Zum Inhalt der Seite

Traumfänger

Lebe deinen Traum - ein Jahr lang
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Ich hatte Angst, so wie immer. Meine zitternden Hände wühlten sich durch das Chaos an Kleidungsstücken, warfen einige Teile in den geöffneten Koffer, die anderen achtlos auf den Fußboden. Die Zeit rannte mir davon; die Chance meines Lebens schien mir mit jeder verstrichenen Minute durch die Finger zu gleiten.

In meiner Brust brannte die Furcht davor, direkt neben der Angst, diese Chance ergreifen zu können. Es machte keinen Unterschied, ob ich rechtzeitig zum Flughafen gelangen würde – die Angst vor dem Neuen würde mich immer verfolgen.

Darum ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf, als unter einem T-Shirt ein von mir längst in Vergessenheit geratener Gegenstand zum Vorschein kam. Es war ein uraltes Kulturerbe der Indianer, ursprünglich nur für rituelle Zwecke benutzt, doch mittlerweile selbst hier in Europa in nahezu jedem Geschäft zu kaufen: Ein Traumfänger. Ein perfekt geformter Kreis aus Stoff mit einem feinen Geflecht an Fäden und Perlen im Innern und langen Federn an der Unterseite.

Ich wusste nicht, wie lange ich ihn schon als verloren erklärt hatte; jetzt eignete er sich perfekt dazu, mir selbst einen Grund zum Zögern zu liefern, um meine Angst einige Sekunden zu verdrängen.

Langsam, fast andächtig, nahm ich das Kunstwerk und hielt es gegen das Sonnenlicht. Obwohl nicht mal der kleinste Luftzug herrschte, pendelte der Traumfänger sacht hin und her, als wolle er seine heilige Aufgabe von selbst erledigen.

Traumfänger sind dazu da, ihren Besitzer in der Nacht vor bösen Träumen zu bewahren. Schwingen sie über dem Bett eines Menschen, so erhaschen sie die vorbei fliegenden Träume, die nach Glauben der Indianer in der Luft schweben, und halten die schlechten Träume in dem Geflecht in ihrer Mitte fest, während sie die guten Träume an den Federn zu dem schlafenden Menschen leiten.

Ja, Träume waren etwas, mit dem ich mich bestens auskannte. Würde ich nicht an Träume und ihre Erfüllung glauben, wäre ich jetzt nicht hier, um meine Koffer für diese Reise zu packen.

Da war der Moment des Zögerns auch schon wieder vorbei; ich verstaute den Traumfänger in der Seitentasche und schloss meinen Koffer gleich darauf. Als ich einen letzten Blick auf den Inhalt erhaschte, wusste ich, dass ich mich all meinen Ängsten stellen würde. Dort drinnen lag der Grund für meine Reise und einen Teil meiner Angst: vier CDs mit seinem Gesicht auf dem Cover.

Ich würde zu ihm gehen. Er – dessen Namen ich nicht einmal zu denken wagte – er war mein Traum.

Mein Herz pochte heftig gegen meine Rippen, als ich jetzt den Koffer schulterte und mein Zimmer verließ. Dabei öffnete sich einer der Reißverschlüsse an der Seite ein kleines Stück weit und neckisch reckte der Traumfänger sich erneut den letzten Sonnenstrahlen des Tages entgegen. Goldenes Sonnenlicht streichelte braunen Stoff und schwarze Perlen.

Schade, dass dieser Traumfänger nicht bei Tage funktioniert, sonst hätte er mich mit Sicherheit davon abgehalten, mein Elternhaus an jenem Tag zu verlassen. Er hätte gewusst, was die guten und was die schlechten Träume auf dieser Welt sind. Doch ich kann nicht sagen, diese Entscheidung je bereut zu haben.
 


 

-------
 

Herzlich willkommen zu meinem neuesten Werk – einer Story, die ich seit Ewigkeiten schreiben wollte. Ich hoffe, es hat euch trotz der Kürze gefallen, aber wie die meisten wohl wissen: Meine Kapitel sind immer recht lang, das hier war die Ausnahme.

In diesem Sinne bis demnächst, ich freue mich immer über Feedback^^
 

lg Meggy

Zwischen Himmel und Hölle

Ich hasse Flughäfen. Es liegt nicht am verführerischen Duft, der aus den überteuerten Restaurants und Cafes strömt, der abgestandenen Luft oder den schweren Koffern, die man mit sich herumschleppt. Es ist diese hektische Betriebsamkeit, die mir zu schaffen macht. Überall laufen Menschen geschäftig durcheinander, rempeln sich gegenseitig an und jeder scheint ein festes Ziel vor Augen zu haben. Keiner lässt sich nur das geringste Anzeichen von Unruhe anmerken.

Ich dagegen hatte es innerhalb der halben Stunde seit meiner Landung in Sacramento, Kalifornien, fertig gebracht, meinen Personalausweis in einen Brunnen fallen zu lassen, den Absatz meines Schuhs an einer Türschwelle abzubrechen und derart ungeschickt an einem älteren Mann vorbeizuhuschen, dass ich ihm versehentlich den Inhalt seines Kaffeebechers über das blütenweiße Hemd goss. Kaum war ich ein paar Minuten in den USA, schon fühlte ich mich verunsichert wie ein kleines Mädchen am ersten Schultag.

Mein Kopf glühte vor Verlegenheit, als ich endlich durch die Schiebetüren nach draußen an die frische Luft eilte und natürlich prompt mit einer Taxifahrerin zusammenstieß, die an der Bordsteinkante stand und eine Zigarette rauchte. Erschrocken ließ ich meine Reisetasche fallen und schlug mir mit der Hand vor den Mund.

„Ver-verzeihung, das war keine Absicht!“, stammelte ich.

Die junge Frau – sie konnte nur wenig älter als ich sein – sah auf und schnipste lächelnd die Zigarette weg.

„Hey, nur keine Panik, Süße. Heute schon zu viel Kaffee, oder warum läufst du rum wie ein aufgescheuchtes Huhn?“, fragte sie. Sie sprach schnell und mit deutlichem Südstaatenakzent, doch meine Eins in Englisch hatte ich nicht umsonst.

„Ich bin zum ersten Mal allein im Ausland … und dann noch für ein ganzes Jahr … Kann sein, dass ich etwas nervös bin.“ Selbst für meine eigenen Ohren klang ich ziemlich konfus und ich spürte, wie meine Wangen sich noch stärker röteten. Ich sollte schleunigst verschwinden, bevor ich mich hier noch mehr blamieren konnte.

Die Taxifahrerin lachte auf und fuhr sich mit einer Hand durch das schulterlange, braune Haar.

„Pass bloß auf, dass du das nie wieder so offen sagst! Hier bei uns weht ein heftiger Wind, da bist du ganz schnell deine ganze Kohle los und liegst verprügelt im Straßengraben, wenn jemand sieht, dass du ein leichtes Opfer bist.“

Ich musste ein ziemlich geschocktes Gesicht gemacht haben, denn sie lachte erneut und winkte lässig mit einer Hand ab.

„Quatsch, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Aber Sacramento ist schon ein hartes Pflaster. Wo kommst du eigentlich her, Kleine?“

„Nähe Berlin“, stieß ich atemlos hervor und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte. In welche Gegend war ich hier nur geraten?

„Wahrscheinlich ein totales Kuhkaff, weit weg von der Großstadt, nicht?“

Ich nickte verunsichert; zwar schien sie sich nicht über mich lustig machen zu wollen, doch ich fühlte mich dennoch alles andere als wohl.

Wieder ließ die Taxifahrerin ihr helles Lachen erklingen und klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter.

„Na dann kann ich dich ja schlecht hier in der Großstadt allein lassen. Wo soll’s denn hingehen? Ach, ich bin übrigens Tenten, falls es dich interessiert.“

Ich sah überrascht zu ihrem braungebrannten Gesicht auf und brauchte einige Sekunden, um meine Sprache wieder zu finden.

„Ähm … ich hab mir die Adresse aufgeschrieben, einen Moment…“, stotterte ich schließlich und kramte einen zerknitterten Zettel aus meiner Hosentasche. „Und … mein Name … ist Hinata.“

Tenten griff sich den Zettel, hob meine Reisetasche auf und schob mich mit der anderen Hand zu ihrem Taxi. Noch ehe ich wusste, wie mir geschah, saß ich auf der gemütlichen Rückbank und Tenten hatte mein gesamtes Gepäck im Kofferraum verstaut.

„So, Hinata, dann wollen wir doch mal sehen, wohin deine erste Reise gehen soll…“, murmelte sie vor sich hin, als sie auf dem Fahrersitz Platz nahm.

Ich nutzte die wenigen Augenblicke, die sie mit der Adresse beschäftigt war, um meine unerwartete Retterin etwas genauer zu betrachten. Obwohl sie in der Tat nicht viel älter als ich sein konnte, wirkte sie viel reifer und selbstständiger: Ihr dezentes Make-up harmonierte perfekt mit ihrem fein geschnittenen Gesicht, die langen Haare fielen ihr glatt über die nackten Schultern und jedes männliche Wesen unseres Planeten würde zweifelsohne bei ihrem knappen Bikinioberteil und den Hotpants über eine unscheinbare graue Maus wie mich in ihrer Nähe hinwegsehen. Es sei denn, meine Koordination ließe mich wieder so sehr im Stich, dass ich ihn anrempelte und mit einem Getränk überschüttete.

Ein schriller Aufschrei von Tenten riss mich aus meinem Missmut.

„Heilige Scheiße! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?!“, entfuhr es ihr und sie drehte sich ruckartig zu mir nach hinten, den Zettel krampfhaft zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt.

Ich wich zurück und krallte meine Finger in den Stoff der Rückbank.

„Bi-bitte was?“

„Auf dem Wisch hier steht die Adresse von Naruto Uzumaki! N-a-r-u-t-o U-z-u-m-a-k-i! Der Leadsänger von Crisis Core! Dir ist schon klar, dass das der absolute Hammer ist! Bist du etwa mit ihm verwandt? Sag schon!“, forderte sie und wedelte aufgeregt mit dem Stück Papier herum.

Mir wurde heiß und ich fühlte, was ich immer fühlte, wenn es um ihn ging: diese quirlige Betriebsamkeit in meinem Innern, als würde ein Gummiball in meinem Magen auf und ab springen, so kindisch dieser Vergleich auch war. Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, nicht lauthals zu kreischen wie ein hysterisches Groupie.

„I-ich … ich … bin … sein neues Au-pair…“, murmelte ich.

Ein zaghafter Blick nach vorn zeigte mir die Verwirrung in Tentens braunen Augen.

„Au-pair?“, wiederholte sie verständnislos. „Was’n das? Wenn das ein gehobener Ausdruck für eine Frau für gewisse Stunden ist, krieg ich ’n Schreikrampf, ich sag’s dir!“ Reif mochte sie sein, doch gebildet eher weniger.

Ich hob abwehrend die Hände und zwang mich dazu, meine Gedanken erst gar nicht zu ihrer Interpretation abschweifen zu lassen.

„Nein, nein. Au-pair bedeutet, als Ausländerin bei einer Familie zu leben und sich dort um die Kinder zu kümmern. Vielleicht auch ein, zwei Dinge im Haushalt machen, aber nicht mehr.“

„Und wie bist verdammt noch mal ausgerechnet du zu so einem geilen Job bekommen? Jedes zweite Mädchen hier würde sich um die Stelle reißen!“

An ihrer irritierten Tonlage und ihren Blicken, die mit steigender Verwirrung über meinen Körper glitten, konnte ich deutlich erkennen, dass sie mich für die absolute Fehlbesetzung dieser Aufgabe hielt. Verübeln konnte ich es ihr kaum und so lief ich hochrot an und senkte den Kopf. Ein Mauerblümchen wie ich hatte im Haus eines Rockstars wie ihm – ich wagte nicht einmal, seinen Namen zu denken – nicht viel verloren. Es würde mich nicht wundern, wenn er selbst genau so über mich dachte, sobald er mich das erste Mal gesehen hatte.

Glücklicherweise bemerkte Tenten, wie verletzend diese Tatsache für mich war, und beendete das Thema mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Ach, ist ja auch egal. Auf jeden Fall hast du tierisches Glück. Wenn ich mir das vorstelle: Kindermädchen bei Naruto Uzumaki, dem Frontmann von Crisis Core! Seit ihrem neuen Album sind sie eine der bekanntesten Bands in den ganzen USA! Und unverschämt geil sind die Jungs auch noch, vor allem der Bassist! Huihui, also den würd ich echt nicht von der Bettkante stoßen!“ Während sie in eine ausgiebige Schwärmerei über besagten Bassisten – Neji Hyuuga, der zufälligerweise denselben Nachnamen wie ich hatte – fiel, startete sie das Taxi und gliederte sich auf ziemlich ruppige Art und Weise in den betriebsamen Verkehr ein.

Ich konzentrierte mich darauf, mich in die hinterste Ecke der Rückbank zu drücken und meine Atmung möglichst ruhig zu halten. Tenten konnte sich mit Sicherheit nicht vorstellen, wie sehr mein vermeintliches Glück mich mitnahm. Vor allem, weil es zwei ganz bestimmte Haken hatte.

Erstens, Naruto Uzumaki war genau acht Jahre älter als ich und würde niemals Interesse an einem so jungen Mädchen zeigen. Und zweitens war Naruto Uzumaki mit Sakura Haruno verheiratet und hatte bereits zwei Kinder mit ihr. Die Ehe der beiden galt als wunschlos glücklich, Naruto als zwar quirliger aber treuer Ehemann und Sakura als begehrt und intelligent.

Wie sehr ich diese Frau hasste! Ich war bei Weitem kein brutaler Mensch, aber Sakura war eine Ausnahme. Sie stand zwischen mir und dem Mann meiner Träume und ich wusste, dass ich neben ihr immer wie das uninteressante Durchschnittsmädchen wirken würde, das ich nun mal war.

Trotzdem war ich hier, um den absolut hoffnungslosen Versuch zu starten, meinem Traummann vielleicht doch ein klitzekleines Stückchen näher zu kommen.

Als wir eine knappe halbe Stunde später im nobelsten Villenviertel ganz Sacramentos anhielten, hatte meine Nervosität ihren Höhepunkt erreicht und ich brachte es kaum fertig, mit meinen zitternden Fingern die Autotür zu öffnen. Sehr langsam und vorsichtig kletterte ich aus dem Taxi und wäre im nächsten Augenblick beinahe wieder nach hinten zurückgestolpert.

Ich fand mich der schönsten Villa, die ich je gesehen hatte, gegenüber und wusste gar nicht, was ich zuerst bewundern sollte. Allein schon das prunkvolle, schmiedeeiserne Eingangstor des Grundstücks mit den dichten Efeuranken zu beiden Seiten musste teurer sein, als alles, was ich je besessen hatte. Hinter dem sorgfältig verschlossenen Tor erstreckte sich ein kiesbestreuter Weg, der von gepflegten Blumenbeeten gesäumt war, und erst hinter dieser Einfahrt erhob sich die malerische Villa gegen den azurblauen Horizont. Ich verstand nicht viel von Architektur, doch war ich mir recht sicher, dass es im alten spanischen Barockstil errichtet war: Einige Säulen erhoben sich vor dem Eingang, im zweiten Stockwerk ragte ein zierlicher Balkon an der Hausfront heraus und alles war aus feinstem, hellen Sandstein gefertigt. Es war prachtvoll, es war wunderschön und es gab mir das Gefühl, noch minderwertiger zu sein als die blitzblank gereinigte Mülltonne neben dem schmiedeeisernen Tor.

Wäre Tenten nicht bei mir gewesen, hätte ich mich auf dem Absatz umgedreht und die Flucht ergriffen.

„Scheiße, das ist ja noch geiler, als ich mir’s vorgestellt hatte!“, quietschte sie und lud wie selbstverständlich meinen Koffer und die Reisetasche aus. Ich wäre ihr deutlich dankbarer gewesen, wenn sie mir eine Beruhigungstablette gegeben hätte.

Mechanisch nahm ich das Gepäck an mich, rührte mich allerdings noch immer nicht von der Stelle. Allein der Gedanke, dass er, mein jahrelang gehegter Traum, hinter diesem kunstvoll geschmiedeten Tor auf mich wartete, paralysierte jeden Muskel meines Körpers und ich begann zu zittern, obwohl die Sonne mit unbarmherziger Hitze vom Himmel herab schien.

Auch Tenten blieb meine Furcht nicht verborgen; sie lachte leise auf und dirigierte mich Richtung Einganstor.

