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Heart Over Mind

von

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Kapitel 15

„Chrys, Huhn oder Schwein?“ –„Das Huhn ist mit Broccoli, nicht wahr?!“ –„Japp.“ –„Dann gib mir das.“ –„Sagt mal, habt ihr euch schon einen Namen überlegt?“ –„Machen Sie mal halblang hier. Wir haben uns gerade erst dafür entschieden. So schnell geht ’s ja nun nicht.“ –„Ich würde das kleine Würmchen gerne Hoka nennen, Forte.“ –„Shit! Du bist mir wieder einen Schritt voraus.“ –„Das ist ein schöner Name, Junge.“ –„Jetzt heben Sie nicht gleich ab! Von jetzt auf gleich werden hier keine Eier gelegt! Das will ich gleich mal klarstellen!“ –„Musst du immer so direkt sein?!“ –„Ja, muss ich, sonst sagst du nie was du denkst. Gib’ mir noch was von deinem Huhn ab. Ich hab’ meine Portion schon leer.“ –„Na gut, aber lass mir was übrig.“ –„Was habt ihr beiden nun für morgen geplant?“ –„Ich …“ –„Wir müssen zuerst morgen Vormittag zu einem Gespräch im Verlag. Das kann einige Stunden dauern. Hinterher gehen wir mit Ihnen zum Essen und am Nachmittag gehen wir über den Friedhof. Reicht Ihnen das als Programm?“ –„Im Verlag? So, so.“ –„Der Verleger ist sehr neugierig auf ein Probekapitel, Paps.“ –„Nicht mal ich habe bisher ein Kapitel davon zu lesen bekommen.“ –„Das ist nichts was ausgerechnet du heute schon lesen solltest.“ –„Bitte, Chrys. Nur das Vorwort.“ –„Na, komm. Gib deinem Vater schon das Vorwort. Du hast dir doch nicht umsonst so viel Mühe gegeben.“ –„Also gut, druck ’s aus. Du bist so und so wieder dran.“ –„Kein Thema. Wir wollen doch deinen Verleger nicht enttäuschen.“
 

~~ Kapitel 15
 

Ich lief ziellos den Krankenhausflur auf und ab. Eigentlich hatte ich telefonieren wollen, war aber so durch den Wind, dass ich nicht in der Wartezone suchte. Ich sah aus dem Fenster am Ende des Flures und seufzte. „Suchen Sie etwas?“, fragte ein zartes Stimmchen hinter mir. Als ich mich nach ihr umdrehte, wirkte sie erst etwas erschrocken, weil ich den Mundschutz noch trug.
 

Sie war es. Tara Vaidur, Chrys’ Mutter.

Ich zog an dem Schutz, so dass er nur noch lose um meinen Hals hing und lächelte. Aber es war ein grimmiges Lächeln. „Ich suche ein Telefon, Ma’am“, antwortete ich. Sie sah mich aus ihren Meeresschaumgrünen Augen traurig an. „Lassen Sie uns dieses Spiel nicht weiter spielen, Ma’am. Sie müssen mir und vor allem Ihrem Sohn die Wahrheit sagen. Ich will auch keine Geheimnisse mehr vor Ihnen haben. Hassen Sie mich bitte nicht für das was ich fühle.“ Sie schluckte und sah zu Boden. Fast hätte ich den Gedanken fallen gelassen, aber ich wollte reinen Tisch machen um mein Gewissen zu erleichtern. Sie war so zerbrechlich neben mir, dass ich Angst um ihre Gesundheit bekam. „Sprechen Sie, Forte. Was es auch ist, ich werde mein Bestes geben um Ihnen zu verzeihen“, sagte sie mit so viel Festigkeit in ihrer Stimme wie sie aufbringen konnte. Nun wirkte sie trotz ihrer schmächtigen Gestalt wie eine sprungbereite Raubkatze, die alles daran setzen würde ihr Junges zu verteidigen. Ich wählte meine Worte sorgfältig, doch einzig dieser eine Satz prangte im Raum und wollte ausgesprochen werden.
 

