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Cat Eyes

Manchmal braucht es ein Unglück, um zu verstehen
von

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Veränderungen

Auf einmal schienen die Wände des alten Schlosses zu erzittern. Alle Kämpfer hielten schlagartig inne, Zauberstäbe wurden gesenkt. Jeder wusste, etwas war geschehen. Etwas Entscheidendes.
 

„Was...?“, verwirrt blickte Tom um sich. Doch in dem Moment versuchte ein Mann, ihn anzugreifen, aber den schickte er mit einem einfachen Spruch zu Boden. „Was zum Henker war das?!“
 

Minerva sah den Anderen an: „Der Direktor ist soeben gestorben", stellte sie leise fest. Mitten in der Schlacht hatte sie sich, zusammen mit Poppy, von den Ordensleuten abgewandt und Rücken an Rücken mit den Todessern gekämpft.
 

„Harry! Harry, wo... wo war der Alte?!”
 

Verwirrt sah die Verwandlungslehrerin den Tränkemeister an. Seit wann war der denn so um den Jungen besorgt, den er einmal so gehasst hatte? „Harry? Er ist doch gar nicht hier...“

„Beantworte meine Frage, Frau!“
 

„Büro...“
 

“Tom, Remus! Los! Poppy, Krankenstation! Bereite alles vor!”
 

Und schon war der Schwarzhaarige verschwunden, seine Roben flatterten ihm hinterher.
 

„Was war das denn?“
 

Regulus sah die beiden Frauen eine Weile lang ruhig an. „Nun, ganz einfach. Sagen wir es so. Harry ist Severus’ Kätzchen und sicher nicht unverletzt. Er wird ungemütlich, wenn ihr nicht bald was tut.“
 

„Aber...!“
 

„Macht die Krankenstation bereit!“
 

Es dauerte noch einige Sekunden, bevor die Frauen es schafften, sich aus ihrer Starre zu lösen, dann aber rannten sie auch los.
 


 


 

„Harry!“
 

Warum der Eingang frei gewesen war, interessierte Severus nicht wirklich. Wichtig war nur, dass er sofort in das Büro rennen konnte, wo sich ihm kein sonderlich schöner Anblick bot. Gegenstände lagen auf dem gesamten Fußboden verstreut. Akten, Bücher, Schreibutensilien, magische Gegenstände.
 

Und direkt beim Ausgang des Büros lag auch die Leiche des Rektors, ein hässliches Loch in seiner Brust.
 

„Der Avada Kedavra? Harry hätte doch nie...!“
 

Severus aber lief sofort weiter zur zweiten, zusammengesackten Figur, die auf dem Boden lag und ein leichtes Heben und Senken der Brust zeigte, dass diese hier aber nur ohnmächtig zu sein schien. „Hat er auch nicht", zischte Severus aufgebracht und deutete auf das Schwert. „Er hat ihn reflektiert!“
 

Sanft hob er Harry auf und lief los, nachdem er noch den knappen Befehl gebrüllt hatte, den Zauberstab des Alten ins Ministerium zu bringen und Untersuchungen vorzunehmen. Er hatte die Strecke zwischen dem Büro und der Krankenstation noch nie so schnell zurückgelegt.
 

Dort legte er Harry sanft in eines der Betten und begann, ihn von der Kleidung zu befreien, wobei er mit Entsetzen die Schnittwunden begutachtete. „Poppy! Ein Blutnachbildungstrank!“
 

„Severus, ich mache diesen Job schon seit Jahren, ich weiß, was zu TUN ist!“, beschwerte die Schwester sich nur ungehalten, während sie dem Tränkemeister eine Phiole übergab, die er dem Jungen vorsichtig einflößte.
 

Severus beobachtete, wie die Schwester ihren Zauberstab und dann einige Salben nutzte, um den Blutfluss zu stoppen und die Wunden zu schließen. Zumindest so gut es ging. Das hier war ein Schneidezauber gewesen, ein Schwarzer obendrein. Wahrscheinlich würden Narben bleiben, auch, wenn er sie klein halten konnte.
 

„Severus, ich kümmere mich um ihn, du kannst...“
 

„Ich bleibe!“
 

„Was? Sag mal, was....!?“, sie wandte sich überrascht um, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. „Remus?“
 

„Lass die beiden", meinte der Werwolf nur leise.
 

„Aber...!“
 

„Poppy, lass sie”, meldete sich nun eine weitere Stimme, die ihr vage bekannt vorkam.

„Oh, Der-Dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf höchstpersönlich! Was tun Sie hier?“
 

Tom rieb sich die Stirn. „Ist das dein Ernst, Frau?“, fragte er trocken. „Meinst du nicht, dieser Name ist ein wenig umständlich und lang?“
 

Poppy hob die Augenbraue und schob sich vor das Bett, in dem Harry lag: „Was wollen Sie hier?“
 

„Sicher nicht ihn töten. Ich brauche keine Furie von Tränkemeister an meinem Hintern. Vielleicht ist er nicht stärker, als ich, aber er kennt sich entschieden zu gut mit Giften aus.“
 

„Was? Ich... was geht hier vor? Und seit wann hat Harry Katzenohren?!“
 

„Remus, klär du das.“
 

„Warum immer ich?“, stöhnte der Werwolf, dann aber führte er die Schwester und McGonagall in das Büro der Krankenstation. Das würde noch ein langer Tag werden...
 

Severus hingegen beachtete keinen der anderen. Er strich nur durch die verschwitzten, schwarzen Haare. „Du Dummkopf", flüsterte er leise. „Was hast du nur wieder getan?“ Er konnte spüren, wie viel Kraft das alles ihn gekostet hatte. Und da war noch etwas. Etwas, dass ihm vertraut vorkam und doch ganz anders war.
 

„Was er getan hat? Nun, egal, was es war – die Schule hat ihn zu ihrem Wächter gemacht.“
 

„Was?!“
 

Tom seufzte und trat etwas näher zu dem Bett und strich leicht über Harrys Gesicht. Er spürte, wie der Junge Fieber bekam, eine bekannte Reaktion des Körpers auf die Veränderungen, die ihm gerade widerfuhren. „Wenn ein Direktor stirbt, dann trägt für einige Sekunden niemand mehr die Schutzschilde, daher kam eben die Erschütterung beim Kampf", erklärte er.
 

