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Gott ist tot

Otherside
von

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Erinnerungen

Ewigkeit. Klingt, wie es ist: ewig.

Und was könnte schlimmer sein, als diese in endloser Einsamkeit verbringen zu müssen?

Jeder verbringt sein Schicksal so gut, oder so schlecht, wie er es eben kann.
 

Die einen, lassen sich treiben; werden wehrlos dem "Leben" gegenüber, doch einige wenige, aber vorhandene, wissen etwas daraus zu machen.
 

Ewigkeit bedeutet für IHN unendliche Freuden und irgendwie Glückseligkeit - auch wenn man es von einem Vampir wohl nicht unbedingt erwartet.
 

Chester Proyas. Mehrere hundert Jahre alt - und Vampir.

Groß gewachsen, schmale aber stattliche Statur, langes, wallendes, rot-braunes Haar...und Augen, für die so manche Frau bereit wäre zu sterben. Diesem geradezu giftigem Grün konnte bisher kein einziges weibliches - und auch kein männliches - Wesen widerstehen.

Was Chesters Äußeres verspricht, das hält auch sein schmeichelndes Mundwerk.

Wenn man ihm schon nicht wegen seinem bloßen Erscheinens verfällt, dann spätestens, wenn er zu einem spricht; seine sanfte, aber deutlich männliche Stimme, weiß was sie sagen muss - und wann sie dieses tun muss.
 

Er war aber nicht immer so charmant und zuvorkommend, geradezu aufdringlich, nein, er lernte es, als er es lieben lernte Vampir zu sein - mit der vollen Kraft seines toten, nicht mehr schlagenden Herzens. Paradox, aber selbst ein totes Herz kann brechen.

Auch wenn Chester es könnte, er hat seit Jahrzehnten keine einzige Frau mehr berührt - mit gutem Grund. Oft denkt er daran zurück, aber nie ohne eine gewisse Form von Schmerz in seiner bleichen Brust.

Selbst Gefühle sterben für einen Vampir nicht, besonders dann, wenn er sie erst in diesem Dasein erlangt.
 

Man sollte wissen, bevor er zu diesem Charmeur ohnesgleichen wurde, war Chester ein ganz normaler Streuner. Er irrte in der ganzen Welt umher: Venedig, Paris und in vielen anderen Städten trieb er sein Unwesen. Immer gerade da, wo ihn der Zufall hintrieb, machte er alles unsicher, wie er nur konnte. Denn er war nicht unbedingt ein einfacher Streuner, sondern er brachte auch viele Menschen um ihr Leben.

Gewissenbisse kennt er nicht; ob Frau, ob Kind, oder einfach bloß ein Tier, das ihm in die Quere kam, Chester machte vor nichts halt.

Als Waise lernte er nie einen Beruf oder bekam eine Schulbildung.

Eines Nachts, im verschneiten und eiskalten Nowosibirsk, schleichte sich der 20-jährige junge Mann in ein altes, leerstehendes Gebäude. Die Vorbesitzer müssen wohl vor dem unverhofften Kälteeinbruch geflohen sein, dachte sich Chester und ließ sich in einem der schönen, handgefertigten, großen Betten nieder, die er in diesem sehr wohlhabenden Haus vorfand.

Von Außen war dem Gebäude nicht sehr anzusehen, dass es wohl wohlhabende Bewohner gehabt haben muss. Während die Fassade eher abschreckte, war dem Inneren mehr als nur Wohlstand anzusehen. Überall Bilder von Königen und Prinzessinen, welche mehrere Generationen aufzeigen in Chesters Augen, Kronleuchter an den Decken eines jeden Zimmers und in jedem Zimmer mindestens ein schön geschnitztes Regal mit vielen Büchern aus aller Welt.

Selbst der bis dahin unbelesene Chester merkte, dass die Sprachen sehr unterschiedlich waren, alleine der Schrift wegen. Die kyrillischen Zeichen konnte er absolut nicht deuten und schon die arabische Schreibform machte dem jungen Erwachsenen schwere Probleme. Schließlich hat er nie gelernt zu lesen.
 

"Hätten meine Eltern mich behalten...", sprach er leise zu sich, während er auf dem Bett lag und alle Viere von sich streckte, "dann könnte ich zumindest die englischen Bücher lesen, aber so ein Kind wie mich will wohl niemand."

