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Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger

1. Zyklus - Zyklus des Dachses
von

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7. Blood Oracle II

in der letzten folge
 

In der letzten Folge haben wir einen Ausflug in die Vergangenheit gemacht,
 

allerdings ohne keanu reeves
 

und haben so allerhand über das wunderbare Familienleben der Longbottoms, der Lestranges, und der Potters erfahren. Außerdem haben wir gesehen, wie Harry Potter den Dunklen Lord besiegte,
 

wissen allerdings noch immer nicht, wie er's geschafft hat.
 

Die fiesen Lestranges waren hinter Neville's Eltern her, wurden aber von Mad Eye Moody geschnappt, und nach Azkaban gesteckt, bis auf Zickenblondie's Tantchen, die erst vierzehn war, und stattdessen in der Klapsmühle landete, und Zickenblondie's Mom, die sich davor noch rechtzeitig absetzen konnte. Stattdessen geriet irgendwie ein gewisser Barty Crouch Junior in die Sache mit rein, der überhaupt nichts damit zu tun hatte, oder doch? Alles sehr verdächtig.....
 

zickenblondie gab's damals noch gar nicht, du bakakopf
 

dann eben die mom vom frettchen, das frettchen gab's damals schon.
 

war aber noch ein windelfrettchen *nasezuhalt*
 

Author’s Note: Préah Crouch gehört KateMacLeod (Yama leiht sie nur aus) Und die Idee, dass sich ein Mosaik von Tiamat in der Eingangshalle von Malfoy Manor befindet, stammt von Silver und wurde zuerst in ihrer Fanfic "Son of the Dark" verwendet.
 

*
 

*
 

Doch tu dein Ärgstes, dich hinweg zu heben,

Für Lebenszeit ich dich gesichert hab;

Nicht länger als dein Lieben wärt mein Leben,

Von deiner Liebe hängt es ja nur ab.
 

Nicht Furcht vor schlimmsten Unrecht mich beschwert,

Wenn schon geringstes macht mein Leben enden.

Ich sehe mir ein bessres Los beschert,

Als das, was deine Laune hält in Händen.
 

Du kannst mich quälen nicht mit Flattergeist,

seit dein Verrat das Leben mir bedroht,

Oh, welch ein Anspruch, der mir Glück verheißt,

In deiner Liebe Glück, und Glück im Tod!
 

Doch was gibt's Holdes, das nicht Furcht befleckt?

Falsch könntst du sein, und ich hab's nicht entdeckt
 

*
 

*
 

Amicus Draconis
 

First Cycle: Cycle of the Badger
 

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Part 7: Blood Oracle - Part II: Priori Incantatem
 

Harry -
 

Der Plan, euer Versteck ausfindig zu machen, ist folgender: Drei überaus mächtige Hexen der Familie Lestrange werden sich während der Hallowe'en Nacht in den Willowmarshes hinter dem Forbidden Forest treffen, um ihre hellseherischen Fähigkeiten in einem geheimen Ritual zu vereinen. Du und deine Leute müsst um jeden Preis verhindern, dass sie die Zeremonie vollenden, sonst wird kein Schutzzauber, egal wie stark er auch sein mag, euren Zufluchtsort länger abschirmen können. Dieses Ritual hat noch nie versagt.
 

Da niemand außer den Magierinnen und dem Dunklen Lord selbst über diese Dinge Bescheid weiß, werden sie ohne Begleitung von Sicherheitskräften sein, aber das macht es euch nicht einfacher. Höchste Vorsicht ist geboten.
 

Auf einem Besen im Flug: 9 von 10
 

* * *
 

Hallowe'en 1981
 

"Begreifst du denn nicht, Lucius? Es ist vorbei! Er ist besiegt, vernichtet, seine Macht am Ende! All unsre hochtrabenden Pläne, unsre großspurigen Ideologien, unsre neue glorreiche Ära sind ... sind für die Katz!"
 

Die letzten Worte hatte Narcissa beinahe geschrieen, als sie wütend herumfuhr und sah, dass ihr Mann noch immer unbewegt in seinem Sessel thronte und mit ausdruckslosem Blick das Kaminfeuer betrachtete. Ohne jeden Focus starrten die grauen Augen in die Flammen als versuchten sie die Gedanken zu schützen, die sich dahinter verbargen. Im sanften Widerschein des Feuers hatte das silbrige Haar eine beinahe rötliche Färbung angenommen.
 

Sie hatte ihm berichtet, was im Moor geschehen war und was noch in dieser Nacht mit dem Meister geschehen würde. Aber bisher hatte sie noch keinerlei Reaktion von ihm erhalten. Entweder glaubte er ihr nicht, oder die Neuigkeit hatte ihm einen Schock versetzt, den er erst überwinden musste.
 

Endlich wandte er sich ihr zu, die schmalen Lippen zu einem höhnischen Lächeln verzogen. "Mach dich bitte nicht lächerlich, meine Liebe. Wo kämen wir hin, wenn wir all den Blödsinn glauben würden, den wir tagtäglich in Kristallkugeln, Teeblättern, und Eingeweiden finden? Setz dich am besten hin, atme tief durch und wenn das nicht hilft, trink einen Cognac zur Beruhigung."
 

"Nein, ich werde mich nicht beruhigen!" fauchte sie, und schüttelte den Kopf, dass die langen Haare flogen. In der Eile hatte sie sich nicht die Zeit genommen, sie wieder hochzustecken, wie sie es üblicherweise tat. "Ich werde jetzt zu Crouch gehen und mit etwas Glück bin ich dort, bevor die Sache passiert, und kann ihm weismachen, ich hätte mich...."
 

"Und was willst du Crouch erzählen?" unterbrach Lucius mit schneidender Stimme. "Dass der böse Dunkle Lord dich armes Mädchen unter den Imperius Curse gestellt hat. Das wird ihn wohl kaum interessieren, fürchte ich."
 

"Mir wird schon etwas einfallen!"
 

"Bitte, wenn du dich unbedingt ruinieren willst..."
 

"Du musst mich nicht begleiten," sagte sie mit eisiger Stimme. "Du bist ohnehin nicht der Grund, weshalb ich zurückgekommen bin!"
 

Falls dieser Ausspruch eine Provokation sein sollte, verfehlte er seine Wirkung nicht. Lucius erhob sich aus dem Sessel, ein gefährliches Funkeln in den eisgrauen Augen.
 

Narcissa schenkte ihm jedoch keine weitere Beachtung. Ohne sich umzusehen, rauschte sie aus dem Zimmer, hinaus in die große Eingangshalle von Malfoy Manor. Dort wandte sie sich allerdings nicht der Eingangstür zu, sondern lief die Treppe in den ersten Stock hinauf.
 

Er wusste genau, wohin sie wollte. Hinüber in den linken Flügel. Zum Kinderzimmer!
 

Als sie einige Minuten später wieder herunterkam, den schlafenden Jungen auf dem Arm, stand er am Fuß der Treppe. Seine Augen sprühten Blitze und in seiner Stimme lag eine offene Drohung. "Du gehst nirgendwohin mit meinem Sohn!"
 

Hätte sie ihn angeschrieen, oder irgendeine Form von Wut oder kämpferischer Entschlossenheit gezeigt, es wäre nicht verwunderlich gewesen. Die buchstäbliche Löwin, die bis zum letzten Atemzug ihr Junges verteidigt. Aber das tat sie nicht, ihre Wut schien wie weggeblasen. Stattdessen lag etwas anderes in ihrem Blick.
 

Trauer und Resignation.
 

Sie sah aus wie jemand, der sich mit etwas sehr Bitterem abgefunden hatte, weil ihm keine andere Möglichkeit blieb.
 

Lucius konnte weder in die Zukunft sehen, noch ohne magische Hilfe Gedanken lesen, aber er war ein Meister, wenn es darum ging, die Gefühle und Verhaltensweisen anderer richtig einzuschätzen, und ihre Reaktionen vorauszuahnen. Als Narcissa ihren Zauberstab aus der Decke hervorzog, in die sie den kleinen Draco gewickelt hatte, war Lucius bereits hinter dem Treppenpfosten in Deckung gegangen. Der Todesfluch zischte um Haaresbreite an ihm vorbei.
 

Er schwang sich übers Treppengeländer, jagte mit einem Satz auf seine völlig überrumpelte Frau zu und entriss ihr den Jungen. Draco begann zu schreien, er war solch grobe Behandlung nicht gewohnt. Lucius drückte ihn sanft an sich, wiegte ihn in den Armen, bis er sich beruhigt hatte und die winzigen Ärmchen um den Hals seines Vaters schlang.
 

Narcissa ließ er nicht aus den Augen. Diese wagte aber auch nicht, näher zu kommen oder einen Zauber zu benutzen, aus Angst, sie könne ihren Sohn dabei verletzen. Sie beobachtete Lucius, lauernd wie eine Katze, die auf den richtigen Moment zum Sprung wartete.
 

Er zog eine Augenbraue hoch. "Wer hätte gedacht, dass du mich derart hasst, Narcissa."
 

"Du weißt, dass das nicht wahr ist," zischte sie. "Aber ich hatte keine Zeit mehr, mich mit dir herumzustreiten, ich wollte kein Risiko eingehen. Wenn ich dich am Leben gelassen hätte, müsstest du entweder untertauchen oder den Rest deiner Tage in Azkaban verbringen. Und diese Schande wollte ich Draco ersparen."
 

Sie holte tief Luft. "Ich hätte Crouch erzählt, du wärest im Kampf gegen den Dunklen Lord gefallen, aber das spielt ja nun keine Rolle mehr. Ich gehe davon aus, dass du mich jetzt töten und dich dann auf die Suche nach dem Meister machen wirst. Aber du wirst ihn nicht retten können, du wirst zu spät kommen! Und falls unser Sohn am Leben bleibt, wird er bei fremden Leuten aufwachsen! Er mag vielleicht das reine Blut der beiden ältesten und vornehmsten Zaubererfamilien Britanniens in sich tragen, aber er wird niemals wissen, was es heißt, ein Malfoy zu sein, und er wird niemals den Rang einnehmen, den das Schicksal ursprünglich für ihn vorgesehen hatte.
 

Nein, ich hasse dich nicht, Lucius Malfoy, ich verachte dich! Weil du das Ende deiner Familie heraufbeschwörst, und wofür?"
 

Sie spuckte auf den Boden. "Für ein stinkendes, von Komplexen zerfressenes Halbblut, das seine Zeit mit albernen Rachefeldzügen gegen Muggles verschwendet und dumm genug ist, sich von einem Kind und einem alten Narren besiegen zu lassen!"
 

Während ihres Wutausbruchs war Lucius merkwürdig still geworden. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er irgendwann die Beherrschung verlieren und sie angreifen würde, aber das war nicht der Fall gewesen, im Gegenteil, es schien als ob die ganze Situation ihn amüsierte. Während ihrer Rede hatte er schweigend zugehört, als betrachte er eine gelungene Vorstellung im Theater und das wütende Blitzen seiner Augen war allmählich einem belustigten Funkeln gewichen.
 

Als er plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach, begriff sie überhaupt nichts mehr. "Stinkendes Halbblut!" dröhnte er, "du bist wirklich zum Schreien, meine Liebe! Ich wette, so hat ihn keiner mehr genannt, seit seiner Schulzeit in Slytherin! Hat nicht sogar dein werter Herr Vater damals einen furchtbaren Aufstand gemacht, weil er Klassenzimmer und Schlafsaal nicht mit einem Halbblut teilen wollte? Und später wurde er Voldemort's engster Vertrauter. Wie die Zeiten sich doch ändern können!"
 

Die beiden letzten Sätze hatte er nicht ohne einen Anflug von Zynismus gesagt. Sie wusste warum, es war der pure Neid. Von Anfang an hatten ihr Vater und ihr Ehemann darum gebuhlt, wer höher in der Gunst des Meisters stand. Aber die fünfundzwanzig Jahre Vorsprung konnte Lucius nicht einholen. Keiner konnte das.
 

"Ich habe nicht die Absicht, irgendetwas zu tun, das Draco, oder dich in Gefahr bringt!" Ohne Übergang wurde Lucius wieder ernst. "Was du mir vorhin erzählt hast, ist nicht nur schwer nachzuvollziehen, sondern ergibt zugegebenermaßen überhaupt keinen Sinn, aber manchmal soll es ja Dinge geben, die mit Logik und Verstand nicht zu erklären sind. Tatsache ist, solltest du recht behalten und der Meister wird heute Nacht besiegt, müssen wir uns etwas einfallen lassen, sonst stecken wir in großen Schwierigkeiten."
 

Sie glaubte, sich verhört zu haben. Hatte Lucius wirklich eingesehen, dass sie die Wahrheit gesagt hatte? Oder war es lediglich ein Trick, um sie in Sicherheit zu wiegen?
 

"Ich weiß, wir haben nicht viel Zeit, aber gib mir einen Augenblick um die Sache zu überdenken." Noch immer misstrauisch, wich sie einen Schritt zurück, als er auf sie zutrat, doch alles was er tat, war ihr Draco zu übergeben. Sie riss ihren Sohn an sich, als sei er soeben einer tödlichen Gefahr entronnen.
 

Lucius verschränkte die schmalen Hände ineinander und begann in der Eingangshalle auf- und abzulaufen wie ein gefangener Tiger. "Also, wie gehen wir vor? Wir müssen auf jeden Fall eine Anklage vermeiden, denn wie du schon gesagt hast, es würde den guten Namen der Malfoys beschmutzen. Was für uns spricht ist, dass wir vor dem Niedergang des Meisters die Seiten wechseln, nicht erst danach. Und natürlich können wir auch etwas auf die Tränendrüsen drücken - du weißt schon - junge, verzweifelte Familie - das arme Kind etc etc."
 

Sie beobachtete ihn, noch immer leicht argwöhnisch, doch ihr Misstrauen schwand. Möglicherweise hatte er ihr Draco nur zurückgegeben, um in Ruhe nachdenken zu können, aber mit höherer Wahrscheinlichkeit war es eine ganz bewusste Geste des Vertrauens gewesen. Auf jeden Fall konnte sie nun davon ausgehen, dass er ihr Glauben schenkte und nicht die Absicht hatte, sie anzugreifen.
 

Er achtete nicht im Geringsten auf ihre Besorgnis, sondern spann seinen Gedankengang weiter. "Das Problem ist nur, das alles wird Crouch nicht interessieren. Er steckt Leute nach Azkaban, wenn sie ihre Besen falsch parken. Und da er nicht nur Geld und Einfluss besitzt, sondern auch kurz davor steht, der nächste Minister of Magic zu werden, habe ich ihm nichts anzubieten. Nein, wir können nicht so einfach zu ihm gehen, wir brauchen Verbündete. Jemanden mit gutem Ruf, der für uns bürgen kann..."
 

Seine nächsten Worte konnte sie nicht verstehen, aber nach den Bewegungen seiner Hände zu urteilen, ging er systematisch die Mitglieder des Ministeriums durch, und hakte sie ab.
 

"Fudge," sagte er schließlich. "Cornelius Fudge."
 

"Der stellvertretende Minister im Department of Magical Catastrophes?" wunderte sich Narcissa. "Wie kommst du ausgerechnet auf ihn? Ich meine, er ist nicht sonderlich bedeutend, oder?"
 

Draco begann auf dem Arm seiner Mutter herumzuzappeln und zu strampeln. Da er nur eine leichte Schlafrobe trug, wollte Narcissa ihn nicht auf den Steinboden lassen, sie fürchtete, er könne sich erkälten. Als er jedoch wieder zu schreien begann, gab sie nach und stellte ihn auf die Füße. Er begann sofort auf seinen kurzen Beinchen auf und abzutrappeln, als wolle er seinen Vater imitieren. Dabei brabbelte er wichtigtuerisch vor sich hin.
 

Sein Vater betrachte ihn mit unverhohlener Faszination, bevor er sich wieder Narcissa und seinen eigenen Gedanken zuwandte. "Fudge ist ehrgeizig und hat einen guten Ruf. Immerhin ist er in relativ kurzer Zeit zu einem stellvertretenden Minister aufgestiegen. Das ist schon ein Karrieresprung, der sich sehen lassen kann. Und nachdem, was man so hört, ist er innerhalb des Ministeriums ziemlich beliebt. Seine Weste ist blütenweiß und sein Wort hat Gewicht." Lucius verschränkte die Arme. "Was wollen wir mehr?"
 

"Wahrscheinlich hast du Recht." Was solche Dinge anging, vertraute Narcissa üblicherweise dem Instinkt ihres Mannes "Falls er uns also unterstützen sollte, wären Crouch die Hände gebunden. Aber es bleibt, nach wie vor die Frage, warum sollte er es tun?
 

Lucius war stehen geblieben und beobachtete wieder seinen Sohn, der über das gewaltige Mosaik trappelte, welches den Fußboden der Eingangshalle zierte. Aus nicht näher bekannten Gründen zerrte Draco jetzt einen von Lucius' Schuhen von einer Ecke des Raumes in die andere.
 

"Erster Grund - die Mitleidstour wird ganz wunderbar beim ihm ziehen. Ich kenne diesen Schlag Mensch, er wird sich wie ein Held aus einem Kitschroman fühlen, wenn er eine verzweifelte Familie retten kann, die vom bösen Dunklen Lord verhext wurde. Zweiter Grund - und das ist wohl der entscheidendere - wie du schon sagtest, der Mann ist nicht sonderlich bedeutend, noch nicht. Aber mit etwas Unterstützung in politischer - und natürlich vor allen Dingen in finanzieller Hinsicht könnte er es sehr weit bringen. Vielleicht sogar bis zum Minister of Magic..."
 

