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Begegnung des Schicksals II

Auf dem Weg ins Feuer
von

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Böses Blut

Und weiter gehts. Vielleicht habens einige gemerkt, das ich Loh Ten nach wie vor Ryuu nennen. Das kommt daher, das die Gang noch nicht seine wahre Abstammung kennt und er aus irgendeinem Grund das Geheimnis bewahren will.

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Zur gleichen Zeit stand Loh- Ten immer noch an der Reling und starrte in den Sonnenuntergang, auf den das Schiff beständig zu steuerte. Dabei hing er seinen Gedanken nach. Wie alle an Bord trug auch er eine Uniform der Feuer- Marine. Es war ein seltsames Gefühl, vertraut und dennoch fremd zu-gleich. Als er zufällig sein Spiegelbild im Wasser erblickte, zuckte der junge Mann unwillkürlich zusammen.

Der Mann, der ihm entgegen blickte, war kaum wiederzuerkennen. Ein kurz gestutzter Bart, die Haare ordentlich zurück frisiert, die leuchtende Uniform. Nichts schien mehr an den Rebellen zu erinnern, in dessen Haut er sieben Jahre lang gesteckt hatte.

War er jetzt wieder der Prinz, als der er geboren worden war? Ließ sich Herkunft durch ein aufpolier-tes Äußeres wiederherstellen? Ließ sie sich unter Dreck und Lumpen verstecken?

Was war er? Prinz, Soldat, Rebell?

War das Land dort hinter dem Horizont noch seine Heimat?

Die Freunde von einst, waren sie jetzt seine Feinde? Hatte er überhaupt noch Freunde?

Wie zur Antwort auf seine stumme Frage, kam Appa brummend näher und rieb seinen dicken Kopf an Loh- Ten. Anders als die Menschen schienen er und Momo sehr genau zu spüren auf wessen Seite er stand. Der kleine Lemur kam auf ihn zugesegelt und setzte sich auf seine Schulter.

„Na du, kleiner Frechdachs! Suchst wohl jemanden, der dich streichelt.“

Loh- Ten kraulte ihn mit dem Finger unter’ m Kinn woraufhin der Halbaffe zu schnurren begann. Schließlich flatterte er wieder hinter Appa her, der es sich auf seinem Stammplatz auf dem Mitteldeck gemütlich gemacht hatte.

„Zumindest zwei Freunde habe ich hier!“ seufzte der junge Mann, dann blickte er nachdenklich zum roten Himmel auf. Je näher sie dem Land im Westen kamen, desto mehr wuchs sein schlechtes Gewissen.

Seit jenem Schicksalstag in Ba Sing Se war er unruhig und gereizt. Er wurde einfach den Schmerz nicht los; den Schmerz im entscheidenden Moment nicht da gewesen zu sein als Vater ihn brauchte. Als einziger hatte er sich damals dagegen entschieden, der Einladung in den Erdpalast zu folgen. Jemand musste schließlich auf den »Jasmindrachen« achten, hatte er sich herausgeredet. Doch als dann Hatsu mit wehendem Haar und aufgeregter Stimme hereingestürmt kam, wusste er das es eine falsche Entscheidung gewesen war.

Er hätte zur Stelle sein müssen! An Vater’ s Seite.

Aber der war ja davon überzeugt, dass da ein anderer stehen würde. Verlässlich wie eh und je!

Loh- Ten schnaubte wütend.

Doch was tat dieser undankbare Nichtsnutz? Er fiel ihnen allen in den Rücken!

Heiser Zorn brannte lodernd hell in seinem Herzen.

Bei der ersten, sich bietenden Gelegenheit würde er Zuko dafür seinen verräterischen dürren Hals umdrehen, so wahr er hier stand. Dieser kleine....! So einer verdiente keine Gnade oder Nachsicht.

Loh- Ten konnte es immer noch nicht fassen, das sein Cousin sie die ganze Zeit über genarrt hatte! Vater, Hatsu und ihn.

