie war alleine hier, denn ihre beiden Freundinnen, die sie während der Eingangsphase des Medizinstudiums vor zwei Jahren kennen gelernt hatte, lagen nun bereits einige Semester hinter ihr und besuchten noch die Vorlesungen, die sie schon längst mit einer Prüfung und mit Bravour abgeschlossen hatte. Sie selbst hatte nämlich ein derartiges Tempo vorgelegt, dass es ihr irgendwie sogar gelungen war, ein ganzes Semester zu überspringen.

Wenn sie daran dachte, erfüllte sie das mit Stolz. Nicht viele schafften es, einfach ein Semester zu überspringen, die meisten lagen eher ein paar Semester zurück. Cuddy warf ihre langen, braun-gelockten Haare nach hinten und öffnete die Tür.

Bald würde wieder ein großer Test zwecks Auswahlverfahren stattfinden und sie freute sich jetzt schon darauf. Die schlechteren Studenten, bei denen nichts weiterging, würden reihenweise fliegen und am Schluss würden nur die Besten übrigbleiben. Und Lisa Cuddy hatte sich das strikte Ziel gesetzt, eine von ihnen zu sein. Mit Fleiß würde sie es bis ganz nach oben schaffen. Es war natürlich schwer, doch die Einser, die sie auf fast jede Prüfung bekam, gaben ihr jedes Mal einen Motivationsschub.
 

Im Hörsaal war noch nicht viel los. Ein paar Studenten saßen schon auf ihren Plätzen, doch die meisten kamen immer erst ganz kurz vor Beginn. Wenn sie überhaupt kamen. Bei dieser Vorlesung herrschte keine Anwesenheitspflicht. Es konnte kommen und gehen, wer wollte. Manche blieben deshalb lieber zuhause in ihren Betten und schliefen. Cuddy konnte über so ein Verhalten nur den Kopf schütteln. Mit Schwänzen kam man nicht weiter und sie fand es idiotisch. Sie hatte bis jetzt keine einzige Vorlesung verpasst und das Ergebnis waren äußerst gute Noten und ein übersprungenes Semester.

Cuddy ließ sich auf einem freien Platz in der allerersten Reihe nieder. Je weiter vorne man war, desto besser verstand man den Professor. Wieso sollte sie sich also ganz hinten im Eck verkriechen?

Motiviert und gespannt kramte sie einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche. Das war heute ihre erste Diagnostikvorlesung und sie war schon neugierig, wie es ablaufen und was sie lernen würde.

Wieder mal schaute Cuddy auf ihre Uhr. Bis zum Beginn der Vorlesung hatte sie noch 10 Minuten. Sie schaute sich um. Sie würde die Zeit sicher nicht mit langweiligen Gesprächen oder mit Löcher in die Luft schauen verbringen. Das wäre Zeitverschwendung. Stattdessen holte Cuddy ein Buch „ Pathologie“ heraus und lernte.
 

Etwas später betrat der Professor dann den Saal, der sich in den letzten Minuten noch ziemlich gefüllt hatte. Neben ihr hatte sich auch jemand hingesetzt, ein blondes Mädchen. Cuddy warf ihr einen freundlichen Blick zu. Vielleicht sollte sie die Fremde ansprechen, es konnte nicht schaden, jemanden zu haben, von dem sie fehlende Unterlagen bekommen konnte, falls der Fall eintreten sollte, dass sie krank wurde und nicht zur Vorlesung konnte.

Die Stimme des Professors riss sie aus ihren Gedanken und sie konzentrierte sich nun ganz auf ihn. Kaum hatte er das erste Wort gesprochen, hatte sie auch schon ihren Kulli gezückt und begann eifrig mitzuschreiben, damit ihr auch ja nichts entging.

Er hatte sich als Professor Goldwin, Spezialist für Infektionskrankheiten vorgestellt. Dann hatte er damit begonnen, über den Begriff Differentialdiagnose zu sprechen.