Lucius setzte sich wieder in Bewegung, und Narcissa war sich sicher, dass bereits die nächste Intrige in ihm heranreifte. "Dazu müsste man aber Crouch zu gegebener Zeit aus dem Weg räumen ... hm, wie könnte man das anstellen ... vielleicht ein netter kleiner Skandal? Er könnte doch wunderbar eine Affäre mit seiner Praktikantin haben. Oder wir setzen jemanden auf Préah, die Tugendhafte an."
 

Der Ausdruck in Narcissa's Augen verriet ihm, dass es wohl besser wäre, das Thema zu wechseln, wenn er sich nicht einen Vortrag anhören wollte. Narcissa konnte Préah Crouch nicht ausstehen und ließ keine Gelegenheit aus, über sie herzuziehen. Aber dann, sie lästerte auch über Alice Macnair und die war schließlich ihre Freundin.
 

"Nun, mir wird zu gegebener Stunde noch etwas einfallen. Wir sollten jetzt gehen, die Zeit läuft uns davon!"
 

"Master will ausgehen?" Ein Hauself mit großen grünen glubschigen Augen streckte seinen Kopf unter der Treppe hervor. "Soll Dobby Master's Luchsfellmantel holen?"
 

Bevor Lucius etwas erwidern konnte, hatte Draco schon den Schuh nach dem Hauselfen geworfen, welcher sich sofort mit einem ängstlichen Quietschen verzog.
 

"Recht hast du, Sohn" sagte Lucius. "Nur weiter so, immer schön die Familienehre hochhalten!"
 

* * *
 

Siebzehn Jahre später, an einem ungewöhnlich warmen und sonnigen Hallowe'en Morgen, schritt Narcissa die Treppe in eben dieselbe Eingangshalle hinunter um ihren Sohn zu begrüßen, der gerade von seiner Nachtschicht bei den Ghost Riders zurückgekehrt war.
 

"Guten Morgen, Mutter!"
 

Er stand in der Mitte des riesigen Mosaiks, das die Chaosgöttin Tiamat zeigte, in der Form eines mächtigen fünfköpfigen Drachens. Ihr Gegenstück, Bahamut, der Himmelsdrache befand sich an der Decke darüber, seine goldglänzenden Schuppen reflektierten das noch rötliche Licht der Morgensonne.
 

"Guten Morgen, Draco!"
 

Das Licht durchflutete den Raum, flirrte in Draco's silberblonden Haaren, und verlieh ihnen diesen ganz besonderen Schimmer. Es war erschreckend, wie sehr er in diesem Moment Lucius ähnlich sah, und sie schmerzhaft daran erinnerte wie schnell doch die Zeit verging. Dabei erschien es ihr manchmal, als sei es erst gestern gewesen, dass Vater sie zu sich gerufen und ihr zähneknirschend erklärt hatte, dass sie den Sohn seines Erzfeindes heiraten werde. Eines seiner Erzfeinde, um genau zu sein. Wie viele er davon hatte, wusste sie selbst nicht so genau.
 

Neunzehn Jahre war sie damals alt gewesen, und nun war ihr Sohn schon fast ebenso alt. Wie viel war in den letzten neunzehn Jahren geschehen....
 

"Möchtest du gleich frühstücken oder dich erst frisch machen?" fragte sie und stellte verwundert fest, dass er wohl nach Schweiß roch, nicht aber nach Alkohol. Normalerweise versumpfte er nach getaner Arbeit noch mit seinen Kameraden im Leaky Cauldron, dies schien heute Nacht allerdings nicht der Fall gewesen zu sein.
 

"Erst frisch machen," entgegnete er mit einem gequälten Grinsen. "war 'ne heftige Nacht. Flint und ich versuchen zurzeit, die Ghost Riders etwas auf Vordermann zu bringen."
 

Narcissa runzelte die Stirn. Ihr war es gar nicht recht gewesen, dass Draco, nachdem er die Schule beendet hatte, zu den Ghost Riders gegangen war, sie hatte sich für ihren Sohn etwas Besseres erhofft. Aber Lucius hatte nur abgewinkt und gemeint, der Junge wisse schon, was er tue. "Bevor man sich mit ganzem Herzen der Zukunft widmen kann, muss man erst einmal mit der Vergangenheit abgeschlossen haben," hatte er mit hintergründigem Lächeln erklärt. Wie sie ihn kannte, sah er wieder einmal überall Intrigen und Machenschaften, und vermutete einen mysteriösen Plan hinter Draco's Verhalten. Einen, den sein taktisches Genie natürlich längst erfasst hatte.
 

Als sollte ihre negative Meinung bestätigt werden, öffnete sich die Tür zum Speisesaal und eine Mädchenstimme keifte: "Was macht ihr denn schon großartig bei den Ghost Riders? Biertrinken, Sprücheklopfen, und Muggleklatschen!"
 

"Lucy?" Verwundert zog Draco eine Augenbraue hoch, genau wie Lucius es immer tat. "Ich dachte, du wärst auf Hogwarts!"
 

"Falsch gedacht, Bruderherz!" Mit einer herrischen Bewegung stieß Draco's kleine Schwester die Tür auf. "Bin gestern Abend nach Hause gekommen. Mutter möchte, dass wir Hallowe'en alle zusammen feiern. Vater kommt heute Mittag auch, hat sie gesagt."
 

Als ihre zwölfjährige Tochter auf staksigen Beinen in die Halle stolziert kam, fiel Narcissa wieder auf, wie sehr sie sich in den wenigen Monaten seit dem Sommer verändert hatte. Sie war nicht nur mächtig in die Höhe geschossen, sondern zeigte außerdem die ersten weiblichen Formen, wenn sie sich auch bei jedem, der ihr zuhörte (oder nicht zuhörte) lauthals darüber beschwerte, dass ihre Brüste viel zu klein waren, und ihre Tage noch nicht so regelmäßig kamen wie sie es gerne hätte. Mindestens einmal pro Woche rannte sie zu ihren diversen Lehrern und beklagte sich über Bauchschmerzen. Das machte sich mittlerweile auch in ihren Zensuren bemerkbar.
 

Genau wie Draco hatte sie Lucius' silberblondes Haar geerbt, aber ansonsten zeigte ihr Gesicht weder die spitzen Züge der Malfoys, noch die typische Hohlwangigkeit der Lestranges. Auch ihre Augen waren weder grau noch violett, sondern von einem tiefen Samtblau, die Augen ihrer Großmutter, Angélique Lestrange. Narcissa's Mutter entstammte der deutschen Familie Grindelwald, aber ansonsten wusste sie nicht viel über sie. Sie war bei der Geburt von Narcissa's Schwester Marie gestorben, damals war Narcissa erst sieben Jahre alt gewesen. Vater sprach nie über sie und die drei Töchter hüteten sich, das Thema anzuschneiden.
 

"Während meiner ganzen Schulzeit bin ich nicht einmal zu Hallowe'en nach Hause gekommen," wunderte sich Draco. "Ist irgendwas vorgefallen? Lucy ist doch nicht von der Schule geflogen oder etwas in der Art?"
 

Lucilla zog einen Flunsch. "Kaum bin ich daheim, muss dieser gemeine Kerl auch schon auf mir rumhacken. Das ist so was von überhaupt nicht fair!" Sie sah aus, als wolle sie im nächsten Moment in Krokodilstränen ausbrechen.
 

"Kinder, bitte," versuchte Narcissa schlichtend in den beginnenden Streit einzugreifen. "Nun, natürlich gibt es einen besonderen Anlass, dass wir heute zusammen feiern wollen, genauer gesagt, sogar zwei davon. Zum einen hatten wir noch keine Gelegenheit, Draco's Beförderung gebührend zu würdigen, und zum anderen ... nun, das möchte euch euer Vater erzählen, wenn wir alle zusammen sind!"
 

"Das ehrt mich, Mutter, allerdings muss ich spätestens um sieben wieder los. Wie gesagt, zur Zeit hab' ich viel um die Ohren," verteidigte sich Draco.
 

"Das macht nichts. Lucius muss heute Abend auch wieder weg, also essen wir einfach mal ein bisschen früher," entgegnete Narcissa fröhlich "Es ist doch schön, wenn die ganze Familie wieder mal zusammen sein kann!"
 

Sie wandte sich ab, beobachtete ihren Sohn aber weiterhin aus dem Augenwinkel. Hoffentlich war Draco nicht misstrauisch geworden. Er brauchte schließlich nicht zu erfahren, warum seine Schwester wirklich hier war und was sie heute Nacht noch vorhatten.
 

Genauso wenig, wie Lucius es zu wissen brauchte. Diese Geschichte ging nur die Frauen der Familie etwas an.
 

* * *
 

"Harry? Kann ich dich einen Augenblick sprechen?"
 

Die jungen Hexen und Zauberer im New Hogwarts Versteck hatten ihr Frühstück schon von einiger Zeit beendet, doch es herrschte keine Eile. Heute an Hallowe'en, so hatte der Ältestenrat beschlossen, sollte ohnehin kein Unterricht stattfinden. Die Jugendlichen wollten eine Hallowe'en Party veranstalten, und brauchten den Tag zur Vorbereitung. Deshalb hockten die meisten von ihnen noch immer am großen Tisch in der Versammlungshalle, und waren eifrig mit Planen, Organisieren, und dem Verteilen der Aufgaben beschäftigt.
 

"Kein Problem, Neville, wir müssen uns sowieso unterhalten. Gehen wir am besten raus, hier ist es etwas laut!"
 

Verwundert folgte Neville Harry durch die Menschenmenge nach draußen. Er wusste, worüber er mit Harry sprechen wollte. Aber was wollte Harry von ihm?
 

"Du zuerst!"
 

"Nein, du zuerst! Es ist sicher was Wichtiges, wenn du so ein Geheimnis draus machst."
 

"Nun ja..." Neville merkte, wie seine Stimme leicht zu zittern begann, "ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll...es geht um unser Hallowe'en Fest. Ich ... ich würde gerne jemanden dazu einladen. Wenn das in Ordnung geht, meine ich." Er kämpfte verzweifelt gegen seine aufsteigende Röte an.
 

"Lass mich raten," grinste Harry zurück. "Dunkelblaue Haare bis auf die Flossen und ein Bauchnabel Piercing in Form einer Perle. Zumindest hatte sie das, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Bei ihrem Namen bin ich allerdings überfragt, dass muss ich zugeben!"
 

"Coral," sagte Neville und wurde noch röter.
 

"Normalerweise kein Problem, schließlich sind wir ja oft genug bei den Tritonen zu Besuch. Dieses Fest allerdings wird für einige von uns etwas kürzer ausfallen müssen. Das ist nämlich die Sache, die ich mit dir besprechen wollte. Am besten erklär' ich dir das einfach mal, dann kannst du dich entscheiden, ob du mitkommen möchtest."
 

Sie gingen zwischen zwei Hütten hindurch auf das Moor zu. Ein hölzerner Steg mit einem Geländer aus Pfosten und Seilen führte über die Stellen an denen man sich sonst nasse Füße holen würde, an anderer Stelle konnte man von Felsen zu Felsen hüpfen. Nach Hüpfen war den beiden Jungen aber nicht zumute, deshalb blieben sie am Ende des Steges stehen.
 

"Gestern habe ich erfahren, dass es wieder etwas für uns zu tun gibt, eine sehr wichtige Angelegenheit. Diesmal müssen wir nicht jemand anderen retten, sondern uns selbst. Unser Versteck könnte möglicherweise gefährdet sein."
 

Obwohl diese Formulierung äußerst vorsichtig gewählt war, versetzte sie Neville einen gewaltigen Schrecken. Er wäre beinahe von dem Baumstamm, auf dem er stand, ins Moor geplumpst, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig am Geländer festhalten. "Unser Versteck? Aber ... sie können es doch nicht entdeckt haben, oder Harry? Professor Dumbledore hat es doch so gut geschützt!"
 

"Keine Sorge!" Harry legte eine Hand auf Neville's Schulter. "Es ist nichts dergleichen passiert. Aber du kannst dir sicher vorstellen, dass Voldemort's Leute mit allen Mitteln daran arbeiten, uns zu finden und das schon seit längerer Zeit. Und heute Nacht werden einige von ihnen ein besonders mächtiges Ritual anwenden, und das wollen wir natürlich verhindern. Nur um sicherzugehen."
 

"Hast du auch schon einen Plan, wie wir das anstellen sollen?" fragte Neville besorgt.
 

"Wir sind dabei, einen zu entwerfen. Zunächst haben Hermione und ich beschlossen, dass wir keine unnötige Panik verbreiten wollen, und darum wird auch die Hallowe'en Party wie geplant stattfinden. Eine kleinere Gruppe von uns Älteren wird dann heute Abend das Versteck verlassen und in die Willowmarshes fliegen, wo das Ritual ablaufen soll. Hermione und ich hatten spontan an die Gryffindor Jungs gedacht, da die Mädchen sich nach der anstrengenden Geschichte mit Flint und der Blood Legion erst mal 'ne Ruhepause gönnen sollten. Mit Ron, Dean, und Seamus hab' ich heut' schon geredet, sie sind einverstanden."
 

"Ich bin auch einverstanden." Neville's Stimme zitterte, aber sie klang bestimmt. "Ich regle das mit Coral, ich kann ihr erklären, dass ich heute Abend früher weg muss. Sie weiß ja, dass wir gegen den Dunklen Lord kämpfen."
 

"Gut. Wir treffen uns heute Nachmittag um drei in unserem Schlafsaal, um alles genauer zu besprechen."
 

Harry schwieg, aber Neville merkte deutlich, dass er noch mehr sagen wollte, offensichtlich suchte er nach den richtigen Worten. "Es gibt etwas, das du wissen solltest, Neville. Die Magier mit denen wir es heute Nacht zu tun kriegen, sind die Lestranges."
 

Neville wandte sich ab und seine Finger umklammerten das Seil des Geländers. "Aber ... aber die Lestranges sind tot. Sie sind beim Kampf um Azkaban ums Leben gekommen."
 

"Du meinst Camille Lestrange und ihren Ehemann Charles? Das ist richtig, aber wir reden hier mit größter Wahrscheinlichkeit von den beiden jüngeren Schwestern, Marguerite Avery-Lestrange, und Narcissa Malfoy. Und noch eine dritte Frau wird dabei sein, wir wissen allerdings nicht, wer sie sein könnte. Ich vermute eine von den Töchtern, aber die sind alle noch ziemlich jung, Hermione meint, es sei unwahrscheinlich, dass ihre Kräfte für solch ein Ritual schon ausreichen."
 

"Vielleicht eine entferntere Verwandte," überlegte Neville. Nachdenken tat gut, es lenkte ihn von seiner Angst ab. Noch lieber wäre es ihm allerdings gewesen, er hätte ein Hemd, das er fein säuberlich bügeln und zusammenfalten könnte."
 

"Das wäre schwierig, es gibt sonst keine weiteren Lestranges. Istave Lestrange hatte zwar noch einen jüngeren Bruder, aber der kam als junger Mann bei einem Zaubererduell ums Leben und hatte keine Nachkommen. Aber vielleicht..."
 

Es schien, als ob er sich etwas ins Gedächtnis rief und angestrengt über diese Erinnerung nachdachte. Dann aber schüttelte er den Kopf. "Nein, mir fällt niemand sonst ein. Wir werden abwarten, und auf alles gefasst sein müssen."
 

Eigentlich wollte er das nicht tun, aber unwillkürlich suchten Neville's Augen Harry's Brust und Halsansatz ab. Aber von dem Ring war nichts zu sehen, er musste wohl unter dem Hemd verborgen sein.
 

Hatte er diesen Ring wirklich für den Wappenring der Lestranges gehalten? Wie hatte er nur so etwas von Harry denken können?
 

"Für dich ist heute vielleicht ein ungünstiger Zeitpunkt, da du Coral eingeladen hast," wechselte Harry das Thema. "Wenn ich das richtig sehe, ist das eure erste feste Verabredung, oder?" Neville nickte, und errötete wieder, als der andere Junge fortfuhr: "Falls du also lieber bei einer späteren Aktion mitmachen möchtest, ist das auch in Ordnung. Wenn wir mit nur wenigen Leuten losziehen, können uns ja aussuchen, wer wann mitkommt."
 

Neville verstand, dass Harry ihm eine Möglichkeit bieten wollte, daheim zu bleiben, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Wieder einmal fiel ihm auf, dass Harry Potter so ganz anders war als die meisten anderen Jungs in seinem Alter. Er besaß nicht nur Mut und Weitblick, sondern auch Takt und Fingerspitzengefühl.
 

"Ich will nicht so tun, als ob ich vor den Lestranges keine Angst hätte," gab Neville ehrlich zu. Mit einem Mal fiel es ihm nicht mehr so schwer über seine Furcht zu reden, das mochte an Harry's Feinfühligkeit liegen. "Es mag verrückt klingen, aber irgendwie hab' ich gewusst, dass ich mich eines Tages meiner Angst stellen muss. Ich meine, ich bin schließlich in Gryffindor."
 

Harry lächelte. "Der Sorting Hat wird mit Sicherheit seine Gründe gehabt haben. Schließlich schickt er die Kinder immer ins richtige Haus."
 

