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All Alone?

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Kapitel 1

Die Idee ist mir im Urlaub gekommen. Sollte eigentlich nur ein Oneshot werden, aber meine Storys scheinen ein Eigenleben zu haben und entscheiden nun selbst, wie viele Kapitel es werden sollen. oo

Am Anfang aus Kais Sicht und dann wechselt die Sicht zu Aoi. Ist hoffentlich verständlich. ^^

Naja, viel Spaß beim lesen!
 


 

All Alone? - Kapitel 1
 

"Wir sehen uns dann morgen im Studio Kai!"
 

"Kommt ja nicht wieder zu spät. Ich will nicht dauernd auf euch warten müssen."
 

"Geht klar, geht klar. Ciao!"
 

Ein letztes Lächeln während ich meinen besten Freunden hinterher sehe, wie sie die Treppen hinuntergehen, um meinen Wohnblock zu verlassen. Ihre Stimmen werden leiser, bis sie vollständig verstummen.
 

Langsam und vorsichtig schließe ich die Tür, als hätte ich Angst davor, zu laute Geräusche zu machen, die mir in der Stille meiner Wohnung so laut wie der Schuss einer Kanonenkugel vorkommen würden.
 

Ich sehe noch einen Moment auf die nun verschlossene Tür, bevor ich mich umdrehe und meinem leeren Apartment zuwende. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und gehe in meine Küche, wo ich die letzten Hinweise auf meine Besucher wegräume. Schnell ist alles wieder an seinem Platz und ich gehe in mein Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fallen lasse.
 

Einen Moment liege ich einfach nur dort und studiere das Zimmer. In einem Schrank stehen einige eingerahmte Bilder von meinen Freunden und meiner Familie. Automatisch schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ich bin froh, all diese Leute kennen zu dürfen.
 

Aber mein Lächeln verschwindet schnell wieder. Mir wird wieder einmal bewusst, dass ich zwar Leute habe, mit denen ich ab und an mal meine Zeit verbringen kann, aber dass es auch nicht mehr ist.
 

Meine Ängste überkommen mich wieder und sofort schalte ich meinen Fernseher an und drehe die Lautstärke voll auf. Ich halte diese Stille hier einfach nicht aus. Sie macht mich völlig wahnsinnig. Ich will nicht weiter darüber nachdenken, es macht mich fertig und das ist mir durchaus bewusst.
 

Ich schaue auf den Bildschirm, nehme die Bilder jedoch nicht wirklich wahr. Aber etwas besseres, kann ich jetzt auch nicht machen. Immerhin versinke ich so nicht wider völlig in meinen Gedanken. Der Fernseher kann mich wenigstens ein bisschen von meinen Ängsten ablenken.
 

Dennoch ist mir sehr wohl bewusst, dass sie noch immer da sind und nur darauf warten, mich wieder zu fesseln.
 

**********************
 

Nachts, wenn ich allein bin, alles ruhig ist und die Anderen weg sind, da fühle ich mich so schrecklich. Meine Ängste haben dann immer vollständige Gewalt über mich und ich kann rein gar nichts dagegen machen. Wie sehr ich es auch versuche und mich anstrenge, es ist doch jeden Tag dasselbe.
 

Mir wird immer wieder aufs Neue klar, wie sehr ich mich doch nach jemandem sehne, der mir Gesellschaft leisten würde. Dann wäre ich nicht mehr so schrecklich einsam, dann könnte ich auch meine Ängste vergessen. Mein Körper, meine Seele schreit förmlich nach einem Partner. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich mir nur eine bestimmte Person an meine Seite wünsche.
 

Aber wie es das Schicksal so will, ist das völlig unmöglich. Er würde sich sicherlich nie für mich interessieren. Nicht er. Er verdient doch etwas Besseres als mich. Außerdem hat er sicherlich schon jemanden, mit dem er seine Zeit verbringt. Das kommt mir immer besonders dann in den Sinn, wenn ich die Blicke zwischen ihm und unserem anderen Gitarristen sehe. Mein Gefühl sagt mir, dass da etwas am Gange ist. Von daher hab ich gar keine Hoffnung, dass er sich jemals für mich interessieren würde.
 

Ja, wer würde sich schon wirklich mit mir abgeben wollen?
 

Das war doch schon immer so. Jeder, mit dem ich bisher zusammen war, hat mich einfach nur benutzt oder betrogen. Es war immer alles so verlogen und geheuchelt. Für mehr als Sex war ich nie gut. Auf mehr waren alle meine ehemaligen so genannten ’Freunde’ nie aus. Und ich habe nie aus diesen Fehlern gelernt. Immer wieder ließ ich mich auf die Falschen ein.
 

Das Schicksal meint es wohl wirklich nicht gut mit mir. Wenigstens habe ich jetzt endlich aufgehört, mich auf irgendwelche Beziehungen einzulassen. Es hat mir immer nur geschadet und jetzt kann mir niemand mehr wehtun. Jetzt, wo ich völlig allein bin. Obwohl das mehr schmerzt als alles andere.
 

Aber ich habe jetzt genug von all dem. Es soll endlich ein Ende haben. Ich will nicht mehr unglücklich und allein sein.
 

Vielleicht würde ich ja in einem neuen Leben eine Chance haben, glücklich zu werden. Das wäre die einzige Möglichkeit. Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass ich nur so vor meinen Ängsten flüchten kann. Dann werden sie bestimmt verschwinden und mich endlich in Ruhe lassen. Dann kann ich glücklich werden. Wirklich glücklich.
 

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wäre es schön, wenn ich wenigstens jetzt nicht so allein wäre. Aber das geht nicht. In diesen Momenten ist man immer allein. Egal was man macht. Also kann mir das nun auch egal sein. Es zählt jetzt sowieso nur noch eine Sache. Und die habe nur ich selbst in der Hand.
 

Das Klingeln meiner Tür und lautes Klopfen dringt an mein Ohr. Verwundert sehe ich kurz zur Tür meines Bads. Wer will denn jetzt etwas von mir? Bestimmt nur die Nachbarn, die sich wieder über irgendwas beschweren wollen. Aber sie sollen mich in Ruhe lassen. Es interessiert mich nicht mehr, was diese Leute von mir wollen. Alles hat jetzt jegliche Bedeutung verloren.
 

Ich bin schon so nah dran.
 

Es ist doch ganz einfach.
 

Nur eine einzige, kleine Bewegung.
 

Dann ist alles vorbei...
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

Was ist denn heute nur los mit mir? Sonst bin ich doch auch nicht so nervös. Es ist doch nichts dabei, wenn ich noch etwas Zeit mit ihm verbringen will, oder? Ich muss ja nur endlich Klingeln. Aber ich stehe hier doch nun tatsächlich schon 2 Stunden lang und warte darauf, dass sich die Tür vielleicht von alleine öffnet. Das ist ja schlimm mit mir.
 

Aber vielleicht schläft er ja schon. Er hatte vorhin einen müden Eindruck gemacht. Dann würde ich ihn jetzt nur wecken und das will ich nicht. Sicherlich wäre er dann böse auf mich. Obwohl… Wenn ich da so drüber nachdenke, bezweifle ich das. Um ihn wütend zu machen, gehört schon ein wenig mehr dazu. Also was zögere ich hier noch? Vielleicht hab ich ja Glück und er würde sich tatsächlich über meinen Besuch freuen. Und wenn nicht, dann hätte ich einfach Pech gehabt. Ließe sich dann auch nichts mehr dran ändern und ich müsste halt einfach damit leben. Würde sich ja nicht groß etwas ändern.
 

Ich seufze niedergeschlagen. Wenn das so weiter geht, stehe ich noch morgen früh hier und überlege hin und her, ob ich jetzt einfach klingeln sollte oder nicht. Ich will es doch unbedingt. Deswegen bin ich doch hier geblieben, anstatt dass ich mit den Anderen noch in eine Bar gegangen bin.
 

Also genug gezögert Yuu! Du klingelst jetzt endlich!
 

Langsam nähert sich mein Finger der Klingel und ich lege ihn darauf, aber schaffe es nicht, auch den Knopf zu drücken. Zögerlich sehe ich auf die Klingel und ich merke schon wieder, wie ich nervös auf meinem Piercing rumkaue, bis ich mich dann doch noch dazu durchringen kann, endlich zu klingeln.
 

Fast schon etwas ungeduldig warte ich nun darauf, dass etwas passiert, aber die Tür bleibt verschlossen. Schläft er vielleicht wirklich schon und er hat das Klingeln nicht gehört?
 

Nach kurzem Überlegen klingele ich ein weiteres Mal, aber wie schon zuvor passiert nichts.
 

"Kai?! Bist du da?"
 

Ich klopfe gegen die Tür und das wird schnell zu einem energischen Hämmern.

Ein wenig erschrocken höre ich wieder auf und sehe mich schnell auf dem Flur um. Was mache ich denn da? Ich will ihm doch nicht die Tür einschlagen. Was soll er denn von mir denken, wenn ich hier stehe und wie verrückt gegen seine Tür schlage? Er muss mich doch für verrückt halten, wenn er das wüsste.
 

Ich sollte es wohl wirklich lieber lassen. Er schläft sicherlich. Denn weg kann er ja nicht sein. Ich habe nicht gesehen, dass er seine Wohnung verlassen hat. Immerhin habe ich ja die ganze Zeit hier gestanden. Und vorhin habe ich auch noch den Fernseher gehört. Das hat ihn bestimmt noch müder gemacht und nun schläft er. Das hat er sich allerdings auch verdient.
 

Die letzten Wochen waren ganz schön anstrengend für jeden von uns und da schadet es ihm nicht, wenn er sich endlich mal etwas ausruht. Das macht er, meiner Meinung nach, sowieso viel zu selten. Immer kümmert er sich um alles außer um sich selbst. Also sollte ich ihn jetzt besser in Ruhe lassen und ihm die kleine Pause gönnen.
 

Aber irgendwie schaffe ich es nicht, wieder die Treppen hinunter zu gehen. Irgendetwas hält mich hier an seiner Tür und ich weiß wirklich nicht, was das ist. Dieses Gefühl ist schon irgendwie komisch und es beunruhigt mich. Es ist, als wäre etwas nicht in Ordnung und langsam werde ich besorgt.
 

Ich lege mein Ohr gegen das Holz der Tür und lausche, vielleicht kann man ja was hören. Aber da ist nichts. Nur Stille. Kein Fernseher mehr und auch keine anderen Geräusche.
 

Was brauche ich eigentlich noch für Beweise, dass er offensichtlich am schlafen ist? Ich sollte besser dasselbe machen und jetzt auch nach Hause gehen. Ich sehe ihn ja morgen. Dann kann ich ja diesmal ankündigen, dass ich gerne etwas länger bei ihm bleiben würde.
 

Ich fange an zu lächeln, als die Vorfreude auf die Proben am nächsten Tag das andere Gefühl langsam verdrängt. Genau, morgen ist auch noch ein Tag. Und den werde ich nutzen!
 

Ich will nicht länger warten. Das habe ich schon lange genug gemacht, aber jetzt reicht es. Ich kann es doch nicht ewig für mich behalten. Irgendwann muss er es einfach erfahren. Und ich denke, ich habe jetzt endlich genug Mut zusammen, damit ich es ihm morgen erzählen kann.
 

Hoffentlich reagiert er nicht irgendwie schlecht darauf. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften würde. Reita, der Einzige, dem ich das bisher anvertraut habe, hat mir auch immer gesagt, dass ich es einfach versuchen sollte. Er ist sich sogar ziemlich sicher, dass er sich darüber freuen würde. Ob Reita wohl was weiß? Immerhin sind sie die besten Freunde, die ich mir vorstellen kann. Da wäre es ja nicht verwunderlich, wenn er ein bisschen mehr über ihn weiß als ich.

Gut, ich werde es ja morgen herausfinden. Sofern ich denn nicht wieder den Schwanz einziehe, wie ein erbärmlicher Feigling oder einfach nur ein stotternder Haufen Elend sein werde.
 

Ich gehe jetzt lieber, ich werde wohl schon Probleme genug mit dem Einschlafen kriegen, da muss ich jetzt nicht auch noch meine Zeit mit Rumstehen verschwenden. Also drehe ich mich doch noch um und gehe zurück zur Treppe.
 

Gerade habe ich die ersten Stufen hinter mir gelassen, da bleibe ich wieder stehen und sehe noch einmal zu der Tür zurück. Da ist das Gefühl wieder und mit gerunzelter Stirn gehe ich noch ein letztes Mal zurück. Ich schlucke schwer, als mir ein wenig flau in der Magengegend wird.
 

Schnell habe ich noch einmal die Klingel gedrückt, diesmal brauche ich gar nicht so viel Überwindungskraft und es überrascht mich schon ein bisschen. Doch wie nicht anders zu erwarten, bleibt die Tür auch diesmal verschlossen.
 

Aber ich kann es irgendwie nicht einfach darauf beruhen lassen. Ich muss jetzt wissen, was hier los ist und warum ich so ein komisches Gefühl habe. Also greife ich nach der Türklinke und drücke sie runter. Vielleicht ist ja gar nicht abgeschlossen. Aber ich habe kein Glück, dennoch rüttele ich noch ein wenig an der Tür, in der Hoffnung dass sie vielleicht doch noch aufgeht.
 

Und dann auf einmal höre ich ein leises Klicken und ich kann sie öffnen. Verwundert sehe ich auf die Tür. Sie schien wohl nicht richtig abgeschlossen gewesen zu sein, anders kann ich mir das jetzt nicht erklären.
 

Vorsichtig sehe ich mich einmal um und ich rechne jeden Moment damit, dass er vor mir steht, ich habe ihn doch jetzt sicherlich geweckt. Langsam gehe ich ins Wohnzimmer, aber dort finde ich niemanden auf der Couch.
 

"Kai?"
 

Ich gehe weiter und stehe schon sehr bald vor der Tür zum Schlafzimmer. Diese öffne ich nur einen Spalt weit, sodass ich hineinsehen kann. Ich komme mir schon ein wenig seltsam dabei vor, aber als ich dann auch im Schlafzimmer niemanden finde, bin ich eindeutig überrascht.
 

"Kai?!"
 

Ich öffne die Tür nun ganz, sehe aber noch immer niemanden. Langsam frage ich mich, wo zum Teufel er schon wieder steckt. Immerhin ist es komplett ruhig und ich kann mir nicht vorstellen, wo er denn noch sein könnte.
 

Das Einzige, was mir noch in den Kopf kommt, ist das Bad. Schluckend gehe ich nun in diese Richtung. Mir ist bewusst, dass so was sehr unhöflich ist, aber das ist mir in diesem Moment vollkommen egal. Ich will endlich Kai finden.
 

Wenigstens klopfe ich noch einmal, bevor ich die Tür aufreiße. Ein bisschen Anstand kenne ich halt auch. Aber in der nächsten Sekunde erstarre ich gleich komplett, als ich ihn endlich entdecke.
 

Übelkeit steigt in mir auf, als ich seinen Körper auf dem Boden liegen sehe. Inmitten einer wachsenden Blutpfütze. Aber ich reiße mich schnell zusammen und befreie mich aus meiner Starre. Im nächsten Moment knie ich auch schon neben ihm und habe hastig ein Handtuch gegriffen, dass ich nun auf die Schnittwunde an seinem Handgelenk presse.
 

Ich sende Stoßgebete nach oben und hoffe, dass ich ihn noch nicht zu spät gefunden habe. Schnell greife ich nach seiner Schulter und schüttele ihn kurz, ich muss ihn wach kriegen, wenn es denn überhaupt noch geht.
 

"Kai! Kai komm zu dir! Du musst wach bleiben! Nicht einschlafen!"
 

Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als sich seine Augen ein bisschen öffnen und ich stoße erleichtert die Luft aus, die ich zuvor angehalten habe. Das gibt mir doch noch Hoffnung, dass es noch nicht vorbei ist. Ich widme mich wieder seiner Verletzung, auf die ich noch immer das Handtuch presse und ich sehe mich nach etwas um, womit ich die Blutung besser stoppen könnte. Dabei hätte ich jetzt fast nicht seine wirklich sehr leise Stimme gehört und sofort sehe ich wieder in sein Gesicht.
 

"Lass... hör auf damit... Ich will nicht mehr"
 

"Was redest du da für einen Schwachsinn Kai!? An so was darfst du doch nicht denken! Du darfst nicht gehen! Das erlaube ich dir nicht!"
 

Ich schreie ihn fast schon an, so wütend bin ich gerade auf ihn. Es ist schon schlimm genug, dass er überhaupt erst so etwas getan hat, aber dass er dann jetzt auch noch so redet, kann ich kaum glauben. Er erwartet doch nicht ernsthaft von mir, dass ich ihn jetzt einfach hier sterben lasse. Nein, so würde er mir nicht davon kommen!
 

"Aoi..."
 

Ich sehe, wie sich seine Augen wieder schließen und erneut rüttele ich ihn ordentlich durch.
 

"Wach bleiben hab ich gesagt! Bitte Kai! Bitte geb jetzt nicht auf!"
 

Ich schlucke schwer und langsam sieht er mich wieder an. Ich kriege fast einen Herzinfarkt, als er seine andere Hand gehoben hat und nun schwach nach meinem Shirt greift. Gleich nehme ich seine Hand und drücke sie und er erwidert den Druck.
 

"Danke Kai!"
 

Schnell greife ich in meine Tasche und hole mein Handy hervor. Während ich merke, dass der Gegendruck immer schwächer wird, wähle ich schnell die Nummer des Notarztes.
 

**********************
 

Der Notarzt war sehr schnell da und man nahm mir Kai ab. Ich bin schrecklich erleichtert, dass er die ganze Zeit durchgehalten hat und ich habe große Hoffnung, dass er das hier doch noch überleben wird.
 

Einer der Ärzte fragt mich, ob ich im Krankenwagen mitfahren will und sofort nicke ich. Jetzt will ich ihn nicht allein lassen, also folge ich den Ärzten nach unten und zusammen fahren wir los.
 

Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr ich am zittern bin. Das hat mich schrecklich aufgewühlt und schluckend sehe ich auf meine Hand runter, an der noch immer Kais Blut klebt. Schnell wische ich meine Hände an meiner Hose ab, aber das Blut geht trotzdem nicht weg. Es macht mir nur noch mehr bewusst, was gerade wirklich passiert ist. Aber wenigstens weiß ich jetzt, warum ich so ein komisches Gefühl hatte.
 

Es dauert auch nicht mehr lange, bis der Krankenwagen sein Ziel erreicht und die Ärzte stürmen gleich mit Kai raus aus dem Wagen und hinein in das Gebäude. Ich sehe ihnen hinterher, wie sie ihn gleich zum Operationssaal bringen, da es jetzt schnell gehen muss.
 

Ich fahre mit meiner Hand durch meine schwarzen Haare.
 

Das Bild von ihm in seinem eigenen Blut liegend will mir nicht mehr aus dem Kopf. Dieser Anblick wird mich wohl noch lange verfolgen. Es hat sich ja regelrecht in mein Gehirn gebrannt und immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich es wieder vor mir. Ich hoffe nur, dass ich so was Schreckliches niemals wieder miterleben muss.
 

Was hat er sich nur dabei gedacht? Warum wollte er seinem Leben ein Ende setzen? Sind ihm die Band und der Stress vielleicht über den Kopf gewachsen? Nachvollziehbar wäre es jedenfalls. Ich werde ihn am besten fragen, sobald er wieder ansprechbar ist. Ja, das werde ich machen. Aber jetzt will ich erstmal hoffen, dass es ihm schnell besser geht.
 

Da wird wohl doch nichts mehr aus meinem Plan für morgen. Damit sollte ich nun wirklich noch warten. Wer weiß, was er jetzt tun würde, wenn ich es ihm sage. Am Ende dreht er nur durch und macht im schlimmsten Fall noch etwas Dummes. Und das ist das Letzte, was ich jetzt will.
 

Seufzend gehe ich nun endlich auch in das Krankenhaus. Einer der Ärzte hat mir gesagt, dass ich im Aufenthaltsraum warten soll. Und genau das werde ich jetzt auch tun.
 

Ich setzte mich schnell auf einen der Stühle und warte auf eine Nachricht vom Arzt. Dabei kümmere ich mich nicht mehr darum, dass ich noch überall Kais Blut an mir habe. Daran will ich jetzt nicht mehr denken müssen. Mir geht schon genug durch den Kopf, da will ich nicht ständig an dieses Bild erinnert werden.
 

**********************
 

Es kommt mir vor, als säße ich hier schon eine halbe Ewigkeit, bis ein Arzt auf mich zukommt. Sofort stehe ich auf und rede auf den Arzt ein, noch bevor dieser überhaupt den Mund öffnen kann. Ich will endlich wissen, wie es Kai geht! Als ich allerdings merke, dass ich den Arzt gar nicht zu Wort kommen lasse, stoppe ich sofort und ich spüre, wie meine Wangen warm werden.
 

Der Arzt schenkt mir nur ein beruhigendes Lächeln und nickt einmal leicht.
 

"Der Patient hat die Operation gut überstanden und er ist außer Lebensgefahr. Er hat sehr viel Blut verloren und Sie scheinen ihn gerade rechtzeitig gefunden zu haben. Er hätte nicht mehr lange durchgehalten. Da hat der Patient sehr viel Glück gehabt."
 

Ich nicke und bin sichtlich erleichtert. Wenigstens lebt er noch und ich muss kurz lächeln.
 

"Darf... Darf ich vielleicht zu ihm?"
 

Kurz scheint der Arzt zu überlegen, doch dann nickt er.
 

"Sie dürfen gerne zu dem Patienten. Ich denke, das würde ihm gut tun. Allerdings schläft er jetzt noch und ich bitte Sie, ihn nicht zu sehr zu belasten. Nach einem Selbstmordversuch muss man sehr vorsichtig mit diesen Menschen umgehen. Er wird nun erstmal etwas Ruhe brauchen."
 

Und erneut nicke ich, so was habe ich mir bereits gedacht. Aber ich bin froh, dass ich zu ihm darf. Kurz warte ich noch darauf, dass mir der Arzt sagt, wo ich Kai denn nun finde, bevor ich mich auch gleich auf den Weg zu diesem Zimmer mache.
 

Es dauert nur wenige Minuten, bis ich davor stehe und erneut zögere ich, bevor ich die Tür endlich öffnen kann. Sofort schlucke ich schwer, als ich ihn so zerbrechlich in dem Bett liegen sehe. Dieser Anblick tut weh und es fällt mir schwer, mich nicht sofort wieder umzudrehen und von hier zu verschwinden. Aber ich reiße mich zusammen und gehe langsam auf das Bett zu, bevor ich mich auf einem Stuhl niederlasse.
 

Er ist an mehrere Schläuche und Kabel angeschlossen und ich will gar nicht wissen, wofür diese alle da sind. Es interessiert mich nicht. Es ist nur wichtig, dass es ihm hilft, wieder gesund zu werden. Nur das ist jetzt am wichtigsten.
 

Vorsichtig greife ich nach seiner Hand und ich erschrecke mich, weil sie erstaunlich kalt ist. Sofort drücke ich sie, damit ihm klar wird, dass er ja nicht verschwinden darf. Immerhin ist hier noch jemand, der ihn hier haben will.
 

Langsam streichle ich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Ich beschließe, dass ich später die Anderen anrufen werde. Sie müssen schließlich auch noch hiervon erfahren. Was sie wohl sagen werden? Sie werden bestimmt geschockt sein. Das kann ich verstehen, mir geht es ja nicht besser.
 

Seufzend schüttele ich den Kopf.
 

"Was machst du nur für Sachen..."
 

Die Antwort bleibt aus, schließlich schläft er noch immer. Ich fange einfach an, seine beständigen Atembewegungen zu beobachten.