Das enttäuschte Cuddy ein wenig. Sie wusste sehr gut, was eine Differentialdiagnose war, sie hatte ja auch schon ein wenig vorgearbeitet und sich ein paar Bücher gekauft. Sie hoffte, dass er bald tiefer in die diagnostischen Methoden eintauchen und etwas, was sie noch nicht wusste, erzählen würde.

Ein knarrendes Geräusch erklang und Cuddy drehte genervt ihren Kopf und blickte auf die Tür, die soeben energisch aufgestoßen wurde. Es kam wieder einmal jemand zu spät. Und dieser jemand schien noch nicht einmal bedacht darauf, leise und möglichst unauffällig hereinzuschleichen, nein er stieß die Tür mit Schwung auf und trat laut in den Raum. Hinter ihm schlug die Tür wieder eindrucksvoll zu.

Der Professor hielt auch in seiner Rede inne und wandte sich in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war.

„Verzeihung, hab ich was verpasst?“, fragte der Student, der eben den Saal betreten hatte, gleich lauthals und schaute auf die Tafel, auf der das Wort Differentialdiagnose stand.

Er zog die Augenbrauen hoch und fügte hinzu. „Okay, anscheinend nicht“

Mit diesen Worten drehte er sich um und suchte sich einen Platz in der letzten Reihe. Cuddy folgte ihm mit ihrem Blick. „Was für ein unmögliches Benehmen.“, zischte sie leise, obwohl sie es sich eigentlich hatte verkneifen wollen. Dieser Junge, der vielleicht ein paar Jahre älter als sie war, hatte überhaupt keinen Respekt gegenüber dem Professor gezeigt und mit einer frechen Bemerkung die Vorlesung gestört.

Obwohl sie es leise und flüsternd gesagt hatte, hatte die Blondhaarige neben ihr sie verstanden und schaute sie nun fragend an. „Er benimmt sich doch immer so.“

Jetzt war es an Cuddy, ein dummes Gesicht zu machen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis das blondhaarige Mädchen verstand. „Sag bloß , du kennst ihn nicht???“, fragte diese nun mit einem Blick, der Cuddy unangenehm war. Die Fremde tat ja gerade so, als hätte Cuddy soeben zugegeben, dass sie nicht wusste, was ein Fernseher war.

„Es gibt Hunderte Medizinstudenten an der Michigan.“, entgegnete sie, „ Und nein, die kenne ich nicht alle.“

„Aber ihn musst du doch kennen!“, erwiderte das Mädchen, „ er ist schon so etwas wie eine Legende.“ Sie schien ganz aufgeregt darüber zu sein, dass Cuddy diesen unverschämten Jungen nicht kannte.

„Lass uns nachher weiterreden.“, meinte Cuddy jetzt nur, denn der Professor hatte gerade angefangen, weiterzureden und sie wollte nichts verpassen. Die andere nickte nur und schwieg.

„Einer der ersten Schritte, wenn wir eine Differentialdiagnose erstellen wollen, ist die Anamnese. Das bedeutet, dass wir die Krankengeschichte des Patienten aufnehmen und ihm Fragen stellen, die uns weiterhelfen, die möglichen Krankheiten einzugrenzen.“, erklärte Professor Goldwin gerade und ging auf und ab. Er wollte gerade weiterreden, als er innehielt und stehen blieb. „Ich sehe, da hat jemand eine Frage. Bitte?“

Cuddy drehte sich, so wie viele andere um, um zu sehen, wer da eine Frage hatte.

Es brauchte nicht lange, bis den Störenfried von vorher sah. Er hatte es sich offenbar sehr auf seinem Platz gemütlich gemacht. Zurückgelehnt saß er am Sessel, die Füße lagen lässig am Tisch, während er eine Hand fordernd ausgestreckt in die Luft hielt.

Cuddy blieb fast die Spucke weg. Was fiel dem denn ein, dass er hier dermaßen auf seinem Platz herumgammelte, mit den Füßen am Tisch??