"Ich werd' das packen, heute Abend!" Neville konnte förmlich spüren wie eine ungeahnte Zuversicht in sein Herz strömte. "Du kannst dich felsenfest auf mich verlassen, Harry!"
 

Trotz allem war er froh, dass er es nicht mit Camille Lestrange aufnehmen musste. Ihr Gesicht sah er noch immer in seinen Albträumen vor sich.
 

* * *
 

Während der Besprechung einigten sie sich auf einen ungefähren Plan, aber um alle Details festzulegen, wussten sie einfach zu wenig über die ganze Sache. Zunächst einmal wollten sie die Willowmarshes auf ihren Besen überfliegen, um herauszufinden, wo das Ritual stattfinden sollte. Dabei würden sie Sneakoscopes verwenden, um schwarzmagische Aktivitäten auch aus der Entfernung wahrnehmen zu können. Harry und Dean besaßen jeder ein eigenes Sneakoscope, die anderen drei Jungen wollten sich welche ausborgen.
 

Hatten sie die Magierinnen erst einmal gefunden, wollten sie das Ritual zunächst beobachten, um dann eine Möglichkeit zu finden, es zu stören. Danach würden sie verschwinden. Wie immer, kein Kampf und kein unnötiges Risiko, über diesen Punkt musste überhaupt nicht erst diskutiert werden.
 

"Nur gut, dass Colin Creevey nichts von unserer Aktion weiß," stellte Seamus nüchtern fest. "Er würde bestimmt den Helden spielen wollen, um sich vor Harry wichtig zu machen und uns damit in Gefahr bringen."
 

"Sollten wir ihm nicht erst eine Chance geben, bevor wir über ihn urteilen?"
 

"Weise Worte, Harry, aber warum nimmst du ihn dann nicht mit? Er ist ein Gryffindor und siebzehn ist er auch schon.“
 

"Das hat nichts mit Colin persönlich zu tun, ich denke einfach, dass diese Aktion zu gefährlich für jemanden ist, der bisher noch keine Erfahrung mit Voldemort's Leuten hat." Harry war froh, zu sehen, dass die anderen bei der Nennung des Namens nicht mehr zusammenzuckten. Damit war wieder ein Stück der lähmenden Aura der Angst gewichen, die der gefährlichste aller Magier um sich verbreitete.
 

Insgeheim befürchtete Harry doch, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde, Colin Vernunft einzutrichtern. Aber das konnte er zum Glück noch einmal hinausschieben.
 

"Ginny textet mich auch die ganze Zeit zu, dass sie endlich mitmachen will," sagte Ron düster. "Zum Glück konnte ich es ihr bisher noch ausreden. Sie ist zwar auch schon siebzehn, aber..." Er brach ab.
 

"Brauchst dich nicht zu rechtfertigen," beruhigte ihn Seamus. "Wenn ich solch ein Engelswesen zur Schwester hätte, ich glaub' ich könnte keine Nacht mehr ruhig schlafen.
 

"Zumindest ist sie vernünftiger, als dieser Creevey." Wie immer war Dean gnadenlos in seinem Urteil.
 

"Nicht, was Harry angeht!" grinste Seamus. "Du hättest die beiden gestern Abend hören sollen, sie sind geschlagene drei Stunden hinten am Wasserfall gehockt und haben darüber debattiert, ob Harry's Augen nun eher smaragdgrün, oder jadegrün sind..."
 

Es klopfte an der Tür und einen Moment später betrat Hermione den Jungenschlafsaal. "Ich wollte euch ausrichten, dass die anderen euch langsam vermissen. Das Fest hat soeben angefangen und wenn ihr noch lange wegbleibt, wird mit Sicherheit noch jemand misstrauisch."
 

"Sag denen, wir machen grad' 'nen flotten Fünfer!" Seamus amüsierte sich köstlich über Hermione's schockierten Gesichtsausdruck. "Wie die McGonagall, wenn du so guckst, siehst du genauso aus wie die McGonagall!" Er schlug sich auf die Schenkel vor Lachen.
 

"Wir sind so weit fertig mit der Besprechung." Harry blickte in die Runde um festzustellen, ob jemand noch etwas hinzufügen wollte. Da das nicht der Fall war, stand er auf. "Wir treffen uns um sieben mit den Besen am Eingang; seid bitte pünktlich."
 

* * *
 

"Was meinst du, Harry?" fragte Hermione mit leuchtenden Augen. "Wird das was mit den beiden?" Sie kicherte plötzlich hinter vorgehaltener Hand los und ums Haar wäre ihr der kleine goldene Schlüssel hinunter gefallen, mit dem sie gerade das Wölkchen hinter sich absperren wollte.
 

"Könnt' ich mir gut vorstellen!" Aus den Augenwinkeln beobachtete Harry Neville und Coral, die auf Neville's Besen zur Erde flogen. Nur ab und zu tauchte Neville's knallrotes Gesicht zwischen Coral's flatternder Mähne auf. Den schien es allerdings nicht zu stören, er hätte wohl den ganzen Tag hinter dem Tritonenmädchen auf einem Besenstiel sitzen und durch die Landschaft fliegen können. Harry freute sich riesig für ihn.
 

Noch mehr, als über Neville's Romanze freute er sich allerdings über Hermione's gute Laune. Es kam selten genug vor, dass sie sich wie ein richtiger Teenager verhielt, meistens war sie viel zu ernst dafür und bekam die Probleme nicht aus dem Kopf.
 

"Ich würd's Neville echt gönnen," grinste sie und errötete leicht. "Da könnte man glatt neidisch werden!" Sie schien gar nicht zu bemerken, dass sich die beiden Aussagen widersprachen.
 

"Aber warum in aller Welt solltest du denn neidisch sein?" lachte Harry. "Ist ja nicht so, als ob du keine Verehrer hättest!"
 

"Das musst gerade du sagen!" Urplötzlich schoss sie mit ihrem Besen auf ihn zu, und er ließ es sich gefallen, dass sie ihn freundschaftlich zur Seite schubste. "Gerade du!" Sie streckte die Hand aus, und begann an ihren Fingern abzuzählen. "Da ist Ginny und Colin und sein Bruder Dennis und Nathalie, dann Laura aus Hufflepuff, Lisa aus Ravenclaw...."
 

"Lisa? Lisa Turpin?" Harry sah sie ungläubig an, schaffte es aber problemlos, ihrem zweiten Anflug auszuweichen. "Ich dachte, sie wär’ hinter Terry her!"
 

"Nun, das war sie auch, aber inzwischen hat sie aufgegeben. Terry ist nun schon fast einen Monat mit Mandy zusammen, seit unserem Quidditch Spiel, um genau zu sein. Ihr neuer Schwarm bist jetzt du, und ich darf mir die ganze Zeit anhören wie toll du bist, genau wie von Ginny. Allmählich kann ich's echt nicht mehr hören! Und weißt du, was das Verrückteste ist?"
 

Sie kam nicht mehr dazu, ihm zu sagen, was das Verrückteste war, denn in diesem Moment hatte er sie gepackt, und zu sich auf den Besen gezogen. Sie kicherte und prustete, denn er hatte angefangen, sie zu kitzeln. "Vielleicht bin ich wirklich so toll, hast du dir das schon mal überlegt? Willst du nicht meinem Fanclub beitreten? Dann gibt's die Autogrammkarten umsonst, und du darfst mich zusätzlich einmal im Monat beim Duschen beobachten! Überleg's dir, das Sonderangebot gilt nur noch bis Monatsende!"
 

"Du bist total bescheuert, weißt du das?" Sie versuchte, sich loszureißen, und fiel beinahe von seinem Besen. Aber dank seiner Quidditch Reflexe gelang es Harry, sie mit einem Arm festzuhalten, während er gleichzeitig mit der anderen Hand nach ihrem eigenen Besen griff, um zu verhindern, dass dieser durch die Luft davonschwirrte.
 

Sie schüttelte den Kopf über diese kleine Angeberei. "Es reicht schon, dass Ron..."
 

"Ron?" fragte Harry zurück, und hätte beinahe losgelacht. "Natürlich, Ron ist auch seit Neuestem in mich verschossen, wusstest du das nicht? Ich bin eben unwiderstehlich!"
 

"Das war es, was ich dir schon seit einer Weile sagen wollte." Ihre Stimme war jetzt eine Spur nachdenklicher geworden. "Harry - ich glaube, dass Ron mehr als nur Freundschaft für dich empfindet, und das ist jetzt kein Witz!"
 

Harry sah sie ungläubig an. "Ron? Wie kommst du denn darauf?"
 

"Nun ja..." Sie war froh, dass sie vor ihm saß und ihm darum nicht ins Gesicht sehen musste. "Ist dir seine Eifersucht noch nicht aufgefallen? Jedes Mal, wenn wir zusammen unterwegs sind, flippt er beinah aus. Kannst du dich noch an den Abend nach dem Quidditch Spiel erinnern, als du mitten in der Nacht den Brief über die Razzia bekommen hast? Er muss beobachtet haben, dass wir uns zusammen aus dem Versteck geschlichen haben. Am nächsten Tag hatte er unglaublich schlechte Laune und hat mich die ganze Zeit angeschnauzt. Dass ich ihn angeschwindelt hätte, als ich ihm gesagt habe, ich sei müde und wolle schlafen gehen, um mich stattdessen heimlich mit dir zu treffen. Ich kann nur immer wieder betonen, dass ich mir die größte Mühe gebe, ihn so viel Zeit wie möglich mit dir allein verbringen zu lassen, aber das genügt ihm nicht. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll...."
 

"Hey, mach' dir keinen Kopf!" Harry legte von hinten die Arme um sie. "Pass gut auf, dass du nicht vom Besen fällst, wenn ich dir das jetzt sage, aber ich glaube nicht, dass es bei Ron's Eifersucht um mich geht...."
 

"Was willst du damit sagen?" Ihre Stimme zitterte leicht.
 

Er drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. "Na, dass Ron verliebt ist, aber nicht in mich! Denk mal in Ruhe darüber nach, okay?"
 

Mit einem verschmitzten Grinsen setzte er sie wieder auf ihren eigenen Besen zurück, und war einen Moment später davon gebraust.
 

"So ein Quatsch," murmelte Hermione, und rieb sich die Wange. Hätte sie in diesem Moment hinunter auf den Boden gesehen, so wäre ihr aufgefallen, dass Ron zu ihr nach oben blickte, sein Gesicht so erstarrt, wie der Felsbrocken auf dem er saß.
 

* * *
 

"Dieses Spiel heißt bei uns 'Bobbing for Apples'!" erklärte Neville. "Du musst den Apfel essen, ohne dabei die Hände zu benutzen!"
 

Er wedelte mit den Händen herum, und deutete auf die schwimmenden Äpfel in der Wassertonne, die ebenso wie die Kürbisse ein Geschenk von Hagrid waren. Dieser wusste zwar nicht, dass seine ehemaligen Schüler sich jetzt von Fischen, Wasserpflanzen und Meeresfrüchten ernähren mussten, hatte ihnen aber nichtsdestotrotz eine kleine Hallowe'en Freude machen wollen.
 

"Hände," wiederholte Coral langsam. Es war Absicht, dass sie Englisch miteinander redeten, denn Coral wollte die Sprache lernen. Inzwischen beherrschte sie schon die Grundbegriffe, ihre Aussprache allerdings, war noch immer eine Mischung aus Krächzen und Quietschen. Ihre Stimmbänder waren nicht auf Luft eingerichtet.
 

Das Problem mit der Fortbewegung hatten sie sehr einfach geregelt, sie saß immer noch auf Neville's Besen, den er auf Hüfthöhe neben sich herschob. Inzwischen war es fünf Uhr nachmittags, und die Party war in vollem Gange. Übers Moor verteilt fanden nun verschiedene Spiele statt, die eigentlich eher für Kinder gedacht waren, was die älteren Jugendlichen aber nicht daran hinderte, enthusiastisch mitzumachen. Terry Boot und Mandy Brocklehurst versuchten einander im Mohrenkopfwerfen zu besiegen und Justin Finch-Fletchley war gerade vom Sackhüpfen disqualifiziert worden, da er heimlich einen Schwebezauber angewendet hatte.
 

Coral erregte einiges Aufsehen, sie war die erste Tritonin, die im Versteck zu Besuch war, und jeder wollte die 'Meerjungfrau' aus der Nähe betrachten. Sie schien es sehr zu genießen, so im Mittelpunkt zu stehen, und Neville war erleichtert, dass alle sie sehr freundlich aufnahmen und sie auch nicht mit dummen Fragen bestürmt wurde. Dass diese dummen Fragen wohl hinter ihrem Rücken die Runde machten, ließ sich sicher nicht vermeiden.
 

"Willst du es mal versuchen?" Neville deutete auf sie, dann auf die Äpfel, und als sie eifrig nickte, steuerte er den Besen an die Tonne heran. Kichernd beugte sie sich darüber und versuchte mit dem Mund einen Apfel zu erwischen. Aber da ihre langen Haare vor ihrem Gesicht ins Wasser fielen, versperrten sie ihr die Sicht, und der Apfel entkam. Das schien sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen zu wollen, und beugte sich weiter nach vorn
 

"Pass auf!" Er bemerkte, wie sie das Gleichgewicht verlor und versuchte sie festzuhalten, damit sie nicht vornüber kippte. Als ihr klar wurde, dass sie sich nicht länger halten konnte, klammerte sie sich an ihm fest, mit dem Ergebnis, dass sie nicht alleine in der Tonne baden ging, sondern ihn gleich mitriss.
 

Plumps!
 

Mit einem lauten Platscher landeten sie beide im Wasser. Es spritzte hoch auf, und alle Umstehenden versuchten sich kreischend in Sicherheit zu bringen. Aber mehr als einer wurde von den überschwappenden Wassermassen total durchnässt.
 

Neville guckte wie ein begossener Pudel aus der Tonne und rieb sich das Wasser aus den Augen. Gerade war er soweit, dass er oben wieder von unten unterscheiden konnte, da klatschte ihm Coral's Schwanzflosse ins Gesicht und tauchte ihn nochmals unter. Nur seine Hände ragten jetzt noch aus dem Wasser, und suchten verzweifelt nach dem Tonnenrand, um sich daran festhalten zu können.
 

Prustend und spuckend tauchte er wieder auf, und schnappte erst mal kräftig nach Luft. Als nächstes musste er das wiehernde Gelächter seiner Mitschüler über sich ergehen lassen.
 

Coral tauchte neben ihm auf. "Apfel!" sagte sie mit unschuldiger Stimme und mit einer Miene die kein Wässerchen trüben konnte, hielt sie ihm einen solchen hin.
 

* * *
 

Duane Avery öffnete die Vorhänge. Die letzten rötlichen Strahlen der sinkenden Abendsonne fielen herein, brachten die Staubkörner auf dem Fensterbrett zum Tanzen, als sich ihr Licht mit dem sanften magischen Schein vereinigte, der den Raum bis jetzt erhellt hatte.
 

"So grell!" murmelte die verschlafene Mädchenstimme hinter ihm und er hörte das Rascheln der Decke, die hastig nach oben gezogen wurde. "Mach das weg!"
 

Allein der Klang ihrer Stimme brachte sein Blut wieder in Wallung, und er fuhr herum, nur um zu sehen, dass sie sich gänzlich unter der seidenen Decke verkrochen hatte. Bis auf einen milchigweißen Fuß, der am Ende des Bettes herausragte, waren lediglich die Umrisse ihrer zarten Gestalt zu erkennen.
 

Er kämpfte hart mit sich, um sich nicht wieder wie ein Tier auf sie zu stürzen, wie er es in den letzten paar Stunden schon zweimal getan hatte. Dies mochte jetzt ihr drittes oder viertes Treffen sein und wieder einmal war es ihm unbegreiflich wie eine Frau eine derartige Anziehungskraft auf ihn ausüben konnte. Seiner eigenen Frau war das nie gelungen, mochte sie so attraktiv und verführerisch sein wie sie wollte.
 

Er wandte sich wieder zum Fenster und warf einen Blick auf die Einfahrt zum Hof, bevor er die Vorhänge ein Stück zuzog, um das Licht auszublenden. Das Landhaus seines Schwiegervaters war ein idealer Ort für eine heimliche Zusammenkunft, denn Istave verließ Azkaban nur äußerst selten, und sonst kam niemand hierher. Manchmal verbrachten die Mädchen das Wochenende hier, um ihren Großvater zu besuchen, aber Marie mied das Haus wie die Pest und das, obwohl sie hier aufgewachsen war.
 

Ein wenig spürte er sein Gewissen schon, gerade heute an Hallowe'en. Seine ältere Tochter Véronique war extra aus Beauxbatons gekommen, damit sie alle gemeinsam feiern konnten und er hatte seiner Familie bedauernd erzählt, er müsse noch arbeiten. Wichtiger Geheimauftrag für den Meister, hatte er Marie versichert.
 

Wenigstens konnte er sich sicher sein, dass sie die Wahrheit niemals erfahren würde. Eine Frau konnte schließlich nicht einfach zum Dunklen Lord gehen und ihn fragen, ob ihr Mann sie angelogen hatte, der pure Gedanke daran war lächerlich. Der Meister verschwendete seine Zeit nicht mit Frauen. Aber dann, wer außer den Mitgliedern des Dunklen Rates bekam den Meister ohnehin zu sehen? Er verließ so gut wie nie die Schattenfestung.
 

