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An Angels Passion

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Schatz der Prärie

„Ich hole mir heute Nacht den ‚Schatz der Prärie‘ – V-A“
 

Mehr stand nicht auf der Visitenkarte, welche Commander Luza der Ramrodcrew reichte. „V-Angel“, knurrte er dabei. „Dreist genug, das Verbrechen anzukündigen.“ – „Beinahe, als gäbe er uns die Chance ihn aufzuhalten. Wenn wir es nicht schaffen, das zu verhindern, sind wir mit schuld an der Tat, “ überlegte Saber laut. „Bereiten wir uns also vor, “ entschied Fireball. Colt nickte. „Wie ist der Raum gesichert?“ fragte er. Luza breitete auf dem Tisch vor ihnen einen Raumplan aus. „Wir haben Bewegungsmelder hier, hier und hier.“ Er tippte auf die entsprechenden Punkte. „Dann noch Lichtschranken in den Bereichen und ein Lichtfeld vor dem Objekt der Begierde, das sich an dieser Wand befindet.“ Er wies auf die Stelle. „Damit das Gemälde keinen Schaden nimmt ist ein Abstand von fünfzig Zentimetern zwischen Feld und Bild und endet knapp sechzig Zentimeter unterhalb der Glaskuppe“, erklärte er dann. Das Team nickte. „Machen wir uns bereit.“
 

Die Nacht war mondlos und schwarz. Ohne die künstlichen Lichter wäre alles in unwirklichen Schatten verschmolzen. Doch sehr viel realer schien das, was sie sahen auch nicht. Die Gestalt war am Glasdach kaum auszumachen. Sie war ebenso schwarz wie der Himmel hinter der Scheibe. Geräuschlos und geschmeidig glitt sie hinab, schob sich problemlos durch die Lücke zwischen Lichtfeld und Raumdecke und landete behände in dem schmalen Raum hinter dem Schutzschild und dem Objekt ihrer Begierde. Einen Augenblick lang betrachte die Erscheinung das Gemälde, dann hob sie es behutsam von der Wand und löste es fachmännisch und lautlos aus dem Rahmen. Dann wurde die Leinwand zusammengerollt und sorgsam in eine Bilderrolle. Die Rolle schnallte sich die Gestalt auf den Rücken und wollte eben den Weg, den sie gekommen war, zurückverfolgen, als jemand rief: „Denk nicht mal dran.“
 

Aus den vier Ecken des Ausstellungsraumes traten Colt, Fireball und April. Saber trat hinter dem Täter auch aus seinem Versteck. Der Dieb wand sich überrascht nach allen Seiten. Die Starsheriffs näherten sich ihm. Er musste handeln. Mit zwei schnellen Schritten stieg er die Wand hinauf und sprang von dort aus elegant über die Lichtmauer. Lautlos landete er auf der anderen Seite und hatte das Überraschungsmoment für sich. Mit solch akrobatischem Geschick hatten sie nicht gerechnet. Im schwachen Schien der Leuchtwand war nur die schwarze Kleidung zu erkennen, die ihn einhüllte. Colt zog seinen Blaster. „Nur keine Zicken“, mahnte er. Der Dieb glitt aus dem Schussfeld und warf sich auf den Boden. Von dort stützte er sich mit den Händen ab und ließ seine Beine durch die Luft sausen. Der Tritt, den der verdatterte Rennfahrer umwarf, war nicht kräftig, aber schwungvoll. Der Scharfschütze schaute verblüfft zu seinem Hombre, da bekam er ebenfalls zwei Kicks ab. Der erste riss ihm die Waffe aus der Hand. Der Zweite sorgte für eine unsanfte Landung neben dem Kameraden. Der Einbrecher sprang über die beiden hinweg und flüchtete in Richtung des Museumsvorraums. Saber und April nahmen die Verfolgung auf. Colt und Fireball rappelten sich hoch und setzten ihnen nach. Der Dieb war schnell und schien seinen Weg zu kennen, denn er sich den verborgenen Lichtschranken geschickt aus, als wüsste er genau, wo sie verborgen waren. Längst hatten die Bewegungsmelder die Sirenen ausgelöst. Doch versagte hier die Zusammenarbeit zwischen den Museumswächtern und der Ramrodcrew. Die Wächter waren davon ausgegangen, dass die Besatzung des Friedenswächters V-Angel fassen würde und hatten ihre Posten verlassen. Deshalb waren sie nicht zur Stelle um den Dieb im Vorraum abzufangen. Im Laufen riss Saber seine Beine vor, glitt dem Flüchtigen zwischen dessen und brachte ihn hart zu Fall. Der Recke erhob sich. Gleichdarauf erreichten Fireball und Colt den Raum. April fand den Lichtschalter und knipste die Beleuchtung an.