„Na komm schon, Kleine. Davon träumen Tausende von Mädchen, also nutz deine Chance! Und besorg mir nach Möglichkeit ein paar Autogramme, natürlich nur, falls du keinen Herzinfarkt bekommst, bevor du Naruto überhaupt siehst.“

Ich wandte ihr in Zeitlupentempo den Kopf zu und biss mir verkrampft auf die Lippen. Wo waren jetzt nur all meine guten Vorsätze hin, dass ich mich hier von Grund auf ändern würde? Zu Hause hatte ich noch damit geprahlt, nie wieder schüchtern zu sein und jetzt verzweifelte ich schon vor der Haustür des Mannes meiner Träume.

„Da-das … da-da-das … geht nicht … Ich kann da nicht rein…“, stotterte ich hilflos und klammerte mich an meinem Koffer fest, als wäre er meine letzte Rettung. Mir war klar, dass ich hier vor einer mir völlig unbekannten Taxifahrerin nahezu meine komplette Psyche ausbreitete, doch Tenten schien mich fast ein bisschen zu verstehen.

Lächelnd baute sie sich vor mir auf und legte mir beide Hände auf die Schultern. Ihre schokoladenbraunen Augen richteten sich auf meine veilchenblauen und ich fürchtete fast, in Tränen auszubrechen.

„Hinata“, sagte sie sanft und zwinkerte mir zu. „Achte einfach auf einen sicheren, zweibeinigen Stand und eine halbwegs gleichmäßige Atmung, dann kann nichts passieren. Also, du gehst jetzt da rein und rockst das Leben von unserem guten Herrn Uzumaki so richtig, klar soweit?“

Zwar hatte ich diese typisch kalifornische Ausdrucksweise noch nie zuvor gehört, doch ich nickte tapfer und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Vielleicht hatte sie ja Recht und alles, was mir fehlte, war ein wenig positives Denken.

„In Ordnung…“, flüsterte ich und Tenten lächelte.

„Klasse! Also, dann mach’s mal gut! Die Fahrt geht auf mich, schließlich musste dich ja irgendwer von diesem chaotischen Flughafen retten, bevor du schon da aufgegeben hättest!“

Mit diesen leicht provokanten, aber eindeutig freundlich gemeinen Worten stieg sie zurück in ihr Taxi, winkte mir noch mal durch das heruntergelassene Fenster zu und fuhr dann davon.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und trat mit möglichst energischen Schritten auf das prächtige Eingangstor zu. Meine Schultern zitterten zwar noch immer, mein Herz pumpte viel zu hektisch das Blut durch meinen Körper und ich spürte die hektische Röte auf meinem Gesicht, doch zumindest hatte ich ansatzweise den Willen, das hier durchzustehen.

Direkt neben dem Tor befand sich eine hochmoderne Gegensprechanlage, die ich absichtlich sehr schnell betätigte, um mir selbst keine Zeit zu lassen, über die Folgen nachzudenken. Ich konzentrierte mich darauf, die mathematische Chance zu berechnen, mit der ich jede Sekunde seine Stimme vom anderen Ende vernehmen würde, und bei eben diesem Gedanken nicht gleich in Ohnmacht zu fallen.

Die Chance betrug 1:4 und erfüllte sich nicht; es klickte leicht und dann erklang eine nüchterne Frauenstimme.

„Ja, Sie wünschen?“

„Ähm … ich … ich soll mich hier melden, wegen des Jobs für … äh…“

„Verzeihung, ich beherrsche keine Fremdsprachen.“

Siedend heiß fiel mir auf, dass ich aus Reflex in meiner Muttersprache Deutsch gesprochen hatte – klar, dass das hier in Kalifornien kein normaler Mensch verstand! Nur mit Mühe räusperte ich mich und fand meine Stimme wieder, während sich in meinem Kopf schon alles zu drehen begann. Wie sollte ich hier ein Jahr überstehen, wenn ich schon nach drei Minuten am Rande des Nervenzusammenbruchs stand?

„E-Entschuldigen Sie bitte…“, stotterte ich in gebrochenem Englisch, für das mein Lehrer mich geschlagen hätte. „I-Ich bin Hinata Hyuuga … das neue Au-pair…“

„Ah, natürlich. Die Lady erwartet Sie bereits. Bitte treten Sie ein“, säuselte die Stimme und gleich darauf schob das gigantische Tor sich mit einem Surren auf.

Ich schulterte meine Reisetasche, packte den Griff meines Koffers und sehr langsam schob ich mich durch das Tor; meine Schritte waren sorgfältig gewählt und fühlten sich sogar für mich selbst so ungelenk an, als würde ich auf Stelzen laufen. Bei den wenigen Stufen wäre ich beinahe gestolpert und erreichte schließlich atemlos und mit geröteten Wangen die Haustür. Meine Augen saugten sich sofort an der vergoldeten Türklinke fest und ich musste mir unwillkürlich vorstellen, wie er jeden Augenblick aus genau dieser Tür treten würde, um mich zu begrüßen.

Das war leider keine sehr gute Idee: Sofort beschleunigte sich mein ohnehin schon frenetischer Pulsschlag und mir brach der kalte Angstschweiß aus. Das war zu viel für mein schlichtes Gemüt! Ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören und befürchtete fast, hier direkt vor seiner Haustür in Ohnmacht zu fallen, noch bevor ich ihm das erste Mal gegenüberstand. Von drinnen erklangen einige Stimmen und sich nähernde Schritte, was mein Körper als willkommenen Anlass nahm, um die Produktion von Stresshormonen nur noch weiter anzukurbeln.

Ich befeuchtete mir die spröden Lippen und presste die Kiefer aufeinander. Ich war noch nicht so weit! Jahrelang hatte ich ihn bewundert und von diesem Moment geträumt, aber ich war noch nicht bereit dafür! Wenn er jetzt diese perfekte Tür seiner perfekten Villa in dieser perfekten Stadt öffnen würde, um mit seinem perfekten Gesicht nach seinem vermeintlich ebenso perfekten zukünftigen Kindermädchen Ausschau zu halten, und nichts weiter als ein zitterndes, stotterndes Nervenbündel ohne die geringste Perfektion vorfinden würde…

Panik machte sich in mir breit und ich wollte gerade auf dem Absatz umdrehen und mich aus dem Staub machen, als die Tür aufschwang und eine quäkende Kinderstimme erklang.

„Hey, Mom! Da ist ein Marsmännchen bei uns! Das Ding zittert wie Grandmas Wackelpudding und hat ein feuerrotes Gesicht, das kann nicht normal sein! Darf ich die NASA anrufen?“

Das war zu viel; ich spürte, wie mir die Beine unter dem Körper weg glitten und ich auf die perfekt gesäuberten Pflastersteine sank. Ich betete, das Bewusstsein zu verlieren, doch leider war mir das nicht vergönnt.

„Und jetzt ist das Marsmännchen umgekippt, Mom! Sollen wir ihm Kamillentee kochen, damit es wieder gesund wird?“, rief die naive Mädchenstimme und am liebsten hätte ich mich unter meinem Gepäck verkrochen, um dieser Peinlichkeit zu entgehen, doch dazu fehlte mir das nötige Gefühl in den Gliedmaßen. Ich konnte nur hoffen, dass er sich bei meinem Anblick nicht totlachen würde, falls er jetzt aus der Tür kommen sollte, denn seinen Tod könnte ich nie verantworten.

Schwere Schritte erklangen und aus den Augenwinkeln konnte ich eine Gestalt ausmachen, die neben dem kleinen Mädchen im Türrahmen erschien. Ich hatte Glück, denn es war eine Frau.

„Ach, Amy! Musst du denn immer die Leute erschrecken? Das ist kein Marsmensch, das ist unser Au-pair, davon weißt du doch!“, sagte eine erwachsene, weibliche Stimme und die zugehörige Person trat auf mich zu.

Ich war hin und her gerissen, ob ich mich tot stellen sollte, doch die junge Frau nahm mir die Entscheidung ab. Mit resoluter Entschlossenheit ging sie neben mir in die Hocke und griff nach meinem Oberarm.

„Alles okay bei dir? Bist du das warme Klima nicht gewöhnt, oder hat Amy dich wirklich so erschreckt?“, erkundigte sie sich. Ihre Stimme klang fest und dabei mitfühlend wie man es von jeder reifen Frau erwartete. Da war mir schon klar, wen ich hier vor – beziehungsweise neben – mir hatte: Meine allerschlimmste Erzfeindin.

Ich blickte zu ihr auf und versank prompt in bodenlosem Neid.

Sie war schier unerträglich schön, genau wie immer. Das kinnlange, hellrosa Haar umspielte ihr makellos geformtes Gesicht und hob sich in einem sanften Kontrast von ihrer gebräunten Haut ab. Wie echte Jadesteine strahlten die fein mit Kajal betonten Augen unter ein paar vorwitzigen Ponysträhnen hervor und funkelten erfreut auf, als sich auf ihren schmalen Lippen ein Lächeln bildete. Ich konnte mir nicht vorstellen, welcher Mann ihr bei diesem Lächeln nicht sofort verfiel.

Falls ich bis dahin auch nur einen Funken Selbstbewusstsein besessen hatte, erhielt er nun gnadenlos den k.o-Treffer.

„E-e-e-e-e-entschuldigung…“, war alles, was ich stammeln konnte und ich setzte mich ruckartig auf.

Die rosahaarige junge Frau stützte mich hilfsbereit an der Schulter und lächelte mich an.

„Macht doch nichts; ich bin Diejenige, die sich entschuldigen muss. Amy kann ein regelrechtes Monster sein, das tut mir leid. Ach ja, ich hab mich ja noch nicht mal vorgestellt! Ich bin Sakura Haruno, aber das weißt du sicher schon. Und du bist also unser Au-pair?“

Ich nickte und achtete darauf, meine Blicke gesenkt zu halten. Beim Anblick ihres wunderschönen Gesichts würde ich mir wünschen, nie hierher gekommen zu sein, das wusste ich. Und dann noch diese übermäßige Freundlichkeit! Ich wollte von meiner Erzrivalin nicht so behandelt werden, ich wollte lieber noch mehr Gründe bekommen, sie hassen zu können, wie ich es schon jahrelang tat.

„Ja“, murmelte ich und merkte selbst, dass meine Stimme verschüchtert klang. „Mein Name ist Hinata Hyuuga.“

Da trat auch das kleine Mädchen näher, das für den Verlust meines Gleichgewichts verantwortlich gewesen war. Sie konnte nicht älter als fünf Jahre sein und war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten: Dieselben hellrosa Haare, grün schimmernden Augen und der schmale Körperbau. Lediglich ihre dunkle und mit zahlreichen Nieten verzierte Kleidung ließ den Einfluss ihres Vaters erkennen; ich hatte noch nie zuvor ein so junges Kind mit derartig reifem Gefühl für Stil gesehen.

„Mom, das kann kein normaler Mensch sein, glaub mir doch! Wer fällt denn schon einfach so um? Bestimmt hat der Mars eine stärkere Anziehungskraft, deshalb kann sie sich hier nicht auf den Beinen halten…“

„Das Mädchen heißt Hinata und wohnt ab heute bei uns, also hör bitte auf“, tadelte Sakura ihre Tochter.

Amy schlug übertrieben panisch die Hände vors Gesicht und quietschte auf.

„Oh mein Gott, Mom, du kannst doch nicht von mir verlangen, mit Marsmenschen zusammenzuwohnen!“ Zweifellos musste sie mittlerweile begriffen haben, dass ich alles andere als außerirdisch war, doch dem herausfordernden Glitzern ihrer Augen nach zu urteilen, machte die Kleine sich gern einen Spaß daraus, mich noch ein wenig zu blamieren.

Ich sprang hastig auf die Füße, um zumindest noch einen letzten Rest Würde zu bewahren. Wenigstens hatte diese bodenlose Blamage ein Gutes: Er schien nicht da zu sein. So konnte ich immerhin verhindern, auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen.

„Es tut mir leid, dass ich solche Umstände mache!“, versicherte ich und zwang mich zu einem halbwegs energischen Tonfall. Das Ergebnis erinnerte eher an eine halb verhungerte Maus.

Sakura erhob sich und legte mir sanft eine Hand auf die Schulter.

„Tust du doch gar nicht. Aber langsam sollten wir mal nach drinnen gehen, bevor Amy“ – sie warf ihr einen scharfen Blick zu – „tatsächlich noch bei der NASA anruft und eine Massenpanik auslöst.“

Sie führte mich ins Innere der Villa, wo ich kurz einer Haushälterin begegnete, die nach draußen eilte und mein Gepäck holte. An Personal schien es hier wirklich nicht zu mangeln.

„Also dann mal willkommen bei uns. Ich hoffe, es gefällt dir und du fühlst dich wohl.“

Ich sah mich verschüchtert in der geräumigen Eingangshalle um und musste unwillkürlich schlucken. Auch hier herrschte Luxus: Die Wände waren mit hellem Holz vertäfelt, der Boden von einem atemberaubend schönen Teppich bedeckt und direkt neben dem Treppenaufgang stand die lebensgroße Statue einer okkultistisch angehauchten Frau. Wäre ich nicht ebenfalls Anhänger des Atheismus gewesen, hätte mir das garantiert Angst gemacht.

„Ein wirklich … schönes Haus…“, murmelte ich und untertrieb absichtlich. Ich wollte schließlich nicht wie ein verarmtes Landei wirken, das beim Anblick einer millionenschweren Villa sofort die Beherrschung verlor.

Dennoch zitterten meine Beine, als ich Sakura die Treppe hinauf folgte und sie mich in mein erwartungsgemäß prunkvolles Zimmer führte. Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie seine Räumlichkeiten aussahen, wenn hier schon die Angestellten in solchen Verhältnissen leben durften.

Ich schlug eine Hand vor den Mund, um beim Gedanken an ihn nicht – wie es zu neunzig Prozent immer bei mir der Fall war – lauthals zu quietschen. Mein Gesicht musste trotzdem einen recht aufgeregten Ausdruck angenommen haben, denn Sakura musterte mich besorgt.

„Ist etwas, Hinata? Brauchst du ein größeres Zimmer?“, erkundigte sie sich und ich fühlte fast so etwas wie einen Brechreiz bei dieser schleimigen Freundlichkeit. Erst schnappte diese Frau mir meinen Traummann vor der Nase weg und dann musste sie mir gegenüber auch noch einen auf fürsorglich machen!

Doch anstatt meiner Erzfeindin all das an den Kopf zu werfen, setzte ich ein Lächeln auf und versuchte nicht mehr an ihn zu denken. Es war wohl besser, wenn ich ihm zunächst gar nicht begegnete, denn dann würde unter Garantie in der Notaufnahme enden.

„N-Nein … I-Ich … äh…“

Sakura schien zu verstehen und nickte mir lächelnd zu.

„Ich versteh schon, du willst sicher erst mal deine Ruhe nach dem langen Flug. Unsere Haushälterin wird gleich dein Gepäck bringen und dann kannst du dich erst mal ausruhen. Komm dann einfach zum Abendessen hinunter, dann stelle ich dir auch die anderen Angestellten vor. Und du willst sicher auch Amys kleinen Bruder Jay kennen lernen, nicht wahr?“

„Äh … ja … u-und … na ja…“ Ich schluckte und nahm all meinen Mut zusammen. „N-Naruto…?“

„Heute ist der letzte Tag seiner USA-Tournee, deshalb kommt er erst morgen nach Hause. Du lernst ihn dann wahrscheinlich morgen Abend kennen. Aber jetzt mach’s dir erst mal bequem und komm richtig an. Bis später dann.“

Mit einem letzten Lächeln verließ sie mein Zimmer, doch das nahm ich nicht mal mehr richtig wahr. Ich war viel zu beschäftigt damit, auf die Knie zu sinken, mein Gesicht in den Händen zu vergraben und leise zu quietschen.

Morgen!

Schon morgen würde ich ihn treffen!

Ich hatte furchtbare Angst davor; wahrscheinlich würde er mich auch für ein Marsmännchen halten, genervt von mir sein und die Entscheidung verfluchen, mich als Au-pair genommen zu haben.

Hektisch sprang ich auf die Beine und betrachtete mich in dem goldgerahmten Spiegel, der über einer wunderschönen Kommode in meinem Zimmer hing. Es ist kein bisschen übertrieben zu sagen, dass selbst dieser Spiegel schöner als ich war. Und vor allem stotterte der Spiegel nicht, lief ständig rot an oder verlor das Gleichgewicht.

