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Der Schein trügt

Verliere dich nicht im Vergänglichen...
von

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Die Flucht

Als sie mit der Arbeit fertig war ging sie schnell zum Waschraum, um sich das Blut vom Rücken und den Schmutz aus der Wunde zu waschen. Das Wasser war trübe und sie konnte ihr Gewand nicht ausziehen, ohne große Schmerzen zu leiden. Als sie gerade versuchte es überzustreifen hörte sie eine Stimme: „Soll ich dir helfen?“ Es war Fion, ein Freund von Saoirse. Sie nickte und er half ihr aus dem Kleid und wusch ihren Rücken vorsichtig, immer darauf bedacht ihr ja nicht weh zu tun. „Was ist passiert? Hast du was falsch gemacht?“ „Nein, die Herrin Saraid hat mich bestrafen lassen. Sie hasst mich und macht es immer wenn sich gerade eine Gelegenheit ergibt. Ich habe einen fast leeren Eimer Milch verschüttet.“ Seine Finger fuhren sanft um die Wunden und wuschen das Blut ab. „Der Herr Fergal weiß nichts davon oder? Er hätte nicht zu gelassen, dass sie dich wegen so etwas bestraft. Er ist ein gütiger Mann und behandelt uns gut, doch seine Tochter hat ein Herz voll Gift. Warte kurz ich hole ein Stück Stoff, um die wunden zu verbinden.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum und holte einen Stoffstreifen, den er um Saoirses Körper wickelte. Sie zuckte zusammen, als der Stoff ihre Wunden berührte, wusste aber dass sie es aushalten musste, damit kein Schmutz hinein geriet und es sich nicht entzündete. „Ich danke dir Fion. Komm wir gehen in den Schlafraum, dort ist es schön warm.“ Sie verließen das Zimmer und Fion legte sich auf seinen Schlafplatz, während sich Saoirse neben die alte Órfhlaith setzte, mit der sie sich abends oft unterhielt.

„Guten Abend, Órfhlaith.“ „Hallo Mädchen, was ist geschehen“ Die Alte betrachtete Saoirses Rücken. „Ach, die Tochter des Herrn wollte mich mal wieder ein wenig ärgern.“ Sie sah Órfhlaith an und lächelte. „Es ist nicht so schlimm, ich bin das ja gewohnt.“ „Und der nette junge Mann dort hinten hat dich versorgt? Dass ist gut, wenn du einen Freund hast der zu dir steht, wo du so viel aushalten musst. Er hat wohl ein Auge auf dich geworfen, Kind.“ Sie sah Saoirse traurig an. „Doch du liebst ihn nicht, Kind. Du kannst ihn nicht lieben, wegen dem Fluch, den dir diese Hexe damals auferlegt hat, und das frisst dich innerlich auf. Es verzehrt deinen Mut und deine Standhaftigkeit. Bewahre sie dir, Mädchen, so lange du noch kannst. Ich habe schon lange keinen Mut mehr. Ich bin alt und werde in der Sklaverei sterben. Es macht mir jedoch nichts, denn der Herr ist gut zu uns. Nur Angst habe ich, dass uns seine Tochter übernimmt. Sie ist grausamer noch als die große Herrin Immaculata.“ Saoirse sah sie verwundert an. „Immaculata? Wer ist das?“

Die Alte schüttelte leicht den Kopf. „Oh eine grausame Hexe. Sie ist die Herrin dieses Landes und lebt in der großen Burg jenseits der Nebelwälder. Es heißt, dass jeder den sie segnet automatisch ihr Sklave wird und sie ist sehr streng. Sie beherrscht dunkle Zauberkünste kann jedoch auch heilen und leben schenken.“ In Saoirses Blick mischte sich Staunen mit Schrecken. „Sie kann wirklich jeden zum Sklaven machen? Oh ich würde auch gerne heilen lernen und zaubern, dann würde ich euch befreien. Ich wäre gern ihr Schülerin.“ „Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf, Kind! Selbst wenn du es schaffen würdest zu entkommen, würden dich die Wachen des Herrn finden und töten und wenn nicht, spätestens wenn du bei ihr wärst würdest du wieder in die Sklaverei übergehen und das bei einer viel grausameren Herrin. Sie nimmt nämlich nicht jeden dahergelaufenen Trottel als Schüler.“ Sie machte eine kleine Pause. „Obwohl du es wirklich mal zu etwas schaffen könntest. Ich wusste schon immer, dass du etwas Besonderes bist. Schon als ich dich vor sechzehn Sommern fand und bei mir aufnahm, wusste ich es. Doch schlaf jetzt. Es ist schon spät.“ Damit drehte sie sich um und schlief ein. Auch Saoirse ging zu ihrem Schlafplatz, blieb aber noch lange wach und dachte, wie jeden Abend, darüber nach wie se das Sklavenleben hinter sich lassen konnte.

Mitten in der Nacht wachte sie auf. Die Luft war dick und voller Rauch, der sie am Atmen hinderte und durch das Fenster drang ein roter Schein. Schnell stand sie auf und weckte die Schlafenden um sich herum. Ein paar waren schon wach und taten das gleiche. Sie rannten aus dem kleinen Haus und trugen die Alten mit sich bis zu einer Stelle an der man wieder atmen konnte, dann eilten sie zum Herrenhaus aus dem rote Flammen schlugen, die alles in ein warmes Licht tauchten. Die Wachen gaben ihnen Anweisungen am Fluss Wasser zu holen um das Feuer zu löschen. Als Saoirse auf dem Weg zum Wasser an Órfhlaith vorbei kam, die mit den anderen Alten in Sicherheit vor dem Rauch auf dem Boden saßen, blieb sie kurz stehen. Die Alte sah sie eindringlich an. „Flieh, Kind. Jetzt ist der Augenblick an dem du die Chance bekommst, die du immer wolltest. Also flieh über den Fluss in den Wald, vielleicht hast du Glück.“ Mit Tränen in den Augen umarmte Saoirse Órfhlaith noch ein letztes Mal. „Auf Wiedersehen und Danke.“ Dann rannte sie in die Dunkelheit zum Fluss.

Dort angekommen watete sie ins Wasser. Plötzlich hörte sie in der Nähe eine Stimme. „Hey, was machst du da? Bleib stehen!“ Angst ergriff sie, ein Wächter hatte sie gesehen und rannte schneller in das Wasser. „Saoirse, pass auf!“ Fion! Sie drehte sich um. Der Wächter hatte mit einer Armbrust auf sie gezielt und drückte gerade ab. Sie kniff die Augen zusammen, doch der Pfeil traf sie nicht. Ein Schrei erschallte. Fion kniete am Ufer vor dem Wächter. Saoirse verstand erst nicht, doch dann begriff sie. Er hatte geschrieen, er hatte den Pfeil abgefangen. Sie wollte gerade zu ihm eilen, da drehte er sich um und sah sie an. „Lauf!“ Sie zögerte kurz, dann riss sie sich von ihm los und watete weiter ins Wasser bis sie von den Stromschnellen erfasst wurde und an einen Ast geklammert den Fluss hinunter trieb.



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