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Akaron

von

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Eine Wundervolle Nachricht

Die letzten Tage blieb Titanja so gut wie unbehelligt, nur ab und zu sahen mal ein paar der Bediensteten vorbei um ihr etwas zu Essen oder frische Kleider zu bringen. Wobei das überhaupt nicht nötig war, denn an Lebensmitteln und Bekleidung fehlte es ihr nicht im Geringsten. Sie hatte alles was sie brauchte. Und doch fühlte sie sich mies.
 

Die Sache mit ihrem Vater ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte sie nur wieder getan? Er war so wütend auf sie, außerdem hat er sich seit ihrer Ankunft nicht einmal bei ihr gemeldet oder blicken lassen. Was leider auch nichts Neues war. Besorgt lief sie im Zimmer auf und ab. Konnte es wirklich sein? War Sie ihm egal? Scheinbar. Was Titanja nach der Geschichte auch verstehen konnte, denn eines der Mädchen die sie betreute erklärte ihr was sie getan hatte. Und wenn die junge Frau nicht maßlos übertrieben hatte, so konnte Titanja froh sein, das sie noch lebte.
 

Einen Gottkönig beleidigte man nicht einfach so, auch nicht wenn man Titanja heißt und reinzufällig Prinzessin ist. Doch ein schlechtes Gewissen ist keine gute Gesellschaft, was nützt es von königlichem Geblüt zu sein wenn man ständig alleine ist? Nichts, wie Titanja herausfinden musste. Also stapfte sie wie immer in den großen Terrassengarten der zu ihren Gemächern gehörte, um es sich unter einem alten Baum gemütlich zu machen.
 

Die Sonnen standen alle sechs vollends am Himmel und die Luft flirrte von Hitze. Kleine Insekten schwirrten umher und eine kleine blaue Libelle setzte sich auf eine der weißen Lilien im Teich neben Titanja. Es war ein elegantes Tier, ein wenig größer als die die sie von der Erde kannte und doch genauso schön. Titanja schloss einfach die Augen um ein kleines Nickerchen zu machen, als sich jemand vor ihr in die Sonne stellte, sodass sein Schatten auf sie fiel.
 

Durch den ungebetenen Gast aus der Ruhe gebracht öffnete sie widerwillig ihre Augen, in der Erwartung eines der Mädchen vor sich zu haben die ab und zu nach ihr sahen. Doch zu ihrer Verwunderung war es Tarock, der mit vor der Brust verschränkten Armen da stand und sie anstarte. Was sollte denn der Auftritt? Er wirkte irgendwie mies gelaunt. Dabei freute Titanja sich im ersten Moment ihn zu sehen. Doch diese Freude war so schnell verraucht wie sie gekommen war, denn offensichtlich war das kein Höflichkeitsbesuch.
 

Tarocks blick war ernst und er trug sein Schwert anscheinend nicht nur zur Zierde. Was sollte das? „Prinzessin Titanja Nachtschatten, Tochter des Heiligen Königs Titan Gott der Sonne und großer Elementgott, ich Tarock, Sohn des großen Elementgottes Kiro, Herr über das Leben, bin von unserem König, Herr der Sonne Titan, zu euch gesandt worden um euch sofort in die Privatgemächer seiner Majestät zu bringen. Der König wünscht keine Verzögerungen.“ Titanja sah ihn nur verdutzt an. „Was bitte soll denn der Auftritt?“ Sprach sie ihren Gedanken nun laut aus.

„Prinzessin ich habe mich klar ausgedrückt, also kommt, sonst werde ich Gewalt anwenden.“

„Tarock der Scheiß ist nicht dein ernst? Du kannst auch vernünftig mit mir reden OK.“

„Kommt, ein drittes Mal werde ich mich nicht wiederholen.“ Und damit war für ihn die Diskussion beendet. Titanja war verwirrt. So kannte sie Tarock nicht, noch nie hatte er sich ihr gegenüber so benommen. Ganz gleich wer sie war.
 

Titanja hatte keine Wahl. Anfangs wehrte sie sich, doch das half rein gar nichts. Tarock ergriff sie einfach grob am Oberarm und zerrte sie hinter sich her. Wie einen Sack Getreide. ‚Lächerlich’, dachte Titanja ‚was soll das?’ Sie kam sich vor wie seine Gefangene, nicht nur das sein Griff schmerzte, nein er sprach auch kein weiteres Wort mit ihr. Sah sie nicht einmal an.
 

Titanja verstand das alles nicht, was sollte das und warum tat er das? Als sie noch einmal verzweifelt versuchte sich zur Wehr zu setzen und sich mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen ihn stemmte um Tarock auszubremsen, drehte dieser sich ruckartig um und stieß sie unsanft gegen eine scheinbar massive Wand, welche sich lautlos öffnete und den Blick auf einen Geheimgang frei legte.
 

Titanja versuchte den drohenden Sturz abzufangen, fand aber keinen Halt und fiel rückwärts in den Gang hinter sich. Dabei schlug sie unsanft mit dem Kopf auf und für einen kurzen Moment begann die Welt um sie herum zu verschwimmen. Doch noch bevor sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde sie von Tarock grob hoch gerissen und voraus geschupst.
 

Eins, zwei kleine Tropfen Blut fielen mit einem leisen Platschen zu Boden. Titanja hatte sich den Kopf angeschlagen, was aber nicht weiter schlimm zu sein schien denn die Blutung hörte auch fast sofort wieder auf. Der Schmerz jedoch nicht. Doch auch das ließ Tarock kalt. Das Geräusch des fallenden Blutes verursachte ein kurzes Echo, sodass Titanja aufsah. Vor ihr lag ein langer Gang.
 

Schlicht und staubig. Hier schien schon lange niemand mehr entlang gelaufen zu sein und doch sah es so aus als kenne Tarock den Weg genau. „Tarock“ schrie sie verzweifelt. „Lass mich los!“ Doch dieser machte nicht die geringsten Anstalten. Nein er Antwortete nicht einmal.
 

Stur setzte Tarock seinen Weg fort. Der Gang schien sich endlos hin zu ziehen, immer wieder bogen sie ab, passierten Sackgasen und liefen ein Stück zurück, jedenfalls hatte Titanja das Gefühl. Immerhin sahen die Wände alle gleich aus. Es gab hier nicht viel woran sie den Weg hätte erkennen können. Somit war auch nicht an Flucht zu denken. Titanja würde sich schlicht und einfach verlaufen. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen wurde schlimmer. Warum? Die Frage geisterte ihr durch den Kopf.
 

Das schien sie also zu sein. Die Strafe. Was hatte sie auch sonst erwartet, das ihr Vater Herr der Sonne und großer König die Sache einfach vergisst? Nein. Das konnte er nicht, schließlich durfte er sein Gesicht vor dem Volk nicht verlieren.
 

Aber was würde er jetzt mit ihr machen? Wahrscheinlich würde er sie in den tiefsten Kerker schmeißen lassen wo sie niemand finden würde. Weit konnte es nicht mehr sein. Die Gänge wurden allmählich breiter und immer wieder gingen sie Treppen herauf, viele Treppen. Titanja hatte schon nach kurzem erneut die Orientierung verloren, versuchte sich aber immer wieder irgendwie den Weg zu merken. Doch es gab nichts woran sie sich hätte orientieren könnten. Die wenigen Schriftzeichen an den wänden sahen alle gleich aus und auch die Gänge und Treppen schienen irgendwie sinnlos angeordnet zu sein.
 

Mal ganz davon abgesehen, dass sie die Schrift eh nicht lesen konnte. Und dann, endlich, schien der Weg ein Ende zu haben. Tarock blieb wieder einmal vor einer scheinbar massiven Wand stehen und zerrte Titanja vor sich. „Mach mir jetzt keinen Ärger verstanden!?“ zischte er Titanja ins Ohr. Diese erschrak bei seiner Stimme die völlig gefühllos war. Kalt. So als ginge ihn die Sache nichts an. Als währen sie nie Freunde gewesen. Titanja antwortete nicht, sie hatte Angst. Sie verstand nicht was in ihren Freund gefahren war. Langsam liefen ihr Tränen übers Gesicht. „Tarock“ flüsterte sie leise „Warum?“ Doch Tarock blieb kalt.
 

Dann öffnete sich die geheime Tür. Dahinter lag ein erneuter Gang, doch dieser war breiter und prächtig geschmückt. Außerdem gab es hier helles Licht, das durch gläserne Fenster durch die Decke fiel. In den Wänden waren Ausbuchtungen in denen Große, aus Ton und Edelmetallen bestehende Vasen standen. Lebensechte Statuen in Form von Pferden und prächtigen Raubkatzen säumten die Wände. Der Boden war mit wertvollen Teppichen ausgelegt.
 

Der Gang war breit aber auch lang und am Ende war eine massive, hölzerne Tür welche mit Goldenen Scharnieren verziert war. ‚Verschlossen.’ Dachte sie, Hier ging’s anscheinend nicht weiter. Tarock versetzte Titanja einen erneuten Stoß damit sie weiter ging. Doch sie konnte nicht mehr, der Weg hier her war lang gewesen und hatte sie erschöpft, hinzu kam die Angst die ihre Seele ergriffen hatte.
 

Eine Angst die sie lähmte. Vor der gewaltigen Tür blieb sie mit zitternden Knien stehen, es dauerte nur Sekunden und die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Erstaunt riss sie ihre Augen auf. Wie war das möglich? Und was noch viel wichtiger war, wo war sie hier? Noch nie zuvor war sie in diesem Teil des Schlosses gewesen, wobei sie ihr Zimmer in den letzten Tagen eh nicht verlassen hatte. Und doch, das ungute Gefühl wurde nicht besser.
 

Titanja stand einfach da und starte in einen zweiten, genauso reich verzierter Gang. Auch dieser endete vor einer hölzernen Tür, die man schon vom weitem deutlich sehen konnte. Sie war noch größer und gewaltiger. Nein dachte sie. Keinen Schritt weiter. Sie blieb einfach stehen, bewegte sich nicht, sodass Tarock sie einfach weiter schupsen musste. „Nun geh schon!“ brüllte er Wut entbrannt.
 

Titanja konnte nicht, ihre Knie wollten einfach nicht aufhören zu zittern. Ein weiterer Stoß traf sie an der Schulter, sodass sie weiter taumelte und hätte Tarock sie nicht noch immer am Oberarm festgehalten, währe sie wahrscheinlich einfach in den nächsten Gang gefallen. Auch der sah aus wie der letzte, nur dass hier Kampfszenen auf den wertvollen Teppichen dargestellt wurden. Große Kriege der Vergangenheit. Merkwürdig, dachte sie.
 

Es war ihnen niemand bis jetzt begegnet, obwohl sie schon Stunden unterwegs sein mussten. Aber es konnten eben so gut auch nur Minuten gewesen sein, denn sie hatte noch nie ein besonders gutes Zeitgefühl. Sie fühlte sich elend. Der Weg aber ging weiter. Ein Gang nach dem anderen. Immer weiter rauf. Die Treppen schienen endlos. Vergebens versuchte sie die Stufen zu zählen, doch es brachte nichts, es waren viel zu viele. Und dann standen sie wieder vor einer Tür.
 

Diese öffnete sich zu einem weiteren Gang, doch war das nicht der Letzte, sie durchquerten noch drei weitere Gänge bevor sich das Einrichtungsbild änderte. Nun gingen links und rechts mächtige Türen ab die in andere Räumlichkeiten führten. Die Gemächer des Königs, erinnerte sich Titanja mit einem mal. Eine der Bediensteten hatte ihr von ihnen erzählt. Eine eisige Hand schnürte ihr plötzlich den Hals zu. Sie waren auf dem Weg zum König. Er war also immer noch wütend und würde sie nun bestrafen. Würde sich für die Demütigung rächen. Titanja begann wieder sich zu wehren. Nur half das Ganze reichlich wenig. Tarock hatte scheinbar nicht vor sie im letzten Moment doch noch laufen zu lassen. Währe ja auch mal was Anderes. Erneut standen sie vor einer Tür, doch diese öffnete sich nicht, im Gegenteil. Sie blieben stehen. Tarock ließ Titanjas Arm endlich los und trat drei Schritte von der Tür zurück.
 

Er ließ sie einfach stehen. Sie sah sich ängstlich um. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Brust. Was würde wohl passieren? Auf jeden Fall nichts Gutes, das wusste sie. Und leider hatte sie sich die Strafe ja auch verdient. Sie wurde gewarnt, nicht nur von Titan selbst, sondern auch von Tarock und Nalvala. Nur warum hatte sie nicht gehört? Titanja verachtete sich selbst für diesen dummen Fehler.
 

Soviel Dummheit musste einfach bestraft werden. Und doch hatte sie schreckliche Angst. Was nur würde gleich geschehen? Titanja mochte gar nicht daran denken. Und dann, wie auf ein unsichtbares Signal, begann der Boden leicht zu vibrieren. Erschrocken darüber sah sie sich nach allen Seiten um.

„Was…?“ flüsterte sie verängstigt. „Was ist das?“ Und dann war es vorbei. Stille. Erst als Tarock sich hinkniete und in einer ihr unbekannten Sprache ehrfürchtig Worte murmelte schien es ihr als kehrten die Geräusche zurück.
 

Die Luft fing nun an leicht zu knistern. Irgendwas geschah. Sie wurde ruhiger aber ohne es zu wollen wurde auch ihr Atem schlagartig stiller. Dann öffnete sich lautlos die große Tür. „Geh!“ Donnerte Tarocks Stimme. Titanja schüttelte nur den Kopf wohl wissend, dass sie sich doch nicht widersetzen konnte. Es war als gehorche ihr Körper jemand anderem. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Und somit ging sie vorsichtig in den Gang, welcher eigentlich eine Terrasse war, auf der das Sonnenlicht tanzende Schatten bildete. Es war ein Atemberaubender Ausblick. Man konnte so weit über die Stadt gucken, es war fantastisch. Währe sie als Gast hier gewesen hätte sie das ganze sicher genossen aber im Moment waren andere Dinge wichtiger.
 

Sie hatte nur eins. Angst. Und doch, dieser Anblick hatte so etwas friedliches an sich. Erst bei dem zweiten Blick auf den phänomenalen Ausblick wusste sie wo sie sich befand. Konnte das denn sein? Ja, dachte sie. Sie war Oben, im höchsten Turm der Stadt. Den Turm den sie bei ihrer Ankunft schon gesehen hatte. Von hier aus konnte man weit über die Stadt sehen, man hatte alles im Blick. Doch das konnte sie im Moment auch nicht aufmuntern. Was ihr jetzt bevor stand würde nicht einfach werden und das machte ihr nur noch mehr Sorgen. Zum Glück ließ die Kraft die sie spürte plötzlich nach. Grade in dem Moment wo Titanja sich entschieden hatte, sich ihrem Schicksal zu stellen.
 