Eigentlich sollte Loh- Ten ihm dankbar sein. Ohne Zuko’ s überschäumenden Temperament wären sie sich vermutlich nie begegnet in den Straßen von Ba Sing Se. Der Tumult, den sein Duell mit diesem Straßenjungen auslöste, hatte Hatsu und ihn damals angelockt. Wie gelähmt mussten sie beide feststellen, das sie ihre einstige Begegnung komplett vergessen hatten. Und er wurde den Verdacht nicht los, das Shogun damit etwas zu tun hatte. Der Falke war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr aufgetaucht, so als würde er Loh- Ten’ s Misstrauen spüren.

Bisher hatte ihn das Verschwinden des Vogels nicht weiter gestört.

Nachdem er Vater über das Ganze aufgeklärt hatte, begann eine wundervolle Zeit. In den wenigen Wochen waren sie zu einer kleinen, harmonischen Familie zusammen gewachsen. Und die hatte Zuko mit seiner Entscheidung zerstört! Das würde Loh Ten ihm nie verzeihen!

Genauso wenig wie den Kummer den er Hatsu damit bereitet hatte. Seine Liebste hatte ihr beschei-denes, friedliches Leben gemocht; nein, mehr noch- sie hatte es geliebt. Sie war kurz davor ihr rebellisches Leben aufzugeben und hätte sicher auf sein beständiges Werben mit »JA« geantwortet. Das wünschte sich Loh- Ten mehr als alles andere.

Aber jetzt zählte allein Vater’ s Leben und seine Sicherheit! Darin waren die beiden sich einig.

Wieder seufzte Loh- Ten auf, dann rieb er sich die Augen. In den letzten Nächten hatte er nur sehr wenig geschlafen, eigentlich hatte er gar nicht geschlafen. Nicht einmal in den Armen seiner geliebten Hatsu fand er Trost und Ruhe.

„Immer noch Kummer, Liebster?“

Erschrocken sah er auf.

Wieder einmal hatte Hatsu es geschafft sich lautlos an ihn heran zu schleichen. Ihre warmen Augen blickten ihn mitfühlend an, während sie sich liebevoll an ihn schmiegte.

„Liest du neuerdings meine Gedanken?“

„Das muss ich gar nicht. Ich sehe es in deinen Augen.“

Loh- Ten betrachtete seine Gefährtin, wie sie da stand im Licht der untergehenden Sonne. Eine warme, goldene Aura umgab sie und ließ sie regelrecht erstrahlen.

Die Feueruniform mit ihren Rot- und Schwarztönen stand Hatsu sehr gut zu Figur. Jeder würde ihr den Rang eines Leutnants abnehmen, den sie zur Schau trug. Auch die typische Frisur mit dem Schopf-knoten sah an ihr bezaubernd aus.

Hatsu ähnelte Arai so mehr denn je. Besonders jetzt, als sie ihn mit ihren Goldaugen aufmerksam beobachtete.

„Wir werden Vater schon irgendwie befreien. Du weißt doch, wenn wir beide zusammen halten kann uns nichts und niemand aufhalten!“

„Daran zweifele ich nicht!“

„Was ist dann mit dir los? Du bist die letzten Tage so schweigsam. Ehrlich gesagt, langsam geht mir das gehörig auf die Nerven.“ Trotz ihres schroffen Tonfalls, war Hatsu’ s Besorgnis nicht zu über-hören.

„Ach was, ich komm’ schon zurecht!“ wehrte Loh- Ten sofort ab.

„Hör’ zu, ich weiß das ganze hier zerrt an deinen Nerven. Wenn ich dir mit irgendetwas helfen kann, dann...“

„Das brauchst du nicht. Ich bin in Ordnung! Wirklich.“

„Und warum suchst du dann ständig Streit? Das gestern abend war doch kein Zufall!“

„Einer Kerle hat ne’ verdammt freche Klappe!“

„Loh- Ten, du bist kein kleines Kind mehr. Außerdem weißt du so gut wie ich, das wir hier an Bord die Außenseiter sind und gerade mal geduldet werden. Wenn du uns also nicht in Teufelsküche bringen willst, dann beherrsch dich bitte.“

„Ich komm’ schon klar! Jetzt reg’ dich nicht schon wieder so auf!“

„Nicht aufregen! Das ich nicht lache.“ schnaubte Hatsu wütend. „Aber keine Sorge, ich lass dir schon deinen Willen. Denk’ aber bloß nicht das ich dir dann deine Blessuren verarzten werde!“

Schmollend lehnte sie sich gegen die Reling und wandte den Kopf zur Seite.

