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Höllenqualen

Rasia Reloaded - Fortsetzung zu "Pakt mit der Hölle"
von

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Unerwartete Schmerzen, blasse Knirpse, alte Feiglinge und Männer in Miniröcken

Es ist ja schon was her, dass ich das letzte Kapitel hochgeladen habe. Tut mir auch ehrlich leid, aber wie ich ja schon mal erwähnt hatte, hat mich die Uni leider voll im Griff O.o Außerdem hatte mich die letzte Zeit ein KreaTief genervt, was diese Geschichte betrifft.

Aber gestern hat mich wieder die Inspiration gepackt und ich hab das Kapitel in einem Rutsch zu Ende geschrieben ^^ Ich hoffe, dass das jetzt ein bisschen länger andauert.
 

Nur nochmal zur Erinnerung, was im letzten Kapitel geschehen ist: Rasia hat sich mit Kagome und Miroku zusammen zu Narakus Versteck aufgemacht, um Inuyasha zu befreien. Doch sie wurden entdeckt und Kagome wurde von dem Engel Lanyva außer Gefecht gesetzt. Kurz darauf schafft es Inuyasha, sich aus seiner Gefangenschaft mit einem lauten Knall zu befreien …
 

_______________________________________
 


 

Ich lachte laut.
 

Ich lachte, während um mich herum Holzsplitter durch die Gegend flogen und teils zu gefährlichen Geschossen mutierten.
 

Lanyva hatte sich bereits eine Sekunde vor der Explosion schützend vor Emmerett gestellt, ebenso wie Miroku sich darum bemühte, Kagome vor schlimmeren Schaden zu bewahren. Holz, Dreck und Magiewirbel zischten durch die Luft und hüllten schließlich alles in eine undurchdringliche Staubwolke.
 

Mehrere Augenblicke vermochte man kaum die Hand vor Augen zu sehen, ehe sich der Nebel langsam lichtete.
 

Und dort stand Inuyasha!
 

Strahlend und pompös wie ein weißer Ritter in glänzender Rüstung, sein gigantisches Schwert gezückt und offenbar jederzeit bereit, die Armeen des Bösen niederzumetzeln.
 

Die Hütte hinter ihm, in der er zuvor noch gefangen gewesen war, war an der einen Seite völlig aufgerissen und auch der Rest machte nicht gerade den Eindruck, als würde er noch besonders lange standhalten. Der Köter hatte den Großteil des Gebäudes einfach weggesprengt und nicht viel davon übriggelassen.
 

Inuyasha hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
 

Gut, zugegeben, er hätte noch ein paar Nervensägen in den Tod stürzen können, aber so war es auch nicht schlecht.
 

„Ihr miesen Drecksschweine!“, zischte das Hündchen aufgebracht. Seine Knöchel traten weiß hervor, während er den Griff seines Monsterschwertes hielt. „Ihr kennt wohl keinerlei Anstand, oder? Wie könnt ihr es nur wagen, Hand an Kagome zu legen?“
 

„Na ja, es hat sicherlich ungeheuren Spaß gemacht“, meldete sich eine mir verhasste Stimme. Shimo kam quietschfidel und breit grinsend irgendwo aus den Trümmern herausgeklettert und stellte sich neben Inuyasha. „Es ist immer vergnüglich, Mikos ein bisschen zu ärgern.“
 

„Halt deine Klappe!“, herrschte Inuyasha ihn an, ehe er sich wieder Emmerett zuwandte.
 

Ich konnte mich derweil eines Lächelns nicht erwehren. Der heftigen Reaktion Inuyashas entnahm ich, dass ihm mein Vater die letzten Stunden wohl ordentlich auf die Nerven gegangen war. Auch nicht weiter verwunderlich. Es gab kaum eine schlimmere Strafe, als mit diesem Kerl in einem Raum eingesperrt zu sein. Sein ewiges Geplapper und sein lästiges Lachen waren Folter, wie man sie sonst selbst in den furchtbarsten Teilen der Hölle nicht geboten bekam.
 

Wahrscheinlich einzig Griffins Befehl, seinen Mitstreitern nichts anzutun, hielt den Köter im Moment davon ab, auf Shimo einzuhacken.
 

„Was ist denn überhaupt gerade passiert?“, fragte Krytio verwirrt. Er kratzte sich am Hinterkopf und wunderte sich offensichtlich, was er Wichtiges verpasst hatte.
 

