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Wer sich nicht kennt...

Star Trek Voyager
von

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Drei Tage irrte er schon durch die makeranische Wüste. Er wusste nicht, wie er hierhergekommen war. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wer er war. An seiner Brust hatte er ein komisches Zeichen, einen Anstecker, gefunden. Nachdem er ihn eine Weile angesehen hatte, hatte er ihn weggeworfen. Er bedeutete ihm nichts. Allerdings hatte er noch ein zweites Gerät, an seinem linken Oberarm befestigt, entdeckt. Und irgendetwas, ganz hinten in seinem Kopf, sagte ihm, dass dieses Gerät auf keinen Fall entfernt werden durfte, auch, wenn er nicht wusste, warum nicht. – Die Wüste nahm kein Ende. Er fühlte sich zwar kein bisschen ausgelaugt, war aber sehr einsam. Aber da, auf dem Hügel, da stand jemand! Die Gestalt winkte. Er ging näher auf den Hügel zu und erkannte, dass die Gestalt eine Frau war. „Kommen Sie“, schrie sie, „Sie sind gerettet.“ Erfreut beschleunigte er seine Schritte. Als er oben stand, auf dem Hügel, sah er, dass die Wüste hinter der Hügelkette schon vorbei war. Grüne Wiesen streckten sich aus und er sah etwas, das wie ein Feld aussah, voller wachsendem Getreide. Hinter dem Feld war ein altmodisches Dorf, voller zweistöckiger Bauernhöfe und Häusern aus Holz.

Er lächelte kurz, dann wandte er sich der Frau zu. Sie musterte ihn misstrauisch. „Sie sind nicht von hier“, murmelte sie. Er zuckte mit den Schultern, dann musterte er sie auch. Sie hatte langes, rotes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und stechend grüne Augen. Außerdem hatte sie kleine Erhebungen auf ihrer Stirn, die bei näherem Hinsehen einen Kreis bildeten. Ihre Kleidung war sehr simpel, braun und bäuerlich. „Mein Name ist Kimera. Wie ist Ihrer?“

Er sah sie durchdringlich an. Ein Name? Er erinnerte sich nicht, jemals einen gehabt zu haben. „Ich weiß es nicht.“

Kimeras misstrauischer Blick verwandelte sich sofort in einen mitleidigen. „Sie wissen Ihren Namen nicht? Wissen Sie denn überhaupt, woher Sie kommen?“

„Nein – das weiß ich nicht.“

„Kommen Sie mit mir. Wir werden auf Sie achten, bis es Ihnen besser geht.“ Sie lächelte und ging den Hügel herunter. Er folgte ihr langsam.

Vor dem Dorf gab es einen großen Bauernhof und auf den steuerte Kimera zu. Es war wie die anderen ein Holzhaus. Kimera öffnete die Haustür – sie war nicht verschlossen. „Schatz?“ Sie wies ihn hinein. „Ich habe einen Freund mitgebracht.“

„Sind Sie verheiratet?“

„Ja.“ Sie wollte gerade weiterreden, als ihr Mann aus einem Nebenzimmer kam. Er war groß, stattlich, hatte auch rote Haare und grüne Augen. Sein Blick fiel sofort auf den Mann neben Kimera. „Wer ist das?“

„Der Mann war in der Wüste, als ich ihn fand. Er weiß seinen Namen nicht mehr, Kelek. Wir müssen ihm helfen.“

„Immer kommst du mit irgendwelchen Fremden nach Hause“, sagte er, jetzt aber wenigstens etwas freundlicher. „Okay, tu, was du für richtig hältst.“ Er sah sie noch einmal vielsagend an, dann ging er in ein anderes Zimmer. Kimera folgte ihm und ließ ihren neuen Freund in dem Wohnzimmer zurück.

„Wer ist der Mann, Kimera? Von wo kommt er?“

„Ich sagte doch, ich weiß es nicht. Ich fand ihn in der Wüste. Er konnte froh sein, dass ich gerade einen Spaziergang machte.“

„In der Wüste? Sieh ihn dir doch einmal an! Seine Haarfarbe, Seine Augenfarbe, seine Kleidung! Er scheint nicht einmal von dieser Welt zu kommen.“

Und Kelek wusste nicht, wie Recht er hatte.
 