„Frau Vaidur, ich liebe ihren Sohn.“
 

Der Angriff, den ich befürchtet hatte, blieb aus genau wie die andere Konsequenz, die mir in den Sinn gekommen war. Ihre Antwort hatte ich allerdings nicht erwartet. „Es ist gut. Wir hatten schon früher gehofft, dass es so geschieht. Unser Wunsch musste zu diesem Ergebnis führen. Die Überlieferungen des Ältesten waren korrekt.“ –„Dann erklären Sie es mir. Wenn es gut ist was ich fühle, möchte ich gerne wissen warum es so ist.“
 

Sie lächelte. „Ich war eine der Wissenschaftlerinnen, die vor etwa zwanzig Jahren nach Neu-Namek geschickt wurde. Während auf der Erde die großen Städte wieder aufgebaut wurden, landete unsere kleine Expedition und begann sofort Informationen zu sammeln. Uns wurden zwei junge Männer zur Seite gestellt, die uns vor der dortigen Tierwelt beschützen und uns von der Geschichte ihres Volkes erzählen sollten. Sie erzählten uns von einer mächtigen Magie, doch für uns war es schwer daran zu glauben ohne sie gesehen zu haben. Also ließen wir uns dir Dragonballs bringen. Von der Erkenntnis überwältigt erkannten wir nicht das Ausmaß des Unwetters, das sich über uns zusammenbraute. Unser Start verzögerte sich um Tage. Darum beschworen unsere Beschützer die magische Präsenz, die von den Einheimischen Polunga genannt wird. Sie riefen den Drachen an um die Seelen der Helden, die ihr Volk vor Tausenden von Jahren befreiten erneut unter den Lebenden wandeln zu sehen. Der Drache gewährte zwar den Wunsch, doch nichts geschah. Die beiden übrigen Wünsche kombiniert zu einem verbannten den Sturm.

Die jungen Männer fürchteten von ihren Clans verstoßen zu werden, da sie den ersten Wunsch verschwendet glaubten. Einer von ihnen wich mir nicht mehr von der Seite, da er bemerkte wie sich meine Gesundheit verschlechterte. Ich verliebte mich in ihn und er sich in mich.

Sehen Sie, ich habe ihn geheiratet, als wir zur Erde zurückkehrten. Wir zogen nach Central City und begannen ein neues Leben.

Wie Sie sicher wissen, Forte, tickte meine biologische Uhr und sie tickt noch in diesem Moment, in dem ich hier mit Ihnen stehe und Sie erfahren was für Sie so wichtig ist.

Ich hatte alles: ein Häuschen am Stadtrand, einen gut bezahlten Job im Krankenhaus, meinen fürsorglichen und treuen Ehemann. Aber ich wollte Kinder. Es fehlte mir noch zu meinem Glück. Damals stellten meine Ärzte eine erworbene Herzschwäche bei mir fest. Aber ich wollte diese Baby. Wir liebten uns jede Nacht. Vorsichtig damit mir nichts geschah.“ –„Und als nichts passierte, haben Sie Ihren Mann gebeten …?“ Ich brachte die Frage nicht zuende, lehnte mich stattdessen gegen die Fensterbank in meinem Rücken. „Ja. Ich habe ihn gebeten, ihn angefleht und er erfüllte mir diesen Wunsch wie alle anderen vorher. Und ich liebte das kleine Baby, das aus dem großen Ei geschlüpft war als wäre es in meinem Bauch gewachsen. Sein Vater kann nichts dafür, dass der kleine Chrys krank wurde. Ciasto ist kein Vorwurf zu machen.“

Sie seufzte und sah an mir vorbei aus dem Fenster. „Der andere Mann, den Sie damals mit zur Erde brachten, ist heute mein Vater, nicht wahr?!“ –„Ja. Eure Väter waren einmal gute Freunde. Wir verloren Ihren Vater kurz nach unserer Ankunft aus den Augen. Ich bin auch stolz auf ihn. Sie können ihm das gerne von mir ausrichten.“ Tränen füllten ihre Augen, als sie mich ansah. „Die Seelen, die wir damals riefen, strebten schon zu Lebzeiten zueinander. Liebe ist die stärkste Macht im Universum, müssen Sie wissen. Nennen Sie mich sentimental, aber ich habe es am eigenen Leib erlebt.“ Sie lächelte und ihre Tränen liefen frei über ihre blassen Wangen. „Der Älteste berichtete uns damals von einem Jahrtausende alten Versprechen. Alles in diesem Universum kann auf die eine oder andere Weise wiedergeboren werden. Es ist viele Male geschehen bevor einer von euch überhaupt ins Tageslicht blickte. Der Wunsch war nicht vergeblich. Das Versprechen wird nun eingelöst. Dass ihr euch wieder begegnet seit, ist der Wille einer höheren Macht. Bitte lachen Sie nicht über mich, denn ich glaube, dass es ein Schicksal gibt.“ Sie schluchzte offen. Ich kramte fieberhaft in meiner Jacke nach dem Taschentuchpäckchen. „Ich werde nicht lachen. Danach ist mir schon seit Stunden nicht mehr.“ Ich bot ihr ein Taschentuch an und sie zog eines heraus. „Ich danke Ihnen“, schniefte sie und tupfte ihre Tränen fort. „Dafür nicht“, entgegnete ich. „Ich meine nicht das Tuch. Danke, dass Sie mir zugehört haben und ehrlich zu mir sind.“ –„Ich muss Ihnen danken, dass Sie mit mir darüber gesprochen haben. Nun kann ich Sie und meinen Vater besser verstehen.“

Es war schwer zu sagen, ob ich ihr das nur erzählte um ihr Gewissen zu beruhigen … Oder meines.
 