„Was hat das mit Harry zu tun?!“
 

„Nun – das Schloss hat Harry offensichtlich für einen würdigen Nachfolger gehalten.“

„Was?“, fragte Severus entsetzt und zog den Jüngeren in seine Arme, als wolle er ihn genau davor schützen. Er wusste, Harry hatte sich gewünscht die Welt zu sehen. Das war zwar auch durchaus als Direktor möglich, doch Harry würde nie länger, als ein paar Wochen außer Landes sein könnte. Nicht zu vergessen, was für eine Verantwortung diese Stellung bedeutete, für einen Jungen, der eigentlich noch nicht mal seine Schule beendet hatte. Intelligenz hin oder her. Hatte Harry nicht schon genug durchgemacht?
 

Tom seufzte. „Das Schloss hat uns ermöglicht ins Büro zu gelangen, um ihm zu helfen", erinnerte Tom. „Aber ich wette, jetzt kommt niemand mehr rein. Außerdem ist mir gerade Regulus begegnet. Er hat gesagt, es hat einen Zug gegeben und alle Ordensmitglieder, die uns gefährlich hätten werden können, waren auf einmal weg. Ein Schutzmechanismus des Schlosses. Feinde werden in einen Kerker gezogen. Das hat uns, zumindest einigen von uns, sicher auch das Leben gerettet.“
 

Severus strich über das bleiche Gesicht. „Wie wird er das wohl aufnehmen?“
 

„Keine Ahnung", gab Tom leise zurück. „Die Frage ist, was wirst du tun?“
 

„Wie meinst du das?“
 

„Ich weiß von deinen Plänen in Salem, Severus.“
 

„Und?“
 

„Was wirst du tun?“
 

Severus lächelte ein wenig. „Forschen kann ich auch hier. Hogwarts hat ein großes, kaum benutztes Labor", gab er leise zurück. „Nicht zu vergessen, dass Harry Hilfe brauchen wird. Ich bezweifle, dass er weiß, wie man diese Schule verwaltet. Es sieht so aus, als würde Salem nur ein Ferienziel bleiben.“
 

„Danke", gab Tom nur leise zurück und drückte die Hand des Anderen.
 

„Wofür?“
 

„Dass du ihn nicht im Stich lässt.“
 

„Sag mal, bist du wahnsinnig?“, fragte Severus aufgebracht. „Warum zum Henker sollte ich das denn tun?!“ Er sah auf Harry, der kurz, wohl wegen der lauter werdenden Stimmen zuckte und begann, ihn sanft zu kraulen, woraufhin er sich wieder entspannte.
 

„Ich weiß nicht, du warst immer so wenig begeistert von der Schule.“
 

„Nicht von der Schule, sondern von dem Direktor", gab Severus nur ruhig zurück. „Und von der Tatsache, dass ich dazu gezwungen werde, dass ich Kinder unterrichte, die an Tränken absolut kein Interesse haben!“
 

Tom nickte. „Ich werde euch helfen, wo ich kann.“
 

„Nun, ein Anfang wäre es, die keinen Dreckschratzen wiederzufinden... und neue Lehrer zu beschaffen. Minerva fragen, ob sie weiterhin unterrichten wird. Regulus zwingen, hier zu unterrichten, Lupin wird es sicher auch tun. Neue Werwolfgesetze, damit er das auch darf. Neue Fächer einführen.“
 

Tom lachte leise. Er nickte: „Ich werde sehen, was ich tun kann und was die Kinder angeht – habe ich so eine Vermutung. Denn einer meiner Hauselfen fehlt. Ich werde die Schüler finden und erst einmal zu ihren Eltern schicken. Abgesehen von Granger und den Weasleys. Denn die haben Verbrechen begangen!“
 

Severus nickte dunkel. „Ja", gab er leise zurück. Dann fragte er: “Hast du schon Neuigkeiten von Luc?“
 

„Bis jetzt nicht, aber ich denke, dass es gut gelaufen sein muss, denn hier sind immer noch keine Auroren.“
 

„Das stimmt. Aber wir sollten auch einen Prozess anstreben, um Dumbles aus der Geschichte zu vertreiben. Ich wette, sein Zauberstab hat mehr dunkle als Lichtzauber gesehen. Seine Verbrechen müssen bekannt werden.“
 

„Das versteht sich doch wohl von selbst. Nun, ich gehe dann mal mich um einige Dinge kümmern.“
 

„Ich bleibe.“
 

„Das habe ich nicht anders erwartet. Ach und Sev?“
 

„Ja?“
 

„Lass dich doch bitte nicht wieder unter Tränke setzen, wer weiß, was er dann wieder anstellt.“
 


 

Erschöpft sah Lucius sich um, er hatte gerade eine Nachricht via Magie zu Tom geschickt, um ihm zu sagen, dass es vorbei war. Sie hatten gewonnen und es war ein harter Kampf gewesen und doch war er gut ausgegangen, mit nur wenigen Verlusten auf ihrer Seite und keiner war unter achtzehn.
 

Mitten in den schlimmsten Kämpfen hatte es eine kurze Erschütterung gegeben, dann war es weiter gegangen. Sie hatten es geschafft. Dank der schlecht trainierten Auroren und der Tatsache, dass sie schon so viele Verbündete im Vorfeld gewonnen hatten, die ihnen den Rücken freigehalten hatten. Müde ließ er sich auf einen der Stühle sinken, doch nicht so dass es auffällig gewesen wäre. Er konnte keine Schwäche zeigen, aber er musste sich kurz setzen, denn ein quergeschlagener Zauber hatte ihn am Unterschenkel erwischt – sehr zu seinem Frust.
 

„Dad?“
 

Lucius sah auf: „Schon in Ordnung, Draco", gab er zurück. „Du hast dich übrigens gut geschlagen.“
 

„Danke. Und was jetzt?“
 

„Wir warten auf Tom", gab der Blonde ruhig zurück. „Er muss das Amt des Ministers für sich einfordern. Ich weigere mich, diesen Job zu machen. Ich ziehe lieber im Hintergrund die Fäden", fügte er amüsiert hinzu. „Da kommt man nicht so schnell in die Schusslinie.“
 

Draco lachte leise. „Meinst du?“
 

„Ja, und jetzt zieh diese dumme Robe aus, das ist lächerlich. Wo ist überhaupt deine Mutter?“
 

„Oh, sie hilft die Verwundeten zu versorgen.“
 

„Ach so.“
 

Ein scharfes Knacken in der Luft ertönte und Tom erschien vor ihnen. „Ich sehe, euch geht es gut.“
 

„Ja, Tom“, gab Lucius knapp zurück. „Ich sehe, ihr habt Hogwarts auch schon genommen.“
 

„Nicht wir, Harry. Und das in mehr als einem Sinne.“
 

„Harry?!“, fragte Draco ungläubig. „Harry wie in Golden Boy Harry Potter?!“
 

Lucius grinste, als er das entsetzte Gesicht sah. Doch ohne auf ihn einzugehen, wandte er sich an Tom: „Wie bitte hat er das geschafft?”
 

