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Antarctica - im Herzen des Eises

eine Sammlung von Oneshots, zu einer durchgehenden Story zusammengefasst
von

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Entscheidung

Langsam spitzt sich die Handlung zu. Verzweiflungstaten und verbales Lavieren garantiert! :D Viel Spaß!
 

Hauptcharakter: Ryucama (21 Jahre alt, Fähigkeiten: Eis-Offensive/Blut-Defensive, Rang: Captain/Offizier), Vestral (28 Jahre alt, Fähigkeiten: Licht/Blitz-Offensive, Rang: Leutnant/Unteroffizier), Lucarna (25 Jahre alt, Fähigkeiten: Nekromantie/Beschwörung, Rang: General), Chargal (53 Jahre alt, Gestik/Empathie 2. Grades, Rang: General)
 

Wind strich beinahe sanft über die Hänge aus Eis, trieb zarte Schleier aus Schnee vor sich her. Fast hätte man meinen können, die Landschaft sei aus Zucker – nur die klirrende Kälte bewahrte ihn davor, allzu sehr ins Träumen zu geraten. Das, und die Tatsache, dass sie seinen Freund opfern würden, weil er zu viel wusste.

Ryucama seufzte. Sein Atem bildete dichte Wolken vor seinem Gesicht und der Luftzug riss an seinen dunklen Kleidern. Er musste irgendetwas tun, das stand außer Frage. Doch was würde Cesaja retten? Rajan hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er noch nicht die Entscheidungsgewalt besaß, diese Wahnsinnstat ungeschehen zu machen. Und Sarmagon konnte er schlecht bitten, davon abzulassen, oder? Im Grunde ging es ihn nichts an, was die Generäle entschieden – Cesaja und er waren Soldaten, Untergebene. Chargal war derjenige, der die Fäden zog. Er und Lucarna waren diejenigen, um die es ging, Sarmagon zu beeinflussen mochte vielleicht etwas helfen, doch er allein würde überstimmt werden, selbst wenn Rajan noch rechtzeitig zum General ernannt werden würde. Man würde einem Neuling sicher nicht zugestehen, die Entscheidungen zu kippen.

Er fluchte. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben! Doch ihm fiel nichts ein, wie er Cesaja retten konnte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis...

Doch was, wenn er Lucarna forderte? Ryucama hob den Kopf. Der Nekromant war einer der gefürchtetsten Mages, niemand hatte ihn je zu einem Duell herausgefordert. Was, wenn er sich gerne hinter seinem finsteren Äußeren versteckte, und in Wirklichkeit keineswegs so mächtig war, wie alle Welt annahm? Der junge Mage schluckte. Einen Schritt wie diesen zu wagen zeugte von seiner Verzweiflung. Doch sollte er es wirklich tun? Nie hatte er es gewagt, jemanden zum Duell zu fordern... Der eisige Wind strich über seine Wangen und er zog die Kapuze vom Kopf. Sein Haar wehte in der klirrenden Kälte, dem wispernden, einsamen Wind. Ryucama schloss die Augen. Wenn es sein musste... er war kein Feigling. Er würde sich seiner Angst stellen – für Cesaja!
 

Als Vestral den Raum betrat und Sarmagon, Chargal und Lucarna sowie einige andere Leute versammelt sah, dachte er bereits, er wäre zu spät, doch dann winkte ihn Chargal zu sich, schob ihm eine flache Mappe hin. Der Rothaarige an Sarmagons Seite hielt ebenso eine. Das musste folglich Rajan sein, der Mage, der mit ihm zum General gekürt werden sollte. Er schluckte. Seit er das Angebot angenommen hatte, hatte er sich immer wieder gefragt, ob es wirklich richtig gewesen war, das zu tun. Er schlug die Mappe auf und besah sich die Urkunde, mit der er offiziell zum General Antarcticas ernannt wurde. Mit diesem Dokument wäre er in der Lage, über die Legionen des Staates zu gebieten, falls es nötig wurde. Seine Hand, die das Papier hielt, zitterte. Er nickte und schlug die Mappe wieder zu. Er würde es erst bekommen, wenn er offiziell vor der gesamten Versammlung der Mages im Ringsaal ernannt wurde. Schweigend gab er Chargal die Blätter zurück und sah, wie Rajan dasselbe tat.

„Ich bin froh, dass Sie beide unser Angebot angenommen haben. Antarctica braucht Führungskräfte der höchsten Ebene viel zu dringend, als dass wir nach anderen, weniger geeigneten Mages als Ihnen Ausschau halten könnten.“, sagte Chargal mit einem Lächeln auf den Lippen. Vestral spürte deutlich, dass er es war, der die Generäle anführte, ganz gleich was alle anderen behaupten mochten. Chargal war das Gehirn hinter den Schlachtplänen. Doch zugleich fühlte er auch, dass sich dieser Mann die Macht nicht aus den Händen nehmen lassen würde. Zum General zu werden hieß nicht, völlig unabhängig zu werden.

