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The Exam Called Life

von

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Am Morgen erwachte die junge Ratte mit schrecklichen Schmerzen im Unterleib. Instinktiv hielt sie sich beim Aufrichten den Bauch und schwang ihre Beine aus dem Bett. Eleanor hatte die restliche Nacht nach der Rückkehr ihrer Mutter skurrile Alpträume gehabt. Was genau alles passiert war, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Was ihr aber im Gedächtnis hängen geblieben war, war ihre Mutter, die ihr gewaltsam die Kleider am Leib zerfetzt, ihre Tochter vor einen Spiegel platziert und gekreischt hatte: „Sieh dich an! Schau genau hin! Du bist jetzt eine Frau!“ Dann hatte sie der schluchzenden Eleanor die Hände vom Gesicht gerissen und sie gezwungen, ihren entstellten nackten Körper anzusehen. Eleanor hatte geschrien, vor Ekel und Selbsthass, und ihre Mutter dafür verflucht, dass sie ihre Gene an sie weitergegeben hatte. Dass sie ihr das Leben geschenkt hatte.

Ihr wurde augenblicklich schlecht und sie beeilte sich, ins Bad zu gelangen. Dort beugte sie sich übers Waschbecken und wartete ab, dass der Brechreiz vorüberging. Schweiß rann über Eleanors Stirn. Sie keuchte in kurzen Stößen auf und versuchte, ihre Gedanken auf etwas Beruhigendes zu fokussieren. Sie dachte daran, wie sie in den Sommerferien so oft auf der Wiese im Park gelegen und die Wolken beobachtet hatte. Das half, der Knoten in Eleanors Bauch löste sich. Sie schluckte, wandte sich vom Waschbecken ab und streifte sich das Nachthemd über den Kopf. Noch etwas wackelig auf den Beinen betrat sie die Dusche und stellte das Wasser an. Wie gut das kühle Nass tat ...
 

Als sie das Bad verließ, mit einem Handtuch um den Körper und einem weiteren um die tropfnassen Haare gewickelt, hörte sie bereits das Klimpern von Geschirr unten in der Küche. Ihr Vater würde das Frühstück zubereiten, denn ihre Mutter war an diesem Morgen höchstwahrscheinlich nicht dazu in der Lage. Und tatsächlich: als Eleanor nach unten kam, wuselte ihr Vater bereits zwischen Tisch und Küchenzeile hin und her.

„Guten Morgen, Eleanor!“, begrüßte er seine Tochter. „Was möchtest du essen?“ Er klang hitzig und grinste breit. Es war ein schlechter Versuch, die Geschehnisse des vergangenen Tages zu verdrängen.

„Müsli“, antwortete Eleanor kurz angebunden. Sie beschloss, dass es besser war, ihn nicht auf seine unglaubwürdig gute Laune anzusprechen. Innerhalb von Sekunden hatte ihr Vater eine Schale mit allem gefüllt, was seine Tochter gerne mochte, und stellte sie vor ihr ab.

„Guten Appetit!“, rief er ein wenig zu laut und gab ihr obendrauf einen Nasenstüber.

Pappa?“, setzte Eleanor misstrauisch an. Ihr war das Verhalten ihres Vaters alles andere als geheuer. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Klar!“, antwortete er, fast schon entrüstet. Er legte Eleanors Hand auf den bereitgelegten Löffel, schloss ihre Finger um den Griff und führte sie zum Müsli. „Jetzt iss schon.“ Eleanor gehorchte sofort.

„Ich habe lange nachgedacht gestern Abend, weißt du, und ich habe mich entschlossen, die verbleibenden Wochen im Labor bestmöglich zu nutzen. Es bringt ja auch nichts, jetzt schon schwarz zu sehen.“ Er lehnte sich zurück und lächelte seine Tochter zuversichtlich an. Er war ein verdammt guter Schauspieler, wenn es darauf ankam. Während Eleanor aß, verfolgte ihr Vater jede ihrer Bewegungen. Sie mochte das überhaupt nicht, ließ ihn aber gewähren.

Als sie die Schale von sich wegschob und sich über den Tisch beugte, um ihm mit einem Kuss für das leckere Frühstück zu danken, hielt er sie an den Schultern fest und schaute ihr tief in die Augen.

„Ich hoffe, du weißt, dass ich dich über alles liebe und dass du mich unheimlich stolz machst.“ Seine Augen glänzten, er war den Tränen nahe. Eleanor ging um den Tisch herum zu ihm und drückte ihn fest.