„Tja... das ist so eine Sache", gab Tom ausweichend zurück.
 

„Wo ist der Alte?“
 

„Tot.“
 

„Tot? Aber... die Schilde sind.... Nein! Das hat er nicht geschafft!“
 

„Dad? Tom? Wovon zum Henker redet ihr?!“
 

„Doch, er hat es geschafft.“
 

„Oh Himmel! Und wo ist er jetzt?“
 

„Sagt mal, übergeht ihr mich gerade?“
 

„Wo schon? In der Krankenstation", gab Tom trocken zurück. „Mit mindestens zwei Wachhunden, korrigiere, eine Wachfledermaus und ein Wachwolf.“
 

„Und das soll helfen?“
 

„Wenn er die Fledermaus nicht wieder unter Drogen setzt, dann ja", gab Tom amüsiert zurück.
 

„Was soll das?! Wovon redet ihr zum Henker noch mal?! Was hat das alles hier mit Goody-Goody-Potter zu tun?!“
 

Lucius seufzte und sah Tom an, der dann aber nickte. „Nun, Sohn", gab Lucius ruhig zurück. „Du erinnerst dich an die Katze, die du Severus geschenkt hast?“
 

„Öhhh, was hat das mit Shaddow zu tun?“
 

„Wusstest du, dass Potter ein Animagus ist?“
 

„Waaaaaaaaas? Nein! Sagt mir nicht, dass... dass Potter... Shaddow... Nein!“
 

„Ja", gab Tom ruhig zurück. „Harry war die kleine, schwarze Katze, die den Nerv hatte mich zu kratzen. Und er war es, der Dumbledore getötet hat, nun ja, eigentlich hat er sich selbst umgebracht, aber Harry hat seinen guten Teil dazu beigetragen, nehme ich an.“
 

„Was? Potter hat... Dumbledore umgebracht? Ich glaube, ich muss mich... setzen...“
 

Zonk.
 

„Und ich dachte, ich hätte ihm beigebracht, dass man nicht wegen jeder Kleinigkeit aus den Socken kippt.“
 

„Tja, es sieht so aus, als wäre er doch ziemlich getroffen.“
 

„Ja, aber was meintest du mit ihr wisst nicht, was passiert ist.“
 

„Nun, wir waren, wie abgesprochen, in der Halle, um zu kämpfen, dann gab es eine Erschütterung...“
 

„Bei euch auch?!“
 

„Wir haben sie ausgelöst. Das sollte dein Verstand dir eigentlich sagen, das war der Tod von dem Alten. Auf jeden Fall sind wir dann in das Büro des Rektors gestürmt und haben den Alten gefunden. Tot, mit durchschlagender Brust und Harry, aber er war bewusstlos. Oder was dachtest du, warum er auf der Krankenstation liegt?“
 

„Das heißt, ihr wisst noch gar nicht so genau, was geschehen ist?“
 

„Nur, dass die Schule es offenbar für richtig hielt, diesem armen, ohnehin schon gebeutelten Jungen noch mehr Stress zu bereiten. Ich war gerade unterwegs zu dem Haus, in dem er offensichtlich die verbliebenen Schüler versteckt hat und dachte mir, vielleicht sollten einige Leute mitkommen. Du nicht, du bist verletzt und Sev könnte ich noch nicht mal aus der Krankenstation prügeln, wenn ich es versuchen würde, sowenig wie den Wolf und wo der Wolf ist, ist Black.“
 

„Also willst du dir Leute von mir leihen?“
 

„Nein?“
 

„Bitte?“
 

“Ich will die Drecksarbeit abwälzen, was dachtest du denn?“, fragte Tom hämisch. „Granger und die Weasleys sind gesondert untergebracht, die will ich in gesicherten Arrestzellen. Sie sollen befragt werden. Black kümmert sich um die Analyse von Dumbledores Zauberstab. Oh, und so wie es aussieht braucht Harry schon wieder einen neuen.“
 


 

Noch am selben Abend gingen mehrere magische Züge vom Bahnhof ab. Voller verwirrter Kinder, die nicht wirklich wussten, was ihnen geschehen war. Dann mit dem Hinweis, dass das Jahr in Hogwarts wiederholt werden würde und die Briefe, wie immer im August eintreffen würden, um die angeforderten Materialien zu besorgen.
 

Granger und die Weasleys waren in Arrestzellen untergebracht worden, getrennt, um Ruhe zu haben. Was wohl noch dauern würde, bedachte man, dass sie Zeter und mordio schrieen, seit man sie abgeführt hatte. Und dass sie den Leuten vor Dumbledores Rache drohten, was natürlich an sich schon sehr lächerlich war, bedachte man, dass der Alte mit einem riesigen Loch in der Brust in einer magischen Kammer lag.
 

Sonst hatte der Tag nur für eine Proklamation gereicht. Aber das war egal, alle Gegner, die wirklich gefährlich sein konnten, waren gefangen oder tot. Bekannte Ordensmitglieder, wie Mad-Eye Moody und Jefferson, befanden sich in Zellen ohne Möglichkeit zur Flucht oder sie waren tot, in der Schlacht gefallen.
 

Fürs Erste schien Ruhe eingekehrt, auch wenn es eine angespannte war. Für den nächsten Tag war eine große Pressekonferenz angesetzt. Bis dahin wollte Tom Ergebnisse. Beweise gegen Tom und das nicht von seinen Leuten, sondern von Kingsley Shacklebolt und Amelia Bones.
 

Sie hatten sich bereit erklärt, erst die Beweise zu untersuchen und dann zu urteilen.
 

Tom selbst hatte beschlossen, bis dahin in Hogwarts sein Lager aufzuschlagen. Da sollte auch die Konferenz stattfinden und er war bei seinen Leuten. Denn außer den Malfoys, die froh waren, wieder ihr Manor beziehen zu können, waren sie alle hier geblieben.
 

Und einer hielt sogar den Krankenflügel besetzt. Poppy hatte ihn nicht mal unter Drohungen rauswerfen können, Severus war bei seinem Katerchen geblieben und schließlich hatte Tom ein Machtwort gesprochen, so dass die Krankenschwester sich knurrend zurückgezogen hatte.