„Wann soll die Zeremonie im Ringsaal stattfinden?“, wollte Rajan leise wissen. „Gibt es bereits einen Termin, oder sollen wir erst offiziell ernannt werden, wenn wir die Zeit unserer Ausbildung hinter uns haben?“ Seine ruhige Stimme ließ Vestral auf gute Zusammenarbeit hoffen. Sein neuer Mitgeneral schien ein sanftes Gemüt zu besitzen, er war scheinbar keiner, der gerne auf den Tisch haute und seine Meinung lautstark durchsetzte.

„Wir haben beschlossen, dass die Ernennung in vier Tagen, also nächsten Sonntag, stattfinden soll. Sie werden natürlich alles erhalten, was Sie dafür benötigen, einschließlich Kleidung und Accessoires.“ Vestral runzelte die Stirn und Sarmagon lachte. „Oh ja, zur Gewandung eines Generals gehören diverse Schmuckstücke, die selbstverständlich keiner von uns trägt, außer zu offiziellen Anlässen wie Festtagsfeierlichkeiten, Banketten und dergleichen. Aber zu unserer Einführung haben wir natürlich alles getragen – wie auch Sie es bitte tun.“

Rajan lächelte säuerlich. „Scheint, als müssten wir uns wegen der Kleiderordnung keine Gedanken machen...“ Chargal nickte und grinste. „Keine Bange, sobald alles vorüber ist, dürfen Sie natürlich wieder tragen, wonach Ihnen der Sinn steht, solange es dem Grundschnitt der Uniform eines Generals entspricht.“ Vestral runzelte die Stirn, besah sich die Generäle genauer. Überrascht fiel ihm auf, dass die Kleider aller drei Männer tatsächlich ähnlich geschnitten waren, auch wenn Sarmagon alles etwas weicher fallend trug, während Lucarna unter dem Obergewand, das zugegebenermaßen einen weiten Ausschnitt hatte, ein hochgeschlossenes Untergewand trug. Farblich waren alle drei sowieso unterschiedlich. Lucarna in finsterem Nachtschwarz, Sarmagon in einem freundlichen Sonnengelb, Chargal in kräftigem Rot waren alle drei Farbkleckse, die sich deutlich von den Farben der einfachen Soldaten abhoben. Er erinnerte sich, Marina hatte meist ein helles Grün getragen, Arius war stets in Weiß erschienen. Aber ihnen allen war die Schärpe gemein gewesen, der Kragen aus Seide...

Vestral fuhr zusammen, als Lucarna das Wort ergriff: „Was dieses Thema angeht, möchte ich Sie bitten zu schweigen. Dies fällt in den Entscheidungsbereich der älteren Generäle – da Sie nicht alle Fakten kennen, wäre es vermessen und gefährlich, eine Entscheidung von Ihnen zu fordern.“ Rajan nickte und Vestral konnte das eisige Lächeln auf den Lippen des Nekromanten sehen. Er runzelte die Stirn. Lucarna hielt den Blick mit Rajan etwas zu lange, als dass Vestral nicht misstrauisch geworden wäre. Da steckte mehr dahinter! Doch Sarmagon machte ihnen allen einen Strich durch die Rechnung. „Wenn das alles ist, möchte ich Sie alle bitten, mich jetzt zu entschuldigen. Ich habe noch einen dringenden Termin, der keinen Aufschub duldet. Wir sehen uns bei der Einführungszeremonie.“ Er nickte ihnen allen zu, dann verließ er den Raum und Rajan schloss sich ihm eilig an, offenbar wollte er nicht mit Lucarna und Chargal in einem Zimmer zurückbleiben, solange Sarmagon nicht da war. Vestral nickte den beiden Generälen zu, dann ging er ebenfalls.

Draußen wollte er Rajan noch abfangen, um ihn zu fragen, was das eben gewesen war, doch der Rotschopf war bereits am Ende des Korridors angelangt. Vestral wollte ihm nicht hinterherrufen, deshalb ließ er ihn gehen. Was war geschehen? Um was war es gegangen? Es hatte fast gewirkt, als hätte Lucarna seine Macht als General ausgespielt! Aber gegen Rajan oder gegen jemand anderen, der Rajan vielleicht nahestand? Vestral seufzte. Dann verließ auch er die Generalsebene.

