Zum Inhalt der Seite

My Ryu, my Shu - Texte zweier Brüder

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Missing a star – Aufnahme/Interpretation

Seufzend trat Ryuichi in die Kabine, setzte sich die Kopfhörer auf und machte sich daran mit den Aufnahmen zu beginnen. Irgendwie hatte er heute so was von gar keine Lust, da ihm sein Magen Probleme bereitete und er sich nicht ganz wohl fühlte. Er wusste aber, dass er da jetzt durch musste, da der Terminplan drängte. Also, Augen zu, Mund auf und losgelegt.
 

Seit dem du tot bist, geht das Leben weiter,

dafür das es sein muss,

raubt es mir fast den Verstand.

Ich bin wirklich glücklich,

hatte Träume & vieles ist ok,

wie es scheint.

Bis auf eine Stelle,

die nicht vergeht.

Es ist kein perfektes Leben,

kein perfekter Song.
 

Langsam schloss er seine Augen und fing an zu singen. Dabei übermannten ihn, passend zu den Aufnahmen bezüglich der ersten Single, Erinnerungen aus vergangenen Tagen. Diesmal jedoch stellten sie sich als weitaus grausamer heraus, da es nun richtig gehend ernst wurde. Riku war gestorben und er dabei ihm die letzte Ehre zu erweisen. Verzweifelt sang Ryuichi seine Zeilen und klammerte sich regelrecht an die Worte. Er verstand überhaupt nicht warum man von ihm erwartete zu lächeln. Riku weilte erst seit ein paar Tagen nicht mehr unter den Menschen, wie sollte er da bereits wieder grinsen können? So etwas konnte in keinster Weise klappen! Sein Leben, es wurde von einer Sekunde auf die andere zerstört, die Melodie zerrissen und ihr Texter unterdrückt. Sein einst so perfektes Leben war nicht länger perfekt und die Lücke, die damit entstand, scheinbar unüberwindbar groß. Wahnsinn und Schmerz, beides lag sehr nah beieinander und spiegelte sich so in der Melodie wieder. Ja, er drohte wirklich fast durchzudrehen, da das Leben sich benahm als wäre nichts und die Frechheit besaß weiter zu laufen. Dabei hätte es sich eigentlich langsamer drehen müssen und nicht so furchtbar schnell oder? Begleiteten ihn anfangs noch Verzweiflung, Wahnsinn und Schmerz, so steigerte er sich zum Schluss bis hin zu Unverständnis.
 

Dein sanftes Lächeln,

dass ich leider nicht mehr seh.

Es war der Halt meiner Seele,

den mir keiner gibt.

Ich muss nicht wirklich lange raten,

um zu wissen,

dass du fehlst.
 

Innerhalb kürzester Zeit verflog die eigentlich traurige Stimmung und einmal mehr wurde klar wie sehr Ryuichi Riku damals liebte. Dieser Mensch, der so kurze Zeit an seiner Seite weilte, gab ihm mehr als irgendetwas sonst. Jedes mal, wenn er lächelte, sanft, aber bestimmend zugleich und seine Augen dabei Bände sprachen, ging in Ryuichis Herzen die Sonne auf. Das Lächeln Rikus drückte so viele Gefühle aus, die andere ebenfalls übertrugen, aber zeigte zugleich Empfindungen, die er so nie wieder sah. Für ihn gab es nichts was dem gleich kam. Jenes Lächeln, es war sein ganzes Leben und würde so nie wieder erstrahlen. Unglaublich wie zärtlich und tränengetränkt zugleich eine menschliche Stimme in diesem Moment klingen konnte. Das Lächeln Rikus, aber war nicht nur ein Lächeln, sondern zugleich sein kleiner Strohhalm an den er sich klammern konnte, egal wie gut oder schlecht es ihm ging. Er war sein persönlicher Hafen, aber jetzt? Jetzt lag der Hafen in Schutt und Asche, zerstört durch die Angriffe des Alltags und unrettbar auf ewig verloren. Nichts würde die einst prächtige Anlage je wieder aufbauen, wirklich nichts. Für einen Augenblick schien es, als würde Ryuichis Stimme abknicken, aber nur für winzige Millisekunden, die so kurz waren, dass man meinen könnte sich diese eingebildet zu haben. Rasch hatte er sich wieder gefangen und versuchte seine schweren Gedanken wenigstens etwas zu vertreiben, da das Lied keinesfalls stümperhaft erscheinen sollte.
 

Ref.:

My dear, es fehlt ein Stern,

gebt ihn mir zurück.

Es fehlt ein Stern,

er soll strahlen.

Und das Leben geht weiter

und das es weiter geht

ist für mich nicht zu verstehn.

Weiß es nicht, dass du fehlst?

Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern.

Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen.
 

