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An Angels Passion

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Gerettet

Pier 7 lag in Dunkelheit, als sie das Lagerhaus erreichten. In der Ferne sahen sie einen Gleiter verschwinden. Saber vermutete, dass alle fünf darin waren. Womöglich hatten sie auch Passion mitgenommen. Colt und Fierball blickten dem Gleiter nach. „Boss?“ fragte Fire. „Gehen wir rein?“ Der Gefragte nickte knapp, woraufhin Colt die schwere Tür aufschob. Das erste, was sie in der Finsternis ausmachen konnten, war ein Käfig. Er war jedoch leer, wie der Rest der Halle. So schien es. Dann vernahmen sie undeutlich so etwas wie ein Wimmern, das aus dem hinteren Teil des Raumes kommen musste. Der Cowboy tastete nach dem Lichtschalter und knipste die Beleuchtung ein. Ein schwarzer Vorhang trennte den Teil ab, aus welchem sie das Stöhnen vernommen hatten. Rasch schritten sie darauf zu und rissen den Stoff nach oben. Im ersten Moment gefror ihnen das Blut in den Adern. Über ihnen an der Decke hing Passion. Beide Handgelenke waren in breite Handschellen gelegt, deren Ketten je über einen Eisenring zu einer Winde rechts und links an den Wänden führte. Kraftlos baumelte sie da, mit Augenbinde und geknebelt, als wäre sie tot. Dann winselte sie schwach. Colt und Fireball sprangen zu je einer der Winden, lösten die Raster und ließen rasch, aber vorsichtig Passion wieder hinab. Ihr Körper glitt in die Arme des Recken, der sie sogleich fest an sich drückte. „Passion“, flüsterte er. Ihr Kopf sank gegen seine Brust. „Hey Lady.“ Er löste den Knebel und die Augenbinde. Ihr Kopf fiel in ihren Nacken. „Wie geht es ihr?“ wollte Colt besorgt wissen. „Sie ist …“ begann Saber. Langsam öffnete Passion die Augen. Nur verschwommen nahm sie ihn wahr, aber sie erkannte ihn. „Du bist da“, flüsterte sie schwach. „Ich wusste, du würdest kommen.“ Er presste sie an sich, unfähig seine Gefühle zu ordnen. Er war erleichtert, sie lebendig zurückzuhaben, besorgt wegen ihres Zustandes und rasend vor Zorn über das, was ihr angetan worden war. All das jagte gleichzeitig durch seinen Körper. Ähnlich empfanden auch seine Kollegen. Das würden sie bereuen. Sie befreiten Passion von den Eisen und dem Würgeband. Saber hob sie auf seine Arme. Kraftlos versuchte sie sich an ihm festzuhalten, doch ihre Hand rutschte vom glatten Kampfanzug ab.
 

Sie fühlte keine Schmerzen mehr, nur noch die Geborgenheit, die seine Anwesenheit verriet. Langsam öffnete Passion die Augen. Saber. Es saß auf ihrem Bett. Matt streckte sie ihm die Arme entgegen. Er beugte sich zu ihr hinab. Ihr einziger Wunsch war, dass er sie hielt. Sie hatte keinen Blick für das Krankenzimmer und die darin anwesenden Besucher. Sie wollte seine Nähe spüren. Und er hielt sie fest. Hätte sie jedoch nicht die Arme nach ihm ausgestreckt, hätte er sie nicht angerührt. Er hätte es nicht gewagt, weil er nur raten konnte, was sie durchgemacht hatte. Vielleicht hätte sie seine Berührung nicht ertragen. Der Arzt hatte die Folgen der Folter bei ihr festgestellt. Male von den Schlägen und den Ketten, so wie die Schwäche ihres Körpers, die auf die Hitze und die mangelnde Nahrung zurückzuführen war. Erleichtert waren alle, dass ihr nicht noch die schlimmste Gewalt angetan worden war. „Auch Engel können gebrochen werden“, hatte Damien gewarnt. Hoffentlich hatte er es nicht schon geschafft. „Wie geht es dir?“ fragte Faith, die weder das Warten noch das Schweigen länger aushielt. Auch Love und Search, sowie Colt, Fireball und April waren anwesend. „Ich bin okay“, gab Passion zurück, ohne sich vom Recken zu lösen. „Wird alles heilen.“
 