Was sie zu berichten hatte zog mir den Boden unter den Füßen weg. Nicht, dass mich die Vergangenheit schockierte oder die Tatsache, dass sie von Schicksal sprach.
 

Es war Schuld.
 

Ich fühlte mich schuldig, dass ich ihn drei Jahre lang ignoriert und zugelassen hatte, dass die Schnarchlappen in der Schule ihn durch die Mangel drehten. Ich war ungerecht gewesen. Aber wie oft traf man in der Schule auf jemanden, der Hilfe nötig hatte, wenn man selbst Scheuklappen trug.

Das Schweigen war erdrückend. Ich sah sie nur an wie sie die letzten Tränen verdrückte. Aber etwas brach über mich herein. Mir wurde mit einem Mal unglaublich kalt. Zuerst glaubte ich, mich angesteckt zu haben, aber das war es nicht. Ich sank auf meine Knie.
 

Sihais Baby war gar nicht von mir.
 

Eigentlich hätte es mich erleichtern sollen, doch das tat es nicht. Ich ballte die Fäuste.
 

Meine Freundin hatte mich mit einem anderen betrogen.

Das war aber nicht alle. Sie wollte mir das Kind unterjubeln.
 

Ich biss die Tränen zurück. „Können Sie mir zeigen, wo das Telefon ist? Ich muss dringend telefonieren“, fragte ich matt und stemmte mich vom Boden hoch. Meine Beine waren kraftlos und ich musste mich an den Fenstersims klammern. „Sind Sie krank, Forte? Soll ich Doktor Rubinn ausrufen lassen?“, fragte Tara besorgt und berührte mich vorsichtig an der linken Schulter. „Zeigen Sie mir nur, wo das Telefon ist“, stöhnte ich.

Sie ging voran durch die Wartezone und zeigte auf eine der Bildtelefonzellen auf der gegenüberliegenden Seite der Raumes. Ich musste mich sehr zusammenreißen, als ich meine Schritte dorthin lenkte. Mit ungelenken Berührungen wählte ich die Nummer des Anwesens. Es läutete dreimal bevor jemand den Monitor aktivierte. Sineo meldete sich nicht wie üblich. Er sah mich erschrocken an. „Forte, was ist los? Wo steckst du?“, fragte er besorgt.

„Ich erklär ‘s dir später. Schick bitte den Wagen zum City Hospital.“ Sineo sah noch schockierter aus. „Ist dir was passiert? Hattest du einen Unfall?“ –„Es ist nichts mit mir. Lass mich einfach abholen. Ich bin nicht mehr fähig heute selbst zu fahren. „ Meine Stimme versagte. „Gut. Ich fahre mit und hole dich ab. Ich glaube, du brauchst jemanden zum Reden. Wo ist dein Freund?“ –„Deswegen bin ich im Krankenhaus. Er liegt mit einer Lungenentzündung im Bett. Bei etwas Glück kann er in ein paar Tagen wieder nach Hause.“ –„Ich verstehe“, entgegnete Sineo. „Hilf mir einfach, ja?! Er kann nichts dafür, dass es mir jetzt schlecht geht.“ –„Ich beeile mich. Foster ist bestimmt bereit meinen Abenddienst zu übernehmen. Ich sehe dich gleich.“ Sineo beendete das Gespräch und das Gerät schaltete sich ab.

Ich ging ein paar Schritte rückwärts bis ich gegen die Wand stieß. Meine Kiefer schmerzten vor Anstrengung die Tränen zurück zu halten. „Setzen Sie sich zu mir“, bat Tara und hielt mir einen Becher Kakao aus dem Automaten hin. Ich nahm den Becher und trank gierig, verbrannte mir die Zunge dabei, die aber sofort begann zu regenerieren. Als wir an ihrem Platz ankamen, wo ihre Handtasche auf sie wartete, bog ihr Mann gerade um die Ecke. „Wie geht es ihm?“, fragte sie. Ihr Mann lächelte dünn. „Chrys schläft jetzt, aber ich sagte ihm, ich würde Sie wieder zu ihm schicken, Forte. Es ist gut, dass Sie für ihn da sein können.“ Ich nickte. „Es ist gut, dass Sie noch so viel mehr für ihn sein können“, lächelte sie ihr Gesicht ansonsten für mich unlesbar. Ich wurde lila. „Ich werde Morgen nach der Schule länger bei ihm bleiben. Lassen Sie mich noch kurz ein Mal in sein Zimmer? Es dauert auch nicht lange. Ich werde gleich abgeholt.“ –„Gehen Sie ruhig, Forte. Aber vergessen Sie nicht Ihren Mundschutz aufzusetzen“, antwortete sein Vater.