Es blieb abzuwarten, was geschehen würde.
 

Harry hatte, wie nicht anders zu erwarten, Fieber entwickelt, da sein Körper versuchte sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Kein Trank würde dagegen helfen. Das allerdings führte dazu, dass Severus kein Auge schließen würde, in der irrigen Ansicht, damit etwas bewirken zu können.
 

Dabei wäre es viel wichtiger, dass der Mann wach wäre, wenn das Fieber weichen und Harry aufwachen würde, denn seit der Sache mit dem Trank traute er dem Jungen alles zu. Und das Letzte, was er brauchen konnte, war ein Junge, der dachte alles falsch gemacht zu haben und der dann versuchen würde, etwas Dummes zu tun. Und ja, er traute Harry genau das auch ohne Bedenken zu.
 


 

Das Erste, was Harry spürte, war, dass er definitiv kaum Schmerzen hatte. Die hätte er erwartet nach dem Schneidezauber, den er nur unvollständig hatte abwehren können.

Vorsichtig öffnete er seine Augen – und stöhnte innerlich auf. Es gab nur einen einzigen Ort, an dem er sein konnte. Weiße Decke, weißes Laken. Krankenstation.
 

Scheiße!
 

Langsam setzte Harry sich auf und strich sich die Haare aus der Stirn. Er blinzelte. Es war dämmrig. Nachmittag. Und er lag hier rum. Großartig, wirklich! Genau, was er wollte. Ha, ha...
 

Langsam wandte er den Kopf – und stockte. Da, in einem Sessel neben dem Bett, schlief Severus. Er sah müde und übernächtigt aus. Was Harry daran erinnerte, dass ihm noch richtig Ärger ins Haus stand. Immerhin hatte er Sev unter Drogen gesetzt und er wusste, dass der Ältere gerade das absolut hasste.
 

Nein, er war noch nicht soweit sich eine Abfuhr zu holen. Schnell verwandelte er sich in eine Katze. Kurz hüpfte er auf Severus’ Schoß, dann schlich er sich raus, bevor irgendwer ihn aufhalten konnte.
 

Automatisch schlug er die Richtung ein, die er schon so oft genommen hatte, hinauf. Auf den höchsten Punkt von Hogwarts. Erst da verwandelte er sich zurück, wobei er kaum merkte, dass er nichts außer einer Krankenhaushose trug. Er war immerhin der Ansicht, dass der Endkampf gerade erst stattgefunden hatte. Er setzte sich auf die Fensterbank und sah hinaus, wo die Sonne gerade unterging und alles in blutrotes Licht zu tauchen schien. Blutig, wie nach einer Schlacht.
 

Harry schauderte, wobei er nicht wusste, ob er das tat, weil er fror, oder weil er wieder an das Loch in Dumbledores Brust denken musste. Oder an den Ärger, den er nun mit dem einzigen Menschen haben würde, der ihm die Welt bedeutete. Er könnte heulen, doch er hatte doch keine Wahl gehabt. Entweder er wäre gegangen oder alle wären gestorben. Nur er hatte Dumbo töten können, ohne, dass es noch mehr Opfer gegeben hätte, die einfach unnötig waren. Und er hatte nicht vorgehabt, Sev zu verlieren, auch, wenn der ihn jetzt vielleicht gar nicht mehr haben wollte.
 

Nicht zu vergessen, dass da jetzt die Kleinigkeit war, dass er mehr oder weniger nun an dieses Schloss gebunden war. Er spürte die neue Macht in sich pochen, obwohl sie fast übergangslos in seinen magischen Kern führte. Auch schienen alle Schilde vollkommen wiederhergestellt zu sein, soweit er das beurteilen konnte. Aber er wusste, er würde eine Trennung von dem Schloss, die über eine Zeitspanne von einem halben Jahr hinausgehen würde, einfach nicht mehr ertragen. Seine Magie würde ihn zurückzwingen.
 

Und er konnte und wollte Sev nicht hierher zwingen und ihn an das Leben fesseln, was er doch vorher schon immer so gehasst hatte. Harry merkte gar nicht, wie seine Tränen zu fließen begannen.
 

Verwirrt wachte Severus auf, er hätte schwören können, etwas gespürt zu haben. Kurz blickte er zum Bett – und stockte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Das Bett war leer. Vollkommen leer auch keine Katze zwischen den Laken. Und dann konnte er auch das Gefühl identifizieren, was er beim Aufwachen gehabt hatte – Harry in Animagusform.
 

Warum bitte war er nun schon wieder abgehauen. Ausgerechnet jetzt, er hatte doch nur ganz kurz geschlafen! Nachdem das Fieber endlich am Vortag gewichen war! Verflucht! Man konnte Harry wirklich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen! Schnell stand er auf und warf sich seinen Umhang um, unter dem er ausnahmsweise nichts außer einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd trug. Er hatte sich Harrys Rat zu Herzen genommen und die zu strengen Sachen erst mal nicht hervorgeholt.
 

Nun aber konnte er ihn erst mal wieder suchen! Verdammt, wo konnte der Junge rumlaufen?! Und sicher lief er immer noch nur in der Schlafhose herum! Der Jüngere würde noch für seinen vorzeitigen Tod sorgen!
 

Gut, ruhig, ganz ruhig. So lange Harry das Schloss nicht verließ, war er sicher nicht in Gefahr und er ahnte, dass der Junge das Risiko erst mal nicht eingehen würde. Also – wohin verkroch Harry sich in der Regel, wenn er allein sein wollte?
 

Ihm war klar, dass einer der Gründe wohl war, dass er Angst vor Severus’ Reaktion auf die Sache mit dem Trank hatte. Nicht ganz zu unrecht. Denn deswegen war er durchaus sauer. Aber nicht so, dass er Harry verlassen oder ihm sonst wie schaden würde. Was der aber offensichtlich anders sah, was durchaus normal war, bedachte man, dass er als Kind vernachlässigt worden war.
 

„Die Bibliothek? Nein, ich denke nicht, das war Granger. Der Quiddichplatz... weniger. Aber was dann? Wo...? Moment! Ja! Das war es! Der Astronomieturm! Rasch stürmte er los, vorbei an einem reichlich verwirrten Werwolf, die Treppen hinauf, wobei er langsamer wurde, als er seinem Ziel näher kam.
 

Fast lautlos betrat er den Astronomieturm – und seufzte innerlich auf. Da saß er, den Kopf von der Tür abgewandt, aber er konnte das Glitzern der Träne trotzdem sehen. Die Beine eng an den Körper gezogen und der Junge hatte – welch Überraschung – eine Gänsehaut. Die schwarzen Ohren hingen einfach nur so herab.
 

