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Verwirrender Nachmittag

von

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Sie machte mich verrückt.

Das Lustigste daran war, dass sie es nicht einmal bemerkte. Aber es erlaubte mir, mich weiter an ihr zu erfreuen, weil sie nicht bemerkte, wie ich sie beobachtete.
 

Wir waren zusammen unterwegs.

Ihr Nacken faszinierte mich am meisten. Wie er direkt vor meiner Nase so sanft und schlank aus dem Kragen ihres Kleidchens heraus ragte...

Ihr Haar trug sie wie immer kurz, in einen feschen Bob geschnitten. Die Haare waren schokobraun und wellten sich leicht. Und sie waren kurz genug, sodass ich die Sehnen in ihrem Nacken hervortreten sah, wenn sie den Kopf in verschiedene Richtungen drehte, um alles in ihrer Umgebung mit ihren strahlenden Augen aufzunehmen.

Ihr Kleid war blau-weiß melliert und auf den Rock waren rosane Rauten gestickt. Es lag oben eng an und brachte ihre hübschen Brüste schön zur Geltung, ohne sie übermäßig hervorquellen zu lassen. Um die Taille war ein hellblaues Stoffband geschlungen, das an ihrem Rücken zu einer Schleife gebunden war. Wie gern hätte ich mal an dieser Schleife gespielt oder gezogen, aber ich traute mich nicht. Das Kleid ging ihr bis zum Knie und dazu trug sie weiße Söckchen und schwarze Schuhe.

Alles in allem wirkte sie also wie ein vollkommen normales, braves Mädchen, adrett angezogen und mit besten Manieren. Vollkommen harmlos.

Und doch musste ich mich schmerzlich beherrschen, um nicht in eine dieser anregenden Sehnen in ihrem Nacken zu beißen und dabei den süßen Duft ihrer Haut und ihrer frisch gewaschenen Haare tief einzuatmen, um später von dem Geruch träumen zu können.
 

Ich sagte es ja bereits, sie machte mich verrückt.
 

Wenn sich beim Gehen unsere Arme berührten, sich unsere Blicke begegneten und ich beim reden ihre weißen Zähne blitzen sah, dann lief mir immer ein wohliges Kribbeln den Rücken hinunter und brachte mich dazu, die Augen kurz abzuwenden, um mich nicht zu verraten. Das mit dem berühren der Arme passierte häufiger, es war unheimlich voll hier. So viele laute Menschen auf einem Haufen, und doch musste man unbedingt hin, jedes Jahr wieder. Und wenn wir wegen irgend eines Menschenauflaufs mal wieder stehen bleiben und eine Weile warten mussten, konnte ich mich in die Vorstellung träumen, einen Kuss in diesen zarten Nacken vor meiner Nase zu setzen und dann, leicht mit Lippen und Zähnen knabbernd, mich an die Seite ihres Halses vorzuarbeiten.
 

In dem Traum waren wir alleine, irgendwo auf eine Lage Moos oder eine Wolldecke gebettet. Dort könnten wir beide die Augen schließen und ich würde weiter ihren Hals mit meinen Lippen beknabbern und sie würde ihren Kopf zur Seite drehen, um mir noch mehr Fläche zu bieten, die ich liebkosen könnte. Ihre Haut wäre warm unter meinen Lippen, und von der zauberhaftesten Röte überzogen. Vielleicht hätte sie den Mund leicht geöffnet, die Lippen ein wenig feucht, und vielleicht käme da ein kleiner seufzender Laut, der mich ermunterte fortzufahren.

Vielleicht wären wir aber auch bei ihr zu Hause und würden uns auf der gemütlichen Couch aneinander kuscheln. Vielleicht würde sie endlich einmal Nähe zulassen und ich könnte meinen Arm um sie legen und sie an mich ziehen. Wir hätten die Augen geschlossen, die Finger wären verschränkt und ich könnte meine Wange an ihr weiches Haar schmiegen, das leicht nach Vanille duftete. Wir würden gar nicht viel machen, einfach nur angekuschelt die Wärme des anderen genießen, Kerzenlicht um uns und vielleicht sogar Musik, die uns entspannen lässt. Ich könnte auch mit meinen Fingern durch ihr weiches Haar fahren und sanft ihre Kopfhaut massieren. Einfach nur angekuschelt dasitzen und den anderen genießen, ohne etwas zu verlangen, ohne etwas zu müssen.
 

Ich wurde unsanft aus meinen Träumen gerissen, denn wir gingen weiter, über diese riesige Fläche, die vollgestopft war mit Menschen. Überall schwoll uns laute Musik entgegen; die verschiedensten Gerüche versuchten uns zu erdrücken, auch wenn man doch eigentlich hätte dazu verlockt werden sollen, etwas zu kaufen.