Kapitel 2

So hier ist das nächste Kapitel. Wird jetzt wohl recht schnell gehe, da ich im Moment viel zum schreiben komme. Leider ist es etwas kurz, aber das wird sich wieder ändern. ^^ Die nächste Kapitel ist sogar schon fertig, aber kommt erst am Freitag. Bis dahin hab ich noch Praktikum und da hab ich leider kein I-net. >.<

Naja wie auch immer. Viel Spaß beim Lesen!
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*° = POV Wechsel
 


 

Kapitel 2
 

Helles Licht dringt durch meine Augenlider und ich frage mich, wo dies bloß herkommt. Ich hatte doch alles beendet. Was ist das dann für ein Licht? Ich bin immerhin tot, müsste es dann nicht dunkel sein? Bin ich etwa im Himmel?
 

Erst jetzt bemerke ich etwas Warmes. Eine Hand, die meine eigene festhält. Gott? Das kann doch nicht möglich sein. Langsam spüre ich immer mehr von meinem Körper und nun kommt auch der Schmerz dazu. Jetzt ist mir klar, dass ich nicht tot bin, denn dann würde ich keinen Schmerz empfinden. Aber wessen Hand ist das dann?
 

Auch meine Erinnerung kommt wieder zurück. Ich hatte es bereits getan. Ich hatte meine Pulsader aufgeschnitten und zugesehen, wie das Blut meinen Körper verlässt. Ich hatte bereits mit allem abgeschlossen, doch dann kam jemand. Nicht nur irgendwer, sondern eine ganz bestimmte Person. Der, den ich mir all die Zeit herbeigesehnt habe, war da und hat mir geholfen.
 

Es war sicherlich ein jämmerliches Bild, was ich da geboten habe. Ich will gar nicht wissen, was er jetzt für einen Eindruck von mir hat. Sicherlich keinen Guten.
 

Während ich so in meinen Gedanken abdrifte, vergesse ich schon fast die warme Hand, die meine eigene noch immer leicht drückt. Aber langsam denke ich wieder daran und ich möchte endlich wissen, zu wem diese Hand denn nun gehört. Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass ich allein sein würde, sobald ich wach werden würde. Aber das überrascht mich nun wirklich.
 

Langsam zwinge ich mich dazu, meine Augen zu öffnen. Mit viel Mühe gelingt mir das auch, denn meine Lider erscheinen mir unheimlich schwer. Aber kaum sind sie offen, schließe ich sie auch gleich wieder, weil ich von diesem gleißenden Licht geblendet werde.
 

Ich muss wohl in einem Krankenhaus liegen. Eine andere Erklärung fällt mir da nicht ein. Der Druck an meiner Hand wird kurz stärker, bevor die Wärmequelle verschwindet. Und sofort sind meine Augen wieder geöffnet. Es tat so gut, es soll nicht verschwinden.
 

Ich sehe neben mich und sofort wird mir schrecklich mulmig, denn er ist da und sieht mich lächelnd an. Plötzlich nähert sich seine Hand und im nächsten Moment liegt sie auch schon an meiner Wange, streichelt sanft über diese. Meine Augen sind weit geöffnet und ich sehe ihn erschrocken an. Damit habe ich am allerwenigsten gerechnet. Und es fühlt sich so unheimlich gut an, ich will gar nicht mehr, dass er aufhört.
 

"Endlich bist du wach. Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht."
 

Ich schlucke schwer, als ich diese Worte höre. Mir wird bewusst, dass es ihm wirklich schwer gefallen sein muss und sofort überkommen mich Schuldgefühle.
 

"A-aoi ... Ich... es"
 

Ich kriege nicht mehr Worte zustande, da ich merke, dass ich schrecklich müde bin und meine Stimme ist leise und brüchig. Außerdem legt er nun seinen Finger auf meine Lippen und schüttelt den Kopf.
 

"Shh, ist schon gut. Du musst jetzt nichts sagen. Ruh dich lieber weiter aus."
 

Ich seufze leise und nicke dann, bevor ich meine Augen wieder schließe. Er fängt wieder an, über meine Wange zu streicheln und ich genieße es in vollen Zügen. Ich fühle mich unheimlich wohl und ich habe nicht erwartet, dass so etwas irgendwann mal passiert.
 

Deswegen bin ich auch enttäuscht, als diese schöne, warme Hand wieder verschwindet. Jedoch nicht lange, denn wenig später ist sie auch schon wieder an meiner Hand und drückt diese. Sofort erwidere ich den Druck und ich bin überrascht, dass ich wirklich noch so schwach bin. Das hat mir wohl sehr viel Kraft gekostet und es wäre wohl wirklich besser, wenn ich mich jetzt weiter ausruhe.
 

"Schlaf noch etwas. Das tut dir gut Kai."
 

Ich nicke nur noch leicht, bin ich schon längst halb abgedriftet und es dauert auch nicht mehr lange, bis ich völlig eingeschlafen bin.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich merke, dass er wieder eingeschlafen ist. Das ist jetzt auch besser für ihn, er hat es richtig nötig. Ich hoffe nur, dass er schnell wieder gesund wird. Ich möchte ihn nicht lange so sehen. Ich möchte viel lieber, dass er wieder mit seinem wunderschönen Lächeln vor mir steht.
 

Seine Hand ist mittlerweile gar nicht mehr so kalt und ich bin wirklich froh darüber. Ich bin mir sicher, dass er das schaffen wird. Jetzt muss ich nur noch den Anderen bescheid sagen. Am besten rufe ich sie gleich einmal an.
 

Ich sehe zu seinem Gesicht und streichle wieder über seine Hand. Ob ich ihn wohl solange alleine lassen kann? Bestimmt. Er wird da wohl nichts von mitkriegen, so tief wie er am schlafen ist. Also kann ich unbesorgt raus und telefonieren. Ich werde mich auch beeilen, damit ich da bin, sobald etwas passieren sollte.
 

Ich drücke seine Hand noch einmal, bevor ich aufstehe und ihn vorerst alleine lasse. Zügig gehe ich durch die Gänge, um das Krankenhaus wieder zu verlassen. Als ich draußen ankomme, kommt mir gleich die schön kühle Nachtluft entgegen und die ist mir jetzt mehr als willkommen. Gleich hole ich mein Handy hervor und wähle die erst beste Nummer, die mir in den Kopf kommt. Es dauert, bis endlich jemand rangeht.
 

"Moshimoshi?" Er klingt noch völlig verschlafen.
 

"Reita! Endlich gehst du ran! Ich dachte schon, du schläftst."
 

"Aoi? Was ist denn los?" Er klingt bereits wacher, anscheinend klinge ich wirklich sehr aufgebracht und solche Dinge, entgehen ihm nie.
 

"Du musst sofort zum Krankenhaus kommen!"
 

"Krankenhaus?" Er hört sich nun besorgt an. "Ist etwas passiert? Du wolltest doch zu Kai, oder?"
 

"Ja, da war ich auch. Bitte komm einfach hierher Reita! Ich erklär dir dann alles."
 

Kurz schweigt er, wahrscheinlich ist er am überlegen, doch dann höre ich endlich seine Antwort.
 

"Gut Aoi. Ich komme."
 

Und schon hat er aufgelegt. Leise seufze ich, nachdem ich mein Handy wegstecke. Jetzt muss ich zuerst auf Reita warten. Also erstmal eine rauchen.
 

Gleich hole ich meine Zigarettenschachtel hervor und ich nehme mir den Glimmstängel heraus, den ich nun dringen nötig habe. Genüsslich rauche ich die Zigarette und nur eine gute Viertelstunde später taucht auch schon Reita auf.
 

Er läuft auf mich zu und ich sehe ihm die Verwirrung richtig an. Also will ich ihn auch nicht länger warten lassen. Es dauert allerdings etwas, bis ich ihm die ganze Geschichte mit Kai erzählen kann. Er ist richtig mitgenommen.
 

"Wow... Das ist echt heftig. Und ich hab nichts gemerkt. Auch heute Nachmittag war er noch ganz normal."
 

"Ja, ich weiß, was du meinst. Ich hoffe nur, wir können ihm irgendwie helfen. Er darf so doch nicht zu Grunde gehen."
 

Reita nickt zustimmend und er schweigt eine Weile, bevor er sich durch die ungestylten Haare fährt.
 

"Scheiße Mann..."
 

Ich nicke nur leicht und schließe für einen Moment die Augen. Erst jetzt merke ich, dass ich ganz schön müde bin. Aber bei den Ereignissen ist das ja nicht verwunderlich. Reita scheint nicht zu entgehen, wie geschafft ich bin.
 

"Du solltest lieber nach Hause und dich ausruhen. Ich kann den Anderen auch bescheid sagen."
 

Ein kleines Lächeln huscht über meine Züge, während ich den Kopf schüttele.
 

"Nein Reita. Ich muss doch bei Kai bleiben. Er soll nicht allein sein, wenn er aufwacht."
 

"Hmm... Na gut. Dann komm ich jetzt erst noch mit. Aber bleib nicht mehr allzu lange."
 

Ich seufze leise, sehe aber ein, dass Reita Recht hat. Also nicke ich und wir beide gehen gemeinsam zu Kais Zimmer.
 

Er ist noch immer am schlafen und macht einen friedlichen Eindruck. Nur die Farbe störte dieses Bild.
 

"Er sieht schlimm aus."
 

Ich nicke nur und gehe zu dem Stuhl an seinem Bett. Sofort nehme ich wieder seine Hand und drücke sie leicht.
 

"Werd nur schnell wieder gesund."
 

Es ist nicht mehr als ein Murmeln und mehr zu mir selbst als zu irgendwem anders.

Reita bleibt noch eine Weile und spricht ab und an mit mir, bis er dann geht. In der Zeit ist Kai kein einziges Mal wach gewesen. Er wird jetzt wohl erstmal durchschlafen.
 

Ein Blick auf die Uhr sagt mir später, dass es bereits nach 12 Uhr ist. Vielleicht sollte ich jetzt doch besser nach Hause. Also streichle ich noch einmal über seine Wange, bevor ich mich erhebe und gehe.

Kapitel 3

Wieder nur ein kurzes Kapitel. Ist auch nur ein Lückenfüller. Das Nächste wird wieder länger, versprochen. Es ist auch schon fast fertig, werde ich wohl in einer langweiligen Relistunde fertig kriegen.

Diesmal ist alles in Kais POV. Viel Spaß beim Lesen! :D
 


 

Kapitel 3
 

Langsam komme ich wieder zu mir. Meine Augen sind noch immer so schwer, aber den Schmerz spüre ich kaum noch. Der Schlaf hat mir wirklich gut getan.
 

Aoi hat Recht gehabt. Wo ist er eigentlich? Langsam sehe ich mich in dem Raum um, aber ich entdecke niemanden.
 

Ich bin allein.
 

Seufzend schüttele ich den Kopf, das war zu erwarten. Er hat mit Sicherheit inzwischen genug von mir. Ich hoffe nur, er hasst mich jetzt nicht, wegen dem, was ich getan habe. Das würde ich bestimmt nicht verkraften können.
 

Kurz schließe ich die Augen, weil ich schon wieder so müde werde. Doch dann höre ich, wie sich die Tür öffnet. Meine Aufmerksamkeit ist gleich auf den Besucher gerichtet, aber es ist nur ein Arzt. Er stellt mir einige Fragen nach meinem Gesundheitszustand und ich beantworte sie alle kurz und knapp.
 

Mir geht es schon deutlich besser und der Arzt meint, dass ich in ein paar Tagen wohl schon wieder nach Hause könnte, wenn sich mein Zustand denn weiterhin bessert. Der Arzt verschwindet auch bald schon und ich bin wieder allein.
 

Ich sehe mich ein wenig in dem Raum um, habe ich ja sonst nichts Besseres zu tun. Überall stehen irgendwelche Geräte und ich sehe kurz zu meinem Arm, bevor ich leise seufzen muss.
 

All das nur, weil er gekommen ist und mir geholfen hat. Was er sich dabei wohl gedacht hat? Warum ist er überhaupt noch da gewesen? Sie hatten sich doch schon lange verabschiedet gehabt. Ich verstehe das nicht. Lieber frage ich ihn... Wenn ich ihn denn irgendwann wieder sehe...
 

Ich seufze erneut weil meine Laune schon wieder in den Keller geht und auch meine Gedanken sich wieder den einem Thema nähern. Lieber schlafe ich noch etwas, sonst drehe ich nur wieder durch. Der eine Tropf scheint mich fast schon darum zu bitten. Also schließe ich sofort meine Augen und ich verdränge meine Umwelt. Jedenfalls versuche ich es.
 

Ich bin schon fast eingeschlafen, als es plötzlich an der Tür klopft. Schnell sind meine Augen geöffnet und ich sehe verwundert auf die Tür.
 

"Herein!"
 

Und schon öffnet sich die Tür und er steht in ihr. Er lächelt unsicher und hält einen Strauß Blumen in der Hand. Verwundert sehe ich ihn an, ich habe am aller wenigsten mit ihm gerechnet.
 

"Guten Morgen Kai. Gut, dass du schon wach bist."
 

Er geht zu dem Stuhl neben meinem Bett und hält mir dann den Strauß hin.
 

"Ich hoffe, dass du bald wieder fit bist. Die hier habe ich für dich mitgebracht. Hoffentlich gefallen sie dir."
 

Er stellt die Blumen in eine Vase auf dem Tisch neben meinem Bett.
 

"Danke Aoi. Sie sind wirklich schön."
 

Er drehte sich von mir weg und sieht zu den Blumen. Ich glaube, ich habe einen roten Schimmer auf seinen Wangen gesehen. Komisch...
 

Es dauert einen Moment, bis er sich hinsetzt und mich wieder ansieht. Ich fühle mich unwohl unter seinem Blick, obwohl in diesem nichts Verurteilendes liegt.
 

"Wie fühlst du dich?"
 

Ich bin überrascht, als ich wieder seine Stimme höre, brauche deswegen auch ein paar Sekunden, um zu antworten.
 

"Besser... Danke."
 

Ich schenke ihm ein kleines Lächeln, für mehr bin ich momentan einfach nicht im Stande. Er fängt nun auch an zu lächeln und ich freue mich wirklich darüber. Wenigstens scheint er mich nicht zu hassen.
 

"Das ist gut. Da bin ich erleichtert."
 

Ich nicke nur leicht und sehe dann an die Decke. Allerdings merke ich richtig, wie sein Blick noch immer auf mir ruht.
 

Lange Zeit herrscht Stille zwischen uns. Keiner scheint wohl zu wissen, was man sagen könnte. Deswegen bin ich verwundert, als ich seine nächsten Worte höre.
 

"Werd mir bloß wieder gesund Kai. Hast du gehört? Ich mache mir Sorgen um dich."
 

Langsam drehe ich meinen Kopf zu dir und schlucke einmal schwer. Schuldgefühle fangen an, in mir aufzusteigen und diesmal kann ich auch eine Entschuldigung zusammenbringen.
 

"Tut mir Leid Aoi. Das wollte ich wirklich nicht."
 

Er nickt leicht und hebt seine Hand, um kurz über meine Wange zu streicheln. Unter der Berührung zucke ich unmerklich zusammen und ich beiße mir auf die Lippe. Warum ist er nur so freundlich zu mir? Nach dem, was ich getan habe, kann ich das überhaupt nicht verstehen.
 

"Schon gut Kai. Du hast sicherlich deine Gründe gehabt. Mach nur bitte nie wieder so etwas Dummes."
 

Wieder kann ich nur nicken. Ich kann ihm nichts versprechen, wer weiß, ob es mich nicht doch noch einmal überkommt.
 

"Der Rest von uns macht sich auch Sorgen. Reita war letzte Nacht nur kurz hier. Er hat den Anderen auch Bescheid gesagt. Ich weiß nicht genau wann, aber sie wollen dich auch noch besuchen kommen."
 

"Das ist schön."
 

Ich lächele wieder leicht, freue ich mich ja wirklich über die Tatsache, dass ich ihnen wohl doch sehr wichtig bin. Ansonsten würden sie sich jetzt wohl kaum so verhalten.
 

"Ja, das stimmt. Weißt du schon genaueres, wann du hier wieder weg darfst?"
 

"Der Arzt meinte, in ein paar Tagen, wenn sich mein Zustand weiterhin bessert."
 

"Gut, das sind schöne Neuigkeiten."
 

Er lächelt mich erneut an und ich erwidere es nur kurz, bevor ich die Augen schließe.
 

"Bist du müde?"
 

Ich nicke leicht. "Ein wenig schon."
 

"Dann schlaf doch noch. Ich kann ruhig gehen, wenn du Ruhe haben willst."
 

Sofort sehe ich zu ihm und schüttele schnell den Kopf. "Nein! ... Bitte geh noch nicht."
 

Er kichert leise. "Na gut Kai. Dann bleib ich noch etwas."
 

Er greift nach meiner Hand und drückt sie kurz, während ich ihn erleichtert anlächele.
 

**********************
 

Es vergehen noch ca. zwei Stunden, bis er dann doch noch gehen muss.
 

"Bis bald Kai. Ich komme morgen wieder."
 

"Okay. Bis Morgen Aoi. Und danke, dass du mir Gesellschaft leistest."
 

"Nichts zu danken. Mache ich gerne."
 

Gleich lächele ich ihn an und ich würde sagen, dass das mein erstes richtiges Lächeln ist, was man sonst immer von mir sieht.
 

"Ruh dich gut aus, damit du bald wieder der Alte bist."
 

Ich nicke noch einmal, bevor Aoi mich nochmals anlächelt und dann geht. Ich sehe noch eine Weile auf die nun verschlossene Tür, bevor mein Blick auf die Blumen fällt.
 

Dieser Besuch hat mich glücklich gemacht und ich habe nicht gedacht, dass ich das in dieser Situation noch kann.
 

Lächelnd schließe ich meine Augen und bald schon falle ich in einen traumlosen Schlaf.

Kapitel 4

Puh, da ist das vierte Kapitel. Hab es nicht ganz pünktlich am Mittwoch fertig gekriegt, aber ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Dafür ist es auch mal wieder etwas länger. Alles wieder in Kai's POV nur am Ende noch mal ein Wechsel. ^^

Bis ich weiter schreiben kann, wird es aber etwas dauern. Muss jetzt erstmal meinen Praktikumsbericht machen und dann kommen die Klausuren.

Viel Spaß beim lesen! :D Freue mich über jeden Kommentar! <3
 


 

Kapitel 4
 

Es vergehen ein paar Tage. Aoi besucht mich wirklich jeden Tag und auch die Anderen kommen zu mir ins Krankenhaus. Allerdings nicht so oft. Es macht mich irgendwie glücklich. Und je länger Aoi bei mir ist, desto besser scheint es mir zu gehen.
 

Der Gedanke, dass wer sich so sehr um mich sorgt, ist wundervoll. Er macht mir Hoffnung, dass sich mein Leben vielleicht doch bessern wird. Auch wenn ich so manches Mal doch noch in meiner depressiven Gedankenwelt versinke.
 

Nachts, wenn ich wach wurde, oder wenn ich ganz alleine war, stand ich oft kurz vor dem nervlichen Zusammenbruch und das ein oder andere Mal haben auch unaufhaltsame Tränen meine Augen verlassen. Ich denke dann immer, dass es doch nicht geht, dass sehr bald alles wieder wie vorher ist. Meine Ängste sind so tief verankert, dass solche Situationen ganz schnell auftreten können. Und es ist so schwer, zu glauben, dass es sich einmal ändern könnte.
 

Aber jetzt will ich nicht weiter darüber nachdenken, denn heute werde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich habe meine Sachen, die Aoi mir einmal mitgebracht hatte, bereits gepackt. Jetzt warte ich nur noch auf seine Ankunft. Er bestand unbedingt darauf, dass er mich abholen kann.
 

Ich freue mich darüber. So kann ich noch ein wenig mit ihm zusammen sein, bevor alles wieder seinen 'normalen' Trott gehen wird.
 

Ich höre ein Klopfen an der Tür und gleich öffne ich sie. Aoi steht vor mir und lächelt mich breit an.
 

"Hey Kai! Du bist ja schon fertig, dann können wir ja gleich los."
 

"Ja, okay."
 

Ich nehme meine Tasche und gemeinsam verlassen wir das Krankenhaus. Mein Blick ist zwar die meiste Zeit auf den Boden gerichtet, aber dennoch liegt ein kleines Lächeln auf meinen Lippen.
 

Die Fahrt verläuft ereignislos und wir reden kaum. Meist sehe ich zu Aoi, aber sobald er zu mir sieht, schaue ich schnell auf meine Hände. Ich merke jedes Mal, wie sich meine Wangen leicht röten und ich hoffe, dass er nichts merkt. Aber er sagt nichts und langsam sehe ich ihn wieder an, damit es von vorne losgehen kann.

Bald kommen wir an und ich sehe nach draußen. Mit gerunzelter Stirn fällt mir auf, dass das hier gar nicht mein Wohnblock ist. Verwirrt sehe ich zu ihm.
 

"Aoi? Was wollen wir hier?"
 

Ich sehe, wie er nervöser wird und er fummelt kurz mit dem Schlüssel in seiner Hand rum.
 

"Naja... Ich habe mir gedacht, du könntest vielleicht bei mir bleiben. Natürlich nur vorübergehend."
 

Kurz sieht er mich an, bevor er den Blick wieder abwendet.
 

"Der Arzt meinte auch, dass du nicht zu viel allein sein solltest, weil ... du ja einen Selbstmordversuch hinter dir hast. Außerdem müsstest du dann nicht in deine Wohnung. Ich kann mir vorstellen, dass du dich dort unwohl fühlen könntest... Immerhin hast du es ja da getan."
 

Man merkt richtig, wie unangenehm es für ihn ist, über dieses Thema zu reden. Ich schlucke einmal, als ich diese Bilder wieder vor mir sehe und schnell schüttelte ich den Kopf, bevor er mich wieder ansieht.
 

"Also wäre es ja vielleicht besser, wenn du erstmal bei mir bleibst. Ich weiß, ich hätte dich vorher fragen sollen. Es ist schon okay, wenn du nicht willst. Dann fahr ich dich jetzt nach Hause."
 

Er ist schon dabei, den Motor wieder zu starten, aber ich nehme seine Hand und halte sie fest. Ein kleines Lächeln liegt auf meinen Lippen und ich schüttele kurz den Kopf.
 

"Schon okay Aoi. Ich finde es schön, dass du das machen willst. Und ... Ich würde mich freuen, wenn ich bei dir bleiben kann."
 

Sofort erhellt sich seine Miene, da er während seiner Erklärung sehr unsicher geworden war. "Wirklich?"
 

Ich nicke leicht.
 

"Wunderbar! Dann komm mit! Ich hole später ein paar Sachen von dir, wenn du mir sagst, was."
 

"In Ordnung Aoi."
 

Ich lächele ihn ehrlich an und erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch immer seine Hand halte. Schnell lasse ich sie los und öffne die Autotür. Auch er steigt nun aus und gemeinsam gehen wir zu seinem Apartment.
 

Es liegt im zweiten Stock, weswegen wir den Fahrstuhl nicht nehmen. Er schließt die Tür auf und nach ihm trete ich ein und ziehe mir meine Schuhe aus. Ich war schon oft hier und es ist ein wirklich schönes Apartment. Er hat einen guten Geschmack.
 

"Geh ruhig ins Wohnzimmer und mach es dir dort gemütlich. Ich mache uns solange einen Tee."
 

Ich sehe ihm nach, wie er lächelnd in die Küche geht und langsam mache ich mich auf ins Wohnzimmer. Dort lasse ich mich auf die Couch fallen und ich stelle meine kleine Tasche auf dem Boden ab. Gleich kuschele ich mich mehr in das weiche Polster der Couch, bevor ich die Augen schließe und leise seufze.
 

Ich bin gespannt, wie die Zeit hier bei ihm wird und wie ich mich bei ihm verhalten werde. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Jetzt bin ich ja doch nicht wieder allein und werde es wohl so schnell auch nicht wieder sein.
 

**********************
 

Er kommt in wenigen Minuten auch wieder zu mir und setzt sich neben mich, während er den Tee auf dem Tisch vor uns abstellt. Als ich merke, dass er mir näher kommt, öffne ich wieder die Augen, um zu ihm sehen zu können. Ein freundliches Lächeln liegt auf seinen Lippen, als sich unsere Blicke treffen.

