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Aufkeimende Hoffnung

wie Elfen lernen
von

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Akalyn blinzelte und betrachtete die Lichter, die durch das Blätterdach auf den Waldboden fielen. Viele kleine Lichtpunkte, die das Sonnenrad vor ihr auf die Erde malte. Und immer, wenn der Wind sachte durch die Blätter fuhr, schienen sie sich zu verändern. Plötzlich wusste sie, was es war.

Sie bewegten sich. Sie lebten. Sie tanzten. Tanzten um sie herum zu einer ihr unbekannten Melodie. Aber warum? Wieso war das Licht immer so nett zu ihr, wenn die anderen nichts von ihr wissen wollten? Unwillkürlich hob sie den kleinen Anhänger auf ihrer Handfläche empor, der sie schon ihr Leben lang begleitete und jetzt in einem hellen blaugrau leuchtete. Als die Lichtstrahlen ihm begegneten, veränderten sie sich wieder, verbanden sich mit ihm und malten neue Farben. Akalyn lächelte, als sie die Hand wieder sinken ließ. Doch sie war es noch lange nicht müde, dem Lichtertanz zuzusehen.

Es war so schade, dass sie die Melodie nicht hören konnte. Die ganze Zeit schon schienen die Lichter sie einzuladen: „Komm, mach mit!“ Aber wie, wenn sie die Melodie nicht kannte, zu der sie tanzten? „Quuack“ Umpi, die Kröte, die sie für eine Weile vollkommen vergessen hatte, sah sie vorwurfsvoll an. „Wie willst du sie finden, wenn du es nicht mal versuchst?“, schien ihr Blick zu sagen. „Du hast Recht.“

Mit kindlicher Entschlossenheit nahm Akalyn ihr Iama, ihre Gabe, die nur ihr allein gehörte, in beide Hände und begann auf die Lichter schauend einfach zu spielen. Erst wollte es noch nicht so ganz stimmen. Aber dann kam sie den Lichtern näher und näher. Sie drehte sich mit ihnen, bis sie ihre ganze Welt ausfüllten. Immer schneller und schneller wirbelten sie um sie herum. Erst als sie schwindlig und völlig aus der Puste zufrieden ins Gras fiel, bemerkte sie, dass wohl schon eine ganze Weile kein Ton mehr ihre Iama verlassen hatte, sie die Melodie aber immer noch hören konnte.

Gerade, als sie darüber nachdenken wollte, verdunkelte ein Schatten plötzlich einen Teil ihres Lichterspiels.

Als sie aufschaute, blickte sie in Thalys’ lächelnde Augen. Ihr Licht leuchtete in einem warmen orange-rot wie die letzten Sonnenstrahlen eines heißen Sommertages.

Anstatt etwas zu sagen beugte diese sich nur sachte zu ihr herunter und ließ die Lichter eine Weile ihre Hand umspielen.

Plötzlich umschloss sie sie mit einer geschickten schnellen Geste. Akalyn wollte schon protestieren, doch ihr blieb keine Zeit. Denn als Thalys ihre Hand wieder öffnete verschlug es ihr die Sprache. - Sooo schööön. – Die Lichtpunkte hatten sich zusammengetan zu einer kleinen roten Kugel, die nun auf Thalys Handfläche ruhte. Akalyn wunderte es gar nicht mehr, als diese sich auf einmal erhob und zu schweben begann.

Dennoch mit offenem Mund verfolgte sie ihre Kreise, die viel mehr Thalys’ eigenem Lied zu folgen schienen als ihrem Tanz von vorhin. Daher überraschte es sie nur um so mehr, als nun auch der Lichterball begann sie zu umkreisen und neckend schließlich genau vor ihrer Nasenspitze stehen blieb. Akalyn lachte und stubste mit den Fingern nach dem kleinen Ball, der ihr jedoch geschickt auswich. Dann begann das Spiel von vorne. Immer wieder versuchte sie die rote Kugel einzufangen, immer wieder entwischte sie ihr um Haaresbreite.

Irgendwann musste sie doch auch mal müde werden. Vielleicht, wenn... und noch während sie das dachte, ging die Melodie der Kugel langsam in ein Schlaflied über. Jetzt! Gefangen. Akalyn strahlte. Doch dann stahl sich das Licht zwischen ihren Fingern hindurch und schwebte wieder zu Thalys hinüber, die es umschloss und freigab. Der Ball zerstob wieder in viele einzelne kleine Funken, die sich den anderen anschlossen.

„Schau nicht so enttäuscht. Das Licht lässt sich nicht einfangen.“ „Aber du kannst ihm für eine kleine Weile einen anderen Weg zeigen, wenn du genau hinhörst.“ Gedanken von Nurdra Zerza und Nurdra umfingen sie. Und sie sah erneut, wie die Kugel wurde, war und wieder verging und dafür die kleinen Punkte wieder zum Vorschein kamen. Akalyn nickte. „Außerdem wären die Lichter traurig, wenn sie nicht mehr zu den anderen könnten.“ Thalys lächelte nur zur Antwort.

„Wollen wir nicht auch langsam zu den anderen zurück? Sie warten schon auf dich.“ „Nein.“ Sie legte all ihre kindliche Entschlossenheit in dieses eine Wort, sodass es fast wie ein Knurren klang. Doch bei Thalys klarem Blick schmolz alles schon wieder in sich zusammen wie der Winterschnee.