„Tja, ihr wart so dumm und habt Inuyashas kleines Schwertchen bloß unachtsam in eine Ecke geworfen und euch nicht mehr großartig darum geschert“, erklärte ich ihm. „Das war wohl ein Fehler, würde ich mal sagen. Und der Angriff auf Kagome hat die Flohschleuder völlig austicken lassen. Man sollte einen wilden und primitiven Hund nichts bis aufs Blut reizen, das mögen die nicht besonders.“
 

Inuyasha warf mir daraufhin einen säuerlichen Seitenblick zu, hatte aber den Großteil seiner Aufmerksamkeit auf Emmerett und Lanyva gerichtet.
 

Shimo derweil lächelte bloß selig vor sich hin und winkte mir sogar zu, was ich mit einem wütenden Schnauben quittierte.
 

„Aber … was ist mit der Engelsmagie geschehen?“, hakte Krytio nach. „Inuyasha und Shimo waren doch gefesselt und geknebelt.“
 

Ähm … gute Frage.
 

Zunächst wollte ich ihm sagen, dass Inuyasha vielleicht denselben Trick wie Naraku angewandt hatte, immerhin war das Köterchen auch ein Hanyou und somit zum Teil menschlich, aber sofort verwarf ich den Gedanken wieder.
 

Niemals im Leben besaß der Hund auch nur ansatzweise genügend Grips, um zu so etwas fähig zu sein.
 

„Als ihr draußen vor dem Bannkreis wart und die Engel euch gefangen nahmen, hat die Macht von Inuyashas Schwert der Engelsmagie kaum etwas anhaben können“, meinte Krytio. „Darum haben wir uns auch nicht mehr um das Ding gekümmert. Wir dachten, es würde uns nichts anhaben können. Aber jetzt …? Was ist anders als gestern?“
 

Ich hätte liebend gern eine kluge Antwort gegeben und mich vor Mister Besserwisser aufgespielt, aber unglücklicherweise fiel mir nichts Intelligentes ein. Darum blieb mir nichts anderes übrig, als ahnungslos mit den Schultern zu zucken.
 

Dafür wusste Miroku zu meiner Schande des Rätsels Lösung. „Inuyasha kämpft, um Kagome und mich zu beschützen. Tessaiga hat wahrscheinlich auf sein starkes Bedürfnis reagiert, uns vor Schaden bewahren zu wollen.“
 

Ich hob eine Augenbraue.
 

Das ergab sogar tatsächlich einen Sinn.
 

Inuyasha war in Aktion getreten, um nicht sich und seinen wertlosen Hintern zu retten, sondern um sich für andere aufzuopfern. Eine Geste, der sich die Magie von Engeln einfach nicht in den Weg stellen konnte, ohne sich selbst völlig zu verraten.
 

„Das heißt also … wenn ich mich jetzt auch dahinstellen und irgendwelche dummen Menschen ohne Hintergedanken beschützen würde, könnten mir die Engel nichts anhaben?“ Ich wiegte meinen Kopf hin und her.
 

„Wahrscheinlich“, mutmaßte Krytio. „Aber wann würdest du jemals einem Menschen helfen wollen?“
 

Natürlich niemals.
 

Aber man durfte sich das Ganze doch trotzdem theoretisch vorstellen, oder etwa nicht?
 

Inuyasha hatte währenddessen von unserem Geplänkel nicht das Geringste mitbekommen. Stattdessen schwellte er weiterhin stolz seine Brust und belästigte Lanyva mit allerlei Beschimpfungen, die dem Engelchen sichtlich missfielen. Über kurz oder lang würde sie ausrasten, dessen war ich mir sicher. Engel mochten zwar friedfertige Wesen sein, aber auch sie ließen sich nicht alles gefallen. Zumal Lanyva sowieso auf mich einen eher labilen Eindruck erweckte. Sie war zumindest kein typischer Engel, der lieber mit einem breiten Lächeln und einem Strauß Blumen einen Konflikt löste. Sie haute stattdessen ordentlich drauf.
 

Fast schon schade, dass wir Erzfeinde waren. Als Teufel wäre sie mir sicher sympathisch gewesen.
 