Die eintretende Schwester scheuchte die Anwesenden aus dem Raum. Die Patientin bräuchte Ruhe. Widerwillig gehorchten sie der Aufforderung. Noch widerstrebender ließ Passion Saber gehen. Als die Schwester jedoch energischer mit ihrer Forderung wurde, gab Passion nicht nur nach, sondern fand auch genügend Kraft um die Frau als das fieseste, grausamste, herzloseste und gefühlsunterkühlteste Weib, das je exsistiert hatte, zu betiteln. Diese hob nur die Schultern, ehe sie das Zimmer verließ und gleich darauf mit dem Arzt zurückkehrte. Der Arzt war der selbe, der Saber behandelt hatte. „Ich höre, Sie sind schon auf dem Weg der Besserung,“ neckte er sie beim Eintreten. Als sie schwieg, fuhr er fort: „Sie müssen dennoch ein wenig bleiben. Fünf Tage um es genau zu sagen.“ – „Wie lange war ich überhaupt weg?“ fragte sie. „Nun,“ Er räusperte sich. „das lassen Sie sich am besten von Ihrem Freund berichten. Ich gebe nur über ihren Gesundheitszustand Auskunft. Der ist zwar nicht dramatisch, aber auch kein Grund zur Freude. Da ich hörte, dass Sie gern zu Unvernunft neigen, kann ich Ihnen nur raten, sich an die Anweisungen zu halten, die Sie bekommen. Sonst muss ich mich bei Ihnen in Ungnade stürzen und Ihren Aufenthalt hier verlängern.“ Er schenkte ihr einen väterlich mahnenden Blick. „Ist okay, Doc,“ erwiderte sie leise. „Gut,“ nickte der Mediziner. „Sie können Ihren Freund noch kurz sehen, wenn Sie möchten. Aber nicht so lange. Sie brauchen viel Ruhe. Alle anderen müssen bis morgen warten.“ Sie nickte ergeben. Die Schwester rief Saber hinein und verließ gemeinsam mit dem Arzt das Zimmer.
 

Der Blick seines Wildfangs verriet dem Recken, dass sie ihm wenig erfreuliches zusagen hatte. Jetzt, da sie den ersten Schrecken überwunden hatte, konnte sie sich mit einigen anderen Dingen auseinandersetzen. Dazu gehörte in erster Linie sein Schweigen bezüglich der Vorgehensweise an Pier 7. Zwar hatte sie inzwischen begriffen, dass er sie so nur hatte schützen wollen. Aber es hieß für sie auch, dass er nicht erwartet hatte, dass sie sich an die Absprache gehalten hätte, wäre sie einbezogen worden. Dies wiederum bedeutete auch, dass er ihr in diesem Punkt nicht ganz vertraute. Als er sie jetzt so an sah, lag nicht nur Sorge um sie in seinem Blick, sondern auch ein schlechtes Gewissen. Mit Bedacht näherte er sich dem Fußende ihres Bettes. „Und, was sagt der Arzt?“ wollte Saber ganz unverfänglich wissen. Sie hob die Schultern. „Fünf Tage Ruhe,“ erwiderte sie dann. „Das wird dir sicher gut tun. War eine ereignisreiche Zeit,“ entgegnete er. Aber das verhinderte nicht, dass sich eine gewisse Spannung zwischen ihnen aufbaute. Das wurde nicht besser, als der Rotfuchs antwortete. „Langweilig war es nicht, da hast du Recht.“ Verlegen blickte er sich im Raum um. „Tja, was soll ich dazu sagen.“ Für den Vulkan im Bett reichte das um Auszubrechen. „Jetzt brauchst du nichts mehr zu sagen! Es wär besser gewesen, wenn du den Mund vorher aufgebracht hättest! Ich mein, die Wahrheit wäre doch gut gewesen, “ katapultierte sie ihm einen früher mal erhobenen Vorwurf an sie zu ihm zurück. Saber schnappte nach Luft. „Du hättest dich auf eigene Faust aufgemacht um die beiden Bilder zu holen, ich kenne dich doch“, versuchte er sich zu rechtfertigen. Doch Passion war bei den vorangegangen Auseinandersetzungen eine gute Zuhörerin gewesen. „Auf einmal.“ Skeptisch hob sie die Augenbraue. „Ist noch nicht allzu lange her, da hast du was anderes behauptet.“ Sie schlug ihn mit seinen eigenen Waffen und das auch noch ungemein treffsicher. Saber fühlte sich mit dem Rücken an der Wand stehen, was nicht nur daran lag, dass er gerade tatsächlich an der Wand lehnte. „Zumindest kenne ich dich heute besser, als zu dem Zeitpunkt, da ich das behauptet habe“, räumte er notgedrungen ein. Er konnte ja schließlich kaum abstreiten, dass gesagt zu haben. „Ach, deshalb traust du mir nicht zu, dass ich auch mal für einen Cent vernünftig sein kann. Danke. Gut, dass ich das jetzt weiß, “ gab sie beleidigt zurück. Saber stieß sich von der Wand ab. „Du drehst mir das Wort im Mund um, Passion. So habe ich das nicht gemeint, “ verteidigte er sich, aber sie verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. „Okay. Erkläre.“ Einen Moment lang war er sogar dankbar dafür, dass sie gerade nicht so wohlauf war, dennoch hütete er sich davor ihr zu nahe zu kommen. Erstmal setzte er sich auf einen Besucherstuhl, der etwas mehr Abstand zu ihr garantierte, als der auf der anderen Seite des Bettes. „Ich weiß, wie viel dir die Bilder deines Vaters bedeuten und ich weiß, dass du dafür jedes Risiko eingehen würdest“, begann er erneut sich zu erklären. „Ich wollte dich beschützen, dich nicht in Gefahr damit bringen …“ Sie schnitt ihm das Wort ab. „Hat ja wunderbar geklappt. Ich war nicht eine Sekunde lang in Gefahr.“ Die Ironie darin erfüllten Saber mit noch mehr Unbehagen. „Ich konnte nicht ahnen, dass sie dir auflauern“, wand er ein. „Es tut mir leid, Passion.“ Aber die war noch nicht gnädig gestimmt und versetzte ihm einen weiteren Seitenhieb. „Also doch nicht das Genie, dass du gern wärst, was? Ich würde gern selbst entscheiden, in wie großer Gefahr ich wann schwebe und wie nötig das ist. Verdammt, ich hätte echt gedacht, dass ausgerechnet du mit mir über alles redest, “ konterte sie. Ein Faustschlag hätte ihn nicht härter treffen können. Der Blondschopf zuckte förmlich zusammen. „Wir... ich hatte nicht einkalkuliert, dass sie uns beschatten.“ Er rutschte unruhig auf dem Stuhl vor. „Hättest du mich nicht im Krankenhaus besucht, hätten sie es niemals herausgefunden. Passion, bitte glaub mir, ich vertraue dir, aber ich wollte dich beschützen, “ fügte er dann eindringlich hinzu. „Na wenigstens wirfst du mir nicht vor, dass es meine Schuld sei, “ stellte sie fest. „Aber das mit dem Vertrauen ... sorry, dass nehm ich dir nicht ab.“ Er blickte an ihr vorbei an die Wand. „Ich kann dir nichts vorwerfen, wenn du keinen Fehler gemacht hast“, erwiderte er seufzend. Er konnte sehr gut verstehen, dass sie sich aufregte. Im Nachhinein hatte er sich selbst gefragt, ob es nicht klüger gewesen wäre sie einzuweihen. Er hatte sich Vorwürfe gemacht, weil er es nicht getan hatte. Er machte sich noch immer Vorwürfe. Passion schnaubte und funkelt ihn düster an. „Mehr hast du nicht zu sagen?“ wollte sie wissen. Er antwortete nicht gleich. Sein Blick wanderte von der Tapete auf den Boden und seine Stiefelspitzen. „Meine Gefühle für dich haben dich in diese Lage gebracht“, gestand er dann. „Mehr schuld als ich kann niemand sonst sein, Passion.“
 

