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Wenn das Pardies zur Hölle wird

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Wenn das Paradies zur Hölle wird
 

Das Paradies ‚New Earth‘ war zur Hölle geworden.

Ihr habt es nicht geahnt.

Du nicht, obwohl du die Wissenschaftlerin warst, obwohl du Untersuchungen durgeführt hast.

Und er? Er sowieso nicht, zu leichtgläubig.

Und mehr gab es nicht.

Nur du, er und diesen Planeten, der zu eurer neuen Heimat geworden war. Und natürlich noch der Affe, dein kleiner Freund, der partout nicht zahm werden wollte.

Hatte er es gewusst? Hatte er irgendwie versucht, euch zu warnen?

Du weißt es nicht und du wirst es nie wissen.
 

Jetzt sitzt du hier, vor deiner Behausung, die du früher mit ihm geteilt hast. Du sitzt im Gras, versucht nicht an die Schrecken zu denken, die seine Veränderung mit sich brachte. Du sitzt da, hast längst aufgehört zu beten und suchst dein Seelenheil in der Vergangenheit.

Du erinnerst dich, wie es war, als ‚New Earth‘ noch ein Paradies war. Als du dich endlich damit abgefunden hattest, dass du hier und mit ihm den Rest deines Lebens verbringen würdest.

In diesem Moment war dieser wunderschöne Planet zum Paradies und ihr beide zu Adam und Eva geworden.

Ja, du warst glücklich.

Einfach so, weil du von der Verantwortung befreit warst.

Mit ihm, weil er dich liebte und dich besser kannte, es es je ein anderer getan hatte.

Ja, es waren schöne Zeiten gewesen, sehr schöne Zeiten, an die man sich gern erinnerte.
 

Doch dann war es anders geworden, schrecklicher, die Schlangen hatten sich gezeigt.

Es war eine Ironie, dass gerade die Insekten zu Schlangen wurden, die dafür gesorgt hatten, dass ihr überhaupt hier wart.

Keiner von euch hatte geahnt, dass ein weiterer Stich solche Auswirkungen haben könnte.

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Du erinnerst dich noch genau an den Tag, als sei er gestern gewesen, als er früher als sonst aus dem Wald kam, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Du bist aufgesprungen, hast ihm helfen wollen, hast den hässlichen Veränderungen entgegen wirken wollen. Doch du warst hilflos, entsetzlich hilflos. Du hast nicht aufhalten können, was tief in seinem Körper und auch in seiner Seele vorging.
 

Die erste Woche hattet ihr noch Hoffnung.

Er lag fiebrig im Bett, seine Haut zierten hässliche Wucherungen, doch er war die meiste Zeit bei Bewusstsein, kämpfte... und verlor.
 

In der zweiten Woche fingen die richtigen Schrecken erst an.

Er war jetzt immer öfter, fast schon die meiste Zeit bewusstlos und wenn er ansprechbar war, fiel ihm das Sprechen schwer. Die Worte mussten sich ihren Weg kämpfen, die Sätze waren verworren und unzusammenhängend.

Doch das Schlimmste konntet ihr nicht sehen. Das Schlimmste fand tief im Innern seines Körpers statt. Er wurde zu Etwas vollkommen Fremden. Einer Kreatur, die nichts mehr mit einem Menschen gemein hatte.
 

Das Monster, ‚the beast within’, hatte sich in der Dritten Woche gezeigt.

Die Haut, inzwischen kalt, grau und abgestorben, war aufgeplatzt und unter ihr war ein Pelz, ein Fell, eine graues, fast schwarzes Fell zu Tage gekommen. Er war bei Bewusstsein, litt schreckliche Schmerzen, doch er sagte kein Wort, kein einziges Wort. Er hatte die Fähigkeit zu sprechen verloren.
 

Danach hatte sein ausgemergelter, nicht länger menschlicher Körper lange leblos dagelegen. Du warst nicht von seiner Seite gewichen, obwohl du längst nicht mehr zu hoffen wagtest, dass er dich noch erkannte.

Du hattest schreckliche Angst, um ihn und auch um dich. Denn du hattest in seine Augen gesehen.

Sie waren nunmehr gelblich und zeigten keine Regung mehr. Keine von den Gefühlsregungen, die ihn früher ausgemacht hatten. Nur ganz selten und ohne jeden Auslöser huschte eine Regung durch ihn. Wut, Hass, Verlangen... alles, was jemanden dazu bringen konnte, die Kontrolle zu verlieren. Und du warst nicht mal mehr sicher, ob er noch jemand oder nicht schon etwas war.
 

Du sprachst mit ihm, erzähltest ihm, wie der Herbst begann, die Bäume ihre Blätter verloren und der Wald in den schönsten Farben erstrahlte. Wenn du erzähltest, waren seine Augen tot und du warst dir fast sicher, dass er dich nicht hörte.
 

Es war eine schreckliche Zeit gewesen.
 

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Du siehst jetzt in den Wald, er wird langsam wieder grün. Der Winter war schrecklich kalt und verschneit. Du hast dich gezwungen, nicht an ihn zu denken, zu ignorieren, dass es ihn jemals gegeben hatte. Du hast alles aus der Behausung entfernt, was von ihm stammte oder was dich an ihn erinnerte.

Auch die Badewanne, die er für dich gebaut hatte, hast du nie wieder benutzt. Du glaubst, dass sie bei einem Sturm im Winter ungefallen ist und jetzt diese igelartigen Wesen, die du schon oft gesehen hast, darin hausen. Doch du hast nie nachgesehen.

