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Grabesstille

[ Kisame & Zabuza ] Ein Grab, ein Besucher. Nebel. Erinnerungen...
von

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Grabesstille

Zarte Nebelschleier wandten sich um die hölzernen Kreuze, hüllten sie ein; in Stille, in stetig wechselhafte Grau- und Weißtöne, die sich über den kahlen Boden bis zu den ersten Stämmen des Waldes erstreckten und sich dort verloren. Während die Dunkelheit Einzug hielt verlieh die untergehende Sonne Meer und Himmel einen roten Schein, streifte den Nebel und tauchte so die Klippe in den matten Glanz frisch vergossenen Blutes.
 

Kein Laut störte die vorherrschende Stille, als eine Gestalt zwischen den Bäumen hervortrat und sich langsamen, doch zielstrebigen Schrittes auf die Ruhestätte zu bewegte. Der starre, kalte Blick fixierte das Schimmern der Schwertklinge, die neben einem der Kreuze emporragte.

In einer Distanz von knappen zwei Metern blieb er stehen, und seine von der Emotionslosigkeit eines Haies durchzogene Mimik gab keinerlei Aufschluss über seine Gedanken.

Die Gerüchte stimmten...

Nur ein einziges Mal blinzelte er; der Nebel verdichtete sich, verschluckte Konturen und füllte sein Blickfeld gänzlich aus. Dann bewegte er sich wieder, die Hände in den Hosentaschen und sein Samehada wie eh und je auf dem Rücken. Ein leichter Ruck ging durch das Schwert, und eine Hand schob sich über seine Schulter und schloss sich um das Leder des Schwertgurtes, der über seine Brust verlief. Die andere legte sich auf seinen linken Oberarm, griff leicht in den Stoff des Ärmels.
 

„Geradeaus“ erklang Zabuzas leicht raue, doch bestimmt klingende Stimme direkt neben seinem Ohr, als sich vor ihnen im Nebel Felswände abzuzeichnen begannen. Drei Wege zweigten von ihrem jetzigem ab; die Nebelschleier verbargen, was hinter ihnen lag.
 

„Wieso geradeaus?“ erkundigte Kisame sich und ging zielstrebig nach links, worauf Zabuza mit einem trägen brummen reagierte.
 

„Weil wir gestern schon dem rechten Weg gefolgt sind...und am Ende dieses Weges soll nichts weiter als ein alter Friedhof liegen.“
 

„So? Woher weißt du das?“
 

„Hab’s irgendwo gehört.“
 

„Dann überzeugen wir uns jetzt davon. Oder kann man aus deinem Verhalten schließen dass du Angst vor ein paar klapprigen Knochen hast, großer Dämon?“ fragte er spöttisch und entblößte eine Reihe spitzer Zähne, als er grinste.
 

Ein verächtliches Schnauben ertönte, und er spürte durch die Polsterung der Weste leicht, wie Zabuza sein Kinn auf seiner Schulter abstützte.
 

„Normalerweise würde ich dir raten, dich nicht lächerlich zu machen, Fischgesicht, aber dafür ist es schon zu spät.“
 

Kisames Grinsen schwand nicht, eher schien er amüsierter als zuvor. Er hob seine linke Hand, packte Zabuza grob an seinem kurzen schwarzen Haar und drückte seinen Kopf gegen den eigenen, wobei sich ihre Blicke aus den Augenwinkeln für einen Moment trafen.
 

„Runter von-“
 

„-deinem Rücken, du bist kein Packesel. Ich weiß. Manchmal hab’ ich das Gefühl, du könntest eher ein Karpfen als ein Hai sein...“ erwiderte Zabuza spöttisch, entzog sich Kisames mittlerweile gelockerten Griff und legte die Hände auf seine Schultern, um sich hochzustemmen, ehe er mit einem Satz über ihn sprang und vom Nebel nahezu verschluckt wurde.
 