„Was macht es für einen Sinn, Patienten auszufragen?? Das erscheint mir doch eine sehr unzuverlässige Methode zu sein!“, gab der Student nun von sich und blickte den Professor erwartungsvoll an. Im Saal wurde Gemurmel und Getuschel von den anderen Studenten hörbar und Cuddy verdrehte etwas genervt die Augen.

„Weil wir damit viel über den Patienten in Erfahrung bringen können. Möglicherweise gibt uns das sogar darüber Aufschluss, was ihm fehlen könnte.“, beantwortete der Professor geduldig und ernst die Frage, „ Warum sind sie der Meinung, dass es nicht förderlich ist?“

Der Junge lächelte leicht, bevor die Antwort ruhig über seine Lippen kam.

„Weil alle Menschen lügen.“

Cuddy starrte den Jungen an. Was war das denn für einer?? Was hatte der für Ansichten?

Auch der Professor schien einen Moment lang aus der Ruhe gekommen zu sein und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Das Getuschel im Saal wurde lauter.

„Nun... was würden sie denn vorschlagen? Jeden Patienten an einen Lügendetektor anschließen?“, entgegnete nun der Professor und hatte damit einige Lacher auf seiner Seite. Auch Cuddy lächelte. „Darauf fällt ihm bestimmt nichts mehr ein.“, meinte sie mit einem zufriedenen Blick auf den Jungen. Das Mädchen neben ihr schien die Sache allerdings ganz anders zu sehen. „Da kennst du Gregory House aber schlecht“, erwiderte sie.

Und tatsächlich gab sich der Junge nicht geschlagen.

„Ich würde mein Team in sein Haus einbrechen und dort nach Spuren suchen lassen.“, meinte er bestimmt, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.

Cuddy blieb der Mund offen stehen. Spinnt der?, dachte sie.

Einige Studenten stimmten ihm lauthals zu, während wieder andere ihm nur böse Blicke zuwarfen. „House ist bekannt dafür, dass er sich mit jedem Prof anlegt und alles in Frage stellt. Er hat viele Fans aber auch viele, die ihn hassen. Er ist nicht gerade jemand, der zimperlich mit einem umgeht. Man könnte auch sagen, er ist ein arrogantes Arschloch, aber das kommt darauf an, wie du ihn siehst. Entweder man mag ihn oder man hasst ihn, etwas dazwischen gibt es nicht.“, sagte das Mädchen neben Cuddy zu ihr.

Cuddy schaute diesen House mit seinem überlegenen Grinsen noch einen Moment lang nachdenklich an. Er war sicherlich kein guter Student und würde bald aufgeben müssen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt soweit gekommen war.

Der Professor hatte indes House´ letzte Bemerkung für einen Scherz gehalten. Verarschen lassen wollte er sich nicht, und so fuhr er einfach mit seinen Erklärungen fort, als hätte ihn nie jemand unterbrochen.

Wieder einmal hatte House das letzte Wort behalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-12-25T18:46:52+00:00 25.12.2007 19:46
Coole Idee! *lob*
House behält das letzte Wort. So ist das richtig!
Werde weiter lesen.
Schreib BITTE schnell weiter! *Hundeblick aufsetz*
Von:  RiverSong
2007-12-17T15:26:14+00:00 17.12.2007 16:26
Mir gefällt die Ff
(Und es ist eine Huddy FF, da les ich sie doch gleich doppelt so gerne xD)
Ich finde das toll, dass du was über das Unileben der beiden schreibst, über das man ja sonst nichts weiß.
Lass dich nicht unterkriegen, ich finde deinen Schreibstil echt gut!
*knuddel*
Von:  puschel06
2007-12-17T13:34:23+00:00 17.12.2007 14:34
Ich find das FF total geilll~ XD
Schreib schnell weiter ^^

LG
Amy
Von:  ElliotAlderson
2007-12-17T10:26:36+00:00 17.12.2007 11:26
Die FF is ja richtig cool XD
der vorlaute (junge !) House gefällt mir, ich hatte richtig vor Augen wie er da lässig auf seine Platz sitzt. Schöner Schreibstil, weiter so^^


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