„Das weiß ich, danke, Pappa. Ich liebe dich auch.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, nahm ihre Schultasche in die Hand und winkte ihm zum Abschied.

„Viel Spaß!“, wünschte er ihr noch und lächelte. Dieses Mal kam es von Herzen. Den werde ich haben, dachte Eleanor. In dieser Aussage lag in der Tat ein bisschen Wahrheit.
 

*~*~*
 

Als sie den Schulhof betrat, tummelten sich bereits massenhaft Schüler auf dem Rasen. Vor allem die Mitglieder ihres Jahrgangs saßen oder lagen ausgestreckt auf dem Grün und genossen die warmen Sonnenstrahlen.

„Hey, Eleanor!“ Natürlich war es keinem ihrer Peiniger entgangen, dass sie das Pflaster entlang zum Eingang schlenderte. „Na, hat's gestern schön bei dir eingeschlagen?“, krakeelten sie. Es war schulbekannt, dass Eleanor bei Gewitter die Einzige war, die sich in der Pause nach draußen traute, „um der Natur nahe zu sein“. Sie hob die Hand zum Gruß, würdigte aber niemanden eines Blickes. Diese Geste hatte zur Folge, dass die relative Mehrheit der Anwesenden auf der Wiese wie wild zu gackern begann. Eleanor kümmerte es nicht. Sie stieß die große Eingangstür auf und verschwand im Inneren der Schule. Wie gestern war auch heute niemand im Korridor anzutreffen und Eleanors Spind enthielt keinen Müll oder ähnlich liebenswürdige Hinterlassenschaften ihrer Mitschüler. Das war sicher nur die Ruhe vor dem Sturm, aber Eleanor wusste, wie sie sich vorzubereiten hatte.
 

Sie tauschte Bücher aus und zückte ihren Block und einen Bleistift gerade in dem Moment, als die Glocke draußen den nahenden Unterrichtsbeginn einläutete. Die Haupteingangstüren flogen auf und die Jungen und Mädchen der St. Canard High School machten sich auf den Weg in ihre Klassenräume. Eleanor kauerte hinter einem Trophäenschrank und wartete. Sie brauchte nicht lange auszuharren, denn Preena und ihre Clique waren unter den Ersten, die sie passierten. Sie ließ den Mädchen etwas Zeit und folgte ihnen dann in sicherem Abstand. Eleanor konnte hören, was sie besprachen.

„Sag mal, Preena, was wirst du zu Anthonys Party anziehen?“, fragte Hannah neugierig. Sie hoffte wohl, ein paar nützliche Tipps aufschnappen zu können. Das war auch Eleanors Absicht: sie würde Notizen sammeln, die ihr aufzeigen sollten, was sie an sich ändern konnte und was sie lieber bleiben ließ. Nur würde sie dem ganzen noch ein wenig intellektuelle Würze verleihen. Denn immerhin war es in erster Linie ein „Experiment“.

„Ist doch logisch: etwas, was die Jungs so richtig anheizt!“, prahlte Preena. „Ich hab mir in Italien so ein todschickes Kleid gekauft, da werdet ihr Augen machen!“ Sie hob stolz die Nase in die Luft.

„Erzähl, wie sieht es aus?“, bettelte Hannah.

„Heiß!“ Preena genoss es, die oberste Hierarchiestufe in ihrem Freundeskreis einzunehmen und dass die anderen Mädchen zu ihr aufsahen.

„Oh, Preena, jetzt werd doch mal genauer!“, quengelte nun auch Celeste.

„Wie könnte denn ein solches Kleid aussehen?“ Preena klang, als ob sie ein paar Kindergartenkindern die grundlegenden Prinzipien des Sex-Appeals zu verdeutlichen versuchte.

„Rot!“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Preena nickte und fügte selbst hinzu: „Und es betont an den richtigen Stellen meine Reize.“ Die Mädchen pfiffen bewundernd.

Eleanor kritzelte fleißig auf ihren Block. Sie war nicht dumm, sie wusste, dass die meisten Jungs aufs Äußere achteten. Aber es ging ihr momentan eher darum, sich die Bewegungen der Mädchen zu verinnerlichen und einen groben Überblick über ihren Klamottengeschmack zu bekommen. Die eingestreuten Kommentare über Anthonys Party und wer alles da sein würde (darüber diskutierte die Clique nämlich gerade) waren nur nützliche Nebeninformationen. Außerdem hatte sie ja nicht vor, so „offenherzig“ wie Preena herumzulaufen. Sie würde schon eine intelligente Mischung schaffen.