„Tut mir leid, Hatsu. Aber zur Zeit... bin ich wohl für niemand leicht zu ertragen. Ich... mir... es geht mir so vieles im Kopf herum. Nicht nur wegen Vater. Die ganze Situation... es...ich...“

„Es kostet dich viel Kraft. Das seh’ ich und das weiß ich auch. Aber es nützt nichts, wenn du dich immer mehr zurückziehst. Versuch darüber zu reden.“

„Ich... weiß nicht wie ich es formulieren soll.“

„Du hast ganz einfach Angst!“ konfrontierte Hatsu ihn ohne mit der Wimper zu zucken. „Angst vor deiner Vergangenheit. Ich weiß, das hört niemand gern, aber es ist die Wahrheit. Wir alle haben Angst; Angst vor der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft. Angst zu haben ist der natürliche Gegenpol zum Mut. Wer Mut hat der hat auch Angst. Jeder der das Gegenteil behauptet, der lügt das sich die Balken biegen. Es ist wie alles im Leben, man muss eine natürliche Balance finden.“

„Hört, hört, Hatsu die Weise spricht!“ murrte Loh- Ten

„Vater würde dir das gleiche gesagt, wenn ihr mich befreien müsstet.“

Hatsu’ s Gefährte ließ ein kurzes Aufseufzen hören, wieder blickte er zu der versinkenden Sonne auf. Im nächsten Moment war sie auch schon untergegangen und nur noch der Rest der Abenddämmerung erhellte ihre Gesichter.

„Ach Loh- Ten, er fehlt mir ja genau so wie dir. Ich vermisse ihn, seine Stimme, sein Lachen, die ständigen philosophischen Vorträge, den Geruch nach frisch aufgebrühtem Tee. Kannst du dich noch an unsere kleine Wiedersehensfeier an deinem Geburtstag erinnern? Junge, was haben wir da gelacht! Das war seit Jahren einer meiner schönsten Tage ....wenn nicht gar mein allerschönster.“

„Ich weiß, es war nicht zu übersehen. Selbst wenn du dich nicht so herausgeputzt hättest, du sahst so... wundervoll aus und hast gestrahlt vor Freude. Ich wünschte, ich könnte dir dieses Glück wieder-bringen und auf ewig bewahren.“

„Das wirst du, Loh- Ten. Wir werden Vater befreien und dann werden wir irgendwie wieder unser Glück machen. Es muss ja nicht in Ba Sing Se sein.“

„Und was ist mit der kleinen Wanze?“ Loh- Ten beobachtete sie genaustens.

„Zuko? Was soll mit ihm sein?“

Er hörte das Unbehagen in ihrer Stimme. Auch wenn sie immer noch vorgab es würde sie nicht berühren, wusste er sehr genau das Hatsu wie Vater an dem Jungen hing und ihn ins Herz geschlossen hatte. Warum auch immer? Anfangs hatten sie sich immer wieder lauthals gestritten, aber dann... herrschte plötzlich so etwas wie Waffenstillstand zwischen den beiden. Seit der Geschichte mit dem Mädchen.

Und nun hatte sie schwer an der Situation zu knabbern.

„Fehlt er dir auch so sehr?“

„Loh- Ten, warum fragst du mich das? Ja, ich vermisse es mich mit ihm zu kabbeln, seine ewige Launenhaftigkeit und ehrlich gesagt fehlt mir manchmal sogar seine mürrische Schnute. Was soll die Frage? Hast du Angst ich würde im entscheidenden Moment zögern. Glaub’ mir, ich würde Zuko immer noch liebend gern versohlen, das ihm die Ohren klingeln. Aber was würde das bringen?“

„Ehrlich gesagt, im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als meinen Onkel samt seiner verlog-enen Brut zur Hölle zu schicken!“

„Dazu wirst du vermutlich schneller Gelegenheit haben, als dir recht seien wird.“ seufzte Hatsu deprimiert. „Und was dann? Willst du etwa auf den Feuerthron?“

„Ich... ich, ach ich weiß auch nicht! Wahrscheinlich hab ich genau davor Angst.“

„Tut mir leid wenn ich vorhin so direkt war.“

„Genau dafür liebe ich dich so sehr. Niemand ist so geradeaus wie du, meine Liebste. Unver-wechselbar und einzigartig.“

„Schmeichler!“ grinste Hatsu und lehnte sich dicht an Loh- Ten’ s Schulter.

