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Traditions

Tendershipping (auch Bronzeshipping)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese FF geht endlich weiter :D
In diesem Sinne: Ich heiße alle alten Leser zurück und die neuen Willkommen!
Viel Spaß :) Komplett anzeigen

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Wut

Er spürte das Glühen, das sich in ihm ausbreitete. Er spürte die Hitze, die sich in dem Körperteil zwischen seinen Beinen sammelte. Es wurde hart, während unzählige Erinnerungen an seinen fernen Geliebten seine Gedanken umkreisten. Das goldene Haar, von welchem einzelne Strähnen über seine Haut streichelten. Hände, die über seinen Körper glitten an die verbotensten Stellen. Küsse, die auf seinem ganzen Körper verteilt wurden. Die lavendelfarbenen Augen, die ihn so lüstern um mehr baten. Marikus Finger wanderten nach unten – er konnte nicht anders. Sein Kopf war voll von all den Dingen, die er mit dem biegsamen Körper Maliks schon angestellt hatte. Und das war gewiss nicht wenig. Marikus Bewegungen wurden immer schneller bis die geballte Hitze sich auf einen einzelnen Punkt konzentrierte und dann endlich entwich. Sein Körper erzitterte leicht und ein Seufzen entwich Mariku. Er drehte das Wasser noch etwas auf und hielt sein Gesicht direkt in den Strahl. Warum war Malik nur so weit weg?
 

Nach einer Viertelstunde verließ Mariku die Dusche und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Genüsslich streckte er die Arme und ließ seine Gelenke knacken. Nachdem er sich den Kampfanzug übergestreift und den weißen Gurt befestigt hatte, inzwischen hatte er gelernt diesen so zu binden, dass er nicht mehr wieder aufging, setzte sich Mariku wieder auf das Bett und holte sein Handy aus der Tasche, die daneben lag. Kein Netz. Wie schon die ganze Zeit. Mariku seufzte. Er wusste selbst, dass es albern war jeden Tag auf das Display zu starren, wenn es schon seit der ersten Minute in diesem Haus keinen Empfang hatte. Ein einziger Balken hätte doch schon gereicht, damit er Malik eine Nachricht senden konnte! Aber nein – sogar das war ihm nicht vergönnt. Genervt steckte Mariku das Handy wieder in die Tasche und verließ das Zimmer. Er marschierte in die Küche und knurrte Ryou ein „Morgen“ zu, der gerade etwas aus dem Kühlschrank holte.
 

„Morgen“, kam es von dem Kochenden zurück. Ryou drehte sich auch so gleich zu Mariku und lächelte diesen an. So langsam gewöhnte er sich an die schlechte Laune des anderen am frühen Morgen. Er beobachtete wie Mariku sich an den Tisch setzte und grimmig zur Seite sah. Unschlüssig drehte Ryou die Karotte in seiner Hand und wand sich dann wieder der Kochfläche zu. Er holte ein Messer und schnitt das Gemüse. Leise fing er an zu summen, wie so oft beim Kochen. Auf einmal spürte er etwas an seiner Schulter. Erschrocken fuhr er herum – mit dem Messer in der Hand – und verfehlte dabei nur um Haaresbreite seinen Lehrmeister.

„Hey, Messer sind gefährlich." Bakura hob abwehrend die Hände vor seinen Körper.

Ryou war so in seine Tätigkeit vertieft gewesen, dass er Bakuras Ankommen gar nicht mitbekommen hatte. Nun stand er da und bedrohte ungewollt mit einem großen Messer eben diesen. Ryou spürte wie seine Wangen heiß aufglühten.

„Oh. Entschuldigung“, murmelte er leise und senkte den Blick.

„Passiert“, erwiderte der andere nur und fuhr fort, während er behutsam das Messer aus Ryous Hand nahm. „Guten Morgen, Ryou. Ich dachte wir hatten uns darauf geeinigt, dass Mariku die Zutaten schneidet.“ Bakura drehte sich bei den Worten zu dem Ägypter, der nur ein „Hmpf“ als Antwort gab.

„Guten Morgen“, erwiderte Ryou etwas zu spät und sah wieder zu seinem Lehrmeister.
 

Bakura legte das Messer vor Mariku auf den Tisch und fügte in der gewohnt provozierenden Stimme ein „Hopp, hopp“ hinzu. Das entlockte dem Morgenmuffel ein tiefes Knurren, doch nichtsdestotrotz stand er auf, nahm das Messer und ging rüber zu Ryou.