Langsam schoben wir uns durch die Menge, an ein wirkliches Vorankommen war nicht zu denken. Aber das machte nichts, solange sich unsere kleine Gruppe nicht in diesem Gedränge verlor. Ich sah mich nach unseren Begleitern um – alle noch da. So warf ich wieder einen Blick nach vorn um sie nicht aus den Augen zu verlieren und erhaschte gerade noch einen Blick von ihr. Auch sie wollte sicher gehen, dass sie uns nicht verlor. Ich lächelte ihr zu und ihre Augen blitzten hinter den dünnen Brillengläsern. Ich musste noch mehr lächeln, denn dieses Blitzen sah umwerfend aus. Es brachte ihre Augen zum Leuchten und schenkte ihrem Gesicht etwas spitzbübisches.

Dann hatte sie etwas entdeckt, wo sie unbedingt hinwollte und da die Verständigung der Lautstärke wegen etwas schwierig war, nahm sie ganz einfach meine Hand und zog mich mit.

Naschwerk. Ich hätte es mir denken können.

Geduldig stand ich da und sah ihr zu, wie sie die kleine Leckerei verspeiste, die sie gekauft hatte. Die anderen hatten unseren Weg bemerkt und standen nun ebenfalls bei dem Stand und konnten sich nicht entscheiden. Das gab mir die Gelegenheit, das liebe Gesicht vor mir in Ruhe anzuschauen. Diese Grübchen in den Wangen, wenn sie lächelte... Wie gern hätte ich eines davon berührt. Ich konnte schon fast fühlen, wie weich ihre Wange sich unter meinen Fingerspitzen anfühlen würde... Die freche Zunge, die die Zuckerreste von den Lippen holte... Wie gern hätte ich sie mit meiner eigenen Zungenspitze einmal angestupst. Wie gern hätte ich in diesem Moment einfach die Augen geschlossen und meine Lippen auf ihre gelegt. Einfach so, mitten in der Menschenmenge.

Aber natürlich tat ich das nicht. Ich weidete mich nur an ihrem Anblick.

Die anderen hatten nun auch endlich ihre Einkäufe getätigt und standen zufrieden schmatzend neben uns.
 

Wir versuchten zu entscheiden, wo es als nächstes hingehen sollte, wobei es mir eigentlich ziemlich egal war. Es wurde entschieden, noch ein wenig umher zu schlendern und danach ein Fahrgeschäft auszuprobieren. Ich war einverstanden und neckte sie, ob sie sich wohl trauen würde, mitzufahren. Sie lachte mich nur fröhlich an und wandte sich zum gehen, wobei sie mir wieder diesen Nacken anbot. Oh wie gern hätte ich meine Nase an ihrem Hals vergraben! Sie duftete immer so gut...

Notgedrungen gingen wir alle eng nebeneinander und ab und zu merkte ich, wie sich ihr kleiner Finger in meine Hand stahl. Ich lächelte und hielt ihn sanft fest. Innerlich grinste ich wie ein Honigkuchenpferd und hätte sie für diese zarte Geste am liebsten fest an mich gedrückt.

Ich hungerte doch nach Berührungen.

Ich hungerte nach kleinen Zeichen, dass ich ihr etwas bedeutete.

Ich hungerte danach, ihr zu zeigen wieviel sie >mir< bedeutete...

Es ist schwierig mit jemandem, der körperliche Nähe so sehr abzulehnen scheint wie sie.

Dabei ging es mir nicht einmal um meine Phantasien. Eine einfache feste Umarmung hätte mir schon gereicht. Doch wenn ihre Augen mich dann wieder so scheu anblickten, umrahmt von den feinen, schwarzen Wimpern, dann begnügte ich mich mit einem Lächeln, obwohl ich mit meinen Lippen am liebsten einen ganz anderen Ausdruck auf ihr Gesicht gezaubert hätte... Begehren und Zurückhaltung führten in mir einen verzweifelten Kampf, nicht nur an diesem Nachmittag...
 

Aber jetzt, hier inmitten diesem menschlichen Chaos, da genoß ich dieses kleine Zeichen der Nähe, und freute mich ganz einfach.
 

Ein paar von uns hatten einen interessanten Stand entdeckt und kehrten kurz darauf mit Stoffrosen und Plüschtieren zurück.

Woanders gab es Gebäck mit Schriftzug drauf; nette Sprüche oder liebe Namen waren in Zuckerschrift auf den leckeren Teig gespritzt. Wie gern hätte ich ihr so etwas geschenkt, aber ich traute mich wieder nicht, noch dazu vor all den anderen. Ich fand auch nicht den richtigen Spruch, sonst hätte ich mich sicherlich doch noch überwunden. So musste ich mich damit begnügen, sie zu necken und ihr von meiner Knabberei anzubieten, die ich mir gekauft hatte. So brachte ich sie wenigstens zum lachen.
 

Und wieder träumte ich sie mir in meine Arme, träumte, dass ich ihren kleinen warmen Körper an mich ziehen und festhalten könnte, meinen Kopf auf ihre Schulter legen und meine Nase an ihrem Hals vergraben könnte. Wie weich ihre Haut unter meinen Lippen sein würde... Wie ich es genießen würde, wenn ihr zarter Körper unter meinen Händen erbebte...
 