„Hoffentlich reißt sie den Köter in Stücke“, meinte ich vergnügt. „Das wäre wirklich –“
 

Ich hielt inne, als ich plötzlich, unerwartet und ohne die geringste Vorwarnung einen starken Schmerz im Unterleib spürte, dermaßen heftig, dass ich gequält aufstöhnte und bereits im nächsten Moment meine Beine nachgaben. Wie ein alter Kartoffelsack plumpste ich zu Boden, keine Minute länger hätte ich mehr aufrecht stehen können.
 

Tränen stiegen mir in die Augen, während mich tiefe Verwirrung bestürmte.
 

Was war nur geschehen? Hatte mich jemand angegriffen? Heimtückisch aus dem Hinterhalt?
 

Mühevoll richtete ich meinen Blick auf und nahm verschwommen wahr, dass Lanyva ebenso überrascht schien wie ich. Zumindest starrte sie ziemlich dumm aus der Wäsche, weswegen ich den Schluss zog, dass sie an meiner derzeitigen Misere nicht Schuld war.
 

Auch Emmerett schloss ich aus, da er noch verblödeter dreinglotzte und offenbar nicht die geringste Ahnung hatte, was vor sich ging.
 

Mir jedoch dämmerte es allmählich, als ich aus den Augenwinkeln mitbekam, dass Shimo und Inuyasha ebenfalls zusammengesunken waren. Beide wanden sich, hielten sich den Bauch und ächzten leidlich, so wie ich es tat.
 

Das konnte nur eins bedeuten!
 

Griffin – unser allesgeliebter, hirnverbrannter, postpubertärer, absolut geisteskranker Griffin – hatte es offenbar geschafft, sich von jemanden aufmischen zu lassen.
 

Oder – bedachte man seine geringfügige Intelligenz – sich selbst zu verletzen.
 

So oder so, seine Schmerzen waren nun auch die meinen!
 

Na ja, und ebenso die von Shimo und Inuyasha, aber wen kümmerte das schon großartig?
 

Wichtig war nur, dass ich litt! Ich, die in letzter Zeit schon mehr als genug durchgemacht hatte! Ich, die doch einfach nur ein ruhiges Leben hatte führen wollen! Ich, die es einfach nicht verdient hatte, vom Schicksal dermaßen verarscht zu werden!
 

Und das alles nur wegen eines dummen Bengels!
 

Was hatte der verdammte Mistkerl nur angestellt? Den Schmerzen nach zu urteilen hatte er sich anscheinend den Magen samt Darm aus dem Leib gerissen.
 

Oder jemand anderes hatte das für ihn erledigt.
 

Ich verfluchte diesen Idioten, aber noch mehr verfluchte ich mich in diesem Augenblick selbst. Wieso hatte ich nicht daran gedacht, Griffin unter einigermaßen passablen Schutz zu stellen? Immerhin hing mein Leben davon ab!
 

Und wen hatte er gerade an seiner Seite? Den depressiven Gnom Calyr, der sich wahrscheinlich momentan im Selbstmitleid suhlte oder möglicherweise sogar schon Selbstmord begangen hatte, und den einfältigen Hünen Shenyt, der den Intelligenzquotienten eines Feldwegs hatte. Unter Umständen vielleicht auch Hisa, wenn sie es irgendwie geschafft hatte, den Engeln zu entkommen.
 

Alles in allem keine besonders schlagfertige Truppe.
 

Der einzige Trost war für mich zurzeit bloß, dass Griffin nicht tot war. Oder zumindest noch nicht.
 

Wäre es nämlich geschehen, wären auch meine Lichter ausgegangen und die Welt hätte einen wirklich tragischen Verlust hinnehmen müssen.
 

Doch stattdessen zogen sich die Schmerzen nach und nach zurück. Es kam mir zwar wie eine Ewigkeit vor, aber allmählich wurde es besser. Bis ich schließlich wieder die Kraft fand, mich auf meine Beine zu stellen.
 

Keuchend richtete ich mich schließlich wieder auf. Der Schmerz hatte bereits deutlich nachgelassen und binnen weniger Sekunden würde er verschwunden sein, dessen war ich mir hundertprozentig sicher.
 

Denn im Gegensatz zu Griffin spürten seine Diener nur den akuten Schmerz, eine Art Echo seiner Qualen. Es war im Grunde nicht mehr als eine Illusion. Griffin würde wahrscheinlich noch längere Zeit mit seinem Wehwehchen zu kämpfen haben, würde riesige Blutergüsse davontragen und bei bestimmten Bewegungen aufschreien wie ein Baby. Wir hingegen hatten nur den ersten Schmerz verspürt, blaue Flecke würde jedoch keiner von uns bekommen.
 