Die Decke wurde zurückgeschlagen. Ein aufgestelltes Bein und ein tiefer Blick aus dunklen Mandelaugen genügten, um ihn all seine Gedanken vergessen zu lassen. Auch seine Selbstherrschung schmolz dahin, wie Schnee unter den warmen Strahlen der Sonne.
 

"Du bist wundervoll," murmelte er, als er sie mit kräftigen Stößen in die Kissen drückte, und sein Gesicht in der schwarzen Flut ihrer Haare vergrub. "Du bist einfach vollkommen! Ich wünschte, ich könnte bei dir bleiben. Meine Familie, meinen Rang, meine Zukunft als Erbe der Lestranges, alles würde ich aufgeben, nur um bei dir sein zu können."
 

"Nein, du bist wundervoll," hauchte sie, und ihre zarten Hände glitten über seinen breiten Rücken. "Du bist ein so mächtiger Mann, Duane-chan," gurrte sie, "du hast so viele Talente, und unentdeckte Fähigkeiten." Ihre Knöchel verschränkten sich hinter seinen Kniekehlen. "Eines Tages ... oooh ... eines Tages wirst du der mächtigste Mann an der Seite des Meisters sein, mächtiger noch, als der alte Lestrange." Ihre Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, hinterließen blutige Spuren. "Suteki na ..."
 

Seine Atemzüge wurden heftiger, steigerten sich zu einem lauten Grunzen, das ihre wimmernden Seufzer übertönte. Hätte er in diesem Moment ihr Gesicht gesehen, so wäre ihm mit Sicherheit aufgefallen, dass der gefühllose Ausdruck darin so gar nicht zu den lustvollen Tönen passen wollte, die sie von sich gab.
 

Ihr Seufzen erstarb. "Duane?" fragte sie leise, und mit einem Mal hatte ihre Stimme alles von ihrer mädchenhaften Verspieltheit verloren, war klar und hart, wie ein Diamant. "Kannst du mich hören?"
 

"Ja." Flach und ausdruckslos durchbrach seine Stimme sein rhythmisches Keuchen.
 

"Wenn du wirklich Lestrange's Erbe bist, wie kommt es, dass du dann nicht seinen Ring trägst?"
 

"Er sagt, ich werde erst einen Wappenring erhalten, wenn Marie mir einen Sohn geboren hat."
 

"Gibt es jemanden außer Istave Lestrange selbst, der einen solchen Ring besitzt? Ein anderer Erbe vielleicht?"
 

"So weit ich weiß, nicht. Aber möglicherweise..."
 

Mit einem letzten Stöhnen bäumte er sich auf, und stieß hörbar die Luft aus, bevor er entspannt in sich zusammensackte. Nur wenige Augenblicke später schlossen sich seine Augen, und ein lautes, zufriedenes Schnarchen füllte den Raum. Sein schlaffer Körper zeigte keinerlei Regung, als sie sich darunter herauswand, und auf leisen Sohlen ins nächste Badezimmer schlich, um sich zu waschen und zurechtzumachen.
 

Ohne jeden Blick für die atemberaubende Schönheit, die ihr aus dem Spiegel entgegensah, kämmte und schminkte sie sich mit nahezu mechanischen Bewegungen. Als sie eine halbe Stunde später fertig angezogen und frisiert vor das Kaminfeuer im Wohnzimmer trat, und eine Prise Floo Powder in die Flammen warf, war aus dem Schlafzimmer immer noch nichts zu hören.
 

"Macnair Manor," sagte sie, als sie ins Feuer trat. "Tod Macnair's Zimmer."
 

* * *
 

Lustlos stocherte Lucilla Malfoy in ihrem Kartoffelbrei herum. Ihrer Ansicht nach, war er viel zu versalzen. Aber sie hatte sich schon darüber beschwert, dass das Gemüse zu weichgekocht, und der Truthahn nicht zart genug war, und inzwischen war es selbst ihrer Mutter zuviel geworden, die sonst mit Essen ziemlich pingelig war. So hielt sie lieber den Mund und hörte (wenn auch nur mit halbem Ohr) den endlosen Angebereien ihres Vaters und ihres Bruders zu.
 

Sie hoffte, dass der Abend endlich vorübergehen möge. Vater sollte sich zu seinem Meister verziehen, und Draco zu seinen Bierflaschen. Und sie würde mit Mutter ins Moor gehen, und dann...Verträumt legte sie den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hoch. Ob sie heute auch etwas über ihre eigene Zukunft herausfinden würde?
 

Sie sah ständig Dinge, genau wie Mutter auch, aber meistens konnte man nicht allzu viel damit anfangen. Erst heute Morgen hatte sie aus den Flammen des Kaminfeuers einen Basilisken aufsteigen sehen, der mit rotglühenden Augen durchs Zimmer schwebte. Doch dann waren nacheinander ein Schakal, ein Luchs, eine Ratte, und ein Fischotter dem Feuer entstiegen, und hatten den Basilisken in Stücke gerissen.
 

"So ein Basilisk hat es eben nicht einfach, selbst wenn er der König der Tiere ist," hatte Mutter erklärt. "Er muss den ganzen Tag dafür sorgen, dass alle anderen sich bekriegen, damit er seine Ruhe hat! Und er muss den Krieg stets im Gleichgewicht halten, das ist Schwerstarbeit."
 

"Lucy?" Die Stimme ihrer Mutter klang ungehalten "Würdest du bitte zuhören, wenn dein Vater spricht!"
 

"Verzeihung!" Lucilla zog ein unschuldiges Gesicht. "Ich hatte gerade eine Vision und wollte wissen wie sie ausgeht!"
 

Lucius blickte von einem zum andern, und fuhr erst fort, als er sich der Aufmerksamkeit seiner Frau und Kinder sicher sein konnte. "Ich habe euch eine Ankündigung zu machen," begann er, "eine Ankündigung, die eine große Ehre, aber auch eine große Verantwortung für dieses Haus bedeutet. Es macht mich sehr stolz, euch sagen zu können, dass wir dieses Jahr zu Weihnachten einen Ball ausrichten werden!
 

Damit werden wir das erste Jahr unserer neuen Zeit feiern! Um es mit den Worten des Meisters zu sagen: Dieses Fest soll ein Symbol dafür sein, dass die harte Übergangszeit beendet ist, und die neue Ära nunmehr begonnen hat."
 

"Der Weihnachtsball bei uns?" hauchte Lucilla mit glänzenden Augen. "Tante Marie wird die Wände hochgehen! Und Großvater wird uns die Dementoren auf den Hals hetzen!"
 

"Sprich nicht so über unsere Familie!" tadelte Narcissa ihre Tochter. Natürlich hatte das Mädchen nur ausgesprochen, was sie alle miteinander gedacht hatten, nämlich dass diese Entscheidung des Meisters einen ziemlichen Rückschlag für die Lestranges darstellte. Aber es war nicht klug, derartige Gedanken so unverblümt auszusprechen.
 

"Ich möchte euch bitten, diese Neuigkeit vorerst noch unter Verschluss zu halten, damit eure Mutter und ich in Ruhe mit den Vorbereitungen beginnen können," ergriff Lucius wieder das Wort. "Im Augenblick wissen nur die Ratsmitglieder und ihre Familien Bescheid, aber ich fürchte, so eine große Veranstaltung wird sich nur schwer geheim halten lassen. Trotzdem, je später die Sache bekannt wird, desto weniger Zeit haben eventuelle Störenfriede, um ihre durchtriebenen Pläne zu schmieden. Wir wollen doch alle, dass dieser Ball ein Erfolg wird, nicht wahr?"
 

"Falls du meine Leute für die Sicherheit brauchst, sie stehen dir jederzeit zur Verfügung, Vater."
 

"Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Draco, aber unsere eigenen Sicherheitskräfte werden vollkommen ausreichend sein. Und - falls nicht, so kann ich jederzeit auf die Blood Legion zurückgreifen, das habe ich schon mit Macnair besprochen."
 

Draco zeigte keinerlei Reaktion auf den letzten Satz, doch Lucius war sich sicher, dass er den gehässigen Unterton verstanden hatte. Narcissa gegenüber mochte er den verständnisvollen Vater herauskehren, aber die eine oder andere Spitze bezüglich der Ghost Riders musste sein Sohn sich doch gefallen lassen. Nur, weil er alle von Draco's Plänen durchschaute, musste es schließlich noch lange nicht heißen, dass er auch damit einverstanden war.
 

"Kannst du den Meister nicht fragen, ob wir den Ball auf Silvester verschieben können?" quengelte Lucilla. "Ich will den Schulball auf Hogwarts nicht verpassen!"
 

* * *
 

Wie draußen in der realen Welt war auch im Versteck die Nacht hereingebrochen, eine sternenklare Nacht ohne Wolken und Nebel. Über flackernden Feuern rösteten Fische und Bratäpfel und orangeglühende Kürbisse streckten den Vorübergehenden ihre ausgeschnittenen Fratzen entgegen. Sackhüpfen, Mohrenkopfwerfen und "Bobbing for Apples" waren beendet, dafür war ein Teil des Moores in eine Geisterbahn umgewandelt worden. Man musste sich im Dunkeln an einer Schnur entlangtasten, und stieß dabei auf so freundliche Dinge wie Wassereimer, Fallgruben, und glitschiges Gillyweed.
 

Seamus Finnigan hatte bei Kerzenschein eine Märchenstunde eröffnet, bei der er sehr lebendig die gefährlichen Monster der irischen Sümpfe beschrieb - und dabei durchaus schon mal auf den einen oder anderen Horrorfilm zurückgriff. Auch Neville und Coral hatten der letzten Geschichte gelauscht und als Seamus sich bedauernd von seinen Zuhörern verabschiedete, wurde Neville schmerzhaft bewusst, dass es Zeit war. Wie schön wäre es gewesen, Harry's Angebot anzunehmen und mit Coral das Fest zu genießen, anstatt sich nach draußen, in unbekannte Gefahren zu begeben? Gerade jetzt erschien ihm das Feuer besonders anheimelnd und der Duft der gebratenen Äpfel unglaublich lecker, und selbst der Gedanke an die Geisterbahn hatte nichts Gruseliges mehr an sich.
 

Trotzdem ließ er sich nur für einen Moment zu diesen Träumereien verleiten. Harry hatte Recht, es kam auf jeden einzelnen von ihnen an und man musste sich seiner Aufgabe stellen. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie alle wieder unbesorgt feiern und Bratäpfel genießen konnten. Aber dieser Tag war nicht heute.
 

"Willst du solange hier bleiben, oder soll ich dich mit nach draußen nehmen?" fragte Neville. Er deutete mit den Armen nach oben, in Richtung Eingang.
 

"Wasser!" entgegnete Coral und legte den Kopf auf die Handflächen, um ihm zu zeigen wie müde sie war. Das verwunderte ihn nicht, denn der lange Aufenthalt an der Luft und die ungewohnte Haltung auf dem Besen mussten sie sehr erschöpft haben.
 

Neville nahm hinter ihr auf dem Besen Platz, doch er konnte es nicht über sich bringen, sofort loszufliegen. Er hätte ihr gerne gesagt, wie schön der Nachmittag gewesen war und wie viel Spaß es ihm gemacht hatte, mit ihr gemeinsam Hallowe'en zu feiern. Coral's schelmische, verspielte Art war wie ein lauer Sommerregen auf die brütende Hitze seiner Gedanken.
 

Er redete sich ein, dass es keinen Sinn hätte, ihr lange Erklärungen zu geben, da sie diese ohnehin nicht verstehen würde. Aber wenn er ehrlich mit sich selbst war, musste er zugeben, dass es einfach nur Schüchternheit war. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
 

Nach einer Weile drehte sie sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. "Dunkle Gedanken?"
 

"Ja," gab er zu. "Wenn du damit meinst, dass ich mir Sorgen mache, hast du vollkommen Recht. Ich wünschte, ich könnte etwas mutiger sein. Aber ich habe Angst vor heute Nacht."
 

Das war mit Sicherheit nicht die Art von Unterhaltung, die er sich erhofft hatte. Aber wenn er seine Beziehung zu Coral vertiefen wollte, musste er ehrlich mit ihr sein und die Karten auf den Tisch legen. Sie sollte ihn nicht für einen strahlenden Helden halten und dann enttäuscht sein, dass er keiner war.
 

"Du bist vorsichtig," sagte sie, und aus ihrem Mund klang es wie ein Kompliment. "Wie Harry Potter."
 

Er wusste nicht, ob er sich durch diesen Vergleich geschmeichelt fühlen, oder ihn entschieden zurückweisen sollte. "Das ist lieb gemeint," sagte er schließlich, "aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Ich habe Angst weil ich jemandem von früher begegnen werde. Alten Feinden."
 

Coral hob den Zeigefinger und setzte einen Schulmeisterblick auf. "Bei uns man sagt: Wenn du nicht hast besiegt einen Feind, du musst dich stellen ihm wieder und wieder. Das ist Schicksal!"
 

"Amen." Neville konnte ein Grinsen nicht unterdrücken und Coral war wieder einmal kurz davor, vom Besen zu fallen, da sie begeistert in die Hände klatschte, als sie es sah. Langsam begann er sich zu fragen, ob sie das vielleicht mit Absicht tat.
 

Verlegen murmelte er: "Ich glaub' wir sollten dann mal so langsam..."
 

"Lieber schnell," gab sie zur Antwort, und drehte sich wieder nach vorne. "Ich nicht mag Abschiednehmen!"
 

* * *
 

"Warum dauert das denn so lange? Warum seid ihr noch nicht fertig, meine Süßen?"
 

"Sie ist schuld! Sie hat meine Haarspange geklaut, diese diebische Elster!"
 

"Sie will mich nur anschwärzen, das falsche Luder! Nie im Leben würd' ich was von ihren grässlichen Sachen nehmen! Igitt!"
 

"Ihr braucht keine Haarspangen, ihr widerlichen Bälger! Haltet eure vorlauten Mäuler!"
 

"Nein, Maman, nicht meine Haare! Bitte nicht meine Haare!"
 

* * *
 

"Warum muss ich denn unbedingt den schwarzen Umhang tragen? Es reicht schon, dass ich ihn in Hogwarts tragen muss, warum kann ich denn jetzt nicht den silbernen anziehen? Da draußen im Moor sieht uns doch sowieso keiner! Das ist so was von lächerlich! ... Mutter, sag, ist es Absicht, dass Vater heute Nacht wegmusste? Damit er nicht merkt, dass wir auch weg sind?"
 

"Hältst du unseren Meister für einen Stümper? Jetzt beeil dich, und komm!"
 

* * *
 

Amicus Draconis- 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 7: Blood Oracle - Part II: Priori Incantatem
 

ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage?
 

nein. was denn?
 

warum du so zitterst.
 

fürchtet euch ihr narren!
 

denn ich bin camelia!
 

camelia, die schreckliche!
 

und ich will blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut blut
 

wen wundert's
 

ich bin groß und mächtig und....äh
 

saugfähig?
 

das war's nicht, was ich sagen wollte!
 

ich meine, ich bin...uhm
 

atmungsaktiv und geruchsbindend?
 

hör auf, george, du bringst mich ganz durcheinander
 

jetzt kann ich nochmal von vorn anfangen
 

also ich bin fred, ich meine natürlich camelia die schreckliche und will...
 

bei uns gibt's kein blut
 

wir sind ein anständiger sender, bei uns gibt's nur blaue ersatzflüssigkeiten
 

na meinetwegen, die sind sowieso viel werbewirksamer.
 

Amicus Draconis- 1. Zyklus: Zyklus des Dachses - Teil 7: Blutorakel - Teil II: Priori Incantatem
 

* * *
 

Sie waren zu sechst unterwegs, Hermione hatte es sich nicht nehmen lassen, die fünf Gryffindor Jungs zu begleiten. So hatten sie sich in drei Zweiergrüppchen aufteilen und das Moor von verschiedenen Seiten anfliegen können.
 

"Es ist gut, dass du mitgekommen bist; die anderen wären sicher misstrauisch geworden, wenn ich alleine losgezogen wäre", sagte Harry und Hermione bemerkte, dass seine Augen eher den Himmel als das Moor absuchten. "Es ist nämlich durchaus möglich, dass ich noch eine Nachricht bekomme."
 

"Ja, so nichtssagend, wie die beiden letzten waren...", brummelte Hermione. Sie wollte jedoch keine Diskussion anfangen, darum wechselte sie das Thema. "Weißt du, was mit Ron los ist? Er war heute schon wieder so merkwürdig?"
 

"Ron muss endlich die Wahrheit erfahren..."
 

Hermione stoppte mitten im Flug und hätte beinahe angefangen zu schreien. "Bist du verrückt, Harry? Er wird vollkommen ausflippen, er wird das niemals verstehen können. Nicht einmal ich kann es wirklich verstehen und du kannst mir glauben, ich geb' mir Mühe. Aber Ron? Und gerade jetzt, wo..."
 

"Hermione," sagte Harry beschwichtigend. "Ron ist nicht in mich verliebt, das kannst du mir glauben. Er ist eifersüchtig, weil er weiß, dass wir etwas vor ihm verbergen. Er fühlt sich ausgeschlossen und fragt sich, ob wir ihm nicht mehr vertrauen und warum das so sein könnte. Aber das alles wird sich aufklären, sobald er die Wahrheit erfahren hat. Meinst du nicht, es ist besser, er erfährt es von mir als auf irgendeine andere Weise?"
 