Ein warmer Schauer lief mir durch den ganzen Körper und ich lächelte sie an. Mit einem warmen, echten Lächeln, wie ich hoffte. Ich hatte schon fast das Gefühl, dass sie meine Zuneigung in meinen Augen lesen müsste, so strahlend fühlten sie sich an. Sie lächelte zurück, aber ich weiß nicht, was sie in meinen Augen sah.
 

Und für diesen Moment war es mir fast egal. Ich war einfach nur glücklich, dass ich sie kennen, mit ihr befreundet sein durfte. Dass ich sie immer so belagern durfte, wie ich es tat, wenn ich zuhause war. Sie hatte immer Zeit für mich und ich nahm mir immer Zeit für sie. Ich wollte sie teilhaben lassen an mir, an dem was mich beschäftigte, was mich glücklich machte, was mich bedrückte. Ich wollte bei ihr sein und ihre Nähe genießen. Mit ihr konnte ich stundenlang reden und auch wenn ich noch so müde war, wollte ich nicht von ihrer Couch weichen. Ich weiß nicht, ob ich ihr damit zur Last fiel, aber sie ließ mich jedes Mal wieder so lange bleiben.

Vielleicht freute sie sich ja ebenso über meine Gesellschaft.
 

Wir blieben bis es dunkel wurde. Ich suchte weiterhin ihre Nähe, ohne jedoch dabei zu aufdringlich zu sein. Nichts hätte ich mir mehr übelgenommen, als wenn sie sich wegen eines zu 'engen' Manövers meinerseits zurückgezogen hätte.

Aber wie gern würde ich es einmal sehen, dass ihre ständige Selbstkontrolle nachlässt... Dass sie sich entspannt, sich gehen lässt, vertraut... Ich würde ihr niemals weh tun.

Während ich sie so betrachtete, wie ihre Augen strahlten und ihr süßer Mund den anderen schlagfertige Antworten gab... da wünschte ich mir ich könnte diese weichen Lippen mit den meinen berühren, sie auskosten, vorsichtig an ihnen knabbern und saugen, mit der Zungenspitze ihre Ränder entlang fahren und dann ihren Mund mit dem meinen vollständig verschließen... Ich spürte es förmlich, wie ihre eigene Zungenspitze zögernd sich der meinen entgegen streckte, wie sich die Zungen erkundeten und anfingen miteinander zu spielen...

Ihre Lippen wären süß, da war ich mir sicher.
 

Mühsam riss ich mich zusammen. Alle stellten sich für eine letzte Fahrt an, bevor wir die Fläche verlassen würden.

Alles war jetzt beleuchtet. Ich fühlte mich, als würde ich fliegen! Da war diese unbändige Lebenslust in mir, diese wahnsinnige Freude, am Leben zu sein. Am liebsten hätte ich sie in diesem Moment umarmt, und alle anderen aus unserer Gruppe auch. Mir kamen die Tränen, so glücklich war ich, sie alle zu kennen. Ich schaute in das dunkle Blau des Himmels hinauf und lachte, während mir eine Träne aus den Augenwinkeln über die Wange rann. Dieses Gefühl war so überwältigend und ich hätte nichts heraus gebracht, hätte mich jemand etwas gefragt.
 

Es gibt Momente, die sind zu schön für Worte.
 

Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war ich allerdings wieder so schüchtern wie vorher und lächelte sie nur an.
 

Der Nachhauseweg war ruhig, wir waren alle müde von dem ereignisreichen Tag und ließen uns vom Zug gemütlich durch die Dunkelheit chauffieren. Ich saß neben ihr und versuchte noch ein bisschen ihrer Nähe einzufangen, um mich später daran erinnern zu können, wenn ich mich einsam fühlte. Der Abschied rückte immer näher und als es plötzlich soweit war, war alles Stürmische aus mir gewichen und ich war angefüllt mit Zärtlichkeit. Meine ganzen Phantasien hatten sich verflüchtigt, waren nebensächlich geworden. Es war vollkommen unwichtig, dass sie niemals mehr als Phantasien sein würden. Wollte ich überhaupt wirklich mehr? Sie war hier. Das war alles, was zählte.

Ich hätte so gerne meine Hand ausgestreckt und mit den Fingerspitzen sanft über ihre Wangen gefahren, hätte ihr so gern als Abschied ein Küsschen auf die Wange gegeben... Aber ich traute mich ja nicht einmal, sie zu umarmen. So blieb es bei einem sehnsüchtigen Blick und einem Winken, als wir uns trennten und unsere verschiedenen Wege nach Hause gingen.

Den ganzen Weg lang hatte ich ihr liebes Lächeln im Kopf.

Und ich kann es nur noch einmal wiederholen... Sie machte mich verrückt...
 

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Vielen Dank fürs Lesen! Ich würde mich über Kommentare sehr freuen!

Taoya^^



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