Er dachte an die kurze Zeit im Heim, bevor er dort ausriss. Mit Absicht machte er immer seine Runden um das Waisenhaus, er wurde auch oft genug gesehen, sicherlich auch erkannt, doch nie, nicht ein einziges Mal holte ihn jemand rein.

Was hatte er also dort noch verloren? Somit zog er los, um seinen Platz oder irgendwas anderes zu finden. Freunde hätte er am liebsten, aber selbst die blieben ihm immer versagt.

Die Menschen, denen er Vertrauen zusprach, hintergingen ihn sehr schnell oder versuchten ihn im Schlaf an die Gurgel zu gehen. Seitdem wachte Chester die meiste Zeit vom Tage, besonders nachts schlief er nie, denn da konnte am meisten passieren.
 

Verzweifelt durchforstete er die Regale im ganzen Haus, doch es gab nichts, was er auch nur ansatzweise hätte lesen können. Erschöpfung machte sich in Chesters Körper breit, war die Eiseskälte mit seinen zerlumpten Klamotten kaum zu ertragen, so nagte der Hunger seit Wochen schwer an ihm.

Mit letzter Kraft schleppte er sich noch auf eines der vielen Betten, deren Decken für ihn wie Wolken schienen.

Sofort schlief der junge Mann ein.
 

Ein Geräusch ertönt. Blitzartig schlug er seine Augen auf, bewegte sich aber noch nicht. Es ist besser, wenn die Person, die vermutlich ebenfalls im Haus Unterschlupf sucht, nichts von seinem Aufenthalt so schnell erfährt.
 

"Oh, du bist wach?", erklang eine sehr tiefe, rauchige Stimme an seinem Ohr, jedoch spürte Chester keinen einzigen Atemzug.
 

Wie von etwas gebissen sprang der Junge auf und rannte zur Tür hinaus in den Gang.
 

"Wer zum Teufel war das?!", fuhr es ihm in den Kopf.
 

"Hmh, bist nah dran, Bursche", ertönte es abermals, aber diesmal mit einem sanften Kichern, in seinem Ohr.

Chester dreht sich hastig um. Vor ihm steht ein Mann, so scheint es, größer als er, geschätzte 1,90m und was Chester sofort auffiel waren seine eiskalten, weißen Augen auf der blassen, bläulich-schimmernden Haut.

Der ungebetene Gast trägt einen Anzug im Viktorianischen Stil, ein edles Rüschenhemd lässt sich durch den, mit Details gespickten, in dunkelblau gehaltenen Frack-ähnlichen Mantel erahnen.
 

Es war unschwer zu erkennen, dass der junge Proyas Angst verspürte. Am ganzen Leibe zitterte er, und seine schulterlangen Haare hingen ihm reihenweise im Gesicht, welche ihn aber in diesem Moment nicht zu stören schienen. Viel mehr wunderte er sich, dass er nicht einen Schritt von dem Fremden wahrgenommen hat.

Und noch viel mehr wunderte er sich, ob er seinen Gedanken vorher laut aussprach.
 

"Aber nein," versicherte er sanft," Gedacht hast du sie schon, deine Gedanken...nur zu überhören sind sie nicht". Der Unbekannte drehte seinen Rücken dem Jungen zu, dieser bemerkte jetzt erst, dass der Mann bodenlanges, pastellblondes Haar hat - und das dieser mit seinen feinen Stiefeln nicht auf dem Boden wandelt.
 

Wie hypnotisiert folgt der 20-jährige dem schwebenden Wesen zurück ins Schlafgemach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lyrilith
2008-08-22T06:45:39+00:00 22.08.2008 08:45
Soa, dann lass ich auch mal mein Lob und meine Kritik da. :3

Warum wandelt der Junge in dem "verlassenen" Haus umher und schaut ob er etwas findet was er lesen kann wenn er doch eh nie gelernt hat zu lesen? ô.O Diese Motivation verwirrt mich..

Ansonsten kann ich nur sagen: Schreib weiter! :D Will wissen was passiert! ^^
Von:  charLEEROY
2008-01-17T12:47:09+00:00 17.01.2008 13:47
yay, die erste~
Also... ich sags jetzt net, weil ich dia lüp hab, sondern, weil ich es so finde ^^
ich finde, du hast eine tolle art zu beschreiben. yep, aba ich kannte des auch irgendwie noch von deinen Gedichten ^^
Jaja, ich werd des hia ma verfolgen ^^
Darfst stolz drauf sein, dat ich des tu XD
*knuddelz*

Des Lee


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