~Der Tod ist erst der Anfang~
Er stand vor mir, dicht an die Wand hinter sich gepresst. Seine Augen hatte er vor Angst weit aufgerissen. So hatte ich ihn zuletzt vor sieben Jahren gesehen, als ich unseren Clan auslöschte, ja, als ich unsere Eltern kaltblütig umbrachte. Seit diesem Tag hasste er mich. Aus gutem Grund sogar, ich würde nicht anders handeln. Er musste mich auch hassen, um überleben zu können. Was hätte Konohagakure wohl getan, wenn Sasuke schwach geblieben wäre? Ob sie ihn getötet hätten? Oder hätten sie ihn seelisch vernichtet?
Eine warme Flüssigkeit sammelte sich in meinem Mund. Ich musste husten und bekam einen Würgreiz. Verwundert blickte ich auf das Blut in meiner Hand. Anscheinend war ich schlimmer verletzt, als angenommen. Schwindel überkam mich, ich schwankte auf meinen Bruder zu. Meine Sicht verschwamm immer mehr, doch das lag nicht an meiner Sehstärke, sondern am hohen Blutverlust. Mein Körper bebte vor Schmerz, ich konnte kaum noch laufen.
"Du Mistkerl...!" kam es leise von Sasuke.
Obwohl es nicht das erste Mal war, dass er mich beleidigte, taten diese Worte weh. Sie waren schmerzhafter, als alles andere. Ich öffnete den Mund, doch ich konnte nicht sprechen. Mittlerweile stand ich direkt vor ihm. Er zitterte unkontrolliert, sah mich jedoch entschlossen an. Er würde nicht weglaufen. Ich lächelte schwach. Es würde mein letztes Geschenk an ihn sein.
An dich, Sasuke.
Mit ausgestreckter Hand, griff ich nach ihm. Er zuckte zusammen. Kalter Schweiß lief ihm über das Gesicht. Hatte ich ihn schon soweit gebracht, dass er solche Angst vor mir hatte? Erbärmlich. So sollten sich Brüder nicht verhalten. Was konnte ich tun, damit er in Frieden leben konnte? Ich musste sterben. So einfach war das.
War es das? Hatte ich etwa Angst vor dem Tod? War ich der Feigling und nicht er? Meine Hand war nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Ich lächelte wieder. Irgendwie konnte ich es mir nicht nehmen lassen. Ich musste ihn anlächeln. Ihn, meinen kleinen Bruder. Er sah mich verwirrt an, als ich ihm mit dem Zeigfinger vor die Stirn tippte.
Poke.
Viel zu lange war es her, dass ich diese Technik bei ihm angewandt hatte. Eigentlich war es ja keine besondere Kampftechnik, doch ich schaffte es immer wieder, ihn damit aus der Fassung zu bringen. Das war dieses Mal nicht anders. Er starrte mich verwundert an.
Plötzlich gaben meine Beine nach. Mein Finger rutschte an seiner Stirn herunter und hinterließ eine Blutspur. Dann kippte ich nach vorne. Ich spürte noch den Schmerz, als ich mit dem Kopf gegen die Wand hinter ihm prallte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem starken Pochen in meiner Brust. Wenn ich noch Kraft gehabt hätte zu schreien, dann hätte ich das jetzt getan. Leider war dem nicht so. Ich sank auf die Knie und fiel rücklings auf den Boden.
Mein Körper war taub, ich konnte mich nicht bewegen. Ein verschwommenes Bild von Sasukes Gesicht... Mehr sah ich nicht mehr, bevor ich in die Finsternis eintauchte. Würde ich jetzt noch einmal mein ganzes Leben vor mir sehen? Lächerlich. Das war nur ein Märchen. Es passierte nichts. Nur Kälte umgab mich, hüllte mich regelrecht ein.
Ich erschauderte. Das war also der Tod? Ich hatte mehr erwartet. Müsste ich nicht in die Hölle kommen? Immerhin hatte ich gemordet und das nicht zu knapp. Meine Seele war nur noch ein Frack, wo sollte ich also Erlösung finden?
Ich konnte mich immer noch nicht bewegen. Was sollte das? Müsste ich nicht mein Bewusstsein verlieren und als Seele umher wandern? Ich schloss meine Augen. Es war sowieso dunkel und ich konnte nichts sehen. Vielleicht war ich wirklich tot und dies war die Hölle. Eine schwarze Wüste, aus der es kein Entkommen gab. Besser konnte ich es nicht beschreiben.
Ein Ruck ging durch mich durch, ich zuckte. Immerhin etwas. Ich öffnete meine Augen wieder. Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte ich eben ein Geräusch gehört? Oder war es eher ein Flüstern? Sollte mir doch egal sein. Es war mir auch egal. Ich war tot. Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Wieder ging ein Ruck durch meinen Körper. Dieses Mal tat es richtig weh.
