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Step Bye Step

Eine Geschichte über des Glückes Tanz
von

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Die Geigen spielten, die Menschen tanzten, die Musiker gaben alles, die Tänzer hatten Spaß.

Ein toller Abend war es, dieser Ball.

'Der Wichtigste Abend vor eurer Hochzeit!', hatte unser Tanzlehrer immer wieder gesagt.

Bitter lachte ich auf, dort alleine auf meinem Stuhl, und sah zu den Tanzenden.

Meine Tanzpartnerin hatte mich direkt nach den Pflichttänzen sitzen lassen, doch Verübeln konnte ich es ihr nicht. Zu oft war ich ihr auf die Füße getreten.

Ich war halt nicht talentiert! Ja, ich tanzte gerne! Aber ich konnte es nicht!

Hatte halt auch zu oft gefehlt, mein Vater wollte nie, dass ich, SEIN Sohn, tanzte! Sowas machten nur Waschlappen, meinte er.

Mein Vater...

Ich stand auf und schlenderte heraus. Was sollte ich hier auch noch? An der Garderobe holte ich mir meinen Mantel und sog die kalte Nachtluft ein. Noch immer hörte man hier die Geigen und Violinen der Band im inneren des Saales.

Ich setzte mich auf eine vom leichten Nieselregen nassen Bank und schaute in den Himmel.

Unglaublich, eine Wolke schien sich direkt über mir zusammen geballt zu haben, um auf mich und meine Umgebung zu regnen. Aber das war mir egal, den Abend konnte nichts mehr verschlimmern.

Unter Null ging nun mal nicht.

Nicht einmal den Mond konnte ich sehen, alles nur wegen dieser dummen Wolke.
 

Ich hörte eine Stimme und sah auf. Sie klang zierlich, war wohl eine Frau.

Ob sie von drinnen kam?

Nein, dafür war sie zu klar.

Eine zweite Stimme folgte, noch immer zu leise, um ein Wort zu verstehen.

Dunkler, kräftiger. Die eines Mannes, sie schienen beide weit entfernt zu sein.
 

Belanglos zuckte ich die Schultern, was kümmerte es denn mich?

Wahrscheinlich nur irgend so ein Liebespärchen, die konnten mir ruhig gestohlen bleiben.

So lauschte ich weiter der Musik und tanzte in meinen Gedanken mit ihr.
 

Die Menschen standen um mich herum und betrachteten mich, sie besahen meine Schritte mit bedacht und wünschten, sie wären so gut, wie ich. Lächelnd besah ich meine Partnerin.

Ein hübsches Ding war sie. Kurze braune Haare, wunderschöne dunkle Augen.

Gerade mal einen halben Kopf kleiner, als ich und wir verstanden uns blind.

So wie ein guter Tanzpartner eben sein musste.

Wir drehten uns, wir teilten uns, wir trafen uns.

Wir waren ein Duo, wir waren Einzelgänger, unzertrennlich und unabhängig vollführten wir unsere Kür, wie nie zuvor.

Und wie die Musik verstummte, so blieben wir stehen und sahen uns an.

Die Menge tobte. Sie applaudierte, rief unsere Namen und klatschten lauthals Beifall!

Langsam, jeden Moment auskostend, drehten wir uns zu ihnen und verbeugten uns.

Der Beifall wurde lauter und es kamen weitere Zwischenrufe.

Nein, es waren keine Rufe.

Sie schrien!

Irgendjemand schrie!
 

Ich öffnete die Augen und verlies diesen Tagtraum.

Aber ja! Da schrie wirklich jemand! Es war das Mädchen von vorhin!

Ohne groß nachzudenken, was ich tat, sprang ich auf und rannte los.

Sie würde doch nicht ohne Grund schreien, nicht wahr?

Ich rannte und rannte, folgte den Lauten. Meine Lunge begann zu brennen.

Ich rannte, folgte der Stimme. Dabei übersah ich einen Stein, stürzte und zerriss mir den tollen Anzug, das Blut der Schürfwunde würde ihn wohl vollkommen ruinieren. Egal!

Ich rannte weiter, wollte wissen, was passiert war!
 

Blitzschnell drehte ich mich um mich selbst, als diese Stimme plötzlich hinter mir war. Scheinbar war das Mädchen in der kleinen Gasse, an der ich vorbei gerannt war.
 

Als ich so diesen finsteren Weg besah, wurde mir doch ganz mulmig.

Vorsichtig spähte ich um die Ecke...
 