In den nächsten Tagen, blieb Kimera fast die ganze Zeit bei ihrem Freund. Sie stellte Fragen, suchte Antworten; versuchte einfach alles, damit sein Gedächtnis wiederkäme. Sie machte es aus Hilfsbereitschaft, sie war noch nie eigennützig gewesen. Und doch war sie sehr neugierig, wer dieser Mann sein konnte. Er hatte ein paar sehr merkwürdige Eigenschaften. Er aß nicht, er trank nicht, er schief noch nicht einmal. Auch hatte er nicht gewusst, wie man auf dem Feld arbeitet oder kocht. Kimera hatte ihn auch nach dem Gerät gefragt, das er an seinem Arm trug, doch auch darauf hatte er keine Antwort. Er wiederholte nur öfters, dass man das Gerät auf keinen Fall entfernen dürfte.

Gerade, als Kimera mehr über seinen Beruf in Erfahrung bringen wollte, ging die Tür auf und Kelek kam herein. Er blutete stark aus dem rechten Bein. Kimera sprang auf. „Kelek, was ist passiert?“

„Ich habe mir mit der Sense ins Bein geschnitten. Die anderen sagten, ich solle mich hinlegen und ausruhen.“

Bei diesen Worten stand Kimeras „Patient“ auf und verließ wortlos das Haus. Die beiden sahen ihm entgeistert hinterher.
 

Nach einer halben Stunde kam er wieder, die Hände voll mit Pflanzen und Kräutern. Er sah sich um. Es war niemand im Raum, vielleicht waren sie im Schlafzimmer. Mit dem Fuß klopfte er leise an. Kimera öffnete. „Wo waren Sie?“ Hinter ihr sah er Kelek liegen. Kimera hatte ihm provisorisch das Bein verbunden. Er starrte auf die Türschwelle, in der Kimeras Freund stand, die Arme voller Kräutern. Dieser betrat, ohne eine Antwort auf Kimeras Frage zu geben, das Zimmer und ging auf Kelek zu. Der zuckte ein wenig zusammen, als ihm der Verband abgenommen wurde. Die Wunde darunter sah hässlich aus. Kelek sah, wie der Mann vor ihm Kräuter prüfend ansah, ein paar zerriss und ihm auf die Wunde legte. „Ein paar sind schmerzlindernd und die anderen heilend“, erklärte er. Dann legte er den Verband wieder an. Er richtete sich auf und lächelte zufrieden. „So“, sagte er. Kimera starrte ihn an. „Woher haben Sie diese Kenntnisse?“

Er sah zu ihr herüber. „Ich weiß es nicht…“
 

Am Abend ging er wieder raus um sich die Sterne anzusehen. Das tat er jeden Abend. Irgendetwas brachte ihn dazu. Kelek und Kimera lagen in ihrem Bett. „Ich vertraue ihm immer noch nicht“, sagte Kelek.

„Warum nicht? Er hat deine Wunde versorgt und es tut nicht mehr weh, nicht wahr?“

„Nein, aber ich traue ihm trotzdem nicht. Er ist nicht wie wir! Er hat nicht einmal das Zeichen auf seiner Stirn. Kimera, der Mann bringt uns Unglück!“ Mit diesen Worten stieg Kelek aus dem Bett und verließ das Schlafzimmer. „Kelek!“ Kimera sprang auf und lief hinterher. Als sie zur Haustür kam, ging Kelek langsam auf den Mann zu, der da im Gras saß und die Sterne ansah. Kelek ging näher heran und riss mit einem Ruck das Gerät von seinem Arm herunter.

Kimera schrie auf, als er verschwand; der Mann, der vor Sekunden noch fest und greifbar vor ihnen im Gras gesessen hatte, hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Kelek drehte sich langsam um, das Gerät in der Hand und sagte: „Kimera, es ist vorbei. Dies war anscheinend ein Dämon oder Geist, den ich in dieses magische Amulett eingesperrt habe. Du musst keine Angst mehr haben.“

Kimera schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus. Sie hatte die ganze Zeit keine Angst gehabt. Sie hatte diesem Mann immer vertraut und das tat sie auch immer noch. Und sollte er tatsächlich ein böser Geist oder ein Dämon sein, so wollte sie sich wenigstens von ihm verabschieden.
 