Ja, sie würde sich der Strafe stellen, egal was diese aussehen würde. Trotzdem hatte sie immernoch furchtbare Angst. Und so ging sie einfach langsam weiter und das Gefühl der Angst legte sich wie eine Schlinge um ihren Hals, ein Falsches Wort und sie würde noch tiefer in der Scheiße sitzen als ohnehin schon.
 

Das wusste sie. Titan würde keine weiteren Fehler verzeihen. Also nahm sie sich vor keine zu machen. Aber wie? Wenn sie doch nie merkte wenn sie was Falsch machte, war das ganze nicht so einfach. Doch hatte sie keine Zeit mehr sich weiter Gedanken darüber zu machen, denn die Terrasse mit ihren mächtigen Säulen hatte sie schnell überquert. Am Ende stand sie wieder vor einer verschlossenen Tür. Türen gab es hier genug. Vor allem verschlossene.
 

Vor dieser blieb sie eine Weile reglos stehen und versuchte vergeblich ihre Gedanken zu ordnen. Was ihr nicht im Geringsten gelang. Ein letztes Mal zog sie die Luft scharf durch ihre Reiszähne ein. Seit Kurun hatte sie ihre wahre Gestalt behalten, obwohl sie ihr noch immer fremd war und sie sich nicht wohl darin fühlte. Dann schloss Titanja ihre Augen und klopfte zaghaft gegen die schwere Tür. Das konnte Titan von drinnen kaum gehört haben so leise wie das war.
 

Oder? Immerhin schien die Tür Zentimeter dick zu sein, dennoch öffnete sie sich augenblicklich. Titanja erstarrte, ihr Herz raste und am liebsten hätte sie auf der Stelle Kehrt gemacht. Doch dazu war es zu spät. Nein, es gab kein Zurück mehr da musste sie jetzt durch. Also holte sie tief Luft und nahm sich vor, keinen weiteren Fehler zu begehen. Sie machte einen kleinen Schritt in den Raum.
 

Titanja kniete sich hin, ein Bein angehoben und die Arme auf der Brust überkreuzt, den Kopf dabei zum Boden gesenkt. Endlose Sekunden vergingen. „Tritt ein!“ Dröhnte die Stimme des Königs. Titan saß an einem hölzernen Tisch inmitten eines runden Raumes, der mit Kissen und Teppichen ausgelegt war. An den Wänden hingen wertvolle Gemälde und eine mit goldenen Geländern verzierte Wendeltreppe schlängelte sich die runde Wand aufwärts in die zweite Etage. Titanja folgte ihr mit ihrem Blick und entdeckte, dass die Decke eine gigantische Glaskuppel war, von wo aus man in den Himmel sehen konnte.
 

Auch der Großteil des runden Raumes bestand aus Fenstern, sodass nur hinter der Treppe und der rechten Seite Wand war. Sie war fasziniert. So lebte also ein König. Sie zitterte noch immer am ganzen Leib. Umständlich stand sie auf und gehorchte dem Befehl ihres Vaters. Sie wagte es jedoch nicht ganz bis an den Tisch zu König Titan zu treten. Sie hatte Angst ihm zu nahe zu kommen, also hielt sie einen respektvollen Abstand, wie es sich gehörte. So blieb sie in einiger Entfernung stehen.
 

Der König saß mit gesenktem Haupt über einer Schriftrolle, welche seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Titanja stand einfach minutenlang so da. Nichts passierte, Titan beachtete sie gar nicht. Erst als er mit dem Schriftstück fertig war sah er auf. „Deine Achtung vor mir lässt zu wünschen übrig.“ Seine Stimme klang jetzt gereizt, aber auch enttäuscht, was sie nicht erwartet hätte. Sie senkte betroffen das Haupt. „Titanja Nachtschatten ich bin von dir mehr als nur enttäuscht, du bist verwöhnt, respektlos und zu nichts nutze. Ich habe es satt mit dir, du bist eine Schande für mein Blut und ich werde fortan andere Seiten aufziehen.“ Er machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen und atmete tief ein. Titanja erstarrte. Meinte er es ernst?
 

Dann sprach Titan weiter. „Ich will dich nicht mehr im Palast haben deshalb wirst du bei einer bäuerlichen Familie am Rande der Stadt leben, wo du Gelegenheit hast dich mal nützlich zu machen. Sieh zu wie du klar kommst, denn auf meine Hilfe brauchst du nicht mehr zu hoffen. Und halt deine Schnauze darüber wer du bist, solltest du auch nur ein Wort darüber verlieren landest du im tiefsten Kerker der Stadt. Glaub nicht Tarock oder Nalvala würden dir helfen, sie stehen unter meinem Befehl wie auch du schon bei Tarock mitbekommen haben solltest. Es hat also keinen Sinn!“ Die letzten Worte hatte er ihr ins Gesicht gebrüllt. Titanja standen die Tränen in den Augen, er schmiss sie einfach raus. Scheinbar bedeutete sie ihrem Vater nichts mehr.
 

Hatte sie ihm je was bedeutet und wie konnte er nur sagen sie sei nutzlos? Er kannte sie doch kaum. Sie konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. Fassungslos starrte sie ihn an, ihre Lippen formten lautlose Worte, doch sie bekam nur ein halblautes Schluchzen raus. Sie konnte es nicht glauben, traurig senkte sie den Kopf. Prinzessin wollte sie niemals sein, alles was sie jemals wollte war ein Vater der sie mochte so wie sie ist.
 

Doch das würde wohl nie geschehen, wer sollte ein Ding wie sie auch lieben? Niemand. Verzweifelt formten ihre Lippen nun doch noch ein Wort. „Vater…“ Doch dieser hörte sie schon nicht mehr, die Schriftrolle hatte wieder seine ganze Aufmerksamkeit zurück. „Verschwinde“ zischte er ohne aufzusehen. „Tarock wird dich wegschaffen“. Wegschaffen… ja das war das richtige Wort. So fühlte sie sich auch. Wie etwas das man wegwirft wenn es einem nicht mehr gefällt.
 

Titanja fing am ganzen Körper an zu zittern, sie verstand es einfach nicht. Warum? Warum tat er das? Sie stand einfach nur so da, unfähig sich zu bewegen oder was zu sagen und starrte ihren Vater an. Währenddessen war auch Tarock in den Raum getreten und stand plötzlich hinter ihr. Titanja bemerkte ihn nicht einmal sie war völlig in ihrem Schmerz und der bodenlosen Verzweiflung gefangen die sie ergriffen hatte. Ihre Welt war nie groß gewesen und doch schrumpfte sie nun noch ein Stück zusammen, denn heute hatte sie nicht nur ihren Vater sondern auch noch ihren besten Freund verloren.
 

Und das tat einfach nur weh. Tarock schaffte sie dann weg, so wie es der Wunsch des Königs war. Er brachte sie in einen der Sonnentempel wo Kriegsflüchtlinge versorgt wurden. Viele von ihnen waren schwer verletzt und hatten ihre gesamte Familie verloren. Einige von ihnen waren noch Kinder. Tarock schupste sie in eine kleine Gruppe von jungen Flüchtlingen die apathisch in der Ecke saßen und weinten. Hier viel Titanja in ihrem momentanen Zustand gar nicht auf. Verängstig schlug sie die Arme um den Oberkörper und zog den Schwanz ein. Jetzt war sie allein. Alleinsein, ja das war’s wovor sie am meisten Angst hatte. Aber sie hatte es ja auch nicht anders verdient.
 

In dem Moment hasste sie sich. Hasste sich dafür was sie war. Einmal noch sah sie kurz auf, doch Tarock, einst ihr bester Freund, war bereits verschwunden.

Wie konnte es auch anders sein? Sie sollte aufhören in der Vergangenheit zu leben. Es hatte keinen Sinn, nichts mehr hatte Sinn. Ihre Gedanken überschlugen sich. Und alles um sie herum machte ihr Angst. Warum? Einst ihr Freund. Und jetzt? Wer war er jetzt? Ihr Feind? Sie wusste es nicht, sie wusste gar nichts mehr. Und so rollte sie sich nur noch enger zusammen.
 

Die nächsten Tage verbrachte sie im Tempel bei den anderen Flüchtlingen. Die Meisten von ihnen sprachen genauso wenig Andant wie sie, wobei sie sich sowieso nicht unterhallten wollte. Genauso wenig wie essen. Sie bekam wochenlang keinen Bissen runter. Ihr war einfach immer schlecht. Und es kamen immer mehr Flüchtlingen. Mit jedem Tag neue verzweifelte Seelen die nicht wussten was Morgen ist und die den Sinn im Leben verloren hatten. Vielen von ihnen ging es schlecht, sehr schlecht. Sie hatten alles verloren, nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihre Heimat und Familien.
 

Nein es ging so manchen schlechter als Titanja. Es vergingen zwei weitere Monate in denen sie nicht ein Wort sprach und nur wenig aß. Viele kamen in der Zeit und einige gingen wieder, doch das alles war ihr egal. Die Zimmer auf denen sie zeitweilig untergebracht war teilte sie sich noch mit sieben anderen jungen Frauen, die alle ungefähr im gleichen Alter waren wie sie. Eine von ihnen war Senja, ein junges Mädchen das mit ansehen musste wie ihre ganze Familie vom Schwarzen Heer abgeschlachtet worden ist. Sie war kaum älter als Titanja. Senja saß auf dem Boden in der Ecke wo auch ihr Lager war, viel Luxus gab es hier nicht.
 

Was bei so vielen Flüchtlingen auch gar nicht möglich war. Nein, Luxus sah anders aus. Hin und wieder wurde Titanja aufgefordert ein wenig bei der Versorgung der Flüchtlinge zu helfen, was sie zum Schluss auch schon von alleine tat. Langsam ging es ihr besser, auch wenn die ihr übertragenen Aufgaben oft nicht leicht zu lösen waren. So sollte sie heute ein Auge auf die Neuen haben, was sie auch ohne Aufforderung gerne tat. Sie setzte sich zu Senja, und das junge Mädchen sah ängstlich auf, ihre Lippen zitterten, doch sie wagte es nicht etwas zu sagen und auch Titanja schwieg. Sie wollte nicht reden.
 

Seit sie hier war hatte sie nicht ein Wort gesagt, wozu auch? Es würde ja nichts nützen. Und die drohenden Worte des Königs hatte sie nicht vergessen. Wie auch? Durch das qualvolle Husten neben sich aus den Gedanken gerissen sah sie auf. Senja schien furchtbare Schmerzen zu haben und erst jetzt als sie genauer hin sah bemerkte sie den durchgebluteten Verband um deren Bein. Die Wunde musste sich entzündet haben, denn es sickerte neben Blut auch eine übel riechende, gelbe Flüssigkeit aus der Wunde. Die Kleine sah sie aus geröteten Augen an. Ihr Atem ging schnell und stoßartig so als ob sie schlecht Luft bekäme.
 

Senja war kein Mensch und auch kein Gott, Titanja wusste nicht was sie war aber das war ihr egal. Sie braucht Hilfe, das war jetzt wichtig. Also stand sie auf und machte sich im Tempel auf die Suche nach einer der Ritualistinnen die hier sonst immer rumliefen, doch wenn man mal jemanden braucht, ist niemand da. Ärgerlich schnaufend bahnte sie sich ihren Weg durch die Gänge und gelangte schon bald in den Bereich der für Außenstehende verboten war.
 

Hier hatte keiner was zu suchen und man konnte leicht mit dem Tod bestraft werden, sollte man es wagen hier hinein zu kommen. Doch das störte Titanja gerade recht wenig. Senja braucht dringend medizinische Unterstützung, und davon abgesehen konnte es nicht mehr schlimmer werden als ohnehin schon. Also lief sie einfach weiter. Aufmerksam schaute sie sich um. Immer noch niemand zu sehen. Also öffnete sie die nächstbeste Tür und trat ein.
 

Der Raum war groß und bis unter die Decke mit Büchern und undefinierbarem Zeug voll gestopft. Muffiger Geruch schlug ihr entgegen. Leise trat sie ein. An einem hölzernen Schreibtisch saß eine ältere, zerbrechlich wirkende Frau die gerade mit einem Schriftstück beschäftigt war. Als sie Titanja sah fuhr sie erschrocken zusammen, doch diesen mal reagierte Titanja schneller und ging vor der Ritualistin ehrfürchtig in die Knie.
 

Oder besser gesagt rollte sich fast wie einen kleinen Ball zusammen. Sie hatte einmal zu oft den Fehler gemacht sich in diesem Land respektlos zu verhalten, noch einmal würde sie ihn nicht machen. Oh nein. „Was hast du hier verloren?“ fragte die Alte streng und mit einem lauernden Unterton. Titanja fuhr bei ihrer Stimme zusammen. Sie musste aufpassen. Wenn sie jetzt einen Fehler machte würde Senja keine Hilfe bekommen, jedenfalls nicht schnell genug. “Verzeiht erwürdige Frau…“

„Verzeihen? Du hast es gewagt den heiligen Tempel des Titan zu betreten! Womit rechtfertigst du dein Handeln?“ Das war Titanjas Chance, die Alte gab ihr die Gelegenheit sich zu rechtfertigen. Was nicht gerade üblich war wie Titanja in den letzten Tagen und Wochen nur zu oft feststellen musste. „Verzeiht, ich bin auf der Suche nach einer Heilerin. Senja, eines der Mädchen ist verwundet und braucht dringend Hilfe, doch konnte ich außer euch Erwürdige Frau keine der Heiligen Ritualistinnen finden.“
 

„Eines der Mädchen? Ein Flüchtling?“ fragte die Alte.

„Ja, Erwürdige Frau.“

„Nun, da du nicht an dich gedacht hast werde ich den Frevel noch einmal verzeihen, und nun bring mich zu Senja.“

Titanja war hoch erfreut über die Gütigkeit der Heilerin. So nickte sie Dankbar und stand auf um ihr den Weg zu zeigen. Glück gehabt, dachte sie, denn jetzt konnte Senja geholfen werden. Das war alles was im Moment wichtig war. Senja wurde von der Alten in eins der Behandlungszimmer gebracht und kam erst gegen Abend zurück ins Zimmer. Titanja musste erleichtert feststellen das es ihr schon viel besser ging, sie war nicht mehr so blass und hatte einen frischen Verband bekommen.
 

Mit einem Lächeln rückte Titanja ein Stück zur Seite um auf dem Lager, was sie sich teilten, Platz zu machen. Es war das erste Mal seit langem, das sie wieder lächelte. Senja erwiderte vorsichtig ihr Lächeln. „Danke.“ flüsterte sie und streckte ihre langen, gazellenartigen Beine von sich um es etwas bequemer zu haben. Titanja senkte beschämt den Kopf, es gab nichts wofür Senja danken musste. Sie hatte gerne geholfen. Sie wollte nicht zusehen wie sie litt. Nein.