Sie wandte die Augen ab. "Mir hast du auch nichts erzählt! Sei ehrlich, hättest du es getan, wenn ich es nicht von selbst herausgefunden hätte?"
 

Er schüttelte den Kopf. "Nein, hätt' ich nicht. Du weißt, dass ich niemanden in die Sache mit hinein ziehen möchte. Am liebsten würde ich im Alleingang gegen Voldemort antreten, allein schon um meine Fehler wieder gut zu machen. Aber durch einen heroischen Selbstmord würde ich nicht ein einziges Menschenleben retten. Nur gemeinsam haben wir eine Chance etwas zu bewegen...."
 

"Harry," unterbrach sie ihn scharf, "Harry, sieh mich an! Es war nicht deine Schuld, hörst du! Es war nicht deine Schuld! Und es ging mir nicht darum, dir Vorwürfe zu machen, bitte denk so etwas nicht von mir! Ich will nur nicht, dass du auf die gleichen Tricks noch einmal reinfällst!
 

Sie legte die Hände auf seine Schultern. "Ich will nur nicht, dass dir wieder wehgetan wird."
 

Wortlos drückte er sie an sich und strich ihr über das zerzauste braune Haar. "Ich hab' dich doch lieb," murmelte sie leise an seiner Schulter, "ich weiß, das klingt furchtbar kitschig, aber es muss jetzt einfach gesagt werden."
 

"Ich dich auch," flüsterte er, als er die Sprache wieder gefunden hatte. "Auf die Gefahr hin, dass das jetzt noch kitschiger klingt: Selbst, wenn du meine leibliche Schwester wärst, du könntest mir nicht mehr bedeuten, als du es sowieso schon tust."
 

Sie versuchte zu antworten, brachte aber kein Wort heraus. Egal, Worte waren in diesem Moment vollkommen überflüssig.
 

Ein plötzliches Rascheln im naheliegenden Gebüsch durchbrach die Stille. Blitzschnell fuhren sie auseinander und hatten im nächsten Moment ihre Zauberstäbe herausgerissen, bereit, es mit den Gefahren aufzunehmen, die dort möglicherweise auf sie lauerten.
 

Doch es war nur ein Hirsch, der in gewaltigen Sätzen durch den Sumpf jagte. Erleichtert atmeten sie auf.
 

Und noch etwas anderes bemerkten sie, nämlich zwei weitere Besen, die unweit von ihnen am Nachthimmel schwebten. Offensichtlich hatten Ron und Neville ihre Seite des Moores bereits ausgekundschaftet.
 

Beunruhigt fragte sich Hermione, was Ron gesehen haben mochte, und wie er es auffassen würde. Er befand sich im Rückenwind und konnte somit nicht viel von ihrer Unterhaltung verstanden haben. So war es durchaus möglich, dass er ihre innige Umarmung in den falschen Hals bekommen hatte. Andererseits, wenn Harry Recht hatte, und Ron nicht in ihn verliebt war, sollte es eigentlich kein Problem für ihn darstellen, oder?
 

Für ihn vielleicht nicht, aber....
 

Vor einigen Wochen, an dem Abend vor dem Quidditch Match hatte sie mit Lisa über Liebe und Freundschaft gesprochen und schon damals war ihr klar geworden, dass Lisa nicht die Einzige war, die ein solches Problem hatte.
 

Stell dir vor, es gäbe einen Jungen in deiner Nähe, den du schon sehr lange kennst. Und nun stell dir vor, du hättest dich plötzlich in ihn verliebt. Was würdest du tun?"
 

Einen Freund zu verlieren, ist ein Risiko, das ich nicht gerne eingehen würde. Wenn ich wüsste, dass er mich abweist, würde ich meine Gefühle lieber für mich behalten, um es nicht noch komplizierter zu machen, als es schon ist.
 

Nein! Es war idiotisch, vollkommen idiotisch! Sie empfand nichts für Ron. Jetzt war ohnehin nicht die Zeit Luftschlösser zu bauen, sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Jemanden wie einen Bruder zu lieben, machte sie nicht nervös, und hinderte sie auch nicht an ihrer Aufgabe. Aber diese innere Unruhe, diese kitschigen Kleinmädchenträume und diesen ganzen Herzschmerz, das alles konnte sie absolut nicht gebrauchen...
 

Ohne Vorwarnung ratterten Harry's und Neville's Sneakoscopes los und im nächsten Moment zischten glühende Blitze durchs Heidekraut. Sie zielten allerdings nicht nach oben auf die Jugendlichen, sondern auf den Hirsch, welcher mitten im Sprung zusammenbrach. Ein übler kupfriger Geruch verbreitete sich in der kühlen Nachtluft und drei dunkle Gestalten huschten behände wie kleine Gnome auf den reglosen Körper des Hirsches zu. Der Wind trieb ihre Stimmen nach oben, und Hermione konnte Bruchstücke einer Unterhaltung hören.
 

"Tu es folle, Lucille! Maman wird sofort merken, dass das Blut nicht von einem Muggle ist. Sie wird schrecklich wütend auf uns sein."
 

"Wenn du glaubst, du kannst irgendwo in diesem blöden Sumpf einen Muggle auftreiben, dann geh' doch einen suchen. Ich jedenfalls spüre kilometerweit kein menschliches Wesen, und ich bin schließlich eine Hellseherin!"
 

"Moi aussi! Ich bin auch eine Hellseherin!"
 

"Halt bloß die Klappe, Cècile, sonst schneid' ich dir die Kehle durch, und wir nehmen dein Blut für das Ritual. Dich braucht hier sowieso keiner! Maman wollte..."
 

Die kleinste Gestalt brach in ein ohrenbetäubendes Geheul aus, während eine der beiden größeren angestrengt versuchte, ihr den Mund zuzuhalten. Die dritte kümmerte sich nicht im Mindesten um die lebhafte Auseinandersetzung, sondern kniete neben dem toten Hirsch nieder. In den Händen hielt sie ein großes dunkles Gefäß.
 

Lautlos lenkten die vier Jugendlichen ihre Besen weiter nach oben, damit das Rattern der Sneakoscopes sie nicht verriet und sie sich leise unterhalten konnten.
 

"Das eine Mädchen ist Lucilla Malfoy," flüsterte Ron den anderen zu, "sie ist doch letztes Jahr nach Hogwarts gekommen, erinnert ihr euch? Aber die beiden anderen kommen mir nicht bekannt vor."
 

"Ich kenne sie zwar auch nicht, aber es müssen wohl die Töchter von Marguerite Lestrange sein, fügte Hermione hinzu. "Doch diese drei Kinder können unmöglich diejenigen sein, die das Ritual vollziehen. Sie hätten niemals die Macht dazu."
 

"Aber ... aber sie haben von ihrer Mutter gesprochen," stammelte Neville.
 

"Die vermutlich hier irgendwo in der Nähe sein wird. Neville, du fliegst Dean und Seamus entgegen, und bringst sie so schnell wie möglich hierher. Hermione, Ron und ich folgen den Mädchen, sie werden uns früher oder später zu ihren Müttern bringen. Wir beobachten, und unternehmen erst etwas, wenn wir genau wissen, wie wir das Ritual außer Kraft setzen können."
 

Eine Menge Fragen schossen Hermione durch den Kopf, als sie mit den anderen davonflog. Wie konnte man das Ritual außer Kraft setzen? Und selbst wenn, wie konnte man verhindern, dass es zu einem anderen Zeitpunkt erneut stattfand? Und wer in aller Welt war nun die dritte Magierin?
 

Und obwohl sie nichts von Aberglauben hielt, so war der Tod eines Hirsches auch kein besonders günstiges Omen für ihr Unterfangen.
 

* * *
 

Die ganze Zeit während sie auf die Rückkehr der Mädchen warteten, hatte Marie nichts anderes getan, als in die Flammen zu starren und unsinniges Zeug vor sich hinzumurmeln. Ihre unbeholfenen Versuche, Camille zu imitieren waren absolut lachhaft, doch ihr das zu sagen, bedeutete einen erneuten Streit vom Zaun zu brechen und den konnten sie jetzt absolut nicht gebrauchen. Sie hatten ohnehin schon zuviel Zeit verloren.
 

Nicht nur heute Nacht, auch die vielen Jahre davor.....
 

Zusammen hätten die drei Schwestern unglaubliche Macht besitzen können. Vielleicht sogar noch größere Macht, als derjenige, der sich für den mächtigsten aller Magier hielt.
 

Doch es war sinnlos, sich in Phantasien zu verlieren, die man nicht mehr in die Tat umsetzen konnte.....
 

Narcissa versuchte sich abzulenken, indem sie im Kopf noch einmal die Zutaten für den Zaubersud durchging, der die Basis für den magischen Spiegel bildete. Dabei durfte ihr schließlich kein Fehler unterlaufen und sie wusste ja nicht, ob ihre närrische kleine Schwester alles richtig behalten hatte. Viel wahrscheinlicher war es, dass Marie immer noch über den angeblichen Ungerechtigkeiten der Vergangenheit brütete und die Gegenwart dabei vollkommen außer acht ließ.
 

Vorletzte Nacht war es gewesen, als Marie sie gerufen hatte. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit.
 

In den Jahren davor hatten sie kaum miteinander gesprochen. Als Marie noch in St. Mungo's war, hatte Narcissa sie ein paar Mal besucht - heimlich natürlich, denn Lucius hatte verlangt, dass sie sich öffentlich von ihrer Familie lossagte, um seine Karriere nicht zu gefährden. Doch Marie weigerte sich mit der "Verräterin" zu sprechen. Alle Versuche, sie zur Vernunft zu bringen, waren gescheitert. Das einzige, was sie erreicht hatte war, dass ihre Schwester sich nach ihrer Entlassung einigermaßen unauffällig verhielt, und sich nicht offen zum Dunklen Lord bekannte. So war es möglich gewesen, alles auf eine vermurkste Kindheit, und eine Gehirnwäsche durch den Vater zu schieben. Die kleinen Patzer, die Marie -dank ihres überschäumenden Temperamentes- immer wieder unterliefen, konnten unter den Teppich gekehrt werden.
 

Was in aller Welt hätte sie tun sollen, um in Marie's Augen nicht als Verräterin dazustehen? Sich in aller Öffentlichkeit zu ihrem Meister bekennen, und nach Azkaban gehen? Wem nützte eine solche Dummheit? Camille hatte sie auch nichts genützt, sie hatte brav und treu gewartet, nur um bei der Übernahme von Azkaban von einem Auror getötet zu werden. Das hatte sie nun von ihrer stumpfsinnigen Loyalität.
 

Wenn es überhaupt ein Auror war. Wie gesagt, zu dritt hätten sie äußerst mächtig werden können...
 

Eine Salve silberner Funken glitzerte unweit von ihnen am Nachthimmel. Jemand, der es nicht besser wusste, hätte sie problemlos für Sterne halten können, aber Narcissa war sofort klar, dass es sich um das vereinbarte Zeichen handelte. Die Mädchen hatten ihren Auftrag erfüllt, und befanden sich nun auf dem Rückweg.
 

"Ich gehe ihnen entgegen," sagte sie knapp, als drei tanzende Lichtpunkte über dem nächsten Hügel erschienen. Marie reagierte nicht darauf, sie war zu sehr in ihre Träumereien vertieft.
 

Wie erwartet, befanden sich die Lichtpunkte an den Spitzen dreier Zauberstäbe. Die kleine Cècile lief voraus, mit einer Hand umklammerte sie ihren Stab, mit der anderen die Kapuze ihres Umhangs, damit sie ihr nicht vom Kopf rutschte. Narcissa wusste auch warum, die anderen sollten nicht sehen, dass von ihrem rotbraunen Haar nur noch ein paar verschmorte Klumpen übrig waren.
 

Ihre große Schwester folgte ihr langsam, einen trotzigen Ausdruck auf dem typisch hohlwangigen Lestrange Gesicht, die noch intakten roten Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt. Obwohl sie beinahe ein ganzes Jahr älter war, als Lucilla, waren beide Mädchen annähernd gleich groß. Véronique war allerdings nicht so mager und langbeinig wie ihre Cousine.
 

Lucilla und Véronique schleppten die Urne gemeinsam. Den angestrengten Gesichtsausdrücken zufolge, musste das Gefäß ein ziemliches Gewicht haben und somit randvoll sein. Trotzdem sahen die drei nicht gerade zufrieden aus.
 

Den Grund konnte sich Narcissa ausrechnen, als sie am Inhalt der Urne schnupperte. "Sagt bloß Marie nichts davon," warnte sie die drei, "sie wird einen Tobsuchtsanfall bekommen und ihr könnt euch für längere Zeit von mehr als nur von Haaren verabschieden!" Véronique und Cècile zogen ängstliche Gesichter, während Lucilla eher gelangweilt dreinschaute. "Ich hatte da eine Vision von einem Hirsch, und dann ist da einer aufgetaucht, der genauso aussah wie der in der Vision. Und gegen solch deutliche Hinweise vom Schicksal soll man sich nicht stellen. Sonst hätten wir natürlich wie vereinbart, einen Muggle genommen."
 

"Hast du keine Angst, dass die Sache danebengeht, Tante Narcissa," fragte Véronique besorgt.
 

"Warum sollte ich? Nur weil meine reizende kleine Schwester sich einen Muggle einbildet? Du musst wissen, ma chère, deine Mutter und ich vertreten, was Muggles angeht, einen sehr unterschiedlichen Standpunkt. Marie ist der Ansicht - und ich denke, ein Großteil des Rates stimmt ihr da zu - um ein mächtiger Schwarzmagier zu sein, müsste man möglichst viele Muggles um die Ecke bringen."
 

"Das sagt Vater auch," unterbrach Cècile. "Aber es sind die Lehren unseres Meisters und unser Meister hat immer Recht!"
 

"Natürlich, Kleines," entgegnete Narcissa mit einem feinen Hauch von Sarkasmus in der Stimme. "Wie so ein kluges Mädchen wie du sicher weiß, haben alle Männer immer Recht. Aber sag ehrlich, wird aus einem Zauberer gleich ein mächtiger Schwarzmagier, nur weil er seinen Zauberstab nicht von einer Fliegenklatsche unterschieden kann?"
 

* * *
 

"Wo nur Neville mit den anderen bleibt?" wisperte Ron. "Hoffentlich hat er sich nicht verflogen, oder es ist ihnen was zugestoßen!"
 

Die drei Jugendlichen lagen flach auf dem Bauch, geschützt von einigen Wacholderbüschen und wagten kaum zu atmen, oder die Köpfe zu heben. Sie hatten die Szenerie nun eine Weile beobachtet, wollten es aber nicht riskieren, sich bis in Hörweite vorzuarbeiten. Möglicherweise war doch ein Körnchen Wahrheit in Lucilla Malfoy's Worten gewesen und die Frauen konnten ihre Anwesenheit wahrnehmen, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Deshalb setzten sie auch den Invisibility Cloak nicht ein, der ihnen erlaubt hätte, sich ungesehen anzuschleichen.
 

Beide Frauen standen nun dicht beim Kessel, und konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf das darin brodelnde Gebräu. Während Narcissa Malfoy Zutaten hineinwarf, rührte Marguerite Lestrange die grün schimmernde Flüssigkeit mit einer großen knorrigen Wurzel um. Der Geruch, der aus dem Kessel aufstieg, musste ziemlich übel sein, denn die drei kleinen Mädchen hielten sich angewidert die Nase zu.
 

Gerade begann Ron sich zu wundern, was es mit dem Zaubersud auf sich hatte, da geschah etwas höchst Merkwürdiges: Die Frauen stürzten den Kessel um, und ließen die Brühe ins Feuer fließen.
 

Fassungslos riss er die Augen auf. Hatte es nicht funktioniert? Vielleicht hatten die Hexen einen Fehler gemacht, und mussten den Trank nun noch einmal brauen.
 

Doch schon im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er Unrecht hatte und alles genau nach Plan verlief: Schwelender Rauch stieg aus den nun giftgrünen Flammen auf, wurde dichter, fester, formte sich zu einer Art Schale, die im Feuer zu schweben schien. Lucilla wollte die Urne mit dem Blut zu der Schale zerren, doch ihre Mutter hielt sie davon ab, und bedeutete der Tochter, ihr zu folgen.
 

"Sie kommen in unsere Richtung," flüsterte Harry, und kramte den Invisibility Cloak hervor. "Näher zusammen!" Hastig breitete er den Umhang über sich selbst, Ron und Hermione.
 

Ron kämpfte gegen seine aufsteigende Angst und ebenso gegen die Wehmut, die sich plötzlich und ungewollt in seinem Herzen breit machte. Er, und seine beiden besten Freunde unter dem Invisibility Cloak, das war beinahe wie in den guten alten Zeiten.
 

Damals in Hogwarts. Sie hatten es mit teuflischen Bedrohungen aufnehmen, und waghalsige Risiken eingehen müssen und trotzdem war jede Gefahr noch so etwas wie Abenteuer gewesen. Denn zu dritt waren sie ein unschlagbares Team, jeder konnte den beiden anderen vertrauen, und sich voll und ganz auf sie verlassen. Ihre Freundschaft stand über allem anderen.
 

Und jetzt? Was war davon noch übrig geblieben? Sicher, sie konnten zusammenarbeiten. Sie waren alt und vernünftig genug, ihre persönlichen Gefühle zurückzuhalten, um die Mission nicht zu gefährden. Konnten so tun, als wäre alles in Ordnung. Aber das änderte nichts daran, dass es nicht mehr wie früher war.
 

