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Der Baum am Meer

Gedanken eines Blinden
von

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An jenem Tage

Wie ein Schlag ins Gesicht traf mich diese Nachricht.

Ich wurde Kreidebleich und gleichzeitig wurde mir mit einem so heiz das mir schwindlig wurde und ich nicht wusste was ich dagegen hätte tun sollen.

Nie wieder Laufen? Aber wie sollte ich so all die Dinge noch erledigen die ich noch so gern hätte mit Oscar erleben wollen? Jetzt war ich also nicht nur fast Blind, nein jetzt war ich auch noch ein Krüppel.

Ich fing an mich zu hassen. Wenn ich nicht ständig nur darauf besonnen war Oscar zu beschützen würde es mir nicht immer so schlecht gehen, ging es mir durch den Kopf. Aus dem Hass wurde Angst. Angst was nun alles noch kommen würde.

Unweigerlich stiegen mir tränen in die Augen, ich hätte sie auch gar nicht unterdrücken können, denn all die Anspannung der letzten Monate platzten nun aus mir heraus wie Federn aus altem alten Kissen.

Ich hob meinen linken Arm, das einzige was ich Momentan, außer meinem Kopf, bewegen konnte und fasste mir an die Stirn. Ich war verzweifelt.

Oscar nahm meine Hand und drückte sie fest. „Aber André, das wichtigste ist das du noch Lebst. Was sind denn schon zwei Beine, im Gegensatz zu deinem Leben? Sie sind doch nur eigene Hilfsmittel um sich von A nach B zu bewegen. Wenn du es nicht mit eigener Kraft kannst, André... du hast uns alle zur Hilfe. Deine Großmutter, mein Vater, Alain, Rosalie, und all die anderen und natürlich mich.“, sagte sie zu mir, aber sie selbst konnte ihre Tränen nicht leugnen. Insgeheim war sie ebenfalls genauso traurig und wütend zugleich wie ich. Ich weis nicht ob sie es auf sich selbst war oder auf mich.

Mir war es auch egal, viel wichtiger war ihre Anwesenheit.

„Oscar, ich .... ich habe Angst.“, offenbarte ich ihr.

„Natürlich hast du das und es ist vollkommen in Ordnung. Jeder würde sich davor fürchten.“, sie lächelte schwach. Ihre andere Hand legte sich auf meine Wange, streifte meine Haare und ruhte schliesslich neben meiner Schulter auf den Lacken, während sie sich zu mir herunter beugte und mich küsste.
 

Einige Tage vergingen in denen ich mein Bett nicht verließ.

Doch in mir war etwas was mich dazu brachte mich an das Fenster zu quälen und mich dort zu setzen. Zum Glück war niemand rein gekommen der es hätte sehen können.

Ich wollte nicht abhängig von anderen sein, ich wollte weiterhin so Frei sein wie vor dem Unfall, doch war mir das nun wohl nicht mehr möglich. Am liebsten wäre ich aus dem Fenster gesprungen um dem allem ein Ende zu setzen. Doch bei meinem Glück hätte ich wohl selbst dies Überlebt. Zumal man mich im ersten Stock einquartiert hatte, also würde das aus dem Fenster springen nicht viel bewirken.
 

Es verstrichen weitere Monate in denen ich mich mit Selbstmitleid quälte und allen um mich herum das Leben noch schwerer machte als es ohnehin schon war.

Meine Großmutter brach jedes mal in Tränen aus wenn sie meinen Blick traf, wie gern hätte sie mir geholfen aber es war ihr genauso wenig möglich wie den anderen denen es wohl genauso zu Herzen ging, es nur nicht offen zeigten.

Nach dem verhängnisvollen Sommer war der Winter angebrochen in dem ich das Haus nicht ein einziges mal verließ.

Einige im Hause wurden schwer Krank. Keuchhusten und Diphtherie war im Umlauf. Genauso wie die Pest in Paris tobte, aber glücklicherweise gelang sie nicht bis in das Anwesen hinein.

Oscars Tuberkulose schritt weiter voran, trotz das die viel an der Luft war und sich dem Treiben der Großstadt fernhielt.

Der Frühling brach an und ich machte mich daran meinen gewohnten Tagesablauf so gut es ging wieder aufzunehmen.

Das einzige Problem war, das ich keinen mehr hatte. Ich hatte keine Arbeit mehr am Anwesen und somit auch keinen Tagesablauf mehr. Also musste ich mir eine andere Beschäftigung beschaffen. Meine Großmutter meinte ich solle anfangen zu Nähen, dafür bräuchte man keine Beine.

„Ich bitte dich.... Ich und nähen....“, ich machte ein abfälliges Geräusch.

„Und was ist mit deiner Uniform? Wenn sie kaputt war hast du sie auch repariert.“

„Das ist doch was völlig anderes...“

„Ist es nicht. Das ist genau das gleich als wenn du Topflappen Strickst, André!“, jaulte meine Großmutter. Von der Tür aus schallte ein fröhliches Lachen herüber.