Es waren sowieso nur Fremdeinwirkungen, die wir spüren konnten. Wenn man Griffin in den Magen boxte, eine Ohrfeige verpasste oder ihn gewaltsam zu Boden rang, wie es mein Neffe in der Hölle mit der halben Portion getan hatte. Von den Folgewirkungen in Griffins Körper merkten wir glücklicherweise nichts.
 

Das wäre ja auch noch schöner gewesen.
 

Ansonsten hätte uns ja allesamt schon eine simple Erkältung, wie sie die Menschen zuhauf bekamen und vor der auch Griffin bestimmt nicht gefeit war, unsäglich schwächen können.
 

Außerdem verfügten Menschen über eine schrecklich lahme Regeneration. Gebrochene Knochen brauchten bei denen tatsächlich Monate, bis sie geheilt waren! Sollten deswegen auch die armen Seelen leiden, die gegen ihren Willen zu Dienern und Sklaven degradiert worden waren?
 

„Griffin wurde angegriffen, nicht wahr?“ Krytio hatte die Situation sofort erkannt. Er hatte mich am Arm gepackt, um mich zu stützen, und ich ließ ihn erstmal gewähren. Später konnte ich ihn immer noch gegen die nächste Wand donnern.
 

„Was … was hat der Bengel nur gemacht?“ Inuyasha schnaufte wie ein Nashorn, als er sich ebenfalls langsam wieder aufrappelte. Sein edles und ungemein prunkvolles Schwert degradierte er dabei zur Krücke.
 

„Ich würde sagen, er hat ne ordentliche Ladung von irgendetwas in den Magen bekommen“, meinte Shimo mit einem unglaublich unpassenden Lächeln auf den Lippen. Er rieb sich zwar leicht über die schmerzende Stelle, schien aber ansonsten unerhört fit und munter.
 

Inuyasha verdrehte die Augen und warf meinem Vater einen giftigen Blick zu. „Vielen Dank, Schlaumeier. Ohne deine Hilfe wären wir da nie drauf gekommen.“
 

Shimo grinste breit. „Gern geschehen“, sagte er fröhlich, sich dem Sarkasmus in Inuyashas Stimme überhaupt nicht bewusst.
 

Ich schnaubte bloß angesichts dieser öffentlich zur Schau getragenen Dämlichkeit, drehte mich um und stakste davon. Direkt auf die Höllenpferde zu, die noch in der Nähe der Barriere standen und dumm in die Gegend starrten.
 

„Hey“, rief Krytio, als er mir hinterherlief. „Wo willst du hin?“
 

„Was denkst du wohl?“, zischte ich. „Zu Griffin, um seinen runzligen Arsch zu retten.“
 

Mir blieb keine andere Wahl. Nicht nur, dass der Dreikäsehoch möglicherweise in Gefahr schwebte und vielleicht sogar so beschränkt war, sich töten zu lassen. Darüber hinaus musste ich einfach gehen.
 

Es war wie ein Zwang. Meine Beine bewegten sich fast schon von alleine.
 

Offenbar eine Art Sicherheitsfunktion des Siegels. Wurde der werte Herr und Meister angegriffen, mussten alle Diener automatisch zurückkehren, um ihm zur Seite zu stehen.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass auch Shimo sich in Bewegung setzte. So wie mir blieb ihm gar nichts anderes übrig.
 

Ebenfalls Inuyasha machte den Anschein, als würde er mit sich ringen. Natürlich wäre er liebend gern an Ort und Stelle geblieben, um seiner geliebten Kagome und dem notgeilen Hoshi heldenhaft zur Seite zu stehen, doch das Siegel hatte ganz andere Pläne. Ohne dass er etwas dagegen hätte unternehmen können, setzte der Köter einen Fuß vor den anderen und folgte uns. Zwar überaus widerwillig, aber dennoch kontinuierlich.
 

„Ihr könnt nicht einfach gehen“, erwiderte Krytio. „Mir wurde befohlen, auf euch aufzupassen.“
 

Ich rollte genervt mit den Augen. Am liebsten hätte ich den Idioten einfach ins nächste Universum katapultiert, aber unglücklicherweise fehlte mir die Zeit, mich auf einen Kampf mit ihm einzulassen.
 