Und vielleicht nie wieder sein würde...
 

Warum sagten Harry und Hermione ihm nicht einfach die Wahrheit? Dass sie sich ineinander verliebt hatten, machte alles kompliziert genug, aber warum konnten sie nicht wenigstens ehrlich mit ihm sein? Glaubten sie etwa, er bemerke es nicht? Ihr gegenseitiges Anschmachten, ihre Geheimnistuerei, ihre an den Haaren herbeigezogenen Ausflüchte? Hielten sie ihn wirklich für so blöd?
 

Oder für so unsensibel? Gut, er war manchmal ein Trampel, mochte sein, dass Hermione damit Recht hatte. Aber Miss Know-it-all hatte auch ihre Fehler, und selbst Harry "Mr. Perfect" Potter war nicht immer der strahlende Held, für den er von allen gehalten wurde. Also konnten sie auch ihm, dem kleinen unbedeutenden Ron, eine Chance geben, bevor sie ihn zum gefühllosen Trottel abstempelten, dem man nichts erzählen konnte.
 

Glaubten sie, er würde kein Verständnis haben?
 

Reglos verharrten sie unter dem Umhang. Zum Glück für sie alle, gingen Narcissa Malfoy und ihre Tochter nicht weiter, sondern blieben in einiger Entfernung vom Kessel stehen. Narcissa hielt Lucilla eine Art Standpauke, welche diese mit gelangweiltem Gesicht entgegennahm, und reichte ihr schließlich einen Zauberstab.
 

Auf der anderen Seite des Feuers tat Marguerite Lestrange genau dasselbe mit ihrer Tochter. Obwohl Ron nicht verstehen konnte, was sie sagte, wirkte sie sehr aufgekratzt, fast schon hysterisch. Ein deutlicher Gegensatz zu ihrer Schwester, welche die Ruhe selbst war.
 

Mit einer herrischen Bewegung zerriss sie das Band, welches den Pferdeschwanz des Mädchens zusammenhielt, und die glänzenden roten Haare flossen frei über ihre Schultern. Das kleinste der Kinder hockte mürrisch an der Seite, und hielt die Urne, die neidvollen Augen auf ihre Schwester gerichtet. Es schien ihr überhaupt nicht zu gefallen, dass hier etwas im Gange war, woran sie keinen Anteil hatte.
 

Die beiden jungen Mädchen standen einander gegenüber, die Zauberstäbe ausgestreckt, in ihrer Mitte flackerte das Feuer, und die seltsame Schale warf unheimliche Schatten auf den Boden. Ihre Gesichter waren entschlossen, die Hände zitterten nicht. Offensichtlich schienen sie genau zu wissen, was von ihnen erwartet wurde.
 

Sie sahen einander in die Augen und plötzlich fiel die kühle Entschlossenheit ab, wie eine Maske. Eine heftige Abneigung machte sich auf den Kindergesichtern breit, und wich einem bunten Mienenspiel von Rachsucht, Heimtücke, Schadenfreude, und schließlich purer Bösartigkeit, die Ron bis ins Mark erschauern ließ.
 

"Ein magisches Duell," wisperte Hermione an seinem Ohr, "sie ermitteln durch ein magisches Duell, wer die Stärkere ist, und als dritte am Ritual teilnehmen soll. Eine angemessene Lösung für ein derartiges Problem. Wenn wir nur logisch gedacht hätten, wären wir früher darauf gekommen."
 

"Du bist diejenige, die behauptet hat, die Töchter wären für so was nicht stark genug," wurde sie von Ron erinnert.
 

"Auch ich kann mich irren," gab Hermione freimütig zurück. "Und es liegt doch auf der Hand, irgendjemand von den - noch lebenden - Lestranges muss schließlich die dritte...."
 

"Furnunculus!"
 

"Locomotor Mortis!"
 

Zwei Blitze schossen aus den Zauberstäben genau aufeinander zu. Ron hielt vor Schreck den Atem an und konnte spüren wie Hermione zusammenzuckte. Die Mädchen hatten schlecht gezielt, die Zauber würden aufeinander treffen und dann von einander abprallen. Was war, wenn einer von ihnen das Gebüsch traf, oder diejenigen, die sich dahinter verbargen?
 

Doch nichts dergleichen geschah. Die beiden Blitze vereinigten sich zu einem einzelnen golden schimmernden Lichtband, das von einem Stab zum anderen führte. Wie eine glühende Schlange wand und krümmte es sich durch die düstere Luft.
 

Weder Ron noch Hermione wussten im ersten Moment, was das zu bedeuten hatte.
 

Aber Harry wusste es. Er hatte es selbst schon erlebt, vor etwas mehr als drei Jahren, als er Lord Voldemort im Kampf gegenüberstand.
 

Priori Incantatem....
 

* * *
 

Zwei Nächte zuvor, in der Nacht auf den dreißigsten Oktober hatte Narcissa wie so viele Nächte zuvor, keinen Schlaf finden können. Sie lag neben dem ruhig atmenden Lucius und starrte abwechselnd die Decke und die Wanduhr an, deren Zeiger inzwischen die dritte Stunde nach Mitternacht erreicht hatten.
 

Lautlos erhob sie sich, warf eine Robe über und ging hinüber in den Salon, wo der Kamin noch glühte.
 

Im Haus blieb alles dunkel und still. Draco war schon vor einer Stunde zurückgekehrt, da er heute nur erste Schicht gehabt hatte und war gleich zu Bett gegangen. Schlafprobleme kannte er nicht, zumindest jetzt nicht mehr. Auch die vielen Muggle Leichen, mit denen er seinen Weg pflasterte, raubten ihm nicht die Nachtruhe.
 

Sie starrte in die Glut. Klebrigen Spinnweben gleich, hatten sich Gedanken in ihrem Geist breit gemacht, düstere und zähe Gedanken, die ihr die Seelenruhe raubten, und sie an der Welt, dem Leben, und sogar dem Schicksal selbst, zweifeln ließen.
 

Sie dachte an Camille und daran, was sie zu dritt hätten erreichen können, hätten sie nur den ungeheuren Hass überwinden können, der zwischen ihnen lag, gesät von frühester Kindheit an. Sie dachte an ihren Vater und ihren Ehemann, die einander ebenso hassten - und mit diesem Hass Voldemort's Stellung sicherten. Nur einmal hatten sie wirklich an einem Strang gezogen, zu jener Zeit, als der Dunkle Lord das Ende der Feindschaft angeordnet und den neu geformten Bund durch ihre Hochzeit gefestigt hatte. Damals hatten sie Crouch, Dumbledore und die Aurori am Hals gehabt und Voldemort brauchte eine starke Einheit hinter sich, um seine Macht zu halten.
 

Jetzt, nachdem er die absolute Macht errungen hatte, war diese Einheit überflüssig. Im Gegenteil, der Hass und das Misstrauen zwischen seinen Anhängern war notwendiger denn je, jetzt wo es keinen äußeren Feind mehr gab, der ihm gefährlich werden konnte.
 

Er verwendete die Menschen wie Figuren auf einem Schachbrett. Brachte sie ins Spiel, wenn er sie brauchte, zog sie zurück, wenn sie ihm an anderer Front nützlicher erschienen. Und er war ein Meister seines Fachs...
 

"Verdandi!"
 

Nach außen hin war der Name nicht mehr, als ein Flüstern aus den plötzlich auflodernden Flammen des Kaminfeuers, doch in ihrem Geist erklang er so deutlich, und unangenehm, wie der kratzende Klang einer ungestimmten Geige.
 

Sie trat an den Kamin heran. "Du hast dir eine ungünstige Zeit ausgesucht, Skuld. Es ist mitten in der Nacht!"
 

"Offenbar hast du noch nicht geschlafen, Verdandi, sonst hättest du nicht so schnell auf meinen Ruf reagieren können," fauchte es bissig zurück. "Zeig' dich endlich oder hast du Angst, dass ich dir die Augen auskratze?"
 

"Nun, sagen wir, ich hatte Besseres zu tun, als zu schlafen. Und ich habe auch Besseres zu tun, als mich mit dir herumzustreiten, Schwesterchen."
 

Sie kramte in einer Schublade nach Floo Powder. Eine winzige Prise sollte reichen, um Marie im Feuer zu erscheinen, sie musste zuerst erfahren, was ihre Schwester von ihr wollte, bevor sie sich ganz auf den Weg zu ihr machte. Über alte Zeiten wollte Marie sicher nicht plaudern.
 

Zwischen den Flammen wurde Marie's Wohnzimmer sichtbar, die Teppiche, der Diwan, das Tischchen mit der darauf liegenden Wasserpfeife, der ganze orientalische Schnickschnack. Marie selbst stand vor dem Kamin in einem ebenfalls orientalisch anmutenden Négligée, und drehte einen Zauberstab zwischen ihren Fingern.
 

"Ich will sofort wissen, was dieser Unsinn soll," keifte sie und hob den Stab hoch, so dass Narcissa ihn deutlich sehen konnte. "Warum hast du mir das geschickt? Willst du mich verhöhnen"
 

Narcissa erschrak. Sie kannte diesen Stab, es war der Stab, der Camille getötet hatte. Er hatte seinerzeit einem Auror gehört, der nun ebenfalls tot war.
 

Aber dieser Zauberstab befand sich in ihrem Haus und sie hatte ihn sicher verwahrt. Wie also war er in Marie's Hände geraten? Und wie kam Marie darauf, dass sie ihn ihr geschickt haben sollte? Was ergab das alles für einen Sinn?
 

"Hab' einen Moment Geduld," sagte sie kühl, versucht, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Etwas Merkwürdiges war hier im Gange, sie würde schon noch herausfinden, was. Als erstes musste sie nachsehen, ob der Zauberstab noch da war.
 

Einige Minuten später loderte das Feuer in Marie's Wohnzimmer hell auf, und Narcissa trat aus den Flammen auf einen der Teppiche. Ein paar Aschestückchen landeten ebenfalls dort und ein Hauself huschte herbei, um den Teppich zu säubern. Danach verschwand er genauso lautlos, wie er gekommen war.
 

"Wenn ich dir den Stab geschickt habe, Schwesterchen, was ist dann bitteschön dies hier?" fragte Narcissa kühl. In der Hand hielt sie denselben Zauberstab noch einmal. Er war nicht aus seinem Versteck verschwunden, was immer Marie sich auch eingebildet haben mochte. Aber wie konnte es denn ein- und denselben Stab zweimal geben?
 

Überhaupt nicht, lautete die einzig vernünftige Antwort auf diese Frage. Da sie den Stab nicht hergeben wollte - und Marie ihren ebenso wenig - legten sie schließlich beide Stäbe nebeneinander auf das Tischchen und Marie faselte irgendetwas von einem Wunder.
 

"Sie sind nicht gleich," sagte Narcissa schließlich, "sie mögen zwar aus beide aus Pinienholz, und Drachenherz bestehen, und dieselbe Form und Größe haben, aber es sind doch eindeutig verschiedene Stäbe, das erkennt man an der Maserung des Holzes.
 

"Drachenherzfaser..." murmelte Marie gedankenverloren, "...und wieder Drachenherzfaser ... sie sind von demselben Drachen...."
 

"Wie erklärst du dir dies hier?" schrie sie plötzlich, stampfte mit dem Fuß auf, und riss eine Schublade aus dem Tischchen, von der Narcissa nicht gewusst hätte, dass sie überhaupt da gewesen war. Sie kramte darin herum, und verstreute alles, was sie nicht brauchte, achtlos auf den Boden. Wieder kamen Hauselfen herbeigehuscht, räumten die Sachen zusammen, und legten sie fein säuberlich auf den Tisch. Mit einer einzigen Ärmelbewegung fegte Marie sie wieder zurück auf den Boden, und beobachtete die Elfen hämisch, während sie weitersuchte.
 

Mit triumphierendem Blick hielt sie schließlich das Einwickelpapier hoch und zeigte auf die Schrift. "Wie erklärst du dir das hier, hm? Glaubst du, ich merke nicht wie du hier deine Intrigen spinnst?"
 

"An Skuld? Es ist nicht meine Schrift, das sollte dir aufgefallen sein! Wir könnten herausfinden, wer das geschrieben hat, und dann...."
 

"Bemüh dich nicht!" winkte Marie ab. "Es ist eine Kleinigkeit, Schriften zu fälschen."
 

"Hast du jemandem von Urd, Skuld, und Verdandi erzählt? Vater vielleicht? Oder hat eine deiner Töchter geplaudert?"
 

"Wage es nicht, so über meine Kinder zu sprechen, du ... du!" Wieder einmal schien Marie kurz davor zu stehen, einen ihrer Wutanfälle zu bekommen, doch dann siegte die Neugier. "Ich will endlich wissen, was hier los ist. Ich habe mit niemandem über unseren Geheimbund gesprochen, wer also kann davon wissen, außer uns und Camille? Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie..."
 

Narcissa lächelte. "Fragen wir sie doch einfach!"
 

Sie weidete sich an Marie's verwirrtem Blick. Dass ihrer Schwester überhaupt nicht bewusst war, was sie nun für Möglichkeiten hatten, zeigte doch schon deren beschränkten Geist.
 

Der Zauberstab, der Camille getötet hatte und sein genaues Gegenstück. Wenn sie die Stäbe gegeneinander richteten, konnten sie mit ihr Kontakt aufnehmen, konnten ein vages Echo ihrer Seele zurück in diese Welt holen - wenn auch nur für kurze Zeit. Konnten vielleicht herausfinden, was bei ihrem Tod wirklich geschehen war.
 

"Priori Incantatem," flüsterte Narcissa, und an Marie's Blick sah sie, dass diese endlich anfing zu begreifen. "Was für eine unglaubliche Macht!"
 

"Aber wer gibt sie uns, und warum?" fragte Marie zurück. "Jemand muss den zweiten Zauberstab oder zumindest etwas von dem Drachenherz aufbewahrt und auf diesen Moment gewartet haben. Übermorgen ist Hallowe'en, genau wie damals, als wir ... du weißt schon. Denkst du, das hat etwas zu bedeuten?"
 

Der Geheimbund der Schicksalsgöttinnen. Das Blutorakel. Priori Incantatem. Narcissa's Gedanken rasten, und kamen doch immer wieder zum selben Punkt zurück. Es gab nur eine einzige Person, die dieses Wissen und diesen Weitblick haben konnte.
 

Figuren auf einem Schachbrett. Figuren, die ins Spiel gebracht wurden, wenn man sie brauchte. Auch Camille war eine solche Figur...
 

Sie sah Marie an, und war nicht im Mindesten überrascht, als sich ihre Augen zu weiten begannen. Die kleine Schwester hatte es begriffen. "Der Meister," hauchte sie verzückt, und in diesem Moment sah sie wie ein junges Mädchen aus, das soeben einen Heiratsantrag erhalten hatte. "Er will, dass wir Camille zurückholen und ich kann dir auch genau sagen, warum. Ich weiß es, weil er mit mir darüber gesprochen hat. Ich hoffe, du bist nicht zu enttäuscht," fügte sie hinzu und blickte Narcissa schadenfroh an.
 

"Er will, dass wir das Versteck von diesem Potter finden," sagte Narcissa beinahe gelangweilt. "Es liegt doch auf der Hand. Seit seiner Machtergreifung fragt er nach nichts anderem...."
 

Marie stieß einen markerschütternden Schrei aus. "Du hast mir nachspioniert," kreischte sie, "wie sonst könntest du wissen, dass der Meister und ich ... Moment mal, er hat mit dir geredet? Mit dir? Wie kannst du so etwas behaupten, du Lügenmaul!"
 

"Weil es wahr ist!" Narcissa wunderte sich, warum Marie mit ihrem Geschrei nicht schon das ganze Haus aufgeweckt hatte. Sie konnte es sich nur so erklären, dass ihre Wutausbrüche für die Familie dermaßen zur Routine geworden waren, dass niemand mehr nachsehen kam, welche Kleinigkeit sie diesmal aus der Fassung gebracht hatte.
 

"Er hat mir aufgetragen, das Versteck zu finden. Du hast ja ebenfalls das zweite Gesicht, deswegen fragt er auch dich danach. Mal im Ernst, Marie, hast du wirklich geglaubt, du wärst die einzige Frau, zu der er einen privaten Kontakt unterhält? Nur weil er uns nicht in seinem Dunklen Rat dulden will, heißt das noch lange nicht, dass er auf unsere Fähigkeiten verzichtet. Im Gegenteil, wenn wir zwischen all den angeberischen, wetteifernden Kerlen im Rat sitzen würden, kämen wir wahrscheinlich überhaupt nicht dazu, unsere Meinung zu äußern. So können sich die Männer weiterhin für die Größten halten und wir uns in Ruhe auf unsere Aufgaben konzentrieren. Keine schlechte Strategie, wenn du mich fragst."
 

Marie wandte sich ab, sie versuchte gar nicht erst das Gesicht zu wahren und ihre Tränen zu verbergen. "Ich bin die bessere Hellseherin von uns beiden," murmelte sie trotzig. "ich kann ihm viel mehr nützen, als du es jemals kannst."
 

"Warum soll man sich zwischen zwei Dingen entscheiden, wenn man alle beide haben kann?" fragte Narcissa zurück. "Einfache Slytherin Logik!"
 

