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Tracking down the Past

von

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Urlaub, die 2.

Es war doch klar, dass ich nicht einfach aufhören kann... *lach*... Hier findet ihr eine Folge von Saber Rider und den Star Sheriffs, die es nie zu sehen gegeben hat! Viel Spaß beim Lesen
 

Die Sonne stand tief am glutroten Himmel, als die Star Sheriffs endlich ihr Ziel erreichten. Hochkonzentriert und gleichzeitig mit einem flauen Gefühl im Magen setzte Fireball zum Landeanflug an. In dem Winkel, in dem die Sonne momentan stand, war es schwierig, die Erde vom Himmel auszumachen. Ramrod senkte sich auf eine blutrote Wüste hinab, sie hatte beinahe die selbe Farbe wie der Abendhimmel. Gefesselt und fasziniert blickten alle nach draußen. Ein solches Naturschauspiel hatten Fireballs Freunde noch nie erlebt. Der Pilot jedoch kannte solche Abendstimmungen wie diese zur Genüge. Er kannte sie so gut, dass er die Finger fester um die Schubregler krallte, damit niemand das Zittern bemerkte, das ihn bei diesem Anblick überkam. Crimson Desert. Die Blutrote Wüste. Sie machte ihrem Namen an diesem Sommerabend wirklich wieder alle Ehre.

Ganz im Stil eines noblen Gönners hatte Commander Eagle seine beste Truppe gleich wieder in Urlaub geschickt. Er hatte ihnen kein festes Ziel gegeben, jedoch sollten wieder alle vier ihre freien Tage gemeinsam verbringen, für den Fall der Fälle. Nach einem kurzen Telefonat, einem Blick auf den Red Fury Racer und einem beinahe schon flehenden Fireball war klar gewesen, wohin diese Ferienreise führte. Der Heißsporn wollte sein Baby in guten Händen wissen und für ihn gab es keinen besseren Mechaniker. Sein Red Fury musste nach Crimson Desert. Am nächsten Morgen würde er seinen fahrbaren Untersatz zu einer Werkstätte bringen und dem Chef eine elendslange Liste mit Sonderwünschen unter die Nase halten. So zerbeult wollte er sein Auto nicht mehr erleben.

Aber nun war es Zeit für das Landemanöver. Fireball blinzelte gegen die tiefstehende Sonne und verringerte stetig das Tempo des Friedenswächters. Seine Freunde hatten sich angeschnallt und warteten stumm darauf, dass der riesige Vogel auf dem Rollfeld aufsetzte. Sanft kam Ramrod zum Stehen. Von den Fluglotsen bekamen sie einen Platz zugeteilt, wo die Star Sheriffs ihr Riesenbaby parken durften. Müde von der langen Reise checkten sie kurz darauf im nobelsten Hotel der Wüstenstadt ein und bezogen ihre Zimmer.
 

Fireball stand auf dem Balkon seines Zimmers. Es war schon fast Mitternacht, und trotz der Müdigkeit in den Knochen fand er keinen Schlaf. Er hatte sich ewig im Bett hin und her gewälzt, bis es ihm zu dumm geworden war. Und nun stand er hier, lehnte die Unterarme auf die Balkonbrüstung und starrte auf die Stadt hinab. Seine Freunde schliefen mit Sicherheit schon. Vor morgen Früh würde er von keinem mehr etwas hören oder sehen, auch, wenn sie ihre Zimmer gleich nebenan hatten. Fireball seufzte unterdrückt. Bedrohlich sah sie aus, die Wüste um Crimson Desert. Von den Straßenlaternen nur schwach erhellt, nahm der eisenhaltige Sand eine dunkle, blutrote Farbe an. Fireball fuhr sich durch die Haare, immer wieder suchten ihn noch Kopfschmerzen heim, aber wenigstens blieb er von Erinnerungsschüben verschont. Auf diesen Gedanken hin lächelte Fireball frustriert. Wie sollte ihn denn noch eine Erinnerung heimsuchen, wenn wieder alles da war? Er wusste nicht recht, welcher Esel ihn geritten hatte, ausgerechnet nach Crimson Desert zu wollen. Seit seinem letzten Schultag hier war einige Zeit vergangen. Er war gleich nach der Zeugnisvergabe gegangen. Für immer. So zumindest hatte er es sich vorgenommen. Nie wieder hatte Fireball einen Fuß in diese Stadt setzen wollen. Er hatte sich noch nicht einmal verabschiedet. Er hatte nur die nötigsten Dinge in seinen Schulranzen gestopft, wie Dokumente und ein paar Klamotten, nach der Schule war er von einem Mitarbeiter seines zukünftigen Arbeitgebers abgeholt worden.