In den nächsten Tagen blieb Kelek noch zuhause, um sein Bein zu schonen. Das Gerät hatte er in seine Nachttischschublade eingeschlossen. Den Schlüssel dazu trug er immer um den Hals. Doch als er dann wieder arbeiten ging, nutzte Kimera die Chance. Sie nahm eine Haarnadel und brach das Schloss auf. Dann nahm sie das Gerät heraus und sah es argwöhnisch an. Was nun?

„Geist, ich befehle dir, verlasse dein Gefängnis und komm zu mir!“

Nichts geschah.

„Dämon, der du wohnst in diesem Amulett, erscheine!“

Erleichterung breitete sich in Kimera aus, dann Panik. Er war kein Geist und auch kein Dämon, das war gut, aber… was war er dann? Für Kimera gab es kein Zurück mehr. Sie probierte alles aus, Sprüche, Beschwörungen, bis ihr nichts mehr einfiel. Dann sah sie die kleinen Erhebungen und Vertiefungen auf dem Gerät und sie lächelte. Sie drückte auf dem Gerät herum, bis sie ein leichtes Vibrieren spürte. Und mit einem leisen woosh erschien er. Was auch immer er war. Er drehte sich langsam zu Kimera um. Sie sah ihn halb erschreckt, halb wütend an. Die Trauer und Enttäuschung zeigte sie nicht.

„Was sind Sie?“

Plötzlich schossen Bilder vor seinem geistigen Auge vorbei. Er, in einem Raum voller Verletzte; er, singend mit einer blonden Frau, die er nicht kannte… aber…

„Seven of Nine!“

„Was?“

Die Bilder beschleunigten sich. Er, sich vor Schmerzen krümmend, während Henry Starling ihn bloß ansah und lächelte… die Voyager… das war seine Heimat, da gehörte er hin, denn er wusste, wer er war! Und als die Erinnerungen verblassten, als der Strom Bilder versiegte, lächelte er. „Kimera, ich weiß es wieder! Ich weiß, wer ich bin!“

Plötzlich verschwamm alles um ihn herum, es war erschreckend, doch als alles schwarz wurde, lächelte der Doktor immer noch.
 

Eine ganze Woche hatten sie das Suchprogramm laufen lassen. Sie hatten gehofft, dass die Daten nicht gelöscht wurden. Es verging keine Minute, in der nicht einer vom Ingenieursstab darauf achtete, dass nichts schiefginge. Und endlich, nach einer Woche, hatte sich das Warten gelohnt. Ein kleines Blinken auf der Computerkonsole in der Krankenstation alarmierte Lt. Torres, die gerade das Programm überwachte. „Torres an Janeway!“

„Sprechen Sie.“

„Captain, das Suchprogramm hat angeschlagen. Ich glaube, der Doktor hat es geschafft.“

„Ich komme sofort. Janeway Ende.“

Als Janeway die Krankenstation betrat, wartete Torres bereits auf sie. „Das Suchprogramm transferiert gerade alle Daten in das Programm des Doktors zurück“, begann sie ohne Umschweife. „Es ist nur noch eine Frage von Minuten.“

„Gut. Aktivieren Sie ihn dann gleich.“

„Aye. Und noch etwas: Er wird etwas verwirrt sein, wenn er jetzt aktiviert wird. Bedrängen Sie ihn nicht sofort mit Fragen.“

„Das werde ich berücksichtigen.“ Eine Weile standen die beiden Frauen sich gegenüber und warteten. Dann ging die Tür auf und Seven of Nine trat ein.

„Ich wäre auch gerne dabei.“ Torres grinste.