 

Sie rissen die Augen auf. Der enge, langärmlige Overall verriet deutlich, dass es sich bei V-Angel um eine Frau handelte. Ihr Gesicht war jedoch vollständig maskiert. Man konnte nicht mal ihre Augen sehen, da eine Sonnenbrille, oder etwas, dass so aussah, sie bedeckte. Der Dieb V-Angel war eine Diebin. Kein Zweifel. Saber starrte fassungslos auf die Liegende. Hinter ihm meldete sich Colt tadelnd: „ Das ist dir doch hoffentlich jetzt peinlich, Säbelschwinger.“ Der Gefragte wurde rot und knurrte zurück. „Was für eine Frage.“ V-Angels nutze die Gunst des Augenblickes und feuerte einen kleinen Haken aus dem kleinen, dunklen Kasten an ihrem Arm in die Höhe des, ebenfalls glasüberdachten, Vorraumes. Ein Drahtseil spannte sich und rollte sich an einer Spule innerhalb des Kastens auf. So schoss V-Angel mit den Beinen voran durch die Luft und die Scheibe in deren Rahmen der Haken steckte. Dann verschluckte die Nacht sie. „Und das ist dir jetzt hoffentlich noch peinlicher!“ ließ sich der Cowboy vernehmen. „Colt, wenn du nichts nettes zu sagen hast, halt einfach den Mund“, gab der Blondschopf zurück und schüttelte fassungslos über sich selbst den Kopf. Fire klopfte grinsend Colt auf die Schulter. „Ich wette, du kriegst als nächstes die Chance, es besser zu machen.“ Der grinste zurück: „Besser auf jeden Fall. Im Gegensatz zu unserm Oberheld schlag ich die Frauen nicht in die Flucht. Und schon gar nicht so wortgetreu.“ Der Rennfahre lachte: „Ja, du kriegst von den Weibern nur ordentlich eine auf die Rübe.“ Prompt meldete April. „Das letzte Mal ging es ja eher in die Hose.“ Der Scharfschütze errötete. Saber wand sich zu ihnen um. „Leute, bitte! Könnt ihr euch wieder auf den Diebstahl konzentrieren?“ Gespielt unschuldig fragte der Scharfschütze nach: „Was gibt es da noch zu konzentrieren. Das Bild ist weg.“ – „Und die Diebin auch, “ fasste Fireball zusammen, aber weder er noch Colt konnten sich das Lachen verkneifen. „Und wenn du sie dir nicht so genau angesehen hast, wie es ausgesehen hat, dann haben wir nicht einmal einen Hinweis, “ ergänzte April munter. Neckend erwiderte Fire: „Das wird ihm nicht viel nutzen. Bei den Kurven ist ihm sicher schwindlig geworden.“ April stieß ihren Freund an und grinste schelmisch. „Ja, nicht jeder hat so eine gute Kurvenlage wie du, Matchbox.“ Der Schwertschwinger unterbrach die unangenehmen Scherze seiner Kollegen. Am liebsten wäre er nämlich vor Scham im Boden versunken. „Ich geh mir die Aufzeichnungen der Überwachungskameras ansehen. Vielleicht geben die ja Aufschluss, “ sagte er und verließ den Raum. Mit einem immer noch erheitertem „Ich komm mit, die Kurven will ich mir auch noch mal genauer ansehen“, folgte Colt ihm.