Er wollte, dass das Lied perfekt wurde und eines der Besten, die er jemals produzieren ließ. Kurz Luft holend stimmte er den Refrain an und konnte es nicht vermeiden innerlich leise zu weinen. Ja, dem Himmel fehlte seitdem ein Stern. Eine Stelle blieb Nacht für Nacht leer und würde sich wohl nie wieder füllen. Diese eine Stelle, an der einst Rikus Stern erstrahlte, sie ist nun verwaist und ohne Schutz. Das heißt, eigentlich nicht ganz, da Ryuichi Nacht für Nacht auf diese Stelle sah, immer von der Hoffnung begleitet, dass sich doch etwas tun würde. Aber es tat sich nichts. Erneut kletterte Unverständnis in ihm nach oben und zeigte sich in seiner Stimme. Bedingt durch die ihr inne wohnende Stärke verstand selbst der letzte was Ryuichi damit ausdrücken wollte. Er wollte damit verdeutlichen, dass scheinbar alle anderen ihn ignorierten und nur er den Wunsch hegte alles rückgängig zu machen. Außerdem baute er leichte Aggressivität mit ein, verlangte so, dass gefälligst jemand den ersten Schritt wagte und er nicht länger warten wollte. Er verlangte, dass endlich jemand den Mut aufbrachte und ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllte. Allerdings, der bittere Unterton verdeutlichte zu gut, dass er sich das hätte sparen können.
 

Es ist nicht zu glauben,

wie düster & einsam es ist.

Ich sehne mich nach mehr,

sehne mich noch immer nach dir.

Für das, was ich in dir sah,

hat dieser Tag kein Bild.

Es ist eine Nacht ohne Mond,

stille Träne eines Menschen voller Schmerz

& seiner Unendlichkeit.

Es ist ein stummer Schrei gegen das,

woran ich glaube.

Wie ein Tiger mit nur einem Auge,

der bestimmt nicht kämpft.
 

Doch nicht nur Bitterkeit prägte das Lied, Ungläubigkeit schlich sich ebenfalls mit ein und wurde zum alles beherrschenden Thema der nächsten Strophe, abgesehen von fast schon beängstigender tiefer Trauer. Jeder Ton, jede Silbe, ja fast schon rede Regung, begleitet durch pechschwarze Einsamkeit deren Stärke nicht mal die Nacht selbst zu vertreiben mochte. Die Einsamkeit nahm eine neue Form an und ließ sich so sicher in keinem Wörterbuch der Welt finden. Nichts, aber auch gar nichts, konnte seine Empfindungen beschreiben. Er wusste nur, dass er sein Licht liebend gern wieder zurück hätte. Denn, wie sollte es je wieder Tag werden, wenn die Nacht ständig präsent war? Wie sollte je wieder in der Nacht der Mond aufgehen, wenn dunkle Schwaden selbst diesen versteckten? Ryuichis gesamte Welt war damals schwärzer als schwarz gewesen und drohte ihn jetzt wieder einzuholen. Er fühlte sich genauso leidend wie zu jenem Moment, spürte erneut die ungeweinten Tränen, die unausgesprochenen Worte und all das was er damals nie geäußert hatte. Fast schien es ihm, als bestünde zwischen gestern und heute so gut wie gar kein Unterschied, als würden lediglich ein paar Sekunden beide Welten trennen. Grausam wie nahe Vergangenheit und Gegenwart beieinander lagen, wie schnell sich beides vermischen konnte und welche Wucht dahinter steckte.
 

Ref.:

My dear, es fehlt ein Stern,

gebt ihn mir zurück.

Es fehlt ein Stern,

er soll strahlen.

Und das Leben geht weiter

und das es weiter geht

ist für mich nicht zu verstehn.

Weiß es nicht, dass du fehlst?

Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern.

Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen.
 

Eine Wucht, die beim nochmaligen Gesang des Refrains keinesfalls weniger wurde. Auch diesmal weinte Ryuichi innerlich leise, vergoss weitere zahlreiche Tränen, aber ließ nichts davon nach außen dringen. Wie bereits beim ersten Mal, suchte er verzweifelt am Himmel nach Rikus Stern den er nicht fand. Stunde um Stunde starrte er ein und dieselbe Stelle an, vergaß dabei, dass es davon auch nicht besser wurde und er nichts damit erreichte. Dennoch verfolgte er sein tun mit erstaunlicher Beharrlichkeit und versuchte sein Unverständnis gegenüber der Welt zu unterdrücken. Irgendwann jedoch ging es nicht mehr und sie brach durch. Im vollen Ausmaß spiegelte sie sich innerhalb der Strophe als eigentliches Hauptthema des Gesangs wieder und ließ diesmal keinerlei Aggressivität zu. Schwang diese beim ersten Refrain noch versteckt mit, so blieb sie diesmal gänzlich außen vor und der Verweigerung ihren vollen Platz ein. Diese war zugleich so präsent, dass es einem den Atem rauben konnte.
 

Es ist leicht zu leben

und schwer zu fassen.

Wie konnte man dich holen?

Mein Herz sieht dein Gesicht.
 