„Woher wussten Sie davon?“

„Ich war in dem Moment, als Sie anriefen, auf der Brücke.“

„Na dann…“ In dem Moment machte ein lauter Ton darauf aufmerksam, dass es soweit war. Nach einem kurzen Check aktivierte Torres das Programm des Doktors. Er sah sich um und fragte sofort: „Was ist passiert?“

Janeway lächelte. „Das ist eine lange Geschichte…“

„… die ich gerne hören würde. Wo ist Kimera?“

„Kimera?“

„Ja, Kimera von Makerra. Sie hat… mir geholfen.“

„Ah. Wissen Sie, das ist sehr kompliziert. Ich beginne am besten ganz am Anfang: Wir wurden von feindlichen Raumschiffen angegriffen. Dabei wurde Lt. Torres verletzt. Sie kamen sofort in den halb zerstörten Maschinenraum, denn Torres‘ Zustand war zu ernst um sie zu transportieren oder gar zu beamen. Als Sie sich gerade um sie kümmerten, wurden Sie aber von einem Stromschlag getroffen, der aus der Konsole kam, die neben Ihnen war. Ihnen schien nichts passiert zu sein, aber dann merkten wir, dass etwas nicht stimmte. Ihre ganzen Erinnerungen, Kenntnisse, alles war plötzlich fort. Wir dachten schon, wir hätten Sie verloren, da entdeckte Seven eine Fehlfunktion im Computer. Etwas kleines, wir konnten es schnell reparieren. Aber es wies auf etwas hin. Wir forschten weiter und hatten schnell die Vermutung, dass Ihre Daten alle im Computer waren, übertragen bei dem Stromschlag, der Sie traf. Wir konnten sie aber nicht finden, schon gar nicht herausfiltern, und da entwarf B’Elanna ein Suchprogramm. Es hatte die Aufgabe, Ihre Daten im Computer zu finden, und in Sie zu übertragen.“

„Das ist ja schön und gut“, unterbrach der Doktor sie, „aber was hat das mit Kimera zu tun?“

„Wir mussten Sie dazu deaktivieren“, erklärte Janeway weiter, als wäre nichts geschehen. „Dann schickten wir das Suchprogramm los. Es dauerte lange, es durfte nichts auslassen, bis es alles gefunden hatte. Auf seinem Weg kreuzte es auch das Holodeck. Und da ist wohl etwas hängengeblieben. Das klingt vielleicht seltsam, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Torres es gerade erst entwickelt hatte, und es sozusagen ein Prototyp war. Es hatte wohl Daten verwechselt, oder es war einfach irritiert, jedenfalls sandte es ein paar Daten sofort zu Ihrem Programm. Und wahrscheinlich haben Sie sie vermischt und erlebt. Sie kamen ohne Gedächtnis auf den Planeten Makerra und trafen dort auf – wie hieß sie noch – Kimera. Es war nicht vorgesehen gewesen, dass Sie alles miterleben, dass sie mitbekommen, was da passiert. Aber Sie haben es bemerkt, und das war wohl auch eine Hilfe. Nach ungefähr einer Woche haben Sie es geschafft und Sie stehen wieder hier. Mit all Ihren Daten. Seien Sie froh, dass das Suchprogramm alles gefunden hat.

Das ist unsere Fassung der Geschichte. Ihren Teil haben Sie selbst erlebt, obwohl ich gerne erfahren würde, was da passiert ist.“ Sie machte eine kurze Pause. „Naja. Sie müssen es ja nicht erzählen. Ich bin froh, Sie wiederzuhaben.“ Sie verließ die Krankenstation, Torres nickte dem Doktor zu und folgte ihr dann. Seven blieb noch stehen.

„Was der Captain Ihnen nicht erzählt hat“, sagte sie sanft, „ist, dass Sie nie wirklich alleine waren. Es war immer jemand hier, der auf das Suchprogramm und Sie aufgepasst hat.“

„Hat dieser jemand auch gesehen, was ich erlebt habe?“, fragte der Doktor nervös.

„Nein. Das ist Ihre Geschichte.“

„Ich habe jetzt das Gefühl, ich wäre ein Fremder…“

„Das ist wohl ganz natürlich. Ihre Daten waren in einem ganz anderen Computer gespeichert. Aber Sie werden hoffentlich wieder zu sich selbst finden. Wer sich nicht kennt… der kann nicht mit anderen zusammenleben. Aber darum geht es auf der Voyager. Um Zusammenleben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-25T12:23:54+00:00 25.07.2008 14:23
Eine meiner Lieblingsgeschichten XD. so sweet.


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