„Das stimmt nicht. Und ich gehe niiieee wieder zurück,“ verteidigte sie sich. „Nie ist aber eine ganz schön lange Zeit.“ „Hmm... Aber hier ist es viel schöner. Bei den Lichtern und ...“ Gerade als sie die Kröte um Bestätigung bittend ansehen wollte, merkte sie, dass sie verschwunden war. Jetzt ließ sie auch noch Umpi alleine. „Ja, es ist ein schöner Ort,“ unterbrach Thalys ihre Gedanken „aber auch die Lichter werden irgendwann gehen, wenn die Nacht hereinbricht. Bist du sicher, dass du nicht nach Hause kommen willst?“

Akalyn schaute schon etwas weniger sicher, nickte dann aber verneinend. „Du wirst aber allen fehlen.“ „Sie wollen doch gar nicht, dass ich zurückkomme.“ – Sie wollen mich nicht. Das haben sie noch nie. – „War irgendjemand gemein zu dir, Akalyn?“ Ehrliche Sorge lag in Thalys Stimme. „Nein.“ Akalyn blickte zu Boden.

Das wäre viel leichter gewesen. Dann wüsste sie wenigstens, dass man sie sah... Auch im Salasandra war ihre Stimme schwach und niemand schien sie zu hören. Außer Thalys vielleicht. Sie wollte nie wieder zurück, nie wieder zusehen, nie wieder nur am Rand stehen. Sie hatte Angst, dass es nur wieder so sein würde. Angst vor dem Salasandra.

„Akalyn,“ so viel Wärme lag in Thalys’ Lächeln, „du musst keine Angst haben. Schließ deine Augen.“ – Warum? – Als sie linsen wollte, schaute Thalys nur ermahnend. „Wenn du es willst, werde ich dir jetzt etwas geben, das dir helfen wird. Das die anderen dich sehen lässt Aber du musst deine Hand geschlossen halten, bis ich dir sage, dass du sie wieder öffnen kannst.“ Akalyn schaute ungläubig, nickte dann aber zufrieden lächelnd. Dass Thalys so etwas konnte. Plötzlich fühlte sie etwas Glattes, Hartes in ihrer Hand, die Thalys sachte schloss. „Du kannst die Augen wieder öffnen. Und nun,“ sie reichte Akalyn eine Hand, „wollen wir endlich zurückgehen?“
 

Am nächsten morgen erwachte Akalyn im Schein der ersten Sonnenstrahlen zufrieden und glücklich. Dieser Abend war so anders gewesen als alle Abende zuvor und das alles war Thalys’ Geschenk. Schnell sprang sie auf, zog ihre Sachen an, was gar nicht so leicht war mit nur einer Hand, da ihre andere immer noch den kleinen Zauber umklammert hielt und stürzte schließlich hinaus, um den neuen Tag zu begrüßen.

Draußen erwartete sie auch schon Thalys mit einem fröhlichen Lächeln. „Komm, Akalyn, ich will dir etwas zeigen.“ Aufgeregt rannte Akalyn immer wieder vor, bis sie schließlich zu ihrer Überraschung die kleine Lichtung vom vorangegangenen Tag erreichten.

„So, jetzt öffne deine Hand.“ Akalyn schaute fragend zu ihr auf, fast schon widerwillig. Der Zauber hatte so gut gewirkt, wieso ihn aufgeben. Aber dann dachte sie an den Lichterball und daran, dass man alle Dinge einmal freigeben musste. Sie zögerte jedoch immer noch. „Vertrau mir.“ Akalyn nickte und als sie die Hand öffnete, sah sie eine kleine Eichel. „Aber das ist eine Eichel?“ Thalys lächelte nur rätselhaft und bedeutete Akalyn sich hinzusetzen. „Du bist genau wie dieser Same, Akalyn. Tief in dir ruhen bereits die Antworten, die du suchst. In dir schläft so vieles, so viel mehr als du denkst, das nur darauf wartet irgendwann hervorzukommen. Aber dazu musst du es wachsen lassen. Es wird seine Zeit brauchen. Aber irgendwann wird es hervorkommen und wirklich werden. Es braucht nur Vertrauen.“ Dabei schuf sie ein kleines Loch, um dann Akalyns Hand zu führen und den Samen in den weichen Erdboden zu legen. Zusammen bedeckten sie den kleinen Kern. Die Sonnenstrahlen würden ihn bald schon hervorlocken. Der erste Schritt auf einem langen Weg war getan.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rowanna
2011-10-08T21:17:30+00:00 08.10.2011 23:17
Eine wunderschöne Geschichte. Die elfische Mentalität hast du sehr gut herübergebracht. Und gut geschrieben ist das Ganze auch noch. Das Lichtspiel am Anfang konnte man förmlich sehen und bei der Pflanzung der Eichel sickerte sogar ein wenig Weisheit durch die Zeilen. Hut ab!
Von:  MoonlightWhisper
2008-09-18T19:17:11+00:00 18.09.2008 21:17
Das hast du voll süß geschrieben. Ich auch haben will. Du kannst es doch als schreib ma mehr hab dich lieb


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