 

Am folgenden Morgen war Passion die erste, die in die Stadt fuhr. Da die Vorfälle der letzten Nacht den Blondschopf nicht hatten schlafen lassen, bat er sie ihn mit zu nehmen. Er sagte ihr jedoch nicht, warum er mitfahren wollte, schließlich war die Sache eine Undercover-Mission. Schon bald nach dem sie losgefahren waren, stellte Saber fest, dass dies nicht seine klügste Entscheidung gewesen war. Nicht nur, dass Passions Fahrweise, gelinde formuliert, recht schwungvoll war, sie fluchte zu dem noch wie ein Rohrspatz über die anderen Verkehrsteilnehmer. Die Stimmung des Recken, die schon nicht die beste war an diesem Morgen, litt darunter sehr. An einer kleineren Kreuzung nahm ein anderer Autofahrer ihnen die Vorfahrt, worauf hin Passion herzhaft „Du blöder, kleiner Flachwichser“ fluchte und Sabers Geduldsfaden zum reißen brachte. Entsetzt entfuhr es ihm: „Ich glaub, ich hab mich grad verhört? Nicht mal der Rennfahrer flucht so derb. Passion, das gehört sich doch nicht für eine junge Frau.“ Die amüsierte sein Tonfall. „Bitte? Ich nenn die Dinge beim Namen. Was ein ‚Scheißklavier‘ ist, bleibt eins auch wenn man es ‚Kotflügel‘ nennt.“ Damit mochte sie Recht haben, dennoch beharrte er: „Ein bisschen bessere Umgangsformen könnten dir nicht schaden.“ – „Darüber hat sich noch keiner beschwert“, entgegnete sie leichthin. „Dann hast du den falschen Umgang“, stellte er fest. Skeptisch hob sie die Augenbrauen und schielte zu ihm hinüber. Kritisierte der gerade ihre Schwestern? So lange kannte er sie doch nicht. Was fiel dem also ein. „Hast du was an meinem Umgang auszusetzten?“ hakte sie deshalb nach. „Wenn du mich so fragst: Ja! Ein hübsches Mädchen wie du sollte nicht so reden. Das passt doch nicht, “ erklärte er und sah aus dem Fenster. „Was bitte hat das jetzt mit meinem Aussehen zu tun?“ fragte sie, dann bremste sie scharf, weil jemand ohne zu blinken aus einer Parklücke fuhr, und schrie durchs geöffnete Fenster auf ihrer Seite: „Erst den Kopf aus der Erde ziehen und dann fahren.“ Das war ja nicht zum aushalten. Genervt erwiderte er: „Weil man das von einer jungen Dame nicht erwartet. Und bitte hör endlich zu fluchen auf.“ Schon zum Trotz tat sie es nicht. „Verdammt noch mal. Faith hatte Recht. Du bist ein Stockfisch, “ stellte sie klar. Trocken antwortete Saber: „Nein, nur gut erzogen.“ Lachend gab Passion zurück: „Oh, bitte. Gut erzogen würd ich das nicht nennen, wenn jemand mit einer Latte im Arsch durch die Gegend läuft.“ So viel Unverschämtheit trieb dem Recken die tiefe Schamesröte ins Gesicht. Beinahe wäre er aus dem Sitz gerutscht. „Oh Gott, wo bin ich da bloß rein geraten? Schon mal was vom blauen Blut gehört?“ Sie verstand die Andeutung auf seine adlige Herkunft sofort, war aber kaum dadurch zu beeindrucken. „Blaues Blut. Ach du Scheiße, “ lachte sie auf. „Was hockt denn da in meinem Auto. Da ist meine Granny gar nicht vornehm genug für deine Visage.“ Granny war der Name ihres Autos, weil dies schon recht altes Model war. „Noch eine, die ihrem Auto Namen gibt?“ Er verdrehte die Augen. „Es würde mir schon vornehm genug sein, wenn du anstatt zu fluchen, den Mund halten würdest.