Erleichtert lächelte dieser Mariku an. Alles selbst zu schneiden hätte eine Weile gedauert und dann wäre die Zeit zum Umziehen wieder knapp geworden. Er wollte nicht schon wieder zu spät kommen. Gestern waren es wieder zwanzig Runden geworden, da sich Mariku nach dem Mittagessen davor gedrückt hatte den Abwasch zu machen und Ryou alles selbst spülen und abtrocknen musste. Doch diese zwanzig Runden waren ihm schon leichter gefallen als die Runden an den zwei Tagen davor, auch wenn er immer noch leichten Muskelkater verspürte. Bei jedem Schritt zog etwas in seinen Beinen und – Ryou errötete stets bei dem Gedanken leicht – in seinen Pobacken. Wie konnte er bloß da Muskelkater haben?!

„Was soll ich schneiden?“, unterbrach Mariku Ryous Gedanken. Ryou zeigte hastig auf die schon bereitliegenden Karotten und den Lauch.

„Das bitte alles. Die Karotten gewürfelt und den Lauch ganz normal klein schneiden, bitte.“

Ohne ein weiteres Wort machte sich Mariku an die Arbeit. Ryou derweilen holte den Topf und füllte ihn mit Wasser. Wie hatte Mariku es eigentlich gestern geschafft rechtzeitig zu sein? Er musste keine einzige Runde laufen, auch wenn er trotzdem mitgelaufen war. Er wollte nicht aus der Übung kommen, hatte Mariku erklärt. Dabei war Mariku ein so viel größerer Morgenmuffel als Ryou und trotzdem schaffte er es rechtzeitig zu sein. Ryou stellte den Topf auf die Kochplatte. Vielleicht sollte er es wie Mariku machen und schon umgezogen zum Tisch kommen?

 

Ryou rannte zum Dojo. Er konnte das noch schaffen! Schon wieder hatte er es vergessen die Zeit im Auge zu behalten, dabei war er extra schnell beim Frühstück gewesen und Bakura hatte Mariku dazu verdonnert abzuwaschen. Doch der Ausblick, den Ryous Zimmer diesen Morgen bot, war etwas Besonderes gewesen. Das Licht der Sonne ragte nur ganz leicht über den Bergen hervor und erleuchtete die Wiese vor dem Haus. Die Bäume des Waldes, der dahinter begann, waren gehüllt in das Grau des Morgens, während auf der Wiese der Tau auf dem Gras im Sonnenlicht glitzerte. Dieser Kontrast hatte Ryous Aufmerksamkeit sofort eingefangen und er wollte es festhalten, bevor der Moment vorbei war. Doch das hatte unweigerlich dazu geführt, dass Ryou nun zu spät war. Er hatte es geschafft sich in Rekordzeit umzuziehen und rannte zum Dojo. Als er aus dem Zimmer stürmte, hatte der Wecker noch 8:59 angezeigt. Atemlos erreichte er die Halle und huschte hinein. Bakura und Mariku saßen schon bereit auf dem Boden. Unsicher, ob er es geschafft hatte oder nicht, kniete Ryou sich neben Mariku und richtete seinen Blick unverwandt auf Bakura. Dieser sah gerade auf die Uhr über dem Eingang.

„Eine Minute“, verkündete er schließlich.
 

Bakura sah die Resignation auf Ryous Gesicht und seufzte innerlich. Was hielt ihn nur immer auf? Es konnte nicht nur die Zerstreutheit sein. Bakura klatschte in seine Hände und sie alle verbeugten sich. Er drehte sich um, so dass er das Portrait an der Wand sah und klatsche ein weiteres Mal. Nach der zweiten Verbeugung stand er auf und verkündete den Beginn der Aufwärmzeit.

 

„Heute werden wir den Shiho-Nage und den Ude-Osae, die ihr die letzten Tage geübt habt, aus den verschiedenen möglichen Attacken lernen. Grundsätzlich bleiben die Techniken gleich, unabhängig von dem Angriff. Jedoch sind die Einleitungsbewegungen unterschiedlich.“ Bakura stand vor ihnen in einer Angriffshaltung, während die beiden Schüler noch auf dem Boden hinknieten. Beide ließen ihren Lehrmeister für keine Sekunde aus den Augen. Es war schon ihr zweites Haupttraining für den Tag.