Leise lief er zu ihm, streifte sich den Umhang wieder ab und legte ihn Harry über die Schultern. „Dich kann man aber auch keine Sekunde aus den Augen lassen, ohne dass du abhaust, verschwindest, einen unter Drogen setzt oder gegen Irre kämpfst", stellte er trocken fest.
 

Erschrocken zuckte Harry herum – und wäre fast vom Fensterbrett gefallen, hatte Severus nicht so schnell reagiert und ihn an sich gezogen.
 

„Ruhig! Was tust du denn da? Willst du runterfallen?“
 

„Ich... ich... ich ..., es... tut mir leid, ich... ich wollte dir nicht weh tun! Ich... ich wollte doch nur...!“
 

„Schhhhh... Ganz ruhig.“ Er drückte Harry nur an sich und strich ihm über den Rücken. „Ich weiß, dass du uns nur helfen wolltest. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass diese Aktion hochgradig leichtsinnig und gefährlich war! Und dann einfach aus der Krankenstation abzuhauen! Hast du eine Ahnung, was für einen Schreck du mir eingejagt hast? Zwei Mal in zwei Monaten? Hat mein armes Herz nicht mal das Recht auf eine Pause?“
 

„Was..?“ fragte Harry verwirrt. „Was... was meinst du? Wieso... zwei Monate? Ich... das hab ich doch erst vor zwei Tagen gemacht... oder?“
 

Severus seufzte, hob Harry hoch, setzte sich selbst auf die Fensterbank und schloss den Jüngeren in seine Arme. „Du hast mir den Trank vor etwa fünf Wochen gegeben, Harry", gab er langsam zurück.
 

„Was? Was...? Aber... das kann doch nicht sein!“
 

„Doch, Katerchen", gab Severus sanft zurück.
 

„Aber... wie? So schwer war ich doch gar nicht...!“
 

„Du hast viel Blut verloren", gab Severus ruhig zurück. „Und anschließend hat dein magischer Haushalt lange gebraucht, um die Magie des Schlosses zu übernehmen. Du hattest über vier Wochen lang hohes Fieber. Es ist erst gestern Nachmittag zurückgegangen.“
 

„Ich hab... vier Wochen geschlafen?“
 

Du warst fünf Wochen bewusstlos", korrigierte Severus nur wieder, während er dazu überging, den Jüngeren zu kraulen, woraufhin der sich endlich wieder entspannte.
 

„Du... du warst die ganze Zeit über da?“
 

Der Ältere lachte leise und küsste Harry, der ihn mit seinen großen, grünen Augen ungläubig ansah. „Wo hätte ich sonst sein sollen?“, fragte er sanft. „Immerhin hast du diesen Wahnsinn eingeleitet, um mich und um uns vor Schlimmerem zu bewahren. Außerdem bist du unruhig geworden, sobald ich zu lange weg war", fügte er an. „Allerdings war Poppy nicht unbedingt begeistert, dass ich in ihrer Krankenstation eingezogen bin.“
 

„Du... du gehst nicht weg?“
 

„Was? Weg?“, fragte Severus im ersten Moment ehrlich verwirrt. „Wohin hätte ich denn gehen sollen?“
 

„Ich.. du wolltest doch nach dem Krieg...irgendwo hin und nicht mehr hier bleiben... Ich... ich will nicht, dass du nur wegen mir bleibst. Ich.. ich weiß doch, dass du dich hier nicht... wirklich wohl fühlst. Alles... sie haben alles kaputt gemacht, deine ganzen Sachen in deinem Quartier, auch... auch deine Bücher!“
 

Nach einer kurzen, überraschten Sekunde, in der er innehielt, kraulte er Harry weiter. „Ja, ich habe gesehen, was sie angerichtet haben", meinte Severus nur schulterzuckend. „Aber ich habe hier nie etwas wirklich kostbares aufbewahrt und Möbel können repariert werden. Außerdem hat Rudolphus diese Quartiere übernommen, er ist der neue Tränkelehrer", fügte er an.
 

„Aber... aber du?!“
 

Severus lachte leise. „Offensichtlich denkt das Schloss bereits, dass wir zusammen gehören, ich konnte die Wohnung des Direktors herrichten", erklärte er lächelnd. „Und glaub mir, sie ist nicht mal so unbequem geworden. Ich denke, du wirst sie mögen.“
 

„Du.. du bleibst?!“
 

„Offensichtlich", gab der lächelnd zurück. „Nachdem ich mir die ganze Mühe gemacht habe, werde ich sicher nicht einfach gehen. Und außerdem – nichts für ungut – du brauchst dringend Jemanden, der ein, zwei oder mehr Augen auf dich hat.“
 

Erleichtert kuschelte Harry sich an den Anderen und schlang seine Arme um dessen Hals. „Danke...“
 

„Dummkopf", meinte Severus nur gutmütig und küsste den Jüngeren. Er strich weiter über dessen Haare. „Ich bringe dich zurück.“ Allerdings bemerkte er sofort, wie die Arme sich fester um seinen Hals legten. „Was ist?“
 

„Bitte... nicht die Krankenstation! Ich will da nicht schon wieder sein!“
 

„Also gut", lenkte Severus ein, der auch die Nase von diesem Ort gestrichen voll hatte. „Ich bring dich in unsere Wohnung, aber dann sage ich der Drachin Bescheid, sonst jagt sie uns am Ende wieder bis sie uns, na ja, vor allem dich, gefunden haben wird. Und ich würde es vorziehen mal wieder eine Nacht durchzuschlafen.“
 

Severus stand auf und machte sich auf den Rückweg. Harry fest an sich gedrückt. Leise lief er durch die Gänge und machte sich auf den Weg zum Rektorenbüro, wobei er ein wenig lächeln musste. Kaum zu glauben, dass er eben den gerade in den Armen hielt. Der Gargoyle hüpfte auch sofort brav, ohne Passwort, aus dem Weg, so dass er direkt in das wieder aufgeräumte Büro gehen konnte, wo er Harry abstellte und auf das Schwert deutete, dass er auf den Schreibtisch gelegt hatte. „Interessante Waffe.“
 

„Sie hat mir das Leben gerettet.“
 

„Woher hast du sie?“
 

„Aus dem Hut.“
 

„Ich... frage besser gar nicht erst", beschloss Severus. „Sowenig, wie ich wissen möchte, woher die Phönixasche und die Federn in deinem Mantel kamen.“
 