„André. Las deine Großmutter doch, sie versucht doch nur dir ein bisschen Abwechslung zu beschaffen.“, sagte Oscar und kam auf mich zu.

Elegant, wie eh und je, lies sie sich auf mich fallen und schlang einen ihrer dünnen Arme um meine Schultern.

„Vielleicht kannst du mir ja dann ein Kleid nähen. In ein paar Wochen gibt es einen Ball. Nichts besonderes, ein kleiner schlichter für die übrig geblieben Aristokraten.“

Unweigerlich musste ich lachen.

„Natürlich. Und als nächstes Schneidere ich dir eine ganze Garderobe zusammen.“, in meinem Tonfall lag viel Ironie und Spott.

„Dann kann man dir nicht helfen, Junge.“, maulte Großmutter.
 

Am Morgen hatten mich ein paar der Lakaien mit denen ich befreundet war, unter die alte Linde im Garten gebracht wo ich auch den Tag verbrachte.

Ich lauschte den Vögeln, roch den Duft des gemähten Grases, und hörte von weiter her das Donnern eines anbrechenden Gewitters.

Irgendwann aber musste ich wohl eingeschlafen sein. Denn als ich wieder wach wurde, hörte ich neben mir das aufgebrachte zwitschern einer Amsel, und alles war nass und kalt.

Also hatte ich wohl die Nacht hier unter dem Baum verbracht. Seltsamer weise war eine Decke über mich gebreitet. Verwirrt richtete ich mich auf, wollte aufstehen aber dann viel mir wieder ein ‚Du kannst nicht gehen!‘. Frustriert über die Erkenntnis und den glauben daran verlierend, das vielleicht doch alles nur ein Traum war, holte mich die Realität wieder, als ich Huftritte auf dem Kiesweg hinter mir hörte.

Der Morgen war wunderschön.

Alles roch so frisch, die Sonne kitzelte einen unter der Nase und die vielen Vögel die um einen herum flogen als ob man gar nicht da war. Man hörte sogar das eilige brummen von Bienen und Hummeln die sich in der Morgenfrische an dem süßen Nektar der Blüten stillten.

Das Pferd was auf mich zu kam blieb stehen. Jemand stieg ab und ging auf mich zu, ich konnte seinen Gang im Gras hören. Mein Gehör war schärfer geworden.

„André...“, es war Oscar’s Vater.

„Ja?“

„.....Oscar liegt im sterben.“

„Was?“

Da war es also. Die Nachricht auf die ich gewartet hatte und doch gehofft hatte, das ich sie nie bekommen würde.

Oscar. Meine Oscar starb gerade. Panik überkam mich. Die ewige Dunkelheit um mich wurde noch düsterer, und das meine Beine praktisch wie ausgelöscht waren, veranlasste meinen Körper zu solch einen Kraft aufwand, das ich anfing mich mit meinen Armen über den Boden zu ziehen, dabei immer wieder nach Oscar rufend.

General Jarjayes, packte mich und zog mich nach oben. Irgendwie gelang es ihm, mich in den Sattel zu bekommen und ritt zurück zum Anwesen.

Am Abend zuvor, so sagte man mir, wurde sie auf einmal ohnmächtig und seit dem hatte sich ihr zustand um Minute zu Minute verschlechtert.
 

An diesem Tag endete Oscars kampf.
 


 


 

Nachwort

Leider ist das fünfte und auch somit das Letzte Kapitel nicht ganz so lang geworden wie ich es mir erhofft hatte. Aber leider blieben mir einfach die Einfälle für ein richtig gutes Ende aus.

Ich entschuldige mich bei allen dafür. Und auch dafür das es so lange gedauert hat (und dann auch noch so kurz).

Ich hoffe aber das es euch gefällt. Das was hiernach passiert steht ja im Prolog. Ich denke da sollte es keine frage geben ^^

Falls dennoch etwas unklar sein sollte, bitte ich darum mir Bescheid zu geben :D

Die nächste FF ist auch schon in Planung ;)

LG lis'beth



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-10-01T08:48:01+00:00 01.10.2008 10:48
Ja der Humor von Andre, selbst in dieser schlimmen Lage, fand ich auch witzig. Deine FF ist wirklich voller Dramatik, dass man sich ein paar Tränchen fast nicht verkneifen kann.
Von:  KathyColin
2008-07-07T23:18:44+00:00 08.07.2008 01:18
Hi!
Ich habe gerade eben deine ganze Story gelesen. Du schreibst sehr gefühlsvoll und Bildlich. Als oscar starb hatte ich tränen in den Augen und als Andre nicht mehr laufen konnte.Schön fand ich auch den Galgenhumor den Andre an den Tag legte. Ich musste schmunzeln.
Danke für diese wundervoll FF.

Lg Kathy


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