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Sophie Glacé

Anwesen de Jarjayes, 18.Juli 1789

Es dauerte einige Tage bis Sophie Rosalies Brief erhielt. Sie war überrascht von ihr einen Nachricht zubekommen. Natürlich hatte die Amme von dem Sturm auf die Bastille gehört, aber wie schlimm es wirklich in Paris war, wusste die alte Dame nicht. Nachdem sie das weitere Schreiben an den General übergeben hatte, zog sie sich mit dem ihrem zurück, um den Brief in Ruhe zu lesen. Jedoch kaum dass sie die ersten Zeilen gelesen hatte, weiteten sich ihre Augen und Tränen begannen über ihre Wangen zu rinnen.

„Oh, mein Gott…“, kam es gepresst von ihr.

Als sie von dem Tod ihres Enkels las, konnte sie nicht mehr. Sophie brach laut weinend über dem Brief zusammen. Ihr Körper war durch ihr Schluchzen gebeutelt.

//Oh, André… Warum nur?//

Mehr, als diesen einen Gedanken, brachte Sophie nicht mehr zustande. Ihr Herz schmerzte ins Unermessliche. Die Zeit schien in Sophies kleiner Kammer still zustehen. Draußen zwitscherten die Vögel und ein leichter Wind ließ in den nähen Bäumen die Blätter rascheln. Aber davon bekam das alte Kindermädchen nichts mehr mit.

//Warum hast du dich nur dem Kampf gestellt? Du sahst doch kaum noch etwas… Ja, ich habe es gemerkt. Ich hätte dich aufhalten können. Nein! Ich hätte es müssen! Warum habe ich es nicht getan? Es ist meine Schuld!//

Wieder wurde ihr Körper von erneutem Schluchzen erschüttert. Der Brief in ihrer Hand war bereits von ihren Tränen durchnässt und durch ihren Griff zerknittert.

Sophies Tränenfluss stoppte kaum. Aber sie versuchte sich die Tränen fortzuwischen, um den Brief zu Ende zu lesen. So nahm sie ihr Taschentuch und putzte sich umständlich die Nase. Anschließend versuchte die alte Frau den Brief wieder zu glätten. Die Worte Rosalies waren durch ihre Tränen bereits leicht verschmiert, aber dennoch lesbar.

Sophies Finger zitterten, als sie weiter las. Doch dann stockte ihr Atem, als nun von Oscars Tod las. Wieder verkrampfte sich die Hand, in dem der Brief sich befand.

//Lady Oscar… Erst André… und nun Ihr… Wieso musste das Geschehen? Oh, hätte Euer Vater, der General, Euch doch niemals als Mann erzogen. Ich habe es ihm damals gesagt. Es wird Unglück über das Haus bringen. Und ich habe Recht behalten. Lady Oscar war so eine wunderschöne junge Frau, auch wenn sie die Sturheit und den Dickkopf ihres Vaters geerbt hat. Wie gern hätte ich es gesehen, wenn sie sich, wie ihre Schwestern, heraus geputzt hätte und zu prunkvollen Bällen gegangen wäre. Sie wäre heute verheiratet und würde ihren Mann glücklich machen.//

Sophie musste ihre Nase schnäuzen, allein dieser letzte Gedanke ließ erneute Tränen in ihr hochkommen. Für Oscar hatte sie sich immer nur das Beste gewünscht.

//…aber wäre sie dann wirklich glücklich geworden? Ich erinnere mich an ihre Worte, wie sie mir einst sagte, dass sie froh sei, wie ihr Leben verlaufen wäre. Das sie Dinge lernen und auch erleben durfte, die keine andere Frau je erleben würde. Und bei ihren Worten strahlten ihre Augen wie zwei Sterne. Ich weiß, sie hätte mich niemals belogen. Egal wie sehr mich die Entscheidungen des Generals oder auch die ihren mir missfallen haben, war ich immer für Lady Oscar da. Sie war immer etwas ganz besonderes und das wird sie auch auf ewig bleiben.//

Das Herz der alten Dame zog sie stetig immer weiter zusammen und ihre Atmung war stockend. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und der Schock saß ihr noch immer in den Knochen.