„Du musst nicht Danken, ich hab’s gern getan.“ Senja schien sie zu verstehen, denn sie schwieg und schenkte Titanja nur ein ehrliches Lächeln. Das erste Mal seit Tagen fühlte Titanja sich einigermaßen wohl, was weniger am guten Essen und dem bequemen Bett lag. Nein, seit Tagen lächelte mal wieder jemand in ihrer Nähe. Es war ein angenehmes Gefühl. Und so schlief sie auch recht zügig ein. Der Tag war lang genug gewesen.
 

Am nächsten Morgen fiel ein schmaler Streifen Licht durch das kleine Fenster des Raumes, Staubflocken tanzten darin einen grazilen Tanz. Titanja blinzelte verschlafen ins Licht und sah sich schlaftrunken im Zimmer um. Senja schien noch zu schlafen, also begann Titanja den Tag damit sich zu strecken und ausgiebig zu gähnen. Beim zweiten Blick durchs Zimmer stellte sie fest, dass die Meisten der Mädchen schon gegangen waren, nur Senja, sie selbst und ein anderes Mädchen, das sie noch nie zuvor gesehen hatte und in einer Ecke kauerte, waren noch im Raum. Komisch.
 

Wer war sie? Und warum fühlte Titanja sich in ihrer Nähe so unwohl? Doch ihr Magen hinderte sie daran weiter über dieses Thema nachzudenken, denn der meldete sich mit einem lauten Blubbern zu Wort. ‚Zeit fürs Frühstück.’ Dachte sie. Durch Titanjas Magen auch endlich wach räkelte sich nun auch Senja und begann den Tag mit einem munteren Lachen. „Hunger“? Fragte sie. Titanja grinste „Ja wird Zeit fürs Frühstück, was hältst du davon wenn wir ins Bad gehen, uns waschen und dann lecker Frühstücken?“ Senja nickte, sie sah heute schon sehr viel besser aus und fühlte sich scheinbar auch so.
 

Aber beim Versuch aufzustehen zeigte sich, dass das noch nicht der Fall war, denn sie sank mit einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder zusammen. „Warte ich helfe dir.“ Bot sich Titanja an und griff ihr im wahrsten Worte unter die Arme. „Danke.“ Titanja mochte sie und wollte ihr helfen. Sie kannte Senja kaum und wusste nur im Kurzen was ihr widerfahren war, doch das reichte ihr. Es gab keinen Grund so zu tun als ginge es sie nichts an.
 

So verließen die beiden das Zimmer und gingen in eines der großen Bäder des Tempels wo schon reger Betrieb herrschte. Komischerweise folgte die Fremde ihnen. Titanja tat einfach so als ob sie es nicht bemerkt hätte, immerhin konnte es auch ein Zufall sein, denn den weiblichen Flüchtlingen wurden nur diese Bäder zur Verfügung gestellt. Und trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl bei der Sache, ohne das sie hätte sagen können warum. Doch das allein reichte aus sie zu alarmieren, hatte ihr Gefühl sie doch noch nie getrübt. Irgendwas stimmte mit der Fremden nicht, davon war sie überzeugt. Senja schien ihre Überlegungen zu teilen, denn auch sie fing an die Neue zu beobachten.
 

An einem der Wasserbecken angekommen setzten sich die beiden Mädchen erst einmal, Senja sah Titanja eindringlich an. „Was hältst du von der Neuen?“ Überrascht schaute Titanja auf und zuckte mit den Schultern. „Wohl ist mir bei ihr nicht und doch kann ich das ganze schlecht beurteilen weil ich sie nicht kenne.“

„Das stimmt. Ich hab sie nur noch nie hier gesehen, das irritiert mich, denn gestern sollten keine neuen Flüchtlinge kommen.“
 

„Komisch.“

„Was?“

„Komisch.“ wiederholte Titanja.

„Was ist das?“ fragte Senja mit verwundertem Gesicht.

„Was meinst du?“ jetzt war Titanja auch verwirrt.

„Ich meine Kohmich… Was ist das?“ Senja fiel es schwer das für sie fremde Wort auszusprechen.

„Komisch! Ach du verstehst das Wort nicht? Naja, wie soll ich das erklären? Komisch ist wenn man etwas nicht versteht oder Dinge nicht zusammen passen so wie mit der Neuen.“ Titanja holte tief Luft und sprach weiter. „Da wo ich herkomme sagt man auch oft das einem die Sache Spanisch vorkommt, wenn man einen Zusammenhang nicht versteht.“

„Spanisch?“
 

„Ja das ist sozusagen dasselbe wie Komisch.“

„Oh ich verstehe. Dann ist mir deine Sprache Spanisch.“ Senja grinste breit und hatte nichts Besseres zu tun als Titanja mit kaltem Wasser zu bespritzen. Was sie gar nicht mochte, denn kaltes Wasser konnte sie überhaupt nicht leiden. „He, lass das. Aufhören!“ Doch Senja hatte keine Gnade, bis sich die Fremde direkt neben die beiden setzte. Titanjas Grinsen war sofort verschwunden und dafür kam das beklemmende Gefühl wieder, das sie schon einmal beim Anblick der Neuen hatte. Nur war es dieses mal stärker. Irgendwie war was Falsches an ihr. Doch was? Titanja hatte keinen Plan. Also sah sie die Neue nur durchdringend an. ‚Wer bist du?’ Fragte sie in Gedanken. ‚Und was?’ Fügte sie nach einer Weile hinzu. Die Neue grinste.
 

„Hallo, ich bin Liean.“ Sagte sie schüchtern. Ihre Stimme war sanft und mädchenhaft, sie schien auch noch fast ein Kind zu sein. „Und ihr seid?“ Fragte sie weiter. Senja war die erste die antwortete. „Ich bin Senja und sie hat ihren Namen vergessen.“ Dabei deutete sie mit dem Finger auf Titanja, welche ihr erzählt hatte sie wüsste nicht mehr wie sie heiße. Immerhin hatte König Titan ihr ja verboten ihren wahren Namen preis zu geben. Und noch mehr Ärger wie ohnehin schon wollte sie nicht. Also hatte sie gelogen, was ihr schon wieder leid tat, denn Senja schien es nur gut zu meinen. „Liean woher kommst du?“ mischte sich Titanja kleinlaut ins Gespräch.
 

„Ich komme aus Kamarr. Einem kleinen Land. Es wurde überfallen und mein ganzes Dorf ausgelöscht. Meine Eltern sind Tod und einer unserer Götter hat mich hier her gebracht.“ Ihre Stimme zitterte vor Angst und Erregung. Ja der Kleinen schien es richtig schlecht zu gehen. Und doch wollte das ungute Gefühl bei Titanja nicht weichen. Sie schüttelte das letzte Wasser aus dem Büschel ihres Schwanzes und wandte sich zum gehen. Das Gespräch mit Liean war somit beendet. Sie wollte auch nicht mit ihr reden, hatte Titanja doch grade genug eigene Probleme. Außerdem misstraute sie Liean. „Senja wollen wir gehen bevor das Frühstück weg ist?“

Senja sah Titanja an. „Ja gerne, stützt du mich bitte wieder?“

„Natürlich.“
 

Im Speisesaal angekommen setzten sich die Beiden und frühstückten erst einmal ausgiebig. Und wie schon zu erahnen war Liean ihnen abermals gefolgt, suchte aber nicht erneut das Gespräch mit ihnen. Titanja wollte es auch gar nicht weiter führen. Dieses Mal schien Senja ihre Verfolgerin nicht bemerkt zu haben, denn sie kümmerte sich nicht darum. Titanja dagegen ließ die Neue nicht aus den Augen. Sie wollte eine Antwort, es musste einen Grund für ihr Misstrauen geben und den wollte sie herausfinden.
 

Nicht das sie noch Paranoid wird. Gedankenverloren fing sie dann aber doch an in ihren Milchbrei zu starren, ohne es selber zu merken. Titan hatte doch gesagt, dass er sie in eine Bauernfamilie schicken wollte. Doch das hier war ein Tempel. Hatte er sich das Ganze anders überlegt. Oder war sie nur hier weil er sie dann besser unter Kontrolle hatte? Nein, wohl kaum. Er hatte Mittel und Wege sie überall zu überwachen, das konnte also kaum der Grund sein. Appetitlos rührte sie mit dem Löffel im Essen. Der Brei war bereits kalt und wurde zu einer zähen Masse.
 

Egal, sie hatte eh keinen Appetit, Hunger wohl, doch bekam sie seit ihrem Rrausschmiss nichts mehr runter. ‚Jedenfalls nicht viel.’ Schränkte sie gedanklich ein. Sie lenkte sich wann immer es ging ja auch mit aller Arbeit ab die sie finden konnte. Auch eine Art und Weise seinen Schmerz zu ersticken, ganz gleich ob es auf diese Weise auch die Seele mit erstickte. Auch das war ihr egal. War ja schließlich ihre Seele.

Mit einem Mal wurde es so laut, dass sogar Titanja aus ihren Gedanken gerissen wurde.
 

‚Was für eine Hektik’ dachte sie Kopfschütteln und rührte weiter in ihrem Brei rum. Doch dann machte sich regelrecht Aufregung im Saal breit, einige der Ritualistinnen führten Leute durch den großen Raum, die eindeutig nicht zum Tempelpersonal gehörten. Aber warum? Stirn runzelnd sah Titanja auf. Misstrauisch beobachtete sie das Geschehen. Es waren nicht viele und die Meisten waren auch nicht menschlich, aber auch keine Götter soweit Titanja das beurteilen konnte. Zwei von ihnen, ein etwas älteres Ehepaar, kam direkt in ihre Richtung. Die Beiden sahen aus wie Pferde, für Titanja nach wie vor ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick. Senja sah ja nur unten und an den Ohren wie ein Pferd aus.
 

‚Nein, das stimmt nicht ganz.’ Verbesserte sich Titanja in Gedanken. Senjas Beine waren zwar die von Pferden, endeten aber wie beim Paarhufer in zwei „Zehen“. Wie bei einer Gazelle oder einer Kuh. Zuerst sah es so aus als gehe das Pärchen an ihnen vorbei, dann blieb die Frau, oder besser gesagt die Stute, doch stehen und deutete in Richtung Titanja. Die duckte sich instinktiv in der Hoffnung man meinte nicht sie. Was natürlich mega dämlich war. Wozu sollte sie ausgerechnet auf sie deuten? Doch im Moment wusste sie sich nicht besser zu helfen. Trotzdem schimpfte sie sich gedanklich einen Trottel. Was sollt der Versuch eigentlich? Die Frau kam nun mit kleinen Schritten auf Titanja zu und zog ihren Partner förmlich hinter siech her. Sie sprach schnell in Andant, sodas Titanja kein Wort von dem verstand was sie sagte.
 

Die Ritualistin die die Beiden begleitete nickte nur knapp und kam dann zu Titanja und Senja an den Tisch. Sie grinste. „Ihr Zwei habt großes Glück.“ Sagte sie freudig. „Das dort sind Majall und Kiriban, die beiden haben einen kleinen Bauernhof am Rande der Stadt und sind bereit euch aufzunehmen, ihr könnt bei ihnen leben wenn ihr es wollt und unsere Kultur kennen lernen bis ihr euch alleine zu Recht findet. Das heißt aber auch, das der Tempel euch bittet auf dem Hof mit anzupacken. So lernt ihr auch gleich einen sinnvollen Beruf. Ihr müsst nicht zusagen wenn ihr nicht wollt, doch bedenkt, dass nicht jeder eine so einmalige Chance bekommt.
 

Ihr könnt auch selbstverständlich im Tempel bleiben, doch hier ist die Arbeit härter und ihr lernt draußen schneller und besser eure neue Heimat kennen.“ Sie beendete ihre Ansprache und sah die beiden Mädchen durchdringend an, ihre Hand huschte ins Gesicht und schob eine kleine widerspenstige Haarsträhne bei Seite. Titanja sah sie verblüfft an. Das musste ein abgekartetes Spiel sein. Wie sonst konnte Titan das wissen? Er musste das ganze geplant haben. Und wenn sie jetzt ablehnte was dann? Wahrscheinlich bekam dann nicht nur sie sondern auch Senja noch Ärger und das nur weil sie immer so Dickköpfig war. Nein sie würde nicht zulassen das Senja wegen ihr noch mehr leiden musste. Sie hatte genug hinter sich. Also nickte Titanja nur stumm und ergab sich in ihr Schicksal. Was auch immer König Titan mit ihr vorhatte. Schlimmer konnte es wohl kaum werden, oder?
 

Der Bauernhof war ganz und gar nicht das was sich Titanja vorgestellt hatte. Er war riesig. Und bot mehr als genügend Platz. Große undefinierbare Maschinen standen in Reih und Glied im Innenhof und so sehr sie sich auch anstrengte, sie kam einfach nicht hinter den Zweck dieser Dinger. Ansonsten waren die Räumlichkeiten eher schlicht und doch luxuriöser als das, was sie von der Erde gewohnt war. Die beiden Mädchen wurden erstmal auf ihre Zimmer geführt, welche klein waren, sehr klein. Doch ausreichend und von schlichter Einrichtung. Es gab einen kleinen Schrank in den man seine Kleidung legen konnte, wenn man welche hatte und ein niedriges strohgedecktes Lager zum schlafen. Nicht viel. Aber besser als nichts.
 

Der Abend kam und es klopfte jemand kräftig gegen die dünne Holztür. Erschrocken sah Titanja auf, sagte aber nichts. Es klopfte erneut. Und dieses Mal bat sie den Gast herein. Sie erschrak als sie sah wer kam. Ein kleiner, wie ein Warzenschwein aussehender Mann betrat den Raum und stand schweigend da, aufmerksam musterte er die junge Löwin. „Unsere Herren wünschen dich zu sprechen. Folge mir.“ Die Worte waren knapp und außerdem sprach er mit starkem Dialekt, sodass Titanja ihn kaum verstand. Trotz allem folgte sie ihm schweigend und wie immer mit flauem Magen. Das alles kam ihr wieder einmal so unwirklich vor. So als sei nicht alles so wies soll. Der Fremde ging schnell, sodass Titanja ihm kaum folgen konnte und ihre Bedenken kurz vergaß. Er führte sie aus dem Gebäude in dem ihr Zimmer lag raus über den riesigen Hof in ein viel größeres und prachtvolleres Haus. Titanja bewunderte den breiten Säulengang der den Eingang säumte.
 

Für sie war auch dieses Gebäude ein Palast, obgleich der Königliche viel größer war. Vor einer großen hölzernen Tür blieben sie stehen und ihr Führer bedeutete Titanja mit einer Geste einzutreten, was sie auch tat. Zögernd blieb sie im Eingang stehen und sah sich um, der Raum war groß und gemütlich eingerichtet. Außerdem war Senja auch schon hier und nicht nur sie. Zu ihrer Überraschung und Bedauern saß auch Liean am Tisch und grinste breit. Oh Wunder. Was hatte die denn hier verloren? Wahrscheinlich wurde sie auch ausgewählt.
 