Sofern ich nicht mal wusste, ob ich überhaupt gewinnen würde – so unglaublich ungern ich das auch zugab.
 

„Dann komm mit!“, fauchte ich.
 

Bevor Krytio dazu kam, zu antworten, erhob jedoch Emmerett sein donnerndes Stimmchen: „Ihr könnt nicht einfach abhauen!“, meinte er erbost. „Ihr seid meine Gefangenen!“
 

Er klang wie ein kleines Kind, das einfach nicht die Wahrheit akzeptieren konnte.
 

Darüber hinaus war er inzwischen ziemlich erblasst. Und das lag wohl kaum an Inuyasha und seinem Brötchenmesser, wie mir sofort klar war.
 

Nein, es hing eher mit Griffin zusammen.
 

Die beiden waren Rivalen, Feinde und Idioten sondergleichen, aber dennoch wünschte Emmerett Griffin nicht den Tod. Nun zu sehen, wie dessen Diener gebeutelt zu Boden sackten, musste ihm mit einem Mal deutlich bewusst gemacht haben, wie ernst das Spielchen war, das sie hier spielten.
 

Vielleicht war es nicht unbedingt die Sorge um Griffin, die ihn hatte erbleichen lassen, sondern eher die Angst um sein eigenes, kümmerliches Leben. Die Trottel hatten eine Wette abgeschlossen und keinen Augenblick über die Konsequenzen nachgedacht. Sie waren sich wie die Könige der Welt vorgekommen und hatten offenbar völlig vergessen, wie sterblich sie eigentlich waren.
 

Jetzt aber hatte Emmerett es deutlich vor sich gesehen.
 

Und es hatte ihn entsetzt.
 

Er war schockiert und auch so etwas wie Reue konnte man in seinem Blick zu erkennen. Er stellte wohl in diesem Moment zum ersten Mal infrage, ob die Entscheidung, gefährliche Geschöpfe mit einem alten Zauber an sich zu binden und zusammen mit ihnen ebenfalls gefährliche Geschöpfe zu bekämpfen, solch eine tolle Idee gewesen war.
 

„Wenn du uns nicht gehen lässt, wird Griffin vielleicht sterben“, entgegnete ich und appellierte damit an das, was Menschen als ‚Gewissen‘ bezeichneten. „Willst du das etwa?“
 

Emmerett war ehrlich vor den Kopf gestoßen und sichtlich überfordert. Er war in diesem Augenblick nur ein kleiner Junge, der erkannt hatte, dass er unter Umständen zu weit gegangen war. Und der gleichzeitig einfach nicht wusste, wie er das alles bewältigen sollte.
 

„Der Hanyou kann gehen“, entschied er schließlich, leicht zögernd. Er wechselte sogar einen kurzen Blick mit Lanyva, als erwartete er von ihr Schützenhilfe. „Dein Vater und du bleibt hier! Wir müssen noch Tensaiga finden, falls du es vergessen hast.“
 

Ich verdrehte genervt meine Augen. Der Bengel schien echt nicht zu kapieren, was Sache war.
 

„Vergiss es!“, zischte ich. „Wir müssen zurück, das Siegel zwingt uns dazu! Und du wirst uns nicht aufhalten können, Dreikäsehoch.“
 

Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie schlimm der Drang, zu Griffin zu kommen, nach ein paar Stunden sein würde. Ich würde wahrscheinlich absolut wahnsinnig werden. Und darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock!
 

Emmerett aber wirkte wenig kooperativ. Er hatte seine harte Miene wieder aufgesetzt und offenbar beschlossen, die gerade erworbene Erkenntnis seiner eigenen Vergänglichkeit vollkommen zu ignorieren.
 

Oh ja, Verdrängung – als ob das bisher jemals gutgegangen wäre!
 

Anstatt mich jedoch weiterhin in irgendwelchen sinnlosen Diskussionen zu verlieren, die sowieso zu keinem Ergebnis geführt hätten, hockte ich mich hin und legte meine Hand auf den Boden. Ich hörte die Hölle flüstern, ihre verlockenden Worte, und ich borgte mir ihre Macht.
 