“ Ungerührt erhielt er zur Antwort: „Willst du mir in meinem Auto den Mund verbieten. Dann steig aus. Aber bilde dir nicht ein, dass ich extra für dich anhalten werde.“ Da sie gerade auf der Stadtautobahn fuhren, entgegnete er: „Ich verzichte aufs Aussteigen, aber das nächste Mal nehm ich mir Ohrstöpsel mit.“ Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihn bei voller Fahrt rausschmeißen würde. „Oho“, ertönte es nun munter von der Fahrerseite. „Das ist lustig. Du willst freiwillig noch mal Taxi Passion nutzen. Hart im nehmen was?“ grinste sie vieldeutig. Sein Blick blieb unverändert aus dem Fenster gerichtet. „Die drei Chaoten schon gesehen, mit denen ich unterwegs bin? Das härtet ab.“ Jetzt lachte sie laut auf. „Das sind doch keine Chaoten. Da hab ich es schon mit ganz andern Kalibern zu tun gehabt. Du willst abgehärtet sein? Du Weichei.“ Spätestens jetzt war klar, dass sie vor Adligen oder anderweitig bessergestellten Personen überhaupt keine Achtung hatte. Saber hatte ihr mit dem Hinweis auf seine Herkunft nur eine gute Angriffsfläche geboten und sie nutzte sie sofort gnadenlos. „Abwarten, bis sie volle Fahrt aufnehmen, dann weißt du, wovon ich rede“, gab er lahm zurück. „Kannst du jetzt endlich weniger aggressiv fahren? Die anderen haben auch ein Recht, die Straße zu nutzen, “ wollte er dann ungeduldig wissen. Ungerührt konterte sie: „Ich fahre, nicht du, also Klappe halten. Du bist doch angeschnallt.“ Prompt gab sie doch glatt noch ein bisschen Gas und überholte recht riskant das Fahrzeug vor ihnen. „Ein Hobbyrennfahrer?“ Er begann schon religiös zu werden. „Ich will lebend in der Stadt ankommen, ansonsten hätt ich auch mit meinem Kumpel herfahren können.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, fragte er sich, warum er nicht gewartet hatte, bis Fireball ausgeschlafen war. Die Fahrt wäre nur halb so schlimm geworden, da der Pilot wesentlich weniger fluchte. Passion amüsierte die ganze Fahrt immer mehr. „Ich hab schon immer das Gegenteil gemacht, von dem, was man mir gesagt hat. Das war viel lustiger. Regeln sind schließlich dazu da um gebrochen zu werden, “ erklärte sie munter. „Ok, dann bring mich jetzt bitte um, “ versetzte der Blondschopf trocken und testete gleich ihre Worte auf den Wahrheitsgehalt. Der Rotfuchs grinste breit: „Nö. Es ist besser, wenn du lebst. Wenn du tot bist, kann ich dich ja nicht mehr quälen.“ Na, wenigstens ein kleiner Lichtblick. Dennoch hielt der Säbelschwinger sich die Hand vor den Kopf. „Ich muss vollkommen übergeschnappt sein“, stellte er fest und wollte dann wissen: „Wie viele Verkehrsunfälle hast du heute schon verursacht?“ Vergnügt gab sie Auskunft. „Hab meine Quote noch nicht erfüllt, aber der Tag ist ja noch lang.“ Der Recke schüttelte den Kopf. „Ist deine ganze Familie so ...verquer?“ – „Verquer?“ wiederholte sie. „Wo hast du die abgedroschen Redensart her. Wir haben Willis Jahrhundert schon längst verlassen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.“ Gereizt entgegnete er: „Ja, wenn ich dir so zuhöre, sind wir wieder im tiefsten schwarzen Mittelalter gelandet.