Naja. Kiriban der am Kopf der Tafel saß deutete auf einen freien Platz neben Senja. „Setz dich.“ Bat er leise aber befehlend. Titanja tat was er ihr sagte, wollte sie doch nicht unhöflich sein. Außerdem sollte ja hier ihr neues Leben beginnen und das wollte sie nicht von Anfang an versauen. Noch einmal sah sie in die Runde, es schien so als habe man nur noch auf sie gewartet. Wie immer war sie die Letzte. ‚Das scheint mein persönlicher Fluch zu sein.’ Dachte sie kopfschüttelnd. Nein, Titanja hatte nicht vor sich von so was unterkriegen zu lassen. Stille. Dann stand Kiriban der Hausherr auf und sah einmal in die Runde, keiner wagte es auch nur ein Wort zu sagen.
 

Er nickte einmal stumm mit dem Kopf und setzte sich wieder. Und obwohl er seine besten Jahre schon hinter sich zu haben schien war er noch immer eine imposante Gestalt. Mit kräftigen Schultern und einem wachen Blick, denn nichts zu entgehen schien. Sein dunkelbraunes Fell glänzte im Schein der fast runter gebrannten Kerzen, die in drei funkelnden Kerzenständern an den Wänden standen und ein schwaches Licht verstrahlten. „Nun, ich freue mich dass ihr drei euch bereit erklärt habt den Schritt in euer neues Leben von meinem Hof aus zu machen. Doch sei euch gleich gesagt das es hier auch Arbeit zu verrichten gibt und das ich es nicht dulden werde wenn ihr Ärger macht, ihr befindet euch hier auf einer der Höfe die direkt für die Versorgung des königlichen Palastes verantwortlich sind und das bedeutet nicht nur harte Arbeit sondern auch eine enorme Verantwortung und Disziplin.
 

Als erstes werde ich euch drei bei den Tieren einsetzen, außerdem werdet ihr einen anderen Vorgesetzten bekommen der euch sagt was ihr zu tun habt. Ich hoffe ihr habt mich verstanden. So, und nun geht in eure Quartiere zurück. Morgen beginnt eure Arbeit und ich möchte das ihr ausgeruht seit.“ Gesagt, getan. Die Mädchen gingen schweigend in ihre Zimmer, doch Titanja schlief lange nicht ein. Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf und egal was Titan ihr sagte hier war ihr neues Leben und daran müsse sie sich halten. Was sie nicht tun würde. Sobald sich die Chance bot wollte sie nach Hause gehen, egal wie weit der Weg war, denn bei ihrem Vater war sie offensichtlich nicht gern gesehen. In Diamantina hatte sie ihre Vergangenheit und ihre Familie und die wollte sie nicht länger im Stich lassen. Komme was wolle.
 

Es war noch früh am Morgen als Titanja unsanft durch lautes Hämmern geweckt wurde. Schlaftrunken öffnete sie die Augen. „Was… wer“? murmelte sie. Und sah in Richtung Tür. Der Krach schien ihr zu gelten. „Los aufstehen, es ist Zeit für die Arbeit.“ Brüllte eine wütende Stimme durch die Holztür. Erschrocken fuhr sie hoch. Hatte sie etwa verschlafen? Nein, das konnte nicht, es war ja noch dunkel draußen. Erneut rief die Stimme „Steh auf du faules Stück Mist!“ Dieses mal war sich Titanja sicher das die Beleidigung ihr galt.
 

Wer sollte sonst gemeint sein? Also sprang sie mit einem Ruck aus dem Bett und schnappte sich die Sachen, welche man ihr am Vortag gab. Ihre neue Arbeitsbekleidung. Nicht gerade bequem, stellte sie beim anziehen fest. Die Klamotten bestanden aus braunen und grauen Lumpen, welche grob verwebt waren und nicht einmal die richtige Größe hatten. wie sie feststellen musste. Fertig angezogen öffnete sie zögernd die Tür, davor stand wieder das Warzenschwein wie sie mit bedauern feststellen musste. „Wird ja auch mal Zeit das die werte Dame ausgeschlafen hat.“ Grunzte er böse.
 

Titanja schenkte ihm ein verzeihendes Lächeln, was er aber mit einer wütenden Handbewegung abtat und einfach davonlief. Titanja blieb wie angewurzelt stehen, sollte sie ihm folgen? Die Antwort auf ihre Fragen kam augenblicklich. „Komm endlich du dummes Ding!“ ‚Freundlichkeit hat der nicht gelernt’ dachte sie während sie hinterher eilte und verzog vielsagend das Gesicht. Er drehte sich um und machte erneut eine wütende Handbewegung, welche Titanja nicht ganz verstand. Sie folgte ihm aber ohne Worte um nicht noch mehr Ärger zu bekommen, immerhin war sie hier gerade erst angekommen. Ihr Vorgesetzter führte sie direkt in den Stall wo auch schon Senja wartete. Diese sah sie aufmunternd an und lächelt wie immer. Doch noch bevor Titanja, Senja begrüßen konnte wurde sie auch schon grob beiseite geschupst. „Ihr seid zum arbeiten hier und ich werde erst einmal klar stellen was ich von euch dummen Dingern erwarte.
 

Und nur damit wir uns auch richtig verstehen, ich bin Maverik euer Vorgesetzter. Ich sag euch was ihr zu tun, zu lassen und zu denken habt, also gehorcht, sonst zieh ich andere Seiten auf, verstanden? So, du mit den dürren Pferde Beinen, wie heißt du?“ Er zeigte Fordernd auf Senja die sichtlich zusammen zuckte. „Ich bin Senja.“ Antwortete sie ängstlich. Maverik grunzte. „Gut, gut und du? Wie nennen sie dich? Zwerg so wie du aussiehst.“ Das schien er für besonders witzig zu halten, denn er bekam sich vor Lachen kaum noch ein. „Nein… ich weiß nicht mehr wie ich heiße.“ Log Titanja. „Ach du weißt nicht wie du heißt?“ Äffte Maverik sie nach. „Na wie wärs denn mit Zwerg? Würde ja passen.“ Titanja schüttelte kleinlaut den Kopf. Zwerg? Nein. Sie war zwar ein wenig zu klein geraten, aber deswegen ließ sie sich noch lange nicht so nennen.
 

„Oh, gefällt dir der Name nicht? Weißt du was? Das ist mir völlig egal. Für mich bist du Zwerg. So und jetzt fegt gefälligst den Stall aus, da vorne steht eine Karre wo ihr die Scheiße rein tun könnt und draußen hinterm Haus ist der Misthaufen. Ihr zwei bringt die Scheiße ganz nach oben, verstanden? Und macht das ihr bis Sonnenaufgang fertig seid!“ Die letzten Worte hatte er gebrüllt… und immer sein ekelhaftes Lachen. Oh ja, Titanja war sich sicher, dass sie keine Freunde werden würden. Auf keinen Fall. Entmutigt sah sie Senja an, die den Tränen nahe war. „He, komm, wir schaffen das.“ Flüsterte sie um ihre Freundin aufzumuntern. „Bis Sonnenaufgang hat er gesagt, das schaffen wir nie, sieh dich um, der Stall ist riesig.“ Senja schüttelte verzweifelt mit dem Kopf und griff nach einer Mistgabel die in einer Ecke lehnte. Titanja tat es ihr gleich und hantierte erst einmal ungeschickt damit herum. „Was machst du da?“ Fragte Senja verwundert als sie sah das ihrer Freundin der Mist immer wieder von der Gabel viel.
 

„Ich versuche nur gerade den Scheiß hier in den Karren zu bekommen, das ist alles.“

„Oh, du musst die Mistgabel aber anders halten, guck mal so.“ Senja zeigte ihr wie man das Gerät richtig hielt. Titanja beobachtete das Ganze aufmerksam und versuchte es ungeschickt nachzumachen. „Wie, so?“ fragte sie.

Senja schaute. „Nein, eine Hand weiter nach unten und die andere nach oben so hast du mehr Halt und kannst auch mehr Mist rauf nehmen ohne dass er dir runter fällt.“
 

Titanja versuchte es noch einmal und dieses Mal schien es auch zu klappen. Mit der vollen Mistgabel in den Pfoten lief sie langsam in Richtung Karren. „Vorsicht!“ Rief Senja. Doch die Warnung kam zu spät. Titanja rutschte auf einem Haufen Mist aus und landete rückwärts direkt in einem Großen Haufen Scheiße. „Scheiße!“ Fluchte sie ungehemmt. „Warte ich helfe dir hoch.“

„Danke, so ein verfluchter Mist.“ Meckerte Titanja weiter. Senja konnte nur müde lachen.

„Was ist los, hast du dich verletzt?“

„Nein. Es geht, mal ganz davon abgesehen dass ich nach Kuhkacke stinke.“ Angewidert versuchte sie sich von der stinkenden Pampe zu befreien, was nicht viel brachte.
 

„Ach, du musst vorsichtiger sein.“

„Ich hab doch aufgepasst.“

„Nein du hast die Mistgabel völlig falsch gehalten, da ist es kein Wunder dass du den Halt verloren hast. Und außerdem musst du aufpassen wo du hintrittst.“

„Ich werde es mir zu Herzen nehmen, zeigst du mir noch mal wie ich das Ding richtig halte?“ Bat Titanja.

„Ja. Sag mal hast du noch nie den Stall reinigen müssen?“ wollte Senja wissen.

„Nein, da wo ich herkomme hat nicht jeder Haustiere.“ Die Sache war Titanja sichtlich peinlich. Was würde Senja jetzt von ihr denken? „Kein Vie?“ Fragte Senja. „Aber wovon lebt ihr? Oder seid ihr Gemüsebauern?“ Jetzt war ihre Neugier geweckt. Wie konnte es sein das man ohne Vieh überleben konnte? Das war doch gar nicht möglich. „Nein ich komme nicht aus einer bäuerlichen Familie. Ich habe vorher mein Geld mit dem Verkauf von Waren verdient und mir davon Lebensmittel geholt.“
 

„Also bist du Handwerkerin. Und verdienst deinen Lebensunterhalt auf dem Markt.“

„Ja so ähnlich, nur das ich die Waren nicht selber hergestellt habe.“ Erklärte Titanja geduldig.

„Du? Kannst du dich wirklich nicht an deinen Namen erinnern? Ich möchte dich lieber mit Namen ansprechen.“

„Nein nicht wirklich, und es ist mittlerweile auch egal.“ Wich Titanja reichlich unelegant aus.
 

„Egal! Wie kann dein Name dir egal sein?“ Wollte Senja wissen.

„Senja, ich möchte wirklich nicht darüber reden, sagen wir es mal so, es sind in der Vergangenheit Dinge passiert auf die ich nicht besonders stolz bin. OK? Aber wenn du willst kannst du mich Tekna nennen.“

„Tekna? Oh das ist ein schöner Name. Ist er dein Kosename?“ Wollte Senja wissen.

„Nein es ist eher, naja, wie soll Ichs dir erklären? Ich sag’s mal so, Tekna nannten mich als Kind immer meine Freunde. Warum weiß ich allerdings nicht, ich habe mich einfach daran gewöhnt.“

Senja legte den Kopf schief. „Dann nenn ich dich fortan so.“ erklärte sie kurzerhand.
 

Den restlichen Morgen verbrachten die Beiden damit den Stall zu reinigen, was keine leichte Aufgabe war. Trotz ihrer Bemühungen wurden sie nicht bis Sonnenaufgang mit ihrer Arbeit fertig, sidass sie sich auf Ärger gefasst machten. Und besagter Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Maverik stapfte wie immer wütend in den Stall, sah sich um und ging zu den beiden Mädchen rüber. „Was ist das hier? Fragte er grollend. „Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt!? Der Stall sollte bis Sonnenaufgang fertig sein und was sehe ich? Nichts ist gemacht! Ihr nutzlosen Dinger.
 

Ich verstehe nicht warum Kiriban gerade euch zwei ausgewählt hat. Egal, seht zu das ihr fertig werdet.“ Und damit ging er wieder. Senja seufzte. „Was für ein Ekel.“ Titanja gab ihr mit einem kurzem Nicken Recht. Maverik war eine grässliche Person. Er sah nicht nur aus wie ein Schwein, er stank auch so. Von seinem nicht vorhandenen Benehmen mal abgesehen. Als die erste der sechs Sonnen ganz am Himmel angekommen war, waren die beiden auch endlich fertig. Und wie auf ein Wunder kam Liean in den Stall gerannt. Titanja rollte missbilligend die Augen. Sie mochte Liean nach wie vor nicht und das würde sie ihr auch zeigen. Warum sollte sie sich auch verstecken? „Oh hallo, da seid ihr ja, ich habe euch zwei schon gesucht.“ Erklärte Liean. „Das Frühstück ist fertig, kommt.“ Und damit drehte sie sich um und ging. Aber Frühstück klang gut. Und so machten sich auch Senja und Titanja auf zum Frühstück.
 

Nach dem Essen ging es direkt weiter mit der Arbeit. Davon gab es hier reichlich, wie Titanja feststellen musste. Bis zur Mittagszeit hatte sie die Schafe gefüttert, die Eier von verschiedenen Vögeln eingesammelt. Hühner waren es jedenfalls nicht, stellte Titanja mit Bedauern fest als eins der Tiere sie hinterlistig ins Ohr biss. So ging es jeden Tag. Die Arbeit begann immer früh und endete lange nachdem die letzte der sechs Sonnen untergegangen war. Inzwischen war sie seit einem halben Jahr hier und kannte den Hof und seine Bewohner ganz gut. Den einzigen den sie nicht leiden konnte war Maverik, er war noch genauso übellaunig wie am ersten Tag.
 

‚Ja’ dachte sie ‚es hat sich nichts geändert.’ Liean ging sie aus dem Weg und ansonsten bemühte sie sich alles richtig zu machen und mittlerweile kannte sie sich mit vielen Dingen hier aus, sodass Kiriban sagte das es Zeit sei, mal was Neues zu lernen. Und nun war sie unterwegs zu den Rindern. Die Aufgabe die ihr aufgetragen wurde war nicht ganz einfach. Titanja sollte zu einem der umliegenden Planteten wo große Weiden für die Bauern angelegt waren und junge Bullen für die Schlachtung zusammentreiben, natürlich nicht alleine. Ein paar andere, Liean und leider auch Maverik begleiteten sie.
 