Wieder standen die beiden schweigend beieinander.

„Kommst du? Ich bin müde, war ein langer Tag.“ fragte Hatsu.

„Geh’ schon mal vor. Ich bleib noch einen Moment hier! Allein mit meinen Gedanken. Ich glaube, ich brauch das!“

„Schon in Ordnung!“ Sie streckte sich zu ihm empor und küsste Loh- Ten zärtlich. „Aber grübel’ nicht mehr zu lange, versprochen?“

„Versprochen!“ nickte er und erwiderte ihren Kuss.

Hatsu lächelte schelmisch, dann verschwand sie ins Schiffsinnere.

Über unzählige Stufen stieg die Kriegerin hinab in den Schiffsbauch. Schließlich folgte sie einem der Gänge, der zu der Kabine führte, die sie sich mit Loh- Ten teilte.

Dabei kam sie an der Schiffsmesse vorbei in der sich eine Gruppe Wasserkrieger aufhielt. Schlagartig verstummten die Gespräche. Einige der Männer warfen ihr bitterböse, manche auch herablassende Blicke zu.

Einer aber sprang auf und vertrat Hatsu den Weg. Er war etwas größer als sie, aber noch recht jung vielleicht 18. Dennoch hatte er mit Abstand das schlimmste Schandmaul von alle. Und er war fürchterlich stolz auf die schmale Narbe über seiner Augenbraue.

„Na seht mal! Wer kommt denn da! Die kleine Feueramazone!“

Hatsu zog ein missbilligendes Gesicht und versuchte dann an ihm vorbei zu huschen. Aber er blockierte schnell die andere Gangseite. Dabei blickte er sie lauernd an.

„Warum hast du’ s denn so eilig, stolze Kriegerin? Warum bleibst du nicht etwas bei uns und unter-hältst dich mit mir und meinen Freunden?“

„Vielen Dank für das freundliche Angebot, aber ich halte das für keine gute Idee!“

Hatsu gab sich alle Mühe neutral zu klingen, innerlich aber begann sie bereits zu brodeln. Sie konnte es ja verstehen, das man sie nicht mochte. Aber konnten die Kerle sie nicht einfach in Ruhe lassen! Sie legte eine warnende Miene auf und versuchte ein weiteres Mal dem Wasserkrieger zu entwischen.

„Oh, das finde ich aber nicht!“ Blitzschnell versperrte er ihr mit dem Arm den Weg.

„Du kannst uns doch bestimmt so einiges erklären. Zum Beispiel warum die Feuernation die ganze Welt überfällt und die anderen Länder versklaven will, häh! Oder warum deine Landsleute über wehrlose Menschen herfallen? Na, hast du darauf eine schlaue Antwort?“

Der Kerl gab Hatsu einen rüden Stoß, der sie nach hinten taumelten ließ.

„Was soll das! Ich habe euch nie etwas getan!“ fauchte sie laut.

„Nein, natürlich nicht! Die Feuernation ist bekanntermaßen das friedfertigste Völkchen unter dem Himmelszelt. Nicht wahr Jungs!“

Böses Gemurmel erhob sich hinters Hatsu’ s Rücken. Das zornige Brodeln in ihrem Innern wurde immer heftiger und entlud sich in einem wütenden Zischen.

Hatsu hatte gewiss nicht vor, sich hier für Dinge zu rechtfertigen für die sie nicht verantwortlich war.

Damit hatte sie vor zehn Jahren aufgehört und sie würde bestimmt nicht wieder damit anfangen.

Drohend starrte sie den Kerl vor sich an.