“ Sie runzelte die Stirn. „So weit zurück meinte ich eigentlich nicht. Willi hat doch nicht im Mittelalter gelebt.“ Worauf wollte der jetzt hinaus? Da folgte auch schon die Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. „Ich rede ja auch von deiner und nicht von meiner Ausdrucksweise, Passion.“ Verstehend grinste sie. „Ach so, du hoffst darauf, dass die Hexenverbrennung wieder eingeführt wird.“ Der Recke nickte. „Du wärst die erste, die ich auf den Scheiterhaufen schmeiße.“ Wieder lachte sie laut und herzlich. „Meine persönlich Bestleistung. Du kennst mich kaum einen Tag und hasst mich mit der Glut von tausend Sonnen.“ Er grinste: „Tausend und einer.“
 

Damit hatte sich das Blatt gewendet. Passion, die grundsätzlich jeden Schlagabtausch genoss, weil sie darin immer überlegen war, hatte eben ihren Meister gefunden. Denn die gute Kinderstube brachte auch eine gute Bildung mit sich und Saber verfügte über beides. Passion beschlich das unangenehme Gefühl, ihn unterschätzt zu haben. Sie war ein intelligentes Mädchen, dem man nur schwer gleich kommen konnte, doch Saber, so schien es nun, war ihr ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. „Klugscheißer. Müsst ihr Snobs immer das letzte Wort haben?“ gab sie zurück und versuchte sich das leise Unbehagen nicht anmerken zu lassen. „Unbedingt“, antwortet er und musterte sie. „Das verträgst du wohl nicht?“ Volltreffer. Er hatte sie kalt erwischt. „Ich muss nicht das letzte Wort haben“, parierte sie sofort und er besaß genug Menschenkenntnis um zu wissen: Sie musste wohl. „Es sei denn es kommt von so einem blaublütigen Softie wie dir“, fügte sie hinzu. „Wenn du meinst“, sagte er leicht hin und lehnte sich zurück. Das ganze fing an ihm Spaß zu machen. In sich hinein grinsend registrierte er die kleine, unwillige Falte auf ihrer Stirn, die ihren Trotz verriet. Er fand, dass in gewisser Weise sogar recht nett und wartete gespannt auf ihre Fortsetzung des Streitgesprächs. Unauffällig linste sie zu ihm und fragte beiläufig: „Bequem so?“ Im nächsten Moment überholte sie noch weit knapper als beim ersten Mal einen anderen Verkehrsteilnehmer, so dass es Saber tatsächlich im Sitz herumriss. Doch es hob ihn nicht an, wie sie erwartet hatte. Sie konnte ja nicht wissen, dass er es durch Fireball Beschleunigungen in Ramrod schon gewöhnt war. „Ich mag Angstschweiß“, kommentierte er das Manöver gelassen. „Hast du überhaupt einen Führerschein?“ – „Logo, letztes Jahr beim Oktoberfest geschossen.“ Er nickte. „Das wollt ich hören. Hoffentlich bezahlt meine Lebensversicherung, wenn du mich umgebracht hast.“ – „Ich dich umbringen? Vorher erfrierst du an deiner eignen Coolness.“ Aus dieser Antwort klang auch hervor, wie sehr es sie ärgerte, dass er ihr nicht länger eine Angriffsfläche bot. Immer breiter in sich grinsend gab Saber zu: „Die ist angeboren. Und nebenbei bemerkt: ziemlich nützlich.