Der Rennfahrer linste in die Ferne. Er konnte das Haus erkennen, es lag schon vollkommen dunkel vor ihm. Dort hatte er gewohnt. Fireball schloss die Augen und wandte sich ab. Er wollte nicht mehr daran denken müssen. Deshalb erhob Fireball seinen Blick in eine andere Richtung. Die Kartbahn. Sie war noch hell erleuchtet. Ramrods Pilot wusste, dass sie bis Mitternacht geöffnet hatte, weil es abends einfach erträglicher in dieser gottverdammten Wüste war. Alle Aktivitäten wurden hier, wenn möglich, auf den Abend verschoben, in der Mittagshitze war die Stadt wie ausgestorben.

Bedrückt schlich Fireball wieder in sein Hotelzimmer. Hoffentlich konnte er jetzt einschlafen. Mittlerweile war es kühler geworden und die saubere Luft hatte Fireball zusätzlich noch ein Stückchen müder gemacht. Er krabbelte wieder unter die Bettdecke und zog sie über den Kopf. Morgen war ein neuer Tag, der Rennfahrer wollte ihn nützen.
 

Gut gelaunt starteten die vier Freunde in den Tag. Nach einem üppigen wie ausgiebigen Frühstück schleifte der Japaner die drei ans andere Ende der Stadt. April hielt es vor Neugierde kaum aus, immer wieder fragte sie, was sie zu erwarten habe, doch Fireball grinste und schwieg. Er liebte es manchmal, April zu ärgern und am besten ging das, wenn man ihr die Antworten auf ihre Fragen vorenthielt. Saber und Colt fügten sich eher in ihr Schicksal als April. Der Scharfschütze stellte nur eine Bedingung: „Ich hoffe für dich, dass es hier auch Schießbuden oder zumindest einen netten Saloon gibt. Ansonsten boykottiere ich diesen Urlaub sofort!“

Colt hatte dabei übers ganze Gesicht gelacht. Er hatte es absolut nicht ernst gemeint. Wie denn auch? Hey, er hatte Urlaub, solang er keine Outrider sah oder sonstige Schwierigkeiten wie eine Sturmflut über sie hereinbrachen, war Colt glücklich und zufrieden.

Saber beobachtete aufmerksam alles, egal ob es seine Freunde waren oder die Stadt an sich. Der Schotte hatte ein unbehagliches Gefühl seit ihrer Ankunft in Crimson Desert. Das lag nicht zuletzt daran, dass er die Unterlagen vom Jugendamt noch im Hinterstübchen hatte, sondern auch an dem Verhalten, das Fireball seither an den Tag legte. Die vermeintliche Ruhe war mit Vorsicht zu genießen. Aber vorerst schien es keine ernsthaften Probleme zu geben, also ließ Saber alles Weitere auf sich zukommen.
 

Während seine Freunde vor dem Gebäude warteten, spazierte Fireball wie selbstverständlich in die Werkstatt. April äußerte von hinten erste Bedenken, sie war sich nicht sicher, ob er das durfte, immerhin war es fremdes Gelände, fremder Besitz. Aber der Rennfahrer lächelte ihr nur kurz zu und verschwand anschließend in der geräumigen Werkstatt.