Auf dem Weg zu seinem Quartier wurde er von einem Fremden aufgehalten, der ihm einen Umschlag in die Hand drückte. Doch ehe Vestral auch nur fragen konnte, was das sollte oder wer der Andere war, war der Fremde bereits wieder verschwunden. Verwirrt sah er auf den Umschlag hinab. Als er ihn öffnete und das Papier darin entfaltete und las, weiteten sich seine Augen. Er sah in die Richtung, in die der Andere verschwunden war.
 

Lucarna betrat seine Wohnung und legte als erstes den langen schwarzen Mantel ab, ehe er sich gemütlich auf den Sessel in seiner Sitzecke fallen ließ. Einige Minuten lang atmete er nur durch, dann richtete er sich wieder auf. Chargal würde in einer halben Stunde vorbeikommen. Bis dahin würde er es sicher geschafft haben, Tee zu kochen und alles für ein gemütliches Beisammensein vorzubereiten. Er war eigentlich nicht der Typ für so etwas, aber Chargal hatte extra darum gebeten, mit ihm unter vier Augen sprechen zu dürfen. Lucarna seufzte. Die Sache mit Cesaja war nach wie vor brenzlig, noch konnte etwas schiefgehen! Er musste seinen alten Lehrmeister davon überzeugen, den Störenfried zu beseitigen, solange noch nichts davon nach außen gedrungen war.

Der Nekromant schüttelte den Kopf. Details waren bereits bekannt geworden. Sonst hätte ihn dieses Nichts von einem Mage neulich nicht aufgehalten! Noch immer sträubten sich ihm die Nackenhaare, wenn er nur an den Kerl dachte! Keine Ahnung vom wahren Leben eines Mages, aber großsprechen wollen... Lucarna starrte auf den Tisch, auf dem sich einige wenige Akten befanden. Wie konnte der Typ es wagen, ihn zu bedrohen? Nein, er würde Cesaja in den sicheren Tod schicken, es war ausgeschlossen, dass er zurückkehrte! Und dann würde sich – zumindest für ihn und Chargal – alles in Wohlgefallen auflösen! Niemand würde hinter das Geheimnis seiner Erschaffung kommen, niemand!

Entschlossen stand der Nekromant auf und setzte Wasser auf. Er würde Chargal überzeugen, seinem Plan zu folgen. Ein einzelner Mage würde niemals in der Lage sein, ein ganzes Fort zu infiltrieren und auch noch unentdeckt wieder herauskommen! Cesaja würde sterben – und das Wissen um das Geheimnis mit ihm! Lucarna grinste. Das bedeutete es, sich mit zu großen Gegenspielern anzulegen: den Tod!

Als Chargal dann auch wirklich wenig später vor seiner Tür stand, hatte sich Lucarna bereits so weit vorbereitet, dass er fast mit der Tür ins Haus gefallen und Chargal den Plan noch auf der Fußmatte vor der Wohnungstür erklärt hätte. Gerade eben schaffte er es noch, sich zurückzuhalten und den Anderen erst nach drinnen zu bitten. Der Gestiker bediente sich an den Kleiderbügeln und hängte seinen schlichten grauen Mantel zu Lucarnas schwarzen Gewändern. Dann betrat er das Wohnzimmer und ließ sich auf dem Sessel nieder, auf dem Lucarna noch vor kurzer Zeit gesessen hatte. Der Jüngere zuckte mit den Schultern und nahm mit dem Sofa vorlieb. Er schenkte Chargal eine Tasse Tee ein und der ältere General begann: „Nun, Lucarna. Ich hatte gehofft, du würdest irgendwann wieder davon abkommen, nur noch schwarz zu tragen. Es gibt dir einen Anstrich von Finsternis und Bosheit, der dir nicht steht.“ Lucarna schüttelte den Kopf. „Bist du deshalb hergekommen? Wegen solch einer Lappalie?“ Chargal schnaubte. „Natürlich nicht. Aber ich hätte trotzdem gern darüber gesprochen, wenn ich schon einmal hier bin.“ Er nahm einen Schluck Tee. „Du bist nicht böse, Lucarna, auch wenn du gern so tust. Also, was soll das?“ „Das geht dich nichts an, Chargal. Wie ich mich kleide, ist allein meine Sache. Ich finde, schwarz steht mir ausgezeichnet, deshalb behalte ich es bei.“ Der Ältere seufzte. „Ich hatte befürchtet, dass du so etwas sagen würdest. Aber gut, lassen wir das. Ich kann dich zu nichts zwingen. Wie ich schon sagte, mir gefällt nicht, dass du dich so düster gibst, aber wie du schon bemerkt hast, habe ich in dieser Hinsicht nichts zu sagen. Du bist alt genug, um selbst zu wissen, was du tragen möchtest.“