Ich sollte mir nichts vormachen – er würde mich hassen, weil ich absolut gewöhnlich und peinlich war.

Mein Gesicht war sehr fein geschnitten und hätte mit etwas Farbe durchaus hübsch sein können, doch hatte ich eher den Teint einer frisch aus dem Wasser gezogenen Leiche. Betrachtete man dazu noch mein kurz geschnittenes, dunkles Haar, hatte ich in der Tat mehr Ähnlichkeit mit einem wandelnden Toten als einer jungen Frau.

Und genau so fühlte ich mich auch. Alle anderen waren immer am Lachen und Reden, als müssten sie sich um nichts auf der Welt Sorgen machen, während ich stumm daneben stand. Jemand wie ich war hier im Golden State Kalifornien absolut fehl am Platz. Hier waren die Frauen so temperamentvoll wie Tenten, so selbstbewusst und hübsch wie Sakura, und mir war klar, dass es hier keine Ecke für mich geben würde.

Ich war das abnormale Mädchen aus Deutschland. Das Marsmännchen.

Diese Gewissheit ließ sich nicht einmal weiter nach hinten in mein Unterbewusstsein schieben, nachdem ich meine Stirn an den Spiegel gelehnt und einige Tränen verdrückt hatte.

Mir blieb nichts anderes übrig, als mich in mein Schicksal einzufügen; ich holte mein Gepäck, das das Hausmädchen inzwischen vor meiner Tür abgestellt hatte, und packte das Nötigste aus. Als Erstes natürlich meine geheiligten CDs, die ich in die oberste Schublade der Kommode schob. Ich sollte mich nicht allzu früh als Fan outen, doch ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich so etwas nicht lange verbergen konnte.

Leider war mein Hab und Gut viel zu früh verstaut und ich hatte nichts mehr, mit dem ich mich von meinem Selbstmitleid ablenken konnte. Ich blieb auf meinem großzügig bemessenen Bett sitzen, das problemlos für zwei Personen gereicht hätte, und malte mir aus, wie über die Maßen peinlich ich mich morgen benehmen würde. Ich würde die Treppe hinunterstolpern, Cola über den sündhaft teuren Teppich gießen, meine Klamotten am Kamin in der Eingangshalle in Brand stecken und in seiner Gegenwart nicht mal mehr meinen eigenen Namen wissen.

Und bei jeder neuen Horrorvorstellung, die garantiert früher oder später Realität werden würde, vergoss ich eine neue Träne.
 

----
 

So, jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt: Wie gefällt euch die Idee? Kommt Hinatas Charakter gut zur Geltung? Ist die Umsetzung gelungen?

Es ist für mich das erste Mal, dass ich eine Real World FF mit so vielen Narutocharakteren schreibe und eigentlich wollte ich das auch nie, aber na ja … ich muss zugeben, dass es Spaß macht. Außerdem gibt es zu jedem Charakter eine reale Person als Vorbild, falls es jemanden interessiert. Wer mich nur ansatzweise kennt, der weiß, nach welchem realen Vorbild ich Narutos Figur hier designt habe.

In erster Linie dient mir diese FF als Ausgleich, darum ist vielleicht nicht alles so ausgefeilt und in erster Linie soll mir das Schreiben hier Spaß machen, aber ich freue mich natürlich immer über Kritik^^
 

lg Meggy

Adrenalin

Er würde mir gehören, koste es, was es wolle! Sakura konnte sich auf einsame Nächte gefasst machen, meine Eltern sollten sich an den Gedanken gewöhnen, dass ich so schnell nicht wieder nach Hause zurückkehren würde, und ich selbst würde an meiner Unterschrift als Hinata Uzumaki arbeiten.

Diese Gedankengänge überfielen mich jeden Morgen, wenn ich sicher in meine Decke gewickelt im Bett lag und mir unwiderruflich fest vornahm, mich genau heute zu ändern und für meinen Traum zu kämpfen. Und sobald ich die Bettdecke zurückgeschlagen hatte und aufgestanden war, war dieses Vorhaben schlagartig in unerreichbare Ferne gerückt. Ich glaube fast, ich kann nur wie ein normaler Mensch denken, wenn mein Körper sich in der Waagerechten befindet.

So stand ich auch an diesem ersten Morgen im Haus meines Traummanns als die wandelnde Kuriosität Hinata Hyuuga auf, obwohl ich noch zwei Minuten vorher eifrig Pläne geschmiedet hatte, wie ich ihn verführen konnte.

Seufzend trat ich ans Fenster und lehnte meinen Kopf an das kühle Glas. Bereits jetzt war mir übel vor Nervosität, dabei war der vergangene Abend überraschend glimpflich abgelaufen. Ich hatte Müdigkeit vorgetäuscht, um mich vor dem Abendessen zusammen mit Sakura zu drücken und war dann sofort ins Bett gegangen. Natürlich hatte ich nur wenig geschlafen und ich brauchte nicht in den Spiegel zu schauen, um zu wissen, dass ich wie ein wandelnder Zombie aussah.

„Sieh’s ein, Hinata: Du hast keine Chance“, murmelte ich vor mich hin.

In weiser Voraussicht hatte ich mein Outfit für meine über die Maßen peinliche Begegnung mit ihm am Abend zuvor zurechtgelegt – einen Minirock von den Ausmaßen eines Gürtels, ein Trägertop im Gothic-Stil , das jeder Kleiderordnung einer Highschool widersprochen hätte, sowie lederne Overknee-Stiefel. Ob ich mich in dieser für mich ausgesprochen ungewöhnlichen Garnitur überhaupt anständig bewegen konnte, nun, das stand auf einem anderen Blatt. Aber gegen die Überredungskünste meiner kleinen Schwester Hanabi („Du ziehst irgendwas Rattenscharfes an und bugsierst diese Sexbombe von einem Mann dann ins nächste Schlafzimmer!“) fehlten mir schlichtweg die Worte.

Doch für den Augenblick konnte ich mich ebenso abstoßend kleiden, wie ich mich fühlte.

So schlurfte ich wenige Minuten später in abgetragenen Jeans und einem schweinchenrosa T-Shirt die gewundene Treppe hinunter. Ich wollte gerade über die Kante des sündhaft teuren Teppichs stolpern, um meinem abschreckenden Aussehen auch noch eine blutige Nase hinzuzufügen, als eine der hellbraun gestrichenen Türen aufschwang. Hinaus lief – besser gesagt schwebte – Sakura, völlig sicher auf Schwindel erregend hohen High-Heels, mit denen ich mir nach nur wenigen Metern sämtliche Knochen gebrochen hätte.

„Ah, guten Morgen, Hinata! Hast du den Jetlag gut überstanden?“, erkundigte sie sich und lächelte ihr bezauberndes Lächeln.

Es kostete mich Mühe, ein gequältes Seufzen zurückzuhalten.

„Guten Morgen … Es geht mir wieder sehr gut, danke der Nachfrage…“, nuschelte ich und blickte zu Boden. Ich klang wie ein verschüchtertes Schulmädchen und wusste das nur zu gut.

„Das freut mich. Leider muss ich jetzt dringend weg und habe keine Zeit, dich überall herumzuführen, aber mein Termin dauert nicht allzu lange. Sieh dich so lange doch einfach ein bisschen um und wenn du möchtest, kannst du auch dem Personal zur Hand gehen, aber natürlich musst du nicht. Amy ist bis zum Mittag im Kindergarten und Jay nehme ich mit. Also…“ Entschuldigend hob sie ihre zierliche Hand und schob eine Haarsträhne zurück, als wären ihr die Umstände äußerst peinlich. „Du bist jetzt ein, zwei Stunden allein. Das tut mir wirklich leid, aber ich beeile mich und du kannst dir ruhig das ganze Grundstück in Ruhe ansehen.“

Automatisch schüttelte ich den Kopf und winkte ab.

„Ist doch nicht schlimm, das macht mir nichts aus.“ Schließlich war ich kein kleines Kind mehr, wie Sakura offenbar glaubte.

Sie schenkte mir ein Lächeln und machte einen Wink auf die Tür, aus der sie gekommen war.

„Dort ist die Küche, bedien dich ruhig. Du hast sicher Hunger. Ansonsten bin ich dann bald wieder zurück. Mach’s gut.“

Ein letztes Mal hob sie ihre filigrane und schier zerbrechlich wirkende Hand in meine Richtung, ehe sie aus der breiten Eingangstür eilte. Ein Anblick vollendeter Schönheit, wie ich zugeben musste.

Im Vergleich dazu musste ich wie ein frisch geschlüpftes, koordinationsloses Entchen wirken, als ich die Küchentür öffnete und erst einmal einen Schrecken bekam.

In der geräumigen Wohnküche stand eine junge Frau, die mit einer Pfanne bewaffnet auf ein paar Fleischstücke einschlug. Bei meinem Anblick kniff sie ihre moosgrünen Augen zusammen und atmete betont kontrolliert durch den Mund aus.

„Jetzt schau mich nicht an, als wär’ ich Jack the Ripper!“, sagte sie und wischte sich die Hände an ihrer pechschwarzen Schürze ab. Langsam wandte sie sich mir ganz zu und musterte mich mit unverhohlenem Missfallen.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich mich unter diesen stechenden Blicken nicht wie das zukünftige Opfer eines Massenmörders fühlen sollte.

Schließlich beendete sie die Prozedur, indem sie ein weiteres Mal seufzte und sich mit einer groben Handbewegung ein paar blonde Haarsträhnen zurückstrich, die sich aus einem ihrer vier Zöpfe gelöst hatten.

„Lass mich raten: Du bist Hinata. Sakura hat mich schon vorgewarnt, aber dass du an solcher Paranoia leidest, hätte ich dann doch nicht gedacht. Du kannst wieder runterkommen; solange du in meiner Küche nichts kaputt machst, schlag ich dir keine Gliedmaßen ab. Und jetzt komm doch mal her, oder wie lang willst du noch da rum stehen?“

Eigentlich hatte ich vorgehabt, auf dem schnellsten Weg vor dieser unheimlichen Frau zu flüchten oder zumindest die Polizei zu alarmieren, doch jetzt blieb mir offenbar nichts anderes übrig, als ein paar zaghafte Schritte in die Küche zu treten. Meine Blicke hielt ich gesenkt, als stünde ich einem Raubtier gegenüber und wollte es nicht noch zusätzlich reizen – eine lächerliche Angewohnheit.

„Guten Morgen…“, hauchte ich.

„Versuch’s noch mal in dreifacher Lautstärke, dann hör ich dich vielleicht.“

Ich biss mir auf die Lippen und bemerkte nicht einmal, wie meine Hände sich verkrampft vor meinem Unterleib ineinander verhakten.

„Ähm … i-ich…“

Die Blondine wandte sich schnaubend zu mir um und ich konnte nicht verhindern, dass mein Körper zusammenzuckte.

„Hör mal, Kleine: Ich musste gestern Abend für unmenschlich lange Zeit diese hyperaktive Visagistin von meinem kleinen Bruder fernhalten, konnte deshalb nachts lediglich knappe drei Stunden schlafen, nur um heute Morgen festzustellen, dass die Kaffeemaschine kaputt ist und ich trotz Übermüdung, schlechter Laune und knurrendem Magen das absolut Ekel erregende Lieblingsessen von Naruto kochen muss, weil er natürlich ausgerechnet heute heimkommt! Du verstehst also vielleicht, dass ich lieber diese Steaks verprügeln will, als das Gestotter eines Kleinkinds zu enträtseln!“

Sie riss eine kunterbunte Schüssel und eine Packung Cornflakes aus einem Schrank und donnerte beides auf den Küchentisch. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, welch schreckliche Dellen sie damit in das sicher sündhaft teure Holz schlug.

„Hier ist dein Frühstück! Iss es und dann verschwinde für den Rest des Tages aus meiner Küche! Ich bin Temari, mir gehören diese vier Wände, und wenn ich für den Herrn des Hauses eine widerliche Kombination aus Nachos, Zuckerwatte und Steak kochen muss, will ich verdammt noch mal meine Ruhe!“

Natürlich wusste ich, dass diese – zugegeben wirklich unappetitliche – Essenskreation sein Lieblingsessen war und mir war auch durchaus klar, dass ich jegliche Art von Müsli mein ganzes Leben lang verabscheut hatte, doch angesichts Temaris bedrohlichen Blickes nahm ich nur stumm und in aller Eile ein paar Cornflakes zu mir, ehe ich aus der Küche stolperte. Temari hatte sich bereits wieder ihrer Pfanne zugewandt, mit der sie lautstark die Steaks bearbeitete, die es heute wohl zum Abendessen geben würde.

Ich flüchtete mich in das Zimmer direkt neben der schön geschwungenen Treppe und hatte zum ersten Mal seit meiner Ankunft Glück: Der Raum war eine herrliche Oase der Ruhe. Verglichen mit den Maßstäben, die ich gewohnt war, hätte es als Kronsaal ausreichen können, doch hier schien es lediglich als Wohnzimmer zu fungieren. Ein wunderschönes, hell eingerichtetes Wohnzimmer mit zahlreichen Zimmerpflanzen, die ich trotz meines Leistungskurses in Biologie gar nicht alle zu identifizieren wusste.

Ich traute mich kaum, durch den weitläufigen Raum zu wandern und noch mehr musste ich mich selbst überwinden, ehe ich auf einem der cremefarbenen Sessel Platz nahm.

„Er hat wirklich einen großartigen Geschmack, was Einrichtung betrifft…“, flüsterte ich vor mich hin und fiel prompt in ein recht kindisches Verhaltensmuster zurück: Selbstgespräche über ihn zu führen. „Wenn ich doch nur den Mut aufbringen könnte, ihm das auch zu sagen … Aber wenn ich es nicht mal schaffe, mit einer gereizten Köchin fertig zu werden…“

Hastig schüttelte ich den Kopf und setzte mich auf. Mich selbst bemitleidet hatte ich in ausreichender Menge, also konnte ich mich jetzt zumindest ein wenig nützlich machen. Mein eigentliches Aufgabenfeld war zwar auf die beiden Kinder Amy und Jay konzentriert, doch da beide nicht da waren und Sakura es offenbar nicht für nötig hielt, mir die Eingewöhnung zu erleichtern, konnte ich durchaus ein wenig Eigeninitiative entwickeln.

Also durchsuchte ich die Villa solange, bis ich auf eine kleine Abstellkammer gut versteckt im Personalstockwerk stieß, in der unter anderem ein hochmoderner Staubsauger stand, den ich mit einiger Mühe ins Wohnzimmer verfrachtete. Der Raum machte zwar nicht den Eindruck, eine Reinigung zu benötigen, doch eignete diese Aufgabe sich perfekt zur Ablenkung

Temari hatte im Nebenzimmer derart laut eine Black Metal CD eingelegt, dass ich mir nichts dabei dachte, als ich mir ebenfalls aus meinem Gepäck etwas musikalische Unterstützung besorgte. Normalerweise mag ich genau den Musikstil, den er verkörpert: Heftige Beats und dazu ein aggressiver Text. Doch heute war ich viel zu sehr in meinen Gedanken verstrickt, also fiel meine Wahl auf das Peinlichste, das meine CD-Sammlung hergab.

Ich lächelte über mich selbst, als ich die riesige Hi-Fi-Anlage betätigte und kurz darauf die ersten sanften Gitarrenakkorde erklangen.

„...As long as you love me…“

Ich drehte die Lautstärke höher, bis sie den Staubsauger übertönte, und band mir die Haare mit einem rosa Haarband zurück. Anfangs traute ich mich kaum, mich über den glänzenden Laminatboden zu bewegen, doch die ruhige Musik erfüllte ihren Zweck und ich entspannte mich zusehends. Statt über den bevorstehenden Abend nachzudenken, verlor ich mich gänzlich in der heilen, bonbonrosa Welt all dieser kitschigen Lovesongs, in denen selbst Mauerblümchen immer den perfekten Märchenprinzen finden.

Ich wirbelte mit dem Staubsauger durch das Wohnzimmer, verteilte den wenigen – wenn überhaupt vorhandenen – Schmutz dabei gleichmäßig und sang die zahllosen Liebesschwüre aus tiefster Seele mit. Beinahe fühlte es sich an, als wäre ich wieder zu Hause in meinen vertrauten vier Wänden, wo es weder eine Erzrivalin, noch eine gewaltbereite Köchin oder den perfektesten Mann der Welt gab.

Zumindest so lange, bis die cremefarbene Tür aufschwang und jemand mit einem Stöhnen eine Reisetasche ins Zimmer warf. Die Tasche prallte gegen den Staubsauger und setzte ihn außer Gefecht.

