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Brüder

das letzte Kapitel ist da
von

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Spiele

Der Abend verlief zunächst sehr entspannt. Kojiro erwies sich als sehr guter Kartenspieler, Tsubasa dagegen weniger, aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil: Kojiro dabei zuzusehen, wie er zwischen Siegesfreude und Frustration hin und her schwankte, entschädigte ihn voll und ganz. Taro entpuppte sich nämlich als hervorragender Kartenspieler und gewann jedes Mal haushoch.

„Das gibt’s doch nicht.“, meinte er entnervt und warf die Karten auf den Couchtisch - nach dem zehnten Spiel und Taros achtem Sieg in Folge. „Wie machst du das? Ich dachte, du kennst das Spiel nicht!“

„Tue ich auch nicht. Vermutlich hab ich einfach nur Glück.“

„Von wegen Glück!“, brummelte Kojiro. „Du schummelst doch!“

Taro hob beide Hände. „Durchsuch mich, wenn du willst.“

Kojiro sah einen Moment lang so aus, als würde er tatsächlich ernsthaft darüber nachdenken, dann schüttelte er immer noch brummelnd den Kopf. Taro grinste und stand dann auf.

„Ich sehe noch mal nach Daichi. Solange kannst du entscheiden, ob du ein neuntes Mal verlieren willst.“

„Der schummelt! Zu hundert Prozent!“, wiederholte Kojiro, während Taro den Raum in Richtung Kinderzimmer verließ. „Du könntest mir ruhig helfen, Tsubasa!“

Tsubasa unterdrückte ein Lächeln und schüttelte den Kopf. „Sorry, ich halte mich da komplett raus. Leb damit.“

„Leb damit.“, wiederholte Kojiro mürrisch. „So dankst du mir also, ja? Erinner mich wenigstens dran, das ich Taro nie mit meinen Geschwistern bekannt mache! Wenn er ihnen erzählt, wie er mich heute Abend über den Tisch gezogen hat, kriege ich das mein Leben lang zu hören!“

„Das lässt sich einrichten, denke ich.“ Tsubasa veränderte seine Sitzposition etwas und wandte den Kopf, als Taro zurückkam.

„Alles bestens, schläft wie ein Murmeltier.“, meinte er an Tsubasa gewandt, während er sich wieder setzte. Er hatte die Aufgabe übernommen, in etwa alle halbe Stunde nach Daichi zu sehen, um Tsubasa das ständige Aufstehen und Herumlaufen zu ersparen. „Allzu lange werden deine Eltern vermutlich auch nicht mehr weg sein, oder? Ist ja schon fast neun.“

„Ja, denke auch dass sie bald wieder da sind. Wobei ich hoffe, dass sie den Abend wenigstens ein bisschen genießen.“

„Wir bleiben auf jeden Fall so lange hier, bis sie wieder da sind!“, meinte Kojiro entschieden. „Solange hab ich noch Zeit, aufzuholen! Revanche, Taro, sofort!“

Taro zog eine Augenbraue nach oben. „Niederlage Nummer 9 also? Dir ist schon klar, dass du das nie im Leben aufholst, oder?“

„Sieg Nummer 3!“ Kojiro griff erneut nach den Spielkarten und mischte sie gründlich durch. „Und bis Tsubasas Eltern wieder da sind, ist alles offen! Hat Tsubasa doch auch immer wieder gesagt, oder? Bis zum Schlusspfiff….“

Tsubasa lächelte und schüttelte leicht den Kopf. „Bist du irgendwann mal geistig nicht auf dem Fußballplatz?“

„Selten. Genau wie du.“

„Ich glaube, wie wir alle.“, meinte Taro mit einem leichten Grinsen. „Na dann, Sieg Nummer 9. Oder Niederlage Nummer 3. Je nach Blickwinkel….“

Noch während Kojiro Taro finster anblickte und den Mund öffnete, um eine entsprechende Antwort zurückzugeben, summte Tsubasas Handy. Gleichzeitig war aus der Küche ein lautes Klirren zu hören. Alle drei erstarrten.

„Ich geh nachsehen!“, meinte Kojiro schließlich , bevor er die Karten auf den Tisch legte und aufstand. „Ihr bleibt hier, klar?“

Er verließ den Raum, und auch Taro erhob sich, rührte sich ansonsten jedoch nicht vom Fleck. Es dauerte einige Minuten, bis Kojiro zurückkam. Er hatte ein kleines braunes Bündel in der Hand und sah wütend aus. Tsubasa erkannte schon von weitem, was das bedeutete, und ihm wurde leicht übel.

„Der Typ hat wieder ein Fenster eingeworfen?“

„Ja.“ Kojiro legte den wieder gut faustgroßen Stein auf den Tisch, der erneut mit Papier eingeschlagen war. „Ich bin raus und hab ihn gesucht, aber er war schon über alle Berge.“, meinte er finster. „Sein Glück!“

„Wir sollten die Polizei…“, setzte Taro an, aber Kojiro unterbrach ihn.