“ Vor allem jetzt, da es ihm ermöglichte sie nun ihrerseits aus der Reserve zu locken Doch gab sie den Versuch bei ihm auch nicht auf. „Nützlich. Die dürfte nur Frostbeulen verursachen. Pass auf das du bei dem Sonnenschein draußen nicht schmilzt, du Schneemann, “ konterte sie. „Pass auf, dass dich die Sonne nicht blendet, die von mir abprallt, “ schlug er verbal zurück. Ihrer unterkühlte Feststellung „An dir prallt so einiges mehr ab, als die Sonne“ begegnete er mit einem lockeren „Das weiß ich“ und brachte sie so immer näher an ihre Grenzen. „Und ist das Leben ohne Freund schön?“ versuchte sie ihn erneut zu provozieren. „Ich hab Freunde. Vielleicht nicht so gut, wie ich dachte, “ Dabei dachte er daran, wie sie ihn in der vergangen Nacht gepisakt hatten. „aber sie sind da, wenn man sie braucht.“ – „Wie viel zahlst du ihnen dafür?“ hakte sie nach. Da musste doch noch irgendwo ein wunder Punkt sein? Doch er lachte nur. „Nicht genug“ Passion schwieg frustriert und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr. Nein, mit so einem Duellgegner auf der Kommunkationsebene hatte sie wirklich nicht gerechnet. Die meisten Männer stellten für sie keine Herausforderung dar. Tatsächlich langeweilten sie sie schon nach einem kurzen Gespräch, weshalb Passion noch nie eine Beziehung geführt hatte. Die Liste ihrer Verabredungen war dafür umso länger. Ganz selten war ein Mann es ihr wert gewesen, sich ein weiteres Mal mit ihm zu treffen. Spätestens nach dem dritten Rendezvous konnte er ihre Ansprüche nicht mehr erfüllen. Ihr Hauptanspruch war der, dass sie von ihm etwas lernen konnte, dass er sie geistig forderte. Doch so ein Mann war ihr nie begegnet. Bis zu dem, der da neben ihr im Auto hockte und der war dummerweise aus der, für sie so verachtenswerten, besseren Gesellschaft.
 

„Wie schmerzhaft ist das, sich Metall durch das Fleisch zu bohren? Und das auch noch freiwillig?“ fragte der nach einer Weile der Stille und deutete auf ihr Piercing. Sie trug Hüftjeans, die so tief saßen, dass sie sich lieber nicht darin bückte, sonst würden sie etwas entblößen. Dazu eine helle Seidenbluse, die unter der Brust verknotet war. Freie Sicht also auf ihr Schmuckstück. „Tut nicht mehr weh, als sich ein Ohrloch stechen zu lassen. Aber so Memmen wie du würden es doch nicht verkraften. Das Tatoo schon dreimal nicht.“ Endlich sah sie eine Chance ihn wieder anzugreifen. „Ich steh nur nicht drauf, meinen Körper zu verunstalten. Der gefällt mir so, wie er ist, gut genug, “ gab er trocken zurück. „Ah ja. und ist das auch noch so, wenn du dich ausgezogen hast?“ Na also, es ging doch. „Klar. Aber das wirst du nie sehen.“ Von wegen. Die Antwort war gut gewesen. „Bilde dir bloß nicht ein, dass ich das will. Eher leg ich mir einen Keuschheitsgürtel an, “ versetzte sie und konnte den gereizten Unterton nicht unterdrücken. „Brauchst du nicht, “ setzte Saber nun noch eins oben drauf. „Dafür hast du deine große Klappe.“ Durch ihre verschlechterte Stimmung war ihr nächster Konter nicht der Beste. „Die meisten Männer mögen sie.“ Doch hatte sie ihm nun eine Schwachstelle präsentiert. „Nur, wenn sie einen Weg finden, sie dir zu stopfen.