Ich öffnete die Augen und stand auf der weich gepolsterten Couch, das Staubsaugerrohr zwar in den Händen, allerdings wurde das Gerät alles andere als produktiv genutzt, da ich es in die Höhe hielt. Wie ich in diese Position gelangt war, konnte ich nicht sagen.

Und mir gegenüber, nicht mehr als fünf Meter entfernt, stand Naruto Uzumaki im Türrahmen. Er hielt eine zweite Reisetasche in der Hand, war aber zu sehr damit beschäftigt, mich anzustarren, um diese Tasche ebenfalls in den Raum zu werfen.

Innerhalb von Sekunden sah ich mein bisheriges Leben an meinem inneren Auge vorbeifliegen und wusste, dass sich all das auf genau diesen Augenblick konzentriert hatte. Jetzt war es so weit.

Ich sah ihn. Und was sogar noch wichtiger war: Er sah mich.

Und ich stand hier auf seiner unbezahlbar teuren Designercouch und wedelte mit einem Staubsauger in der Luft herum, während ich eine CD der Backstreet Boys in dröhnender Lautstärke hörte. Von wegen Minirock und Lederstiefel – ich trug verwaschene Jeans und ein rosa T-Shirt, die schreckliche Frisur und mein altbekannter Leichenteint waren inklusive.

Statt lauthals zu kreischen und einem ekstatischen Zustand zu erliegen, stoppten sämtliche meiner inneren Schaltkreise und ich erstarrte zu Stein.

Da war er, mein jahrelang gehegter Traum. Nicht nur ein Aufdruck auf einem Poster oder eine Videoaufnahme, sondern ein tatsächlicher Mensch aus Fleisch und Blut, der dieselbe Luft wie ich atmete. Seine Augen waren blau und klar wie der Pazifik an einem lauen Sommertag, so verwirrend schön, und mit einem schalkhaften Funkeln durchzogen. Offenbar fand er mich in meiner Funktion als Statue ausgesprochen amüsant.

„Hey, in Zukunft kommt mir nur noch Musik von zeugungsfähigen Künstlern ins Haus, okay?“, rief er mir zu. Seine Stimme klang ebenso quirlig und spritzig wie in all den Songs und Interviews, die ich mir in mehr als ausreichender Menge zu Gemüte geführt hatte, nur weitaus näher und … realer. „Ich meine, so wie die Kerle jaulen und das dann auch noch Musik nennen, muss man denen doch da unten was abgeschnitten haben, oder?“

Es wunderte mich, wie lässig er klang, doch noch unglaublicher war sein Gesichtsausdruck. Er lächelte mich an. Ein unerträglich schönes Lächeln auf seinen sensiblen Lippen, nur für mich.

„Bitte heirate mich.“ Nicht mehr als ein heiserer Hauch, der meinen Lippen entwich, und doch reichte er aus, mich mit einem kurzen Aufschrei zurückweichen zu lassen. Das hatte ich jetzt nicht wirklich gesagt! Kalter Angstschweiß trat mir auf die Stirn und mein Magen begann zu rebellieren – es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ihm auf die handgewebten Sofabezüge gekotzt.

Naruto brach in ein herrlich tiefes Gelächter aus.

„Danke für das Angebot, aber vorher sollten wir zumindest mal die Namen austauschen, findest du nicht auch?“

Noch während er sprach, trat er auf die Couch zu und reichte mir die Hand.

Ich konnte nichts weiter tun, als idiotisch in sein Gesicht zu blicken. Er lächelte noch immer, zwar amüsiert, doch keineswegs schadenfroh, dabei erweckte ich zweifellos den Eindruck einer geistig Zurückgebliebenen. Die Groupiestimme in mir erklärte ihn enthusiastisch zu meinem persönlichen Engel, während die Vernunft mir sagte, ich solle zuerst einmal den Mund wieder schließen.

Naruto nahm mir die Entscheidung ab, indem er einen Arm um meine Taille legte und mich sanft vom Sofa hob. Hätte er gewusst, in welch rauschartigen Zustand er mich damit versetzte, hätte er möglicherweise eher nachvollziehen können, weshalb die Beine unter mir weg glitten, als er mich am Boden absetzte.

Nur mit Mühe konnte ich mich halb am Couchtisch, halb an seinem weißen T-Shirt festhalten. Er war mir viel zu nah, als dass ich zur Bildung eines vollständigen Satzes imstande gewesen wäre, doch irgendetwas musste ich sagen.

„Hi-Hinata Hyuuga…“, flüsterte ich und verinnerlichte das Muster des Laminats zu meinen Füßen.

„Na, das ist doch schon mal ein Anfang! Ich bin Naruto Uzumaki, aber das weißt du sicher schon. Oder machst du etwa immer Leuten Heiratsanträge, von denen du nicht mal den Namen weißt?“

Ich schüttelte den Kopf und wollte eine Entschuldigung stammeln, doch da schockte er mich, indem er mein Kinn mit einer neckischen Geste anhob. Das sollte nur ein kleiner Scherz sein – ich wusste es – doch was ich nun sah, war schier unerträglich. Ich kam mir vor wie ein Blinder, der zum ersten Mal die Sonne sah. Wie ein Wüstenreisender beim Anblick einer Oase oder ein Kunstsammler, der ein bislang unentdecktes Picasso Gemälde fand.

Sein Gesicht in natura. Die wirkliche und wahrhaftige Realität eines Traums, den ich seit Jahren auf Videoaufnahmen und Fotos verfolgte, und das so nah, dass ich fast glaubte, sein Blut durch die feinen Adern an seinem Hals fließen sehen zu können.

Ich sah seine hoch angesetzten Wangenknochen, die perfekt aufeinander abgestimmten Lippen, die langen Wimpern wie ein seidig schimmernder Vorhang über azurblauen Augen. Ebenso, wie ich die gebräunte Haut sanft und weich an meiner leichenblassen spürte. Er berührte mich.

Dieser Gedanke war das Letzte, an das ich mich erinnern konnte.
 

Ich wusste, dass ich einen Kreislaufkollaps erlitten hatte, noch bevor ich die Augen aufschlug. Mein Kopf schmerzte und mir war fürchterlich heiß, das waren eindeutige Symptome. Es hätte mir sicher gut getan, wenn ich noch ein wenig in sicherer Bewegungslosigkeit verbracht hätte, um mir ins Gedächtnis zu rufen, was vorgefallen war, doch leider war mein Erinnerungsvermögen viel zu gut.

Ich schoss mit einem schrillen Aufschrei in die Höhe und schlug beide Hände vor mein Gesicht, als könne ich mich dahinter für alle Zeit verstecken.

„Mom! Dad! Marsmännchen ist wieder wach!“, verkündete eine Kinderstimme. Etwas sprang schwungvoll neben mir auf das Bett.

Ich öffnete die Augen und blickte geradewegs in Amys strahlendes Gesicht. Die Kleine kniete neben mir auf der Matratze und schwenkte eine Hand vor meinem Gesicht umher.

„Hallo, Marsmännchen! Mach dir keine Sorgen, du hast dich bestimmt bald an die Erde gewöhnt, dann musst du auch nicht mehr ständig umfallen! Und vielleicht bist du dann auch nicht mehr so rot!“

Meine Wangen glühten in der Tat, doch es kam noch schlimmer, als die Tür meines Schlafzimmers, in das sie mich offenbar nach meinem Kollaps gebracht hatten, geöffnet wurde und zwei Personen eintraten.

Verkrampft krallte ich meine Finger an der Bettdecke fest und unterdrückte einen weiteren Aufschrei.

„Na, Kleine, alles gut überstanden? Oder soll ich lieber ein bisschen auf Abstand bleiben, bevor du gleich noch einen Herzinfarkt bekommst?“, fragte er, offensichtlich hoch amüsiert und fing sich prompt einen Rippenstoß von Sakura ein.

„Das ist absolut nicht lustig, du Kindskopf!“, raunte sie laut genug, dass auch ich es hören konnte, ehe sie mit einigen raschen Schritten an meinem Bett war und mich besorgt musterte. „Fühlst du dich besser, Hinata? Wir können dich auch in ein Krankenhaus bringen, wenn du möchtest…“

Ich schüttelte hektisch den Kopf. Das hätte mir gerade noch gefehlt, gleich am zweiten Tag in der Notaufnahme zu enden! Mir reichte die Blamage, in die ich mich bereits begeben hatte, völlig aus.

„E-Es geht schon wieder“, hauchte ich und bemühte mich vergebens, das aufgeregte Zittern meiner Schultern zu unterbinden.

Sakura schob Amy beiseite und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ein sinnloses Unterfangen, denn mir war durchaus klar, dass meine Körpertemperatur viel zu hoch war. Mit Fieber im klassischen Sinn hatte das allerdings nichts zu tun.

Rasch schlug ich die Beine über die Bettkante und erhob mich, bevor Sakura mich mit Tee und Zwieback ans Bett fesseln konnte.

„Wirklich, es ist alles in Ordnung“, versicherte ich möglichst überzeugend und ohne meine Blicke vom Fußboden abzuwenden. „Ich habe so etwas oft, wenn die Temperaturen hoch sind.“

„Ist es auf dem Mars etwa kälter als hier?“, fragte Amy und sah mit kindlichen Augen zu mir auf.

Sakura überging die Frage ihrer Tochter geflissentlich.

„Also, Hinata … wenn du dich wirklich gut fühlst, wie wäre es dann mit Mittagessen? Temari hat alles vorbereitet und sofern du es schaffst, beim Anblick von Narutos Lieblingsessen nicht noch mal umzukippen, würde dir etwas Nahrung bestimmt gut tun.“ Mir entging nicht der mütterlich besorgte Tonfall, mit dem sie mich bedachte, und ich hätte darüber in Tränen ausbrechen können. Sie hatte ja Recht, ich war so nutzlos und pflegebedürftig wie eine zweite Tochter.

„Sicher…“, murmelte ich und war froh, dass man meinen Missmut bequem als Müdigkeit nach dem Kreislaufkollaps interpretieren konnte.

Zu meiner Überraschung gelang es mir sogar, in das nicht minder luxuriöse Esszimmer zu gehen, ohne mir nennenswerte Verletzungen zuzuziehen. Dort war auf einem breiten Tisch bereits all das angehäuft, das ich erwartet hatte: Eine Pfanne voller Steaks, daneben eine gigantische Schale Nachos mit Käsesoße und eine weitere mit rosa Zuckerwatte. Etwas verloren am Rand stand eine Salatschüssel zwischen zwei angezündeten Kerzen.

Sakura nahm seufzend, doch wie üblich äußerst elegant auf einem Stuhl Platz.

„Wenn ich vorstellen darf: Die widerlichste Mahlzeit, die je erfunden wurde.“

„Wohl eher das Beste, das du je gegessen hast, Hinata!“, lachte Naruto und war bereits eifrig damit beschäftigt, sich seinen Teller mit den abstoßenden Gerichten zu füllen.

Für ihn hätte ich zweifellos auch Regenwürmer aus einer Schlammgrube gegessen. Diese Mahlzeit dagegen war gar nicht mal so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Ich brachte meine zitternden Hände sogar genügend unter Kontrolle, um mein Steak sicher in den Mund zu befördern.

„Siehst du, Hinata schmeckt es auch!“, triumphierte Naruto und prompt blieb mir der Bissen im Hals stecken.

Ich hustete, würgte und spülte hastig mit einem Schluck Wasser nach. Kaum hatte sich das Brennen in meinem Hals wieder halbwegs gelegt, griff ich nach der Nachoschüssel und stopfte mir so viele Chips ich konnte in den Mund. Viele Kohlenhydrate haben angeblich eine beruhigende Wirkung.

Amy brach in helles Gelächter aus.

„Jetzt sieht Marsmännchen aus wie ein Breitmaulfrosch! Echt klasse, davon will ich ein Foto!“

„Nun, wahrscheinlich gibt es in Deutschland nicht so leckere Nachos. Habe ich Recht, Hinata?“

Überrascht sah ich zu Sakura auf, die mir freundlich vom anderen Ende des Tisches zulächelte. Dass ausgerechnet sie mich rettete, hatte ich nicht erwartet, doch ich beeilte mich, die Chips hinunterzuschlucken.

„Ja, ganz genau. Das sind die besten Nachos, die ich je gegessen hab“, sagte ich schnell, obwohl ich kaum etwas geschmeckt hatte. Mir war alles recht, um das Gespräch in weniger peinliche Bahnen zu lenken.

Sakura nickte und ließ höflich ihre Salatgabel sinken.

„Kann ich mir vorstellen. Willst du nicht etwas aus deiner Heimat erzählen? Du wohnst doch nicht weit von Berlin, habe ich recht?“ Das erste Mal in meinem Leben war ich meiner Erzfeindin von Herzen dankbar.

Ich lächelte zaghaft und spürte, wie die Röte auf meinen Wangen langsam zu verblassen begann.

„Genau genommen hat mein Dorf herzlich wenig mit der Großstadt zu tun. Aber ich bin die meiste Zeit in Berlin, weil ich dort auf die Uni gehe.“ Ich sprach langsam und verwendete mein bestes American English, das so manchem Einheimischen Ehre gemacht hätte. Mein Englischlehrer wäre stolz auf mich.

„Und was machst du auf der Uni?“

„Ich studiere Psychologie, weil ich Kinderpsychologin werden will. Jetzt habe ich nach dem zweiten Semester eine einjährige Pause für den Auslandsaufenthalt eingelegt.“

„Ist das nicht sehr ungewöhnlich, mitten im Studium zu pausieren? Was sagen denn deine Eltern dazu?“

Ein schiefes Grinsen erschien auf meinem Gesicht, als meine Gedanken zu meinem Elternhaus huschten. Ungewollt entspannten sich meine Muskeln.

„In Anbetracht der Tatsache, dass meine Familie mich steinigen wollte, als sie von meinem Psychologiestudium erfahren haben, ist es nicht verwunderlich, dass sie mich gern gehen ließen. Mein Vater hofft, ich komme hier zur Vernunft und überlege es mir doch anders. Denn eigentlich stand seit meiner Geburt fest, dass ich das Familienunternehmen weiterführe.“

Amüsiert schwenkte ich das Wasserglas zwischen meinen Fingern herum.

„Leider vertragen sich Psychologie und eine hauseigene Schwertkampfschule nicht sonderlich gut.“

Sakura brach in helles Gelächter aus und – zu meinem allergrößten Schrecken – auch Naruto. In Sekundenschnelle war meine Gelassenheit verschwunden und ich konnte nichts weiter tun, als mit geweiteten Augen jedes Detail seiner schmerzhaft schönen Miene in mich aufzusaugen.

Entsprechend unerwartet traf mich seine Frage.

„Dann hofft dein alter Herr also darauf, dass wir dich zu einer ordentlichen Rockerbraut erziehen? Kein Problem, die Herausforderung nehm’ ich gern an!“

Mein Mund öffnete sich, ohne einen Laut zu entlassen. Es war meine Rettung, dass Sakura das Wort ergriff. Mit entnervt verdrehten Augen schob sie ihrem Mann eine Handvoll Nachos in den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Hör schon mit den Hirngespinsten auf. Kein normal denkender Mensch tut sich euer Chaos, das ihr Band nennt, freiwillig an“, winkte sie ab. An der unkomplizierten Art, mit der sie mit Naruto umging, erkannte ich tiefste Vertrautheit.

Grunzend zerkaute er die viel zu große Portion Knabberkram, ehe er sich mit einem verständnislosen und ausgesprochen liebenswerten Grinsen an mich wandte. Sein Blick ließ mich zusammenzucken, was er glücklicherweise nicht bemerkte.

„Hey, was ist denn so schlecht an der Idee? Wenn Hinatas Dad gern einen Vamp als Tochter hätte, lässt sich das doch hinbiegen!“ Und ohne einen Kommentar Sakuras abzuwarten, sprach er gleich direkt an mich gewandt weiter. „Was meinst du, Hinata? Stehst du auf unsere Musik?“

Mit allergrößter Mühe brachte ich ein Nicken zustande.

Naruto klatschte begeistert seine Hand auf den Tisch.

„Perfekt! Dann kommst du gleich heute Abend noch mit ins Studio, damit du die anderen Jungs kennen lernst!“

Noch bevor ich Zeit hatte, die extreme Ausschüttung von Stresshormonen zu kontrollieren, sprang er auf.