Dennoch raubte sie einem nur scheinbar den Atem, da er zum Leben benötigt wurde. Zum Leben, das anderen so leicht fiel, dass man sich insgeheim die Frage stellte wie sie das schafften. Wie konnten sie so locker leben ohne an die schlechten Dinge zu denken, die passierten, ob nun bei einem selbst oder allgemein gesehen? Noch schlimmer, wie konnte man ausgerechnet ihm etwas wegnehmen? Ryuichi hatte niemanden etwas getan, abgesehen von sich selbst, wieso also hatte man ihm Riku weggenommen? Kurz schoss dem Grünhaarigen durch den Kopf, das es einfach Zeit gewesen war, aber war es das wirklich? Riku war doch noch so jung gewesen, hätte nicht an seiner Stelle ein alter Mensch sterben können, der sich danach sehnte zu sterben? Nein, stattdessen musste er gehen und seinem Herzen wurde ein Bild entrissen, das er zuvor noch mit seinen Augen sah. Jetzt aber konnte er es nur noch mit dem Herzen sehen, die eigentlich schönste Art, aber für ihn zu der Zeit ein eher schwacher Trost.
 

Es ist das alte Leid,

jemand vergeht.

Es fehlt ein Stern am Himmel,

der so nie mehr strahlt.

Man zeigt euch, halb so schwer.

Es bleibt nichts, wie ihr merkt.

Um zu merken, dass das falsch ist,

brauche ich kein Buch.

Ich kann mein Leben nicht leben

wie ein Fremder ohne Heimat.

Dieser Stern geht langsam ein,

spürt ihr nicht, er hat keine Kraft.
 

Es blieb doch immer bei ein und demselben Problem, ein Mensch verließ diese Welt und die Hinterbliebenen kamen unterschiedlich gut damit klar. Jeder hatte seine eigene Methode, um es endgültig zu überwinden, daran zu arbeiten und sich eines Tages wieder ins Leben zu stürzen. Nicht selten versuchen andere dabei besonders die Partner der/des Verstorbenen zu animieren und ihnen zu zeigen, dass es schöne Dinge auf dieser Welt gab. Nicht, dass es etwas Schlimmes war, aber wieso hatte Ryuichi stellenweise das Gefühl gehabt, dass man Rikus Tod als zu leicht hinnahm? Mitunter schien es, als wollte man ihm verdeutlichen, dass es doch so einfach war und er nur einen winzigen Schritt machen müsste, um es selbst zu fühlen. Von wegen, er brauchte keine übertriebene Fröhlichkeit, um zu entdecken, dass etwas nicht stimmte. Er wollte doch nur seine Zeit, um trauern zu können, wieso versuchte man ihm die zu nehmen? Er verstand es einfach nicht. Er wusste selbst, dass zu jenem Zeitpunkt sein Leben kein Leben war, da er völlig den Halt verlor und nur noch so durchs Leben schlich. Obwohl alle überdeutlich merkten, dass es ihm immer schlechter ging und deswegen versuchten hinter ihm zu stehen, kam es ihm so vor, als würde ihm doch niemand helfen. Ihre Hilfe, so gut wie die auch gemeint war, war nicht die Art von Hilfe die er gebraucht hätte. Ryuichi selbst konnte zwar nicht beschreiben was er nun eigentlich wollte, aber er wusste dass es das nicht war. Er wusste, dass er nach etwas anderem suchte.
 

Ref.:

My dear, es fehlt ein Stern,

gebt ihn mir zurück.

Es fehlt ein Stern,

er soll strahlen.

Und das Leben geht weiter

und das es weiter geht

ist für mich nicht zu verstehn.

Weiß es nicht, dass du fehlst?

Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern.

Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen.
 

Nun folgte ein letztes Mal der Refrain, durch den er nicht wie beim ersten Mal aggressiv suchte und auch nicht wie beim zweiten Mal aggressionslos, sondern eher schon unerträglich sanft. Eines aber hatten alle drei Refrains gemeinsam, die Verzweiflung angesichts der Suche und somit blieb der Rhythmus. Ryuichi hatte sich vorgenommen in jeden Refrain etwas Neues aufzubauen, aber so, dass sie trotzdem zusammen gehörten und man erkannte, dass es sich um keine der Zwischenstrophen handelte. Er wollte dieses Lied einfach zu etwas Besonderem werden lassen und für sich selbst zu einem Höhepunkt innerhalb der drei Singles. Auf diese Weise wunderte es keinen der Tontechniker, dass die gleichen Worte immer wieder anders erschienen. Mit Bravur meisterte Ryuichi auch diesen Gesangspart, hängte den Kopfhörer an seinem Platz zurück und verließ schweigend die Kabine, um sich die Sache anzuhören.
 

By Jemo Kohiri



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kumagoro
2008-03-27T15:50:04+00:00 27.03.2008 16:50
JA.. das ist Ryu!^-^ Hm.. ich hab male eine Frage die maybe nicht direkt in den Zusammenhang passt: Wie bist du auf den Namen "Riku" gekommen? War der schon vor oder nach GraviEx da? :3


Zurück