Titanja fragte sich unwillkürlich mit welchem Schiff sie wohl reisen würden und ob die Reise lange dauerte. Nichts davon war der Fall wie sich heraus stellte. Die Gruppe sammelte sich im großen Innenhof. Die Stimmung war auch recht ausgelassen, bis auf Maverik der einzeln etwas abseits der Gruppe stand und wütend zu ihnen rüber sah. Bei seinem Anblick lief es Titanja kalt den Rücken runter. Vor ihn musste sie sich in Acht nehmen, das spürte sie deutlich. Er konnte ja noch nie ein gutes Haar an ihr lassen. Er würde ihr heute sicher auch wieder Ärger machen. Und dann geschah etwas, eine nicht zu erklärende und fast greifbare Energie ergriff die kleine Gruppe. Packte sie und hielt sie fest. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in ihr breit, erst in den Gliedern und dann im ganzen Körper. Was geschah? Sie konnte mit einem mal frisches Gras riechen. Dann sah sie in einen blauen Himmel, aber es war nicht mehr der von Atlantis. Oder doch? Nein hier zogen Wolken langsam Richtung Süden, angetrieben von einer sanften Briese. „Wo sind wir?“ Fragte sie.
 

Mehr zu sich selbst als an die Anderen gerichtet. Doch trotzdem antwortete ein junger Mann. „Wir sind immer noch in Atlantis.“ Sagte er. Doch das konnte nicht. Auf Atlantis war es doch erst Mittag und hier stand die Sonne schon länger am Himmel. Und nicht nur das, im Innenhof hatte sie in den Himmel gesehen, da waren keine Wolken. „Doch hier sind welche.“ Stellte sie fest. Der Mann lachte. Es ist zu merken das du nicht aus der Gegend bist Kleine.“ Feigste er. „Atlantis besteht im Grunde aus mehreren Planeten. Das währe zum ersten der größte auf dem sich die Stadt befindet und seine kleineren Ausläufer, auf denen Vieh gehalten oder Ackerbau betrieben wird um die Stadt mit allem nötigen zu versorgen.“ Titanja sah ihn nur sparsam an. Das hatte sie noch nicht gewusst.
 

Trotz der langen Zeit die sie hier schon lebte. „Naja man lernt nie aus“ murmelte sie nachdenklich. Durch dessen Worte neugierig geworden sah sie sich um, so weit das Auge reichte war hier nur Gras. Eine Grasebene. Und wo waren jetzt die Rinder? Titanja sah jedenfalls keine. Maverik rief die Männer zu sich. Doch sprach er nicht, stattdessen stellte sich ein Anderer in die Mitte und ergriff das Wort. Er war schlank und sah nicht besonders kräftig aus. Doch er schien mehr zu sagen zu haben als das alte Warzenschwein Maverik. „Hört zu, ich möchte dass wir uns in Gruppen aufteilen und die Herde aufspüren.
 

Heute wollen wir nur die einjährigen Bullen. Und natürlich sondern wir auch verletzte Tiere aus. So ihr zwei geht nach Norden, Maverik und Liean nach Osten, ich und Banu nach Westen und du Tekna nach Süden. Da du ein Halbgott bist kommst du auch alleine klar. Wer die Herde entdeckt treibt sie nach Westen in meine Richtung. Aber Vorsicht der alte Bulle der Herde hat meist genauso schlechte Laune wie unser Maverik. Also los.“ Als das Gelächter nachgelassen hatte, machten sich die kleinen Gruppen auf den Weg, nur Titanja stand noch immer wie angewurzelt da. Warum sollte sie alleine gehen? Das gefiel ihr nicht. Hatte sie doch keine Ahnung davon wie man Rinder aufspürte.
 

Seufzend sah sie zurück zu den Anderen die langsam im hohen Gras verschwanden. „Na toll.“ murmelte sie. Unsicher machte sie sich dann doch auf, auch wenn sie so gar keinen Plan davon hatte was sie grade tat, geschweige denn wo Süden war. Doch das Rätsel löste sich ganz von alleine. Sie ging einfach in die Richtung in die keine der kleinen Gruppen ging. ‚Problem Nummer eins gelöst’, dachte sie grinsend. Nur wie sie wieder zurück finden sollte wusste sie noch nicht. Doch darüber wollte sie nachdenken wenn es so weit war, jetzt musste sie erst einmal die Kühe finden und die dann auch noch nach Westen treiben. Toll. Dachte sie. Wenn die Viecher sich von ihr überhaupt beeindrucken ließen, hieß das. Daran hatte sie so ihre Zweifel.
 

Völlig in Gedanken zog sie Stundenlang über die grüne eEbene. Hier und da gab es kleinere Ansammlungen von Bäumen, Seen und sogar einen kleinen Fluss. Titanja entschloss sich dazu ein kleines Päuschen zu machen. Die Stelle schien ihr passend. Der Fluss erwies sich jedoch an der Stelle leider als zu unbequem, was Titanja dazu brachte ihren Weg gleich wieder fort zu setzen. Fragend sah sie sich in der Gegend um, nichts, nur Gras, der Fluss und ein paar Bäume. Und sie mitten drin. Typisch. Also zuckte sie resignierend mit den Schultern und marschierte weiter. Der Fluss schlängelte sich sanft und träge durch die üppige Landschaft. Titanja folgte ihm. Irgendwann wurde der Boden weich und matschig um nicht zu sagen sumpfig und somit schwer begehbar. Immer wieder versank sie bis zu den Knöcheln und wenn sie sich befreite entstand ein eklig saugendes Geräusch. Ihre Nackenhaare stäubten sich davon.
 

Maverik hätte das sicherlich sehr lustig gefunden. Irgendwann wurde das Schilfgras höher und unübersichtlicher, doch trotzdem fiel ihr auf, dass sie noch nicht einen Weidezaun oder ähnliches gesehen hatte. Liefen die Rinder hier etwa frei rum oder waren die Koppeln nur riesig? Tollpatschig wie sie war stolperte sie geradewegs in ein Matschloch und versackte prompt mit dem linken Bein bis zum Knie. Fauchend versuchte sie sich auf ihrer misslichen Lage zu befreien, was nicht ganz leicht war. Kaum hatte sie ihr Bein befreit stolperte sie erneut und fiel der Länge nach in den Schlamm. „Toll gemacht Titanja.“ brummte sie. Vom Regen in die Traufe. Fluchend stand sie wieder auf und dann sah sie einen kleinen Anhaltspunkt. Spuren. Genau erkennen konnte sie die nicht, zu weit war sein Verursacher im weichen Boden eingesunken.
 

Davon abgesehen konnte sie keine Fährten lesen. Es könnten aber die gesuchten Rinder sein, also stapfte sie einfach hinterher. Wird schon irgendwie gut gehen, war ihr Motto im Moment. In der Hoffnung auf weitere Hinweise zu stoßen folgte sie einfach der Fährte. Ein ganzes Stück weiter wurde die Spur deutlicher und Titanja konnte zumindest erkennen, dass es ein Paarhufer war, was sie wenig weiter brachte. Aber eins war sicher, wer oder was auch immer diese Spuren hinterlassen hatte war genauso weit eingesunken wie sie und die Löcher im Matsch hatten sich noch nicht wieder mit Wasser gefüllt, was soviel hieß wie: der Verursacher konnte noch nicht weit sein. Der Gedanke gefiel ihr nicht. Es waren nur Spuren von einem Tier doch sie suchte eine ganze Herde. Und das auch noch Jungbullen, die sehr aggressiv werden konnten wenn man ihnen zu Nahe kam. Nein, ihr gefiel die Sache gar nicht. Was sollte es, die Fährte führte eh in die Richtung in die sie wollte. Zufälle gibt’s.
 

Insgeheim hoffte sie jedoch, dass ihr keine Rinder begegnen würden, schließlich hatte sie ja auch gesucht oder. Ist ja nicht schlimm wenn sie keine finden würde. Außerdem hatte sie null Plan was sie mit der Herde machen sollte wenn sie sie gefunden hätte. Sie nach Westen treiben… Na toll, nur wie? Das konnte sie nicht und darum würde Titanja die Tiere auch garantiert nicht freiwillig finden. Das war schon mal beschlossene Sache. Bei einem kleinen Wäldchen angekommen endete die Spur und weit und breit nicht ein Rind zu sehen.
 

Das war gut. Sogar sehr gut. Der Wald bot genug Schatten für eine kleine Pause, suchen konnte sie auch nachher noch, also legte sie sich müde in den Schatten einer alten Eiche. Der Wind spielte sanft mit den Blättern und das Summen der Insekten wirkte wie ein Schlaflied. Nicht weit von ihr entfernt schlängelte sich auch der kleine Fluss weiter an dem sie auch schon das erste Mal rasten wollte.
 

Auch dort war das Schilf sehr hoch. Das Quaken von Enten und das Singen der Vögel vermischten sich mit dem leisen Plätschern des Wassers. Himmlisch diese Ruhe. Immerhin hatte sie bereits den ganzen Morgen wie eine Wahnsinnige geschuftet und Maverik war ja auch grad nicht da um sich aufzuregen und ihr auf die Nerven zu gehen, das musste man ausnutzen.
 

Neben sie setzte sich eine kleine blaue Libelle. Titanja betrachtete das zierliche Tier. Wehmütig sah sie es an und dann kam die Erinnerung. Das letzte mal als sie eine Libelle sah, rief ihr Vater sie zu sich, schmiss sie raus und Freunde wurden zu Feinden, was noch immer nicht in ihren Kopf wollte. Warum hatte Tarock das getan? Bedeutete ihm ihre Freundschaft denn nichts mehr? Scheinbar nicht. Der Gedanke daran tat weh, sehr weh. Und Titanja tat sich immer noch schwer damit. Titanja sah in den Himmel Schatten täuschten Bewegung vor wo keine waren.
 

Und in Gedanken verbesserte sich Titanja. Nicht ihr Vater rief sie zu sich sondern König Titan, Herr der Sonne und Herrscher über Andante. Er war ein Fremder, stellte sie fest. Sie hatte gedacht sie würde ihn kennen doch dem war nicht so. Titanja hatte keinen Vater mehr, er war schon vor langer Zeit gegangen. Damit musste sie sich endlich abfinden. Alles was ihr blieb war ihr Erzeuger von dem sie nichts wusste außer das er König war. Und das war reichlich wenig.
 

“Muhhhh….“ Das Geräusch riss sie aus den Gedanken. Suchend sah sie sich um. Nichts. Wo? Von wo nur kam das Geräusch? „Muhhhh….“ Dieses Mal war es lauter, näher und wütender. Aber noch immer konnte Titanja die genaue Richtung nicht ausmachen. Wieder drehte sie sich suchend im Kreis. Es schien wenn überhaupt nur ein Tier zu sein. Aber das musste nichts heißen. Wo eins ist sind meist auch die Anderen und das war nicht gut. Obwohl das Geräusch lauter wurde konnte Sie das Tier noch immer nicht sehen, wo hatte es sich versteckt? Und dann bebte die Erde. Aufgeregt drehte sie sich um.
 

Zu spät. Ein riesiger rotbrauner Stier mit langen spitzen Hörnern preschte auf sie zu. Von Panik ergriffen sprang sie zu Seite, doch das Tier war so schnell wie groß und drehte sich in einer eleganten Bewegung um. Diesmal schaffte Sie es nicht, das Tier nahm sie wie ein Spielzeug auf die Hörner und schleuderte sie durch die Luft. Mit einem lauten Knall schlug sie gegen einen der Bäume und blieb sekundenlang benommen liegen. Zu lange, denn der Stier war schon wieder da und warf sie erneut durch die Luft.
 

Sie wusste nicht wie ihr geschah, alles was sie spürte waren Schmerz und das hastige schlagen ihres eigenen Herzens. Der Aufprall war hart, zu hart. Sie hatte mit mal das Gefühl sich nicht mehr bewegen zu können. Sie versuchte aufzustehen aber es ging nicht. Der Stier blieb mit einem lauten schnaufen vor ihr stehen und sah sie aus Bösen Augen an. Und rannte los. Setzte zum alles entscheidenden Hieb an. Titanja schaffte es sich davon zurollen doch nur Millimeter. Die reichten, um nicht vollends aufgespießt zu werden. Ein reißender Schmerz brannte unterhalb des Halses in ihrer Schulter. Der Stier hatte sie schwer erwischt und nun lief eine dickflüssige silbrige Flüssigkeit aus der Wunde. ‚Nein’ dachte sie schockiert, ‚das darf nicht sein.’ Und versuchte sich erneut mit letzter Kraft zu Seite zu rollen. Der Stier hatte aber noch nicht genug und stand wieder mit den Hufen scharrend vor ihr. Lief los. Sie schaffte es wieder ein paar Millimeter weiter zu rollen. Zwar nicht sehr elegant aber was soll’s.
 

Leider lie? sich das Tier nicht besonders davon beeindrucken und drehte um, um erneut anzugreifen. Titanja versuchte nochmals zur Seite zu springen, doch die Reaktion kam zu langsam und sie wurde erneut durch die Luft geschleudert. Ein mit Panik und Schmerz geschwängerter Schrei gellte über die Ebene. Bevor der Stier sie wie ein Spielzeug mit aller Kraft gegen einen Baum drückte. Titanja bekam keine Luft mehr. Das gewaltige Tier presste ihr die Luft aus den Lungen, sodass ihr schwarz vor Augen wurde. Dann kam die Bewusstlosigkeit.
 

Irgendwer berührte sie an der Schulter. Schmerz, war das erste was Titanja durch den Kopf schoss. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen. Kleine gelbe Punkte tanzten am Himmel die wohl nur sie sehen konnte, denn niemand schienen die Dinger zu stören.

„Oh Titan sei Dank sie kommt zu sich.“ sagte eine Stimme die Meilen entfernt schien. Dann klärte sich das Bild und die gelben Flecken verschwanden langsam, trotzdem konnte sie noch nicht richtig sehen und das laute Rauschen in ihren Ohren machte auch das Hören zur Qual. Jemand hob ihren Oberkörper leicht an und hielt ihr was gegen die Lippen. Und als sie diese nicht öffnen wollte wurde sie gezwungen zu trinken. Das Wasser war kalt. Titanja fror obwohl es hier warm war. Irgendetwas stimmte nicht, sie fühlte sich… komisch. Ohne das sie hätte sagen können warum. Dann klärte sich das Bild soweit, dass sie erkennen konnte, dass es Senja war, die damit beschäftigt war, ihre Schulter zu verbinden. Doch erkannte sie sie nur als verschwommenen bunten Fleck.
 