Einen Moment herrscht Stille und wir sehen uns einfach nur an. Doch dann beugt er sich nach vorne und greift nach seiner Teetasse. Von dieser nimmt er auch gleich einen Schluck, während er sich zurück nach hinten lehnt.
 

"Ich kümmer mich gleich um das Gästezimmer, damit du da auch schlafen kannst. In der Zwischenzeit kannst du dir ja überlegen, was du hier noch so alles brauchst."

"Wie du meinst."
 

Ich muss gleich lächeln. Irgendwie ist es süß, wie er sich so um mich kümmert. Wenn das von nun an nur immer so wäre... Aber das ist ja nicht möglich. Leider...

Besser ich denke nicht weiter darüber nach. Sonst wird nur alles schlimmer und das will ich definitiv nicht.
 

Leise seufze ich, bevor auch ich etwas von dem Tee trinke.
 

"Der schmeckt wirklich gut."
 

"Nur das Beste für meinen Gast."
 

Und schon erhitzen sich meine Wangen und ich würde am liebsten sofort von der Couch gefressen werden. Dass er nun auch noch anfängt, zu kichern, hilft mir auch nicht wirklich.
 

Es dauert einen kurzen Moment, bevor er damit aufhört und ich denke, ich bin mittlerweile nicht mehr ganz so rot. Aber dann das!
 

"Du bist wirklich süß."
 

Ich kann garantieren, dass meine Wangen nun richtig feuerrot sind, jedenfalls fühle ich mich so.
 

"Und das macht dich nur noch niedlicher."
 

Und schon wieder kichert er. Ich glaube, heute spiele ich wohl gerne rote Ampel. Sofort senke ich meinen Kopf, um die Röte vergebens vor ihm zu verstecken.
 

"Du sollst dich nicht über mich lustig machen."
 

"Tu ich nicht. Das ist nur die Wahrheit."
 

Langsam sehe ich ihn wieder an und ein ehrliches Lächeln liegt auf seinen Lippen. Ich frage mich, was das Ganze nun wieder soll. Ärgert er mich nur, oder meint er das wirklich ernst? Es wäre ja schon schön, wenn er keinen Spaß machen würde.
 

"Hmm... Na gut. Wenn du das sagst."
 

Ich lächele ihn nun auch an und murmele ein leises 'Danke', bevor ich noch einen Schluck von dem Tee nehme. Dann schließe ich die Augen und lehne mich entspannt zurück. Diese Couch ist wirklich viel gemütlicher als meine.
 

Eine Weile herrscht erneut Stille zwischen uns, doch dann meldet er sich wieder zu Wort.
 

"Ich mache dann erstmal dein Zimmer fertig."
 

Ich sehe zu ihm und nickte leicht. "Okay."
 

"Wenn irgendwas ist, sag Bescheid."
 

Wieder nicke ich und er erhebt sich, bevor er seine Tasse wegbringt und dann ins Gästezimmer verschwindet.
 

Ich sehe ihm einen kurzen Moment lang hinterher, bevor ich noch einen Schluck von diesem wunderbaren Tee trinke. Ich muss ihn unbedingt einmal fragen, wie er ihn kocht, weil ich es doch gerne einmal selbst ausprobieren möchte. Ich genieße den Rest des Tees und lasse mir Zeit, bis ich dann auch meine Tasse wegbringe.
 

Er hat seine Tasse nur in die bereits volle Spüle gestellt und ich seufze leise, als ich den Berg an Geschirr sehe. während ich meine Tasse dazustelle, verspüre ich den Drang hier in der Küche erstmal Ordnung zu schaffen. Es juckt mir richtig in den Fingern, aber ich reiße mich zusammen. Ich weiß ja nicht, was er sagen würde, wenn ich hier auf einmal sauber mache. Am Ende ist er mir nur böse und das will ich auf keinen Fall.
 

Also drehe ich mich schnell wieder um und gehe zurück zur Couch. Ich lasse mich gleich wieder drauf fallen und keine Sekunde später sind meine Augen auch schon zu. Sofort könnte ich einschlafen, so gemütlich ist diese Couch.
 

Ich bin schon halb eingedöst, als ich plötzlich wieder Geräusche höre.
 

"So, das Zimmer ist fertig. Du kannst deine Tasche schon mal reinbringen. Ich mach mich dann auch schnell auf den Weg, um deine Sachen zu holen. Was brauchst du denn alles?"
 

Ich sehe auf und er kommt gerade aus dem Flur, die Jacke zieht er sich bereits an und die Autoschlüssel hat er auch schon in der Hand. schnell sage ich ihm, was ich denn noch alles brauche.
 

"Gut. Dann mach ich mich mal auf den Weg. Bis nachher, ich beeil mich auch."
 

"Ciao Aoi."
 

Schon ist er wieder aus meinem Blickfeld verschwunden und ich höre wenig später, wie sich die Tür schließt.
 

Leise seufze ich, bevor ich mich erhebe und mit meiner Tasche ins Gästezimmer gehe. Dort angekommen, sehe ich mich erst einmal um. Es hat sich nichts verändert, seitdem ich das letzte Mal hier war. Die Einrichtung ist noch immer die Gleiche und ich schüttele kurz den Kopf.
 

Ich bin froh, dass sich nichts geändert hat, da muss ich mich wenigstens nicht allzu sehr an eine neue Umgebung gewöhnen.
 

Also stelle ich meine Tasche ab und räume sie auch schnell aus. Es ist wirklich nicht sehr viel in ihr, weswegen ich auch schnell fertig bin. Ich sehe mich noch einmal im Raum um, bevor ich zurück ins Wohnzimmer gehe und es mir dort erneut auf der Couch gemütlich mache.
 

**********************
 

Wenige Stunden später merke ich, wie jemand an meiner Schulter schüttelt. Ich runzele die Stirn und grummele kurz, bevor ich die Augen öffne und direkt in seine blicke.
 

"Endlich bist du wieder wach."
 

Er kichert leise und ich sehe ihn nur verwirrt an. Wach? Habe ich etwa geschlafen?
 

Langsam fahre ich mir durch die Haare und reibe über meine Augen, bevor ich gähnen muss.
 

"Tut mir Leid, ich muss wohl eingedöst sein. Das liegt nur an der Couch."
 

"Schon okay Kai. Du kannst schlafen, wann immer du willst, da hab ich kein Problem mit. Ich hab dich nur geweckt, weil ich gedacht hab, dass du vielleicht etwas essen willst. Ich hab etwas mitgebracht."
 

Ich lächele schüchtern, als ich mich aufsetze.
 

"Danke. Ich-"
 

Aber den Rest meiner Antwort übernimmt mein Magen, der sich nun auch einmal mit einem Grollen zu Wort meldet. Und schon werden meine Wangen wieder warm.
 

"Ah, ich seh schon. dann komm mal mit, es steht alles schon fertig in der Küche."

Er lächelt mich lieb an und dreht sich dann um, um in die Küche vorzugehen.
 

Einen Moment lang sehe ich ihm noch hinterher, doch dann stehe ich schnell auf, strecke mich und folge ihm in die Küche.
 

**********************
 

"Hey Kai, hast du Lust, dir 'nen Action-Film anzusehen?"
 

Verwundert sehe ich zu ihm, als er mir an diesem Abend auf einmal so eine Frage stellt. Allerdings überlege ich nicht lange, bis ich antworte.
 

"Ja klar, immer gerne."
 

"Klasse! Gleich kommt ein guter im TV, den können wir uns dann ja ansehen. Ich hab auch noch Popcorn, das mach ich lieber schnell!"
 

Und bevor ich noch etwas sagen kann, ist er auch schon aufgesprungen und in die Küche gelaufen. Lächelnd schüttele ich den Kopf, als ich Geräusche aus der Küche höre und mache mir es dann gleich etwas gemütlicher auf der Couch. Ich bin ja mal gespannt, was das für ein Film ist und ob ich ihn schon kenne.
 

Er lässt mich überhaupt nicht lange warten und kommt sehr bald mit einer großen Schale voll mit Popcorn zurück ins Wohnzimmer. Die Schale stellt er auf dem Tisch ab, bevor er es sich neben mir auf der Couch ebenfalls gemütlich gemacht. Dann greift er nach der Fernbedienung und schon läuft der Fernseher. Es dauert auch nicht lange, bis der Vorspann beginnt und gespannt sehe ich dem Film zu.
 

Ich kenne ihn noch nicht, aber er ist wirklich spannend. Schon nach wenigen Minuten liegen wir beide fast schon auf der Couch einer an jedem Ende und die Popcornschale steht zwischen uns. Ich habe mir eins der Kissen genommen, damit ich aufrecht sitzen kann und es trotzdem noch gemütlich habe. Ab und an greife ich mal nach dem Popcorn und nehme mir eine Handvoll, die ich mir dann wieder über einige Minuten aufteile.
 

Ich finde es doch immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit bei solchen Sachen vergehen kann. Denn ehe ich mich versehe, sehe ich auch schon den Abspann des Films und ich nehme mir ein letztes Mal etwas Popcorn, das ich auch gleich esse.
 

Ich beobachte ihn, wie er aufsteht und die nun leere Schale wegbringt. Zum Fernseher sehe ich gar nicht erst wieder, weil als nächstes irgendeine Liebesschnulze kommt und das will ich mir jetzt nicht wirklich antun. Deswegen sehe ich einfach in Richtung Küche und warte auf ihn.
 

Er lässt mich nicht lange warten und ist bald wieder bei mir. Ein kleines Lächeln liegt auf seinen Lippen, als er sich wieder zu mir setzt.
 

"Willst du noch irgendwas machen? Kann ich dir noch etwas Gutes tun?"
 

Ich schüttele nur leicht den Kopf. "Nein, nein, ich brauch nichts."
 

"In Ordnung. Aber sobald was ist, einfach sagen."
 

Diesmal nicke ich und auch auf meinen Lippen liegt jetzt ein Lächeln. Eine Weile sehen wir uns einfach nur an und eine angenehme Stille herrscht zwischen uns. Aber dann durchbreche ich sie mit einem Gähnen und ich halte gleich eine Hand vor meinen Mund.
 

"Müde?"
 

Leicht nicke ich und werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist doch schon später, als ich gedacht habe.
 

"Du kannst ruhig schlafen gehen, wenn du so müde bist. Ich werde wohl auch bald ins Bett gehen."
 

"Na gut. Dann leg ich mich hin." Ich stehe auf und lächele ihn noch einmal an.
 

"Schlaf gut Kai."
 

"Du auch Aoi."
 

Er erwidert das Lächeln breit und ich drehe mich langsam um, bevor ich in das Gästezimmer gehe. Ich schalte kurz die kleine Lampe auf dem Nachttisch neben meinem Bett ein, ehe ich mich aus meiner Kleidung schäle. Als ich nur noch in Boxershorts im Raum stehe, lege ich meine Sachen über einen Stuhl.
 

Kurz strecke ich mich und setze mich dann auf das weiche Bett. Ich kann die gedämpften Geräusche des Fernsehers noch immer hören und eine Weile sitze ich da noch einfach rum, denke über diesen Tag nach und freue mich, dass ich jetzt bei Aoi bin.
 

Wieder fange ich an zu gähnen und schalte nun das Licht wieder aus, bevor ich unter die Decke krieche und mich zusammenrolle. Sofort fallen meine Augen zu und ich komme gar nicht mehr groß dazu, über irgendetwas nachzudenken, da ich doch recht müde bin und auch sehr schnell eingeschlafen bin.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

Es scheint wirklich so, als würde es ihm hier gefallen. Da bin ich echt erleichtert drüber. Ich hab ja schon gedacht, er würde mich für verrückt erklären, als ich ihn gefragt habe, ob er denn bei mir bleiben will. Aber da hat er mich wohl vom Gegenteil überzeugt.
 

Mal sehen, wie lange er hier bleiben wird. Ich würde mich schon freuen, wenn er erst in ein oder zwei Wochen wieder gehen würde. Es ist doch ganz nett, mal etwas Gesellschaft zu haben. Da ist es nicht immer so langweilig. Und ich bin mir sicher, wenn er erstmal wieder richtig aufgetaut ist, wird man auch mehr mit ihm anfangen können.
 

Aber bis dahin gebe ich mich mal lieber zufrieden und helfe ihm lieber, wieder ganz der Alte zu werden. Das ist jetzt erstmal am wichtigsten. Ich will wirklich nicht, dass er noch lange so ist. Das steht ihm überhaupt nicht, wenn er so niedergeschlagen wirkt.
 

Also Aoi! Du hast jetzt eine neue Aufgabe und die wirst du auch erledigen!

Ich muss leise kichern und schüttele schnell den Kopf, bevor ich den Kanal wechsele und nach etwas Vernünftigen im Fernsehen schaue. Manchmal hab ich auch Ideen.
 

Ich werfe einen Blick in Richtung Gästezimmer und mache gleich den Fernseher etwas leiser. Wer weiß, ob er bei der Lautstärke schlafen kann und ich will ihn nur ungern stören.
 

Langsam schleicht sich ein breites Lächeln auf meine Lippen. Irgendwie wäre es doch jetzt ganz schön, wenn ich bei ihm sitzen könnte und ihm beim Schlafen zusehen könnte. Er ist immer so süß, wenn er schläft, das ist mir heute nur wieder allzu deutlich geworden. Am liebsten hätte ich ihn ja gar nicht geweckt, aber nach der Zeit im Krankenhaus hatte er es sich doch wirklich verdient, mal wieder was Vernünftiges zu kriegen. Geschmeckt hatte es ihm ja und er war mir auch nicht böse.
 

Mal sehen, was wir morgen anstellen. Auf jeden Fall sollte ich erstmal einkaufen gehen. Ich hab ja schon wieder so gut wie gar nichts in meinem Kühlschrank. Ich frag ihn morgen mal, ob er mitkommen will. Ich möchte ihn nicht hier alleine lassen. Deswegen hab ich ihn ja auch überhaupt erst hierher geholt. Und er wird bestimmt gerne mitkommen.
 

Was wir danach noch machen, kann ich mir ja dann noch überlegen. Vielleicht sollten wir mal wieder irgendein Spiel zocken. Es ist schon ein Weilchen her, seitdem ich das letzte Mal mit ihm so was gemacht habe. Er liebt ja Videospiele, also wird er da bestimmt auch zustimmen.
 

Entschlossen nicke ich, um mir selbst einmal zuzustimmen. So verbringen wir den Tag, da kriegen wir die Zeit schon irgendwie rum.
 

Ich sehe noch ein bisschen zum Fernseher, aber es kommt ja wirklich nichts Interessantes, also schalte ich ihn nun aus. Ich gehe lieber auch ins Bett. Ist zwar für meine Verhältnisse noch etwas früh, aber da ich ja nichts mehr zu tun habe und ansonsten nicht weiß, was man denn noch machen könnte, wird es wohl nicht schaden, wenn ich mal etwas eher ins Bett gehe.
 

Und schon bin ich aufgestanden und in mein Schlafzimmer gegangen. Dort ziehe ich mich auch schnell aus und schlüpfe in meinen Pyjama, bevor ich mich auf mein Bett fallen lasse. Kaum liege ich richtig, fange ich auch schon an zu gähnen. Was so ein kuscheliges Bett alles bewirken kann.
 

Ich nehme gleich die Decke und ziehe sie mir halb über den Kopf, bevor ich die Augen schließe. Ich brauche allerdings doch noch eine Weile, bis ich eingeschlafen bin, aber dann bin ich auch komplett weg und so schnell wird mich wohl nichts mehr wach kriegen.

Kapitel 5

Hier ist das nächste Kapi. Hab es doch hingekriegt, mich einmal hinzusetzen und das hier zu schreiben. Jetzt werde ich allerdings erst wieder in 2 Wochen dazu kommen, weiterzuschreiben. Ich muss jetzt erstmal meine 7 Klausuren hinter mich kriegen, dann kann ich hiermit weitermachen. Aber immerhin hab ich noch ein Update vorher geschafft. Also hoffe ich, es gefällt euch! Viel Spaß beim Lesen! :D
 


 

Kapitel 5
 

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, als ich die Augen öffne und grummelnd die Decke weiter über meinen Kopf ziehe. Es war gerade so schön, aber ich muss ja wieder von der Sonne geweckt werden. Ausgerechnet wenn ich von ihm träume. Gemeinheit, macht sie bestimmt mit Absicht!
 

Ich schaffe es auch nur noch ein paar Minuten, so liegen zu bleiben, bis ich es endgültig aufgebe, noch einmal einzuschlafen. Es hilft ja alles nichts. Wenn ich einmal wach bin, kann ich einfach nicht mehr einschlafen.
 

Also schlage ich die Decke schnell weg, bevor ich gar nicht mehr hieraus komme. Genüsslich strecke ich mich erst einmal und stehe dann auf, bevor ich zu dem Stuhl mit meiner Kleidung gehe.
 

Doch dann stocke ich. Moment. Das war grade nicht mein Bett und das hier ist auch nicht mein Schlafzimmer.
 

Leicht panisch renne ich gleich aus dem Zimmer raus. Als ich das Wohnzimmer erreiche, schau ich erst einmal dumm aus der Wäsche, bis ich mir dann mit der flachen Hand vor die Stirn schlage.
 

"Idiot!"
 

Ich bin ja bei Aoi. So dumm kann auch nur ich sein.
 

Kopf schüttelnd drehe ich mich wieder um und gehe zurück in mein Zimmer. Dort nehme ich mir dann neue Sachen aus meiner Tasche, bevor ich beladen ins Bad gehe. Nach guten 10 Minuten komme ich fertig angezogen wieder raus und stehe nun ein wenig unschlüssig auf dem Flur.
 

Aber ich weiß schnell, was ich nun machen will. Also gehe ich auch gleich in die Küche, wo ich mich nach dem Kaffee umsehe. Ein Blick auf die Uhr der Mikrowelle verrät mir, dass Aoi wohl noch etwas schlafen wird. Er bleibt gerne länger im Bett, also kann ich ja ruhig erstmal Kaffee kochen und danach etwas Frühstück machen.
 

Ich mache mich auch gleich ans Werk und keine Minute später habe ich auch schon die Kaffeemaschine zum Laufen gekriegt. Als nächstes mache ich mich auf die Suche nach etwas Essbaren und ich steuere den Kühlschrank an. Ich öffne diesen auch gleich, aber dort finde ich nur gähnende Leere.
 

Na klasse, Aoi hat nichts mehr hier. Irgendwie ist das mal wieder typisch. Was habe ich auch erwartet? Seufzend schüttelte ich den Kopf und sehe noch einmal zur Uhr.
 

Na gut, ich werde jetzt wohl erstmal meinen Kaffee trinken und dann schaue ich mal, ob ich nicht beim Bäcker etwas Essbares auftreiben kann. Wenn ich wieder da bin, ist Aoi dann ja vielleicht auch schon wach.
 

Wie aufs Stichwort ist auch schon der Kaffee fertig und ich nehme die Kanne und eine Tasse, damit ich mir auch gleich etwas von dem heißen Getränk eingießen kann. Mit der Tasse setze ich mich dann an den Tisch und ich trinke den Kaffee in aller Ruhe.
 

Den habe ich wirklich nötig gehabt und er macht mich erstmal ordentlich wach. Da fühle ich mich auch gleich viel besser.
 

Als ich fertig bin, stehe ich auf und stelle die Tasse in die Spüle, die noch nicht wirklich besser als am Vortag aussieht. Ich kann nur wieder den Kopf schütteln und muss leicht schmunzeln. Er ist manchmal wirklich komisch drauf, aber dafür ist er wirklich liebenswert. Auch wenn er so seine Macken hat. Die haben wir alle und ja, ich mag ihn wirklich. Mit all seinen kleinen Fehlern.
 

Aber darüber denke ich lieber nicht weiter nach. Ich weiß ja genau, wo das dann wieder endet. Und darauf kann ich jetzt verzichten. Ich möchte keine Gedanken daran verschwenden, immerhin geht es mir doch schon besser. Ich bin wenigstens nicht mehr ganz so allein wie vorher. Auch wenn das nur für eine kurze Zeit sein wird.
 

Seufzend verlasse ich die Küche und ich gehe zur Tür, wo meine Schuhe stehen, die ich auch gleich anziehe. Als nächstes folgt meine Jacke, da es draußen doch noch recht kühl ist. Zum Glück wird das bald besser. Ich denke noch dran, mir Aois Schlüssel zu nehmen, bevor ich das Apartment verlasse und die Treppen runter gehe.
 

Draußen angekommen, stecke ich meine Hände in die Jackentaschen, bevor ich zum nächst besten Bäcker losgehe. Den habe ich auch bald erreicht und eine freundliche, junge Frau begrüßt mich direkt. Ich sehe mir kurz an, was es denn so Schönes gibt, bevor ich meinen Wunsch äußere und kurz darauf auch schon mit einer Tüte das Geschäft wieder verlasse.
 

Ich mache mich gleich wieder auf den Weg zurück zum Apartment und es sind vielleicht gute 20 Minuten vergangen, seit ich es verlassen habe. Da wird er wohl noch nicht wach sein. Also habe ich noch Zeit, um das Frühstück auch ordentlich fertig zu machen.
 

In der Wohnung ziehe ich mir wieder Schuhe und Jacke aus und mit der Tüte in der Hand gehe ich zurück in die Küche. Es ist alles noch so, wie ich es zurückgelassen habe, also bestätigt sich meine Vermutung.
 

Ohne eigentlich groß darüber nachzudenken, bereite ich unser Frühstück vor und nach einer weiteren viertel Stunde ist der Tisch auch schon fertig gedeckt und das Essen steht ebenfalls drauf. Ich nicke zufrieden und muss sogar leicht lächeln, als ich mein Werk betrachte.
 

Nach einem weiteren Blick auf die Uhr setze ich mich auf einen der Stühle. Jetzt heißt es nur noch auf ihn warten und ich bekomme endlich etwas in den Magen. Mittlerweile hat sich mein Bauch nämlich schon einmal zu Wort gemeldet und ich glaube nicht, dass ich sehr lange auf ihn warten würde, wenn das so weiter geht.
 

Doch er lässt mich auch nicht allzu lange warten. Ich habe gerade mal eine halbe Stunde in der Küche gesessen und Löcher in die Luft gestarrt, während ich meinen Gedanken nachhing, da höre ich auch schon Geräusche aus seinem Schlafzimmer. Dornröschen scheint wohl erwacht zu sein und ich sehe gleich erwartungsvoll in Richtung Flur.
 

Es dauerte ein paar Minuten, bis er endlich in dem Türrahmen steht und ich kann mir ein Lächeln in dem Moment nicht verkneifen. Er sieht noch ganz verschlafen aus und versucht gerade seine völlig strubbeligen Haare ein wenig in Ordnung zu bringen. Das gelingt ihm aber nicht und leise grummelnd murmelte er ein 'Guten Morgen', bevor er zu mir in die Küche kommt.
 

Dazu fällt mir wirklich nur eins ein. Niedlich. Gähnend geht der Gute zur Kaffeemaschine rüber und schmeißt sie ein weiteres Mal an, da auch er die ein oder andere Tassen Kaffee mehr als nötig hat. Als auch er endlich eine volle Tasse hat, dreht er sich wieder zu mir um und sieht mich und den Tisch ein wenig verwirrt an.
 

"Ich war eben beim Bäcker. Du hattest hier nichts mehr."
 

"Oh... Ja, ich wollte später noch einkaufen gehen. Danke Kai."
 

"Kein Problem. Irgendwer muss ja dafür sorgen, dass man hier nicht verhungert."
 

Er lächelt mich an und nickt, während er sich zu mir an den Tisch setzt. Er nimmt sich auch gleich eins der Brötchen, die ich geholt habe und schmiert sich dieses. Einen Moment lang sehe ich ihm dabei zu, bis mich mein Magen daran erinnert, dass ich auch Hunger habe. Also mache auch ich mir etwas fertig, bevor ich ebenfalls anfangen zu essen.
 

Das Frühstück verläuft schweigend, aber ich wüsste auch nicht, worüber man reden könnte. Außerdem wirkt Aoi immer noch nicht so wirklich wach, also kann man ein vernünftiges Gespräch sowieso nicht führen. Dann lässt man es wohl doch besser.
 