An Weihnachten bist du hinaus gelaufen und hast noch ihm gerufen, verzweifelt, flehend. Damals hast du noch gebetet.

Du wurdest nicht erhört.
 

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Du wendest den Blick vom Wald ab, starrst auf die durchwühlte Erde, die vor dir liegt, ehemals dein Beet. Schöne Erinnerungen von dir und ihm, die beide den Tomaten beim Wachsen zusahen, werden heute von Schrecklichen überlagert. In der fünften Woche, war er/es aufgestanden. Er hätte eigentlich vollständig entkräftet sein müssen, hatte er doch seit fast fünf Wochen nichts mehr gegessen, doch sein tierischer Körper, der an nichts Bestimmtes erinnert, war kräftig und größer, als er er es vorher gewesen war. Seine Arme waren länger geworden, Krallen warem ihm gewachsen, schwarz, scharf und mit Sicherheit tötlich. Er erinnerte dich im Entfernten an die Werwölfe in den alten Horror-Büchern, die du irgendwann einmmal gelesen hattest. Du hast ihn gefragt, ob er dich noch erkennt, hast ihm Hilfe angeboten, die seit Wochen schon hoffnungslos war, doch er hat dich nur mit den gelben Augen angesehen und die Wut war wieder aufgeflammt. Er lief zur Tür, du stelltest dich in den Weg, wolltest nicht, dass er sich aus deiner Reichweite entfernt, du wollstest zumindest noch die Möglichkeit haben, ihn zu sehen, ihm zu erzählen, wie du dich fühltst.
 

Er schlug dich weg,

rannte in den Wald hinein, trat mit seinen klauenbesetzten Füßen, die nicht länger in Schuhen steckten, die Pflanzen nieder, um die ihr euch beide so liebevoll gekümmert hattet.

Er kümmerte sich um nichts, lief nur in den Wald.

Du hörtest noch lange das Auffliegen der Vögel, sahst es, konntest seinen Weg verfolgen und hattest ihn dennoch verloren.
 

Das Paradies war zur Hölle geworden.
 

Da kam er dir zum ersten Mal in den Sinn. Er sollte dich verfolgen.
 

Denn es wurde noch schlimmer.
 

Eine Woche später kam er wieder, starrte dich lange an. Du versuchtest zu reden, er hörte nicht. Schließlich kam er dir nah, zu nah. Er griff nach dir, packte dich, zog dich mit in den Wald.

Die Nacht wurde das Schlimmste, das du je erlebt hast.
 

Einen Moment schien er dich zu verstehen, war ruhig und ausgegelichen, im nächsten Momemnt wütete er, zeriss wehrlose Tiere, die er mit bloßen Händen fing, aß sie, sein Fell wurde blutig und deine Angst erreichte das Zenit.
 

Du kannst von Glück reden, dass du die Nacht überlebt hast.
 

Alles, was den Indianer früher ausgezeichnet hat, war verschwunden. Keine Liebe, kein Verständnis für die Natur, Mitleid...nichts.
 

Du konntest dich am nächsten Tag befreien, ranntest in die Richtung in den Wald, in der du deine Unterkunft vermutetest. Erst spät in der Nacht fandest du den Weg zurück. Zurück zur Behausung, die nicht länger sicher war.
 

Von da an musstest du dich gegen das verteidigen, was aus dem Mann, den du liebtest geworden war. Von da an warst du schrecklich allein. Der Affe war ihm längst zum Opfer gefallen. Im Winter war er oft in der Nähe gewesen. Zwischen kahlen Bäumen konntest du ihn ausmachen.

Mehrere Tage erschlug und überwältigte dich die Einsamkeit und die Sehnsucht und du wollstest schon in der Nähe des Monsters sein.

Ein einziges Mal, am Weihnachtsabend verlorst du die Kontrolle, liefst hinaus, riefst seinen Namen, so lange, bis du heiser warst und Gott dich vergessen hatte.

Danach weintest du, so lange, bis keine Träne mehr da war und du in einem tiefen, traumlosen Schlaf fielst. Es wurde gang und gäbe, dass du dich in den Schlaf weinst, voller Trauer, Einsamkeit und nie gestanderner Liebe.
 

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Wieder gleitet dein Blick im Hier und Jetzt zum Wald, du hoffst, in sehen zu können, doch der Wald verdeckt ihn, falls er noch da ist. Vielleicht ist er bereits tot, den letzten, kalten Ausläufern des Winters zum Opfer gefallen oder einfach weggezogen.

Doch wenn nicht? Kannst du hier jemals wieder sicher sein?
 

Du hältst es nicht mehr aus, ständig in Angst zu leben und dennoch von Sehnsucht zerrissen zu werden. Du musst hier weg!

Du wirst nichts mitnehmen.

Du hast sowieso längst die Hoffnung auf eine Rückkehr der Voyager, ein Abholen von dir und Chakotay aufgegeben.
 

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„Als wir nach New Earth zurückkehrten, fanden wir in der Behausung von Captain Janeway und Commander Chakotay nur dieses hier. Es war auch kein menschliches Lebenszeichen zu orten.“

Admiral Paris nahm das Stück Papier, das Tuvok ihm hinhielt und las laut vor:
 

„Das Paradies New Earth ist zur Hölle geworden.“



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