“ Er gestand sich selbst ein, dass das etwas unter die Gürtellinie geraten war, aber da sie dies zuvor pausenlos mit ihm gemacht hatte, fand er den Ausrutscher nicht so tragisch. Sie hingegen schon, wie er feststellte, als sie mitten auf der Fahrbahn eine Vollbremsung hinlegte. Hupend und schimpfend wichen die anderen Autos aus. Doch sie hatte kein Gehör dafür. Ihr Beifahrer hatte gerade gewaltig an ihrem Stolz gekratzt. „Noch so einen Spruch und ich stopf dir deine auch“, drohte sie böse. Irgendwie wirkte sie aber gerade jetzt ausgesprochen anziehend. Der beste Beweis dafür, dass Passion nicht nur Name sondern auch Programm war. Es reizte ihn, sie zu ärgern. „Versuchs nur“, forderte er sie auf, unterdrückte aber das Lächeln. Ein hübscher Vulkan. Passion fuhr auf den Seitenstreifen, schnallte sich ab, stieg aus, ging ums herum Auto und riss die Beifahrertür auf. „Das kannst du haben.“ Damit versuchte sie ihn abzuschnallen und aus dem Auto zu werfen. Hier und jetzt. Sollte er zusehen wie er in die Stadt und wieder zurückkam. Ihr war es egal. Doch damit verschätzte sie sich bei Saber gewaltig. Der ahnte, was sie vorhatte und packte ihr Handgelenk, ehe sie auch nur in die Nähe des Gurtes damit kam. Schwungvoll riss er sie zu sich auf den Schoss. „Der Versuch ist daneben gegangen“, erklärte er und grinste überheblich, was sie zusätzlich auf die Palme trieb. „ Jetzt sieh zu, dass du mich in die Stadt bringst“, forderte er sie auf. Sie versuchte sich zu befreien, doch sein Griff lockerte sich nicht. „Lass mich los“, fauchte sie. Er amüsierte sich köstlich, dass konnte sie an seinem Gesicht erkennen. „Sag bitte“, stichelte er. „Flott“, rief sie barsch. Aber er hatte noch immer die Oberhand. „Hab ich das magische Wort schon gehört?“ Jetzt riss ihr der Geduldsfaden endgültig. Mit der freien Hand langte sie ihm eine. „BITTE.“ Nicht, dass ihm die Ohrfeige sonderlich weh getan hätte, dafür war sie nicht kräftig genug, aber für die Tatsache, dass sie zu geschlagen hatte, gestand er: „Durchschlagendes Argument.“ – „ Du kannst noch mehr davon haben, wenn du mich nicht loslässt“, bot sie ihm böse an. „Verzichte.“ Er ließ ihre Hand los. „So verquere Fantasien hab ich nicht.“ Damit schob er sie von seinem Schoss. „Snob“, zischte sie. „Kleines Biest.“ – „Weichei.“ Er beschloss, ihr das letzte Wort zu lassen. Sie musste schon mit der Erkenntnis leben, dass er nicht aussteigen würde und sie ihn zwangsläufig in die Stadt mitnehmen musste. Das reichte ihm als Genugtuung. Saber blickte aus dem Fenster, als sie losfuhr und hielt sich dabei die Hand vor den Mund, damit sie nicht sah, wie er vor sich hin lächelte. Erst als sie ihn in der Stadt an der Bibliothek raus ließ und mit quietschenden Reifen davonstob, begann er zu lachen. Nicht allzu laut, aber befreiend. Von dem Parkplatz der Bibliothek aus machte er sich, jetzt wieder gut gelaunt, auf den Weg zur Polizeistation. Da war neuer Ärger sowieso schon vorprogrammiert, aber so lang genoss er die gute Laune.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kittykate
2008-05-14T18:16:17+00:00 14.05.2008 20:16
Ist das süß. Die Zankerei zwischen Passion und Saber so cool. Einfach göttlich wenn man sich das bildlich vorstellt... (sie explodiert fast und er verkneift sich das Lachen.) *lach* einfach toll.


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