„Wir haben bis jetzt immer aus dem Ai-Hanmi Angriff geübt.“ Bakura unterbrach kurz, um die zwei Schüler zu mustern. „Mariku, komm her“, sagte er schließlich.
 

Mariku schnaubte – eher aus Gewohnheit – und erhob sich graziös. Er stellte sich gegenüber seinem Lehrer und streckte seinen Arm aus. Seine Augen funkelten herausfordernd sein Gegenüber an.

„Ai-Hanmi bedeutet, dass ich mit rechts das rechte Handgelenk des Gegners greife. Oder mit links das Linke. Beides haben wir schon sowohl mit Shiho-Nage als auch Ude-Osae geübt.“
 

Ryou hörte der Erklärung aufmerksam zu, jedes einzelne Wort wie ein Schwamm aufsaugend. Er wollte nicht nur die Technik beherrschen, wovon er noch Meilenweit entfernt war, sondern auch die dazugehörige Theorie wissen.

„Es gibt auch den Gyaku-Hanmi. Dabei greife ich mit links nach dem rechten Handgelenk des Gegners, oder mit rechts nach seinem Linken.“ Bakura umklammerte mit starken Fingern Marikus Handgelenk. Mariku verdrehte nur innerlich die Augen – was machte es schon für einen Unterschied mit welcher Hand man angriff? Und warum gaben sie dem ganzen Fachnamen? Wen kümmerte es in einem echten Kampf wie die Techniken hießen, wenn man Erfolg damit hatte? Früher hatte er nicht mal Techniken verwendet. Er hatte sich auf seine Instinkte und brutale Kraft verlassen. Das brachte ihn viel Erfolg ein, meist. Zu Anfang hatte er oft blaue Blutergüsse und einmal zwei gebrochene Rippen gehabt, aber daraus lernte man schließlich, nicht wahr? Nach den ersten Niederlagen blieb er bis heute ungeschlagen. Außer von Bakura.

Marikus Blick wurde glasig und ungeduldig lehnte er sich leicht nach vorne. Ein alt bekanntes Gefühl strömte durch seine Adern und rang in seinen Ohren wieder. Ein roter Schleier legte sich über all seine Gedanken und schrie nach Kampf. Oh, wie hatte er es vermisst.

„Mariku, probiere jetzt einen Ude-Osae.“
 

Ryou lehnte, ohne sich dessen bewusst zu sein, nach vorne in Erwartung. Das war Marikus Chance sich zu beweisen und Ryou konnte erahnen, wie wichtig das dem jungen Mann war. Doch als sein Blick über Bakura streifte, fühlte er ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit über ihn waschen. Die Augen waren kalt. Kalkulierend. Unnachgiebig.
 

Bakuras Stimme hatte Marikus Gedanken unterbrochen, doch nun fügte sich der Befehl wunderbar in das Chaos in seinem Kopf. Schlagen. Treten. Anspringen. So viele verschiedene Möglichkeiten. Doch Ude-Osae ordnete all diese Gedanken und brachte sie in eine Linie. Die Technik besagte, dass man die Kontrolle über den Ellbogen des Gegners übernahm. Klasse. Damit konnte man den Arm brechen.

Mariku merkte nicht, wie seine Lippen in der Parodie eines Grinsens auseinandergezogen wurden, um scharfe Zähne zu entblößen.

Ohne Vorwarnung griff er nach dem Arm seines Opfers und drehte diesen zur Seite. Wie in den Tagen davor schon geübt, führte er in einer kreisenden Bewegung den Arm über sich und legte Kraft hinein. Gleich würde der Typ auf dem Boden um Gnade winseln! Gleich würde er das vertraute Geräusch von brechenden Knochen hören.
 

Ryou riss seine Augen auf sobald Mariku die Technik gestartet hatte. Wieder hatte er dieses komische Gefühl ein Raubtier und keinen Menschen zu sehen. Marikus Bewegungen waren nicht fließend, wie in den Tagen zuvor bei den Übungen immer, sondern abgehackt. Sie waren kraftvolles Ziehen und Stoßen und kein anmutiges Führen. Ryou spürte wie seine linke Hand begann zu zittert, doch er konnte die Augen nicht von dem Geschehen abwenden.