„Die... sind für dich", gab er leise zurück. „Na ja, eine Feder werde ich brauchen, aber... Ich brauch eine von den Federn eben...“
 

„Für einen neuen Zauberstab", fügte Severus belustigt an. Er strich über Harrys Haare, bevor er dessen Hand in seine nahm und ein Gemälde berührte, dass aufschwang und einen breiten Gang frei gab, auf dem Severus sich die Schuhe auszog. Dort zweigten mehrere Türen ab. „Hier ist das Bad", erklärte er und öffnete eine davon, so dass der Blick auf das Luxuszimmer frei wurde. „Ich wage zu behaupten, dass es ausreichend sein wird.“
 

„Wow!“
 

Severus lächelte: „Ein Vorteil des Direktors – die Wohnung ist purer Luxus.“ Er schwang seinen Zauberstab, so dass die Wanne sich füllte. „Wasch dich", meinte er sanft. Das ist schöner, als die Reinigungszauber. Ich bringe dir frische Wäsche, dann bekommst du was zu Essen und ich beantworte dir alle Fragen. Gut?“
 

Harry lächelte begeistert und küsste ihn sanft, bevor er sich hastig die Krankenhaushose abstreifte. Er war nur zu erleichtert, zu baden, wie immer. Er liebte das Wasser und die riesige Wanne erinnerte ihn schon eher an einen Pool, als an irgend etwas anderes. Genießerisch schloss er die Augen und erst eine Hand auf seiner Wange holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er lächelte den Älteren an. „Sev...“
 

„Na los", lächelte der und stellte einen Stapel Wäsche neben Harry. Mach dich fertig, dann gibt es was zu Essen.“
 

Harry nickte und stieg rasch aus der Wanne, er sah keinen großen Grund, jetzt den Verschämten zu spielen, denn immerhin hatten sie ja schon miteinander geschlafen. Schnell trocknete er sich ab und zog sich an, bevor er Severus folgte, der schon wieder raus gegangen war.
 

Allerdings brauchte er etwas bis er den Älteren fand, denn er kannte sich hier nicht aus. Er fand schließlich das große, geräumige Wohnzimmer, von dem drei Türen abgingen. Hinter der ersten befand sich ein schon riesig anmutendes Schlafzimmer mit großem Bett und hohen Fenstern. Außerdem war es mit einem weichen, dicken Teppich ausgelegt. Eine versteckte Tür erregte seine Aufmerksamkeit, aber das würde er später nachsehen. Stattdessen lief er weiter, die zweite Tür war schließlich die Richtige. Dahinter verbarg sich, zu seiner Überraschung, eine richtige Küche. Damit hätte er in Hogwarts nicht wirklich gerechnet.
 

„Da bist du ja.“
 

„Du...du hast gekocht?!“
 

„Was? Wann hätte ich das denn machen sollen?“, fragte Severus belustigt. „Ich habe eine Hauselfe gebeten, was hochzubringen", erklärte er und füllte zwei Teller, von denen er einen vor den Jüngeren stellte.
 

„Die Wohnung ist... wow!“
 

Der Tränkemeister lächelte etwas: „Allerdings", stimmte er zu. „Sie ist geräumig und bequem, das muss ich ihr lassen. Und jetzt iss was.“
 

Das ließ Harry sich nicht zwei Mal sagen. Er verschlang seine Portion regelrecht und sah den Älteren dann an. „Und... was machen wir jetzt?“
 

„Ich kann dich über das aufklären, was du verschlafen hast.“
 

„Ich... können wir das nicht morgen machen?“, fragte Harry leise.
 

„Und was willst du stattdessen machen?“
 

„Kuscheln? Du... du bist doch auch müde.“
 

Der Tränkemeister lächelte etwas und nickte zustimmend. Die Idee hatte was, definitiv. „Geh schon mal ins Schlafzimmer, ich hole noch was.“
 

Harry nickte und erhob sich, während Severus das Geschirr mit einem Zauber säuberte und verschwinden ließ. Er war selbst vorher nur ein einziges Mal hier gewesen, danach hatte der Gargoyle ihm stur den Zutritt verweigert. Nun, das Problem dürfte sich nun wohl erledigt haben. Schnell lief er ins Wohnzimmer und holte ein schmales Buch hervor.
 

Er war zwar wirklich erschöpft, aber noch weit davon entfernt, schlafen zu können, nachdem Harry ihm schon wieder so einen Schrecken eingejagt hatte. Wie war der Junge nur auf die dumme Idee gekommen, er würde ihn alleine lassen? Das war so was von lächerlich! Als würde er Harry dafür verantwortlich machen, dass die Schule diesen als Direktor gewählt hatte! Gut, seine Begeisterung hielt sich aus verständlichen Gründen in Grenzen, aber das hieß doch nicht, dass er den Jüngeren sich selbst überlassen würde! Außerdem zwang doch dieses Mal niemand ihn mehr zu unterrichten!
 

Im Gegenteil, er würde endlich das so lange unbenutzte Labor wieder in Betrieb nehmen und sich der Forschung widmen können. Er hatte auch vor, Harry Änderungen im Schulsystem vorzuschlagen, so dass sie einige Dinge verändern und besser machen konnten, als sie bisher waren.
 

Denn nun, wo Dumbledore ihn nicht mehr terrorisieren konnte, musste er ganz ehrlich zugeben, dass er Hogwarts gar nicht mehr als so schlimm ansah. Im Gegenteil, hier hatte er Gewächshäuser und den verbotenen Wald, der viele oftmals seltene Trankzutaten barg, direkt vor seiner Nase.
 

Mit seinem Buch unter dem Arm trat er ins Schlafzimmer, wo er sich selbst schnell umzog und seine normale Kleidung gegen seine Schlafhose eintauchte, bevor er sich zu Harry legte. Er war ganz froh, dass dieser alles erst am nächsten Tag wissen wollte, wenn alle wieder wacher waren.
 

Poppy hatte er bereits Bescheid gesagt, doch er hatte ihr versprechen müssen, Harry morgen noch einmal zu einer Untersuchung vorbei zu bringen.
 

Rasch legte auch er sich unter die weichen, dicken Decken, wobei Harry sich sofort an ihn kuschelte und sich so legte, dass sein Kopf auf der Brust des Älteren ruhte. Severus lächelte und begann, ihn zu kraulen während er begann, leise aus dem Buch vorzulesen. Allerdings merkte er zu seinem Erstaunen, dass Harry selbst sehr schnell einschlief und auch er legte das Buch beiseite und machte es sich bequem. „Wehe, du bist morgen früh nicht genau da, wo ich dich jetzt habe", flüsterte er sanft, bevor er ebenfalls einschlief.
 