„Und bis es so weit ist, zeig’ ich dir meine bescheidenen vier Wände. Ich wette, du hast noch nicht alles gesehen – sonst wärst du garantiert abgehärtet genug, nicht nur bei meinem Anblick umzukippen.“ Purer Tatendrang ohne den geringsten Hauch Spott sprach aus seiner Stimme.

Ich war überrumpelt und konnte nichts weiter tun, als wie versteinert auf meinem Stuhl zu verharren und ihn dümmlich zu mustern.

Sakura legte seufzend ihre Gabel ab.

„Jetzt lass sie doch erst mal durchatmen, sie ist sicher noch nicht ganz erholt. Außerdem“, fuhr sie mit einem Blick auf meinen halb gefüllten Teller fort, „schaufelt nicht jeder sein Essen so in sich hinein, wie du.“

Da fuhr ich wie elektrisiert in die Höhe und öffnete den Mund, um mein Idol zu verteidigen.

„Natürlich bin ich fertig!“, versicherte ich, entschlossen keine noch so kleine Kritik an ihn heran zu lassen. Dieses eine Mal war dieser Reflex für mich nützlich.

Amy sprang auf und baute sich neben mir auf.

„Ich will auch mit, Marsmännchen!“ Ob diese ständige Betitelung ein Ausdruck von Sympathie sein sollte?

Mein Gehirn war auf einen Schlag leergefegt, als Naruto mir die Tür in den Flur aufhielt. Mit einem schmerzhaft schönen Lächeln bedeutete er mir, ihm zu folgen.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich mit stelzend großen Schritten in Bewegung setzte. Lieber machte ich mich auf diese Weise lächerlich, als mich der Gefahr auszusetzen, irgendeine Teppichkante zu übersehen, über die ich zweifellos stolpern würde.

Naruto hatte in der Tat nicht untertrieben: Sein Anwesen war überwältigend. Die barocke Villa verfügte über achtundvierzig Zimmer, die Schwimmanlage und das Gartenhäuschen, das mindestens so groß wie meine Wohnung in Deutschland war, nicht mitgezählt. Er und Sakura hatten sich wegen der Einrichtung ständig in den Haaren gelegen. Dies war überdeutlich an den freundlich gestrichenen Zimmern zu erkennen, in denen massenhaft düsterer Accessoires positioniert waren. Einzig Narutos und Amys Gemächer waren, wie er mir erzählte, gänzlich im harten Stil der beiden eingerichtet.

Ich folgte ihm wie ein Entenküken seiner Mutter und wagte kaum, ein einziges Wort zu sagen. „Na? Kreislauf soweit noch stabil?“, erkundigte Naruto sich schließlich, als wir vor dem großzügigen Pool im vorderen Teil des Gartens standen.

Ich nickte und betrachtete eingehend den gepflegten Rasen, um meine roten Wangen zu kaschieren.

Da ging er in die Hocke und schob sein amüsiertes Gesicht direkt in mein Blickfeld.

„Komm schon, keine Müdigkeit vorschützen! Kreislaufkollaps hin oder her, ich lass keinem durchgehen, dass er in meinem Haus so ein Gesicht macht!“

Und mit diesen Worten packte er mich an der Hüfte und sprang mit mir zusammen in den Pool.

Mein Kreischen wurde durch die Wassermassen verschluckt; ich war so verwirrt, dass ich kaum wusste, wo oben und unten war. Hilflos strampelte ich mit den Beinen, bis ich einen Druck an meiner Taille fühlte. Erschrocken riss ich die Augen auf und war froh um meine vielen Jahre im Schwimmverein, die es mir erlaubten, unter Wasser halbwegs klar zu sehen. Denn was sich meinen Augen bot, wäre jedes Märtyrum dieser Welt wert gewesen.

Naruto war direkt vor mir, halb versteckt hinter den vielen Wasserbläschen, die durch unseren Sprung entstanden waren. Trotz des Kälteschocks und der Tatsache, dass er mit normaler Alltags- statt Schwimmkleidung ausgerüstet war, war sein herrlich geformter Mund zu einem Lachen geöffnet, das von den Wassermassen freilich verschlungen wurde. Er kam näher, schlang beide Arme um meinen Körper und zog mich dann an die Oberfläche.

Instinktiv sog ich Luft in meine Lungen, wagte es jedoch keine Sekunde, sein Gesicht aus den Augen zu lassen. Heilloses Chaos beherrschte meinen Verstand.

Er lachte, als wäre es eine Normalität, in voller Bekleidung schwimmen zu gehen.

„Na bitte! Jetzt hast du auch mal wieder richtig Farbe im Gesicht!“, stellte er zufrieden fest und klopfte mir auf die Schulter.

Ich konzentrierte den kümmerlichen Rest meiner Körperbeherrschung, um nicht im tiefen Wasser unterzugehen.

Am Beckenrand baute sich Amy mit ärgerlich verschränkten Armen auf.

„Daddy, das ist unfair! Mir hältst du immer Predigten, dass ich nicht mit Klamotten ins Wasser soll und Marsmännchen darf das?!“ Ihr Quengeln drang nur langsam zu mir durch; meine Sinne waren zu sehr auf Naruto fixiert, um die Umwelt zu mir durchkommen zu lassen.

„Für meine Fans mach’ ich alles, das weißt du doch. Aber wenn du dich beeilst, und es Mom nicht wissen lässt, darfst du ausnahmsweise auch mal, Sweety“, rief er mit einem wohlwollenden Seitenblick auf seine Tochter. Es war unübersehbar, wie eng die Bindung zwischen den beiden war, was ihn – falls das überhaupt möglich war – in meinem Ansehen nur noch steigen ließ. Rockstar und zugleich fürsorglicher Vater zu sein, was musste das für eine hohe Anforderung an ihn stellen!

Jauchzend hüpfte das Mädchen in den Pool und ließ Wassermassen auf uns nieder platschen.

„Bei mir ist mehr Wasser als bei dir gespritzt, Daddy!“, frohlockte sie, kaum das sie wieder an der Wasseroberfläche war.

Er verdrehte amüsiert die Augen und ließ ihr den Erfolg. Mit einem neckischen Zug um die Lippen wandte er sich an mich und paddelte zugleich ein Stück Richtung Beckenrand.

„Jetzt locker geworden? Oder willst du noch ein Autogramm?“

Ich wollte etwas antworten, doch in meiner grenzenlosen Verwirrung war ein heiseres „Ähm“ das einzige, das ich hervorbrachte.

Doch Naruto überging die offensichtliche Abwesenheit meines Gehirns ganz einfach, indem er mich erneut packte und schwungvoll auf dem Beckenrand absetzte. Unter den Ärmeln seines durchnässten T-Shirts konnte ich deutlich die Muskeln spielen sehen.

Ohne die kleinste Andeutung von Ablehnung setzte er sich neben mich und ließ die Beine ins Wasser baumeln.

„Okay, schon kapiert. Du kriegst dein Autogramm“, sagte er und lächelte wieder – nur für mich.

Ich starrte ihn ungläubig an und mit einem Mal wich all meine Aufregung einem einzigen, simplen Gefühl. Warm und weich und angenehm rieselte es durch mein Herz.

„Komm, Amy, wir sollten jetzt langsam zurück ins Haus gehen, bevor deine Mom uns sucht. Und du weißt, was los ist, wenn sie hiervon erfährt“, rief er seiner Tochter zu und reichte ihr die Hand.

Widerstrebend ließ sie sich aus dem Wasser ziehen und ich betrachtete Vater und Tochter genau, als er nun ein Handtuch von einer Sonnenliege zog und Amy damit die Haare abtrocknete.

„Ich denke, es ist besser, wenn Sakura dich in deine Aufgaben einweist. Los, Hinata!“, rief er mir anschließend zu. Er nahm Amy bei der Hand und grinste mir über die Schulter hinweg zu, was dieses warme Gefühl nur stärker in mein Herz brannte.

Mit steifen Gliedern erhob ich mich und stolperte den beiden hinterher. Doch auf meinen Lippen lag zum ersten Mal seit meiner Ankunft ein ehrliches Lächeln.

Jahrelang hatte meine große Liebe nur ein Gesicht und eine Stimme gehabt. Keine Persönlichkeit. Keine Familie. Ja, nicht einmal Menschlichkeit.

Zart fasste ich mit einer Hand an die Stelle meines klitschnassen Tops, unter der das Herz heftig gegen meine Rippen pochte. In diesem Augenblick war mir vollkommen klar, dass es keinen Sinn hatte, diesen Job wie jedes andere Au-pair ausführen zu wollen.

Meine Liebe war lebendig geworden.
 

---
 

Puh, es wären wohl zigtausend Entschuldigungen vonnöten, weshalb ich dermaßen lange keine neuen Kapitel mehr veröffentlicht habe. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn mir alle Leser abhanden gekommen sind, dennoch wollte ich es mir nicht nehmen lassen, dieses Kapitel hochzuladen, das ich endlich beenden konnte. Vergessen habe ich die FF definitiv nie, nur mit dem Schreiben hatte ich Probleme. Das Ergebnis finde ich jedoch durchaus gelungen und ich warte einfach mal ab, ob noch Interesse an der Geschichte besteht :)
 

lg

Meggy

Unerwartet

„Hinata! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was in dich gefahren ist! Hast du nicht einmal den Funken einer Vorstellung von der Sorge, in der dein Vater und ich uns befunden haben!“

Ich wusste nur zu gut, dass die Sorge meines Vaters sich darauf beschränkt hatte, auf den Küchentisch zu schlagen und in übertriebener Lautstärke eine Predigt über seine missratene Tochter zu halten, die einfach so nach Amerika flog und sich zwei Tage lang nicht meldete. Darum konnte ich das Telefon ohne Bedenken von mir halten, um mich vor einem Gehörsturz zu bewahren. Wie ich von einer Mutter mit einem derart lauten Organ abstammen konnte, war mir ein Rätsel.

Die Standpauke dauerte noch knappe drei Minuten, dann wurde ihr der Atem knapp und sie musste das Telefon kapitulierend dem nächsten Familienmitglied abtreten, das mich verbal in Grund und Boden stampfen wollte.

Ich wappnete mich innerlich für alles.

„Oh mein Gott, Hinalein, ich wusste es! Er hat dein Outfit gesehen, ist über dich hergefallen und du rufst jetzt an, um von euren Heiratsplänen zu erzählen! Yeah! Also hat meine Erziehung doch etwas gebracht, dafür bestehe ich aber auf das Amt der Brautjungfer!“

Ich korrigiere, ich war für fast alles gewappnet gewesen. Meine kleine Schwester ist die Art von Katastrophe, die man erst erkennt, wenn alle Hoffnung auf Rettung dahin ist. Wie der Eisberg für die Titanic.

Entnervt ließ ich mich auf mein Bett sinken.

„Hanabi“, unterbrach ich ihre Spekulationen über die Farbe von Narutos Boxershorts. „Entweder du sagst jetzt etwas Sinnvolles oder ich lege auf.“

Ihr Kichern ließ mich das Telefon erneut einige Zentimeter von meinem Ohr entfernen. „Ach, jetzt sei nicht so eine Spaßbremse! Du weißt doch, wie aufgedreht ich nach dem Morgentraining bin! Aber jetzt raus mit der Sprache: Wie ist er? Und wehe, du verschweigst mir nur ein einziges Detail!“

Ich kannte ihre übermütige Stimmung nach den Schwertkampfstunden bei meinem Vater nur allzu gut, die nicht zuletzt daher rührte, dass er sie auf einen Sockel stellte und – für seine Verhältnisse – mit Lob überschüttete. Wäre sie nicht wirklich die vielfach Talentiertere und auch Engagiertere von uns gewesen, hätte selbst ich von einer „Lieblingstochter“ gesprochen.

„Ich vergöttere ihn“, sagte ich schlicht und legte mich auf den Rücken.

„Als wäre das etwas Neues.“

„Nein, ich meine nicht den Rockstar Naruto Uzumaki, den jeder Teenie auf Postern anhimmelt. Ich liebe den Mann, der alltägliche Neckereien mit seiner Frau austauscht. Der seine Tochter auf Händen trägt. Der Reisetaschen von Walmart besitzt und Nachos zusammen mit Zuckerwatte isst. Der … sein krankes Au-pair nett behandelt, obwohl es sich wie der letzte Idiot aufführt.“

„Ich will alles hören, Schwesterlein!“ Ihre Aufregung schien über den Pazifik bis zu mir hinüberzuschwappen.

So kam es, dass ich einen Großteil des Nachmittags damit verbrachte, Hanabi ins Bild zu setzen. Und zwar wirklich über alles. Wenn sie etwas interessiert, ist sie durchaus fähig, mehrere Minuten lang den Mund zu halten und sogar einige produktive Kommentare abzugeben.

Gerade war ich damit beschäftigt, Narutos herrliche Grübchen zu beschreiben und dabei wie ein Teenager mit meinen Haaren zu spielen, als es an meiner Zimmertür klopfte. Ich verstummte schlagartig und betete zu allen Göttern – an die ich nicht glaubte – dass ich leise gesprochen hatte.

„Hinata?“, erklang Sakura glockenhelle Stimme. „Jay ist gerade von seinem Mittagsschläfchen aufgewacht. Würdest du ihn gern kennen lernen?“

Meine Stimme überschlug sich vor Eile, ihr zu antworten. „A-Aber natürlich! E-Einen Moment noch!“

Rasch setzte ich mich auf und suchte nach meinen Schuhen, während ich ins Telefon flüsterte. „Entschuldige, aber ich muss jetzt Schluss machen. Sag Mom und Dad schöne Grüße von mir und dass es mir gut geht.“

„Aber gern doch. Von mir auch die besten Wünsche an unseren Sexgott … plus Familie. Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: Wenn du seine Kinder für dich gewinnst, ist der Mann auch nur noch eine Frage der Zeit“, grinste sie.

„Dann ist das wohl der Grund, weshalb du noch keine langwierige Beziehung hattest“, sagte ich amüsiert. Dann legte ich auf und verließ mein Zimmer.

Sakura erwartete mich mit einem modelwürdigen Lächeln.

„Hast du mit deiner Familie telefoniert?“, erkundigte sie sich, wie immer um Small Talk bemüht.

Ich nickte und machte den Versuch, das Lächeln nur halb so schön zu erwidern. „Sie waren ein wenig besorgt, weil ich erst jetzt die Zeit dazu gefunden habe. Meine kleine Schwester richtet übrigens ihre Grüße aus.“

Scheinbar mühelos brachte sie es zustande, mir ununterbrochen ins Gesicht zu sehen und dennoch den Weg zum Kinderzimmer zu finden.

„Wie nett von ihr. Darf ich fragen, ob sie noch zur Schule geht?“

„Ja, sie ist jetzt vierzehn. Nach ihrem Abschluss wird sie die Familienehre retten und das Familienunternehmen übernehmen, falls ich bis dahin nicht bekehrt wurde.“

„Es ist doch schön, wenn jeder das tut, das ihm liegt und wobei er sich wohl fühlt.“

Ich war überrascht von ihrer Freundlichkeit, die ich in meinen Augen so gar nicht verdient hatte. Auch das bemerkte sie sofort und schob das Thema mit einem unverbindlichen Lächeln beiseite, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen.

„Ich hoffe, dein Studium hilft dir im Umgang mit Jay weiter. Er kann bisweilen ein wenig schwierig sein.“

Wir hatten das Kinderzimmer erreicht, einen hell gestrichenen und mit zahlreichen Plüschtieren dekorierten Raum, der mit der Holzdecke und den großen Fenstern einen restlos fröhlichen Eindruck machte. An der Stirnseite stand ein Kinderbett aus importiertem Mahagoniholz, auf das Sakura mich mit einer einladenden Geste hinwies.

„Vielleicht hältst du anfangs etwas Abstand, aber er wird sich sicher an dich gewöhnen.“

Ich konnte mir nicht vorstellen, weshalb das Fleisch und Blut Narutos in irgendeiner Weise „schwierig“ sein sollte. Dennoch beherzigte ich Sakuras Hinweis und trat sehr langsam an das Bett.

Und konnte nicht anders, als entzückt beide Hände an meinen Mund zu legen, als ich ihn erblickte.

„Aaaahn! Spielen, spielen!“, krakelte es.

Das vergnügt vor sich hinstrampelnde Kind war das exakte Abbild seines Vaters. Aus großen, azurblauen Augen blickte es zu seinem Begrüßungskomitee in die Höhe und unterstrich seine Aufforderung mit ausgelassenen Gurgelgeräuschen.