Als wir fertig sind, sieht er mich lächelnd an und trinkt seinen Kaffee aus.
 

"Wie wäre es, wenn wir gleich erstmal einkaufen gehen? Du hast ja selbst gesehen, dass das dringend nötig ist."
 

Ich nicke leicht und werfe einen Blick zur Spüle. "Können wir gerne machen. Aber vielleicht solltest du erstmal aufräumen."
 

"Da könntest du Recht haben. Wird schon wieder Zeit."
 

Er steht auf und geht auch gleich zur Spüle rüber, wo er das Wasser schon mal aufdreht und das Spülmittel sucht.
 

"Kann ich dir vielleicht helfen?"
 

"Nein, schon gut Kai. Du bist der Gast, ich mache das."
 

Leise seufze ich und nicke dann leicht. "Na gut."
 

Ich hätte ja gerne geholfen, dann hätte ich wenigstens etwas zu tun. Aber dann muss ich mich wohl damit abfinden.
 

Also sitze ich nur dumm rum und sehe ihm zu, wie er seine Küche wieder auf Fordermann bringt. Das hat ja auch sein Gutes. Er merkt nichts davon, wenn ich die ganze Zeit über zu ihm sehe. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich habe überhaupt nichts mehr dagegen auszusetzen, dass ich nichts machen soll.
 

Eine halbe Stunde später sieht alles wieder zumutbar aus und Aoi nickt zufrieden.
 

"Das hätten wir geschafft. Ich mach mich dann schnell noch fertig und danach können wir gleich einkaufen."
 

Ich nicke nur leicht und sehe ihm hinterher, wie er im Bad verschwindet. Dann erhebe ich mich und gehe ins Wohnzimmer, wo ich mich auch gleich wieder auf diese herrliche Couch fallen lasse. Ich sollte mir mal selbst so eine schöne Couch kaufen, wenn ich wieder in meiner Wohnung bin. Das würde die Zeit dort doch etwas erträglicher gestalten.
 

"Kommst du Kai?"
 

Und schon kann ich wieder aufstehen, da Aoi ja anscheinend fertig ist. Sofort gehe ich zu ihm auf den Flur und ich leiste ihm auch gleich beim Schuhe Anziehen Gesellschaft. Als wir beide fertig angezogen sind, nimmt er sich nun den Schlüssel und wir verlassen das Apartment, um zu seinem Auto zu gehen. Sobald wir beide richtig sitzen, geht die Fahrt auch schon los und es dauert nicht lange, bis wir einen Supermarkt erreichen.
 

Gemeinsam betreten wir den Supermarkt und Aoi sagt mir, was er denn alles braucht, bevor wir uns dann aufteilen. Ich gehe auch gleich los, um alles zu besorgen, was mir Aoi genannt hat.
 

Eine gute Stunde später stehen wir dann an der Kasse und er bezahlt alles, während ich die Lebensmittel in die Tüten, die er mitgenommen hat, packe. Als wir alles fertig haben, geht es auch schon zurück zum Auto, mit dem wir wieder zu seinem Apartment fahren.
 

Nachdem wir bei ihm alles verstaut haben, sieht er mich fragend an.
 

"Sag mal Kai, hättest du vielleicht Lust, ein bisschen zu zocken? Ich hab letztens ein neues Rennspiel gekauft, das könnten wir doch mal ausprobieren."
 

Ich bin sofort von der Idee begeistert, bin ich ja in letzter Zeit nie so wirklich dazu gekommen, mal ein Spiel zu zocken. Da kommt das doch gerade recht.
 

"Klar hab ich Lust!"
 

"Gut, dann komm mal mit."
 

Ich folge ihm gleich in sein Wohnzimmer, wo er das Spiel startet, während ich mich im Schneidersitz auf die Couch setze. Dann bekomme ich auch schon einen Controller in die Hand gedrückt und er grinst mich an.
 

"Dann lass uns mal loslegen. Mal sehen, ob du mich schlagen kannst!"
 

Ich lächele ihn nur einmal an und nicke, bevor ich zum Fernseher sehe. Ich bin sofort hochkonzentriert, als er mit dem Wählen der Rennstrecke fertig ist und das Rennen auch schon losgeht.
 

Ich bin die Ruhe selbst, obwohl er gleich beim Start in Führung gegangen ist. Aber er sollte sich nicht zu früh freuen, denn kaum haben wir die erste Runde hinter uns, habe ich ihn auch schon überholt und er kann nur noch zusehen, wie ich ihn hinter mir lasse. Siegessicher fange ich an, zu lächeln und ich hänge mich noch etwas mehr in das Spiel rein.
 

Er startet immer mal wieder einen Versuch, die Führung zurück zu gewinnen, doch es will ihm einfach nicht gelingen. So leicht lasse ich mich auch nicht klein kriegen. Das wäre ja gelacht! Auch in der letzten Runde schafft er es nicht mehr, mich noch zu schlagen und so kann ich mir den triumphalen Schrei am Ende des Rennens auch nicht verkneifen.
 

"Das gibst doch nicht!"
 

Ich sehe ihn nur grinsend an.
 

"Du solltest mich nicht unterschätzen Aoi. Da ist es doch ganz klar, dass du verlierst."
 

"Na warte! Revanche!"
 

"Wie du meinst. Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen. Ich werde dich bestimmt nicht schonen."
 

"Das wär ja auch noch schöner! Soweit kommt’s noch, dass du mich am Ende noch gewinnen lässt. Nein, nein, halt dich bloß nicht zurück!"
 

"Okay Aoi."
 

Ich nicke leicht und er startet auch schon das nächste Rennen. Mit einem kleinen Grinsen gehe ich diesmal gleich schon in Führung und ich kann ein Grummeln aus seiner Richtung hören, was mich nur noch etwas breiter Grinsen lässt.
 

Das Rennen verläuft ähnlich wie das vorherige. Zwar schafft er es doch, zwischendurch mal in Führung zu gehen, aber gewinnen tut er trotzdem nicht. Ich sehe wieder zu ihm rüber.
 

"Und haben wir schon genug oder willst du noch eine Runde?"
 

"Glaub nicht, dass ich so schnell aufgebe!"
 

Nach weiteren vier Runden, von denen er gerade mal eine gewonnen hat, gibt er sich dann doch geschlagen und ich kichere leise, als ich sein beleidigtes Gesicht sehe. Da kann er einem ja fast schon Leid tun, aber er ist ja selbst Schuld. Kommt davon, wenn man mich bei so was rausfordert. Er weiß genau, dass ich Rennspiele über alles liebe, also sollte er auch wissen, worauf er sich da einlässt.
 

"Okay, du bist eindeutig besser in dem Spiel als ich Kai. Ich glaub, ich muss noch etwas üben, um dich schlagen zu können."
 

"Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben."
 

Er nickt einmal, bevor er mich anlächelt. "Ich hole mir eben was zu trinken, willst du auch was."
 

"Gerne doch."
 

Und schon ist er in der Küche verschwunden, von wo er schnell mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser wiederkommt. Er stellt die Sachen auf dem Spiel ab, bevor er in beide Gläser etwas einschenkt.
 

"Danke."
 

Ich nehme mir gleich mein Glas und trinke erstmal einen Schluck, bevor ich es wieder zur Seite stelle. Dann sehe ich fragend zu ihm hoch.
 

"Und was jetzt? Weiterspielen oder was Anderes?"
 

"Ich würd sagen, was Anderes. Das hat ja eh keinen Zweck mehr, das ist nur noch demütigend."
 

Er lacht kurz, während er zu seiner Sammlung an Spielen sieht. Und schon holt er sich ein Action Spiel, was er mir auch gleich vor die Nase hält.
 

"Wie wär’s damit?"
 

Ich nicke gleich einmal und mache es mir wieder richtig gemütlich. "Geht klar. Ein bisschen sinnloses Rumballern schadet nie."
 

"Der Meinung bin ich auch!"
 

Gleich startet er das nächstes Spiel und wenig Minuten später spielen wir auch schon gegeneinander. In diesen Spielen ist er eindeutig besser als in Rennspielen, aber auch ich bin nicht ganz ohne. Das Endergebnis ist wirklich sehr knapp und nur durch einen kleinen Fehler Meinerseits konnte er mich besiegen.
 

"Na endlich! Ich dachte schon, ich gewinne heute nichts mehr!"
 

Er sieht lachend zu mir rüber und ich nicke einmal leicht. "Kannst es ja doch noch."
 

Ich lächele ihn nur kurz an und nehme noch einen Schluck von meinem Wasser, bevor er gleich die nächste Runde startet.
 

So ging das noch eine ganze Zeit lang weiter und bei diesem Spiel waren die Siege und Niederlagen wesentlich ausgeglichener. Nun hält er es aber doch für genug und auch ich bin der Meinung, dass das doch erstmal reichen sollte.
 

"Das müssen wir echt mal wieder machen. Machen wir viel zu selten. Aber jetzt, wo du erstmal hier bist, haben wir da ja genug Zeit für."
 

"Ja, von mir aus können wir sehr gerne öfters zusammen spielen."
 

"Dann sind wir uns ja einig!"
 

Er räumt die Sachen weg und ich trinke mein Glas aus, bevor ich mich auf der Couch zurücklehne. So könnte ich wirklich jeden Tag verbringen. Einfach nur sorglos die Zeit mit ihm totschlagen. Nur schade, dass das nicht von großer Dauer sein wird und ich bald wieder in meiner Wohnung sein werde. Ich könnte ihn dann ja einfach fragen, ob er ab und an mal bei mir vorbeikommen würde. Das wäre dann ja wenigstens etwas.
 

Ich sehe ihm hinterher, während er die leeren Gläser und Flasche wegbringt und als er wieder im Wohnzimmer ist, sieht er mich auch gleich fragend an.
 

"Möchtest du jetzt vielleicht irgendwas Bestimmtes machen? Ich bin für alles offen."
 

Ich muss gar nicht lange überlegen, bis mir auch schon etwas einfällt und ich nicke gleich einmal.
 

"Klar, ich würde gerne –"
 

Aber weiter komme ich gar nicht mehr, da es genau in dem Moment an der Tür klingelt.
 

"Oh, warte mal eben. Ich schaue mal schnell, wer das ist."
 

Ich sehe ihn gleich etwas niedergeschlagen an, aber davon merkt er anscheinend nichts, da er sich wieder umdreht und zur Tür verschwindet. Seufzend senke ich den Blick und schüttele den Kopf. Wer auch immer das ist, soll bloß schnell wieder verschwinden. Ich hab lieber meine Ruhe mit Aoi, da will ich nicht von irgendjemand gestört werden.
 

Vom Flur aus dringen freudige Stimmen an mein Ohr und das kann nur heißen, dass es kein kurzer Besuch ist. Und wieder seufze ich. Na was daraus wohl wird. Ich bin ja mal gespannt, wer das denn nun ist und ob ich denjenigen auch kenne. Von dem, was ich hören kann, kann ich mir jetzt nicht wirklich etwas ausmalen, also sehe ich doch etwas gespannt zur Tür.
 

Ein paar Minuten später kommt er auch schon lächelnd zurück zu mir, aber als ich die Person sehe, die ihm da folgt, entgleisen mir sämtliche Gesichtszüge.

Kapitel 6

Oh Gott... Ich fass es nicht, dass ich das noch geschafft hab. Erstmal ein ganz großes SORRY!! m(_ _)m Das hat ja mal eine Ewigkeit gedauert, bis das hier fertig geworden ist. >-< Es tut mir so leid! Ihr dürft mich ruhig schlagen. v_v Naja... Kaum war eine stressige Phase vorbei, ging die nächste los oder ich hatte eine Blockade... Ich hoffe, es wird jetzt besser, wenn ich Ferien habe. Mit etwas Glück krieg ich die FF in der Zeit auch fertig. Okay... Ich sollt hier aufhören xD Viel Spaß beim lesen und im nächsten Kapitel wird es wahrscheinlich eine kleine Überraschung geben ^.~
 


 

Kapitel 6
 

"Hey Kai. Wie geht es dir? Du scheinst ja schon wieder recht fit zu sein, immerhin bist du wieder aus dem Krankenhaus raus."
 

Ich spare mir die Antwort, dass es mir bis zu seinem Auftauchen gut ging, einfach mal und nicke nur, bevor ich mich nach hinten lehne und zur Seite sehe.
 

"Nicht sehr gesprächig. Immer noch so schlecht drauf?"
 

Ich gebe ihm wieder keine Antwort. Er wird sich das ja wohl denken können, da muss er mich nicht mit solchen dämlichen Fragen durchlöchern.
 

"Naja, setz dich doch erstmal und erzähl uns, warum du bei uns vorbeischaust Uruha."
 

Ich sehe weiter aus dem Fenster raus. Ich will gar nicht wissen, was sie machen, es ist mir vor allem jetzt egal. Ich würde es doch sowieso nicht aushalten, wenn sie so vertraut miteinander umgehen. Allein der Gedanke daran tut ja bereits weh.
 

Es ist besser, wenn ich das erstmal irgendwie umgehen kann. Obwohl das schwer wird, wenn wir im selben Raum sind und ich keine andere Wahl habe, als hier zu bleiben.
 

Ich seufze leise. Warum muss Uruha denn ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Es war doch gerade so schön gewesen und dann kommt er und macht alles kaputt. Hat er nichts Besseres zu tun? Oder meint es das Schicksal mal wieder gut mit mir? Ich hab ja auch wirklich kein Glück. Kaum hab ich mal einen halbwegs schönen Tag, passiert so was.
 

Aber mit etwas Glück, geht er ja vielleicht wieder schnell. Aber da ich ja sehr viel davon habe, wird das garantiert nicht passieren. Vielleicht bleibt er sogar noch für den Rest des Tages! Dann hab ich hier überhaupt nicht mehr meine Ruhe. Und einfach auf mein Zimmer gehen, will ich nun auch nicht. Es würde mir nur noch schlechter gehen.
 

Also heißt es jetzt, Augen zu und durch! Ich werde das schon irgendwie überleben. Immerhin bin ich ja sonst auch mit ihnen zusammen. Uruha ist doch auch mein Freund. Ich muss einfach nur versuchen, nicht zu sehr darüber nachzudenken, dass die Beiden vielleicht mehr als Freunde sein könnten.
 

Während ich so in meinen Gedanken versunken bin, merke ich gar nicht, wie mich Aoi schon die ganze Zeit anspricht. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre, schrecke ich auf und sehe überrascht zu ihm rüber.
 

"Also Kai, was ist jetzt?"
 

Ich sehe ihn nun verwirrt an. Was hat er mich jetzt gefragt? Ich weiß nicht einmal, worüber sie überhaupt geredet haben.
 

"Ähm... Tut mir Leid, aber ich hab nicht zugehört."
 

Er seufzt leise und nickt dann einmal.
 

"Na das hätte ich mir jetzt auch denken können. So abwesend wie du gewirkt hast. Naja... Uruha wollte wissen, ob wir heute Abend mit ihm zusammen in seine Lieblingsbar wollen. Ich wäre damit einverstanden und wollte jetzt nur wissen, wie das mit dir aussieht."
 

Uruha nickt nun einmal. "Ich würd mich freuen, wenn ihr beide mitkommt."
 

Ich schlucke einmal. Na klasse, ich bin mir sicher, dass das ein wundervoller Abend werden würde, wenn ich mit ihnen mitgehen würde... So wie ich Uruha kenne. Aber wenn ich jetzt ablehnen würde, würde ich sie bestimmt enttäuschen und ich wäre hier am Ende noch ganz alleine. Also entscheide ich mich wohl oder übel doch dafür, mitzukommen und nicke leicht.
 

"Okay, ich komme mit."
 

"Klasse! Dann hätten wir das ja geklärt! Wir sehen uns dann heute Abend! Und nicht zu spät kommen."
 

Uruha steht nun auf und lächelte uns an.
 

"Bis später Uruha."
 

Von mir kommt nur ein leichtes Nicken und Uruha dreht sich um, bevor er wenig später auch schon weg ist. Ich bin erleichtert darüber und seufze erst einmal leise, bevor ich zu Aoi rübersehe, der mich leicht anlächelt.
 

"Ich find’s schön, dass du mitkommst. Dann haben wir mal wieder zusammen etwas Spaß. Das letzte Mal ist ja schon länger her."
 

"Das stimmt."
 

Ich nicke nur leicht, bevor ich aufstehe und ihn nun ebenfalls leicht anlächle.
 

"Dann mach ich mich mal fertig, damit du auch noch früh genug ins Bad kannst."
 

"Tu das Kai."
 

Er kichert, während ich in Richtung Bad gehe. Naja... Irgendwie werde ich diesen Abend schon überleben. Das wird ja wohl nicht so schwer sein. Es ist nicht das erste Mal und vielleicht wird es sogar ganz nett. Das wäre jedenfalls wünschenswert.
 

**********************
 

Gute zwei Stunden später sitzen wir beide fertig im Wohnzimmer. Jeder von uns hat sich ordentlich in Schale geworfen und ich kann es nicht verhindern, dass ich mehr als einmal zu ihm rübersehe und ihn einfach nur anstarre. Er sieht einfach verdammt heiß aus und das weiße Hemd und die helle Jeans stehen ihm einfach perfekt.
 

Da muss ich mich ganz schön zusammenreißen, weil die Versuchung, ihn einfach anzuspringen, ganz schön groß ist. Ich will gar nicht wissen, was er dann von mir denken würde. Wahrscheinlich würde er mich verabscheuen und nie wieder mit mir reden. Und um das zu verhindern, beherrsche ich mich lieber.
 

Ich muss allerdings leise kichern, als er bereits zum tausendsten Mal an seiner Frisur rumzupft. Dabei sieht er doch wirklich gut aus, aber anscheinend ist es wohl noch nicht perfekt genug für ihn. Als er endlich damit fertig ist, sieht er lächelnd zu mir rüber.
 

"Gut, wollen wir dann Kai?"
 

Ich nicke leicht und stehe auf, während ich mir meine Jacke schnappe, die ich über die Lehne der Couch getan habe.
 

"Von mir aus, können wir gerne los."
 

Auch er erhebt sich und gemeinsam verlassen wir nun seine Wohnung. Die Bar ist nicht sehr weit, weswegen wir eine Station mit der U-Bahn fahren, die hier am Ende der Straße ist. Es dauert so auch nicht lange, bis wir dann endlich bei unserm Ziel angekommen sind.
 

"Uruha meinte, wir sollen draußen auf ihn warten."
 

Ich nicke leicht, nachdem ich einen Blick auf meine Uhr geworfen habe. Da wir relativ pünktlich sind, wird er wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Jedenfalls hoffe ich das, denn ich habe keine Lust, die ganze Zeit hier herumzustehen. Dafür bin ich nun wirklich nicht mit hierher gekommen.
 

Aber wie aufs Stichwort kommt Uruha auch schon wenige Minuten um die Ecke und geht lächelnd auf uns zu. Er hat sich wirklich nicht zurückgehalten, was sein Aussehen angeht und ich frage mich, wem er hier so gefallen will. Ich bete einfach, dass es nicht Aoi ist, bei dem er mit seinem Aussehen einen Blumentopf gewinnen will, sondern dass er einfach nur hofft irgendeine Frau oder auch einen Kerl zum Flirten zu finden.
 

"Hey Jungs!"
 

"Hey Uruha! Da bist du ja endlich!"
 

Er ist gleich hellauf begeistert, als Uruha auftaucht und ich kann nur seufzen, während ich kurz die Hand zum Gruß hebe. Kaum ist Uruha bei uns, schnappt er sich auch unsere Arme und zieht uns gleich mit in den Club. Ich spüre ein leichtes Ziehen in meinem Unterarm, was mich gleich wieder an meine Tat erinnert. Allerdings schüttelte ich nur unmerklich den Kopf, jetzt will ich wirklich nicht daran denken. Ich möchte mich ein wenig mit meinen Freunden amüsieren und diesen Abend genießen. Wenigstens ein bisschen.
 

Deswegen sehe ich mich in dem Club auch gleich einmal um und deute dann auf einen Tisch in einer Ecke.
 

"Wie wär’s, wenn wir uns dort hinsetzen?"
 

"Gerne doch."
 

Wir gehen gemeinsam in die Richtung des Tischs und Aoi und ich setzen uns gleich auf die Bank. Uruha sieht lächelnd zu uns.
 

"Was wollt ihr denn trinken? Ich geb die erste Runde aus!"
 

Wir beide nennen ihm unsere Wünsche und Uruha verschwindet auch gleich in Richtung Theke. Ich seufze einmal und lasse meinen Blick schweifen. Es sind nicht sonderlich viele Leute hier und darüber bin ich froh. Ich hab es lieber, wenn es nicht zu voll ist. So hab ich doch noch ein wenig Ruhe.
 

"Ich bin froh, dass du mitgekommen bist. Das wird dir bestimmt gut tun."
 

"Ja, ich glaube auch."
 

Das stimmt zwar nicht so ganz, aber das muss er ja nicht unbedingt wissen. Am Ende fängt er nur an, irgendwelche unangenehmen Fragen zu stellen. Und um das zu verhindern, tue ich einfach so, als wäre alles in Ordnung. Auch wenn das nicht gerade besser ist... Damit muss ich klar kommen.
 

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Uruha lächelnd die Cola vor mir hinstellt. Ich bedanke mich schnell und trinke einen Schluck, bevor ich zur Seite sehe. Falls die Beiden sich am Ende noch alles sagende Blicke zuwerfen, will ich davon lieber nichts mitkriegen. Da sind die wenigen Leute auf der Tanzfläche doch gleich viel angenehmer.
 

Bald schon höre ich, wie sich die zwei Gitarristen neben mir angeregt unterhalten. Von den Gesprächsfetzen, die ich mitkriege, weiß ich, dass es nur nebensächliche Dinge sind. Ein ganz normales Gespräch also. Ich sehe keinen wirklichen Sinn darin, ihnen zuzuhören, am Ende reden sie wahrscheinlich sowieso über Dinge, die nur die Beiden verstehen oder was mir Unbehagen zufügt. Also nehme ich einen weiteren Schluck, bevor ich meine Aufmerksamkeit der Tanzfläche widme.
 

Ich sehe den verschiedensten Personen beim Tanzen zu, bis ich eine Bewegung neben mir registriere und ich das Rücken eines Stuhls höre. Gleich schaue ich zur Seite und sehe nur noch, wie Uruha mit ihm aufgestanden ist und die Beiden lächelnd zur Tanzfläche gehen. Ein wenig ungläubig blicke ich ihnen hinterher und kann nicht wirklich glauben, dass sie das wirklich machen. Ich schlucke schwer, obwohl das nicht das erste Mal ist und es ja auch freundschaftlich sein könnte. Für mich ist das nur ein weiterer Hinweis, dass sie was miteinander haben und ich nicht die geringste Chance bei ihm haben kann.
 

Ich will das nicht sehen, aber trotzdem klebt mein Blick förmlich an ihm. Ich kann es nicht lassen, es geht einfach nicht. Besonders jetzt, wo er so ausgelassen tanzt. Ohne jegliche Hemmungen.
 

Leicht geistesabwesend greife ich nach meinem Glas und leere es mit einem Zug, bevor ich mir auf die Lippe beiße. Was muss er auch so verdammt gut aussehen? Weiß er denn nicht, was für eine Wirkung er auf mich hat?
 

Wahrscheinlich nicht... Wie soll er das auch wissen? Er achtet darauf doch nicht in solch einer Situation. Da hat er doch nur Augen für Uruha. Und ich bin nur Luft. Unwichtig in der Welt, in der er sich jetzt zu befinden scheint. Ich würde sowieso nur das Bild stören. Da ist doch gar kein Platz für mich.
 

Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich muss endlich damit aufhören. Ich weiß doch genau, wie das endet. Noch mehr Schmerzen als ich ohnehin schon empfinde. Und darauf kann ich verzichten. Also reiße ich mich zusammen und nehme endlich den Blick von ihm ab.
 