Eine giftige Zunge in ihrem Inneren flüsterte ihr zu, Marie noch ein wenig zu triezen, aber sie wollte jetzt keinen offenen Streit. Trotzdem waren die Tränen ihrer Schwester, wie süßer Honig auf ihrer Seele. Sollte sie jemals nach einer Möglichkeit suchen, Marie zu treffen, so hatte sie sie hiermit gefunden.
 

"Hast du denn etwas über das Versteck von du-weißt-schon-wem herausfinden können?" fragte Marie lauernd.
 

"Natürlich nicht, Schwesterherz. Und du ebenso wenig, denn das Versteck ist so gut geschützt, dass unsere Magie daran abprallt. Deswegen muss der Meister ja zu solch drastischen Mitteln greifen. Immerhin verlangt er von uns, dass wir zusammenarbeiten, und das ist doch ein schreckliches Opfer, nicht wahr?"
 

Marie achtete nicht auf den Sarkasmus in Narcissa's Stimme. "Wir müssen Erfolg haben," flüsterte sie, "wir dürfen nicht versagen. Gleich morgen hole ich Véronique..."
 

"Es ist spät," sagte Narcissa, "wir sollten schlafen gehen. Wenn wir das Ritual an Hallowe'en durchführen wollen, haben wir morgen und übermorgen einiges vorzubereiten. Wir sollten uns im Moor treffen, am besten an der Stelle, wo wir damals waren. Zwei Stunden vor Mitternacht?"
 

"Ich werde da sein," sagte Marie.
 

Narcissa trat durch die Flammen in ihren eigenen Salon zurück. Sie hatte ihn kaum betreten, als Marie's Kopf hinter ihr im Feuer erschien. "Was ist, wenn wir uns irren?"
 

"Falls wir das tun, wird sich der Meister trotzdem darüber freuen, wenn wir ihm Harry Potter's Versteck verraten können. Und das werden wir mit Sicherheit, denn zu dritt sind wir mächtig genug, um selbst Dumbledore's Schutzzauber zu durchbrechen."
 

"Das ist wahr. Damals hat es ja auch funktioniert und wir haben mit allem Recht behalten."
 

"Dieses Ritual hat noch nie versagt, jedenfalls nicht, wenn die Magierinnen mächtig genug waren, es durchzuführen. Und Marie - kein Wort zu deinem Mann, oder zu sonst jemandem. Wir weihen nur unsere Töchter ein."
 

"Gut. Dann sehen wir uns übermorgen Nacht in den Willowmarshes." Marie's Gesicht verschwand.
 

Die düsteren Gedanken kehrten zurück. Zu dritt könnten sie so viele Möglichkeiten haben. Doch alles, was sie tun würden, war den Willen des Dunklen Lords zu erfüllen. Marie und auch Camille würden sich nie davon überzeugen lassen, etwas anderes zu tun.
 

Mit einem Zauber löschte Narcissa das Kaminfeuer aus. Ihre Zeit würde schon noch kommen.
 

Schließlich irrte sich das Blutorakel nie.
 

* * *
 

Das goldene Band fächerte sich auf, wurde zu einem goldenen Netz, welches sich um die Mädchen, ihre Mütter, den Kessel und die Urne webte. Die Zauberstäbe bebten, das Netz erzitterte, wie unter einem Windstoß, und eine unbekannte Kraft riss die beiden Mädchen vom Boden hoch. Sie befanden sich jetzt im Inneren einer mächtigen goldenen Kuppel, von außen nur als verschwommene Gestalten zu sehen.
 

Es war alles ganz genau wie damals.
 

Unter dem Umhang konnte Harry natürlich nicht sehen, ob Ron und Hermione Angst hatten, wohl aber hörte er, wie sie entsetzt den Atem einsogen. Vermutlich begriffen sie erst allmählich, was hier vor sich ging, auch seine Schilderungen von damals hatten sie nicht auf etwas Derartiges vorbereiten können. Erzählungen waren hier nichts im Vergleich zur Wirklichkeit.
 

Niemals würde er sein eigenes Entsetzen vergessen, als die Welt in Gold getaucht wurde und die Geister der Toten aus der Schattenwelt zurückkehrten. Cedric, Bertha Jorkins, der alte Mann, und schließlich seine Eltern....
 

Perlen aus Feuer glitten die goldenen Bänder entlang, schimmerten, funkelten, brachen den Glanz myriardenfach. Sie sammelten sich auf dem zentralen Lichtstrahl, der die beiden Stäbe verband, tanzten hin- und her, wie verspielte Schmetterlinge. Das goldene Licht war nun so grell geworden, dass Harry geblendet die Augen schließen musste.
 

Als er sie wieder öffnete, schien sich nichts geändert zu haben. Die Mädchen schwebten immer noch in der Luft, und konzentrierten ihre ganze Kraft darauf, die vibrierenden Stäbe zu halten. Die kleine Schwester hockte am Boden, und umklammerte die Urne. Die drei Frauen standen um das Feuer herum...
 

Drei Frauen...
 

Reglos standen sie in ihrem Zirkel, die Augen geschlossen, die Lippen murmelnd in monotonem Singsang, die Haare flatternd von unbekannten Energien, rot und golden. Das Haar der dritten Frau war schwarz, ebenso wie ihr Gewand, und ihre geschminkten Lippen und Augenlider. Ihre Konturen waren verzerrt, und ihr Körper schien aus Rauch oder Nebel zu bestehen, wurde aber mit jedem vergehenden Augenblick klarer und deutlicher. Als sie die Arme hob, rutschten die Ärmel ihres Gewandes zurück, und Harry konnte das Dunkle Mal am linken Unterarm erkennen. Es war das erste Mal, dass er dieses Zeichen bei einer Frau sah.
 

Schließlich schlug sie die Augen auf, zwei tiefviolette Augen und schenkte ihren beiden Schwestern ein süßes giftiges Lächeln. Sie sagte etwas, dass allen beiden die Schamröte ins Gesicht trieb, zweifellos wusste diese Frau wie man andere verletzen konnte. Marguerite Lestrange fiel vor ihr auf die Knie und begann auf sie einzureden, während Narcissa Malfoy sich abwandte und verzweifelt versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
 

Es gab keinen Zweifel, wer diese Frau war. Harry hatte sie gesehen, als er vor mehr als drei Jahren in die Tiefen von Dumbledore's Pensieve geblickt hatte, hatte gesehen, wie sie gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Ehemann und dem jungen Bartemius Crouch zu einer lebenslangen Haftstrafe in Azkaban verurteilt worden war.
 

Diese Frau war Camille Lestrange.
 

Reglos und hochmütig blieb sie am Feuer stehen, während ihre Schwestern die Urne herbeischafften, und etwas von dem Blut in die räucherne Schale gossen. Das Blut bildete eine schimmernde Fläche, eine Art Spiegel, umrahmt von giftgrünen Flammen.
 

"Zeit ist Vergangenheit. Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Urd die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen."
 

"Zeit ist Gegenwart. Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Verdandi die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen."
 

"Zeit ist Zukunft. Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Skuld die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen."
 

Harry schüttelte Ron und Hermione, um sie aus ihrer Erstarrung zu reißen. Die Zeit zu handeln war gekommen. Wenn der Spiegel erst Bilder zeigte, konnte es schon zu spät sein.
 

"Im Prinzip ist es ganz einfach," flüsterte er. "sobald die Verbindung zwischen den Zauberstäben durchbrochen wird, muss Camille Lestrange wieder verschwinden. So war es auch bei Cedric und meinen Eltern. Sie können nicht bleiben, denn ... kein Zauber kann die Toten wieder zum Leben erwecken."
 

Dumbledore's Worte. Harry dachte an seinen weisen Lehrer und fühlte einen Stich im Herzen. Mit Sicherheit musste er furchtbare Qualen erleiden, jetzt wo er in der Gewalt Voldemort's war.
 

"Aber sie können es jederzeit wieder tun." Ron's Stimme war voller Besorgnis. "Wann immer sie wollen, können sie die Stäbe verbinden, und..."
 

"Nicht, wenn wir die Stäbe zerstören," sagte Hermione entschlossen. "Das hattest du doch im Sinn Harry, oder?"
 

Er nickte, dann fiel ihm ein, dass sie es nicht sehen konnte. "Ja, hatte ich. Wenn das Netz zerbricht, werden sie für einen Moment in Panik geraten, und diesen Moment können wir zur Flucht nutzen. Haltet die Besen bereit, und zielt genau. Für mehr als einen Spruch pro Person dürfte die Zeit nicht reichen."
 

"Also darf höchstens einer von uns danebentreffen," schlussfolgerte Ron.
 

"Zwei," verbesserte Hermione. "Wir müssen nur Lucilla's Stab zerstören, denn daraus ist Mrs. Lestrange gekommen."
 

Der Wind hatte seine Richtung geändert, und eine plötzliche Bö ließ den Invisibility Cloak flattern. Ängstlich hielten die drei Jugendlichen ihn fest, doch ihre Sorge blieb unbegründet. Selbst wenn sie für einen kurzen Moment sichtbar geworden wären, so waren ihre Gegnerinnen viel zu beschäftigt, um mit den Augen die Büsche abzusuchen.
 

Aber etwas anderes tat der Wind, er trug einen Gesprächsfetzen zu ihnen hinüber. “...werden wir herausfinden, wie Harry Potter damals die beiden Todesflüche überlebt hat. Nur so kann der Meister erfahren, worin die Gefahr für ihn besteht, und entsprechende Gegenmaßnahmen..."
 

Harry glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Die beiden Todesflüche? Hatte Voldemort den Avada Kedavra Fluch zweimal über ihn ausgesprochen? War damals doch noch mehr passiert, als das was Dumbledore, Hagrid und Sirius ihm erzählt hatten? Hatten sie ihm etwas verschwiegen?
 

Oder wussten sie es selbst nicht so genau. Dumbledore hatte ja selbst zugegeben, dass er nicht sagen konnte, wie Harry den Todesfluch überlebt hatte und warum der Fluch auf Voldemort zurückgefallen war. So etwas war zuvor noch nie geschehen, warum also bei ihm?
 

Dumbledore, Hagrid und Sirius waren damals nicht dabei gewesen. Keiner war das. Also konnte auch niemand hundertprozentige Gewissheit haben, was wirklich geschehen war.
 

Im Spiegel formte sich ein Bild. Die schwarz berobte Gestalt Voldemort's, die durch die Dunkelheit schritt...
 

"Harry!" Ron's Stimme überschlug sich vor Aufregung. "Mein Gott, Harry, wir können endlich rausfinden, wie das damals passiert ist!"
 

"Vielleicht sehen wir jetzt, wie du ihn besiegen kannst," fügte Hermione ebenso aufgeregt hinzu. "das könnte unsere einzige Chance sein..."
 

Ein Haus rückte in Sicht, das Haus der Potters. Sein Elternhaus. Hier hatte er das erste Jahr seines Lebens verbracht, hier war er glücklich gewesen.
 

Hier hätte er glücklich weiterleben können, wenn Voldemort nicht gewesen wäre.
 

Tränen stiegen ihm in die Augen. Seine Freunde hatten Recht und mehr als alles andere wünschte er sich, endlich die Wahrheit über jene Nacht zu erfahren. Elf lange Jahre hatte er geglaubt, seine Eltern wären einem Autounfall zum Opfer gefallen, bis er Hagrid getroffen und von ihrem Kampf gegen Voldemort erfahren hatte. Aber immer noch gab es offene Fragen, und ungelöste Rätsel. Alles was er jetzt tun musste, war abzuwarten und den Film weiter zu verfolgen, und er würde die Antworten finden.
 

Voldemort hob seinen Zauberstab und richtet ihn auf die Tür.
 

Aber er konnte es nicht tun. Wenn diese Schwarzmagierinnen etwas herausfanden, was Voldemort nicht wissen durfte, konnte alles zu Ende sein und das durfte niemals geschehen. Seine persönlichen Wünsche durften ihm nicht wichtiger sein als das Schicksal all derer, die unter Voldemort's Herrschaft litten. Er durfte nicht so egoistisch sein, niemals. Das war nicht, was Dumbledore ihn gelehrt hatte.
 

Das war nicht, wofür seine Eltern gestorben waren. Und Cedric. Und Penny. Und all die anderen.
 

Und er musste es jetzt tun, jetzt sofort! Denn wenn Voldemort erst das Haus betrat und er die Stimmen seiner Eltern hörte, würde er nicht mehr die Kraft dazu finden, soviel war sicher.
 

"Redusen!"
 

Im selben Moment, als Voldemort die Tür in die Luft sprengte, feuerte Harry genau den gleichen Spruch auf Lucilla Malfoy's Zauberstab ab. Die Tür zum Haus der Potters zerbarst in Tausende kleiner Splitter und der Zauberstab ebenso.
 

"Auf die Besen!" schrie er.
 

Verwirrung und Panik hätten größer nicht sein können. Orientierungslos zuckten die goldenen Blitze in alle Richtungen, die Mädchen fielen schreiend aus der Luft zu Boden, eines riss dabei ihre Mutter mit um. Die Urne stürzte ins Feuer, welches vom Blut des Hirsches beinahe vollständig gelöscht wurde.
 

Den Rest bekam Harry nicht mit, denn er stieg auf seinem Besen hoch in den Nachthimmel auf, gefolgt von Ron und Hermione. So wie es aussah, hatten ihre Gegnerinnen nicht einmal bemerkt, dass sie überhaupt da gewesen waren.
 

Außer einer. Die Gestalt Camille's kam in rasender Geschwindigkeit auf sie zugeschwebt, sie war nun wieder geisterhaft verzerrt und ohne feste Form. Ihre Augen rollten und ihr Gesicht war zu einer furchtbaren Fratze entstellt.
 

"Ignoriert sie!" schrie Harry. Die Gestalt an sich konnte ihnen nichts tun, sie war nur ein verschwindendes Echo. Die Geister von damals hatten Voldemort auch nicht verletzen können, nur ablenken und verwirren, und das war genau das, was Camille Lestrange jetzt versuchte. Wenn sie zu bremsen versuchten, oder vor Schreck von den Besen fielen, konnten sie immer noch den anderen Hexen in die Hände fallen.
 

Ohne sich aus der Bahn bringen zu lassen, raste Harry durch die Gestalt hindurch. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Narbe.
 

Dann explodierte etwas in seinem Kopf und das Letzte, was er hörte, war Ron's Stimme, die verzweifelt seinen Namen rief.
 

* * *
 

Immer noch keine Spur von Dean und Seamus....
 

Verdammt, wo mochten die beiden nur hingeflogen sein? Dies war doch der Teil des Moores, den sie absuchen sollten!
 

Oder etwa nicht? Hatte er sich verflogen?
 

Angestrengt suchten Neville's Augen das dunkle Moor ab, das unter seinem Besen vorbeiglitt. Es sah alles so gleich aus, ganz besonders jetzt in der Nacht. Schwarzes Sumpfgelände, dumpfer Morast, düstere Heide.
 

Waren das Bäume dort am Horizont? Etwa der Forbidden Forest? Oder nur ein unheilvoller Schatten, den er besser meiden sollte?
 

Herbstkahle Büsche streckten ihm klagend ihre dürren Zweige entgegen, als wollten sie Erlösung von der herannahenden Kälte erflehen. Vertrocknete Blattfetzen tanzten raschelnd durchs Heidekraut, oder trieben faulig und tot in den pechschwarzen Tümpeln. Der ferne Ruf eines Käuzchens ließ ihn zusammenschauern, alle Eulen trugen jetzt das Zeichen des Dunklen Lords, und waren somit Unheilsboten.
 

"Neville...."
 

Hatte er wirklich seinen Namen gehört, oder war es nur Einbildung? Suchten sie nach ihm? Aber es war töricht zu rufen, man konnte nicht wissen, wer einem dabei zuhörte. Hatten sie nicht ausgemacht, leise zu sein?
 

"Neville! Neville, mein Kleiner!"
 

Großmutter. Das war Großmutter's Stimme. Aber wie kam sie hierher? Wie hatte sie ihn gefunden?
 

Sie stand im Schilf hinter einem der Tümpel. Ihre lange grüne Robe war so gewaltig, dass sie sich zwischen Schlamm und den dichten Halmen verlor. Auf dem Kopf trug sie ihren Hut, den mit dem ausgestopften Geier, und um ihren Hals lag der Fuchspelzkragen.
 

"Komm zu mir, Neville!"
 

Sie lächelte, ein süßes, giftiges, unwirkliches Lächeln und winkte ihn mit ihrer großen roten Handtasche zu sich. Er fühlte einen schmerzhaften Stich, und ein Teil von ihm wollte alles um sich herum vergessen und einfach in ihre Arme stürzen. Ein weiterer Teil schrie ihm panische Warnungen zu.
 

"Komm zu mir, Neville! Oma hat so lange auf dich gewartet!"
 

Ein dritter Teil war starr vor Schreck und lähmte jede seiner Bewegungen, als er langsam über den Tümpel hinweg auf sie zu glitt. Das konnte nicht real sein. Diese Situation war so unwirklich, dass sie ihm schon beinahe wieder real erschien. Er musste im Moor eingeschlafen sein und einen Traum haben, anders konnte er es sich nicht erklären. Er vermisste sie so sehr, dass sie aus den Tiefen seines Unterbewusstseins hervor stieg.
 

Er durfte jetzt nicht schlafen. Er war allein im Moor und hier war es gefährlich. Und er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Er musste Dean und Seamus finden, und zu den anderen bringen. Harry verließ sich auf ihn.
 