Anfangs gab er sich davon wenig beeindruckt, aber Hatsu war im Vorteil. Sie hatte solche Blickduelle schon früher ausgefochten als sie noch Teil von Kuma’ s Rebellenbande war. Darin war sie unange-fochtene Meisterin.

Die Kunst bestand darin, immer genau in die Pupillen des Gegners zu sehen. Dabei sollte der Blickkontakt so gut wie nie unterbrochen werden. Musste man blinzeln dann so bedächtig, dass selbst der Lidschlag etwas bedrohliches bekam. Und niemals den Gegner aus den Augen lassen!

Langsam wurde ihr Gegenüber unruhig, Hatsu’ s bohrender Blick wurde ihm langsam aber sicher unheimlich. Zufrieden darüber legte sie noch eins drauf und kniff die Augen nur einen leichten Deut mehr zusammen. Im selben Augenblick zuckte der Kerl erschrocken zurück, als hätte Hatsu ihm eine gescheuert. Er war verunsichert, leider nur kurz.

„Du bist ’ne verdammt freche Hexe!“ Mutig machte er einen Schritt auf sie zu und plusterte sich auf.

„Ach ja?“

„Frech, hochmütig und anmaßend. Eben ganz Feuernation!“

Hatsu ging nun ebenfalls einen Schritt auf den Kerl zu. Sofort wurde das Gemurmel in ihrem Rücken lauter und aufgeregter. Aber die Kriegerin ließ sich davon nicht weiter beeindrucken, im Gegenteil. Ihr Blick richtete sich nun kurz auf die anderen.

„An die, die es interessiert: Ich bin vielleicht eine Feuerbändigerin, aber aufgewachsen bin ich im Erdkönigreich. Meine Zieheltern sind von den Soldaten der Feuernation getötet worden, wie auch die meisten meiner besten Freunde.

Also, der nächste der es wagt mich mit dieser Brut in eine Kiste zu werfen, dem bring ich den Unterschied rasch bei!“

„Ach Gottchen, und wir sollen dir dieses Lügenmärchen abkaufen? Mädel, du hast ne lebhafte Fantasie!“ grinste der Spötter weiter.

„Glaub’ es oder lass es bleiben! Das ist mir gleich. Ich weiß, was die Wahrheit ist!“

„Ist das nicht anrührend! Die verstoßene Kriegerin, so selbstlos und edel. Stellt sich tapfer gegen ihresgleichen. Mir kommen ja gleich die Tränen!“

„Da brauchst du mich nicht lange bitten!“

Blitzschnell schoss Hatsu’ s Rechte hervor und verpasste der Nervensäge einen gekonnten Kinnhaken. Fluchend taumelte der gegen die Wand und hielt sich die blutende Lippe.

Hatsu wirbelte sofort herum und brachte mit einem schnellen Sprung etwas Abstand zwischen sich und die näherkommenden Krieger. Augenblicklich ging sie in Kampfhaltung, den der Ausdruck in den Augen ihre Gegner sprach einen mehr als deutliche Sprache. Die Männer wollten Vergeltung; Vergel-tung für alles Leid, allen Kummer, allen Schmerz, den sie und ihre Familien durch die Feuernation erdulden mussten.

Hatsu hatte lediglich das Pech von der falschen Nation abzustammen.

Vorsichtig wich sie einen Schritt rückwärts. Die junge Frau war beileibe kein Feigling, aber selbst sie wusste wann es besser war einem Kampf wenn möglich auszuweichen.

„He! Sollen wir dieses Biest damit durch kommen lassen!“ brüllte der angeschlagene Krieger seinen Kameraden zu. Zustimmendes Brummen wurde laut.

„Lasst ganz einfach meinen Freund und mich in Ruhe, dann passiert auch keinem was!“

„Glaubst wohl du kannst uns drohen, du Hexe!“

„Nein, nicht wenn ich nicht müsste!“

„Los, zeigt der mal was ne Harke ist!“

„Was ist hier los!“ rief da plötzlich eine Stimme.