Übelkeit stieg an ihrer Kehle empor. Am liebsten hätte sie sich übergeben, doch auch das ging irgendwie nicht. Sie versuchte sich zu Bewegen, doch hatte sie keine Kraft dazu. „Schon gut Tekna, bleib ruhig liegen du bist verletzt, wir bringen dich zurück in die Stadt in einen Tempel da werden die Heiler dir helfen.“ Titanja versuchte zu sprechen doch kamen da nur gurgelnde Geräusche. Was war los? Und wer waren ‚wir’? An Senja konnte sie sich erinnern aber nicht an die Anderen. Senja, die war doch auf dem Hof geblieben oder? Titanja spürte ein kurzes Kribbeln so als würden hunderte von Ameisen über ihren Körper laufen. Dann waren da andere Stimmen, alte erfahrene Hände berührten sie, tasteten nach ihrer Wunde und dann…
 

Titanja wusste nicht mehr was dann geschah, das letzte woran sie sich erinnerte war, das man ihr irgendwas in den Arm gespritzt hatte. Danach schlief sie ein. Jetzt wo sie langsam wieder erwachte merkte sie das Senja neben ihr saß und sie ansah, sie lächelte. Warum? „Weil du die ganze Zeit mit offenen Augen da liegst und Löcher in die Luft starrst, darum.“ sagte sie lächelnd. Und erst dann begriff Titanja das sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch Senja

drückte sie mit sanfter Gewalt zurück. „Du musst liegen bleiben Tekna, was du jetzt brauchst ist Ruhe und Schlaf.“
 

„Aber…“

„Nichts aber, du bist verletzt, also schlaf.“

„Ist sicher nicht so schlimm.“ Versuchte Titanja sich raus zu reden.

„Nicht schlimm? He, die Heiler sagen du hast riesen Glück gehabt, ja. Deine Wunde war stark verunreinigt. Da war irgendeine silbrige Flüssigkeit drin, du hättest eine Blutvergiftung bekommen können.“ Stellte Senja kopfschüttelnd fest.

„Und was ist passiert?“ Fragte Titanja verwirrt.

„Das fragst du mich?
 

Ich weiß es nicht. Liean hat dich so gefunden Und….“

„Liean?!!!“ Unterbrach Titanja „Die sollte doch ganz woanders sein.“

„Ja schon aber sie sagte, dass sie dich schreien gehört hat.“

„Und dann konnte sie so schnell bei mir sein? Findest du das nicht auch Komisch?“

„Ja schon aber… Ich meine sie hat dir geholfen und wahrscheinlich hat sie die Arbeit nicht so ernst genommen und irgendwo in der Nähe ein Nickerchen gemacht.“

„Daran zweifle ich aber, dann müsste sie dem Stier der mich angegriffen hatte ja auch begegnet sein.“ Stellte Titanja misstrauisch fest. Senja sah sie sparsam an.

„Ein Stier? Nein, davon hat sie nichts erzählt, vielleicht war er schon weg.“

„Das sind mir ein paar zu viele ‚vielleicht’, meinst du nicht auch?“ Senja nickte.
 

„Ja du hast Recht.“

„Ich werde mit Liean reden. Ich will wissen was sie gesehen hat.“ Grunzte Titanja.

„Das ist erstmal egal, du kannst mit ihr reden wenn du wieder gesund bist. Also wie gesagt ruh dich aus, ich gehe jetzt und sag einem der Heiler bescheid das du wach bist. Bis Morgen und ruh dich schön aus. Übrigens die gesamte Herde war im Westen.“ Damit drehte Senja sich um und ging. Zurück blieb eine nur noch mehr verwirrte Titanja. „Die Herde war im Westen?“ flüsterte sie zu sich selbst. Das war ja höchst merkwürdig. Doch blieb ihr nicht viel Zeit zum nachdenken, denn einer der Heiler des Tempels kam gerade in den Raum und was er da so mit sich brachte beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit für sich. Suppe.

„Hier, du musst hungrig sein immerhin hast eine menge Blut verloren“. Sprach der Heiler als er ihr den Teller mit dampfender Suppe reicht.

„Sieht aber gar nicht so schlimm aus, ich meine so wie ich das grade beurteilen kann“. Viel konnte Titanja ohnehin nicht von der Wunde sehen da sie unter einem dicken Verband verborgen lag.
 

„Das, kleiner Halbgott, würde ich nicht sagen. Jetzt mag deine Verletzung nur noch harmlos sein. Sie ist gesäubert worden und die Gefahr einer Blutvergiftung gebannt, doch du bist noch sehr schwach.“

„Gesäubert worden…“ Echote Titanja „Heiler, sagt mir was war in meiner Wunde?“

„Etwas Metallisches. Um es genauer zu sagen eine silbrige Flüssigkeit, die aus mikroskopisch kleinen Maschinen bestand. Ich konnte nicht herausfinden wofür sie gut waren oder auf was sie programmiert waren. Sicher ist nur, dass dein Körper gereinigt worden ist, es besteht also keine Gefahr mehr für dich. So und nun iss und schlaf. Ich werde später noch einmal nach dir schauen“. Damit wandte er sich zum Gehen.

„Bitte einen Moment noch. In welchem Tempel befinde ich mich?“

„Im Tempel der heiligen Sonne.“ Und mit dieser Antwort ging der Heiler schließlich.
 

Titanja starrte minutenlang in die Richtung in die der Mann gegangen war. Irgendwie hatte sie sich das schon gedacht. „Tempel der heiligen Sonne, pah als ob es hier keine anderen Tempel gäbe.“ Fluchte sie leise vor sich hin. Und dann kam die Müdigkeit und sie musste zugeben, dass sie wirklich nicht auf der Höhe war. Also machte sie ein Nickerchen.
 

Es dauerte geschlagene zwei Wochen bis Titanja den Sonnentempel wieder verlassen durfte. Senja holte sie ab. „Hallo, na du wie fühlst du dich?“ War das erste was sie sagte.

„Oh ganz gut, zumindest besser als noch vor zwei Wochen.“

„Ja das höre ich. Immerhin kannst du ja schon wider Scherze machen was ja eins deiner Talente zu sein scheint.“

„Nein eigentlich nicht.“

„Los Tekna lass uns nicht trödeln, Maverik wartet. Es gibt noch jede Menge zu tun.“
 

„Oh ja wie ich das doch vermisst hab. Seine Laune ist mit Sicherheit wie immer schlecht.“

„Worauf du dich verlassen kannst. Er schätzt es nicht besonders deine Arbeit mit zu machen.“

„Schaden tut’s im nicht, fett genug ist er ja. Oder etwa nicht? Aber als Erstes möchte ich mit Liean reden. Ich will wissen was sie gesehen hat.“

„Du lässt einfach nicht locker, OK das hab ich ja bereits begriffen aber bevor du mit Liean reden kannst müssen wir unsere Aufgaben erledigen.“

„Die wären?“

„Wie immer den Stall ausmisten und dann Obst, Gemüse und andere Erzeugnisse Marktfertig machen. Kiriban will wissen ob wir verkaufen können. Vor allem nachdem er feststellen musste, dass wir zum Rindertreiben nichts taugen. Besonders du nicht Tekna.“

„He, ich kann doch nichts dafür wenn eins dieser tollen Rindviecher schlechte Laune hat, OK!?“
 

„Bist du dir sicher, dass es ein Rind war? Keiner von uns hat auch nur die kleinste Spur entdeckt die darauf hindeutet.“

„Aber da waren Spuren und ich weiß doch was ich gesehen hab. Vor allem weiß ich wie ein Stier aussieht wenn er auf mich zukommt. Und da waren Spuren, denen bin ich nämlich auch gefolgt.“ Protestierte Titanja.

„Nein, die einzigen Spuren die wir finden konnten waren die von Wildschweinen.“

„Senja, ich habe einen Stier gesehen, Maverik war es jedenfalls nicht, OK?“

„Tekna, ich mach mir Sorgen um dich, du scheinst ganz schön welche auf den Kopf bekommen zu haben. Naja, der Heiler sagte ja dass es zu Erinnerungslücken kommen kann. Also mach dir keine Sogen das wird schon wieder.“

„Du glaubst mir nicht?“ Rief Titanja empört.
 

„Ich sage nicht das ich dir nicht glaube, ich sage nur das es keine Spuren gab. Das ist alles. So, bitte lass uns das Thema beenden.“

„OK, wie du willst, dann lass uns gehen, der Stall wartet.“ Titanja war nicht ganz zufrieden mit dem Ausgang des Gespräches. Wieso glaubte Senja ihr nicht? Es konnte doch unmöglich sein, dass es keinerlei Spuren gab. Unmöglich?

Auf Kiribans Hof angekommen wurden sie auch gleich von Maverik in den Stall geschickt. Fauchend schnappte Titanja sich eine der Mistgabeln und machte sich schweigend an die Arbeit. Umso schneller sie fertig war, desto eher konnte sie mit Liean reden, die ihr hoffentlich weiterhelfen konnte. So ging der Vormittag dahin. Nachdem der Stall sauber war halfen sie dabei einen kleinen Gleiter mit verschiedenen Waren zu beladen. Als sie auch das geschafft hatten kam Kiriban höchstpersönlich zu den Beiden.
 

„Senja, Tekna, ich möchte das ihr beiden euch heute auf dem großen Atlantischen Markt bewährt, ich schicke euch nicht nur um Waren zu verkaufen, ihr sollt auch einige wichtige Besorgungen für mich machen. Ich hoffe inständig, dass das besser klappt als das Zusammentreiben der Rinder. Bitte seid vorsichtig, das gilt besonders für dich Tekna.“ Er sah sie streng an. Der Vorwurf in seiner Stimme war sogar ihr aufgefallen. Verlegen senkte die den Kopf.

„Natürlich verlange ich auch von euch das ihr ordentlich was verkauft, und macht mir keinen Ärger. Geht. Maverik wird euch eine Liste der zu besorgenden Dinge geben.“ Und damit ging Kiriban auch schon wieder.

Titanja drehte sich zu Senja um. „Kiriban scheint ja richtig enttäuscht von mir zu sein.“ stellte sie besorgt fest.

„Ist ja auch kein Wunder.“

„Wieso denn das?“
 

„Ach Tekna, überleg doch mal. Man findet dich schwer verletzt und es gibt nicht die geringste Spur deines Angreifers und du behauptest die ganze Zeit das es eins seiner Tiere war obwohl die Rinder in westliche Richtung unterwegs waren. Was soll man davon halten?“ Titanja erbleichte. „Du glaubst ich Lüge?“ Sie wollte noch mehr sagen aber Maverik unterbrach sie.

„Tust du das etwa nicht Zwerg? Keiner am Hof glaubt deiner Geschichte. Was ja auch kein Wunder ist, denn einem kleinen, nutzlosen Halbgott sollte man ja auch nie glauben. Wahrscheinlich bist du auf die Fresse gefallen und redest dich mit deiner Geschichte nur raus. So genug.
 

Kiriban möchte einige wichtige Sachen haben und ihr zwei nutzlosen Dinger werdet sie besorgen. Jumakräuter, Kalk, neue Schleifsteine und ein aus Ankaraa stammendes Jagdmesser, verstanden? So, nun macht euch auf den Weg und wagt es nicht ohne zurück zu kommen.“

„Ja aber Maverik der einzige Händler in Atlantis der diese Messer verkauft befindet sich im Südlichen Teil der Stadt und wir werden auf dem Markt sein der ist im Norden.“
 

Protestierte Senja. „Das meine Liebe ist euer Problem, wenn ihr mit der Arbeit fertig seid hast du mit den Kräutern, dem Kalk und den Schleifsteinen zurück zu sein. Der Zwerg hat dann eine Woche Zeit das Messer zu holen, das sollte wohl reichen.“

Senja protestierte immer noch „Nein, Tekna kennt sich doch überhaupt nicht aus, sie wird sich verlaufen.“

„Ja genau darauf hoffe ich, denn dann bin ich sie endlich wieder los und nun verschwindet.“ Titanja stand wie angewurzelt da. Senja war ihr eine Erklärung schuldig, denn so wie sich das grad anhörte kannte sie die Stadt besser als sie zugab. Dabei waren sie das letzte halbe Jahr immer zusammen gewesen und in den letzten zwei Wochen konnte sie sich kaum so gut in der Stadt umgeschaut haben, oder doch? ‚Nein.’
 

Dachte Titanja ‚Das konnte sie sicher nicht, Maverik hätte was dagegen gehabt.’ „Senja?“ fragte Titanja. „Tekna jetzt nicht, wir können nachher reden OK?“ Was bitte sollte das denn jetzt? So hatte Senja sich ja noch nie benommen. War sie wohl wirklich das wofür sie sich ausgab? Langsam begann Titanja zu zweifeln. Hier stimmte scheinbar einiges nicht. Ohne weiter auf Senja zu achten ging sie in Richtung des kleinen Gleiters. Das kleine Flugschiff würde sie samt ihrer Fracht sicher in die Innenstadt bringen, doch es würde kein leichter Flug werden. Nicht das es Turbulenzen geben könnte, nein. Titanja hatte nur das Gefühl das etwas nicht stimmte. Mit Senja nicht stimmte, verbesserte sie sich in Gedanken. Es schien als heckte hier jeder was aus.
 

Oder war sie einfach nur zu misstrauisch? Konnte das sein? Sah sie wirklich schon in jedem einen Feind? Aber wenn nicht, warum benahm Senja sich dann so merkwürdig? Durch ein Geräusch aufgeschreckt drehte Titanja sich um, hinter ihr stand Senja. „He Tekna, ich gehe noch einmal kurz zu Kiriban, wartest du Bitte hier, bin auch gleich zurück.“ Sie nickte nur knapp, doch warten würde sie nicht. Jetzt wo sie das Gefühl hatte, dass sie Senja nicht vertrauen konnte. Nicht mehr, verbesserte sie sich erneut. Titanja hatte aber bereits ihr nächstes Ziel ins Auge gefasst. Liean. Normalerweise war sie jetzt bei den Ziegen und genau da ging Titanja jetzt hin. Im Ziegenstall war es still. Zu still. Wenn Liean hier war so arbeitete sie nicht.
 

Also sah Titanja sich vorsichtig um und entdeckte sie sitzend auf einem Haufen Heu. Liean schien ein kleines Nickerchen zu machen. Gut. Das war ihre Chance. Im ersten Moment überlegte sie ob sie einfach zu ihr gehen und fragen sollte. Doch würde sie dann überhubt eine Antwort bekommen? Sicher nicht. Also schlich Titanja los, ihre Pfoten kamen ihr jetzt zu Gute, denn sie verursachten nur wenige Geräusche. Zum Glück waren auch die Ziegen alle draußen. Titanja hatte Liean fast erreicht, als ihr die Deckung ausging. Das war nicht so gut. Egal, davon würde sie sich jetzt nicht Stoppen lassen. Und wozu hatte sie auch vier gesunde Pfoten? Also schlich sie auf allen Vieren weiter. Näherte sich ihrem Ziel lautlos und an den Boden gedrückt. Wie das, was sie war. Eine Raubkatze. Zwei Meter vor Liean blieb Titanja noch einmal stehen, visierte ihre Beute an.
 