Die Reue in seiner Haltung und seiner Stimme erweichten sie. Vor allem, da sie selbst sich schon längst eingestanden hatte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. „He, sieh mich an, wenn wir reden“, forderte sie schon in milderem Ton. Er hob die Augen und sah sie an. „Es tut mir aufrichtig leid, Passion“, erklärte er schlicht. „Weißt du“, lenkte sie ein. „Saber, ehrlich. Dass du mich außen vor gelassen hast, dass tut am meisten weh.“ Jetzt erhob er sich vom Stuhl und trat ans Fußende des Bettes. „Wir wollten dich und deine Schwestern nicht in Gefahr bringen. Nach dem Angriff hatten sie ja keine Ahnung, dass eine Verbindung zwischen uns besteht, “ erläuterte er ihr seine Entscheidung. „Passion, es ist unsere Aufgabe, die Menschen im Neuen Grenzland zu beschützen und genau das, wollten wir tun.“ Jetzt starrte er schüchtern auf die Bettdecke. „Ich will dich nicht verlieren, aber wegen meines Unvermögens hätte ich dich beinahe verloren“, flüsterte er leise. „Vielleicht ist das erschreckende daran“, setzte sie an. Sein Kopf fuhr hoch, als sie sprach. Was meinte sie nur mit „erschreckend“? Ihm wurde kalt. „Besonders für mich erschreckend ist, dass du mich schon so gut kennst“, gestand sie nun ihrerseits. „Ich hab gar kein Recht dir so die Hölle heiß zu machen, nur weil du, aufgrund dessen, was ich seither so geliefert hab, die für dich einzig richtige Entscheidung in dem Moment getroffen hast. Oh, Gott. Ich hab gedacht, ich sehe dich nie wieder.“ Die letzten Worte waren schlecht zu verstehen. Tränen hatten sich in ihre Stimme gemischt. Was sollte er jetzt dazu sagen? Erst machte sie ihn rund wie einen Buslenker und dann zeigte sie Einsicht. Einen Moment lang wollte er ihr am liebsten den Hintern dafür versohlen, dann musste er ein Lächeln unterdrücken. Passion lernte Einsicht. Na, wenn das kein Fortschritt war. „Saber.“ Sie streckte die Arme nach ihm aus. Viel zu warm durchflutete es ihn, als dass er etwas anderes hätte tun können, als sie in den Arm zu nehmen. Für sich selbst fasste er zusammen, dass jetzt sich nicht mehr ändern ließ, was geschehen war. Aber wie sehr es ihm auch leid tat, dass Glück und die Freude, darüber, sie jetzt halten zu können, war das einzige, was wirklich zählte. „Lass mich heut Nacht nicht allein“, bat sie flüsternd. Eigentlich sollte er gehen, dass wusste er. Er hatte einen Fall zu lösen und sollte das mit seinem Team auf Ramrod tun. Doch er brachte es nicht fertig, sie jetzt allein zu lassen.



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