„Jay, das ist Hinata. Sie wird sich ab heute um dich kümmern. Also vertrag dich mit ihr, ja?“ Sakura sprach in demselben mütterlichen Tonfall, den sie mir gegenüber verwendete. Ebenso sanft waren ihre Bewegungen, als sie den blondhaarigen Jungen aus der Wiege hob und ihn dann in meine Richtung bewegte.

Ich hob vorsichtig, beinahe andächtig, eine Hand von meinem Mund und streckte sie Jay entgegen. Dabei war ich peinlichst genau darauf bedacht, mich nicht hektisch zu bewegen, und das Baby damit möglicherweise zu verschrecken. Wie könnte ich es mir je verzeihen, die Sympathie dieses vollkommenen Nachkommens meiner großen Liebe mit simpler Ungeschicktheit zu verspielen? Meine Finger bebten vor Unsicherheit, als ich seine Wange hauchzart berührte.

„Hallo, Kleiner“, flüsterte ich. Ich wollte gerade irgendeinen peinlichen Ausdruck in Babysprache folgen lassen, als ein siedend heißer Schmerz in mein Handgelenk fuhr.

Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz entfuhr mir ein spitzer Schrei.

Jay fuhr ungerührt damit fort, seine kleinen Fingernägel krallenartig in meinen Unterarm zu rammen. Seine Augen klebten an dem rosa Haarband, das ich mir in der Eile um das Handgelenk gewickelt hatte, um der Lächerlichkeit meines Aussehens zumindest einen kleinen Abbruch zu tun. Für Jay schien es allerdings eine Anziehungskraft zu besitzen, wie helles Licht auf Moskitos.

„Haben! Haben!“, forderte er strahlend.

Die Rührung drohte, mich zu überwältigen und als verzückt quietschendes Bündel zu Boden zu schicken. Er hatte tatsächlich dasselbe wundervolle Funkeln in den Augen, wenn er sich freute!

Ich nahm das Haarband und legte es in Jays ausgestreckten Arme. Sofort erhöhte sein Gurgeln sich um eine Oktave und er warf seine Beute ungeschickt in die Luft, um sie anschließend wieder aufzufangen.

„Aaaaahn! Spielen! Mit mir!“, erklärte er und deutete mit der freien Hand auf mich.

Da traten mir die Tränen in die Augen; es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ihn auf der Stelle zu Tode umarmt. Ich war tatsächlich in der Lage, etwas richtig zu machen!

„Wirklich erstaunlich, dass ich das noch einmal erleben darf!“, bemerkte Sakura. Mir war gar nicht aufgefallen, wie überrascht sie das Geschehen beobachtet hatte. „Seine gewöhnliche Umgangsweise mit Fremden beschränkt sich darauf, sie mit Spucke und Erbrochenem zu bombardieren, bis sie die Flucht ergreifen. In Zukunft drücke ich jedem ein Haarband in die Hand, der sich ihm nähert. Das sollte unsere Reinigungskosten deutlich eindämmen.“

Rasch wischte ich mir die Tränen fort, ehe ich ihr zulächelte und hilflos mit den Schultern zuckte.

Sakura war taktvoll genug, mir in meiner grenzenlosen Überwältigung kein Gespräch aufzwingen zu wollen.

„Ich denke, du solltest seine Bitte erfüllen, bevor er es sich noch mal anders überlegt. Spielt doch dort drüben miteinander“, sagte sie mit einem Wink auf den hinteren Bereich des Kinderzimmers, in dem auf einem weichen Teppich allerhand Stoffpuppen aufgetürmt waren. Herausgequollener Schaumstoff zeugte vom Zerstörungsdrang des Uzumaki-Spross.

Einige Minuten beaufsichtigte sie uns noch, doch es wurde schnell klar, dass Jay mich offiziell in den Rang eines annehmbaren Menschen erhoben hatte, sodass Sakura sich schließlich entfernte.

Was genau der Grund dafür war, dass Jay mich nicht wie die meisten seiner Mitmenschen für eine Ausgeburt der Hölle hielt, die es mit den Waffen eines einjährigen Kindes zu vernichten galt, kann ich bis heute nicht sagen. Wir haben später oft versucht, ihm andere Menschen mithilfe eines rosa Haarbandes schmackhaft zu machen, doch es genügt wohl zu sagen, dass diese sich für den Rest ihres Lebens keinem Kleinkind mehr ohne ausreichenden Sicherheitsabstand näherten. Bei späteren Gelegenheiten fiel mir lediglich eines auf: Jay hatte ein feines Gespür für die Produktion von Stresshormonen und drängte stets in meine Richtung, wenn ich wieder einmal kurz vor einem Nervenzusammenbruch mit puterroten Gesicht herumwankte. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass er einen immensen Beschützerinstinkt entwickeln würde.
 

Am Abend verstand ich zum ersten Mal, wie meine achtzigjährige Großmutter sich nach einem schwülen Sommertag fühlte. Nach dem langen Ausharren in gebückter Haltung zwangen mich höllische Rückenschmerzen zu einer gebeugten Körperhaltung und regelmäßigem Nachziehen eines Beines. Mein schweinchenrosa T-Shirt war mit Milchflecken übersät, ich roch nach dem Chlorwasser im Pool und alles, was ich wollte, waren eine Dusche und mein Bett. Doch ich hatte meine Rechnung ohne den überschäumenden Unternehmungsdrang meines Angebeteten gemacht.

„Hinata Hyuga sofort an der Haustür antreten!“, hörte ich seine herrliche Stimme trompeten, kaum dass ich mich mit einem Sandwich in meinem Zimmer verkrochen hatte.

Es war Abend. Zeit, mich mit ins Musikstudio zu nehmen und mich den Bandmitgliedern vorzustellen. Apokalypse, ich komme.

„Nein!“, stöhnte ich in mein Kissen und zog mir die Decke über den Kopf. Wann waren die höheren Mächte denn endlich davon überzeugt, mich genügend Blamagen ausgesetzt zu haben? Doch mich einfach zu weigern, war unmöglich – absolut unverzeihlich, nicht in meinem Handlungsbereich vorhanden!

So kam, was kommen musste: Mit einem halb verzehrtem Salamisandwich und notdürftig gekämmten Haaren stolperte ich aus der Villa, nur um mich an einem der Rosenbüsche aufzuhängen und mir somit ein faustgroßes Loch in die uralte Jeans zu reißen. Hinter dem schmiedeeisernen Tor parkte eine mattschwarze Stretchlimousine, an die – das Herz wollte mir aus der Brust springen und ich gleich hinterher, nur um von hier wegzukommen – Adonis in Menschengestalt lehnte. Eine schwarze Lederjacke und eine ebensolche Hose am Körper, strich er sich lässig durch das zerzauste, blonde Haar.

„Na, bereit für einen kleinen Ausflug?“, grinste er mir entgegen.

Das war mehr als ausreichend, um meine Koordination restlos außer Gefecht zu setzen. Der linke Fuß rutschte mir auf einer Steinplatte weg und noch bevor ich einen Schrei von mir geben konnte, fand ich mich auf dem Boden wieder.

Naruto lachte und ich konnte nicht verhindern, dass mich dies für all die Peinlichkeit entschädigte.

„Ganz so berühmt bin ich dann doch nicht, dass man vor mir auf die Knie fallen muss!“

Mit hochrotem Kopf rappelte ich mich auf und hielt mich an der Limousine fest. Ich hatte vorgehabt, seinen Blick zu meiden, doch als er mir eine edel verzierte Autogrammkarte unter die Nase hielt, war es um mein Vorhaben geschehen.

„W-Was?!“, stammelte ich und starrte erschrocken von dem Papier zu seinem Gesicht und wieder zurück. Kein Zweifel, das war die größte und teuerste Autogrammkarte, die von Crisis Core im Umlauf war. DIN A 4 Format, eine Vollaufnahme von Naruto auf einem Motorrad und darüber stand in krakeliger Schrift „An mein Au-pair mit dem Zauberhaarband“.

„Ich hab dir doch eins versprochen! Und nach dem, was du mit meiner kleinen Massenvernichtungswaffe Jay angestellt hast, ist das doch selbstverständlich.“ Naruto zwinkerte mir zu, dann öffnete er die Autotür und wies nach drinnen. „Wenn ich nun bitten dürfte, Mylady.“

Jede Zelle meines Körpers bebte, als ich umständlich in die Limousine kletterte. Ich brauchte drei Versuche, um den Sicherheitsgurt zu schließen, was Narutos Ansicht nach völlig überflüssig war. Doch mir fehlten die Worte, ihn über die Sterblichkeitsrate eines Autounfalls aufzuklären. Ich war absolut sprachlos und saß verkrampft in meinen Sitz gedrückt, das Autogramm fest in den Händen, und ließ mich vom wilden Hämmern meines Herzens durchrütteln, während Naruto fröhlich vor sich hinschwatzte. Jedes Mal, wenn er ein Wort betonte, wenn er die Stimme hob oder mich einfach nur auf eine bestimmte Art ansah – meine Speicheldrüsen begannen aus allen Rohren zu feuern und jede Faser meines Körpers schrie „Er oder keiner!“.

Als wir das Studio erreichten, fühlte ich mich gerädert. Meine Schwierigkeiten beim Aussteigen lagen ausnahmsweise nicht allein an mangelnder Körperbeherrschung.

„Wir sind in etwa zwei Stunden wieder hier“, wies Naruto den Fahrer an. Er folgte amüsiert meinem Blick auf den unförmigen Betonbau auf dieser menschenleeren Straße. Sacramento war eine Großstadt und Crisis Core alles andere als eine ärmliche Musikgruppe. Was sollte also dieses schmucklose Gebäude in einer Gegend, in der Junkies und ähnlicher Abschaum der Gesellschaft verkehrten?

„Nichts ist so nervtötend wie Paparazzi und Groupies“, erklärte Naruto. „Lieber lauf’ ich an ein paar bekifften Obdachlosen vorbei, als alle fünf Schritte ein Interview zu geben. Geheimhaltung ist die oberste Regel in dem Geschäft, Hinata. In unserem offiziellen Studio verbringen wir vielleicht ein Zehntel unserer eigentlichen Arbeitszeit. Schlau, nicht?“

Das war es in der Tat. Doch eine Sache beunruhigte mich. Ich nahm all meinen Mut zusammen und räusperte mich.

„Und wenn irgendein Junkie auf dich losgeht?“ Meine Stimme klang hoch und kindlich vor krankhafter Sorge.

Ein schmunzelndes Lachen war zu hören.

„Weißt du, ich vertraue Choji gern mein Leben an, auch wenn seine Hauptaufgabe aus Kaffeekochen besteht.“

Im selben Augenblick schob sich eine wuchtige Gestalt aus dem Schatten heraus ins Licht der fahlen Straßenlaterne. Nur mit Mühe konnte ich ein Quietschen zurückhalten. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und hatte sich derart geschickt im Hintergrund aufgehalten, dass ich ihn schlichtweg übersehen hatte. Er musste in der Limousine in einer anderen Kabine mitgefahren sein, anders konnte ich mir sein Auftauchen nicht erklären.

„Guten Abend, Lady Hinata“, brummte er freundlich und biss von einem Schokoriegel ab. Trotz der Furcht einflößenden Gestalt wirkte sein feistes Gesicht freundlich; ich atmete wieder aus. Es war mir lieber, den hauseigenen Bodyguard unter diesen Umständen kennen gelernt zu haben, als in einem Ernstfall, denn sein starker Körperbau ließ auf deutliche Gewaltbereitschaft schließen.

Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, stand die Inneneinrichtung des Studios im krassen Gegensatz zur Fassade. Der Fußboden war mit glänzendem Parkett ausgelegt und mehrere moderne Hängelampen verbreiteten angenehmes Licht. Der Flur mündete in einer breiten Tür, die Naruto mithilfe eines Fingerabdruckscanners öffnen musste. Anschließend öffnete sich das wuchtige Tor elektronisch und gab den Blick frei auf das eigentliche Musikstudio.

Dass Crisis Core aus nicht gerade reinigungsfanatischen Mitgliedern bestand, war mir klar gewesen. Ebenso Narutos Hang zu einer großzügigen Auswahl an Accessoires und gemütlichen Möbeln. Was sich meinen Augen nun bot, übertraf jedoch alles, zu dem mein Vorstellungsvermögen imstande gewesen wäre.

In dem weitläufigen Saal waren sämtliche Wände mit düsteren Verzierungen übersät: Totenköpfe, alte Schwerter und Poster von Metal Bands reihten sich aneinander. Mitten im Raum befand sich eine überdimensionale Sitzgelegenheit, auf der sicher die Einwohnerschaft meines gesamten Heimatdorfes Platz gefunden hätte. In der Ecke standen eine nicht minder protzige HiFi-Anlage und direkt daneben der größte Flachbildschirm, den ich je gesehen hatte. Gestochen scharf lieferten zwei Footballteams sich dort ein Match. Die Auflösung erlaubte mir sogar eine detaillierte Analyse der Hautreinheit jedes Spielers.

Und auf der lederbezogenen Sitzlandschaft verfolgten die restlichen Mitglieder von Crisis Core bewaffnet mit zwei Kästen Bacardi und einer Vorratspackung Chips das Spiel.

„Mann, jetzt renn doch! Renn, verdammt noch mal!“, brüllte der braunhaarige Neji und hielt seine Flasche so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel noch heller hervortraten, als es seine Haut ohnehin schon war. Seine Groupies nannten den Bassist nicht umsonst einen Vamp.

Neben ihm trommelte Gaara hoch konzentriert mit den Fingerspitzen gegen seine Stirn. Dort befand sich eines seiner vielen Markenzeichen: Eine blutrote Tätowierung in Form des japanischen Schriftzeichens für Liebe. Insgeheim war ich der Meinung, dies war lediglich ein Versuch, seine schlechte Kindheit zu verarbeiten oder Ähnliches. Ein gewisses Maß an Wahnsinn war ihm nicht abzusprechen.

„Johnson holt ihn ein, wart’s nur ab“, zischte er mit seiner rauen Stimme, die sich hervorragend mit der Narutos ergänzte.

Einzig der Dritte im Bunde zeigte kein Interesse an dem Bildschirm. Er war zu beschäftigt damit, seine Drummsticks zwischen den Fingern zu balancieren. Nur ab und an nickte er mit dem Kopf, was seinen dunklen Zopf auf und ab wippen ließ. Das war das Image von Shikamaru Nara: Mir ist alles egal.

„Hey, Jungs! Da wär’ ich!“, verkündete Naruto lautstark, da der Ton des Fernsehers abnormal stark aufgedreht war.

Er wollte noch etwas hinzufügen, doch der Moderator des Spiels unterbrach ihn: „Francis läuft, Johnson und Clinton dicht auf seinen Fersen! Noch zwei Quart bis zum Touchdown, damit hätten die Miami Dolphins gewonnen! Francis läuft … Johnson holt auf … noch ein Quart! Und … und … Johnson hat ihn! Francis stürzt, der Ball rollt und … Aus, das war’s! Damit konnten die Dolphins ihre Chance nicht nutzen und ihre Niederlage ist so gut wie besiegelt!“

Zwei Schreie, deutlich lauter als die der zahllosen Fans im Stadion selbst, erschütterten die Halle. Neji hatte die Flasche zerbrochen und griff sich stöhnend an den Kopf, während Gaara selbstzufrieden etwas vom gläsernen Couchtisch nahm. Es war ein Joint.

„Tja, Wette gewonnen“, triumphierte er. Allerdings war es eine finstere Art von Freude, die von ihm ausging. Selbst lächelnd machte der rothaarige Gitarrist mir Angst.

„Ich sag’s euch: Wenn Gaaras hirnamputierte Chicago Bears ins Superbowle Finale kommen, spiele ich dort nicht!“ Neji war offensichtlich ein ausgesprochen schlechter Verlierer.

Da trat Naruto an den Couchtisch und schaltete den Fernseher aus.

„Hey, jetzt hört her! Hier ist mein neues Au-pair und ich erwarte euren vollen Körpereinsatz, um sie nicht in dem Glauben nach Hause gehen zu lassen, amerikanische Bands tun nichts weiter als Football anschauen und Saufen!“

Und dann war es still. In dem eben noch von Lärm erfüllten Raum hätte man eine Nadel zu Boden fallen hören können und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand ich. Ganz Crisis Core musterte mich – sogar Shikamaru sah von seinem Drummsticks auf – und ich spürte überdeutlich, wie jeder Fleck und jeder Riss meiner Kleidung, jede Nuance meines Geruchs nach dem Chlorwasser aus dem Pool und jeder Millimeter beschämt geröteter Haut aufs Genaueste analysiert wurde. Das hier war die zurzeit gefragteste Newcomerband mit vier Mädchenmagneten, und ich war nichts weiter als ein unterdurchschnittliches Nervenbündel, völlig deplatziert in dieser Welt. Ich wäre auf der Stelle weggerannt, hätte ich nicht Choji in meinem Nacken gewusst, der mich sicher aufhalten würde, bevor draußen irgendein Junkie die Chance ergriff, Naruto Uzumakis Au-pair zu entführen.

