At the beginning
„Warte doch!“
Ino versuchte vergeblich dem jungen Mann nachzulaufen, doch die Entfernung wurde einfach nicht geringer. Im Gegenteil. Es schien, als würde er sich immer weiter von ihr entfernen.
Es kam ihr vor, als liefe sie schon seit einer Ewigkeit hinter ihm her. Sie sah ihn nur schemenhaft, doch sie war sich sicher ihn zu kennen, seine besondere Art sich zu bewegen, seine nachtschwarzen Haare. Dennoch konnte sie ihn nicht einordnen, ihm kein Gesicht geben.
Sie lief über eine Wiese, welche überzogen war von den verschiedensten Blumen, doch eine von ihnen stach ganz besonders hervor. Die Kosmosblume leuchtete in ihrer Pracht geradezu märchenhaft und ihre schönen pinkfarbenen Blüten wogen sich im Wind.
Doch Inos Beachtung gebührte allein ihrem vertrauten Fremden.
Sie strengte sich an ihr Tempo zu beschleunigen, aber ihre Beine wollten ihr einfach nicht gehorchen. Der geheimnisvolle Junge schien sich immer weiter von ihr zu entfernen. Einzig ihr Blick folgte ihm noch, was sich allerdings abrupt änderte, als sie bemerkte, wie sich ihr linker Fuß in einem Hindernis verfing und sie das Gleichgewicht verlor. Sie schloss die Augen, als sie vornüber kippte, und wartete darauf, unsanft auf dem Boden zu landen.
Doch sie wartete vergeblich und als sie sich dessen bewusst wurde, öffnete sie langsam die Augen.
Ino musste genauso verwirrt geschaut haben, wie der Junge, der ihren Sturz verhindert hatte und sie nun in den Armen hielt, denn seine Gesichtszüge wurden sogleich wieder gefasster und ein triumphierendes Lächeln, ein sehr schönes, wie Ino feststellen musste, zierte sein Gesicht.
Sie verharrten eine scheinbare Ewigkeit in dieser Position, als…
„Inooo!“
Ino öffnete verschlafen die Augen und schaute an die weiße Decke ihres Zimmers.
Ein Traum? – Hm ein Traum.
Aber was für einer! Ino setzte sich schlagartig in ihrem Bett auf und schlug sich die Hände vors Gesicht. Sie musste knallrot sein. Seit wann suchte dieser Idiot sie in ihren Träumen heim. Er hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen und deshalb hatte sie dummerweise schon wieder nicht herausfinden können, wer der geheimnisvolle Junge war, den sie einfach nicht einholte.
Sie träumte schon seit geraumer Zeit immer das Gleiche, immer lief sie hinter diesem Fremden her, aber noch nie hatte ihr Traum damit geendet, dass sie in Shikamarus Armen lag. Ausgerechnet Shikamaru! Sie merkte wie sich erneut die Röte in ihr Gesicht schlich. Und wie er sie angesehen hatte!? Was fiel ihm ein, einfach in ihren Träumen aufzutauchen und…
„Inooo! Bist du endlich wach!?“ Die mittlerweile leicht genervte Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken.
Sie schmiss wütend ein Kissen an die Wand und stand dann auf: „Ja doch! Bei deinem Geschrei kann ja keiner schlafen!“
Sie stampfte ins Badezimmer und schlug die Tür mit viel Schwung zu, sodass ihr Vater im Blumenladen in der unteren Etage zusammenzuckte. Inoichi Yamanaka seufzte. Seine Tochter hatte wohl schlecht geträumt, dass sie am frühen Morgen schon so gereizt war…
Er zuckte mit den Schultern und widmete sich dann erneut seiner Arbeit.
Wenig später kam Ino auch schon die Treppe herunter und machte Frühstück.
„Kannst du dich heute Nachmittag um den Laden kümmern, Ino? Ich treffe mich mit den anderen Jonin zu einer wichtigen Besprechung mit der Hokage.“
Ino stützte die Hände in die Hüften und sah ihren Vater prüfend an: „Du willst dich doch nur wieder mit deinen Freunden zum Trinken treffen! Und außerdem hab ich keine Zeit! Ich muss trainieren und das weißt du ganz genau.“ Der ertappte Vater seufzte. Gegen seine Tochter war wirklich kein Kraut gewachsen.
Da ihm ohnehin nichts anderes übrig blieb, schlug er ihr anerkennend auf die Schulter: „Das ist eine gute Einstellung, Ino! Triffst du dich mit Chouji und Shikamaru zum Training?“
Shikamaru.
Ino errötete erneut und wendete sich nach einem knappen „Ja“ wieder der Arbeit zu.
Inoichi schaute ihr mehr als verwirrt hinterher und kratzte sich am Kopf. Seine Tochter verhielt sich mehr als seltsam. Eine Tochter zu haben war wirklich alles andere als einfach…
Shikamaru konnte sich gerade noch die Hand vor den Mund halten, so unerwartet musste er niesen. Dummerweise unterbrach er damit seinen Vortrag. Wie nervig…
„Da hat bestimmt jemand an sie gedacht, Shikamaru-sensei!“, ein kleines Mädchen, dass in der ersten Reihe des Klassenzimmers saß, grinste den jungen Lehrer an.
Dieser seufzte und ließ seinen Blick nach draußen schweifen.
Die Wolken, die hatten es gut…