Ich schlüpfte an ein paar Krankenschwestern vorbei und wanderte einigermaßen benommen den Gang entlang. An der Zimmertür angekommen zog ich mir den Mundschutz wieder über Mund und Nase. Dieser hielt nicht mehr richtig, nachdem ich vorher daran gezerrt hatte. Im Zimmer piepten stetig die Instrumente, die seine Atmung und seinen Herzschlag überwachten. Chrys war in der Position eingeschlafen, in der ich das Bett hinterlassen hatte. Es wirkte unbequem und so fuhr ich das Bett mit der Fernbedienung wieder in die Waagerechte. Er atmete mit halboffenem Mund. Ich deckte ihn noch mal gut zu und streichelte sein Gesicht.

Meine Gedanken überschlugen sich bei jeder Berührung. Die Schuld trieb mir nun doch Tränen in die Augen. „Du hast meinetwegen so viel gelitten“, schniefte ich. „Morgen nach der Schule komme ich dich besuchen. Versprochen.“ Ich nahm den Mundschutz ab. Nun war es mir herzlich egal, ob ich mich bei ihm ansteckte. Ich küsste ihn auf die Stirn zwischen seine Fühler. „Ich liebe dich, Chrys“, flüsterte ich. Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen, wenn er es realisierte. Im Moment machte es mich sehr traurig, dass er mich nicht mal hörte.
 

Langsam schlich ich aus dem Raum und ließ ihn schlafen. So verabschiedete ich mich von seinen Eltern. „Grüßen Sie mir Ihren Vater, Forte“, lächelte seine Mutter. Inzwischen tat sie mir noch mehr leid. Sie durfte als Einzige ihren Sohn nicht besuchen. „Morgen wird jemand zu Ihnen kommen und Ihr Haus überprüfen. Das bin ich Ihnen schuldig.“ –„Sie sind ein guter Junge. Ich halte sehr viel von Ihnen.“ –„Danke, Ma’am. Frau Vaidur, Herr Vaidur, ich wünsche Ihnen trotz der Umstände eine gute Nacht. Ich werde jetzt abgeholt. Grüßen Sie Ihren Sohn von mir, wenn er aufwacht.“ Sie schüttelten mir zum Abschied die Hand bevor ich in den Fahrstuhl stieg und ins Erdgeschoss fuhr. Unten im Foyer lief Sineo aufgeregt auf und ab. „Hey“, grüßte ich müde. „Ich dachte, dass der Empfang so schlecht wäre, aber du siehst wirklich so fertig aus. Ich bringe dich jetzt nach Hause“, lächelte er. Schweigend gingen wir hinaus und er ließ mich vor ihm hinten in den schwarzen Jeep einsteigen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, konnte ich nicht mehr. „Sie hat mich mit einem anderen betrogen, Sineo!“, heulte ich. Sineo blinzelte. „Sihai hat was?!“ –„Das Kind war nicht von mir! Sie hatte die ganze Zeit einen anderen Lover!“ –„Wie kommst du darauf?“ Er hielt mir sein Stofftaschentuch hin. „Weil … Weil es biologisch nicht möglich ist.“ Ich nahm das Tuch und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Aber dein Freund ist doch …?“ –„Nein. Er ist genau wie ich aus einem Ei geschlüpft. Ich habe mit seiner Mutter gesprochen.“ –„Ich kenne sie. Vor Jahren habe ich mal eine Abhandlung von ihr gelesen. Wenn Doktor Vaidur es dir erzählt hat, bist du doch fein raus. Denk bitte was dir dieses Wissen für Scherereien erspart. Deine Eltern sind sicher erleichtert zu hören, dass sie keinen Prozess führen müssen.“ –„Sie ist eine Ärztin?“ –„Sie war eine ausgezeichnete Ärztin. Sie hat damals mit Doktor Rubinn zusammen gearbeitet. Aber ihre Krankheit verhinderte, dass sie ihre Karriere fortsetzen konnte.“ –„Sie kennt Doktor O.? Halt. Stop. Woher weißt du das alles?“ –„Du weißt gar nicht worüber dein Vater alles zu erzählen weiß, wenn er mich daran hindern will ihn im Schach zu besiegen.“

Ich wusste nicht, wo ich diese Informationen noch einsortieren sollte. Mein Schädel drohte mir vor Überlastung zu platzen.