Ich erhebe mich und gehe zur Theke, bemühe mich dabei möglichst nicht in seine Richtung zu sehen. An der Theke setze ich mich gleich auf einen Hocker und ich bestelle mir erstmal einen Drink. Ich muss nicht einmal lange warten, bis ich das Glas mit wenigen Schlücken leeren kann.
 

Das habe ich nötig gehabt, um vielleicht endlich mal auf andere Gedanken zu kommen. Da sage ich natürlich nicht nein, wenn man mich fragt, ob es noch ein Glas sein darf. Es kann ja nicht schaden, mal etwas mehr zu trinken. Ich kann mich nun mal nicht immer zurückhalten. Das geht einfach nicht mehr. Also kümmere ich mich nicht darum, wie viel ich noch trinken werde. Es ist mir jetzt völlig egal.
 

Während ich meinen Blick die Theke entlang schweifen lasse, wird ein volles Glas vor mir hingestellt und ich bedanke mich schnell. Ich greife nach dem Glas und drehe mich auf dem Hocker um, sodass ich mich wieder der Tanzfläche zuwende. Inzwischen sind es schon wesentlich mehr Leute geworden und ein rascher Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir doch schon seit zwei Stunden hier sind. Kein Wunder also, dass es so langsam voller wird.
 

Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich jetzt auch jemanden hätte, mit dem ich einfach tanzen könnte. Aber wer soll das schon wollen? Am besten bleibe ich einfach hier sitzen und trinke weiter. Ich setzte meine Gedanken auch gleich in die Tat um, indem ich einen ordentlichen Schluck von meinem Drink nehme. Ich muss sagen, der Drink schmeckt hier wirklich gut. Ich habe schon Läden erlebt, da hab ich ihn nicht runtergekriegt.
 

So dauert es auch nicht mehr lange, bis ich mein drittes Glas bestelle. Mit dem neu gefüllten Glas in der Hand schenke ich meine Aufmerksamkeit wieder der Tanzfläche. Eher durch Zufall erblicke ich ihn und Uruha wieder. Sie scheinen genug vom Tanzen zu haben, denn sie setzen sich wieder an den Tisch. Er scheint sich einmal umzusehen und sagt danach irgendwas, aber Uruha winkt nur ab.
 

Ich schüttele den Kopf und sehe erneut weg. Ich will gar nicht wissen, was sie jetzt machen, nachdem sie so lange getanzt haben. Damit ich auch gar nicht erst in Versuchung gerate, drehe ich mich wieder zur Theke um. Mit halbem Ohr höre ich den Gesprächen neben mir zu und schnappe ab und an mal Fetzen auf. Allerdings kümmere ich mich nicht sonderlich darum und genieße meinen Drink lieber.
 

Nach ein paar Minuten bezahle ich erstmal meine drei Gläser, bevor ich aufstehe und zu den Toiletten gehe. Ich muss mich nun mal auch von Zeit zu Zeit erleichtern. Dies ist auch schnell erledigt und ich fühle mich gleich besser und wasche mir noch schnell die Hände. Nun verlasse ich die Toiletten wieder und will eigentlich noch einmal zur Theke, als ich etwas sehe, was mir einen Stich ins Herz versetzt.
 

Ungläubig beobachte ich die Szene, die sich an unserem Tisch abspielt. Uruha ist ihm inzwischen sehr nahe gekommen, sitzt sogar schon halb auf seinem Schoß, sodass ich nur noch Uruhas Rücken bewundern kann. Den Rest kann ich mir in dieser Situation allerdings sehr gut denken und ich will gar nicht genauer wissen, was sie machen oder was sie noch tun werden.
 

Ich beiße mir einmal hart auf die Lippe, weil ich noch nicht so recht glauben kann, dass das gerade wirklich passiert. Ich merke schon, wie meine Augen anfangen, zu brennen, doch ich dränge die Tränen zurück und gehe weiter. Ich will jetzt keine Schwäche zeigen, aber ich kann mir das auch nicht länger ansehen, ohne es am Ende doch zu tun. Also weiß ich gleich, wohin ich jetzt gehe und steuere zielstrebig den Ausgang an.
 

Ich atme die Nachtluft ein, die mir sofort entgegen kommt, als ich aus der Tür trete und ich muss sagen, dass sie wirklich erfrischend wirkt. Ich lasse meinen Blick kurz schweifen, bevor ich mich ein Stückchen weiter weg auf die Bordsteinkante setze.
 

Ich bin zwar herausgegangen, weil ich die Beiden nicht mehr sehen wollte, aber das Bild, wie sie sich küssen hat sich förmlich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich kann es nicht vergessen, ich hab es immer wieder vor Augen. Und jedes Mal scheint es nur noch mehr weh zu tun. Ich fahre mir einmal durch die Haare, bevor ich meinen Kopf festhalte.
 

Wenn ich noch rauchen würde, wäre ich wohl schon am Qualmen wie ein Schlot. Vielleicht würde mir das jetzt sogar helfen. Was müssen sie das auch ausgerechnet dann machen, wenn ich es sehen kann? Naja... Sie wissen ja nicht, wie viel mir das ausmacht. Da kann ich auch nicht erwarten, dass sie dann auf mich Rücksicht nehmen. Es ist ja ihr gutes Recht, sich so zu verhalten... Da kann ich auch nichts dran ändern...
 

"Kai?"
 

Erschrocken zucke ich zusammen, als ich meinen Namen höre und eine Hand auf meiner Schulter spüre. Sofort drehe ich mich um und ich sehe direkt in seinbesorgtes Gesicht.
 

"Ist alles in Ordnung? Fühlst du dich nicht gut?"
 

Sogar seine Stimme klingt besorgt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er es gar nicht ernst meint. Eben gab es für ihn doch nur noch Uruha. Da hat es ihn nicht mal interessiert, dass ich nicht mehr am Tisch sitze. Also bekommt er jetzt auch von mir keine Antwort und ich drehe mich wieder um. Damit scheint er allerdings nicht zufrieden zu sein, denn er setzt sich nun neben mich.
 

"Was ist los Kai? Du kannst es mir ruhig sagen. Ich höre dir gerne zu."
 

Er klingt so freundlich.
 

"Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen, das ist alles."
 

Gelogen, aber das ist mir egal. Ich kann ihm ja schlecht den wahren Grund sagen, was würde er denn dann von mir denken. Er schweigt einen Moment.
 

"Und deswegen sitzt du hier und bläst Trübsal?"
 

Ich runzele die Stirn und sehe zu ihm.
 

"Das stimmt doch gar nicht."
 

Wieder gelogen...
 

"Ach komm Kai, du kannst mir doch nichts vormachen. Das erkennt doch sogar ein Blinder. Also was ist los?"
 

Ich schlucke. Ist es wirklich so offensichtlich, wie ich mich fühle? Oder schaut er vielleicht doch genauer hin?
 

"Ich... ich wollte nur etwas Ruhe und nachdenken. Ist aber nicht so wichtig."
 

Ich kann ihm genau ansehen, dass er damit noch nicht zufrieden ist.
 

"Ach Kai... Wir sind doch hier, um etwas Spaß zu haben. Tut mir Leid, wenn du dich hier nicht wohl gefühlt hast."
 

Er seufzte und sieht kurz auf den Boden runter.
 

"Lass uns mal lieber Schluss machen, bevor du noch völlig deprimiert wirst."
 

Als ob ich das nicht schon wäre.
 

"Wegen mir müssen wir wirklich nicht gehen. Das ist schon okay."
 

Ich lächele ihn leicht an, aber es ist mehr als falsch, was ihm bestimmt auffällt. Es ist ja auch nicht schwer.
 

"Nein Kai, es ist nicht okay. Ich merk doch, dass es dir hier nicht gefällt."
 

Er steht nun auf und lächelte mich breit an.
 

"Na komm. Ich will sowieso los, es reicht für heute. Wenn ich noch mehr trinke, kann man mich morgen vergessen."
 

Nun fängt er an, zu grinsen.
 

"Und das willst du bestimmt nicht. Also lass uns los."
 

Er hält mir die Hand hin und ich kann nicht anders, als seine Hilfe anzunehmen. "Danke."
 

"Bitte Kai."
 

Er klopft mir auf die Schulter und geht wieder zum Eingang. Ich zögere noch einen Moment, bevor ich ihm hinterher gehe. Drinnen machen wir uns zusammen auf den Weg zum Tisch und er spricht Uruha auch gleich an.
 

"Wir wollen schon mal Schluss machen. Wie sieht’s mit dir aus?"
 

Uruha scheint überrascht zu sein.
 

"Schon? Na dann mal viel Spaß, ich bleibe noch etwas."
 

"Übertreib es aber nicht."
 

Uruha winkte nur ab und nimmt einen Schluck. Ich sehe zu ihm, der darüber nur den Kopf schütteln kann.
 

"Wie du meinst Uruha. Bis morgen."
 

Er sieht zu mir und lächelte mich leicht an.
 

"Komm lass uns gehen."
 

Ich nickte leicht und verabschieden mich noch schnell von Uruha, bevor wir den Rückweg antreten und den Club gemeinsam verlassen. Wir gehen zur U-Bahnstation, um zurück zu seinem Apartment zu kommen und ich kann es nicht lassen und werfe zwischendurch einen kurzen Blick zu ihm.
 

Dass er so einen Vorschlag macht, überrascht mich wirklich. Vielleicht, aber nur ganz vielleicht achtet er ja doch auf mich.
 

Ein kleines Lächeln schleicht sich für einen Moment auf meine Lippen und ich sehe zurück nach vorne, wo ich die Station bereits erkennen kann.

Kapitel 7

Das ist jetzt in der letzten Nacht von 3 bis 5 Uhr entstanden, also verzeiht mir, wenn irgendwas komisch klingt. Deswegen auch ein großes DANKE an meine Beta-Leserin Ober_Uke :3 Ohne dich wäre ich verloren~

Ich wollte mich auch bei meinen lieben Kommi Schreibern bedanken. :3 Freue mich immer sehr :D

Okay... Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch. ^^'' Ich hab es versucht xD Nächstes wird hoffentlich auch bald kommen.

Und nun viel Spaß beim lesen!
 


 

Kapitel 7
 

"Gute Nacht Kai, schlaf gut."
 

"Nacht Aoi."
 

Und schon kann ich die Tür zum Gästezimmer bewundern, nachdem er dahinter verschwunden ist. Seufzend schüttelte ich den Kopf und gehe ins Wohnzimmer, um mich dort auf die Couch zu setzen. Mir ist noch nicht wirklich nach schlafen zumute, weswegen ich einfach noch ein wenig hier bleiben will.
 

Das führt allerdings dazu, dass ich mir sofort Gedanken über den heutigen Tag mache. Oder eher über sein Verhalten. Er war ja heute wirklich komisch drauf. Heute Morgen war noch alles in bester Ordnung, aber dann plötzlich änderte sich das schlagartig. Das ist ja richtig schlimm mit ihm. Als wäre er noch ein Teenager, der gerade die Pubertät durchmacht.
 

Schon die ganze Zeit wundere ich mich, wie es dazu gekommen ist? Es ist doch nichts Schlimmes passiert, was ihm dafür einen Grund geben könnte. Oder doch? Vielleicht hab ich ja irgendwas Falsches gesagt, was ihn verletzt haben könnte? Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Vor allem jetzt achte ich da doch besonders drauf. Immerhin will ich ihm helfen, indem ich ihn hier wohnen lasse und ihm nicht irgendwie den Tag versauen. Aber trotzdem ist das wohl passiert.
 

Da hab ich mich ja doch schon ganz schön gewundert, als er zugesagte hatte, mit Uruha und mir in die Bar zu gehen. Damit hatte ich überhaupt nicht mehr gerechnet und die Hoffnung darauf hatte ich auch schon aufgegeben, als er uns anscheinend gar nicht mehr zugehört hatte. Und dann stimmt er zu.
 

Aber so wie ich das jetzt sehe, hat er das wohl nur getan, um niemanden zu enttäuschen. Wirklich Spaß hat ihm das doch nie im Leben gemacht, so zufrieden wie er die ganze Zeit über aussah. Das konnte doch jeder merken, dass er dafür nicht wirklich in der Stimmung war. Aber dennoch tut er einfach so, als wäre alles in Ordnung und als wäre er da völlig einverstanden mit. Ich muss sagen, er kann sich nur sehr schlecht verstellen. Wenn ich so darüber nachdenke, schien er das wohl mal besser gekonnt zu haben. Er hat sich wirklich sehr verändert. Und ich habe davon gar nichts gemerkt. Aber das hat ja keiner von uns, sonst wäre unsere Situation jetzt wahrscheinlich ganz anders.
 

Wir würden alle unseren normalen Aktivitäten nachgehen und ihm ginge es wesentlich besser. Er würde keinen Selbstmordversuch hinter sich haben und würde wieder richtig Spaß haben. So wie er das früher immer noch hatte. Wo er noch so unbeschwert lächeln konnte. Dieses unbeschreibliche und so typische Lächeln von ihm, dass er perfekte beherrschte. Es war immer sehr schön, ihn so lächeln zu sehen und es hatte mich doch wirklich fast jedes Mal noch angesteckt. Das konnte er wirklich gut. Gute Lauen verbreiten. Aber jetzt... jetzt frag ich mich manchmal, wohin dieses Lächeln ist. Wer hat es ihm gestohlen? Wann hat er es verloren? Wann ist es nur noch eine Lüge gewesen, wann auch immer er es aufgesetzt hatte? Ich weiß es wirklich nicht. Es hat sich einfach entwickelt. Aber ich muss sagen, ich vermisse es sehr. Jetzt fehlt ihm einfach etwas. Als wäre er nicht mehr er selbst. Und nur zu gerne hätte ich sein altes Ich zurück.
 

Langsam schüttelte ich den Kopf. Es muss ihm wirklich unwahrscheinlich schlecht gehen. Anders kann ich mir das gar nicht erklären. Wenn ich nur wüsste, was ihn so sehr quält. Ich hätte ihn ja schon längst einmal drauf angesprochen, aber ich habe einfach Angst, dass ich etwas falsch mache, dass er mir dann völlig durchdreht. Ob sein Zustand schon wieder so stabil ist, weiß ich nicht. Und ich will nicht riskieren, dass er wegen mir irgendeine Dummheit macht, oder dass es ihm am Ende nur schlechter geht. Ich will ihm doch nur helfen. Wenn ich nur wüsste, wie ich das am besten anstellen könnte...
 

Auch wenn ihm der Abend nicht so gut gefallen hat, habe ich mir doch erhofft, dass er wenigstens ein bisschen Spaß hat, dass er für einen Moment seine Sorgen vergessen kann. Aber das ging völlig nach hinten los. Ich hätte den Abend schon früher beenden sollen. Es kam mir schon komisch vor, als er plötzlich nicht mehr am Tisch war. Ich wäre auch gleich los und ihn suchen, wenn Uruha nicht gemeint hätte, dass er wohl nur kurz auf dem Klo wäre oder wen gefunden hätte, mit dem er jetzt ein wenig Spaß hätte. Was muss ich auch auf Uruha hören? Ich glaube das Tanzen hat mir nicht so gut getan. Sonst hätte ich das wirklich anders gemacht.
 

Ich kann jetzt nur von Glück reden, dass ich zufällig gesehen hab, wie er Richtung Ausgang gegangen ist. Wie ich das geschafft hab, ist mir immer noch ein Rätsel, immerhin war Uruha in dem Moment ziemlich schräg drauf. Schmeißt der sich doch tatsächlich halb auf mich drauf und erzählt mir was von wegen, wen er hier alles kennen würde und was er mit manch einem schon für Scheiße gebaut hat. Ich glaube, der Gute hatte da doch schon ein oder zwei Gläser zu viel. Dass er auch immer so übertreiben muss. Schrecklich. Ich würde ihm zutrauen, dass er sogar jetzt noch dort sitzt oder eher schon wieder tanzt. Dabei weiß er doch ganz genau, dass wir morgen Probe haben.
 

Das kann was werden. Ich glaube, morgen werden wir sehr früh Schluss machen. Ich bezweifle doch sehr, dass Kai so was jetzt lange durchziehen würde. Er will immerhin auch etwas Ruhe. Es ist ja schon ein Wunder, dass er überhaupt wieder die Proben auf den Plan gesetzt hat. Aber vielleicht ist das ja ein Zeichen dafür, dass er auf dem Weg zur Besserung ist. Es würde mich auf jeden Fall freuen. Er liebt die Musik wohl doch zu sehr. Wenigstens etwas, was sich nicht geändert hat.
 

Obwohl, wenn ich recht darüber nachdenke, ist da doch noch was anderes. Er will nicht, dass irgendwer sich Sorgen um ihn macht. Das hab ich ja heute nur zu genau gemerkt, als ich ihn vor der Bar gefunden habe. Aber die Nummer zieht schon längst nicht mehr. Mittlerweile merke ich fast schon sofort, wenn etwas nicht mit ihm in Ordnung ist. Da kann er mir erzählen, was er will. Damit erreicht er inzwischen wirklich nichts mehr. Außer vielleicht, dass ich mir nur noch mehr Sorgen um ihn mache.
 

Ich seufze. Was soll ich nur mit ihm machen? Mir muss schnell was einfallen, wie ich ihn wieder aufmuntern kann. So kann das doch nicht weitergehen. Er geht doch nur wieder ein. Dabei will ich nicht einfach nur zusehen, ich will verdammt noch mal was dagegen machen. Komme, was wolle, ich bring ihn dazu, wieder glücklich zu sein! Egal wie ich das anstellen muss.
 

Fest entschlossen nicke ich. Das werde ich auf jeden Fall machen. Schließlich will ich doch auch sein Lächeln wieder sehen. Und das ist der einzige Weg, um es wirklich zurück zu gewinnen. Ich will nicht nur irgendein aufgesetztes Lächeln bei ihm sehen, ich will dieses eine und sonst keins! Und das werde ich auch schaffen! Irgendwie...
 

Seufzend schüttelte ich den Kopf. Vielleicht sollte ich darüber erstmal eine Nacht schlafen. Jetzt werde ich wohl auch keine Lösung mehr für mein Problem finden. Etwas Schlaf wird mir gut tun. Es reicht, wenn er sich morgen mit einem verkaterten Uruha rumschlagen muss, da muss ich nicht auch noch übermüdet sein. Das wäre wirklich zu viel des Guten. Immerhin bin ich mir durchaus darüber im Klaren, dass ich unausgeschlafen einfach unausstehlich bin. Also ab ins Bett mit mir!
 

Ich erhebe mich von der Couch und mache mich gleich auf den Weg zu meinem Schlafzimmer. Auf dem Weg dahin komme ich am Gästezimmer vorbei und ich runzele die Stirn, als ich leise Geräusche von dort höre.
 

Wollte er nicht schlafen? Das war doch sicherlich schon vor einer guten Stunde.
 

Die Neugierde in mir ist geweckt und ich gehe näher zur Tür, lege sogar mein Ohr dagegen. Ich weiß selbst, dass das sehr unhöflich ist, aber ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich will jetzt unbedingt wissen, was er jetzt noch da drinnen treibt.
 

Ich beiße mir auf die Lippe und lausche angestrengt, um möglichst jedes Geräusch hören zu können. Aber ich höre nur Rascheln, was wohl von der Decke kommt. Ob er nicht einschlafen kann? Vielleicht sollte ich einfach mal nachsehen.
 

Gerade will ich nach der Türklinke greifen, als ich auf einmal ein völlig anderes Geräusch höre und sofort mache ich einen Satz von der Tür weg, bevor ich diese entsetzt ansehe, als hätte sie mich gerade gebissen.
 

Aber, oh mein Gott, hab ich das gerade wirklich gehört? Das klang doch hundertprozentig nach einem Keuchen. Was zum Teufel macht er da?!
 

Ich schlucke und nähere mich langsam und vorsichtig wieder der Tür, bevor ich mich zum Schlüsselloch runterbeuge. Ich könnte mich für mein Verhalten schon wieder ohrfeigen. Es geht mich doch nun wirklich nichts an, aber ich kann es einfach nicht lassen. Uruha färbt langsam aber sicher doch ab.
 

Ich versuche, durch dieses viel zu kleine Schlüsselloch etwas zusehen, doch ich kann nur schwer das Ende vom Bett erkennen. Die Decke liegt unordentlich an der Seite und ich kann noch das Ende von seinen Beinen erkennen. Seine Haut glänzt leicht in dem fahlen Licht, dass in dem Raum herrscht und ich schlucke einmal.
 

Sofort zucke ich zusammen, als ich wieder ein Keuchen höre und ich versuche, noch etwas mehr zu sehen, vielleicht geht es ihm ja nicht gut und er braucht Hilfe. Okay... das ist nun langsam doch sehr unwahrscheinlich.
 

Es gibt allerdings nur eine Möglichkeit, wirklich mit Gewissheit sagen zu können, dass alles in Ordnung ist. Ich muss diese Tür öffnen. Auch auf die Gefahr hin, dass er mich erwischt und monatelang nicht mehr mit mir reden wird.
 

Ganz vorsichtig drücke ich die Klinke runter und öffne die Tür einen Spalt, sodass ich nun eine wesentlich bessere Sicht auf ihn habe. Und schon atme ich geräuschvoll die Luft ein und halte mir sofort die Hand vor den Mund. Ich bete, dass er nichts gehört hat, aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein. Immerhin... ist er gerade anderweitig beschäftigt.
 

Okay Aoi, das ist jetzt deine letzte Chance, hier zu verschwinden und so zu tun, als hättest du nichts gesehen oder gehört, aber mein Körper gehorcht mir nicht mehr.
 

Wie angewurzelt hocke in da und starre auf die Szene, die mir hier geboten wird. Ich glaube, ich vergesse sogar zeitweise, zu atmen, so fasziniert bin ich davon. Ich denke, jetzt ist es offiziell, ich bin pervers. Aber das hier ist wirklich ein Bild für die Götter, da kann ich gar nicht mehr anders, als hinsehen. Nicht bei ihm. Bei ihm, wo ich mir das doch schon das ein oder andere Mal vorgestellt habe.
 

Und nun liegt er hier. In meiner Wohnung. Im Gästebett. Völlig nackt und oh Gott seine Hände. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie gerade so ziemlich überall bei ihm sind.
 

Immer wieder höre ich ein erneutes Keuchen von ihm, was jetzt um einiges Lauter zu sein scheint, während seine Hände über seinen Körper gleiten.
 

Ich verfluche fast schon, dass es doch relativ dunkel ist und ich so nur schwer etwas erkennen kann, aber das, was ich sehe, ist der Wahnsinn.
 

Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass ich das gerade wirklich sehe. Das ist doch bestimmt nur ein Traum, ich wache doch garantiert jeden Moment auf. Aber das passiert nicht.
 

Stattdessen wird es immer besser.
 

Ich kann mittlerweile erkennen, wie er eine Hand um sein Glied gelegt hat und nun anfängt, zu pumpen. Jetzt kann ich auch ab und an ein genießerisches Stöhnen von ihm hören und ich bin mir sicher, mein Unterkiefer hätte inzwischen Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, wenn er mir nicht angewachsen wäre.
 

Ich kann nicht anders und nur noch auf ihn und auf die Aktivität seiner Hand starren. Also ich war ja nie der Meinung, dass er nicht genug in der Hose hat, aber jetzt ist mir endgültig bewusst, dass er sich sehen lassen kann. Aber das ist jetzt nur nebensächlich. Die Tatsache, dass er das gerade tut, verschlägt mir immer wieder aufs Neue den Atem und ich merke, wie ich rot werde. Ich sollte mich schämen, mir das hier anzusehen. Aber dennoch erwische ich mich dabei, wie ich diese Show genieße.
 

Es ist einfach atemberaubend, wie er da liegt und wie sich sein Körper leicht auf dem Bett windet. Seine beiden Hände sind sehr aktiv und er stöhnt einmal laut auf, als er mit seinem Daumen über die Spitze seines Gliedes reibt und mit der anderen Hand gerade seine Brustwarzen behandelt.
 

Ich beiße mir auf die Lippen, damit auch ja kein Geräusch meine Kehle verlässt, während ich gebannt auf ihn starre. Auf seinen Körper, wie er leicht durch die entstandene Schweißschicht glänzt und er immer wieder aufstöhnt.
 