„Kind...“ murmelte Kisame, und dieses eine Wort schien unnatürlich Laut in der Stille, die die Ruhestätte einhüllte; er sah wieder auf das schlichte Holzkreuz hinab, ein flüchtiger Schatten des Grinsens auf den Lippen, das damals dieses Wort begleitet hatte.

Er ging um das Grab herum bis zum Rande der Klippe, ließ sich dort nieder, sein Samehada neben sich, und wartete.

Ein schwaches rotgoldenes Glimmen am Horizont erhellte noch für einige wenige Herzschläge den dunklen Himmel, tauchte die Stadt, deren Häuser winzig wirkten aus dieser Perspektive, in ein Spiel aus Licht und Schatten und verlieh der ruhigen Oberfläche des Meeres einen unwirklichen Glanz, ehe sich Dunkelheit über die Landschaft legte.
 

Kisames Blick fixierte sich auf das Meer, dessen gleichmütiges Rauschen er beinahe zu vernehmen vermochte. Es verstärkte sich, schwoll zu einem regelrechten Donnern heran. Er sah nach unten; schäumend traf das herabstürzende Wasser auf die Oberfläche des Sees, brachte sie in Aufruhr, so dass der Wasserspiegel an den Ufern sacht überschwappte.
 

Leicht neigte er den Kopf zur Seite.
 

„Du hast mich vor ein paar Tagen als Karpfen bezeichnet, stimmt’s? Gleich werden wir sehen, auf wen diese Bezeichnung eher zutrifft.“ Ein räuberisches Grinsen vertrieb die Starrheit aus seinen Zügen, und Kisame erhob sich, beinahe zeitgleich mit Zabuza, dessen Belustigung sich leicht von seinen Lippen ablesen ließ, denn seine Bandagen hatte er abgelegt wie auch Hose und Oberteil.
 

„Nur zu.“
 

Eine Aufforderung genügte vollkommen. Kisame sprang vom Rand der steil abfallenden Felswand ab und tauchte ohne einen Spritzer unter die Wasseroberfläche, gefolgt von Zabuza, der ihm in nichts nachstand. Er tauchte tiefer hinab, dem Grund des Sees entgegen, spürte dabei wie Haut über Haut strich, als Kisame ihn wie zufällig streifte.
 

Leicht und wendig bewegte er sich durch das beinahe gänzlich klare Wasser, umkreiste den Schwarzhaarigen, näherte sich ihm dabei stetig, so als ziehe er eine Schlinge zu, bis Haut über Haut strich, als er ihn wie zufällig streifte. Folgte ihm, als er hinauf schwamm, um seine Lungen mit frischer Luft zu füllen, während er selbst sie nicht benötigte.
 

Mit geschmeidiger Schnelligkeit schloss er zu ihm auf, und seine Hand berührte dabei die ausgeprägten Bauchmuskeln, fuhr nur für die Dauer eines Herzschlages die Kontur der Wirbelsäule nach, wobei seinen Berührungen die Leichtigkeit des Wassers inne wohnte, ehe seine Lippen denen Zabuzas für den Bruchteil einer Sekunde begegneten; kaum spürbar und doch einen leichten Schauer nach sich ziehend, wie der sachte Wind, der sie umspielte, als sie die Wasseroberfläche durchbrachen.
 

„Kisame.“
 

Der Angesprochene sah auf, blickte jedoch nicht in Zabuzas Gesicht, sondern in das Itachis, der lautlos neben ihm aufgetaucht war.
 

„Bist du soweit?“
 

„So gut wie...“ mit diesen Worten erhob er sich, nahm sein Samehada an sich und trat noch einmal in das geballte Zentrum des Nebels, dort, wo sich zwischen den dichten Schleiern die Konturen des Kreuzes abzeichneten, undeutlich... rechts, links, mittig; so, wie sie damals vor jenen drei Wegen gestanden hatten, und ebenso, wie sie letztendlich jeder einen Weg für sich hatten wählen müssen, ohne erkennen zu können, was hinter dem jeweiligen lag.
 