Und sprang. Titanja erschrak, sie wusste nicht, dass sie so viel Kraft hatte. Doch dafür war es längst zu spät. Noch im Flug packte sie Liean mit den Pfoten und riss diese mit sich. Liean schrie laut auf vor Überraschung, griff nach einer Mistgabel die neben dem Strohhaufen lag und schlug zu, noch wehrend Titanja landete. Doch diese war schneller, sie duckte sich einfach unter dem Schlag hinweg, rollte sich zur Seite und kam elegant wieder auf die Pfoten. Liean sah sie aus weit aufgerissenen Augen an, mit einem Angriff schien sie nicht gerechnet zu haben. Doch war sie auch nicht bereit einfach aufzugeben. Sie wehrte sich. Für Titanja war das wie ein Schuldgeständnis und das obwohl ja sie der Angreifer war. Liean hatte was zu verbergen da war sie sich jetzt ganz sicher. Sie würde es auch gleich heraus bekommen, das stand fest. Liean schlug erneut zu und dieses Mal traf sie sogar. Leider nicht hart genug.
 

Titanja sprang erneut, schlug ihr mit der Pfote die Mistgabel aus der Hand und verpasste ihr einen Schlag der sich gewaschen hatte. Liean fiel schwer zu Boden, blieb Sekundenlang liegen und versuchte nach Titanja zu treten. Verfehlte diese aber, weil sie zu schnell war. Das gab Liean wenig Gelegenheit. Das tägliche Fangen der Enten und Hühner hat sich gelohnt was das anging. Titanja sah alles um sich herum mit einer unglaublichen Klarheit. Sie wusste genau wann, wie und wie schnell Liean zuschlagen würde.
 

Nicht nur dass, eine ungewohnte Kraft schoss durch ihren Körper. Es war fantastisch. Und doch begann Titanja sich zu fürchten. Vor sich selbst. Die Sekunde ihrer Verwirrung wusste Liean bestens auszunutzen und schlug erneut mit aller wucht zu, traf Titanja dabei am Kopf. Diese machte notgedrungen einen Schritt zurück, jedoch nur um erneut anzugreifen und Liean zu packen. Ihre Gegnerin hatte nicht viel Zeit sich zu wehren, Titanja packte sie einfach am Arm. Ihre Krallen bohrten sich dabei tief ins Fleisch, sodass Liean laut aufschrie. Dann herrschte Stille. Liean saß in der Falle. „Was willst du von mir?“ schnauzte sie. „Das weißt du ganz genau Liean oder wer auch immer du bist.“

„Tekna, lass mich los!“
 

„Komm, du kannst dein Spielchen lassen, ich weiß zwar nicht wer du bist aber wenn du nicht sofort redest werde ich es aus dir heraus prügeln!“ Und das meinte Titanja ernst. Sehr ernst.

„Dann tu es doch Kleine!“ Motzte Liean hochnäsig. Titanja knurrte tief und ließ dabei den Blick auf vier große weiße Fangzähne frei. Liean erbleichte. „Los, rede.“ Forderte Titanja sie noch einmal auf. „Halts Maul und verschwinde Mieze bevor du dir noch wehtust!“ Liean schien nicht gewillt auch nur das kleinste Wort über ihre waren Absichten zu verlieren. Schade, jetzt würde Titanja grob werden müssen. Was sonst nicht ihre Art war. Nein. Das reichte. Sie holte aus und schlug zu, doch kurz bevor sie Liean traf hielt sie an. Direkt vor ihrem Gesicht. Liean sah genau auf Titanjas Faust.
 

Nein, Titanja war nicht so. Sie hatte das Gefühl Liean schon mal irgendwo begegnet zu sein, sie zu kennen. Ihre Art und die Aura. Aber woher? Wo nur? Das musste sich doch auch anders regeln lassen? Dachte sie verzweifelt. Doch wollte sie nur eine Antwort und nicht schlagen. Titanja hatte ihre Chance verpasst, nun schlug Liean zu und der Schlag hatte sich gewaschen. Titanjas Kopf flog in den Nacken. Der gab ein abartiges Knacken von sich, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Titanja ließ Lieans Arm los, doch nur für einen Bruchteil der Sekunde dann hatte sie ihn wieder fest im Griff. Und der würde sich nicht noch einmal lockern. „Ich hab dich was gefragt.“ Fauchte sie nun sichtlich wütender. „Und ich habe bereits geantwortet Mieze.“
 

„Los raus mit der Sprache!“ Fauchte die kleine Löwin erneut. Und noch wütender. Was war nur los? Warum machte Liean sie so wütend?

„Nein!“ Liean wollte nicht nachgeben. Titanja fing an fester zuzudrücken. Liean funkelte sie dadurch nur noch böser an, hatte aber Schmerzen die sie nur schwer verbergen konnte. Und genau das lockerte nun doch ihre Zungen.

„Schon gut, was willst du wissen?“ keuchte sie leise.

„Was hatte das mit dem Stier auf sich?“

„Das… das war ich.“ Lieans Antwort kam stockend und fast zu leise. Titanja erschrak. Wie war das möglich?
 

„Was soll das heißen?“ Keuchte sie verwundert.

„Ich war der Stier der dich angegriffen hat, ich bin kein Mensch sondern ein Gott.“ Ein triumphierendes Lachen lag auf Lieans Zügen, dann schlug sie erneut zu. Dieses mal war der Schlag nicht so sanft. Titanja schaffte es grade noch Liean eine mit der Pfote zu ballern. Sie erwischte Lieans Schulter und ihre Krallen gruben sich tief ins weiche Fleisch, hinterließen drei blutige Risse. Dann wurde Titanja schwarz vor Augen und sie blieb einfach ohnmächtig liegen.
 

„He Tekna, schläfst du? Kaum bin ich eine halbe Stunde weg legst du dich hin um ein Nickerchen zu machen. Los steh auf, der Weg ist weit bis in die Innenstadt. Immer noch benommen öffnete Titanja die Augen und sah sich um. Natürlich war von Liean keine Spur mehr zu sehen. Und auch vom Kampf war nichts mehr zu entdecken. Klar, Liean musste die Spuren beseitigt haben.
 

„He, redest du nicht mehr mit mir?“ Senja seufzte „Oder redest du generell nicht mehr mit jedem?“ Fragte sie spöttelnd. Irritiert schüttelte Titanja den Kopf und sah sich noch einmal suchend um. Nichts. Auch beim zweiten Blick sah sie nichts Verdächtiges. Und dann hallten Lieans Worte in ihren Gedanken wider. ‚Ich bin ein Gott.’ Klar, nur ein Gott könnte alle Spuren so verwischen. Also würde es auch nichts nützen Senja von dem Vorfall zu berichten. Sie würde ihr ohnehin nicht glauben. Oder wusste davon und würde es verleugnen. Wie auch immer. Titanja mussten damit alleine klar kommen. Also konnte sie auch ruhig denken sie hätte ein Schläfchen gehalten. Langsam und nur widerwillig richtete sie sich wieder auf. ‚Komisch.’ Dachte sie.
 

Als die Auseinandersetzung geschah waren sie unten, jetzt lag sie ganz gemütlich oben im Stroh. Liean hatte scheinbar an alles gedacht. Auch war weder eine Wunde noch ein blauer Fleck zurück geblieben. Genau genommen hatte sie nicht einmal Schmerzen, so als ob die Auseinandersetzung nie geschehen war. Mit ein paar langsamen Schritten stand sie neben Senja und grinste diese verzeihend an als sie den Ärger in deren Gesicht sah. Woher auch sollte Senja wissen was hier geschehen war? ‚Nein.’ Dachte Titanja. ‚Senja denkt ich hab geschlafen. Und so soll es vorerst bleiben.’ Während sie so überlegte gingen sie zum Hof wo der kleine Gleiter stand.
 

Erstaunlicherweise verstand Senja es den Kleingleiter zu steuern, denn der Flug gestaltete sich recht angenehm, wäre da nicht das Schweigen zwischen den beiden Mädchen gewesen. Während des gesamten Fluges kein einziges Wort. Und um ehrlich zu sein war Titanja auch nicht danach. Sie hatte versucht zu reden und Senja wollte ihr nicht zuhören, also warum es erneut versuchen? Das alles schien im Augenblick wenig Sinn zu haben. Doch statt sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen genoss sie lieber die schöne Aussticht. Die Heilige Stadt wirkte auch von hier oben gigantisch und nach einer Weile kam am Horizont auch schon der Marktplatz in Sichtweite.
 

Er war riesig. So weit das Auge reichte nur kleine und große Stände. Früchte, Kräuter, Stoffe und vieles mehr. „Tekna, halt dich fest, wir landen und es kann ein bisschen holpern.“ Das Ganze war natürlich nur halb so schlimm wie von Senja angegeben. Genauer genommen war die Landung ganz sanft. Außerdem landeten sie nicht genau auf dem Markt, was bei der Enge auch gar nicht möglich gewesen wäre. Ein kleines Stück weiter am Rand des Marktes gab es einen kleinen Landeplatz für die vielen Gleiter. Wobei Titanja das Wort klein nicht mit ihm verbinden konnte, in ihren Augen war der Platz riesig, so weit das Auge reichte standen viele kleine und größere Transportgleiter, Raumschiffe und sogar Kutschen dicht nebeneinander gedrängt.
 

Ein riesiger Parkplatz. Verwundert betrachtete sie die gigantischen zottigen Tiere die vor eine der Kutschen gespannt waren. Pferde waren bis auf ein paar Ausnahmen nur wenige zu sehen. Senja bemerkte ihren fragenden Blick, sagte aber nichts. Scheinbar spürte sie das Titanja keine Lust zum reden hatte, also begann Senja schweigend damit die Waren aus dem Gleiter zu holen. Titanja tat es ihr gleich. Sie stapften los in Richtung Marktplatz. Hier herrschte ein reges Getümmel. Überall standen die verschiedensten Stände, doch weit und breit konnte Titanja nicht einen einzigen mit Lebensmitteln sehen. Nur edelste Stoffe, Kissen und weitere Luxusgüter.
 

Nun fing Senja doch noch laut an zu Lachen als sie Titanjas Blick sah. „Hier auf diesem Teil des Marktes gibt es überwiegend Bekleidung, Stoffe und all so was. Weiter hinten findet man Möbel, Waffen und dann kommen Lebensmittel, Kräuter und Gewürze. Wie du siehst ist der Markt gut sortiert“.

„Naja ein Durcheinander wäre auch sehr schlecht, nicht war? Doch sag mal Senja seit wann kennst du dich den so gut aus, du warst doch noch nie hier? Genauso wie ich…“

Senja sah sie sparsam an. Erwischt, dachte Titanja nur. Senja hatte einen kleinen Fehler gemacht doch sie war sich sicher, dass sie sich gut rausreden würde. „Oh, Kiriban hat mir davon erzählt, ich war doch noch mal bei ihm weil ich nicht wusste wo wir hin müssen.“
 

Titanja seufzte, eine gute Ausrede, wie erwartet. Was soll man dazu noch sagen? Der Weg der Beiden führte sie quer über den Markt und heimlich beschlich Titanja das Gefühl das es hier immer voller wurde. Es begegneten ihnen immer mehr Leute. Irgendwann sagte Senja: „Komm wir müssen uns kurz bei einem der Markteinweiser melden, der zeigt uns dann den Platz an dem wir stehen werden. Dann können wir auch endlich aufbauen was ja auch langsam Zeit wird, sonst verkaufen wir nie was.“ Gesagt, getan.
 

Der Einweiser entpuppte sich als jemand der wenig Zeit hatte und ihnen nur knapp zu verstehen gab wohin sie mussten. Wobei die Stelle auch nicht schwer zu finden war, da man das Loch zwischen den Ständen schon von weitem sah. Titanja atmete befreit auf als sie endlich die schwere Last ablegen konnte die sie trug. Oh ja, dachte sie, Obst kann ganz schön schwer werden. Es dauerte dann noch knapp ne halbe Stunde bis die beiden es endlich geschafft hatten ihren Stand aufzubauen. Vorsichtig begann Titanja damit das Obst auffällig zu präsentieren, schließlich sollte es sich von seiner besten Seite zeigen.
 

Senja beobachtete ihre Bemühungen nur mit einem Schulterzucken und sah sich immer wieder fragend um. Was die wohl schon wieder suchte? Titanja nahm sich vor Senja im Auge zu behalten. Bis jetzt hatte sie ja auch gedacht in ihr eine Freundin gefunden zu haben was scheinbar nicht stimmte.
 

Umso trauriger stimmte sie die ganze Sache. Scheinbar konnte man hier niemandem vertrauen. Eine komische Kultur. Es dauerte nicht lange bis die ersten Kunden kamen, es waren ausschließlich Bedienstete des Palastes. Die Meisten von ihnen waren in Eile aber immer gut drauf. Für einen kleinen Scherz oder ein Lächeln war immer Zeit. Gegen Abend hatten sie auch schon einen Großteil ihrer Waren verkauft, sodass Titanja sich aufmachte um Nachschub aus dem Gleiter zu holen. Immerhin hatten sie ja genug dabei.
 

Auf dem Weg zurück zum Stand bemerkte sie, dass die allgemeine Stimmung ausgelassener geworden war. Es schienen alle eine ausgesprochen gute Laune zu haben und von irgendwoher kam sogar Musik. Titanja lief so schnell es in dem Gedränge ging zurück zu Senja. Die, wie sie schon von weitem erkannte, Ärger zu haben schien. „Senja was ist los?“ fragte sie aufgebracht als sie den Mann sah der kurz davor war Senja über den Tresen zu ziehen. „Was geht dich das an?“ Erwiderte dieser nur grimmig. „Oh rein zufällig eine ganze Menge, also noch mal: was ist los“? Dieses Mal sah sie den Kerl einfach nur böse an.
 

Sie hatte keine Lust ihren Unmut weiterhin zu verbergen und das war die passende Gelegenheit sich mal richtig Luft zu machen. „Was los ist?!“ Pöbelte der Kerl. „Das kann ich dir sagen. Ich bin hier hergekommen und wollte nur zwanzig Kilo Sternenfrüchte, und zwar frische. Und alles was ich hier angeboten bekomme sind diese gammeligen Dinger!“
 

„Ich sagte doch bereits, dass meine Freundin auf dem Weg ist frische Früchte zu holen.“ Mischte sich Senja ein. Titanja dagegen schüttelte nur mit dem Kopf und öffnete eine der Kisten die sie auf einem Karren bei sich hatte. „Hier, die sind frisch und es sind mehr als genug.“ Der Fremde grinste nur. „Wer sagt dass ich sie jetzt noch will?“
 

„Und was will der Herr dann?“ Platzte es aus Titanja raus. „Wie wärs mit euch zwei Süßen! Wir könnten eine Menge Spaß haben.“ Sein Blick legte sich auf Titanjas Oberweite und mit der Hand machte er eine eindeutige Geste. „Was fällt dir eigentlich ein? Glaubst du auch nur eine von uns würde jemanden wie dich anfassenß“ Titanja war nun vollends wütend was bei solch einem Verhalten ja auch kein Wunder war. Nein, kein Mann sollte sich Frauen gegenüber so verhalten. „Verschwinde!“ Fauchte sie zum Abschluss. Damit war für sie das Thema eigentlich beendet. Nur für diesen ungehobelten Kerl noch nicht, denn er packte Titanja mit einem mal an der Schulter und zerrte sie zu sich. „He, was soll das? Lass mich los!“
 

„Nun hab dich nicht so Kleine. Gib’s zu, dir gefällt es doch.“

„Gefallen ist was anderes.“ Schnauzte sie, bevor sie ihm mit voller Wucht auf den Fuß trat. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ der Fremde Titanja los und schrie laut vor Schmerzen auf. Laut genug, dass sich mehrere Passanten zu ihnen umdrehten. Einige beobachteten das Spielchen schon eine ganze Weile, unternamen aber nichts. Titanja hatte sich zu früh gefreut aus seinem Griff frei zu sein, denn im selben Augenblick zog der Fremde ein Messer und hielt es ihr direkt vor die Kehle.
 