„Das bringt nichts, der Typ ist weg!“

„Trotzdem….“

„Die Polizei ist absolut nutzlos! Wir haben ihr die Patronenhülse organisiert, was hat es gebracht? Gar nichts! Wir haben ihnen Kenjis Bruder auf dem Silbertablett gereicht, und was ist das Ergebnis? Gar nichts! Sie finden weder ihn, noch finden sie den Opel, noch tun sie sonst irgendwas! Sie machen gar nichts!“

Kojiro redete sich immer weiter in Rage, aber Tsubasa hörte ihm nicht zu. Er starrte den Stein auf dem Tisch an, und griff schließlich unbemerkt von seinen Freunden danach. Taro und Kojiro wurden erst auf ihn aufmerksam, als er das Papier bereits auseinander faltete.

„Was machst du denn da? Du solltest das nicht lesen, damit machst du genau, was er will!“, setzte Kojiro an, aber dieses Mal war es Tsubasa, der ihn unterbrach.

„Ich hab ihn vor Sanaes Unfall ignoriert, den Fehler mache ich kein zweites Mal.“

Damit strich er das Papier glatt und warf einen Blick darauf.
 

Miss him already?
 

„Miss him already?”, meinte Taro verwirrt und immer noch etwas geschockt, als er ihm über die Schulter blickte. „Wen meint er?“

Das war eine verdammt gute Frage. Tsubasas Gedanken rasten. Die Übelkeit wurde stärker, aber er ignorierte sie, während er unwillkürlich eine geistige Liste durchging. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren, und dass sich ständig eine andere Botschaft vor sein inneres Auge schob, machte das Ganze nicht unbedingt besser. You will miss her…. Wer war dieses Mal gemeint? Sein Vater? Jemand aus der Fußballmannschaft? Oder….

„Wir müssen sofort die ganze Telefon-Liste abklappern.“, meinte Kojiro immer noch wütend und auch etwas besorgt. „Wenn es jetzt jemand von den Anderen erwischt hat….“

„Vielleicht ist es auch nur eine Warnung, so wie letztes Mal….“, entgegnete Taro unsicher, klang aber selber nicht ganz überzeugt. Dann stockte er und blickte Tsubasa an, der nach seinen Krücken griff und aufzustehen versuchte. Es fiel ihm noch schwerer als sonst, er wirkte mit einem Mal sehr bleich.

„Was hast du vor?“, wollte Taro leicht besorgt wissen und packte ihn am Arm – ob er Tsubasa am Aufstehen hindern oder ihm helfen wollte, konnte er im Moment selbst nicht sagen.

„Daichi….“

Mehr musste Tsubasa nicht sagen. Kojiro verstand augenblicklich, während Taro noch ein paar Sekunden brauchte, um zu verarbeiten, was Tsubasa andeuten wollte.

„Oh scheiße….“

Kojiro riss die Wohnzimmertür auf und stürmte aus dem Raum. Nach einigen Sekunden kam er zurück, nun ebenfalls kreidebleich. Tsubasa hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen, trotzdem befreite er sich aus Taros Griff und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Kinderzimmer, Taros und Kojiros Proteste ignorierend. Schließlich verstummten sie. Tsubasa achtete nicht darauf, ob sie ihm folgten oder nicht, er hielt den Blick starr auf die offen stehende Tür zu Daichis Zimmer gerichtet. Als er den Raum betrat, erwarteten ihn ein offen stehendes Fenster und ein leeres Gitterbett. Von Daichi keine Spur…. Sein kleiner Bruder war weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dragonohzora
2016-12-16T04:46:36+00:00 16.12.2016 05:46
Hallo meine Liebe, erstmal ein grosses Sorry, das ich jetzt erst dazu komme zu lesen. Ich war den ganzen oktober im urlaub und im November über mit meinem Sohn im Krankenhaus und die letzten 2 Wochen waren hier denn auch noch alle ständig krank, das ich nicht zum lesen gekommen bin.

Aber wie immer bin ich hin und weg. Glaubt man, das bald die Lösungen kommen. Zack haust du ein neues Rätzel uns um die Ohren.

Es war anfangs einfach schön. Unsere beschüttezrischen jungs beim babysitten zu erleben. Es hatte einfach ein Hauch von Normalität, was Tsubasa glaube ich wirklich braucht und nun..eine neue Warnung und Daichi ist weg. Wer vergreift sich an ein Kleinkind. Ob Kojiro nun will oder nicht, die Polizei muss nun eingeschaltet werden.

Oh man..wann hat das Leid für Tsubasa nur ein Ende? Ich zittere hier richtig mit Tsubasa mit.

Deine Kapitel sind einfach süchtigmachend.

Glg
Deine Dragonohzora
Von:  Hallostern2014
2016-10-28T23:12:01+00:00 29.10.2016 01:12
Ohhhhhha alter du machst es ja mehr dramatischer. Am Anfang musste ich nur lachen bis zum den Pubkt wo die Scheibe eingeschlagen wurde und jetzt ist auch noch sein Kleiner Bruder weg artrrrrr dieser Mistkerl ersr Sanae dann Tsubasa und denn noch sein kleiner wehrlosen Bruder ich hoffe der Typ tut ihn nichts an..nal wieder ein echt tolles Kapitel freue mich riesig auf das neue :)
Lg Hallosterrn

P.s danke fürs Bescheid geben die andere habe ich erst jetzt gelesen ich mag gerne dramas Krimis usw und vorallem alles was mit Tsubasa und Sanae zu tun hat :)


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