Ein Mann stand da, groß und kräftig, vor seinen Füßen lag eine Frau.

Sie war es, die schrie.
 

"HALT'S MAUL!", brüllte der Kerl der Brünette zu und trat ihr schmerzhaft in den Magen.

Er beugte sich über sie, hiefte sie auf und presste sie gegen die Wand.

So sehr sie auch zappelte und sich wehrte, es war nutzlos.

Ich konnte nicht mehr tun, als gelähmt zu bleiben und diesem Schauspiel bei zu wohnen, zu groß war die Angst.

"Komm schon, meine Liebe.", lachte er bitter und ich war mir sicher, seinen fauligen Atem bis zu meinem Standort riechen zu können.

"Nur ein bisschen!"

Seine Hand wanderte von seinem dreckigen Lachen begleitet hinunter und unter ihren Rock.

Die andere Hand ruhte auf ihrem Mund, um weitere Hilfeschreie zu unterdrücken.
 

Und endlich konnte ich mich von meiner Lähmung lösen!

"Lass sie los!", rief ich und ging mutig einen Schritt auf ihn zu.
 

Er sah nur kurz zu mir herüber. Seine Gestalt war beeindruckend.

Groß, breitschulterig, muskulös.

Ich hatte die Befürchtung, dass nicht nur das Mädchen keine Chance gegen ihn hatte.

"Was willst du, Kleiner?", blaffte er mich an.
 

"Ich will, dass du sie in Ruhe lässt!"

Meine Stimme klang wohl nicht so mutig, wie ich es wollte, denn mehr als ein Lachen hatte er dafür nicht übrig und wendete sich wieder seiner 'Freundin' zu.
 

"Ich sagte, du sollst-!"

Weiter kam ich nicht. Ich war weitere Schritte auf ihn zu gegangen, um meine Drohung zu unterstreichen, doch kaum war ich in der Nähe, fuhr er herum und platzierte seine Faust in meinem Gesicht.

"Argh", war wohl das letzte, was ich sagte, bevor ich zu Boden fiel.

Meine Nase schmerzte und dem Rücken ging es nicht viel besser.

Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde und als ich den Mund öffnete, schmeckte ich den bitter süßen Geschmack meines eigenen Blutes.

Dieser Arsch hatte mir die Nase gebrochen!
 

"Verpiss dich!", war das Einzige, was er dazu sagte, bevor er die Kleine wieder am wegrennen hinderte.

"Sonst verletzt du dich noch."
 

Ich würde mich von so jemandem doch nicht unterkriegen lassen!

Ich rappelte mich wieder auf.

"Vergiss es! Lass das Mädchen-"

Erneut schlug er zu.

Diesmal in meinen Magen und mit einem Tritt fegte er mir die Füße weg, wodurch ich nur wieder auf dem harten Beton landete.
 

"Ich sagte, du sollst dich verpissen, Wichser!"
 

Ich lies mich nicht unterkriegen. Die Schmerzen ignorierend stemmte ich mich ein zweites mal auf.

"Nicht, bevor du sie in Ruhe lässt!"

Diesmal kam ich nicht mal auf die Beine, als er mir schon wieder einen Besuch auf dem Beton spendierte. Diesmal durch einen Fuß im Gesicht.

"Ich hab dich gewarnt, Bursche!", sagte er immer und immer wieder, während er auf mich eindreschte.

Mit Händen und Füßen bearbeitete er mich. Und ich war mir sicher 'Die wichtigste Nacht vor meiner Hochzeit' nicht zu überleben.

Als die immer wiederkehrenden Schmerzen dieser Tracktur von einem dumpfen Knall unterbrochen wurden und ich überhaupt nichts mehr spürte, bis auf meine Wunden, war ich mir sicher, ich war soeben in der Hölle gelandet.

Ein dumpfer Laut neben mir löschte diese Vorstellung und ich öffnete vorsichtig die Augen, besah den reglosen Körper neben mir.

Bewusstlos lag er da, dieser elende Vergewaltiger, mit einer blutenden Wunde am Hinterkopf.

Und über ihm stand ein Engel.

Ohne Flügel, braunhaarig und außer Atem zwar. Doch ich war mir sicher, sie war ein Engel.

Zögerlich streckte sie mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen, dabei murmelte sie leise ein Danke.

Zu Verängstigt war sie noch von dem Geschehnis eben.

Zu meinem Glück nicht verängstigt genug, um dieses Arschloch mit einer zufällig da liegenden Eisenstange niederzuschlagen.
 

Wir sahen uns lange an, schwiegen, unsicher, was zu tun war.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte.