In Zeitlupentempo hob ich eine Hand und begann zu winken wie ein geistig verwirrtes Kleinkind.

Lautstark stellte Neji seine Flasche auf den Tisch. „Wo hast du das denn aufgegabelt?“

Ich spürte das vertraute Stottern meines Herzens und war mir sicher, dass ich in Tränen ausgebrochen wäre, wäre nicht ein junger Mann aus einer der massiven Eichenholztüren getreten, der sich als mein persönlicher Retter erwies.

„Darf ich fragen, wer heute wieder das Opfer seiner Saiten klimpernden Herrlichkeit ist?“

Der Kerl musste Mut haben, so mit einer derart Furcht einflößenden Person zu sprechen und dabei nicht einmal das kleinste Anzeichen eventueller Unruhe preiszugeben. Letzteres konnte allerdings auch an seiner Sonnenbrille und dem hochgestellten Jackenkragen liegen, die sein Gesicht ein gutes Stück bedeckten.

„Sieh mal einer an, wer schon wieder da ist! Ich kann dir nur raten, dass du sorgfältig gearbeitet hast! Wenn ich im Studio noch eine einzige Kakerlake sehe…“

„Es waren Kellerasseln. Eine weitaus höher entwickelte Spezies“, unterbrach der Typ mit der Sonnenbrille Nejis hochmütige Standpauke.

Naruto sprang sichtlich dankbar auf ihn zu, um ihn in meine Richtung zu ziehen.

„Shino, altes Haus! Du kommst genau richtig, um mein Au-pair kennen zu lernen!“ Seine Stimme ließ eine gewisse Verzweiflung erahnen. Selbst er hatte begriffen, dass die Stimmung kippte.

Trotz Narutos brutaler Aktion wahrte der Brillentyp seine besonnene Haltung mühelos. Mit einem prüfenden, doch nicht unangenehmen Blick musterte er meine bemitleidenswerte Erscheinung.

„Hundert Prozent Nejis Beuteschema“, stellte er fest. Dann zeigte er ein schmales Lächeln und warf einen Seitenblick auf den blasiert dreinschauenden Neji. „Kleiner Tipp: Wenn er so weitermacht, schmuggle einfach ein paar Insekten in den Kasten seines Basses.“

„Bist du hier der Kammerjäger?“, rutschte es mir heraus. Im selben Augenblick hätte ich mich selbst ohrfeigen können, denn eigentlich war er mir alles andere als unsympathisch.

Doch Shino schien sich nicht im Mindesten beleidigt zu fühlen. Er lachte leise, was von Narutos himmlischem Gelächter übertönt wurde.

„Offiziell nennt man das Bandmanager, lässt sich besser von den Steuern absetzen“, erklärte Shino augenzwinkernd.

„Ey, Naruto, lach’ einmal bei einer Talkshow dermaßen bescheuert und du hast in Zukunft nur noch Fans vom anderen Ufer!“, rief Neji mit seiner nervtötend groben Stimme dazwischen. Offenbar überfielen ihn schwerwiegende Mangelerscheinungen, wenn er kein stündliches Minimum an Beleidigungen von sich geben konnte.

Shino drehte sich um und brachte den Bassisten mit dieser simplen Bewegung schlagartig zum Schweigen.

„Wenn du über Arbeit reden willst, machen wir es richtig. Es gibt in der Tat einige Dinge zu regeln“, sagte er und ließ deutlich durchblicken, wer hier die Autoritätsperson war. „Punkt eins wäre das Musikvideo zu Dancing Blades. Wenn du dazu einen konstruktiven Vorschlag bringen willst – nur zu.“

Neji übte sich in grimmigem Schweigen, während mir ein Quietschen entfuhr. Dancing Blades! Seit im Internet einige Ausschnitte dieses neuen Songs im Umlauf waren, war die weltweite Fangemeinde in heller Aufruhe wegen des neuen Albums. Ich persönlich zählte zu denen, die jede Sekunde des Songs in seliger Geistesschlichtheit an selbstgebauten Altären verehrten.

Glücklicherweise meldete sich Gaara schnell genug zu Wort, um meinen Ausrutscher in Vergessenheit geraten zu lassen.

„Wie war das doch gleich? Die Idee mit den Ninjas in der Highschool will MTV wegen neuer Amokläufe nicht senden?“

„Exakt. Dieses Motiv darf auch nicht auf das Cover, dagegen hat der Gouverneur sein Veto eingelegt“, fügte Shino mit einem Blick auf einen Taschenkalender hinzu, den er aus seiner viel zu dicken Jacke geholt hatte.

„Also können wir unser komplettes Konzept vergessen?“, fragte Naruto entgeistert. Ich war hin und her gerissen, seine Reaktion niedlich zu finden oder in Mitleid zu ertrinken.

Shino nickte, während Shikamaru genervt seufzte.

„Idealistische Erbsenzähler. Als würden Kinder wegen einem Musikvideo mit einer Pumpgun durch die Schule rennen.“

„Fragen wir doch unser Kleinkind dort drüben“, sagte Neji mit einem hämischen Grinsen in meine Richtung. „Du kannst uns bestimmt erklären, wie Schulkinder ticken, oder?“

Ich spürte, wie die Scham mein Gesicht rot färbte und mir die Zunge verknotete. Was hätte ich zu einer derart beispiellosen Zurschaustellung von Abneigung auch sagen können?

„Interessant, wie sie sich innerhalb einer Sekunde von kalkweiß in feuerrot färben kann. Hatte schon Angst, sie könnte mir meinen Ruf als Vamp streitig machen, aber das hat sich ja wohl erledigt“, legte er nach.

„Vampir!“, schrie Naruto dazwischen. Seiner Begeisterung nach zu urteilen, war ihm vollkommen entgangen, wie ich soeben bloßgestellt wurde.

Shino musterte ihn verständnislos, doch Naruto strahlte voll kindlichem Übermut.

„Das ist es! Wir lassen Vampire das Motto des Videos sein!“, erklärte er.

Gaara verzog das Gesicht. „Soll Shino dir vorrechnen, wie viele tausend Bands das schon gemacht haben? Spätestens seit diesem Twilight-Hype ist die Nummer dermaßen out…“

„Dann brauchen wir eben eine spezielle Art von Vampiren, etwas Ungewöhnliches, Fesselndes, mit dem sich jeder identifizieren kann!“ Offenbar war Naruto von seiner Idee nicht so leicht abzubringen und ich war ihm dankbar dafür, solange es mir Neji vom Leib hielt.

„Ich warne dich: Wenn du vorhast, aus uns so eine lächerliche Mainstream-Band zu machen, die auf jeden Trendzug aufspringt, kannst du gleich diesen Robert Pattison als Gitarrist verpflichten!“ Bei diesen unverkennbar drohenden Worten war Gaara aufgestanden und an Naruto herangetreten. Trotz seiner geringen Körpergröße hatte er etwas Einschüchterndes an sich.

„Wir springen nicht auf, wir erfinden den Trend neu!“

„Jetzt lass ihn doch, wenn der Stress damit erledigt ist“, schaltete sich nun auch Shikamaru von der Couch aus ein.

„Ich hab aber keinen Bock darauf, von noch mehr kreischenden Mädchen umlagert zu werden, die mich mit diesem Eeeeeedwaaaard…“ – Ich zuckte vor dieser erschreckend guten Interpretation eines hysterischen Fans zurück und schlug mir den Kopf an einem der Schwerter an der Wand – „…vergleichen. Mit dem ewigen ‚Ich will ein Kind von dir!’ kann ich ja noch leben, aber sobald es ‚Beiß mich!’ heißt…“

„Du vergisst die unscheinbare Tatsache, dass dieser Edward gut aussehend und charmant ist, also keine Sorge“, feixte Naruto.

Unter normalen Umständen hätte es mich in einen Zustand geistfreier Bewunderung versetzt, ihn dieses Wortduell gewinnen zu sehen, doch ich war zu sehr mit dem verdammten Schwert beschäftigt, das sich bei meinem Anflug von Ungeschicktheit aus seiner Halterung gelöst hatte. Es stellte sich als weitaus schwerer als erwartet heraus und ich versuchte vergebens, es vom Fußboden aufzuheben.

Der Geräuschpegel schoss in die Höhe, als die beiden nun in einen wüsten Schlagabtausch wenig argumentativer Beleidigungen verfielen. Im Hintergrund war Shino zu vernehmen, der vergebens versuchte, die beiden davon abzuhalten, dem jeweils anderen die Schädeldecke einzuschlagen. Ich fühlte, wie Panik von mir Besitz ergriff, denn ich musste sowohl dieses Schwert loswerden, als auch Naruto beschützen. Gaara war alles zuzutrauen und Choji schien die Situation nicht ernst genug zu nehmen, folglich könnte die Liebe meines Lebens jede Sekunde mit einer gebrochenen Nase auf dem Boden liegen, die wundervolle Haut von Blut besudelt…

„Stopp!“, schrie ich unter Aufwallung allen Adrenalins, das mein Körper zu bieten hatte. Zugleich verlieh es mir die nötige Kraft, das Schwert mit einem Ruck in die Höhe zu reißen und wackelig auf Schulterhöhe zu halten. Zumindest für einige Sekunden. Und zwar genau die unscheinbar wenigen Sekunden, in denen es totenstill im Saal wurde und die Aufmerksamkeit sich erneut auf mich richtete.

Gaara hatte seine sehnigen Hände um Narutos Kragen geschlossen, im Gegenzug befand sich Narutos Knie in einer Aufwärtsbewegung Richtung Gaaras Magengrube. Beide schienen eingefroren zu sein, ehe ihre Lebensgeister mit einem schier hörbaren Klick wieder erwachten.

„Damit kann man doch etwas anfangen…“, wisperte Gaara.

Naruto bevorzugte wie gewöhnlich eine etwas enthusiastischere Ausdrucksweise. „Das nenn’ ich einen Kracher von einem Vampir! Hey, nach so etwas leckt MTV sich alle Finger! Wir revolutionieren die Videobranche!“

„Ich korrigiere – es könnte die von Stephenie Meyer propagierte Vampir-Anschauung von ihrem Thron verdrängen“, sagte Shino kühl. Jedoch ließ die Geste, mit der er seine Sonnenbrille zurecht schob, ehrliches Interesse erahnen.

Nicht zum ersten Mal an diesem Tag hatte ich das Gefühl, ein wichtiges Ereignis verpasst zu haben. Mein Adrenalinschock baute sich ebenso schnell ab, wie er mich überschwemmt hatte, und ich musste das Schwert zu Boden fallen lassen. Um ein Haar hätte ich mir dabei den Fuß abgetrennt.

Naruto stieß triumphierend seine Faust in die Luft.

„Genau, das ist perfekt! Sie ist perfekt! Das wird das genialste Video unserer Laufbahn!“

Shikamaru drehte gelangweilt den Deckel seiner Bacardiflasche zwischen den Fingern, während er die Schultern zuckte. „Von mir aus.“

„Wird bestimmt amüsant“, sagte Neji mit trockenem Sarkasmus.

Blitzartig hatte Shino ein Handy gezückt und das „Spezialkommando“ herbeizitiert. Worum auch immer es ging – auf irgendetwas bezüglich des Musikvideos hatte die Band sich soeben geeinigt. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit mir zu tun hatte.

Naruto unterbrach das krampfartige Auf und Ab meiner Schultern, durch das ich an Sauerstoff zu gelangen versuchte, indem er nach meinem Handgelenk griff. Das genügte, um mich für einen Augenblick in einen klinisch toten Zustand zu versetzen.

„Du bist genial, Hinata!“, erklärte er begeistert und zeigte sein allerschönstes Lächeln, das meine Knie in Wackelpudding verwandelte. Es war mein Lieblingslächeln, weil dabei der rechte Mundwinkel etwa drei Millimeter höher als der linke lag, was sein linkes Auge ins Licht rückte und schöner als jeden Saphir glitzern ließ. Für dieses Lächeln würde ich jede Hölle tapfer durchqueren, die ich mir soeben aufgehalst hatte.

„Die kämpferische Art, das Schwert zu halten, und dann wieder vollkommene Unsicherheit! Eine charismatische Mörderin in der Nacht, das verträumte Schulmädchen bei Tage! Das fressen uns die Teenager aus der Hand, verstehst du? Damit kann sich jeder identifizieren! Es ist ein grandioser Vampirmythos und du wirst die Hauptperson!“

Bis zum letzten Satz war ich durchaus gewillt gewesen, seine Freude zu teilen, doch nun hatte ich das Gefühl, eine Reihe hysterischer Schreie ausstoßen zu müssen. Litten die Amerikaner denn alle an Realitätsverlust? Sah ich aus wie die fleischgewordene Traumvampirlady des einundzwanzigsten Jahrhunderts, wie ein verruchtes Sexsymbol, wie ein weiblicher Edward Cullen?

„H-Hauptperson…?“, stotterte ich mit meiner Piepsstimme.

„Aber sicher! Du spielst die Hauptrolle in unserem neuen Musikvideo! Ehrlich, ich habe selten jemanden mit einer solchen Ausstrahlung gesehen!“

Eine tonnenschwere Abrissbirne zerstörte den letzten Funken Hoffnung, an den ich mich geklammert hatte. Meine Augen drohten, aus den Höhlen zu fallen, während mein Mund in wenig ansehnlicher Manier offen stand und ich unkontrolliert zitterte. Eine Rolle in der Geisterbahn hätte ich besser ausgefüllt.

Bevor ich überhaupt zu einem Protest ansetzen konnte, war das Spezialkommando im Studio und stürzte sich wie eine Meute ausgehungerter Hyänen auf mich.

„Haare!“

„Make-up!“

„Klamotten!“

„…Bräuchten wir nicht erst mal Widerbelebungsmaßnahmen?“

Ich stieß einen Schrei aus, als das halbe Dutzend Frauen sich auf mich stürzte, was ihnen offenbar als Zeichen meiner Lebendigkeit genügte. Sie hatten mich in ein Nebenzimmer – eine Art Umkleideraum – geschafft, noch ehe ich eine Silbe des Widerstands über meine bebenden Lippen gebracht hatte.

„Passt auf, dass sie euch nicht umkippt. Scheint keine sehr robuste Natur zu sein“, rief Neji sichtlich amüsiert, dann war die Tür auch schon ins Schloss gefallen und ich saß in der Falle.

Zwei Blondinen gingen mit einer Reihe Instrumente, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, auf meine nach Chlorwasser riechenden Haare los. Zwei Asiatinnen beratschlagten lautstark über die Auswahl eines passenden Kleides, während eine andere sich wie besessen der Maniküre meiner glühenden Hände widmete. Ich hatte Todesangst!

„He, angesichts der Tatsache, dass du dich in den Händen der besten Visagistin ganz Kaliforniens befindest, bestehe ich geradezu auf einem Lächeln!“

Mit einem Grinsen auf dem herzförmigen Gesicht schob mir ein rothaariges Mädchen ein Glas Wasser hin. Obwohl sie sicher nicht jünger als ich selbst war, kam ich nicht umhin, sie Mädchen zu nennen: Ihre großen Augen strahlten eine Offenheit aus, die nicht recht zu einer Zwanzigjährigen passen wollte.

Sehr, sehr langsam atmete ich aus und suchte nach meiner Stimme. Es kostete mich zwei Schluck Wasser, ehe ich sie fand.

„Wenn … ihr mich am Leben lasst…“

Sie lachte ein hohes, zwitscherndes Lachen und breitete eine Palette unzähliger Make-up-Artikel vor mir aus. Nicht unbedingt das Gebiet, in dem ich die größte Allgemeinkenntnis besitze.