Ich merke, dass das Ganze hier nicht ganz spurlos an mir vorbeigeht, doch ich kümmere mich nicht darum, die kleine Show hatte mich einfach vollkommen in ihren Bann gezogen.
 

Mittlerweile pumpt er sein hartes Glied mit schnellen Handbewegungen und ich sehe immer wieder, wie sein Daumen über die Spitze gleitet. Er scheint dort wohl sehr empfindlich zu sein, denn immer, wenn er dies tut, stöhnte er am schönsten.
 

Ich spüre sogar hier die Spannung, die im ganzen Raum verteilt ist und mir wird ungewöhnlich warm, aber noch immer wende ich den Blick nicht ab. Obwohl ich mir bewusst bin, dass ich das hier niemals sehen dürfte. Was würde er von mir denken, wenn er das hier wüsste?
 

Aber ich kann tatsächlich nicht mehr weg. Nicht jetzt, wo ich merke, dass er seinem Orgasmus näher zu kommen scheint. Ich kenne es ja von mir selbst und mir entgeht nicht, wie seine Handbewegungen schneller und verzweifelter werden.
 

Auch sein Stöhnen kommt nur noch stoßweise und in schnellen Abständen. Ich sehe kurz etwas in meinen Augenwinkeln funkeln, bin aber zu sehr auf das Geschehen fixiert, als dass ich es wirklich beachte.
 

Ich habe Recht gehabt, denn nur kurze Zeit später höre ich auch schon ein ersticktes Stöhnen von ihm und er stoppt seine Bewegungen, während er seinen Rücken durchdrückt und einen Moment in dieser Position verharrt. Sein Samen spritzt aus seinem Glied und verteilt sich hauptsächlich auf seiner Hand, bevor er langsam wieder ins Bett zurücksinkt und langsam von seinem Glied ablässt, was nun deutlich wieder erschlafft ist.
 

Ich höre seinen unkontrollierten Atem, den er wohl erstmal wieder beruhigen muss, bevor er selbst auch zur Ruhe kommen kann.
 

Doch dann kommt noch ein anderes Geräusch dazu und ich sehe verwirrt zu seinem Gesicht. Ich kann erkennen, dass er seinen Arm über seine Augen gelegt hat. Wieder höre ich ein Schluchzen und die Sorge steigt in mir auf, als er den Arm wegnimmt und ich nun tatsächlich das Glitzern mehrere Tränen sehen kann, die über seine geröteten Wangen hinunterlaufen.
 

Er weint. Aber wieso weint er? Das kann ich mir beim besten Willen nicht erklären und ich muss den Drang zurückkämpfen, jetzt einfach die Tür ganz aufzustoßen und zu ihm zu gehen, um ihn zu trösten und in den Arm zu nehmen. Dann würde nur aufliegen, dass ich die ganze Zeit zugesehen habe und das darf auf gar keinen Fall passieren!
 

Es tut schrecklich weh ihn jetzt so zu sehen. Von einem Moment zum nächsten hat sich seine Stimmung wieder komplett geändert. Er schlägt einmal mit der Faust auf die Matratze und ein erneutes Schluchzen ertönt.
 

Dieser Anblick zerbricht mir regelrecht das Herz und ich schlucke schwer, als er sich gar nicht mehr zu beruhigen scheint. Immer und immer wieder schluchzt er und ich kann klar erkennen, dass die Tränen unaufhaltsam über seine Wangen laufen.
 

"Verdammt"
 

Ich beiße mir auf die Lippen, als ich seine zittrige Stimme höre und es ist einfach nur noch grausam. Ich würde ihm am liebsten sofort in den Arm nehmen und trösten, doch ich kann einfach nicht. Stattdessen bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm auch jetzt noch zuzusehen. Dabei will ich nur noch, dass es aufhört, weil der Anblick fast schon nicht mehr erträglich ist.
 

Wieder einmal wird mir bewusst, dass er mir wirklich sehr viel bedeutet und es macht mich einfach nur fertig, ihn so zu sehen. Ich kann jetzt einfach nicht gehen, nicht bevor ich nicht weiß, dass er sich beruhigt hat. Auch wenn mir das nicht gut tut.
 

Immer wieder schießt diese eine Frage durch meinen Kopf. Warum? Was hat ihn nur dazu gebracht? Was hat ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist? Zu diesem nervlichen Wrack. Ich merke deutlich, wie sehr er doch am Ende ist und Schuldgefühle kommen in mir hoch. Vielleicht liegt das alles ja nur an mir. Ich hätte heute niemals mit ihm weggehen dürfen. Aber jetzt ist es zu spät und ich sehe ja, wohin das geführt hat.
 

Ich schlucke, als er mit einer deutlich zitternden Hand nach der Decke greift und sie rasch über seinen Körper zieht, möglichst jedes bisschen Haut verdeckt. Er legt die Decke fast sogar über seinen Kopf und langsam ebbt das Schluchzen ab. Er scheint sich wieder beruhigt zu haben, doch ich will sicher gehen.
 

Erst als ich gleichmäßige und ruhige Atemgeräusche aus dem Raum hören kann, stehe ich wieder auf. Ich bin überrascht, dass ich etwas zittere, aber das scheint mich doch mehr mitgenommen zu haben, als ich gedacht habe.
 

Was er vor diesem Zusammenbruch getan hat, ist schon völlig vergessen und auch die Spuren, die das bei mir hinterlassen hat, werden von mir ignoriert. Ich sehe ihn nur noch vor mir, wie er da liegt, völlig am Ende und am weinen. Dieses grausame Bild verschwindet nicht mehr und ich glaube, ich werde es auch morgen noch sehen. Es wird mich regelrecht verfolgen.
 

Und es tut jedes Mal aufs Neue weh, ihn so zu sehen. Es ist wirklich nur grausam. Er hat es nicht verdient so etwas durchzumachen. Er ist doch wirklich der Letzte, dem man so was wünschen würde. Immer hat er sich für die Anderen aufgeopfert, hat seine Bedürfnisse immer zurück gestellt. Ihm war egal, was mit ihm war, wenn er doch nur seinen Freunden helfen konnte. Und jetzt hat das Schicksal zugeschlagen.
 

Ausgerechnet bei ihm...
 

Der Wunsch, ihn wieder lächeln zu sehen, ist jetzt wesentlich größer als noch eine gute Stunde zuvor. Ich möchte dieses Bild aus meinem Gedächtnis verbannen, ihn nie wieder so sehen müssen.
 

Aber wie lange es bis dahin dauern wird, weiß ich nicht. Das wird wohl niemand wissen, wohl nicht einmal er. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu unterstützen und abzuwarten.
 

Etwas anderes kann ich nicht für ihn tun. Ich muss einfach nur für ihn da sein, so wie er es immer für uns war. Vielleicht wird dann alles wieder besser.

Kapitel 8

Vielen Dank für die Kommis zum letzten Kapitel <3 Hat mich sehr gefreut. Und hier ist jetzt das nächste Kapitel! Diesmal ist es mal richtig lang. Ich hoffe es gefällt euch. Und tut mir Leid, dass ich hier mehrere POV Wechsel habe. Einmal zur Aufklärung: Am Anfang ist es Aois POV, dann Kais und danach Reitas.

Okay~ Nun viel Spaß beim lesen!
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*° = POV Wechsel
 


 

Kapitel 8
 

Licht dringt durch meine geschlossenen Augenlider und grummelnd ziehe ich die Decke über meinen Kopf, während ich mich auf die andere Seite drehe. Aber es ist schon zu spät, die Sonnenstrahlen haben mich doch noch geweckt. Jetzt hilft wohl alles nichts mehr, also öffne ich nach wenigen Minuten seufzend die Augen. Mein Blick fällt gleich auf die LCD-Anzeige meiner Uhr, die auf meinem Nachttisch steht und zeigt mir, dass es doch noch relativ früh ist. Dann habe ich wenigstens nicht verschlafen. Obwohl ich ihm ja zutrauen würde, dass er dann die Gelegenheit nutzen würde, um mich aus dem Bett zu schmeißen. Immerhin kann er es ja gar nicht leiden, wenn jemand zu spät kommen könnte.
 

Naja, das ist jetzt erstmal egal. Gähnend strecke ich mich und stehe dann aus meinem Bett auf. Ich habe die Ereignisse der letzten Nacht bereits halbwegs aus meinen Gedanken verdrängt, nachdem ich relativ große Probleme hatte, überhaupt zum Einschlafen zu kommen. Deswegen denke ich jetzt auch gar nicht mehr an die Szene, die ich heimlich beobachtet hatte.
 

Ich schnappe mir ein paar frische Sachen aus meinem Schrank, bevor ich mit denen in der Hand aus meinem Zimmer raus und in Richtung Bad gehe. Erstmal frisch machen, dann kann ich ja mal nachsehen, was er so macht.
 

Als ich vor der Tür zum Bad stehe, verschwende ich keinen Gedanken daran, dass vielleicht schon jemand drin sein könnte, dafür ist es noch zu früh am morgen. Deswegen öffne ich einfach ohne jedes Klopfen die Tür, ich bin es halt gewohnt allein zu leben und ich scheine das Rauschen des Wassers gar nicht zu bemerken. Ich lege meine Kleidung über einen Hocker, der in der Ecke steht, bevor mein Blick endlich nach vorne fällt. Sofort erstarre ich und ich merke, wie mir die Hitze in das Gesicht schießt.
 

Da steht er unter meiner Dusche völlig entblößt und hat gerade sein Haar vom letzten Rest des Shampoos befreit. Er ist nicht minder geschockt als ich und wir beide können im Moment nichts anderes tun, als uns gegenseitig anstarren. Wobei ich es nicht verhindern kann, dass mein Blick zu niedrigeren Regionen wandert. Mittlerweile hab ich das Gefühl, dass mein Gesicht richtig am Kochen ist und Kai hat sich mittlerweile ein Handtuch geschnappt, was er vor seinen Körper hält.
 

Ich blinzele einmal, bevor ich schnell den Kopf schüttele.
 

"Oh Gott, tut mir Leid!"
 

So schnell, wie nur irgendwie möglich, flüchte ich regelrecht aus dem Bad und mache die Tür hinter mir zu, während ich immer wieder den Kopf schüttele. Das ist doch wohl jetzt nicht wirklich passiert oder? Hab ich ihn da tatsächlich grade beim Duschen gestört? Oh Gott, jetzt werde ich ihm nie wieder ins Gesicht sehen können, ohne daran oder an... letzte Nacht zu denken. Was mach ich denn jetzt nur? Und wie muss er sich jetzt nur fühlen?
 

"Oh Gott, oh Gott"
 

Ich bin noch immer knallrot und gehe ganz schnell ins Wohnzimmer, damit ich ihm auch ja nicht begegne, sobald er aus dem Bad rauskommt. Das würde in einem Unglück enden, das weiß ich ganz genau.
 

So was Peinliches ist mir wirklich schon lange nicht mehr passiert. Und das ausgerechnet jetzt. Warum konnte ich denn nicht klopfen oder hinhören? Für diese Dummheit könnte ich mich schon wieder selbst ohrfeigen.
 

Obwohl... Auf der einen Seite war es doch ein sehr schöner Anblick, ihn völlig nackt zu sehen. Ich muss schon sagen, er kann sich wirklich nicht beklagen. Das ist jetzt viel deutlicher geworden als letzte Nacht. Da würde ich gerne mal Hand anlegen.
 

Mir schießt die Röte gleich wieder ins Gesicht und ich schüttelte schnell den Kopf.
 

"Nein, nein, nein!"
 

Hör sofort auf damit! Das kann nicht gut ausgehen, also hör auf daran zu denken.
 

"Du kannst jetzt ins Bad."
 

Ich zucke erschrocken zusammen und sehe zu ihm, der gerade im Türrahmen steht und den Blick leicht gesenkt hat. Wie lange steht er da jetzt schon? Hoffentlich nicht zu lange.
 

"Und ist schon okay wegen eben. Ist ja nicht so, als hätte ich nichts, was du nicht auch hast."
 

Er sieht zu mir und lächelt mich leicht an, aber irgendwie kaufe ich ihm das Lächeln nicht ab, was doch eher halbherzig wird.
 

Ich schlucke und stehe auf, während ich einmal leicht nicke.
 

"Okay, danke."
 

Er nickt nur einmal, bevor er zum Gästezimmer geht, wo er gleich hinter der Tür verschwindet und ich kann nicht anders, als zu seufzen. Ab sofort sollte ich etwas besser auf meine Umgebung achten. Aber nun geht es erstmal ins Bad.
 

**********************
 

Bis zum Frühstück hatte er sich nun in sein Zimmer zurückgezogen. Das ist schon schade, denn ich würde gerne mehr Zeit mit ihm verbringen. Auch wenn das heute Morgen etwas unglücklich gelaufen ist, denke ich mir, dass es ihm trotzdem gut tun würde. Er kann sich doch nicht einfach den ganzen Tag verstecken. Das hilft ihm doch nicht. Und dafür hab ich ihn auch nicht zu mir geholt.
 

Da bin ich jetzt ganz schön froh, dass er sich nach dem Frühstück nicht gleich wieder verziehen kann, weil wir zum Studio müssen. Und bei den Proben kann er sich nicht einfach mal so verkriechen. Vielleicht tut es ihm ja gut, wenn er wieder ein wenig spielen kann. Es ist nun schon eine Weile her, da wir seit dieser Nacht keine Proben mehr hatten und er auch sonst nicht zum Spielen gekommen ist. Da bin ich mir sicher, dass er heute einen guten Tag haben könnte.
 

Auch wenn er jetzt beim Frühstück noch recht desinteressiert aussieht. Das wird sich bestimmt ändern, sobald wir im Proberaum sind. Ich kenne ihn doch. Das hat sich mit Sicherheit nicht geändert. Es wäre auf jeden Fall schön.
 

Wir sind beide in ein paar Minuten mit dem Frühstück fertig und er hilft mir noch, alles wieder wegzuräumen. Dann machen wir uns wortlos fertig für die Abfahrt und als wir sowohl Jacke, als auch Schuhe angezogen haben, verlassen wir mein Apartment. Zusammen gehen wir nach unten zu meinem Wagen, in den wir uns auch gleich reinsetzen, bevor ich losfahre. Immer mal wieder werfe ich einen Blick zu ihm rüber, aber er sieht einfach nur aus dem Fenster raus. Ich seufzte leise und schüttele den Kopf. Es ist schwer, ihn die ganze Zeit so zu sehen, also will ich jetzt wenigstens das Schweigen brechen.
 

"Freust du dich schon auf die Proben?"
 

Fragend sehe ich zu ihm rüber und es dauert einen Moment, bis er überhaupt erst reagiert. Und selbst diese Reaktion ist eher enttäuschend, denn ich kriege nur ein leichtes Nicken und ein 'Mhm' als Antwort. Was soll ich nur mit ihm machen? Das kann doch nicht nur an letzter Nacht liegen.
 

"Und wie lange wirst du uns wieder quälen? Oder bist du heute gütig zu uns?"
 

"Mal sehen"
 

Ich ziehe eine Augenbraue nach oben und bin erstaunt. Hat er da gerade wirklich etwas gesagt? Vielleicht muss er ja erstmal in Fahrt kommen.
 

"Na gut, dann stell ich mich mal auf das Schlimmste ein."
 

Ich kichere leise und sehe wieder zu ihm. Und tatsächlich, da war gerade ein kleines Lächeln! Gibt's doch nicht.
 

"Hey, schau mal! Wir sind gleich da!"
 

Ich lasse meinen Blick auf die Straße gerichtet, bevor ich noch einen Umfall baue und das ist ja wohl wirklich das Letzte, was wir jetzt noch gebrauchen können. Es dauert aber auch nicht mehr lange, bis ich auf den Parkplatz des großen Gebäudes fahre und aussteige. Er folgt mir schnell und sieht sich einen Moment lang um, bevor er losgeht. Sofort hole ich die Tasche mit meiner Gitarre aus dem Wagen, bevor ich ihm zum Eingang folge. Sobald wir im Gebäude sind, machen wir uns auf dem Weg zum Fahrstuhl, mit dem wir in das richtige Stockwerk fahren, bevor es den langen Gang hinunter geht. Bei der letzten Tür bleiben wir stehen und er öffnete sie auch gleich.
 

Wir finden einen leeren Raum vor, aber das war auch nicht anders zu erwarten, sind die anderen Drei ja nun wirklich nicht dafür bekannt, überpünktlich aufzutauchen. Also können wir es uns erstmal gemütlich machen. Wir ziehen uns unsere Jacken aus und ich gehe gleich zur Couch, wo ich mich drauf fallen lasse. Dann nehme ich die Gitarre aus meiner Tasche, bevor ich mich daran mache, sie erstmal zu stimmen. Ich bin schon eine Weile nicht mehr zum Spielen gekommen.
 

Aus den Augenwinkeln heraus kann ich sehen, wie er gleich zu dem Schlagzeug geht, das in einer Ecke leicht erhöht steht. Und schon ist er dahinter verschwunden und hat sich auf den Hocker gesetzt. Jetzt müssen nur noch die Anderen kommen und dann können wir ihn endlich auf andere Gedanken bringen. Ich hoffe doch sehr, dass sie wenigstens heute nicht zu spät kommen.
 

Man hat wohl meine Gebete erhört, denn nur kurze Zeit später geht auch schon die Tür auf und unser Sänger dicht gefolgt von Reita betreten den Raum. Sofort begrüßen sie uns lächelnd und Reita verzieht sich mit seinem Bass zu Kai. Ich sehe zu ihnen rüber und die beiden Freunde tauschen ein kleines Lächeln aus, worüber ich mich sehr freue. Es scheint ihm hier ja schon wesentlich besser zu gehen.
 

Ich lasse meinen Blick schweifen und seufzte leise. Jetzt fehlt nur noch Uruha. Ich bezweifle ja sehr, dass er pünktlich kommt, so wie er letzte Nacht drauf war. Wer weiß, wie lange er noch in der Bar gewesen war und was er danach noch gemacht hatte. Um ehrlich zu sein, will ich es gar nicht wissen. Solange er nur bald auftaucht.
 

Aber bei ihm habe ich leider nicht so viel Glück. Es dauerte noch gut 20 Minuten, bis die Tür sich wieder öffnet und ein gehetzter Uruha reinkommt.
 

"Tut mir Leid Leute, ich hab verschlafen."
 

Er kratzt sich grinsend am Kopf und legt seine Jacke ab. Das war ja zu erwarten. Aber jetzt kann es wenigstens endlich losgehen. Ich werfe einen kurzen Blick zu Kai rüber, der mit den Sticks in seiner Hand rumspielt und anscheinend darauf wartet, dass wir alle fertig sind. Und sobald wir alle unsere Instrumente oder unser Mikrofon bereit haben, eröffnet er die Proben und sofort ist der Raum von unserer Musik erfüllt.
 

Immer wieder schweift mein Blick zu ihm rüber und er wirkt fast schon wie immer, wenn er hinter seinem Schlagzeug sitzt und spielt. Aber irgendwie scheint er nicht ganz bei der Sache zu sein. Es wirkt so, als würde er nur halbherzig spielen und es fast schon nur hinter sich bringen zu wollen. Aber jetzt, wo ich so darüber nachdenke, fällt mir ein, dass es schon eine ganze Weile so ging. Nur habe ich anscheinend nie so genau darauf geachtet, sonst wäre mir das schon längst aufgefallen. Dann hat es doch Anzeichen gegeben und ich war nur zu dumm, um sie auch zu erkennen.
 

Ich schüttelte den Kopf. Ich sollte damit aufhören. Was passiert ist, ist passiert. Ich kann es jetzt auch nicht mehr ändern. Ich kann nur versuchen, ihm irgendwie wieder da rauszuhelfen, damit es ihm endlich wieder besser geht. Ich hoffe nur, ich schaffe das auch. Ich wünsche es mir wirklich sehr.
 

Ich erschrecke mich leicht, als er den Blick von seinem Schlagzeug hebt und wir uns für einen Moment in die Augen sehen, bevor er seinen Kopf schnell wieder wegdreht. Das war komisch. Seine Augen sahen so seltsam aus. Ganz anders als noch bei mir im Apartment. Da lag so ein komischer Glanz in ihnen. Was der wohl zu bedeuten hat?
 

Mit gerunzelter Stirn sehe ich auf meine Gitarre runter. Und warum hat er gleich wieder weggesehen? War es ihm etwa unangenehm? Aber das muss es doch gar nicht sein. Wir sind Freunde, da ist es ja nicht verboten, wenn wir uns mal ansehen. Das hat ihm doch sonst nie etwas ausgemacht.
 

Das ist heute wirklich seltsam... Am besten setz ich mich später einmal mit ihm hin, wenn wir wieder bei mir sind und dann reden wir ein wenig. Vielleicht kann ich dann ja mal etwas rauskriegen und ihm sogar helfen. Sofern er denn mit sich reden lässt. Ich werde ihn auf jeden Fall nicht dazu zwingen. Vielleicht fahr ich auch mit ihm was essen. Das würde die Stimmung noch etwas auflockern.
 

Lächelnd nicke ich und sehe noch einmal zu ihm. Die Idee ist wirklich gut. So werde ich es machen. Ich bin mir ganz sicher, dass er sich darüber freuen wird.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

"Okay, das reicht erstmal. Ihr könnt Pause machen."
 

Ich beobachte, wie sich alle von ihren Instrumenten befreien und Ruki erstmal mit seinen Zigaretten verschwindet, während sich Reita und Uruha wohl erstmal einen Kaffee holen wollen.
 

Als sie alle verschwunden sind, sind nur noch wir im Raum und ich sehe zögerlich zu Aoi rüber, der mich anlächelte.
 

"Ich hol mir auch erstmal einen Kaffee, soll ich dir vielleicht irgendwas mitbringen?"
 

Aber ich schüttele nur den Kopf und zwinge mich dazu, das Lächeln leicht zu erwidern.
 

"Nein, ist schon gut, ich brauche nichts."
 

"Na gut, dann bis gleich."
 

Er lächelt mich noch einen Moment an, bevor er ebenfalls den Raum verlässt. Ich schlucke hart, als die Tür zufällt und lasse meinen Blick einen Moment lang durch den Raum schweifen. Jetzt bin ich hier ganz allein...
 

Seufzend schüttele ich den Kopf. Ich hätte ja auch genauso gut mit jemandem mitgehen können. Außerdem sind sie ja alle noch in der Nähe, also ist es ja nicht ganz so schlimm. Ich darf nur nicht zu viel darüber nachdenken, dann stört es mich auch nicht sonderlich. Vielleicht sollte ich mir einfach mal die Beine vertreten, solange wir noch Pause machen. Das bringt mich doch bestimmt auf andere Gedanken.
 

Also stehe ich auf und verlasse den Raum ebenfalls. In aller Ruhe gehe ich den Gang entlang und zurück zum Fahrstuhl. Ich muss auch nicht großartig lange warten, bis sich die Tür vor mir öffnet und ich den Fahrstuhl betrete. Schnell drücke ich den Knopf für das oberste Stockwerk, bevor sich die Tür wieder schließt und es nach oben geht. Ich will ein wenig frische Luft schnappe, das wird mir bestimmt nicht schaden. Und die beste Möglichkeit, um das zu tun, ist nun mal, wenn ich auf das Dach gehe. Außerdem hat man dort auch eine schöne Aussicht.
 

Nachdem ich den Fahrstuhl wieder verlasse, gehe ich noch schnell den nächsten Gang entlang, bevor ich die Tür öffne, die mich aufs Dach führt. Kaum trete ich nach draußen, kommt mir auch schon ein kühler Wind entgegen und ich frage mich kurz, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich meine Jacke mitgenommen hätte. Die Temperaturen sind noch immer recht niedrig, aber jetzt ist es zu spät, da gehe ich bestimmt nicht noch einmal zurück, nur um meine Jacke zu holen. Es wird mich schon nicht umbringen, wenn ich ein wenig hier draußen bin.
 