Er biss von einem Teekeks ab und fuhr fort: „Aber nun zu der Sache, weswegen ich eigentlich gekommen bin.“ „Cesaja?“ Der Gestiker nickte. „Das ist richtig. Lass die Lügen, Lucarna. Vor mir kannst du dich nicht hinter Unwahrheiten und Ausflüchten verstecken. Warum bist du hinter ihm her wie der Teufel hinter einer armen Seele?“ Lucarna seufzte leise. Dann sah er Chargal tief in die Augen. „Er hat mein Geheimnis entdeckt. Und er weiß, dass auch du mit drinsteckst. Er könnte alles gefährden, wofür wir gearbeitet haben.“ Chargals Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wie viel weiß er?“ „Ich denke nicht, dass er alle Einzelheiten kennt. Aber er weiß, dass nicht alle meiner Kräfte echt sind. Er sagte, ich wäre künstlich erschaffen worden – und das kommt der Wirklichkeit zu nah, als dass wir ihn am Leben lassen könnten!“

Der Gestiker zögerte. Lucarna hielt den Blick, der ihm zugeworfen wurde. Dann wandte sich Chargal ab. „Ich verstehe. Unter diesen Umständen werde ich mich dir nicht in den Weg stellen. Aber, nur dass du es weißt, sollte irgend etwas Unvorhergesehenes eintreten, wirst du dich dem allein stellen müssen. Wenn ich mich einmische, werden Cesajas Freunde auf den Plan treten – sie sind zu viele, als dass wir sie alle töten könnten.“ Lucarna lächelte, doch es lag nicht einmal ein Hauch von Wärme darin. „Ich werde keine Hilfe benötigen. Sie sind zu schwach und zu feige. Einen von ihnen habe ich bereits ruhiggestellt. Er war zahm wie ein Lamm, als ich ihn verließ.“ Der ältere General musterte seinen Kollegen nachdenklich. „Übertreibe es nicht. Wir mögen Macht haben, aber wenn sich zu viele gegen uns stellen, werden wir verlieren.“ Lucarnas Lächeln wurde breiter. „Das bezweifle ich. Wir müssen sie nur genügend einschüchtern. Sie können nichts tun.“

Genau in diesem Moment ertönte ein leises Schaben von der Tür her. Lucarna fuhr zusammen, während Chargal bereits aufgesprungen war. Etwas Weißes lag da, unter der Tür durchgeschoben. Misstrauisch trat der Nekromant zum Eingang, riss die Tür auf. Niemand war dort, nicht einmal an einem der Korridorenden. Indes hatte der Gestiker den Briefumschlag aufgeschoben, der sie so erschreckt hatte. Er enthielt einen Brief. Chargal öffnete das Blatt, las, was darauf stand. Dann reichte er es wortlos an Lucarna weiter.

„Ich denke, sie sind dir zuvorgekommen. Sie suchen die Flucht nach vorne.“, bemerkte der ältere General, als sich das Gesicht des Nekromanten verfinsterte. „Ich werde sie zerquetschen. Jeden einzelnen, wenn sie das wünschen!“, schwor er. Cesajas Freunde waren mutiger, als er es ihnen hatte zugestehen wollen. Sie hatten es gewagt, ihn zum Duell zu fordern. Sie hatten das einzige gewagt, was Lucarna in ernste Schwierigkeiten bringen konnte, wenn er sich jetzt nicht fügte. Ein Duell nicht zu bestreiten galt als automatische Aufgabe und Unterwerfung – etwas, das der General nicht tun konnte, ohne an Gesicht zu verlieren. Lucarna fluchte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rooro
2011-06-14T11:45:31+00:00 14.06.2011 13:45
So, gelesen ^^
Fehler habe ich keine entdeckt. Ganz im Gegenteil, exzellent geschrieben wie immer ^^b
Aber, die beiden erwachsenen Männer haben jetzt nicht ernsthaft darüber diskutiert, welche Farbe Luca tragen soll? Ist ja geil xD
Und du lässt es wirklich in einem Duell ausarten? Erstens frag ich mich grad, was ein Duell an Cesajas Lage ändern soll, darf der Gewinner einen Wunsch einfordern oder so etwas? Und zweitens…… ich hab das schlimme Gefühl, dass Lucarna verlieren wird :( Klar will ich nicht, dass den Freunden etwas geschieht, aber wir reden hier von Lucarna, der KANN nicht verlieren!!
Mensch, ich will das nicht! Jetzt sitz ich auf heißen Kohlen, bis es weiter geht :(


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