Ein lautes Knackgeräusch war daraufhin zu hören, als sich ein langer Spalt im Erdreich bildete und den Boden uneben werden ließ. Alles erzitterte für einen Augenblick, sodass Emmerett sein Gleichgewicht verlor und stürzte. Lanyva ruderte derweil mit ihren Armen, um nicht ebenfalls Bekanntschaft mit der Erde zu machen.
 

Von irgendwo glaubte ich, Kaguras Stimme zu hören, die lautstark fluchte. Auch Saphiel, der sich langsam aber stetig aus dem Schutt befreit hatte, den Inuyasha bei der Sprengung des Gebäudes verursacht hatte, stieß eine wenig engelhafte Verwünschung aus, als sein eh schon unstabiler Stand unter ihm zusammenbrach und er wieder in den Trümmern verschwand.
 

„Verflucht, kannst du einen nicht vorwarnen?“, beschwerte sich Inuyasha, der nur dank seines Monsterschwerts noch auf den Beinen stand.
 

Ich grinste schadenfroh, kam aber nicht mehr dazu, zu antworten, da Lanyva uns plötzlich ohne jede Vorwarnung ihre geballte Magie entgegen schleuderte. Ein grelles Licht schoss auf uns zu, dermaßen blendend, dass ich befürchtete, meine Augen würden schmelzen. Reflexartig riss ich meine Arme nach oben, während ich versuchte, mich von dieser ekelhaft reinen Magie nicht in die Knie zwingen zu lassen.
 

Es war schließlich Inuyasha, der die passende Antwort parat hatte. Routiniert schleuderte er ein wenig sein protziges Schwertchen umher, sodass es aufleuchtete und sich dem anrückenden Licht entgegenstellte. Als beide Wirbel aufeinandertrafen, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der mein Trommelfell vibrieren ließ.
 

Das Licht wurde noch heller und irgendwo hörte ich Lanyva vor Überraschung aufschreien.
 

Zeit, mich daran zu erfreuen, blieb mir nicht. Ehe ich mich versah, packte Krytio mich am Arm und zog mich zu den Höllenpferden, die der Aufruhr nicht im geringsten zu stören schien und stattdessen lustlos auf ein paar Schnecken herumkauten. Shimo und Inuyasha nutzten ebenfalls die Ablenkung und folgten uns auf dem Fuße. Auch wenn der Köter immer wieder Blicke auf Kagome und Miroku warf und augenscheinlich nichts lieber täte, als an Ort und Stelle zu bleiben und seinen Freunden zu helfen. Doch die Macht des Siegels war einfach stärker.
 

Ich schwang mich derweil auf das erste Pferd, das bei dem unerwarteten Gewicht missbilligend schnaufte und verärgert nach meinem Bein schnappte, woraufhin ich dem Vieh mit voller Wucht gegen die Schnauze trat. Das Tier wimmerte, während Krytio behände hinter mir Platz nahm und seine Arme um meinen Körper schlang.
 

„Ich warne dich, Freundchen“, zischte ich. „Solltest du –“
 

Erneut kam ich nicht dazu, meinen Satz zu beenden, da Krytio dem Höllenpferd die Sporen gab und wir zusammen losstürmten wie ein Engel auf Drogen. Binnen eines Augenblicks hatten wir Narakus kleines Versteck verlassen und zischten durch den dichten Wald. Bäume, Hecken und anderes Gestrüpp zog in Windeseile an uns vorbei, als wären es bloß flüchtige Schatten.
 

Am Rande bekam ich mit, dass das zweite Höllenpferd direkt neben uns lief. Mein Vater hielt die Zügel in der Hand und lachte amüsiert, während sich Inuyasha an ihm festkrallte und seine Augen vor Schock weit aufgerissen hatte. Anscheinend sagte ihm das unerwartete Tempo des Pferdes überhaupt nicht zu.
 

Blieb im Grunde nur noch zu hoffen, dass die Flohschleuder auf Shimo kotzte. Das hätte den Tag wenigstens ein bisschen sonniger gestaltet.
 

„Wo sind eigentlich die alten Knacker?“, fragte Krytio viel zu nahe an meinem Ohr.
 