Ich gehe direkt zum Rand des Daches, das von einer Brüstung abgesperrt ist. Gegen diese lehne ich mich und ich schließe die Augen, als ein frischer Wind aufkommt. Kurz huscht ein Lächeln über mein Gesicht und ich seufze leise, bevor ich wieder meine Augen öffne und den Blick schweifen lasse. Es ist schön hier und ich weiß schon, warum ich immer gerne hier hoch komme. Man kann einfach alles vergessen. Und das habe ich im Moment mehr als nötig. Es war also auf jeden Fall eine gute Entscheidung hierher zu kommen.
 

Langsam sehe ich die vielen Stockwerke nach unten. Auf den Straßen herrscht reges Treiben und unzählige Autos fahren die Straßen entlang. Auch zu Fuß sind viele Leute unterwegs und es macht mir mal wieder klar, was für eine lebhafte Stadt das doch ist. Wenn man mal davon absieht, dass die meisten Leute hier einfach nur in einem ewig gleichen Trott vor sich hin leben.
 

Aber was interessiert mich das Leben anderer? Ich habe ja genug mit meinem eigenen zu tun. Da sind genug Probleme, die ich irgendwie lösen muss. Doch ich habe überhaupt keine Ahnung, wie. Und ich weiß auch nicht, wem ich mich anvertrauen könnte, damit ich vielleicht mal eine zweite Meinung kriege. Ich werde wohl alleine damit klar kommen müssen. Dann nerve ich die Anderen auch nicht mit meinen Problemen. Reicht ja, wenn ich mich selbst darum kümmern muss. Da muss ich ihnen nicht auch noch zur Last fallen.
 

**********************
 

Eine viertel Stunde später stehe ich immer noch auf dem Dach und beobachte die Stadt. Allerdings hat der Wind inzwischen zugenommen und so langsam wird mir doch kalt. Also entschließe ich mich, wieder zurück zum Proberaum zu gehen. Ich war wirklich lang genug hier oben und vielleicht sind die Anderen ja schon wieder da, dann können wir auch weiter machen.
 

Ich gehe zurück zum Fahrstuhl, mit dem ich auch gleich wieder die Stockwerke hinunter fahre, bevor ich beim Richtigen angekommen bin. Kurz sehe ich mich um, nachdem ich aus dem Fahrstuhl trete, bevor ich den Korridor entlang gehe, um zurück zu unserem Proberaum zu kommen.
 

Ich stocke kurz, als ich davor stehe, denn die Tür ist leicht geöffnet und ich kann Stimmen aus dem Raum hören. Das ist zwar eigentlich nichts ungewöhnliches, aber das Gespräch lässt mich stutzig werden.
 

"Ich... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich meine, das kommt jetzt etwas sehr überraschend."
 

"Ach komm schon, erzähl mir nichts. Ich weiß genau, dass es dir genauso geht."
 

Das scheinen Uruha und Aoi zu sein. Aber worüber reden sie? Was meinen die Beiden da nur?
 

Mit gerunzelter Stirn sehe ich mich einmal auf dem Flur um, bevor ich weiter zuhöre.
 

"Uruha es tut mir ja Leid, aber ich muss dich enttäuschen, das-"
 

"Shh, sag nichts mehr Yuu. Ich seh es dir an, dass du es auch willst. Die Zeichen letzte Nacht waren doch mehr als deutlich."
 

Ich schlucke schwer, als ich ihn von der letzten Nacht reden höre und ich sehe die Bilder wieder genau vor mir. Schnell kneife ich meine Augen zusammen und schüttele den Kopf. Nein, ich will das jetzt nicht sehen. Ich hab mich gerade halbwegs damit abgefunden, dass ich mich vielleicht doch bloß getäuscht habe, dann will ich jetzt nicht gleich wieder so daran erinnert werden. Und bevor ich noch mehr davon höre, geh ich da lieber rein. Dann hören sie garantiert auf.
 

Also öffne ich schnell die Tür und trete in den Raum rein. Jedoch bereue ich diese Entscheidung sehr schnell, denn was sich da gerade abspielt, lässt alles in mir verkrampfen. Wie versteinert starre ich auf die Szene, die sich hier gerade abspielt und ich will nicht wirklich glauben, dass das hier echt ist.
 

Da steht er ganz nah bei Uruha, der die Arme um ihn gelegt hat und sie beide küssen sich und es ist mehr als nur ein kurzer, freundschaftlicher Kuss. Ihre Augen sind geschlossen, weswegen sie mich erst recht nicht bemerken und es ist mehr als offensichtlich, dass sie es genießen.
 

Ich spüre, wie mir mein Herz bis zum Hals schlägt und es fängt an, wehzutun. Von einer Sekunde zur nächsten zerbricht meine Welt in tausende kleine Stückchen. Und diesmal lässt es sich nicht abstreiten. Diesmal küssen sie sich wirklich.
 

Einen Moment lang kann ich überhaupt nichts machen, außer auf die Beiden starren und zusehen, wie all meine Hoffnungen auf einen Schlag in Nichts aufgelöst werden. Doch dann verschwimmt meine Sicht und ich merke, wie wenig später auch schon Tränen über meine Wangen laufen.
 

Das ist einfach zu viel. Ich muss hier weg. Sofort!
 

Da zögere ich jetzt natürlich nicht mehr lange und habe mich sofort umgedreht. Ich kann es nicht verhindern, dass ich dabei die Tür hinter mir zuknalle, doch so wirklich dringt das laute Geräusch nicht zu mir durch. Es ist, als hätte man mich in einen dicken Schleier gepackt. Ich hab nur noch dieses eine Bild vor Augen und fühle nur noch den Schmerz in meiner Brust, in meinem Herzen, der mit jedem vergehenden Herzschlag nur noch größer zu werden scheint.
 

Ich renne den Flur entlang auf den Fahrstuhl zu, denn es gibt nur einen Ort, zu dem ich jetzt flüchten kann. Ich beachte Reita gar nicht, der gerade aus dem Fahrstuhl tritt, als ich diesen erreiche. Ich laufe einfach an ihm vorbei und betätige schnell den richtigen Knopf, sodass sich die Tür verschließt, bevor Reita es schafft, hinterher zu kommen.
 

Nur noch ein einziger Gedanke ist in meinem Kopf. Ich muss weg von hier, weg von den Beiden. Und das so schnell wie nur irgendwie möglich. Ich halt es hier nicht mehr aus. Schon leicht panisch sehe ich mich im Fahrstuhl um und betätige gleich noch einige Male den Knopf. Es soll schneller gehen.
 

Ich mache mir nicht die Mühe, zu versuchen, meine Tränen wegzuwischen. Sie würden sofort wieder von neuen ersetzt werden und um ehrlich zu sein, ist es mir völlig egal. Ich achte nicht mehr darauf, ob ich nun weine oder nicht. Das ist jetzt völlig unwichtig.
 

Kaum öffnet sich die Tür des Fahrstuhls, bin ich auch schon rausgesprungen und wieder losgelaufen. Ich kann gar nicht schnell genug zurück auf das Dach kommen und dort laufe ich gleich zu dem Geländer, an dem ich mich festklammere.
 

Immer wieder schluchze ich und ich merke, dass ich am zittern bin. Ich hab mich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Das war zu viel für mich. Jetzt muss ich für meine Neugierde bezahlen. Wäre ich doch bloß länger hier geblieben! Ich Idiot! Dann müsste ich jetzt nicht so etwas durchmachen. Dann wäre alles noch in Ordnung.
 

"Scheiße"
 

Ich schüttele den Kopf und umklammere das kühle Metall fester, sodass meine Fingerknöchel bald schon weiß hervortreten. Aber darum kümmere ich mich nicht. Wieder schießt mir dieses Bild durch den Kopf und ich habe das Gefühl, dass mein Herz gleich aus meiner Brust springt, so heftig hämmert es gegen meinen Brustkorb. Und der Schmerz ist noch immer nicht abgeklungen.
 

Dabei wünsche ich mir jetzt nichts mehr, als dass es endlich aufhört. Ich kann nicht mehr, ich will das hier nicht mehr. Ich will sie nicht mehr sehen müssen und der Schmerz soll endlich aufhören!
 

Ich starre nach unten auf die Straße, die ich vorhin schon beobachtet habe und meine Tränen fallen nach unten zu den vielen Leuten, die einfach weiter gehen, als wäre nichts passiert. Sie leben ihr Leben unbeschwert weiter in einer Welt, die sich nicht verändert hat, während meine Welt hier gerade mit einem Schlag völlig zerstört wurde.
 

Und diese Tatsache macht mich unglaublich wütend. Warum können sie einfach so unbeschwert weiterleben? Warum muss man mir alles nehmen, was mir irgendwie wichtig ist, was mich noch am Leben hält?! Warum ist es mir nicht vergönnt, dass ich auch Glück und Freude empfinden kann? Warum sind da nur dieser Schmerz und diese gähnende Leere in mir?!
 

Bereits leicht verzweifelt schüttele ich den Kopf und umklammere das Geländer nur noch fester. Ich halt das nicht mehr aus, es soll endlich aufhören!
 

Doch plötzlich kommt mir die Idee. Es gibt doch tatsächlich eine Möglichkeit, wie ich all dem Leid ein Ende setzen kann. Und es ist so einfach. So offensichtlich. Ich habe keinen Grund mehr, noch weiter zu machen. Was soll ich denn noch hier? Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter und die Menschen können ganz klar auch ohne mich glücklich sein. Also warum sollte ich mich dann noch weiter quälen? Das ist doch völlig sinnlos. Unnötiger Schmerz, auf den ich auch sehr gut verzichten könnte.
 

Unbewusst steige ich auf das Geländer rauf und ich beuge mich leicht nach vorne, sodass ich die Straße tief unter mir noch deutlicher sehen kann. Und genau da will ich jetzt hin. Das ist meine einzige Chance. Etwas anderes bleibt mir jetzt gar nicht mehr übrig. Dann falle ich auch niemandem mehr mit meinem jetzigen Verhalten zur Last. Dann kann er unbeschwert Zeit mit Uruha verbringen, ohne dass ich ihm ein Klotz am Bein bin und er sich um mich kümmern muss.
 

Dann haben sie alle ihre Ruhe und müssen sich keinen Kopf mehr um mich machen. Sie würden perfekt ohne mich auskommen, da bin ich mir sicher. Also warum tue ich es nicht endlich?! Warum zögere ich jetzt noch? Ich muss doch einfach nur über dieses Geländer steigen und springen. Es ist so einfach, nur wenige Bewegungen und dann wäre keine Minute später alles vorbei. Dann hätte alles hier ein Ende. All der Schmerz, all die Trauer. Ich würde endlich meine Chance kriegen, noch einmal neu anzufangen und in einem neuen Leben mehr Glück zu haben.
 

Aber ich kann mich einfach nicht bewegen. Ich bin wie versteinert. Mein Körper will mir nicht gehorchen und diesen letzten Schritt machen. Dabei sehne ich mich doch so sehr nach der Erlösung. Sie ist so nah, aber ich schaffe es einfach nicht.
 

"Aoi..."
 

Ich bin so erbärmlich. Nicht einmal das schaffe ich. Ich bin ein totaler Versager. Ich hab es wirklich nicht verdient, noch weiter zu leben. Kein Wunder, dass ich einfach kein Glück habe, wenn ich nicht einmal dies auf die Reihe kriege.
 

Ich schüttele den Kopf und versuche noch einmal, über das Geländer zu klettern, doch auch diesmal will es mir nicht gelingen. Stattdessen klappe ich einfach davor zusammen. Ich lasse jetzt auch endlich los, kauere mich dafür allerdings zusammen, während meine Tränen weiterhin unaufhaltsam über meine blassen Wangen fließen.
 

Ich bin völlig am Ende und ich versuche, alles um mich herum zu vergessen, doch es gelingt mir nicht. Nichts schaffe ich. Das bestätigt nur noch einmal, dass ich wohl der größte Versager überhaupt bin.
 

Doch plötzlich merke ich, wie sich ein paar starker Arme um mich schlingt und wie ich an einen warmen Körper gedrückt werde. Verwirrt sehe ich nach oben, kann aber dank des Tränenschleiers nur schwer erkennen, wer mich hier gefunden hat. Sofort wende ich meinen Blick allerdings wieder ab. Man soll mich nicht so sehen. Es ist schon schlimm genug, dass ich mich so gehen lasse.
 

Dumpf höre ich, wie mein bester Freund meinen Namen mehrfach sagt, doch ich reagiere darauf nicht, kneife einfach nur meine Augen zusammen. Lass mich in Ruhe. Ich verdiene das doch gar nicht.
 

Merkt er das denn nicht? Ist er etwa sogar dafür zu blind? Das glaub ich nicht. Doch es scheint wirklich so zu sein. Aber dennoch... Irgendwie fühlt es sich gut an, so festgehalten zu werden. Ich sollte froh sein, dass sich überhaupt jemand mit mir abgibt. Vor allem jetzt.
 

Also sehe ich langsam zu Reita hoch, will ihm etwas sagen, doch mein Mund verlässt nur ein weiteres Schluchzen und ich habe das Gefühl, dass nur noch mehr Tränen aus meinen Augen kommen. Als würde ich nicht schon genug geweint haben, aber es hört einfach nicht mehr auf. Ich könnte es nicht stoppen, selbst wenn ich wollte.
 

Ich akzeptiere einfach das, was er gerade versucht, mir zu geben und ich drücke mein Gesicht an seine Brust, während er mich fester in den Arm nimmt. Ich merke richtig, wie seine Kleidung nass wird, doch es ist mir egal. Es fühlt sich so wunderbar gut an und ich hätte nicht gedacht, dass mir das noch einmal passiert.
 

Ich spüre nur allzu deutlich, wie sehr ich mich wirklich hiernach sehne. Deswegen klammere ich mich auch schnell an ihm fest, will überhaupt nicht mehr loslassen. Es soll nicht aufhören, es soll für immer anhalten. Aber ich weiß nur zu gut, dass es das nicht tun wird. Sobald ich mich beruhigt haben werde, wird er mich loslassen und alles ist wieder wie vorher. Es wird nur noch mehr wehtun, jetzt wo ich weiß, wie schön es sein kann.
 

Aber diesen einen Moment will ich genießen, solange er noch anhält. Also heule ich mich jetzt richtig bei ihm aus und drücke mich nur noch näher an ihn ran, während er mir beruhigend über den Rücken streichelt.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

Ich erschrecke mich ganz schön, als Kai mich fast umrennt. Es ist offensichtlich, dass es ihm gar nicht gut geht, man kann seine Tränen deutlich sehen. Die Frage ist nur, was ist denn passiert? Und genau diese Frage stell ich ihm gleich.
 

"Kai, was ist los?"
 

Aber er scheint mich gar nicht zu beachten, sondern hastet nur in den Fahrstuhl. Ich schaffe es auch nicht mehr, ihm noch hinterher zu kommen, denn gerade will ich zurück in den Fahrstuhl, geht auch schon die Tür vor meiner Nase zu.
 

"Mist!"
 

Ich sehe, dass der Fahrstuhl nach oben geht, also entschließe ich mich kurzer Hand dafür, ihm einfach über die Treppe zu folge. Ich laufe auch gleich los, weil ich ihn so schnell wie möglich finden will. Ich habe ein ungutes Gefühl, denn ich kann mir bereits denken, wo Kai hin will. Ich kenne ihn doch. Also beeile ich mich, um ebenfalls auf das Dach zu kommen.
 

Leicht außer Atem erreiche ich dann endlich das obere Stockwerk und ich sehe mich kurz auf dem Gang um, bevor ich nach draußen laufen. Und tatsächlich finde ich ihn hier. Allerdings steht mir der Schock ins Gesicht geschrieben, als ich sehe, was er da gerade macht.
 

Kai versucht gerade wirklich, über die Brüstung zu klettern! Der will doch wohl nicht da runter springen!
 

"Kai, komm da runter!!"
 

Ich laufe weiter zu ihm und will ihn da wegholen, aber er scheint sich schon selbst dagegen zu entscheiden, denn im nächsten Moment liegt er wie ein Häufchen Elend am Boden. Ich bin sofort bei ihm und lege gleich die Arme um ihn, bevor ich ihn an mich ziehe.
 

"Oh Gott Kai, was hast du dir dabei gedacht?"
 

Ich schüttele den Kopf und streichle ihm über den Rücken, weil ich merke, wie fertig er ist. Er ist richtig am Zittern und ich kann immer wieder Schluchzen von ihm hören. Langsam sieht er mich sogar an und ich muss schlucken, als ich sein Gesicht so deutlich sehen kann.
 

Seine Augen sind richtig rot vom vielen Weinen und ich kann den Schmerz in ihnen gut erkennen. Er tut mir richtig Leid, so was hat er wirklich nicht verdient.
 

Er macht den Eindruck, als wolle er mir etwas sagen, doch er schluchzt nur einmal etwas lauter, bevor sich seine Augen wieder mit Tränen füllen und die auch gleich über seine Wangen laufen. Dann drückt er sich allerdings an mich ran und ich halte ihn gleich wieder fest. Mein Oberteil wird hiernach zwar nass sein, aber das ist es mir wert, ich muss ihm jetzt helfen.
 

"Ist schon gut Kai. Lass ruhig alles raus."
 

Ich streichle weiter über seinen Rücken und er klammert sich jetzt richtig an mir fest. Ich merke, wie verzweifelt er gerade sein muss und ich wundere mich wieder, warum er auf einmal so ist. Vor der Pause wirkte er noch halbwegs normal, sofern man seinen momentanen Zustand denn als normal bezeichnen kann. Aber er hat keine Anzeichen gemacht, dass er jeden Moment so durchdrehen könnte. Also muss etwas in der Pause passiert sein. Vielleicht lässt sich ja jetzt mit ihm reden, ich versuche mein Glück einfach noch einmal.
 

"Kai?"
 

Ich warte einen Moment und tatsächlich schaut er langsam wieder zu mir hoch. ich streichle gleich einmal durch seine Haare und muss wieder schlucken. Er sieht wirklich nicht gut aus.
 

"Was ist denn passiert? Magst du mir das sagen?"
 

Er starrt mich einfach nur an und beißt sich auf die Lippe und ich merke, wie er stärker zittert. Dann drückt er sich nur näher an mich ran und ich seufze einmal unmerklich. Ich werde jetzt wohl nichts von ihm erfahren können. Jedoch sagt er schließlich doch noch etwas.
 

"A-aoi, er... und"
 

Er muss immer wieder schluchzen und kriegt nicht wirklich einen Satz zustande und ich schüttele nur leicht den Kopf und drücke ihn einmal an mich.
 

"Ist schon gut. Beruhig dich erstmal Kai."
 

Ich merke, wie er leicht nickt und sich mehr an mich randrückt. Ich frage mich, wie lange es schon her ist, seitdem er das letzte Mal so von jemandem gehalten wurde, denn er scheint da gar nicht genug von zu kriegen. Aber er war ja immer schon der anhängliche Typ, also ist das jetzt nur verständlich. Und da es ihm anscheinend hilft, gebe ich ihm auch gerne, was er braucht.
 

Wir sitzen hier noch einige Minuten, bis er sich langsam beruhigt und ich nur noch ab und an ein leises Schluchzen höre, bis auch das verstummt ist. Ich sehe zu ihm runter und lege meine Hand auf seinen Kopf, bevor ich wieder durch seine Haare streichle.
 

"Geht es?"
 

Er nickt einmal leicht und löst sich etwas von mir, sodass er mich auch ansehen kann.
 

"Danke Reita"
 

Ich lächle ihn gleich an und schüttele den Kopf, bevor ich noch die letzten Spuren der Tränen von seinen Wangen wische.
 

"Schon okay, das hab ich gern gemacht."
 

Er beißt sich auf die Unterlippe und will aufstehen. Ich merke, dass er noch nicht ganz sicher auf den Beinen ist, weswegen ich schnell aufstehe und wieder einen Arm um ihn lege. Er sieht mich nur dankbar an, bevor er den Blick auf den Boden richtet.
 

"Na komm, lass uns gehen. Ich denke, wir haben genug geprobt. Wir gehen besser nach Hause."
 

Aber kaum habe ich das gesagt, starrt er mich schon entsetzt an und schüttelt den Kopf.
 

"Nein! I-ich will nicht."
 

Ich runzele die Stirn und seufze dann leise. Na klar, er hat doch eben was von Aoi gesagt, kein Wunder dass er dann nicht zu diesem gehen will. Irgendwas scheint wohl mit ihm gewesen zu sein, was ihn so fertig gemacht hat. Vielleicht sollte ich Aoi selbst später einmal fragen. Aber jetzt muss ich mich erst um Kai kümmern.
 

"Na gut, dann kommst du mit zu mir. Wäre das okay?"
 

Er scheint einen Moment zu zögern, bevor er jedoch leicht nickt und sich wieder etwas an mich drückt.
 

"Danke Reita."
 

Ich lächle leicht und wuschle ihm einmal durch die Haare.
 

"Nichts zu danken Kai!"
 

Wieder sieht er zu mir und ich kann ganz kurz ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen. Jedoch verschwindet es schnell wieder. Aber das war ja immerhin schon etwas. Ich drücke ihn einmal sanft an mich, bevor ich mit ihm losgehe.
 

Beim Fahrstuhl angekommen, fahren wir zurück nach unten, immerhin müssen wir beide noch unsere Sachen holen. Ich merke zwar, wie er sich sichtlich unwohl fühlt, als wir uns dem Proberaum nähern, aber er wehrt sich nicht. Während ich die Tür öffne, drückt er sich leicht an mich ran, als hätte er fast schon etwas Angst vor dem, was sich hinter der Tür verbirgt. Doch dort sind nur die anderen Drei, die gleich zu uns sehen, als wir in den Raum kommen.
 

"Da seid ihr ja endlich! Wo wart ihr denn?"
 

Ich sehe zu Ruki und schüttele nur einmal den Kopf, bevor ich mit Kai zu unseren Sachen gehe. Schnell packe ich meinen Bass ein und schnappe mir unsere Jacken, während Kai ein wenig verloren im Raum steht. Ich sehe, wie er einen Blick in Aois Richtung wirft, der nur schweigend auf der Couch sitzt. Aoi scheint besorgt zu sein, dass kann man ihm ganz klar ansehen. Ich sollte ihn heute Abend einmal anrufen.
 

Aber jetzt gehe ich erstmal wieder zu Kai rüber und reiche ihm seine Jacke, die er nickend annimmt und sich auch gleich anzieht. Dann lege ich wieder einen Arm um ihn und ich sehe zu den Anderen, die uns nur verwirrt anschauen.
 

"Proben sind für heute vorbei. Es geht ihm nicht so gut. Wir sehen uns später."
 

Aoi springt auch gleich auf und will etwas einwerfen, wahrscheinlich dass Kai doch wieder mit zu ihm kommen soll, aber er verstummt gleich, als ich ihm einen drohenden Blick zuwerfe. Ich bezweifle doch sehr, dass das gut für Kai wäre, immerhin hat er selbst gesagt, dass er es nicht will. Ich klopfe ihm einmal auf die Schulter, bevor ich dann mit ihm den Proberaum wieder verlasse und wir schweigend zu meinem Wagen gehen.
 

**********************
 

Auch während der Fahrt hat keiner von uns etwas gesagt, aber ich will ihn jetzt auch nicht dazu zwingen, irgendwas zu sagen. Ich glaube nicht, dass das so gut für ihn wäre. Ich werde ihn ganz bestimmt nicht drängen.
 

Sobald wir bei mir ankommen, steigen wir aus und ich nehme meinem Bass aus dem Wagen, bevor ich abschließe. Gleich schenke ich ihm ein Lächeln, was er allerdings nicht erwidert. Also seufzte ich nur einmal und gehe dann vor.
 

Wir nehmen die Treppen, da ich im ersten Stock wohne und als wir vor meiner Tür stehen, schließe ich die gleich auf.
 

"Mach es dir ruhig im Wohnzimmer gemütlich und fühl dich ganz wie Zuhause."
 