Er durfte ihn nicht enttäuschen.
 

Sie streckte ihre Arme nach ihm aus, sein Besen schwebte jetzt über dem Tümpel, nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Ihre Lippen formten wieder seinen Namen, doch kein Laut drang daraus hervor, stattdessen hörte er ein wütendes Bellen.
 

Der Fuchskragen hatte den Kopf erhoben und kläffte ihn an. Knurrend und strampelnd wand er sich von ihrem Hals los und versuchte, sich durch die Luft auf ihn zu stürzen. Ebenso war der Geier auf ihrem Hut plötzlich zum Leben erwacht und wollte sich vom Stoff des Hutes losreißen. Es gelang ihm nicht. Er zog ihr den Hut vom Kopf und ihre grauen zotteligen Haare gleich mit.
 

Er riss ihr das Gesicht herunter. Wie eine Maske aus Haut.
 

Neville schrie. Der Besen entglitt seinen Beinen und Fingern und er stürzte hinunter, hinunter in das eisige Schlammwasser des Tümpels. Es war nicht tief, zum Glück reichte es ihm gerade bis zu den Knien.
 

Fassungslos lag er auf Händen und Knien im Morast und starrte die geisterhafte Frauengestalt am Ufer an. Er wusste jetzt, wer sie war, auch wenn sie in seinen Albträumen anders ausgesehen hatte. Die Angst lähmte jedes seiner Gliedmaßen, bis in die Fingerspitzen.
 

"Hast du mich so schnell vergessen, Neville-Schätzchen?" flötete Camille Lestrange und winkte mit einem toten Krötenkörper, der vor wenigen Augenblicken noch eine rote Handtasche gewesen war. "Aber natürlich, sie haben dich ja unter einen Memory Charm gestellt. Und nun kannst du dich nicht mehr daran erinnern, wie viel Spaß wir zusammen hatten. Wie schade."
 

Ihre Stimme klang lieblich und verspielt wie die eines jungen Mädchens. "Und an alles andere kannst du dich auch nicht mehr erinnern, nicht wahr, Neville? Keine Zaubersprüche, keine Zutaten für Zaubertränke, keine Bewegungen mit dem Zauberstab. Ist es ein schönes Gefühl morgens aufzuwachen, und nicht mehr zu wissen wie du heißt?"
 

"Du bist nicht wirklich," stammelte er, als zumindest seine Stimme ihm wieder gehorchte. "Du bist tot! Du bist nur ein dummer Traum!"
 

"Leider falsch," sagte sie und zuckte bedauernd mit den Schultern. "Leider zweimal falsch. Ich mag vielleicht tot sein, aber ich bin weder ein Traum noch ein Produkt deiner Phantasie. Ich kann dir versichern, dass ich höchst real bin."
 

Die tote Kröte klatschte vor ihm in den Schlamm - plumps.
 

Er wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. "Was willst du von mir?"
 

"Hmh." Sie zog die Stirn in Falten. "Zuerst - dein Erinnerungsvermögen ein wenig auffrischen. Dann ein bisschen mit dir spielen, schließlich wurden wir das letzte Mal unterbrochen. Und dann - dann könnte ich dich eigentlich umbringen. Aber erst, wenn du mich darum bittest, das ist natürlich Ehrensache."
 

Seine Angst war nicht schwächer geworden, aber langsam wich die schreckliche Lähmung aus seinem Körper und ihm wurde bewusst, was sie da eigentlich gesagt hatte. Achtzehn lange Jahre hatte er geglaubt, er wäre ein Trottel und könne sich nichts merken. Und jetzt, jetzt warf sie ihm ins Gesicht, dass er die ganze Zeit unter den Auswirkungen eines Memory Charms gelitten hatte. Sie hatten seine Erinnerung verändert, damit er nicht unter den schrecklichen Ereignissen von damals litt.
 

Aber sie war eine Lügnerin. Er durfte kein Wort von dem glauben, was sie ihm erzählte.
 

Und was, wenn sie Recht hatte? Dann war die Vergangenheit so schrecklich, dass all seine bekannten Ängste vor ihr verblassten. Der Schrecken, den er jetzt empfand, war nichts im Vergleich zu dem, was diese Frau noch auf ihn loslassen konnte.
 

Könnte sie ihn mit bloßer Angst töten? Vielleicht sogar das!
 

Harry, Hermione, Dean, Seamus! Wo waren sie nur, sie mussten kommen und ihm helfen! Irgendjemand, egal wer! Es durfte nicht so enden...
 

Aber sie würden nicht kommen und es war niemand da, der ihn retten konnte. Er war allein, allein mit allem, was er sein Leben lang gefürchtet hatte.
 

Verzweifelt wühlten seine Hände in seinen Taschen herum. Zappelnde kleine Tiere, über die er keine Gewalt hatte. Sie streiften seinen Zauberstab, was nützte ihm ein Zauberstab gegen die Angst? Er spürte den Stoff seines Umhangs und wie seine Finger ihn mit Schweiß durchtränkten.
 

Dann umfassten seine Hände etwas Kühles, Glattes, Rundes. APFEL. Zu seinem Erstaunen war es nicht seine eigene Stimme, die diesen Gedanken formulierte, sondern die fröhliche Stimme von Coral. Und genau diese Stimme war es auch, die ihm jetzt sagte: 'Wenn du nicht hast besiegt einen Feind, du musst dich stellen ihm wieder und wieder.'
 

Wieder und wieder. Solange, bis er den Sieg davontrug.
 

'Der Sorting Hat wird mit Sicherheit seine Gründe gehabt haben. Schließlich schickt er die Kinder immer ins richtige Haus.'
 

Das war Harry's Stimme. Harry, der ihn zu diesem Auftrag mitgenommen hatte, obwohl er genau wusste, wie sehr er sich gefürchtet hatte. Harry glaubte an ihn, glaubte, dass er die Angst besiegen konnte.
 

Auch Coral glaubte das.
 

Neville sprang auf die Füße, er konnte förmlich spüren wie die Wärme seinen Körper durchströmte, obwohl ihm in den nassen Klamotten nach wie vor eiskalt war. Seine Hände umklammerten den Apfel, wie ein kostbares Relikt und er richtete seine Augen fest auf die Geistergestalt, die einmal Camille Lestrange gewesen war.
 

Diese Frau war daran schuld, dass er nicht mit seinen Eltern aufwachsen konnte. Sie hatte seine Familie zerstört, ihn seiner Kindheit beraubt, ihm seine Kraft genommen. Seine Eltern lebten in einer Welt aus Albträumen, und er selbst war so sehr mit Vergessen überflutet worden, dass er einen Teil seines Gedächtnisses und seiner Magie verloren hatte.
 

"Du hast keine Macht über mich," schrie er sie an. "Nie wieder!"
 

Nie wieder!
 

Sie stieß Drohungen aus, flüsterte süße Versprechungen, murmelte Zauberformeln, aber nichts davon konnte etwas daran ändern, dass ihr Körper immer durchsichtiger, immer nebelhafter, mit einem Wort unwirklicher wurde. Er wusste nicht mehr, was er schrie, es mochten Mutmach-Phrasen oder auch Beschimpfungen sein, das war vollkommen gleich. Er redete ja nicht einmal mit einem wirklichen Menschen, sondern nur mit deren Echo.
 

Warum redete er eigentlich überhaupt mit ihr? Soviel Aufmerksamkeit braucht er ihr doch nicht zu geben?
 

Er schwieg, biss in seinen Apfel und nichts hatte ihm jemals besser geschmeckt. Er dachte an Coral, an Harry, an Hermione, und all seine anderen Freunde, die er bald, sehr bald wiedersehen würde. Er dachte an den Sieg über die Dunkelheit, den er soeben errungen hatte.
 

Er dachte auch daran, dass es längst nicht vorbei war. Wenn er erst jemanden gefunden hatte, der den Memory Charm außer Kraft setzen konnte, würde er die Schrecken von damals noch einmal durchleben müssen.
 

Aber dann würde er endlich wissen, wie groß seine Fähigkeiten wirklich waren. Und wer weiß, vielleicht hatte er sogar ein Talent für Zaubertränke. Professor Snape würde sicher vor Schreck in seinen Kessel fallen.
 

"Neville! Neville bist du in Ordnung?"
 

Seamus kam von seinem Besen gesprungen und fasste ihn bei den Schultern. "Wir haben uns solche Sorgen gemacht!"
 

"Das war Camille Lestrange, die da eben verschwunden ist!" Selbst Dean's dunkle Haut schien um einige Schattierungen blasser geworden zu sein, als er neben Neville landete. "Wie hast du ... wie war das möglich? Was ist passiert?"
 

"Es war so etwas wie ihr Geist, glaub' ich," versuchte Neville das Geschehnis in Worte zu fassen, "aber als ich keine Angst mehr vor ihr hatte, ist sie verschwunden. Aber ich weiß nicht, woher sie gekommen ist."
 

"Das können wir euch erklären. Ihre beiden Schwestern sind dafür verantwortlich, sie haben sie für das Ritual gebraucht, dass sie durchführen wollten. Aber zum Glück konnten wir es verhindern."
 

Das war Hermione, gefolgt von Harry und Ron. Harry saß vor Ron auf dem Besen, sein Gesicht war kalkweiß, und er schien sich nicht besonders gut zu fühlen. Hermione trug seinen Silver Arrow unter dem Arm.
 

"Sie haben Priori Incantatem angewendet," fügte sie hinzu, "aber das ist eine sehr lange Geschichte, und ich glaube, wir sollten zu Hause und in Sicherheit darüber reden!"
 

"Ich hab' euch auch sehr viel zu erzählen." Neville stieg auf seinen Besen. "Zum Beispiel, warum ich achtzehn Jahre lang nicht gewusst habe, wie man einen Kessel richtig herum aufstellt."
 

"Und ich könnte euch einen Vortrag über Freundschaft halten." Ron legte die Arme um Harry. "Zum Beispiel, dass der beste Freund erst vom Besen fallen muss, damit man weiß, was man an ihm hat."
 

"Heut' Nacht ist eine Menge passiert," sagte Harry, "aber fliegen wir erst mal nach Hause."
 

Tsuzuku…
 

*
 

Dark night, nothing to see,

Invisible hand in front of me.

Scared to death there's someone near,

Scared to move but you can't stay here.
 

You know me, evil eye!

You know me, prepare to die!

You know me, the snakebite kiss!

Devil's grip, the Iron Fist!
 

*
 

extra Extra EXTRA!!!!
 

tante voldie und onkel dumbi spielen schach
 

zickentantchen wär' wohl gern die schwarze königin *g*
 

aber das ist camelia
 

nein, ich glaube, es ist die frettchenmama
 

oder cho?
 

und wie wurde barty crouch junior überhaupt eine schwarze figur?
 

vergiss nicht, kate préah zurückzugeben, die gehört uns nicht
 

vielen dank, liebe kate, dafür darfst du auch eine tarotkarte werden,
 

das ist besser als so 'ne dumme schachfigur
 

ich will ein ritter sein, die dürfen hüpfen. oder ein bischoff
 

das heißt springer und läufer du trottel und es heißt auch nicht königin, sondern dame, du und deine anglizismen
 

du und deine spekulationen! intressiert mich alles nicht, ich will nur wissen, ob sie sich endlich kriegen!
 

neville und coral
 

hermioneundharryoderharryundronoderronundhermione
 

das alles und noch viel mehr erfahrt ihr nicht in der nächsten folge
 

denn in der nächsten folge geht es wieder einmal um weihnachtsbälle, liebeskummer, lord ewald, den nasenmann, nervige kinder und ... quidditch
 

das passt aber gut zusammen
 

ja, eigentlich geht es auch um was völlig anderes
 

In der nächsten Folge gibt's unter anderem ein Wiedersehen mit unserem alten Quidditch Captain Oliver Wood, und wir erfahren auch, was aus dem Rest der Bande geworden ist, zumindest aus einigen. Sie wollen allerdings nicht mehr Quidditch spielen...
 

wiesu denn bluß? wiesu denn bluß?
 

Aber zumindest Oliver steht unter ziemlichem Druck, es doch zu tun. Kann New Hogwarts helfen?
 

also schaltet wieder rein bei:
 

*
 

Coming July 2002 (wir wissen auch, dass es schon August is, aber das Ding war für Juli geplant und Yamato ist verplant)
 

Aber mit Sicherheit auf diesem Sender
 

Absolut kinderfeindlich gewaltverherrlichend und zensurfrei
 

Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 8: As far as Dreams can carry
 

*
 

Draco Dormiens Nunquam Titillandus



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2010-01-17T13:15:46+00:00 17.01.2010 14:15
OO...Oh mann....Ich raff das einfach nich mit diesen dummen Schwester von Lestrange!!! Und mit den dummen Kinder von denen...ich raff es einfach nich....
XDD Hehehe Neville + Coral XDDDD Voll süß!
Supi Kapi, wenn auch kompliziert...=D
Von:  Mialee
2007-07-27T20:23:48+00:00 27.07.2007 22:23
Endlich konnte ich weiterlesen!!!
Es wird echt immer besser... wo soll das nur enden??? Hab dich erstmal auf meine Favo-Liste gesetzt. Wie bestimmt schon viele vor mir. Kannst dich geehrt fühlen.. da steht nämlich sonst keiner drauf (bisher).
So, dann werde ich mal weiterlesen.
Greetz Mia
Von: abgemeldet
2004-01-20T15:14:20+00:00 20.01.2004 16:14
Tjo die familien malfoy/avery/lestrange verwirren mich irgendwie... liegt wahrscheinlich daran, dass ich es von den büchern her schon anders gewohnt bin... na, egal ^^
war wieder mal super zu lesen, bin schon gespannt, wies weitergeht *jetz gleich die nächsten kapitel runterkopieren werd*
Von: abgemeldet
2002-10-12T14:00:34+00:00 12.10.2002 16:00
ixch verstehe einiges nicht aber was solls mach so schnell wie möglich weiter aber ich hätte einige fragen nämlich was hat der Ring zu bedeuten? wo sind alle hogwars lehrer hin? was ist harrys geheimnies? und viele mehr kommt das noch drann (in der geschichte) oder muss ich dich selber fragen? Naja mach ganz schnell weiter biiiitttteeeee
Von: abgemeldet
2002-09-08T09:17:47+00:00 08.09.2002 11:17
Nochma' hallo Yama-maus!

Okay, das kann ich verstehen =o). Hab ab morgen auch wieder Schule un dann geht's in die 12. Klasse (wenigstens ohne Spanisch und Physik! Jaaa~aaa >,!!!
Von: abgemeldet
2002-09-05T13:07:15+00:00 05.09.2002 15:07
Yahoo, Yama-chaaaan!

Ich ma' wieder *lol*. Hab grad ne kleine Nachmittagslektüre mit deinem 7. Teil von "Amicus Draconis" eingelegt (btw: Was heißt 'Amicus Draconis' denn eigentlich übersetzt...? Ah, wahrscheinlich hast du mir das schonmal gesagt, aber da wird meine Fliegerbrille wohl zu eng geswesen sein und deswegen hab ich's wieder vergessen ^^;...). Aber weiter im Text! Hab mir extra Notizen während dem Lesen gemacht!
Nja, einmal fand ich es total niedlich, wie du Baby-Draco beschrieben hast *hihi*. Oh, und dann frag ich mich eins (weiß du, was ich mich frage? ^.~....): Woher weißt du denn so viel über Götter? Du musst ja haufenweise Bücher _verschlungen_ haben, um über so viele Gottheiten Bescheid zu wissen...o.0.
Anou...was war noch... ach ja! Dass es endlich mehr über das Leben im Malfoy-Haushalt zu lesen gibt, fand ich auch klasse! Was richtig gut, diese Passage :o).
Ha, und dann Ginny und Collin! Sowas von genial, diese Idee, dass sie beide vernarrt in Harry sind *lach*. Aber O.K, dieses Thema hatten wir ja mal *g*.
Die Beziehung zwischen Neville und Coral finde ich auch richtig niedlich. Das bringt einem zum Schmunzeln, es zu lesen :).
Soooda, das war's! Ah, ich sollte jetzt auch Schluss machen - weiß ja, dass du immer im Studierstress stehst ;o). Drück dir trotzdem die Daumen für's kommende Semester! Wenn du Zeit hast, meld dich doch einfach mal, ja?
C ya *knuddelz*
*Chisako* oda *Taichi* oda *Ryoko* odwieauchimmer
Von: abgemeldet
2002-09-01T19:38:24+00:00 01.09.2002 21:38
Hi!
Ich hab den Teil ja schon lange gelesen, aber da ich bei fanfiction.net nicht registiert bin, kan ich da glaube ich gar keine Kommentare schreiben. Also ich find die Story ja einfach super, ich glaub das die beste HP die ich bisher gelesen habe! Und ich will endlich wissen was mit den Slytherins war und was Draco für einen Plan verflogt und ob es vielleicht ein H/D Pairring gibt oder "gab". Bin jedenfalls gespannt bis zum geht nicht mehr undkann kaum den nächsten Teil abwarten!
Bye Sternschen
Von: abgemeldet
2002-09-01T17:27:20+00:00 01.09.2002 19:27
*freudasweitergeschriebenwurde*
mhm.... ich find' du solltest Hermine und Rod verkuppeln, die sind noch eines der lustigsten und sinnvollsten Couples.... *überleg


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