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Dix-sept mois

Siebzehn Monate
von

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Freund, welcher Freund?

FREUND, WELCHER FREUND?
 

Jasmines Hand in meiner, schleichen wir durch meine, dunklen Geheimgänge. Jasmine bewegt sich ebenso lautlos wie ich. Mühelos, weicht sie – obwohl, von absoluter Dunkelheit umgeben, den von mir angelegten Fallen aus. Als sie die Führung übernimmt, lasse ich es widerstandslos geschehen, obwohl sie die falsche Richtung einschlägt. Jasmine, bleibt mit einem Mal stehen und atmet tief ein – ich kann es hören. „Ich habe es so sehr vermisst…“ flüstert sie andächtig.

„Was hast du vermisst?“ Frage ich sie mit Interesse, denn ich kann nichts besonderes riechen, da wir uns in der Nähe der Ställe befinden – um nicht zu sagen, direkt dahinter.

Jasmines Antwort ist leise, beinahe unhörbar: „Pferdegeruch. So, riecht Freiheit…“ und schon, greift sie erneut nach meiner Hand und wendet sich um, zielstrebig der Küche zu.
 

Ich sitze hier über eine Partitur, meines neuen Werkes gebeugt und kaue lustlos auf dem Federkiel herum, es ist spät abends und Jasmines Bemerkung, von heute Morgen, lässt mir keine Ruhe.

Sie hat es nie ausgesprochen, aber ich bin mir sicher, dass sie die Oberwelt vermisst – ihre Freiheit.

Die Freiheit, im Tageslicht durch die Strassen Paris‘ zu flanieren, in Geschäften einzukaufen und in einem, der vielen Bistros, zu speisen. Die Sehnsucht nach frischer Luft.

Es wäre ja nicht so, dass wir in den fünf Monaten, seit sie nun schon hier, bei mir, mit mir, lebt nie an der frischen Luft waren, aber weiter als bis zu den wöchentlichen Treffen mit Jules und einem Picknick – einem sehr, prickelnden Picknick - auf dem Dach des Opernhauses, sind wir nie gekommen.

Ich seufze leise und hoffnungslos, es ist einfach unmöglich, dass Jasmine an meiner Seite jemals wirklich glücklich werden wird. Ich werfe die Feder zur Seite und schlage mir die Hände vors Gesicht.

„So schlimm, mon rêve?“ Erklingt Jasmines Stimme sanft neben meinem Ohr und ihre Hände, streichen sanft über meine verspannten Schultern, beginnen damit, die Anspannung hinweg zu streichen, die mich ergriffen hatte. Die Furcht, sie würde mich verlassen.

Ihre Stimme klingt wie eine Liebkosung, als sie fortfährt: „Ich wüsste da etwas, das uns gut tun könnte… Magst du mich begleiten?“ Ich fühle wie sie mir mein schweres Wollcape über die Schultern legt und mir den Hut auf den Kopf setzt. Ohne zu einen Gedanken zu verschwenden antworte ich ihr: „Wo hin auch immer du willst, mon cœur!“ und erhebe mich.

Als ich mich Jasmine zuwende, zieht sie mich in einen sanften Kuss, als sie ihre weichen Lippen von meinen löst, bemerke ich, dass auch sie in einen warmen Mantel gehüllt ist – und offensichtlich, hat sie ihn sich aus dem Kostümfundus „geborgt“. Auf dem Weg zu der Wand, unseres Heimes, welche als Tür dient, stülpt sie sich, ebenfalls, einen breitkrempigen Hut auf den Kopf. Ich greife im vorbeigehen nach der Maske, welche auf dem Garderobentischchen liegt und stecke sie in eine der Taschen, meines Umhanges.

„Wohin gehen wir?“ Ich gebe es nicht gerne zu, aber unsere Aufmachung, hat doch ein wenig Neugierde in mir geweckt.

„Einen Freund besuchen…“

Ich zucke in der Dunkelheit, durch welche sie mich führt, zusammen. –Freund, welcher Freund?

Das Jasmine nicht Nadir meint, scheint mir – unverständlicherweise, völlig klar.

„Keine Sorge, Erik. Du wirst ihn mögen, dafür, verbürge ich mich…“ dringt Jasmines Stimme sanft und etwas verschmitzt, an mein Ohr.

Nur wenige Minuten später, stehe ich im Schein einer Strassen Laterne, in der Nähe der kleinen Pforte, zu der Rue Scribe und starre ungläubig, auf den grossen Schimmel, der daran angebunden ist. Immer noch ungläubig, schaue ich zu, wie Jasmine ihn los bindet und sich, die Zügel in der einen Hand, auf den blossen Rücken Cäsars schwingt; und mir dann ihre freie Hand entgegenstreckt. „Tu viens, mon prince de la nuit?“*

Wie könnte ich dieser Einladung wiederstehen?

Als ich mich hinter Jasmine, auf Cäsar schwinge, setzte ich an: „Wie hast…“

„Och, ich hatte einen guten Lehrer, was das „leihen“ von Operneigentum anbetrifft…“ unterbricht mich Jasmine lachend und lässt das weisse Pferd an schreiten.

Ich schlinge meine Arme um ihren schlanken Körper und rutsche noch etwas näher an sie heran, um besseren Halt zu finden, als sie Cäsar antraben lässt.

Als wir den Bois de Boulogne erreichen, dampft Cäsar bereits leicht in der Novemberkälte.

Berauscht, von Jasmines Duft, der meine Sinne berührt und ihrer Nähe – ihre Schenkel, die sich bei jedem Schritt Cäsars dichter an die meinen zu schmiegen scheinen, ihre Haare die mein Gesicht streicheln, presse ich sanft meine Fersen in die Flanken Cäsars.

Bei dem ersten, ausgreifenden Galoppsprung, schmiege ich mich noch näher an Jasmine – und mein Kopf fühlt sich herrlich leicht an.

Ich schliesse meine Augen und lege meinen Kopf auf Jasmines Schulter, lasse mir den kalten Wind in mein Gesicht wehen – nur um ihn gleich wieder zu heben und die Augen aufzureissen, als ich Jasmines lautes „Yeaha!“ höre. Ich klammere mich an ihr fest, als Cäsar im Jagdgalopp los prescht. Einmal mehr staune ich über Jasmine, als sie plötzlich die Zügel fallen lässt und die Arme ausstreckt. „Als könnte man fliegen!“ trägt der rasende Wind ihre Worte zu mir. Ich lasse sie das erste mal auf dem ganzen Ritt los. Und breite meine Arme ebenfalls seitlich aus, – schon alleine deshalb, damit Jasmine ihren Halt nicht verliert – und, ich fliege.
 


 

*kommst du, mein Prinz der Nacht



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-10-19T12:09:55+00:00 19.10.2008 14:09
awww
das ist ja mal wieder ein echt gelunges kapi geworden *__*
Von: abgemeldet
2008-10-19T10:39:56+00:00 19.10.2008 12:39
ähäm... auf die Nase?? *lach* naja, kannd och sein. Wie oft reitet Erik den schon??
Schönes Kapi wie immer halt..
lg Providence


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