„Meint ihr, unsere Jahrgangsnullen kommen auch?“, fragte Preena gehässig. Sie wusste die Antwort ihrer Mädels bereits, wollte sich aber in ihrer Meinung bestätigt wissen.

„Ach Quatsch!“ Celeste und Hannah winkten ab. „Nie und nimmer! Die sind doch gar nicht eingeladen.“

„Oh stimmt, ihr habt Recht. Wie schade ...“ Preenas helle Stimme durchschnitt die Luft wie ein zuckersüßes Schwert. Das reichte, Eleanor ließ die Mädchen ziehen. In ihrer Ambition hatte sie allerdings überhaupt nicht bemerkt, dass sie im völlig verkehrten Teil der Schule gelandet war. Sie war im zweiten Stock und musste für den Physikunterricht zurück ins Erdgeschoss. Zu allem Überfluss sagte ihre Uhr auch noch, dass sie auf dem besten Wege war, zum ersten Mal in ihrem Leben zu spät zu kommen. Eleanor fluchte und machte sich hastig auf den Weg nach unten. Sie flog die Stufen geradezu hinunter und achtete nicht weiter darauf, wo ihre Füße sie hintrugen. So geschah es, dass sie über ihre eigenen Schuhe stolperte und - als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre - auch noch jemanden mit sich riss. Bevor sie den eintretenden Schmerz überhaupt lokalisieren konnte, rappelte Eleanor sich hastig auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern und wandte sich erst dann ihrem Opfer zu. Es war ein Junge, etwa in Eleanors Alter, und – wie sie – eine Ratte. Er lag auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt, das Buch, was er bei sich getragen hatte, auf seinem Bauch. Er stöhnte leise und rieb sich den Kopf.

„Oje, entschuldige bitte!“, sprudelte sie los. „Ich war total in Gedanken versunken und hab gar nicht realisiert, dass ich ja eigentlich hier im Erdgeschoss Unterricht habe und war so in Eile -“

„Halb so wild“, unterbrach er sie. Eleanors Gegenüber richtete sich langsam auf, erhob sich vom Fliesenboden und rückte sein Jackett zurecht. „Ich hoffe, dir ist nichts passiert.“ Er betastete nochmals seine eigene Stirn und sah sie dann besorgt an. Seine Augen waren aufgeweckt und wissbegierig, wohingegen seine Körperhaltung eine ähnliche Schüchternheit vermittelte wie die ihrige. Er bückte sich, um sein Buch aufzuheben und machte sich dann daran, dasselbe mit Eleanors verstreuten Notizblättern zu tun.

„Nein, nein!“, rief sie gehetzt und meinte damit nicht ihren Zustand, sondern das Geschriebene. Sie kniete sich hin und beeilte sich, alle Blätter zusammenzuklauben, bevor er die Gelegenheit dazu hatte. Eleanor verstaute alles schnell in ihrem Block und stopfte ihn in ihre Tasche. Dann fiel ihr Blick auf das Buch, das der Junge in der Hand hielt.

„Du hast auch Physik?“, erkundigte sie sich.

„Äh ... ja, richtig.“ Für einen Moment schwiegen beide. Dann dämmerte es ihnen zeitgleich, dass sie bereits einige Minuten zu spät waren. Sie tauschten einen schockierten Blick aus und rannten ohne ein weiteres Wort gemeinsam die letzten Meter bis zum naturwissenschaftlichen Trakt der Schule.
 

Eleanor klopfte zaghaft an die Tür und öffnete sie. Ihr trat augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht, als sie den Raum betrat.

„Ich habe ja schon viel erlebt, aber dass meine beiden besten Schüler zu spät zum Unterricht erscheinen, das ist eine Premiere!“ Mr. Kingsley, ihr Lehrer für Naturwissenschaften, warf den beiden Zuspätkommern einen eisigen Blick zu. Der gesamte Kurs hatte sich umgedreht und begann zu kichern. Eleanor, die Vorzeigeschülerin, war unpünktlich – und dann auch noch in Begleitung eines Jungen. Das würde wieder Zündstoff geben!

Die beiden begaben sich mit hängenden Köpfen zu den zwei letzten freien Plätze in der hintersten Reihe und setzten sich. Mr. Kingsley machte gerade einen Eintrag ins Kursbuch. Eleanor schluckte schwer. Ihre Wangen pulsierten immer noch.