//André hätte Lady Oscar bestimmt glücklich gemacht. Er war immer an ihrer Seite und hat sie beschützt. Seine Blicke, ihr gegenüber, sind mir in den letzten Jahren nicht entgangen. Sie waren so voller Liebe und Zuneigung, aber auch Schmerz habe ich darin sehen können. Es muss fast unerträglich für ihn gewesen sein. Wie gerne hätte ich es ihm erspart, aber wie hätte ich dies tun sollen? Niemals hätte ich ihn damals in ein Waisenhaus geben können, nach dem seine Eltern nicht mehr unter uns weilten. Er war so dankbar hier zu sein. Und ich erinnere mich an seinen entsetzten Gesichtsausdruck, als er merkte, dass Oscar kein Junge sondern ein Mädchen war. Aber schon damals hat Lady Oscar ihren Charme spielen lassen. Sie waren so schnell unzertrennlich. Damals waren sie wie Geschwister und für sie gab es keinen Standesunterschied. Nur dies änderte sich zum Teil mit den Jahren, wo sie langsam erwachsen wurden.//

Sophie wischte sich ein paar Tränen fort und seufzte dabei. Dann fiel ihr Blick zurück auf das Stück Papier in ihren Händen. Auch wenn es ihr schwer fiel, las sie nun den Brief zu Ende und erfuhr so, dass ihr Enkel und Lady Oscar sich doch gefunden hatten und wann und wo die Beerdigung sein würde.

//Sie haben sich gefunden. Das erfreut mein altes Herz. Ich hoffe sie befinden sich nun bei Gott, unserem Herren, und sind dort miteinander vereint.//

Wieder musste sich die Dame ein paar Tränen fortwischen.

//Es war niemals von Gotte vorbestimmt, dass die Eltern und Großeltern ihre Kinder überleben. Er hätte es niemals gewollt. Aber soll es für uns ein Zeichen sein? Ein Zeichen des Umbruches?//

Ihre Hand verkrampfte sich wieder um das Stück Papier und ihr Herz schmerzte immer schlimmer. Dann sackte sie langsam in sich zusammen.

Eines der Dienstmädchen fand sie eine halbe Stunden später und alarmierte sofort die Herrschaften wie auch einen Arzt. Dieser diagnostizierte Sophie unter einem starken Schock litt und ihr altersschwache Herz dies kaum verarbeiten konnte. Man sollte sich darum kümmern, dass Sophie ruhig blieb, um sich zu erholen. Wenn dies nicht geschehen würde, sah der Arzt keine große Chance mehr für das alte Kindermädchen. Sie war einfach nicht mehr die Jüngste.

Sophie selber hatte ein Beruhigungsmittel erhalten und schlief nun tief und fest. Dabei träumt sie von André und Oscar. Von deren Kindheit, aber auch von einer Zukunft die niemals geschehen würde. Wie die beiden heiraten und eine Familie wurden. Das dies nur ein Traum war, realisierte Sophie nicht.

So dauerte es einige Tage bis die alte Dame sich wieder etwas erholt hatte. Im Hause de Jarjayes herrschte eine Totenstille. Als Sophie erwachte, dachte sie alles wäre ein Traum gewesen, aber dies war nicht der Fall. Das traf die Amme wieder sehr. Auch das sie nicht wusste, wo genau die Gräber von André und Oscar sich befanden. Aus Rosalies Schreiben hatte sie entnommen, dass die beiden in Arras ihre letzte Ruhe finden sollten. Sophie hätte sehr gern die schweren Strapazen der langen Reise auf sich genommen, nur um sich noch einmal verabschieden zu können und die Gräber mit ein paar Blumen zu schmücken. Da ihr dies nun unmöglich war, stellte die alte Frau, nachdem es ihr soweit wieder besser ging, in die Zimmer der beiden jeden Tag frische Blumen. Niemand sprach mehr im Haus über das Geschehene.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-09-30T21:12:27+00:00 30.09.2008 23:12
Ohje, Sophie kann einen wirklich sehr sehr leid tun. Das sie ihre "beiden" Kinder auf diese Weise verloren hat. Ich mochte ihre Art in der Serie (und auch im Manga). Sie war wirklich einmalig.
Das sie nun ihr restliches Leben so allein verbringen muss, tat mir immer soo leid. Das sie sich gewünscht hätte, dass ihre Enkel mit Oscar zusammen kommt, dies konnte man ja besonders im manga erkennen.
Von:  MuadDib
2008-04-04T22:19:41+00:00 05.04.2008 00:19
omg :(
die arme.


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