Plötzlich kam sich Titanja reichlich hilflos vor. „So, jetzt werden wir ja sehen wer hier der stärkere ist du Miststück.“ Hauchte er ihr ins Ohr. Titanja versuchte sich zu befreien doch es ging nicht. Was vor allem an dem Messer an ihrer Kehle lag. Langsam ritzte die Klinge ihre Haut, sodass ein feiner Blutsfaden ihren Hals runter lief. Titanja hatte furchtbare Angst. Noch einmal nahm sie allen Mut zusammen und stemmte sich mit aller Kraft gegen ihren Angreifer.
 

Doch es half nichts. Das einzige was sie erreichte, war das sich das Messer noch weiter in ihre Haut fraß. Und das war ziemlich schmerzhaft. In dem Moment erinnerte sie sich an die Worte ihres Vaters. Er hatte recht, sie konnte sich nicht einmal richtig selbst verteidigen. Doch das half ihr jetzt auch nicht weiter. Titanja versuchte ihren Angreifer erneut zu treten als plötzlich eine Stimme sagte. „Jetzt reicht es aber.“ Es war der Verkäufer vom Stand gegenüber, der das Elend scheinbar nicht mehr sehen konnte. „Was geht dich das anß“ Schnauzte der Angreifer den Verkäufer an. „Eine ganze Menge. So und nun lass das Weibchen los.“ Drohte er.
 

„Ach, und was wenn ich es nicht tue?“

„Dann sehe ich mich gezwungen die Wachen eingreifen zu lassen.“ Und um seine Worte zu unterstreichen ging er ein Stück zur Seite und machte zwei gepanzerten Gestalten platz, die bereits hinter ihm warteten. Es waren zwei der Wachen die sich um die Ordnung auf dem Markt kümmerten und diese versuchten nun sich den Kerl zu greifen. Was nicht ganz einfach war, denn Titanja hing rein zufällig auch noch dazwischen. Mit einem Messer an der Kehle nicht zur vergessen. „Los lassen!“ Donnerte einer der Wachen.
 

Es war eine Stimme die keine Widersprache duldete. Nur schien das der ekelhafte Kerl nicht ganz zu merken, denn statt sie los zu lassen richtete er nun das Messer auf die beiden Wachen. „Kommt doch wenn ihr euch traut.“ Rief er laut. Das ließen sich die Beiden nicht zweimal sagen und stürmten los. Titanja versuchte sich unter dem Ansturm der Wachen hinweg zu ducken. Als der erste Wachmann nach dem Messer griff, ließ sie sich einfach zur Seite fallen und rollte sich reichlich unelegant aus dem Kampfgetümmel, wobei ihr noch einer der Wachen auf die Pfote trat. Mit rudernden Armen kam sie dann wieder auf die Pfoten und wäre um ein Haar in den benachbarten Stand gefallen.
 

Das hätte ihr grade noch gefehlt. Und dann war es vorbei. Die Wachen nahmen den Unruhestifter fest und führten ihn ab. So, das Senja und Titanja wieder beruhigt aufatmen konnten. „Tekna warte, du bist verletzt.“ Auf Senjas Worte reagierend sah sich Titanja um. „Es ist nur ne Schramme. Nicht schlimm.“ Antwortete sie Kopfschüttelnd. „Ach du, komm schon, lass mal sehen.
 

Du hast sicher nichts dagegen wenns nichts Großes ist.“

„Sagen wir’s mal so, ich werde nicht dran sterben OK?“ Titanjas Worte kamen strenger rüber als sie gewollt hatte, sodass sie ihr sofort wieder leid taten. Und im ersten Augenblick dachte sie auch daran sich zu entschuldigen verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Im Moment war sie einfach nur durcheinander. Sie wusste nicht mehr so recht was sie von Senja halten sollte und dementsprechend war sie reichlich abweisend, was Senja sicher bereits bemerkte, denn auch sie sprach weniger mit Titanja.
 

Langsam senkten sich die ersten der heiligen Sonnen am türkisblauen Himmel, sodass die Temperaturen endlich erträglicher wurden. Dementsprechend wurde es auch lebendiger auf den engen Gassen des Marktes. Was auch bedeutete das Senja und sie so gut wie nichts mehr zu verkaufen hatten. Die Meisten der Waren waren weg, sodass sich Senja in Ruhe auf den Weg machte die Besorgungen einzukaufen. Titanja kam derweil auch gut alleine klar, immerhin war sie das Verkaufen von der Erde aus bereits gewohnt und wusste auch wie sie mit Feilschern umzugehen hatte. Mal davon abgesehen kamen auch viele der benachbarten Standbesitzer vorbei um sie über den Vorfall mit der Messerattacke auszufragen.
 

Manche waren echt neugierig, viele aber auch nur besorgt. Und von einer Jungen Frau erfuhr Titanja auch, dass der Kerl weiter vorne auf dem Markt auch schon auffällig geworden war, deshalb war die Wache auch schon auf der Suche nach ihm. In einem Punkt musste Titanja sich gegenüber dieser Kultur entschuldigen, es schien der Bevölkerung doch nicht alles egal zu sein was vor ihren Augen geschieht. Nur wagte es keiner einzugreifen wie sie von vielen der Leute erfuhr die sich mit ihr unterhielten. Irgendwann kam auch Senja zurück, in ihren Händen einen Beutel mit dem sie wild wedelte.
 

„Hallo Tekna, schau mal ich hab alles bekommen. Naja fast, das Messer hab ich leider nicht, weil es gibt nur einen Händler hier in Atlantis weißt du?“ Beinahe hätte Titanja gesagt das sie das bereits wisse weil Senja es schon erwähnt hatte, aber sie ließ es. Es wäre nur gemein gewesen und Senja schien es nur gut zu meinen. Also Lächelte sie einfach. Mit einem zaghaften Satz war Senja auch schon wieder hinterm Tressen. „Oh du hast ja fast alles verkauft, toll, dann können wir uns ja noch ein wenig amüsieren.
 

Oder was sagst du dazu? Wir zwei gehen jetzt schön was essen und besprechen dabei alles Weitere. Oh man ich hab vielleicht einen Kohldampf.“ Senja schien bis über beide Ohren zu strahlen. Sie war scheinbar sehr glücklich. „Ist was vorgefallen von dem ich wissen sollte?“

„Vorgefallen? Öh nein, mir geht’s gut. Da am Kräuterstand, uh er ist so süß.“

„Wer?“

„Na der Verkäufer, oh ist der schnuckelig, ich sollte ihn dir mal vorstellen. Und weißt du was das Beste ist?“

„Äh nö…“
 

„Er hat mich zum Essen eingeladen. Oh, ich sag dir Tekna, sein Hintern…“

Das brachte sogar Titanja zum Lachen, ja sah ganz so aus als habe Senja sich was Schnuckeliges angelacht. Mal eben so zwischendurch versteht sich. Naja, dachte Titanja nachdenklich, so wie’s aussah war sie wohl doch einfach zu misstrauisch. Senja kann schließlich nichts für die Vorkommnisse der letzten Wochen. Titanja bildete sich die Zusammenhänge so wie’s aussah nur ein. Typisch. Die Beiden machten sich auf den Weg zurück in Richtung Gleiter um ihre Sachen weg zu bringen, wobei Senja ununterbrochen von ihrer neuen Flamme redete.
 

Weiter im Zentrum des Marktes gab es viele kleine Stände an denen man lecker essen konnte. Und genau an so einem machten es sich die beiden bequem. An den großen Bänken die vor dem Stand aufgereiht waren war jedenfalls genug Platz. Das Essen sah auf den ersten Blick nicht nach Titanjas Geschmack aus. Entenleber mit Trüffelfüllung, igitt. Beim nochmaligen Durchstöbern der Speisekarte fand sie doch noch was. „So Senja, dann leg mal los.“ Forderte Titanja sie auf. „Ja gerne, seine Augen sind wie fließendes Gold und erst das Haar!“ Titanja lachte „Nein das mein ich nicht. Was ich wissen wollte ist: wo finde ich nun dieses Komische Jagdmesser?“
 

„Oh stimmt, ja ich wollte dir die Wegbeschreibung geben.“

„Jupp genau die.“

„Ach man, du bist ein Spielverderber aber hast ja recht. Also hör zu. Es gibt soweit ich weiß nur einen kleinen Laden der diese Messer verkauft, der befindet sich im unteren Teil des königlichen Schlosses. Ich weiß allerdings nicht bei wem du dich melden kannst.“

„Oh viel ist das ja nicht“. Zweifelte Titanja.

„Ach komm, du machst das schon.“

„Ja genau, ausgerechnet ins Schloss, da hab ich nichts verloren.“

„Hast du Angst das dich seine Bewohner fressen oder was?“ Spottete Senja amüsiert.
 

„Ja so ungefähr.“

Wobei Titanja das Ganze nicht im Geringsten lustig fand. „Tekna, was soll schon passieren?“

„Was passieren könnte… Hm, zum Beispiel könnten mir Leute begegnen die mich nicht leiden können.“

Senja senkte betroffen den Kopf. „Aber wieso? Du kennst doch noch niemanden hier geschweige denn im Schloss.“

„Ja das stimmt, doch bin ich ganz am Anfang schon dort gewesen und bin leider nicht nur auf Freunde gestoßen, aber lassen wir das Thema bitte ich will darüber nicht reden. Lass uns lieber der Musik lauschen und essen.“

„Ja du hast Recht.“
 

„Hm komisch, irgendwie hab ich das Gefühl das alle irgendwie glücklicher sind als vorhin.“

„Scheint so, warte mal ich frag einfach nach.“

„Senja, das brauchst du nicht zu tun.“ Rief Titanja doch es war längst zu spät, Senja fragte bereits einen der Leute die mit auf der Bank saßen und fröhlich feierten.

Es dauerte auch nur ein Paar Sekunden da kam sie auch schon mit einem jungen Mann zurück der sich neben sie an den Tisch setzte. „Hallo.“ Begann er. „Habt ihr’s noch nicht geröhrt? Es gibt endlich ein Lebenszeichen vom heiligen Sohn der Sonne, Titanos.
 

Er hat einen Boten geschickt der die Nachricht brachte das er im weit entfernten Diamantina sicheren Schutz gefunden habe und das er dort bei einer Königen Namens Sereneti gepflegt wird. Er wird sich auch sobald er genesen ist wieder auf den Weg hierher machen. Das ist doch großartig oder! Der heilige Sohn lebt und das wird heute gefeiert. Los kommt, wir wollen tanzen und unseren Spaß haben!“ Titanja sprang auf und fiel dem Mann unvermittelt um den Hals. „Das… das ist ja großartig. Oh danke!“

Wie sollte man sagen? Der Abend war gerettet. Das war die beste Nachricht seit sie hier war. Nun hatte auch Titanja endlich mal Lust zu feiern, egal was Morgen kam. Die ihr gestellte Aufgabe konnte auch noch warten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TigorA
2009-02-21T21:01:51+00:00 21.02.2009 22:01
oh, es ist schon on?? ôo das ging ja schnell ^^'
gut, dann geb ich jetzt auch mal meinen senf dazu bevor ich das vergessen xD. erst das gute oder erst das nicht so gute? hm... ich fang mal mit dem positiven an ^^.
die stelle wo titan sie rausgeschmissen hat, hat mich irgendwie an märchen erinnert, weiß auch nicht genau wie ich darauf komme, aber irgendwie hätte die szene auch genau so gut aus einem märchenbuch sein können find ich ^^'. aber ich mag märchen von daher ist das positiv x3. aber so richtig gut hat mir eigentlich alles ab dem zeitpunkt gefallen wo titanja ins flüchtlingslager kam. das fand ich irre gut geschrieben und es gibt viel dialog zwischen den charas, das ist super! ich bin ja großer dialog-fan. am besten fand ich die stelle wo sie komisch mit spanisch vergleicht xDD. wie recht sie doch hat! kann ich gut verstehen, besonders da ich die sprache ja in der schule lernen muss xD. da hab ich mir echt einen abgelacht.
so, jetzt kommen wir zu dem was mir nicht ganz so zugesagt hat ^^:
also im letzten kapitel hab ich ja schon gesagt das sich das irgendwie immer wiederholt das titanja sich nicht benimmt und ihr vater dann sauer ist... naja, also das er sie jetzt rausgeschmissen hat das hat die sache noch grade so gerettet und ihr ein bisschen die glaubwürdigkeit zurück gegeben ^^'. aber im großen und ganzen fand ich es sehr arg überdramatisiert, auch tarocks plötzliches benehmen war son bisschen überspitzt... wer geht denn so mit seinen freunden um? ganz gleich was der getan hat und wie streng die regeln auch sein mögen, freunde sind doch freunde... also wenn titanja ihm jemals verzeiht ist sie echt blöd <.<'. und das titanja sich ständig irgendwo verletzt, bewusstlos wird, schwächelt, was auch immer, das nervt so langsam... immer wieder das selbe mit ihr. naja manche finden das vielleicht gut wenn da jemand ständig halbtot in der gegend rum liegt, aber ich bin da kein freund von ^^'. ganz ehrlich? ich verlier dabei sogar die lust weiter zu lesen >.<'. vielleicht gibt es ein paar leute denen es genauso geht wie mir? @.@'. die geschichte ist eigentlich so gut und so toll mit der welt die du dir da ausgedacht hast, aber titanjas ewiges rumgejammer und diese ständigen verletzungen machen das irgendwie kaputt óo'. schade eigentlich... aber wahrscheinloich bin ich mal wieder die einzige die das stört xD.
aber lass dich durch mein gezeter nicht aus der fassung bringen ^^. im grunde geht es bei geschichten ja immer um geschmackssache. entweder man trifft den geschmack einer person oder man trifft ihn nicht ^^'. und naja, deine story find ich ja wie gesagt trotzdem klasse ^^.


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