Erst jetzt bemerkte ich, wie meine Hände zitterten.

Wenn die Schmerzen auch erst vergessen waren, die so reale Stimme des Polizisten holte sie zurück.

Es war mir unmöglich, noch ein Wort zu sagen, ich drückte das Handy nur noch schnell in die Hand meines Engels und verlor das Bewusstsein.

Es waren die Sirenen, die mich weckten. Das erste was ich sah, als ich die Augen öffnete, war mein Engel. Wie sie mich anlächelte.

Scheinbar hatte sie meinen Kopf auf ihren Schoß gelegt, um mich zu schützen und die Polizei hatte sie auch gerufen!

Erst jetzt erinnerte ich mich, das ICH es war der die Nummer gewählt hatte, aber scheinbar hatte sie verstanden.

"Danke.", sagte sie noch einmal, beugte sich nach vorne und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.

Blaue Blitze erhellten die Nacht und die Polizei bog um die Ecke. Wir hatten es geschafft...
 

3 Jahre später.
 

Die Scheinwerfer brannten auf meiner Haut und der Schweiß stand mir auf der Stirn.

Irgendwie hatte ich es mir anders vorgestellt, doch das Gefühl tausender Augen auf dir und deiner Partnerin erfüllte alles je da gewesene.

Und die Musik begann.

Wir beide, meine Partnerin und ich, begannen mit einer Kür, die wohl noch nie da gewesen war.

Schritt für Schritt tanzten wir uns zum Sieg.

Mein Engel aus jener Nacht.

Wunderschöne, gute Tänzerin und die Liebe meines Lebens.

Immer wieder musste ich lächeln, wenn ich dran dachte, dass ich dieses Mädchen und mit ihr die Erfüllung meines Traumes nur fand, da ich damals nicht tanzen konnte.

Die Musik endete und mit ihr unsere Schritte.

Es war wie im Traum, wir sahen uns an, drehten uns um, verbeugten uns.

Erneut hatten wir es geschafft, gemeinsam.
 

Es dauerte nicht lange, bis unser Sieg verkündet wurde.

Wir waren damit das jüngste Siegerpaar, dass es hier je gegeben hatte!

Wir wurden erneut auf die Tanzfläche gerufen, man wollte uns ehren, den Sieg feiern, noch einmal sollten wir tanzen.

Es gab nichts, was ich in diesem Moment lieber getan hätte.

Und so begann der Tanz von neuem...
 

Der Abend war schön, meine Freundin wäre wohl wunschlos glücklich, hätte nicht mir etwas dieses einmalige Erlebnis verdorben.

Mein Vater.

Noch immer hatte er es nicht akzeptieren können, dass ich Tänzer war!

Leider.
 

Es war spät, als wir nach Hause kamen.

Sehr spät.

Und doch, mein Vater erwartete mich.
 

Wahrscheinlich wollte er mir wieder einen Vortrag halten, warum ich das Tanzen lassen sollte, was wohl nur in einem dieser endlosen Streite geendet hätte.
 

Und tatsächlich begann er mit dem Tanzen.

"Ich habe dich heute Tanzen sehen..."

Das überraschte mich nun doch, normalerweise vermied er das, soweit es ging.

"Du schienst... gut zu sein."

Seine Stimme zitterte und ich konnte immer noch nicht verstehen, was los war.

Ich öffnete gerade den Mund, um mich zu erkundigen, als er fort fuhr.

"Du hast gewonnen, nicht war? Weißt du, ich habe nachgedacht."

Er wurde leiser, senkte den Blick, rang sich erneut nach oben und sprach mit leiser Stimme: "Über all das."

Kleine Tränen standen in seinen Augen. Weinte er etwa?!

"Du bist ein toller Tänzer und ich... ich..."

Ich wusste nicht, was jetzt kommen sollte, ich verstand die Welt nicht mehr.

Hatte er mich eben gelobt?!

"Ich bin stolz auf dich!", meinte er schließlich.

"Stolz?", wiederholte ich ungläubig.

Mein Vater nickte und sah mich an, unsicher, was er nun noch sagen wollte.

Und was tat ich?

Ich begann zu lächeln, zu lachen.

Mein Vater stieg ein!

Auch er begann zögerlich zu lachen.
 

Ich wusste es doch, ich wusste es schon immer.

Das Glück ist wie ein Tanz.

Es nähert sich dir, Schritt für Schritt.
 

Achte nur darauf, dass du deinen Einsatz nicht verpasst.



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