Wir ziehen unsere Schuhe aus und ich bringe schnell den Bass in mein Zimmer, bevor ich in die Küche verschwinde. Dort mache ich mich gleich daran, etwas Tee zu kochen, der wird ihm bestimmt gut tun. Es dauert ein paar Minuten, bis ich zwei Tassen Tee fertig habe, aber dann gehe ich gleich mit den zwei Tassen ins Wohnzimmer.
 

Dort entdecke ich Kai auf der Couch und er hat den Blick auf den Boden gerichtet. Gleich gehe ich zu ihm und stelle die Tassen auf dem Tisch vor der Couch ab.
 

"So, ich hab etwas Tee gemacht."
 

Lächelnd setze ich mich neben ihn und er hebt langsam den Kopf, bevor er zu mir sieht und dann zu der Tasse. Er murmelt schnell ein 'Danke', bevor er sich seine Tasse nimmt und einen kleinen Schluck davon trinkt.
 

"Du musst dich nicht immer bedanken. Ich mach das gerne, das weißt du doch."
 

Er nickt nur leicht und lächelt nun auch wieder kurz. Und darüber freue ich mich sichtlich. So gefällt er mir schon viel besser. Ich greife lächelnd nach meiner Tasse und trinke nun auch einen Schluck, bevor ich Kai fragend ansehe.
 

"Hey, wie wär's wenn wir uns einen Film ansehen? So wie sonst auch immer."
 

Er schweigt einen Moment, bevor er allerdings nickt. "Das ist eine gute Idee."
 

Perfekt! Ich stehe gleich auf, um einen Film zu holen, den ich ihm dann auch zeige.
 

"Wie wäre es damit?"
 

"Ja, lass uns den sehen."
 

Ich nicke einmal, bevor ich die DVD dann in den Player lege und ich es mir danach wieder neben Kai auf der Couch gemütlich mache. Mit der Fernbedienung mache ich noch den Fernseher an, bevor ich mich zurücklehne, um den Film zu genießen.
 

Aus den Augenwinkeln heraus, sehe ich zu Kai rüber und auch er hat es sich etwas gemütlicher gemacht und wirkt jetzt nicht mehr so fehl am Platz, wie noch vor wenigen Minuten.
 

Also war es wirklich eine gute Idee, ihn mit zu mir zu nehmen. Da werde ich mal sehen, was ich noch für ihn tun kann, damit er sich besser fühlt. Aber ich bin mir sicher, dass mir was einfallen wird. Bis jetzt hat das noch immer geklappt, ihn aufzuheitern, wenn er schlechte Laune hatte. Wir sind ja nicht umsonst so gute Freunde.

Kapitel 9

Hier ist jetzt endlich nach einer Ewigkeit (und nachdem Word erst einmal das ganze Dokument gelöscht hat) das nächste Kapitel. Tut mir leid, dass es so ewig gedauert hat. Aber entweder hatte ich eine Blockade oder einfach keine Zeit. Und es tut mir auch leid, dass es nur so kurz ist, aber es ist nur ein Füller >.< Das nächste wird wieder länger und wird auch schneller kommen, versprochen! Trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Das komplette Kapitel ist in Reitas POV
 


 

Kapitel 9
 

Wenig später sitze ich alleine im Wohnzimmer mit dem Telefon in der Hand. Ich bin entschlossen, herauszufinden, was heute während den Proben passiert ist. Und dafür muss ich zuerst einmal Aoi anrufen. Immerhin hat Kai selbst gesagt, dass es etwas mit Aoi gewesen ist. Also kann er mir bestimmt auch weiterhelfen.
 

Ich gebe schnell seine Nummer ein und warte geduldig auf eine Antwort von der anderen Seite der Leitung.
 

"Moshimoshi?"
 

"Hey Aoi, ich bin’s Reita!" Ich will gerade anfangen, nachzufragen, da sprudelt Aoi auch schon in einem leicht verzweifelten Ton los.
 

"Reita! Was ist mit Kai los? Warum seid ihr heute so plötzlich verschwunden? Ist ihm irgendetwas passiert, hat er sich etwas angetan?!"
 

"Aoi! Aoi beruhig dich doch erstmal! Es geht ihm schon etwas besser und er schläft hier bei mir. Ich habe ihn mit den Nerven am Ende auf dem Dach gefunden. Es schien so, als wollte er springen, hat es aber doch nicht geschafft."
 

"Was?! Aber warum? Warum sollte er so was tun? Heute Morgen war doch noch allen in Ordnung!"
 

"Ich hab keine Ahnung, Aoi. Aber ich habe gedacht, du wüsstest da vielleicht etwas. Kai sagte, es wäre was mit dir und noch jemanden. Ist in der Pause irgendwas passiert?"
 

Aoi schweigt eine ganze Zeit lang und ich warte in aller Ruhe auf seine Antwort.
 

"Ich bin mir nicht so sicher, ich hab ihn in der Pause gar nicht gesehen. Ich war die ganze Zeit mit Uruha alleine. Obwohl... einmal hab ich die Tür zuknallen gehört. Das könnte Kai gewesen sein..."
 

"Und was genau habt ihr gemacht? Einfach so verliert er ja wohl kaum die Nerven."
 

"Das war... kurz nachdem Uruha so komisch wurde. Er kam auf einmal zu mir und fing an, mir seine Liebe zu gestehen. Ich war völlig überrumpelt und er hat die ganze Zeit über behauptet, dass ich dasselbe für ihn empfinden würde, trotz dass ich das immer wieder abgestritten habe. Und dann hat er mich aus heiterem Himmel festgehalten und geküsst, er wollte mich gar nicht mehr loslassen. Bis dann auf einmal die Tür so geknallt hat. Aber ich wüsste nicht, warum Kai das so fertig machen sollte."
 

Ich nickte leicht, obwohl er das nicht sehen kann. Ich bin schon ein wenig überrascht, so was zu hören, immerhin kenne ich Uruha schon lange und hätte nicht gedacht, dass er zu der Sorte gehört. Nicht dass ich es schlimm finde, doch das kommt schon ein wenig überraschend. Besonders dass er gleich so auf Aoi zugeht und ihm anscheinend nicht wirklich zugehört hat.
 

"Hmm... Ich weiß nicht so genau, das ist echt seltsam. Aber danke für deine Hilfe. Ich denke, ich melde mich morgen noch mal. Vielleicht hab ich bis dahin auch einmal vernünftig mit Kai reden können."
 

"Okay Reita. Kümmer dich gut um ihn."
 

"Werd ich machen."
 

Und schon ist nur noch ein Tuten zu hören und ich lege das Telefon wieder zur Seite.
 

So war das also. Kai muss wohl nur einen Teil von der ganzen Geschichte gesehen haben und es dann womöglich auch noch falsch verstanden haben. Und daraufhin ist er durchgedreht.
 

Aber warum? Was ist daran denn so schlimm, dass er gleich so sehr die Beherrschung verliert? Es ist ja nun nicht so, dass er ein Homofeind ist. Und selbst das wäre ja wohl kein wirklicher Grund für so einen Ausbruch. Also was dann...?
 

Ich schüttele leicht den Kopf, als mir keine Antwort einfällt und gehe in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Das ist ganz schön schwierig mit Kai. Eigentlich kenne ich ihn ja richtig gut. Aber das ist mir wirklich ein Rätsel. Ich weiß nicht einmal, wieso er überhaupt diesen ersten Selbstmordversuch gemacht hatte. Vielleicht hat das ja auch etwas hiermit zu tun.
 

Ich werde wohl nicht drum rum kommen, einmal mit Kai darüber zu sprechen. Sofern er sich denn morgen schon wieder besser fühlt. Immerhin will ich es nicht noch schlimmer machen, sondern ihm eher helfen. Aber so komme ich garantiert nicht weiter. Es sei denn...
 

Mir gehen Aois Worte noch einmal durch den Kopf. Während dem Kuss muss Kai sie gesehen haben und das muss für einen Kurzschluss bei ihm gesorgt haben. Abstoßend hat er es nicht gefunden. Also muss es etwas anderes gewesen sein. Und das Einzige, was mir da einfallen würde, wäre, dass Kai etwas für einen von den Beiden empfinden würde.
 

Das würde Sinn machen, auch wenn ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, ihn in diese Schublade zu packen, kam er mir bis jetzt noch immer so vor, als würde es bei ihm genau andersrum sein. Aber auch ich kann mich in ihm Täuschen und weiß nicht alles über ihn. Das merke ich jetzt erst so richtig. Außerdem wäre es ebenfalls nicht abwegig, jetzt wo ich so darüber nachdenke. Frage ist nun nur noch, wer von den Beiden es ist. Darauf spreche ich Kai am besten an.
 

Ich nicke einmal bestimmt und gehe zurück ins Wohnzimmer. Mit so einem Plan kann ich mich jetzt auch hinlegen. Ich bin schon mal gespannt, wie das morgen wird und ob ich genaueres von Kai erfahren werde.

Kapitel 10

Hier ist nach langer Wartezeit endlich das näcshte Kapitel. Hatte mir zwar erhofft, dass es etwas schneller gehen würde, aber meine Schreiblaune hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefällt!

Bis zum nächsten Update wird es diesmal länger dauern, da ich nächsten Monat erstmal eine umfassendere Arbeit für die Schule schreiben muss.
 


 

Kapitel 10
 

Am nächsten Morgen wache ich auf meiner Couch auf. Sofort steigt mir ein wunderbarer Geruch in die Nase und ich atme ihn einmal tief ein. Leicht verwirrt sehe ich mich dann um, bevor ich dem Duft einfach mal folge. Ich wundere mich nämlich, woher er kommt und was hier so gut riecht.
 

Der Duft bringt mich direkt in meine Küche, wo unser Drummer gerade den Tisch deckt. Er scheint mich noch gar nicht bemerkt zu haben, denn er macht ungestört weiter und widmet sich wieder dem Herd.
 

„Guten Morgen Kai.“
 

Er zuckt deutlich zusammen und dreht sich dann mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu mir um.
 

„Oh, morgen Reita. Ich... ich hab Frühstück gemacht. Ich hoffe, das ist okay...“
 

Ich muss gleich kichern und der Arme wird automatisch rot.
 

„Keine Sorge Kai. Das riecht wirklich herrlich!“
 

Ich lecke mir einmal demonstrativ über die Lippen und setze mich an den Tisch, bevor ich ihn anlächele. Er braucht zwar einen kleinen Moment, erwidert das Lächeln dann allerdings doch noch. Es scheint ein ehrlich gemeintes zu sein, weswegen ich mich sehr darüber freue. So was sieht man eher selten von ihm.
 

„Da bin ich aber beruhigt. Ich hab schon befürchtet, du wärst böse.“
 

„Ach was! Ich freu mich darüber! Ist mal was anderes, wenn jemand für mich Frühstück macht.“
 

„Na gut.“
 

Kai nickt einmal und stellt auch die letzten Pfannekuchen auf den Tisch, bevor er sich mir gegenüber setzt.
 

„Dann lass es dir schmecken.“
 

„Danke.“
 

Er wird schon wieder rot. Langsam finde ich das richtig niedlich. Aber jetzt kümmere ich mich erstmal um das Essen und nachdem mein Teller voll ist, futtere ich auch gleich los. Und wie das schmeckt! Er hat wirklich ein Talent dafür, das muss ich ihm lassen. Gerade weil es so herrlich schmeckt, bin ich ziemlich früh mit dem Essen fertig, habe aber doch gut reingehauen. Lächelnd sehe ich zu Kai rüber, der noch immer friedlich isst.
 

„Man hat das gut geschmeckt! Warum kannst du nicht immer so was Leckeres machen?“
 

Ich kichere kurz, während er mich gleich anlächelt und sich wieder einmal bedankt. Ich glaube, etwas Lob tut ihm richtig gut. Sollte er auch wesentlich öfter zu hören kriegen. Er hat es immerhin auch verdient.
 

Ich warte noch, bis er ebenfalls fertig mit dem Frühstücken ist, bevor ich aufstehe und ihm beim Abräumen helfe. Wir waschen auch gleich alles ab und stellen es wieder zurück, bevor ich Kai fragend ansehe.
 

„Sag mal, wie wäre es, wenn wir ans Meer fahren?“
 

Verwunderung liegt in seinem Blick, den er auf mich gerichtet hat, aber er nickt schnell.
 

„Sehr gerne. Ich war schon lange nicht mehr da!“
 

„Dann sind wir uns ja einig. Wollen wir jetzt schon los?“
 

Er stimmt mir zu und wir beide machen uns fertig. Gemeinsam gehen wir dann zu meinem Auto und schon fahren wir los. Es dauert zwar etwas, bis wir das Meer erreichen und ich einen Parkplatz suchen kann, aber es lohnt sich auf jeden Fall, da die Sonne einen schönen Tag verspricht. Sobald mein Wagen abgestellt ist, gehen wir auch schon los.
 

Eine ganze Zeit lang gehen wir einfach nur schweigend nebeneinander am Strand entlang. Bis ich die Stille schließlich durchbreche.
 

„Ich hab gestern Abend, als du schon schlafen warst, mit Aoi geredet. Er hat sich ganz schön Sorgen um dich gemacht, ich musste ihn erstmal wieder beruhigen. Er hat sich gefragt, was passiert ist. Oder eher warum. Was ich übrigens auch gerne wissen würde.“
 

Ich sehe zu Kai rüber, der seinen Kopf gesenkt hält, während ich eine Reaktion von ihm abwarte. Am liebsten würde ich mich gleich dafür entschuldigen, dass ich dieses Thema überhaupt anspreche, doch wir müssen früher oder später darüber reden. Immerhin will ich ihm helfen. Und das kann ich nur, wenn ich endlich zu ihm durchdringen kann und er mir sagt, was wirklich in ihm vorgeht. Wie schwer es ihm auch fallen mag, das ist manchmal einfach notwendig.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

Ich bin überrascht, als Reita auf einmal die Stille bricht und muss bei seinen Worten schlucken. Ausgerechnet dieses Thema... Dabei bin ich gerade dabei, es zu verdrängen. Aber ich kann es ihm ja nicht übel nehmen. An seiner Stelle hätte ich wohl auch nachgefragt. Doch antworten ist da schon schwieriger. Ich kann ihm schlecht von meinen Gefühlen erzählen.
 

Was soll er denn von mir denken? Es ist ja schon schlimm genug, dass er überhaupt sieht, wie ich die Nerven verliere. Und was würde es schon ändern? Nichts... er könnte mir doch auch nicht helfen...
 

„Kai? Alles in Ordnung?“
 

Schnell nicke ich, vielleicht etwas zu schnell, denn ich spüre richtig Reitas skeptischen Blick.
 

„Das glaube ich dir nicht. Tut mir Leid, dass ich dich darauf anspreche. Aber es wird dir gut tun, wenn du darüber redest. Ich würde dir gerne helfen.“
 

„Ist schon okay.“
 

Ich seufze leise und sehe langsam zu Reita. Er scheint es wirklich nur gut zu meinen. Vielleicht kann ich ihm ja vertrauen. Schlimmer kann es nun ja kaum noch werden. Zu verlieren habe ich nichts mehr.
 

„Ich... hab gestern in der Pause Uruha und Aoi gesehen.“
 

Reita schweigt und ich sehe ihn kurz unsicher an.
 

„Sie haben sich... geküsst.“
 

Automatisch sehe ich die Szene wieder vor meinen Augen und schließe sie schnell, um das Bild zu verdrängen.
 

„Ich bin einfach durchgedreht... Es ging nicht mehr.“
 

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und schaue erneut zum Bassisten. Dieser sieht mich mit einem verständnisvollen Blick an.
 

„Aber warum denn? Ich meine, du hast doch nichts gegen so was.“
 

„Ich ... nein, hab ich nicht. Aber... ich konnte es nicht ertragen.“
 

Es fühlt sich irgendwie komisch an das zu sagen. Aber vielleicht hat er recht und ich fühle mich danach wirklich etwas besser. Allein dieser Gedanke hilft mir schon beim Weitersprechen.
 

„Das ist schon lange so. Immer, wenn ich sie zusammen sehe.“
 

Ich drehe mich zum Meer um und betrachte die Wellen. Unweigerlich muss ich an die Beiden denken. Wenn sie zusammen auf der Bühne stehen, wenn sie einfach so privat etwas machen und wie sie in letzter Zeit miteinander umgegangen sind. Meine Augen fangen an zu stechen und ich beiße auf meine Lippen, während ich versuche gegen meine Tränen anzukämpfen.
 

„Reita... Ich – ich liebe ihn“
 

Jetzt kann ich sie doch nicht mehr aufhalten und die Tränen hinterlassen unaufhaltsam brennende Spuren auf meinen kühlen Wangen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich erst eine Hand auf meiner Schulter und dann zwei Arme um mich spüre. Ich lehne mich fast schon automatisch an Reita ran, der mir schweigend über den Rücken streichelt.
 

Er hatte recht, es fühlt sich wirklich gut an. Als wäre eine schrecklich große Last von mir gefallen und als wäre meine Seele plötzlich um einiges leichter. Und je länger ich mich bei ihm ausweinen kann, desto mehr merke ich, dass all dies schon lange überfällig gewesen ist. Alles in mir hat immer wieder nach jemanden geschrieen, der mir ein bisschen was von meiner Last nehmen kann, mich auffangen kann. Und nun komme ich endlich einmal in den Genuss, wie sich so etwas überhaupt anfühlt. Deswegen nutze ich diesen Moment voll und ganz aus, ich weiß schließlich nicht, ob ich nochmals so eine Gelegenheit haben werde.
 

Erst als ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, schaffe ich es auch, in verständlichen Sätzen weiter zu reden.
 

„Aber ich kann ihm das nicht sagen. Was soll er denn von mir denken? Außerdem... hat er doch nun Uruha... Ich hatte sowieso nie eine Chance. Er würde mich eher hassen, als dass er irgendwie meine Gefühle erwidern würde.“
 

Ich schüttele langsam den Kopf, bevor ich zu Reita hochsehe.
 

„Also behalte ich es für mich. Aber ich kann es einfach nicht mehr länger aufhalten. Ich schaff es nicht mehr, es macht mich völlig kaputt.“
 

Reita lächelt mich nun an und ich runzle die Stirn.
 

„Dann sprich doch einfach mal mit ihm darüber.“
 

„Aber!“
 

„Kein Aber, er wird dich schon nicht dafür hassen. Keine Sorge! Ich tue dir doch auch nichts deswegen und es hat dir gut getan! Warum sollte das nun bei Aoi anders sein?“
 

„Ich... ich weiß nicht. Es bringt doch sowieso nichts, er wird mich abweisen.“
 

„Du solltest nicht immer solche voreiligen Schlüsse ziehen.“
 

Ich sehe ihn nun verwirrt an. „Bist du sicher?“
 

„Natürlich! Komm wir fahren heute noch bei ihm vorbei und du sprichst mit ihm! Wir müssen so oder so zu Aoi, du hast doch noch deine ganzen Sachen dort. Wenn du also erstmal bei mir bleiben willst, sollte du die vielleicht abholen.“
 

Ich seufze leise und sehe ein, dass er wohl oder übel recht hat. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Ich muss aufhören mich wie ein elender Feigling zu benehmen. Das habe ich schon viel zu lange getan.
 

„Na gut... Einverstanden.“
 

Reita nickt einmal und klopft mir auf die Schultern.
 

„Sehr gut, so gefällt mir das! Und nun komm, lass uns zurück zum Wagen.“
 

Ich nicke leicht und ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, während wir neben den Wellen zurückgehen. Ich gehe diesmal viel näher neben ihm lang als noch auf unserem Hinweg, sodass ich mir vorstellen kann, dass manch anderer vielleicht denken könnte, wir wären ein Paar. Aber ich brauche das jetzt einfach. Auch wenn meine Tränen versiegt sind, muss ich trotzdem noch jemanden in meiner Nähe haben. Einfach nur spüren, dass ich jetzt in diesem Moment nicht völlig alleine bin. Wer weiß, ob ich nicht wieder zusammenbrechen würde, wenn das nicht der Fall wäre.
 

Ich genieße die Zeit, die verstreicht, bis wir wieder den Parkplatz erreichen und zu jeweils einer Seite des Wagens gehen. Kaum sitze ich richtig, schweift mein Blick auch schon aus dem Fenster hinaus. Noch einmal sehe ich zum Meer rüber, das noch immer unverändert seine Wellen zum Strand schickt. Ich seufze leise. Das scheint wohl etwas zu sein, was sich nicht ändert, egal was um es herum auch passiert. Dabei kommt es einem immer so vor, als wäre es das Wichtigste auf der Welt, was einem passiert, doch wenn man sich dann so etwas ansieht, wird einem klar, dass es das wohl durchaus nicht ist.
 

Schnell schüttele ich einmal den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Ich möchte gar nicht erst anfangen und immer weiter abschweifen. Immerhin muss ich mich darauf vorbereiten, was bald auf mich zukommt. Reita ist schließlich schon losgefahren und wir sind auf dem Weg zu ihm. Ich bin mir zwar nicht allzu sicher, ob ich es wirklich schaffe, ihm einfach so gegenüberzutreten, doch ich muss es versuchen. Nur dann kann ich wirklich sagen, dass es keinen Zweck hat. Vielleicht bringe ich es ja wirklich fertig, endlich offen mit ihm zu reden.
 

Und irgendwo bin ich es ihm auch schuldig. Er hat, seit ich im Krankenhaus gelandet bin, so viel für mich getan. Allein die Tatsache dass ich ihm mein Leben verdanke, sollte mir doch endlich mal bewusst machen, dass ich mich irgendwie bei ihm entschädigen muss. Ich will gar nicht wissen, was für Unannehmlichkeiten ich ihm bereitet habe. Und wenn ich nun einmal ehrlich zu ihm bin, ihm sage, was ich wirklich fühle, kann ich ihm vielleicht ein bisschen zurückgeben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  Sasa123
2013-05-22T16:02:50+00:00 22.05.2013 18:02
awww die ff is so traurig und toll und ohh p.q das letzte kapitel fand ich an schoensten und am traurigsten
ich hab mir beinahe die augen aus geheult
dein schreibstiel ist wirklich toll und auch wie du die efuehle von kai beschreibst einfach toll

hab ich noch ne chance das du weiter schreibst oder ist die Geschichte abgebrochen

wuerde mich freuen wen es doch vlt weiter geht

lg Sasa
Von:  MaLu_van_Bensharel
2008-07-24T19:43:23+00:00 24.07.2008 21:43
weiter büddeee *rumhüpf*. der arme kai... >.< hab fast mitgeheult... ich hoffe du schreibst bald weiter! lg
Von: abgemeldet
2008-07-22T12:21:08+00:00 22.07.2008 14:21
voll lieb die beiden zusammen
gut dass kai nich gesprungen is...wär ein zu krassen ende ;D
weiter so ^^
Von:  Ruki_
2008-07-21T21:21:41+00:00 21.07.2008 23:21
zum glück is kai nich gesprungen.
das war wieder sehr schön geschrieben, echt klasse.
freu mich schon aufs nächste kapi^^
Von:  kaya17
2008-07-21T18:24:57+00:00 21.07.2008 20:24
Wirklich sehr schön und einfühlsam geschrieben^^ Toll weiter so
Von:  Mucc
2008-07-20T18:13:43+00:00 20.07.2008 20:13
moi....iwie traurig ´____`)/
aber weiter so~
ich mags ;D
Von:  MaLu_van_Bensharel
2008-07-19T19:09:43+00:00 19.07.2008 21:09
super weiter!!!!! ich will unbedingt weiter lesen. voll traurig das kapi. *keks geb* aber toll
Von:  Ruki_
2008-07-02T14:30:38+00:00 02.07.2008 16:30
das war ein echt schönes kapi.
und dein stil is wie immer klasse^^
bis zum nächsten^^
Von:  Ruki_
2008-06-21T12:11:18+00:00 21.06.2008 14:11
mou~
ich will weiter lesen >/////<
bin gespannt was beim nächsten kapi passiert und freu mich schon auf die überraschung^^
Von:  Ober_Uke
2008-06-15T13:38:04+00:00 15.06.2008 15:38
zu wenig .-.
aba hat mir gefallen :3


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