Ich schrak hoch und starrte an die Decke einer Hütte. Was war das? Ich lebte? Unmöglich. Wie konnte das sein? Das bekannte Geräusch von vorhin stellte sich als Prasseln heraus. Regentropfen fielen auf die Holzhütte. Davon war ich anscheinend wach geworden. Vielleicht träumte ich das alles bloß. Ich versuchte mich aufzurichten. Ein plötzlicher Schmerz hinderte mich daran. Ich erstarrte, als ich die vielen Verbände sah, die meinen Körper zierten.
Mein rechter Arm war von Sasukes Feuerball-Jutsu verbrannt worden. Ich spürte die unangenehme Hitze unter dem Verband. Mein Blick wanderte weiter zu meinem linken Bein, das vom großen Shuriken durchbohrt worden war. Ich biss mir auf die Unterlippe und schaute auf meine Brust. Das Atmen fiel mir schwer. Ich hatte mindestens zwei, wenn nicht mehr Rippen gebrochen.
"Sie sind wach, Itachi-san?"
Ich schaute auf, diese Stimme kannte ich. "Tobi?"
Er nickte und kniete sich vor mir hin. "Sie sind schwer verletzt. Tobi hat Ihnen geholfen."
Ausgerechnet dieser Tölpel hatte mir das Leben gerettet? Ich holte tief Luft und versuchte meine innere Ruhe wiederzufinden. Wo war die Maske der Monotonie geblieben, die ich sonst immer trug?
"Wo ist Sasuke?" Diese Frage rutschte mir einfach so raus.
"Er denkt, dass Sie tot sind."
Ich ließ mich vorsichtig zurück auf das Bettlager sinken. Damit musste ich mich abfinden. Es war besser, wenn mein Bruder mich für tot hielt. Dann konnte er in Frieden leben.
"Wissen die Anderen, dass ich hier bin?" fragte ich weiter.
"Ist das so wichtig?"
Ich schaute auf. Hatte ich mir das nur eingebildet oder klang seine Stimme belustigt?
"Für dich heiße ich Itachi-san. Also sei nicht so vorlaut."
Mein Tonfall war der Gleiche wie immer, kalt und emotionslos. Vielleicht konnte ich meinen gebrochenen Stolz noch retten.
"Du bist anders, als dein Vater."
"Wie?" Ich erstarrte. So eine Frechheit! Wie redete dieser Giftzwerg mit mir...? Hatte er gerade meinen Vater erwähnt?
"Woher kennst du ihn?"
Er hob seine Hand, führte sie zu seiner Maske und nahm sie ab. Ich erblickte zwei blutrote Sharingan-Augen.
"Wer bist du?" Dieses Mal klang meine Stimme heiser.
"Madara Uchiha. Na ja... Und mein zweites Ich ist dann wohl Tobi."
Ich saß einem hundert Jahre alten Kriegsgott gegenüber. Schön, was passierte als Nächstes?
"Und warum hast du mir dann geholfen?"
"Hm, um eine Gegenleistung zu bekommen."
"Die wäre?"
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
"Später. Werde erst wieder gesund."
Ich nickte stumm. Was sollte ich auch tun? In meinem Zustand wäre ein Angriff meine letzte Tat auf Erden gewesen.
"Ich habe dafür gesorgt, dass dein Bruder nicht mehr nach Antworten suchen wird. Er kennt nun die Wahrheit über dich."
Madara sagte das, als wäre es selbstverständlich. Er hatte Sasuke alles erzählt... Immerhin würde sein Hass auf mich dadurch vielleicht verschwinden... Doch, was würde aus mir werden? Würde ich sterben? Ich wusste es nicht. Mein Schicksal war mein Fluch. Ob ich nun unter den Akatsuki oder unter Madara dienen würde, war egal.
Ende...?
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So! Fertig! Es ist gar nicht so einfach in der Ich-Form zu schreiben. Ich hoffe, dass euch dieser kleine One-Shot gefallen hat^^ Das war meine erste FF zu Naruto... Weil Itachi im Manga nun wirklich gestorben ist, musste ich meinen Frust rauslassen-.- Sollte sich jemand eine Fortsetzung wünschen, dann könnte ich mich dazu überreden lassen, wenn ich liebe Kommis bekomme;) Ich hoffe, dass ich Itachi nicht zu OOC gemacht habe... Eine FF aus seiner Sicht zu schreiben ist eine richtige Herausforderung<.< Sagt mir bitte, ob es einigermaßen ging, ja?
LG
euer SessFluff