Im ersten Moment verstand ich überhaupt nicht, was er damit meinte, bis es mir schließlich wie Schuppen von den Augen fiel, dass er damit auf Myouga und Toutousai anspielte. Die beiden waren außerhalb des Bannkreises geblieben und hatten sich seitdem nicht wieder blicken lassen. Ich hatte sie auch nicht gesehen, als wir gerade eben Hals über Kopf aufgebrochen waren, aber das musste nicht viel heißen. Bei der Geschwindigkeit, die die Höllenpferde an den Tag legten, kam es einem Wunder gleich, wenn man seine Umgebung wenigstens noch ansatzweise erahnen konnte. Bestimmte Gestalten vermochte man auf diese Art nicht zu erkennen.
 

Vielleicht standen Toutousai und Myouga noch dort, wo wir sie zurückgelassen hatten.
 

Viel wahrscheinlicher war allerdings, dass sie sich schon vor einer halben Stunde tapfer und todesmutig aus dem Staub gemacht hatten.
 

Was sollte man auch anderes erwarten von einem Insekt in maßgeschneiderten Mini-Klamotten und einem Greis, der schon beim bloßen Ansehen in sich zusammenfiel?
 

Mir war es einerlei. Von mir aus hätten die zwei auch von einem dahergelaufenen Youkai gefressen worden sein können, es störte mich nicht sonderlich. Im Grunde sollte man dann nur den armen Dämon bemitleiden, weil das zähe Fleisch sicher schwer im Magen lag.
 

Ich kam aber so oder so nicht dazu, länger als nötig über das Ganze nachzudenken, da die Höllenpferde plötzlich stoppten.
 

Es war zwar nicht so schlimm wie beim ersten Mal in diesem Wald, wo Krytio tatsächlich zu Boden gestürzt war, dennoch kam es nicht minder überraschend. Wir klammerten uns mehr schlecht als recht an irgendetwas fest, um nicht herunterzufallen, während sich die Hufe der Tiere tief ins Erdreich bohrten, als sie zum Stillstand kamen.
 

„Sind wir schon da?“, hörte ich die verwirrte Stimme meines Vaters.
 

„Nein, Idiot!“, zischte ich. Anstatt uns einem verletzten Griffin mit einer hoffentlich guten Erklärung gegenüberzusehen, war da stattdessen ein kleiner Wirbelsturm direkt vor uns.
 

Ein extrem merkwürdiger Wirbelsturm.
 

„Was zur Hölle …?“, murmelte ich.
 

Bereits einen Augenblick später sprang eine Gestalt aus der Windhose hervor. Oder besser gesagt: Die Gestalt war offenbar der Verursacher der Windhose gewesen, die daraufhin ohne irgendwelche Abschiedsworte verschwand.
 

Oh Mann, diese Welt war wirklich verrückt!
 

Ich starrte mit hochgezogenen Augenbrauen auf das Wesen vor mir.
 

Was es war, wusste ich nicht so recht zu benennen. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein junger Mann mit Pferdeschwanz, der halbnackt im Röckchen durch die Gegend tanzte. Beim zweiten Mal Hinsehen bemerkte ich seinen buschigen Schwanz und nahm den Geruch nach Wolf wahr.
 

„Was ist das?“, fragte ich verwundert.
 

„Der Wolf!“, meinte Krytio hierauf ehrlich erstaunt. Man registrierte an seiner Stimme, dass er dieses Vieh schon mal gesehen hatte. „Der Wolf mit den Splittern in den Beinen.“
 

Ich runzelte die Stirn. Diese Aussage kam mir vage bekannt vor. Hatte Griffin nicht auch irgendetwas von einem Wolf erzählt?
 

Dieser hingegen interessierte sich nicht die Bohne für uns zwei Teufel. Stattdessen starrte er mit grimmiger Miene zu den Passagieren des zweiten Höllenpferdes. „Inuyasha, du verblödeter Pinscher!“, brüllte er dem Hanyou entgegen. „Bist du wirklich so fahrlässig und dumm oder tust du nur so?“
 

Ich musste ehrlich zugeben, dass mir der Knabe gefiel.
 

„Kouga, was machst du denn hier?“, fragte Inuyasha, eindeutig genervt.
 

Was auch immer die beiden verband, ein tiefgehendes Gefühl der Zusammengehörigkeit mit passenden Freundschaftsarmbändern war es wohl nicht.
 