Ich wusste nun, dass Vater sie von Früher kannte und sie offenbar viel mit ihm gesprochen hatte. Trotz allem war es mir bedeutend lieber die ganze Wahrheit aus ihrem Mund zu hören.

Noch immer lastete dieses Gefühl über Jahre hinweg benutzt worden zu sein auf meinen Schultern.

Ein neuer Schub Tränen baute sich auf. „Forte, wenn du das alles verkraftet hast, beginn ein neues Leben. Die Ära Sihai ist vorbei“, sagte Sineo sanft und legte mir zur Beruhigung die Hand auf die Schulter. Ich nickte.

„Tara weiß, dass ich mich in ihren Sohn verliebt habe. Vorhin auf dem Flur … Ich habe es ihr ins Gesicht gesagt.“ –„Oh?!“ –„Ja. Ich konnte nicht mehr warten, weil ich solche Angst habe, dass ich ihn zu spät getroffen habe.“ –„Du hast Angst, dass er an dieser Lungenentzündung sterben könnte, nicht wahr?!“ -Es sind erst ein paar Tage, Sineo, aber ich weiß, dass ich ihn liebe. Ich könnte ihn niemals betrügen …“

Ich stammelte rum, dachte es wäre nur sentimentales Zeug, aber das war es nicht. Ich fühlte wirklich so.

Der Fahrer hinter seiner blick- und schalldichten Glasscheibe steuerte bereits unser Anwesen an und hielt vor dem Hauptgebäude. „Du schläfst heute Nacht im Haupthaus damit ich auf dich aufpassen kann. Ich möchte nicht, dass du Morgen nicht mehr aufwachst. Es gibt Leute, die dich lieben und die dich brauchen.“ Ich fühlte mich zum ersten Mal zu schwach um Widerworte zu geben, also taperte ich Sineo hinterher bis ins untere Wohnzimmer, wo er mir die Jacke auszog und mich in eine Decke wickelte. Er verschwand eilig in der Küche um Minuten später mit einem Tablett erneut vor mir zu stehen. „Trink die warme Milch mit Honig. Es ist schon spät und du solltest dich beruhigen.“ Mit diesen Worten reichte er mir die Tasse. „Sag mal, warum habe ich dich nicht als meinen Bruder?“, fragte ich matt. „Ich bin doch so was in der Art“, lächelte er und setzte sich neben mich. „Ich wäre jetzt gerne stark. Für Chrys, weißt du?! Ich habe so viele Fehler gemacht, die ich vielleicht nie wieder gut machen kann. Wenn ihm was passiert … Sineo, ich habe Angst.“

Ich gab es einfach so zu. Wie platt auch immer es klang, war es doch die Wahrheit. Ich trank einen Schluck aus der Tasse und wickelte die Decke fester um mich. „Er hing ganz schlapp in meinen Armen. Es war so furchtbar“, heulte ich. „Kopf hoch. Doktor Rubinn ist doch bei ihm.“ –„Das kann ich nicht. Ich war dabei, als sie ihn in der Schule gequält haben und ich habe weg gesehen. Ich habe ihn eigentlich nicht verdient, verstehst du?! Heute Morgen hat er es mir gesagt. Er hat gesagt, dass er mich liebt.“ Ich sank auf der Couch zusammen und weinte wie ein kleines Kind. „Du hast eine zweite Chance verdient. Du kannst Dinge wieder gut machen. Nicht alle, aber viele. Jemand ist bereit dir diese Gelegenheit zu geben. Nimm sie an. Vielleicht ist es ja Vorsehung, dass du ausgerechnet von diesem netten Jungen deine zweite Chance bekommt. Und ganz ehrlich, ich mag ihn auch. Er ist nicht so verbohrt wie - sagen wir mal - deine Schwester. Geh zu ihm hin und sag ihm was du fühlst.“ –„Das habe ich.“ –„Und?“ - „Ich ließ ihn weiterschlafen.“ Sineo rollte mit den Augen. „Sag es ihm ins Gesicht, wenn er wach ist. Lass ihn nicht weiter auf deine Antwort warten.“

Sineo stand auf, half mir auf die Beine und brachte mich ins kleinere der unteren Gästezimmer als Vorsichtsmaßnahme.

Lange konnte ich nicht einschlafen und immer wenn ich es doch tat, verfolgte mich dieser Anblick, als er mir in die Arme gefallen war. ~~



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