~** K E N K A **~
„Verdammt, musst du so laut Musik hören?“, zischte der Schwarzhaarige und drehte den Fernseher noch einmal einen Tick lauter, sodass Kai glaubte, gleich taub auf dem linken Ohr zu sein. Aber wieso zur Hölle sollte er die Musik leiser machen? Das hier war seine Wohnung und wenn er Musik hören wollte, dann würde er das auch tun! Es ging ihm sowieso auf die Nerven, dass sein Freund nur zu ihm kam um sich durch sämtliche Fernsehkanäle zu zappen und er ständig gezwungen war sich diesen Schwachsinn anzuhören. Warum hatte der andere kein Verständnis dafür, dass er am PC arbeiten musste und dazu eben Musik brauchte um sich konzentrieren zu können?
„Ja – und?“, gab er deswegen patzig zurück und bemerkte, wie er schon wieder innerlich zu kochen begann. Warum provozierte der andere ihn ständig? Und als dieser noch einmal lauter drehte, reichte es ihm, er stieß sich mit seinem Bürostuhl ab, rollte zum Fernseher hinüber und drückte einfach auf den Ausschaltknopf. „Sag mal spinnst du?“, fauchte der Ältere ihn erbost an, doch er schenkte ihm nur einen vernichtenden Blick und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. In der Spiegelung des Bildschirms sah er, wie der andere ihm den Mittelfinger zeigte und in ihm zuckte irgendetwas wie vom Blitz getroffen zusammen. Wie konnte Aoi nur? Wie konnten sie nur so miteinander umgehen…
Aber mehr als die Erschütterung tobte im Moment eisige Wut in ihm und er sprang auf, packte den anderen am Kragen, riss ihm die Fernbedienung aus der Hand und zog ihn grob auf die Beine. „ES REICHT! VERSCHWINDE!“, brüllte er ihn mit Tränen in den Augen an und der andere packte knurrend seine Handgelenke um sie von seinem Shirt zu lösen. Der harte Griff tat weh, aber er konnte sich zumindest mit der rechten Hand losreißen und verpasste Aoi eine ordentliche Ohrfeige, die diesen aber gar nicht beeindruckte, sondern ihn nur dazu veranlasste, Kai grob von sich zu stoßen. „SPINNST DU?!“, zischte er ihm zu, aber der Braunhaarige wiederholte seine Worte nur noch einmal. „GEH! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN! WIE KANNST DU NUR? GLAUBST DU ICH HAB DAS NICHT GESEHEN? SO LASS ICH MICH VON DIR NICHT BEHANDELN!“
Erneut schubste Aoi ihn von sich, nachdem er während er ihn anschrie, wieder näher gekommen war und funkelte ihn eisig an. „Gut, dann geh ich eben. Aber du wirst schon noch sehen, was du davon hast! Ich nehm meine Sachen mit und vergiss nicht, du schuldest mir noch 32.000 Yen. Ich geb’ dir einen Monat“, fauchte er ihm kalt zu und sah sich im Zimmer um.
„Fick dich!“, zischte Kai verärgert. Der andere wusste genau, dass er mit seinem Verdienst gerade mal so über die Runden kam und nicht mehr als 3.000 Yen im Monat abstottern konnte. Wieder einmal eine dieser kleinen Gemeinheiten, die sie sich nun schon seit vielen Wochen um die Ohren warfen.
Aoi indessen schnappte sich seine Kleidung vom letzten Tag vom Stuhl und stürmte aus dem Zimmer ins Bad um auch dort seine Sachen zu holen. Kai stapfte währenddessen in den Flur und nahm Aoi’s Schlüsselbund vom Brett um die Schlüssel für die Wohnung und den Postkasten davon zu lösen, aber der Schwarzhaarige war schneller, riss ihm den Bund aus der Hand und zischte ihm ein wütendes „Der gehört immer noch mir“ zu, ehe er den Ring aufdrehte und Kai seine Schlüssel vor die Füße schmiss. Dann schnappte er noch seine Jacke vom Ständer und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Mit einem wütenden Aufschrei warf der Braunhaarige die Tür hinter seinem Freund zu und verschloss sie. Dann verzog er sich schleunigst in sein Zimmer, drehte die Musik ab und ließ sich auf sein Sofa sinken.
War es das gewesen? War nun alles vorbei? Nach vier Jahren mit so vielen Höhen und Tiefen? Erste Tränen begannen über seine Wangen zu kullern und er wusste nicht, ob er erleichtert oder traurig sein sollte. Ihre Beziehung war in den letzten beiden Jahren alles andere als harmonisch gewesen. Ständig provozierten sie einander, redeten aneinander vorbei, gingen sich schon mit Kleinigkeiten auf die Nerven. Seit zwei Jahren hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen, weil er es einfach nicht mehr konnte. Er hatte Aoi gern… unwahrscheinlich gern, denn dieser tat so viel für ihn, aber… er wusste nicht, ob er ihn noch liebte. Und es gab so viele Kleinigkeiten in ihrem Zusammenleben, die Kai verletzten, sodass er sich einfach nicht zu mehr als einem kurzen Kuss durchringen konnte. Ob Aoi ihn überhaupt noch liebte? So wie dieser manchmal mit ihm umging konnte er es einfach nicht glauben…