„Es tut mir Leid, dass ich dich aufgehalten habe“, entschuldigte sich der Junge. Er machte einen ziemlich unglücklichen Eindruck. Eleanor winkte ab.

„Mach dir nichts draus. Aber sag mal: wie kommt es, dass ich dir noch nie begegnet bin? Ich meine-“ Sie warf einen flüchtigen Blick nach vorne, ob Mr. Kingsley sie hören konnte. Der war glücklicherweise damit beschäftigt, allerlei Arbeitsaufträge an die Tafel zu schreiben. „Ich meine, wir sind in einem Jahrgang, haben bisher aber keine Kurse gemeinsam gehabt. Und du bist mir auch in den Pausen nie aufgefallen.“

„Nun, ich schätze, ich bin genauso unsichtbar wie du“, räumte er ein und lächelte. Eleanor wusste sofort, was er damit sagen wollte.

„Darf ich ... ähm ... wissen, wie du heißt?“, fragte er schüchtern. Sein Gesicht wurde rot.

„Natürlich. Ich heiße Eleanor Johansson. Und du?“

Er reichte ihr die Hand. „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Eleanor. Ich bin Elmo, Elmo Sputterspark.“ Eleanor nahm seine Hand dankend an und schüttelte sie. Sie hatte das Gefühl, endlich einen Gleichgesinnten gefunden zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kameko-san
2009-04-16T14:56:33+00:00 16.04.2009 16:56
Wow, dieses Kapittel habe ich verschlungen, ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht! Ich habe dabei sogar aufgehört mir meine Notizen zu machen xDD

Also, du greifst ja ganz schön in das Geschichten-Klischee-Repertoir xDD Das sie ihre große Liebe umrennt war irgendwie typisch! Hach, ich freue mich richtig, dass es jetzt aufwärts für Eleanors Liebesleben geht^^ Wohingegen es ja mit ihrer Familie ziemlich krass bergab geht! Ich dachte erst, als ich das mit dem schmerzen im Unterleib las, das sie vielleicht ihre Tage hat, aber dann schriebst du ja von ihrer brutalen Mutter. Man ist die krass drauf ö_ö Wieso ist Eleanor noch nicht weggelaufen, wenn ihr Mutter so mit ihr umgeht. Aber das Eleanor sich selbst so hasst... Wircklich traurig...
Ist der echte (brügerliche) Name von Megavolt wircklich Elmo Sputterspark, oder ist das auf deinem Mist gewachsen? Klingt nämlich ziemlich ulkig! :D

Wie Eleanor sich wissenschaftlich den Zicken widmet xDD Ich kann sie gut verstehen, manchmal mache ich auch aus manchen Dingen eher eine Studie xD Aber wenn sie doch jetzt endlich anschluss findet, dann hat sie das mit dem "umstylen" ja garnicht mehr nötig! Schade... Aber wie sich die Mädchen um die eine scharen und sie ausquetschen wollen um selbst davon vielleicht profitieren zu können finde ich lustig xD Die Stelle finde ich sehr gut geschrieben, da passt jedes Wort!

Was mich nur wundert, ist, dass der Lehrer sagt, dass sie beide seine besten Schüler sind, sie aber sich gegenseitig nicht kennen und sagen, dass sie nie in einem Kurs zusammen waren. Wie können sie dann die beiden besten Schüler sein?! Das wundert mich etwas...

Boaah, ich muss glaube ich jetzt einfach noch das nächste Kapitel lesen, du hast mich soweit xDD
Von:  Autumn_Spirit
2008-11-26T10:31:50+00:00 26.11.2008 11:31
Whee xD endlich kommt jetzt auch "Megavolt" drin vor :D
jetzt wird es noch spannender vor allen jetzt kurz vor der Party...was Eleanor wohl tragen wird?
Ich kann mir schon denken wie sie aussehen wird ^___^ ♥
so,jetzt muss ich aber weiter lesen xD......*Kapitel 5 aufschlag*
Von: abgemeldet
2008-09-21T20:00:10+00:00 21.09.2008 22:00
Man merkt genau, dass du dich für Psychologie interessierst! Wie Eleanor die Mädels ausgehorcht hat. Super!
Der Schluss ist wirklich süß geworden *träum*...
Von: abgemeldet
2008-08-10T18:37:46+00:00 10.08.2008 20:37
*_*
wie süß
*kicher*
also das ende von dem kapi ist echt super süß
ich will wissen wie es weiter geht
*auf dem stuhl rum hibbel*


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