„Hey Danbe! Suchst du wieder mal Streit! Lass gefälligst Hatsu in Frieden!“

Bato und Sokka waren im Gang aufgetaucht. Während der junge Krieger sich sofort zu seiner Freundin durchschlug, bedachte Bato seine Leute mit einem strafenden Blick. Vor nicht einmal einer Stunde hatte er es Hakoda prophezeit und jetzt musste er schon schlichten. Das waren wirklich glänzenden Aussichten.

Inzwischen hatte sich Sokka neben Hatsu gestellt, den wütenden Blick auf die Menge gerichtet.

„Na da schau mal einer an. Der kleine Sokka. Ich dachte immer als Sohn des Häuptlings wüsstest du am besten, das man sich nicht auf die Seite des Feindes stellt.“

„Ich weiß zumindest, das man Freunde nicht beleidigt und du Danbe hast meine Freundin beleidigt. Sonst hätte sie dir keine gescheuert. Auch wenn’ s ’ne unnötige Kraftanstrengung war für ein Stinktier wie dich!“

„Du hast dich gewaltig verändert! Wird man etwa zum Pazifisten wenn man mit dem Avatar reist?“

„Du kleiner mieser...“

„Sokka! Lass! Du hast doch gerade gesagt, das der Kerl die Anstrengung nicht wert ist.“

„Och, muss deine Freundin dir Tipps geben?“

„Um mit dir fertig zu werden brauch ich keine. Dir zeig’ ich’ s, du alter Dummschwätzer!“

„Komm’ nur her, vorlauter Grashüpfer!“

„Schluss jetzt! Auseinander, alle beide! Sokka, Danbe, es reicht wieder!“

Bato packte beide am Kragen und zog sie auseinander.

„Lass mich, den alten Aufschneider mach ich mit links fertig.“ rief Sokka wütend.

„Pfff! Dich halbes Hemd nehm’ ich doch nicht ernst! Bist ja noch gar kein echter Krieger!“

„Wen nennst du hier halbes Hemd, du Stinkaal auf zwei Beinen! Nimm’ auf der Stelle diese unver-schämte Beleidigung zurück!“

Schnaubend wand sich Sokka in Bato’ s Griff hin und her. Hatsu bekam den Jungen am andern Arm zu fassen.

„Jetzt reg’ dich wieder ab!“ redete Bato auf ihn ein.

„Von wegen! Lasst mich los und ich zeig’ dem Stümper, wer hier ’n halbes Hemd ist!“

„Krieg dich wieder ein Sokka! Das ist kindisch!“ flüsterte Hatsu leise. Sie warf einen fragenden Blick zu Bato hinüber, der kurz stutze dann aber den zappelnden Jungen los ließ. Behutsam lotste Hatsu Sokka von den Männern weg.

„Diesen elenden Aufschneider würde ich zweimal in den Boden stampfen! Zweimal hintereinander, jawohl!“

„Natürlich!“ nickte Hatsu „Und was hättest du davon? Einen Haufen blauer Flecken und die Gewissheit dich vor allen als kindischer Narr aufgeführt zu haben. Das hast du nicht nötig, Sokka. Also, lass Dampf ab!“

Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Nacken.

Sokka schnaubte noch eine unverständliche Antwort, aber wurde ruhiger.

„Wenn du genau weißt, das der Kerl nur große Worte spuckt, warum lässt du dich dann von ihm provozieren?“ wollte Hatsu wissen.

„Weil diese Wanze endlich einmal eine ordentliche Lektion verdient!“

„Dann wird sie ihm das Schicksal schon bescheren!“

„Aber das... das....umpfhh, ist so was von ungerecht!“ Sokka stampfte wütend mit dem Fuß auf.

„Ungerecht, aber nun mal das Leben wie es ist. Das ändert keiner, weder du noch ich!“

„Warum hast DU ihn eigentlich nicht mal so richtig vermöbelt? Ich dachte, da muss man dich nicht lange bitten.“

„Es hätte auch nicht mehr viel gefehlt. Aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust für Unfrieden an Bord zu sorgen. Hätte ich dem Kerl gezeigt wo’ s lang geht, dann hätte es in einer riesigen Schlägerei gegipfelt. Ich spar’ mir meine Kräfte lieber für unsere Feinde auf. Und eins kannst du mir glauben, denen werd’ ich ordentlich Feuer unterm Hintern machen!“

Sokka setzte ein breites Grinsen auf.