 

„Ich bringe Severus sein Essen", meldete Remus leise. „Und sehe nach Harry.“
 

„Nicht nötig.“
 

„Tom?“
 

Der Ältere lächelte und deutete dem Werwolf, sitzen zu bleiben. „Harry ist wieder wach", erklärte er. „Und Severus hat ihn mit in die Rektorenwohnung genommen, aber versprochen, morgen mit uns zu Mittag zu essen. Gib den beiden etwas Zeit zu zweit. Sie brauchen sie, da bin ich mir ziemlich sicher.
 

„Er... er ist wach?“ Pure Erleichterung durchflutete Remus.
 

„Ja, ist er, und er hat genau das getan, worauf ich gewettet hätte. Er ist abgehauen, während Severus gedöst hat. Ich habe es nur zufällig mitbekommen, aber ich fand, das sollen die beiden unter sich klären.“ Er blickte wieder auf die Unterlagen vor sich. „Luc, wie sieht es mit der Verhandlung aus?“
 

„Das Wizgamont wird sich wohl noch einige Tage beraten, aber es zeichnet sich ein Schuldspruch für alle Beteiligten ab und ich denke, der Alte wird wohl aus den Annalen der Geschichte gestrichen werden, da anzunehmen ist, dass er auch den Sieg über Grindelwald nicht selbst errungen hat. Seine Orden wurden ihm bereits postum abgesprochen.“
 

„Weasley, Wealsey und Granger?“
 

„Auch Schuldsprüche. Granger soll in die Muggelwelt verstoßen werden, da sich ihre Verbrechen eigentlich nur auf Verrat von Freundschaft und Annehmen von geklautem Geld beschränkt haben. Zumindest ist das alles, was man ihr ohne Probleme nachweisen kann. Allerdings wird ihr natürlich ihre gesamte Magie entzogen. Eigentlich eine Schande. Sie wird überwacht werden und bekommt sie ein Kind mit magischen Kräften, wird es ihr entzogen und in eine andere magische Familie gebracht.“
 

Tom nickte. „Und die anderen beiden?“
 

„Weasley Nummer sechs wird sich auf ein langes Leben in Azkaban freuen dürfen, da er offensichtlich auch an einigen angeblichen Todesserattacken beteiligt gewesen war und geholfen hatte Harrys Missbrauch zu decken. Weasley Nummer sieben wird nach St. Mungos eingeliefert. Sie hat einen psychischen Schaden und denkt, Harry wäre ihr Eigentum oder so. Man hat ihr wohl zu lange erzählt, dass es so wäre. Ob sie da je wieder raus kommen wird, ist eine andere Sache.“
 

„Gut, dann sind die alle aus dem Weg? Und was ist mit dem Artikel?“
 

Remus’ Mine verdunkelte sich. Rita Kimmkorn hatte es gewagt, eine reißerische Story über Harry zu schreiben, der ganz offensichtlich das pure Böse unterstütze und es gewagt hatte, sich Hogwarts unter den Nagel zu reißen.
 

„Insektenspray", grinste Regulus nur hämisch. „Sie hat eine Anklage wegen Verleumdung am Hals.“
 

„Umbridge?“
 

Bei der Befragung von Fudges Gehilfin war herausgekommen, dass auch sie Harry gequält hatte und Regulus und Tom hatten damit zu kämpfen gehabt, den Wolf daran zu hindern, die Frau in der Luft zu zerreißen.
 

„Kindesmisshandlung in mehreren Fällen, versuchte Verschleierung. Sie sitzt mit Kimmkorn in einer Zelle und die beiden heulen sich gegenseitig vor, wie unfair doch die Welt ist", gab Lucius zurück. „Die Prozesse werden wohl noch eine Weile dauern. Erst mal haben wir die der obersten Verbrecher.“
 

Tom nickte. „Gut, dann ist ja alles klar", gab er ruhig zurück. „Ich verlasse mich darauf, dass du alles weiter regelst, Luc.“
 

„Natürlich.“
 

„Gut, dann kann Hogwarts ja nach dem Sommer wieder seine Pforten öffnen.“
 

Regulus verzog sein Gesicht, dann grinste er aber. „Ich kann es kaum erwarten. Kinder quälen – irgendwie ist mir das in letzter Zeit echt abgegangen.“
 

Alle schüttelten einfach nur den Kopf, bevor sie sich eine weitere Runde Feuerwhiskey genehmigten.
 

Es war amüsant gewesen zu beobachten, wie schnell sich alles wieder beruhigt hatte, nachdem klar geworden war, dass Tom gar nicht vorhatte, Schlammblüter und Halbblüter zu massakrieren. Geschäfte hatten schon zwei Tage nach Toms Sieg wieder geöffnet und der Wiederaufbau hatte begonnen. Nur wenige Regeln hatte der neue Minister sofort durchgesetzt und die galten ausnahmslos dem Schutz der Gesellschaft. Eine davon war, dass ausgebildeten Magiern, die beschlossen, in die Muggelwelt zu gehen, die Magie gebunden wurde, aus dem einfachen Grund, dass er keine Lust hatte, ständig Auroren zur Schadensbegrenzung schicken zu müssen.
 

„Dann werde ich mich für heute zurückziehen...“
 


 


 

Die Welt hatte sich seit dem Sturz von Dumbledore geändert. Die magische Gemeinschaft in England war endlich moderner geworden und wichtige Regeln waren eingeführt worden.
 

Magische Kinder wurden überwacht und beim ersten Anzeichen von Misshandlungen aus ihren Familien entfernt, um in andere zu kommen, die sich liebevoll um sie kümmerten.

Kinder, die bei Muggeln aufwuchsen, wurden bereits mit zehn Jahren, statt, wie bisher mit elf, nach Hogwarts geschickt, wo sie in einem Nebengebäude auf die magische Welt vorbereitet wurden, damit sie die anderen Kinder nicht ausbremsten.
 

Magische Kinder hingegen mussten Kurse besuchen, in denen sie über Muggel unterrichtet wurden, damit sie selbst entscheiden konnten, in welcher Welt sie leben konnten und Squibs hatten so die Möglichkeit, in einer Welt zu leben, in der sie nicht als minderwertig galten.