„Du hast diesen verfluchten linken Pfad niemals verlassen...du wirst sein Ende ohne Zweifel erreichen, Zabuza.“
 

Diese Worte hatte er damals gesprochen, nicht im Streit, nicht in Feindseligkeit, sondern in emotionsloser Härte. Sie gingen ihm nun wieder durch den Kopf, ebenso die gefasste Erwiderung.
 

„Wenn ich sterben sollte habe ich nichts zu bedauern, denn ich werde immer für meine Ideale kämpfen.“
 

Es waren nicht die letzten Worte gewesen, die sie gewechselt hatten – jedoch die endgültigsten. So endgültig wie dieser Ort, der zugleich Ende und Anfang bedeutete...

Kisame sah auf, begegnete unmittelbar dem Blick seines Teampartners, der sich abwandte und ging, in stummer Aufforderung.
 

Und Kisame folgte ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Mismar
2012-02-20T09:44:18+00:00 20.02.2012 10:44
Was für ein Schreibstil! Wahnsinn! Zum Neidischwerden!

Also ich habe es an sich sehr gemocht, ist etwas ungewohnt, das Pairing, (obwohl ich daran auch so oft denke), also eher, etwas zu lesen was auch gut ist gerade zu so einem Pairing. Ich fand es auch sehr in-character, das einzige, was mir Schwierigkeiten bereitet hat ist die zeitliche Zuordnung.
Von:  Chai-Cherry-Tea
2010-10-10T16:02:17+00:00 10.10.2010 18:02
Wow~
warum hab´ ich die ff nicht schon früher bemerkt xD
die ist ja so sweet ^3^
wirklich schön erzählt und voller Gefühl *klatschklatsch* ^__^/)) *wink*
Du könntest ruhig noch eine zu Zabuza schreiben, hast ihn nämlich gut getroffen~ oder Kisame *lol*
Von:  DaemonShesha
2009-03-26T19:03:54+00:00 26.03.2009 20:03
ich habe selten bei einer ff so geheult wie bei dieser. sie ist großartig geschrieben. man fühlt sich irgendwie als ob man direkt neben den personen stehen würde.
ich hoffe mehr in dieser konstellation von dir lesen zu dürfen.
Von:  Phoenixfedern
2008-10-24T10:31:00+00:00 24.10.2008 12:31
Das ist echt geil...
Ich muss mich erst mal wieder einkriegen mit heulen >.<
Das ist echt wunderschön geschrieben.
Ich liebe deinen Schreibstil einfach...
Und wie du alles umschreibst und diese Wortwahl...
Geil...
Wirklich ein toller OS *knuff*
*knuddel*
*Kekse hinstell*
*Favo wird*
Von: abgemeldet
2008-07-02T21:43:40+00:00 02.07.2008 23:43
Uff...ich habe Tränen in den Augen und muss dennoch lächeln...das schaffst aber auch nur du bei mir.
Ich gebe zu, ich bin nicht gut im zwischen-den-Zeilen-Lesen, aber doch...habe ich eher das Gefühl, das meine Gänsehaut von den Sachen herrührt, die du nicht geschrieben hast. Hach.
Tiefgehend und emotionsgeladen, gepaart mit einem unverwechselbarem Schreibstil...ich liebe deine FFs. Du bist....einfach nur toll.
*plüsch*
Sanjü~
Von:  Schleim
2008-07-02T10:34:46+00:00 02.07.2008 12:34
Wow...ich bin echt baff o_o
glaub mir, ich habe schon lange nicht mehr bei einer ff geheult T_T
Du hast recht, sowas hätte ich nicht erwartet, aber ich bin auch froh drum, dass es nicht sowas geworden ist, wie ich es halt erwartet hatte xDDD
Du hast wieder mal so schön tiefsinnig geschrieben...wah und diesmal so traurig >0< Ich bin begeistert, ehrlich. Danke Überfluter Q__Q *plüü* Jetzt will ich mir auch noch ein schönes FA für dich ausdenken :3

Wenn du wirklich vorhast noch mehr zu den beiden zu schreiben, LASS DICH NICHT DRAN HINDERN! xD *rumkuller*




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