„Na, das klingt nach wundervoller Musik in meinen Ohren. Da wo du einmal hinschlägst, wächst kein Gras mehr!“

„Übertreib’ nicht schon wieder so maßlos, Sokka. Ich werde ja noch ganz rot.“ Hatsu musste verlegen grinsen.

„Ehre wem Ehre gebührt! Bei den Geierwespen oder den Wüstennomaden warst du nicht gerade zimperlich. Und der Seeschlange hast du ebenfalls gehörig eingeheizt, oder etwa nicht.“

„Das hätte ihr auch ohne mich und Ryuu geschafft. Ihr seid ebenfalls nicht zu unterschätzen.“

„Dennoch bist du neben meiner lieben Suki eine der besten Kämpferinnen die ich kenne.“

„Sokka! Spar dir das Lob für jemanden der es hören will. Ich mag’ eine Kriegerin sein, ja. Aber glaub mir, wenn es eine Möglichkeit gibt eine Schlacht zu vermeiden, dann ist mir die um Längen lieber als der ganze unnötige Krawall!“

„Hatsu, ich trau’ meinen Ohren nicht! Solche Worte aus deinem Mund.“

„Meinetwegen, schüttel’ ruhig den Kopf! Aber trotzdem, jeder Streit sollte besser friedlich gelöst werden. Das ist meine Meinung, punktum!“

„Natürlich, wenn mir das nächste Mal Zuko oder seine bezaubernde Schwester über den Weg laufen, dann frag’ ich mal nach was sie von deinem Vorschlag halten. Bestimmt sind die zwei Feuer und Flamme dafür.“

Hatsu versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber die harte Wahrheit war kaum zu ertragen. Noch vor einem Monat hatte sie geglaubt, es gäbe wirklich so eine Lösung für alles.

„He, was ist los mit dir?“

„Nichts, ich... bin nur müde. Falls Ryuu dich fragt, ich genehmige mir ’ne Mütze voll Schlaf und will nicht gestört werden. Machs gut!“

Mit einem Gähnen verschwand Hatsu in einem der Nebengänge und ließ Sokka mit verdutztem Gesicht stehen.

„Hab’ ich was Falsches gesagt?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kleines-sama
2008-08-31T12:22:25+00:00 31.08.2008 14:22
Hatsu und Ryuu tun mir leid! T-T
Ich hatte also Recht, die beiden werden tatsächlich als Sündenbock missbraucht, nur weil sie zufällig aus der falschen Nation stammen! Leider sieht das nicht nur Katara so... *schnief*

Aber Ryuu und Hatsu sind wohl auch sehr zwiegespalten. Besonders im Fall Zuko! Ich kann mir denken, dass sie ihn hassen für diesen schlimmen Verrat, aber noch immer den Zuko von früher lieben... Sie können sich nicht entscheiden! (Ich auch nicht...)
Hoffentlich kommt Zuko noch zur Besinnung! Oder noch besser: Am Ende stellt sich heraus, dass er die ganze Zeit noch zu ihnen gehalten hat, aber sich auf diese Weise in die Feuernation einschlich!
(Ob er es schafft, so weit zu denken? o.O)

Mir hat das Gespräch zwischen Sokka und Hatsu sehr gut gefallen, sie scheinen sich ja blenden zu verstehen. Zwei sarkastische Sturschädel auf einem Schiff, das schweißt zusammen!^^
Umso trauriger fand ich den Schluss... Er war äußerst traurig und irgendwie dramatisch, behielt aber die typische Sokka-Art bei! xD

Nun ja, ich hoffe, unsere Lieben kommen bald mal in der Feuernation an und heizen denen mal ordentliche ein!! (Hehe, "einheizen", Wortspiel!)

Ich husch' dann mal schnell zum nächsten kappi, um dich mit meinem nervigen Kommis zu ... nerven eben!^^

bye
sb
Von: abgemeldet
2008-01-01T15:37:25+00:00 01.01.2008 16:37
geil...
ich find die ff klasse!^^
les jetzt das nächste Kapitel^^


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