 

Mariku blinzelte. Anstatt eines niedergeschlagenen Gegners auf dem Boden, sah er Bakura vor ihm mit einem ausdruckslosen Gesicht. Seinen Arm hatte er anscheinend mit Leichtigkeit befreit. Mariku schluckte. Scheiße. Er hatte schon wieder…er schluckte ein weiteres Mal. Er hatte…

 

Bakura drehte sich zurück Richtung Ryou, der seine linke Hand fest mit der rechten umklammerte, und fuhr seine Erklärungen in einer fröhlichen Stimme fort. „Nun, wie man sieht, kann man den Ude-Osae nicht genau so ausführen bei einem Gyaku-Hanmi wie bei einem Ai-Hanmi. Man muss eine Spiegelverkehrte Technik anwenden. Auch Irimi genannt.“
 

Mariku hörte der Erklärung nicht zu. Er hatte die Kontrolle verloren und diesen Scheißtypen interessierte es nicht mal! Er ballte seine Fäuste zusammen und drehte sich betont langsam zu Bakura, der weiterhin erzählte. Dazu in einer Stimme, als gäbe es nichts anderes auf der Welt als Sonnenschein und singende Vögel.
 

Ryou hatte die Szene mit einer Mischung aus Angst und Faszination betrachtet. Als sein Lehrmeister den Rücken zu Mariku gewandt und seine Erklärungen begonnen hatte, fingen Ryous Augen an sich zu weiten. Wie konnte er sich so völlig ungeschützt zeigen? Dann hatte er die Stimme gehört. Fröhlich, munter. Sogar Ryou empfand es als verstörend. Mariku war doch sichtlich ausgerastet, oder? Wie konnte Bakura da nur so heiter und nonchalant über Techniken reden und den Ausbruch völlig übergehen? Ryou hatte beobachtet wie Mariku vermutlich einen ähnlichen Gedanken gehabt hatte. Zuerst hatte er überrumpelt gewirkt, doch nun sah Ryou das unterschwellige Zittern. Kaum wahrnehmbar, doch vorhanden. Eine Aura der Mordlust legte sich um Mariku und umschlang ihn wie ein Kokon. Ryou war sich sicher, dass aus diesem kein hübscher Schmetterling schlüpfen würde. Wobei Mariku sicherlich zwei glitzernde Flügel stehen würden – Ryou weitete seine Augen noch weiter. Wie konnte er so etwas Absurdes ausgerechnet jetzt denken? Jetzt, wo er wahrscheinlich gleich Zeuge eines Blutbads werden würde? Er musste Bakura warnen! Dieser plauderte haltlos weiter ohne auch nur Ansatzweise die Gefahr wahrzunehmen! Doch Ryou konnte sich nicht rühren. Er konnte seinen Blick nicht von dieser grotesken Tragikomödie nehmen.
 

Kurz bevor Mariku bereit zum Sprung war, fiel sein Blick auf Ryou. Er sah die angespannten Schultern. Die Finger, die sich tief in die Hand gruben. Das Weiß der Knöchel. Die völlig leeren Augen. Weder Angst noch Sorge lagen darin. Mariku atmete tief durch und ließ mit der Luft auch die Wut aus seinem Körper entweichen. Seine Fäuste lösten sich wieder und mit Willenskraft ließ er seine Arme entspannt neben dem Körper hängen, eine völlig harmlose Haltung zeigend.

 

Abrupt verschwand die Anspannung. Das Knistern in der Luft, das Ryou fast hätte wirklich hören können, erlosch. Er beobachtete wie Marikus Haltung sich entspannte.

„Ryou. Hilf mir mit der nächsten Technik.“

Bakuras Worte rissen Ryou aus seiner Starrheit und sein Kopf schellte zur Seite, bis sein Blick Bakuras traf. Völlig ahnungslos blinzelte er.

„Hast du eigentlich zugehört? Mariku, setz dich endlich.“ Ein lautes Seufzen des Meisters hallte im leeren und sonst stillen Dojo wieder. Sogar die üblichen Geräusche von draußen konnte man kaum hören. Die Geräusche der Welt waren gedämpft von den großen Schiebetüren, die zugezogen waren.

„Ich glaube keiner hat zugehört. Also nochmal…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RyouxBakura
2015-12-03T17:23:06+00:00 03.12.2015 18:23
Bis jetzt tolle Geschichte und bis jetzt Gut geschrieben :3
Leider habe ich erst gestern angefangen es zu lesen, aber es fesselt :)Hoffe mal das nicht nochmal so ne lange Pause kommt :D


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