Magische und nichtmagische Verfahren wurden zusammengelegt und auch Fächer wie Mathematik und Chemie eingeführt, damit man einen gleichwertigen Schulabschluss zu Muggeln hatte, wenn man in deren Welt arbeiten wollte.
 

Hogwarts selbst war ein fröhlicher Ort und der junge Direktor mit den Katzenohren weit über die Landesgrenzen hinaus beliebt. Auch, wenn man um dessen Lebensgefährten oft lieber einen Bogen machte und natürlich hielten sich Gerüchte, dass er ein Vampir wäre, weiterhin, was Severus aber nur extrem belustigte. In seinen Augen reichte es, wenn einer beliebt war und an der Rolle hatte er wirklich gar kein Interesse.
 

Es waren auch Gesetze erlassen worden, die den Werwölfen neue Rechte gab und sie nicht mehr zu Freiwild machten, solange sie freiwillig zu Vollmond Wolfsbann nahmen, der konstant verbessert wurde und nun, zehn Jahre nach dem Umschwung, so weit war, dass frisch Gebissene sogar geheilt werden konnten.
 


 

Und die Menschen waren endlich bereit, hinter die Maske ihres einstigen Heiligen zu sehen und eine neue, bessere und gerechtere Welt willkommen zu heißen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (34)
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Von:  Skaletsakura-chan
2017-12-28T03:46:39+00:00 28.12.2017 04:46
Ich wollte schlafen das war um 1:00uhr ich hab die Geschichte gefunden gelesen und dann war es 04:43, ein Glück das ich Ferien habe.
Ich finde die Geschichte sehr aufregen und schön, ich konnte nicht mehr mit lesen aufhören.
LG
Skaletsakura-chan

Von:  Labyrinth93
2012-11-24T13:02:47+00:00 24.11.2012 14:02
Hay
Ich habe deine Geschichte in einem Rutsch durch gelesen und ich muss sagen, das ich gefesselt davon war.
Du hast einen guten Schreibstiel, was mir das Lesen erleichtert hat.
Ich hoffe du machst noch mehr solcher Storys.

Lg
Labyrinth93

Von:  Omama63
2011-12-09T18:01:24+00:00 09.12.2011 19:01
Eine spitzen FF.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.
Von:  DBZ-Fan1986
2011-07-18T17:25:26+00:00 18.07.2011 19:25
Eine sehr gute Geschichte. Gefällt mir mit am Besten von Dir. Sie hat mich zwar teilweise an "Durch die Zeiten oder die Wahrheit dahinter" erinnert, da Harry hier auch in seiner Animagusform gefangen war (Katze <=> Panther), aber sie war schön geschrieben und teilweise nicht endlos übertrieben.
Nur Harry’s Selbstzweifel bei Regulus, Remus und später bei Severus waren wieder zum Haare-raufen. *g*
Und schade fand ich auch, dass es kein Gespräch mit Tom und Harry gab, nachdem bekannt wurde, dass er sein Großvater ist.
Und es gab zum Glück kein Kind bei Harry und Severus, welches Harry geboren hat aufgrund seiner Animagusform. Wäre auch zu albern gewesen.^^
Aber sonst, alles gut.^^
Von:  Kanoe
2010-05-12T13:54:11+00:00 12.05.2010 15:54
Eine sehr sehr schöne geschichte
Von:  Hiro-chan1989
2009-11-23T00:35:30+00:00 23.11.2009 01:35
Ich muss sagen eine Hammer geile ff hab in einem durchgelesen!!!!!!!!!


super ff

gratz

hiro-chan1989
Von:  zeusy
2009-11-13T02:18:49+00:00 13.11.2009 03:18
MHm ein schönes Ende. würde ich mir wirklich für die Zauberwelt wünschen.
mir ist aufgefallen das du anscheint eine Abneigung gegen Dumbledor hast. nicht das es mich stören würde, der Mann ist mir zu glatt, zu Allglatt.
Sev und Harry, naja nicht eines meiner lieblingspaarings aber in ornung. vl fällt dir ja mal was zu Draco und Harry als Paaring ein. so unter gleichaltrigen. aber da will ich nicht so viel reinreden. das was ich bissher von dir gelesen habe gefällt mir. auch das du Magische Wesen mit einbeziehst. Veela, Vampiere, Elfen usw eindach herrlich.
also wenn die Magische Welt jetzt so gut ist, nachdem Harry Hogwarts übernommen hat, würde ich auch gern da hineingeboren sein.
ich schmöckere noch ein wenig weiter indeinen FF und verbleibe so lange mit lieben grüßen
das klein Zeusylein.
Von: abgemeldet
2009-05-19T19:38:28+00:00 19.05.2009 21:38
Guten Abend!

Für heute melde ich mich wohl das letzte Mal und das, ohne auch nur den kleinsten Kritikpunkt *gg*
Diesmal waren keine Elfen- oder Vampirgene dabei und auch keine Veelas. Außerdem war Tom wieder einer von den Guten, Harry war als Katze einfach nur drollig und endlich hab ich auch die Action bekommen, die ich von einem Finale gegen Dumbledore in den anderen Geschichten vermisst habe *freu*
BIS JETZT, war diese Geschichte für mich die Beste von deinen Harry Potter FF's, aber noch bin ich ja nicht fertig, denn da gibt es ja noch so viel mehr zu entdecken.
Und damit ich auch noch ein wenig die Zeit überbrücken kann, bis mein Mann von der Arbeit kommt, werde ich gleich mit der nächsten anfangen.
Danke jedenfalls für diese schöne Geschichte, es hat mehr als nur Spaß gemacht sie zu lesen *gg*

LG
-Fantasy-
Von:  kaya17
2009-04-21T20:01:33+00:00 21.04.2009 22:01
Wow wirklich eine tolle fanfic^^ super geschrieben sehr spannend und ein tolles Ende (:
Von:  serenasera
2008-12-07T12:00:18+00:00 07.12.2008 13:00
Hey, wie immer ganz großes Lob an dich! Die Geschichte war mal wieder super schön, allein wil mein absolutes Lieblingspairing HarryxSeverus ist. Du hast die Gefühle super rüber gebracht, die Sorge, die Liebe, Unsicherheit und alles andere. Würde gern auch so schön schreiben, wie du kannst, doch leider ist dem nicht so. Hab selbst richtig mitgefiebert und Herzklopfen bekommen bei Harry und Severus, es ist einfach schön sowas zu lesen, bitte schreib noch ganz viele davon.
Also noch mal super hamma geil!
Bis denn
Mfg Sunshine


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