„Sieht das etwa aus wie Folterwerkzeug?“, kicherte sie und bewaffnete sich mit etwas, das ich in der Werbung schon einmal als „Tagescreme“ gesehen habe. „Ich würde lieber für immer auf Kaffee von Starbucks verzichten, als irgendetwas zu tun, das nicht im Sinn der Band ist. Und dich, Herzchen, brauchen sie offenbar sehr dringend. Die Vampirrolle passt übrigens hervorragend zu deinem Typ! Lass mich raten – es war Gaara, der dich vorgeschlagen hat, nicht wahr?“

Nach dieser Flut an Informationen war ich zu erschlagen, um ein Wort hervorzubringen. Ich schüttelte lediglich den Kopf und versuchte den Unterton zu entschlüsseln, mit dem sie von Gaara gesprochen hatte. Bei seiner Erwähnung hatte sie all ihr Herzblut in ihre ohnehin schon couragierte Stimme gelegt.

Wieder lachte sie. „Verzeih, ich vergesse zu oft, was für ein Stinkstiefel er sein kann, dabei sollte gerade ich es besser wissen. Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Jocelyn Armstrong, Gaara Sabakunos persönliche Visagistin. Und bis auf weiteres auch deine.“

Das musste ein übergeschnappter Traum sein, aus dem ich jede Sekunde schweißüberströmt aufwachte! Meine Miene sprach offenbar Bände, denn Jocelyn konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

„Hey, komm schon, es gibt weißgott Schlimmeres, als im Video von Crisis Core mitzuspielen! Wenn du wüsstest, wie viele Schauspieler sich darum reißen!“ Sie verdrehte theatralisch die Augen gen Himmel, dann klatschte sie in die Hände. „Aber jetzt halt still, damit ich dich zur schönsten Frau Amerikas machen kann!“

Also schloss ich den panisch geöffneten Mund und fügte mich in mein stummes Elend. Aus den Augenwinkeln sah ich die beiden Asiatinnen eine wortreiche Diskussion darüber führen, ob ich ein bodenlanges Abendkleid mit selbstmörderischen High Heels oder ein Gothic Lolita Kostüm (diese völlig abgedrehte Kombination aus Spitze, Plateuschuhen und dunklen Farben) für meinen Weg zur Schlachtbank tragen sollte.

Gefühlte neun Stunden und drei Kreislaufzusammenbrüche, die Jocelyn durch rabiaten Einsatz einer Wasserflasche ohne Rücksicht auf meinen Lippenstift zu beenden wusste, später war die Folter endlich beendet. Zumindest der aktive Part, denn allein in dieser neuen Aufmachung zu stecken, kam einer öffentlichen Bloßstellung im Grunde genommen noch näher.

„Eines meiner Meisterwerke!“, befand Jocelyn freudestrahlend, wobei ihre Foltergesellen ihr uneingeschränkt zustimmten.

Das Sextett hatte in der Tat ganze Arbeit geleistet – in der Erschaffung einer Frau, die ich niemals sein konnte. Ich war schön, um nicht zu sagen unnatürlich schön, und zwar auf eine exakt meinem Typ entsprechende Weise. Das Make-up machte meine blasse Haut makellos elfenbeinfarben, sodass meine veilchenblauen Augen leuchtend daraus hervorblitzten und selbst ohne Kajal jede Menge Aufmerksamkeit errungen hätten. Dagegen war mein schwach rot gefärbter Mund lediglich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Und falls mein geheimnisvoll-anziehendes Gesicht einer an Geschmacksverirrung leidenden Minorität doch keine Ehrerbietung abverlangte, so erledigte dies mein Outfit von selbst. Das hochgeschlossene und langärmlige, jedoch kurze Kleid war von demselben Violett wie die nicht ganz absatzlosen Stiefel, die mich zwar nicht sofort umbringen würden, jedoch nach längerer Zeit ganz zweifelsohne. Es gibt nun mal Leute, die ihr Leben ebenerdig verbringen sollten. Bei jeder schnelleren Bewegung wirbelte der nicht einmal knielange Saum des Kleides herum und brachte als Farbklecks einen hellbeigen Unterrock zum Vorschein, dessen geraffter Stoff etwas Verspieltheit in das Ensemble brachte.

Jocelyn überschlug sich derweil förmlich vor Stolz und konnte es gar nicht eilig genug haben, mich zur Tür zu zerren.

„Dir gefällt’s doch auch, nicht wahr?! So etwas darf der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben! Komm schon, die Jungs werden begeistert sein!“

Das war nicht ich. Und um nichts auf der Welt wollte ich Naruto so unter die Augen treten. Für mehr war kein Platz in meinem strapazierten Gehirn. Ich wollte schreien, um mich treten, mich in einem Wandschrank verstecken, doch ich war wie gerädert von dem viel zu langen und viel zu verrückten Tag.

Hilflos musste ich mich von Jocelyn zurück in den Saal schieben lassen, was ihr sicher einiges an Kraft abverlangte, da meine Beine sich von selbst keinen Zentimeter bewegten.

„Aufgemerkt, meine Herren!“, trompete eine der Haar-Blondinen, ehe sie Jocelyn und mir mit einer hochtrabenden Geste Platz machte. Diese Frauen wären in einer Daily Soap weitaus besser aufgehoben gewesen.

Ich hatte ihren Blicken ausweichen wollen, einfach nur die Augen schließen und mich an einen anderen Ort träumen. Ich hatte es wirklich vorgehabt. Doch eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen war, solange sich der perfekteste Mann aller Galaxien im Raum befand.

„…Wow…“ Ein einziges Wort, nur eine Silbe, und doch zog es mich stärker als jeder Magnet an.

Unter unsicher gesenkten Lidern suchte ich sein herrliches Gesicht. Er hatte sich von der Couch erhoben, an der die Bandmitglieder offenbar eine Pizza-Orgie veranstaltet hatten. Seine Lippen zierte ein breites Lächeln und ich begann zu Hyperventilieren, nur aufgrund der simplen Gewissheit, dass ich der Grund für seine Zufriedenheit war.

„Damit kann man in der Tat etwas anfangen“, stimmte Gaara zu. Hätten sich Jocelyns Finger bei seiner Bemerkung nicht entzückt in meine Schultern gekrallt, wären seine Worte nicht zu mir durchgedrungen. Ich spürte den vertrauten, heißen Schleier, der seine Fänge um mich schloss. Schon dröhnte jeder Herzschlag bis in meine Fingerspitzen und ich bekam trotz meiner hektischen Atmung keinen Sauerstoff in die Lungen.

Neji brummte irgendetwas Unfreundliches, Shikamarus Schulterzucken verschwamm vor meinen Augen.

Verdammt, nicht schon wieder! Naruto hatte lediglich das Handwerk meiner sechs Folterknechte gelobt, es ging dabei nicht um mich persönlich! Und doch keimte in mir die irrationale und hirnlose Hoffnung, er könne Gefallen an mir finden. Beziehungsweise an dieser Vampirlady, nach der ich aussah, die ich aber unmöglich würde verkörpern können.

Bunte Lichter tanzten vor seinem Gesicht, als Shino seine Stimme erhob.

„Dann werde ich den Regisseur kontaktieren und die Dreharbeiten auf nächste Woche festlegen. Am besten machen wir jetzt noch ein Foto von ihr als Werbung für die Zeitschriften.“

„Ich mach schon!“, rief Naruto. Es war mir allerdings nicht mehr möglich, seiner sich schnell bewegenden Gestalt zu folgen, als er sich auf die Suche nach einem Fotoapparat machte. Lediglich den Blitz sah ich noch aufzucken, dann übermannte mich der Hitzeschleier und ich spürte das Parkett an meiner Stirn.

Eines stand fest: Das Foto war alles andere als vorteilhaft getroffen.
 

----
 

Falls jemand gern Hinatas Outfit sehen würde, hier ist es: http://media.photobucket.com/image/saya%20blood/ReyHadesSharinganbyakugan/Blood%20Plus/Saya-1.gif?o=76

Ansonsten hoffe ich auch hier wieder auf ein wenig Feedback und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei den Lesern zu bedanken, die mir die Treue gehalten haben, und ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen!
 

lg

Meggy-Jo



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (30)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xFreakyX
2011-01-16T18:50:51+00:00 16.01.2011 19:50
Wow! Ich bin begeistert und überaus glücklich diese ff angeklickt zu haben.
Sie ist einfach nur toll*_*
Vor allem deine Art zu schreiben lässt mich als Leser richtig mitfühlen und mitfiebern
Meistens kann ich mir die verschiedenen Szenen richtig gut bildlich vorstellen: eine Temari mit dem Hang zu Massenmörderin, Ein desinteressierter Shikamaru, ein sich mit Gaara streitender Naruto und eine Hinata die sich völlig fehl am Platz vorkommt etc.
Und dann diese ganzen wunderbaren Dialoge

Jedoch stelle ich mir schon hier, noch relativ am Anfang der Geschichte, die Frage, wie sie wohl enden wird... zwischen Naruto und Hinata
Ich mein unser Superstar hat die perfekte Frau und zwei Kinder (!!)
Einserseits möchte ich nicht das er Sakura betrügt oder so... andererseits wäre das pair Naru/Hina in dieser Story bestimmt mehr als Lesenwert...
Also ich bin echt gespant wie es weiter geht und ich werde deine ff auf jeden Fall weiter verfolgen
ich hoffe das Nächste Kapiel kommt bald
mach weiter so
glg Freaky
Von: abgemeldet
2010-03-12T17:36:19+00:00 12.03.2010 18:36
Das klingt alles echt super. Ich freu mich schon auf die folgenden Kapitel. Du schreibst wirklich gut. Ich hab mal ein bisschen in deinen alten FF's rumgeschaut, du hast dich erheblich verbessert! Es ist gut zu wissen dass es immerhin ein paar FF's gibt bei denen sich Warten auch wirklich auszahlt.

LG
Von:  Dwingvatt
2010-01-09T13:09:54+00:00 09.01.2010 14:09
ich kann mir hinata bildlich vorstellen. echt genial. und naruto wie immer überdreht. ich liebe deine geschichten!!!!
freu mich schon wie es wird für hinata, wenn sie am dreh ist XD


LG Dwingvatt
Von: abgemeldet
2010-01-02T01:14:08+00:00 02.01.2010 02:14
Also...schönes Kapitel :)
Die Rechtschreibung war, wie gewohnt, völlig fehlerfrei und dein Schreibstil ist und bleibt fantastisch. Ich konnte Hinata praktisch vor mir stehen sehen, konnte mit ihr die Handlung erleben.
Hm...ich fang am Besten vorne an...und zwar bei Hanabi. Einerseits wohl ne verdammt schwierige kleine Schwester, andererseit ist sie auch ziemlich lustig drauf. Und ich glaube, sie kann Hinata schon ein bisschen aufbauen, was Selbstvertrauen im Umgang mit Naruto angeht.
Punkt Nummer zwei: Sakura. Der Gewissenskonflikt wird schlimmer. Diese Frau ist einfach so verdammt nett,so liebevoll, so...ach das kann man gar nicht beschreiben. Es ist so schwierig, sich vorzustellen Naruto würde mit dieser Frau an seiner Seite jemals etwas für Hinata empfinden können...und einerseits hoffe ich auch darauf, dass er es nicht tut...andererseits...
Und besieht man sich mal den Themesong dieser FF, dann wird das alles in einem mittelschweren Drama enden. Oder auch in einem Schweren, je nach Standpunkt.
Ein mittelschweres Drama war für Hinata wohl auch die Konfrontation mit dem Rest von Crisis Core.
Manmanman, die Jungs sind aber auch schwierig. Vor allem Neji...einerseits ist er ein verdammt eingebildetes -'tschuldigung- Arschloch, aber andererseits glaube ich, dass man ihn einfach davon überzeugen muss, Anerkennung verdient zu haben.(Und ich hoffe, das Hinata das schafft. *hehe*)Immerhin muss sie ihn ja irgendwie mit TenTen verkuppeln! ;)
Naja...Gaara ist jedenfalls umgänglicher, als er es vielleicht im Original ist, aber der nette Junge von nebenan ist er keinesfalls. Mir gefällt deine Darstellung -nah am Original, aber eben kein blutrünstiger Massenmörder. ;) Aber er kifft...ganz böser Gaara. :P
Shikamaru ist absolut wie man ihn kennt: desinteressiert. Und ich mag ihn so wie er ist. :)
Und den Auftritt von Shino, dem Kammerjäger-Manager, mochte ich auch ziemlich.( Auch wenn mir nicht ganz in den Kopf will, wie er jemandem mit der Sonnenbrille vor den Augen sichtbar zuzwinkern kann. xD)
Naja...die liebe Hinata hat sich mal wieder ganz schön in was reingeritten...ich glaub, der Videodreh wird alles andere als glatt ablaufen...auch wenn rein optisch schon mal alles stimmt...was mich zu meiner inoffiziellen Lieblingsstelle bringt, nämlich dem 'Wow' von Naruto. Da ist mein Herz mit ihrem gleich mal höher gehüpft- auch, wenn der oben beschriebene Gewissenskonflikt natürlich weiterhin besteht. Es muss natürlich noch nicht mal was heißen, immerhin sagt Naruo so ziemlich alles, was ihm grade in den Sinn kommt, aber es hat mich doch gefreut. :)
Sooo...was hab ich vergessen? Ach ja, das Chaoskind natürlich. Jay ist, so wie Hinata ihn gedanklich beschrieben hat, unglaublich süß. Und ich finde es absolut toll, dass er sie sofort mag!
Also dann...ich glaube, ich habe fertig ^^
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel :)
GlG und viel Spaß beim Wieterschreiben,
Fatja



Von:  Illmaren
2010-01-02T00:16:20+00:00 02.01.2010 01:16
das kann man nichts anderes als Geil zu sagen.....

Lg. Okami
Von:  Shy_Naru-chan
2010-01-02T00:07:17+00:00 02.01.2010 01:07
OMG! Hinata als Vamplady xD kann ich mir garnicht vorstellen. Neji ist ja voll fies ò____ó was kann Hina den dafür das sie so schön ist! xD & der kleine Jay (ist doch richtig oder?) der ist ja goldig *-* ein mini-naruto x3 da bin ich ja mal gespannd wie das da alles so laufen wird mit dem video xD
& danke für die ens ^^

lg Naru-chan
Von:  Dwingvatt
2009-12-02T10:15:29+00:00 02.12.2009 11:15
Ich bewundere dich immer noch wie du schreibst. echt klasse.
das Hinata zu ihm sagt, bitte heirate mich, musste ich ein paar mal durchlesen. hätte ich echt nicht erwartet dass sie aus dem Busch kommt XD
Mach weiter so

LG Dwingvatt
Von:  Yun-Harla
2009-12-01T13:40:45+00:00 01.12.2009 14:40
Das Kapitel ist echt supertoll geworden^^ Naruto ist echt cool. Ich mag seine Art total gerne.
Außerdem freue ich mich echt, dass es endlich weiter geht^^
Bin mal gespannt, wann Gaara und Neji vorkommen ^.~
Temari ist echt genial. was mir an dieser Stelle gerade einfällt... und Narutos Lieblingsessen...hallo? gehts noch ekliger???^^

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2009-11-30T20:49:40+00:00 30.11.2009 21:49
Das nenn' ich ein gelungenes Come Back :)
Das Kap war echt geil. Einerseits absolut lustig- andererseits tut mir Hinata in ihrer momentanen Situation echt leid.
Ihr Traum, Naruto, ist in Erfüllung gegangen und trotzdem scheint er unerreichbarer als je zuvor. Denn seine Ehe mit Sakura, das Verhältnis zu seinen Kindern, all das ist perfekt. Ich hoffe trotzdem, dass Hinata ihren Platz dort findet und, wenn möglich, auch Naruto für sich gewinnen kann- irgendwie. Auch wenn mir Sakura dass wahrscheinlich leid tun würde...im Original kann ich sie überhaupt nicht ausstehen, aber in deiner FF ist sie ein absolut liebenswerter Charakter.
A propos liebenswert: Temari hab ich sofort ins Herz geschlossen. Ich find' sie echt genial :D
Meine absoluten Lieblingsszenen in diesem Kapitel waren auf jeden Fall die Aktion auf dem Sofa und der Sprung in den Pool...Naruto ist echt ein Kindskopf, aber er ist echt verdamt cool ;)
Ich freu' mich schon drauf, die anderen Bandmitglieder, und wer mich sonst noch ells erwartet, kennenzulernen.
Hoffentlich bleibst du jetzt dran und lädst wieder regelmäßig neue Kapitel hoch :)
GLG Fatja
Von:  Saku-chan
2009-11-30T20:17:13+00:00 30.11.2009 21:17
suuuper "bitte heirate mich" :D einfach nur hammer geil,
ich freu mich, dass es endlich weiter geht... bin gespannt wie es weitergeht:)

lg


Zurück