„Was ich hier mache?“ Das Wölfchen mit Namen Kouga knirschte lautstark mit den Zähnen. „Das fragst du mich allen Ernstes?“ Er machte eine dramatische Pause und schien offenbar all seine Willensstärke mobilisieren zu müssen, um Inuyasha nicht vom Pferd zu zerren und ihm die Hände um den Hals zu legen. „Was machst du denn hier? Wir kannst du es überhaupt wagen, gemeinsame Sache mit dem Feind zu machen, du miese Ratte?“
 

Inuyasha schnappte empört nach Luft. „Du denkst …?“
 

„Ich brauche nicht zu denken“, entgegnete Kouga wütend und schien gar nicht zu bemerken, wie sehr man diese Aussage falsch verstehen konnte. „Ich sehe dich doch hier, in Gesellschaft dieser … dieser …“
 

Er wusste offenbar nicht, zu welcher Gattung er uns zählen sollte, aber sein hasserfüllter Blick zu Krytio sprach Bände. Ich grinste derweil vor mich hin, als ich daran dachte, dass sich der Teufel hier in dieser Welt nicht gerade viele Freunde gemacht hatte. Schon Toutousai war schlecht auf ihn zu sprechen gewesen und war sogar extra von einem Baum gesprungen, um Krytio unter seinem breiten Hintern zu begraben. Auch Kouga machte den Anschein, als würde er den Teufel nicht gerade zu seinen Super-Duper-Freunden zählen.
 

„Ich habe Gerüchte gehört, dass diese Wesen überall in der Gegend für Chaos sorgen“, fuhr der Wolf fort. „Dämonen verschwinden, eine seltsame Aura liegt in der Luft … Aber dass du mit ihnen paktierst, hätte ich nie für möglich gehalten! Ich dachte trotz alledem, dass du so etwas wie Ehre besitzt. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“
 

Inuyasha schnaubte missbilligend. Man sah ihm an, dass er Kouga am liebsten auseinandergenommen hätte. Dennoch blieb er auf dem Höllenpferd sitzen und rührte sich nicht vom Fleck. Das Bedürfnis, zu Griffin zu eilen, hielt ihn davon ab, mit dem Wölfchen in irgendeinen lang andauernden Disput zu geraten.
 

Auch ich spürte wieder das Ziehen in der Magengegend. Das Siegel trieb mich regelrecht an, alles stehen und liegen zu lassen und mich zu meinem Meisterchen zu begeben.
 

Aber ein anderes Ziehen war stärker. Mein Instinkt meldete sich, warnte mich vor Gefahr.
 

Aber es war nicht der süße Wolf im Minirock, der meine Alarmsensoren klingeln ließ. Nein, es war etwas ganz anderes.
 

Ich drehte mich um und kniff meine Augen zusammen. Dort, in einiger Entfernung, vermochte ich am Himmel etwas zu erkennen.
 

Mehrere schwarze Flecke, die immer näher kamen.
 

Und Flügel hatten.
 

„Engel?“, fragte ich beunruhigt.
 

„Emmeretts Krähen-Dämonen“, verbesserte mich Krytio. „Aber die Engel werden sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
 

Ich seufzte schwer. Blieb mir denn nichts erspart?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2010-07-18T10:16:54+00:00 18.07.2010 12:16
yeah endlich gehts weiter =D
die ärmste rasia hat wirklich keine einzige minute ruhe
sehr zu unserem vergnügen
na dann bin ich mal gespannt wie sie sich diesmal da rausretten wollen =)
Von:  astala7
2010-05-16T10:47:10+00:00 16.05.2010 12:47
Jez werden sie auch noch verfolgt... Man, man, man, Rasia bleibt echt gar nichts erspart. Sie rührt aber qauch nie einen Finger, um endlich mal an jemandem ihren Stress auszulassen.
Von:  Hotepneith
2010-05-15T14:34:39+00:00 15.05.2010 16:34
Jetzt kann man sich schon mal überlegen, welches Schicksal den armen griffin betroffen hat: verdorbenes Essen oder ein schlecht gelaunter Herr in Weiß? Beides möglich - und verspricht noch ziemlich viel Aufregung für alle.
mmerhin hat der erste der Zauberjünglinge schon mal eine Ahnung davon bekommen, dass sie nciht Dämon-ärgere-dich nciht spielen sondern Schach. Und al shah mat bedeutet nun einmal: Tod dem König...^^

Ich hoffe, das nächste Kapitel lässt nciht so lange auf sich warten...


bye


hotep


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