Auf den ersten Blick war niemand zu sehen, lediglich jede Menge Ersatzteile und Werkzeuge, sowie ein völlig demontiertes Auto. Fireball ging deshalb ganz nach hinten durch und suchte den Besitzer. Vor einer Tür blieb er stehen und klopfte, ehe er den Kopf durch die geöffnete Tür steckte: „Mister Moreno? Sind Sie da?“

Fireball linste in das angrenzende Büro, aber da war auch niemand zu sehen. Der Rennfahrer riskierte einen Blick auf die Uhr und schmunzelte. Vielleicht war der Vater seines Kumpels gerade beim zweiten Frühstück.

Das Klirren eines Schraubenschlüssels ließ Fireball herumfahren und wieder in die Werkstatt sehen. Mister Moreno hatte den metallenen Schraubenschlüssel achtlos auf den Boden gelegt und schob sich unter dem Wagen hervor. Deshalb hatte Fireball ihn nicht gesehen. Wahrscheinlich hatte der brünette Mann, mit dem freundlichen Gesichtsausdruck und den ergrauten Schläfen, unter dem Wagen gerade was begutachtet, weswegen keine Geräusche zu hören gewesen waren.

Mister Moreno schob sich unter dem Wagen hervor und stand auf. Er putzte sich mit einem alten Lappen die Hände ab und musterte den Besucher skeptisch. Der Mann in den Mittvierzigern zog eine Augenbraue hoch. Er ging einige Schritte auf den Neuankömmling zu und betrachtete ihn genauer. Da formte sich ein kleines Lächeln: „Fireball, bist du’s wirklich?“

Fireball streckte ihm die rechte Hand entgegen und schüttelte ihm freundlich die Hand: „Ja, ich bin’s. Der kleine Fireball. Ich dachte, es wäre mal an der Zeit, mich wieder hier blicken zu lassen, Mister Moreno.“

Der Mechaniker erwiderte den festen Händedruck und nickte. Ohne Fireballs Hand loszulassen, reckte er den Kopf hinter Fireball und rief erfreut durch das ganze Haus: „Alex! Magda! Kommt mal her, der Flüchtling ist wieder da!“

„Hockt Alex Ihnen immer noch auf der Tasche?“, überrascht lachte Fireball auf. Er hatte eigentlich gedacht, dass sein Kumpel längst ausgezogen war. Aber anscheinend hatte er sich da getäuscht. Wieder ernster wollte der Japaner wissen: „Mister Moreno? Wie voll ist eigentlich Ihr Terminkalender? Könnten Sie mir einen Gefallen tun?“

Leicht lächelnd schob Mister Moreno Fireball auf das zerlegte Auto zu: „Dafür ist doch immer Zeit. Was brauchst du denn?“

Fireball wollte ihm gerade den Patienten zeigen, als im hinteren Teil der Werkstatt die Tür aufgestoßen wurde und mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fiel. Ein brünetter Junge, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah, trabte auf die beiden zu. Er fasste Fireball an die Schulter und drehte sich den Rennfahrer herum. Abschätzend musterte er ihn, ehe er Fireball blöd anmachte: „Oh, wow! Der Kartschänder ist wieder zurück.“
 

Saber, Colt und April konnten die Szene von draußen verfolgen, sahen zwar, was sich abspielte, aber hören konnten sie nichts. April warf ihren beiden Jungs einen fragenden Blick zu, doch Antwort bekam sie weder von Saber noch von Colt. Der Kuhhirte stupste sich lediglich den Hut aus der Stirn und zuckte mit den Schultern, während Saber das Gesicht nichts sagend verzog. Die zwei waren keine große Hilfe und April würde an ihrer Neugierde noch verzweifeln, das stand fest. Ihre glasklaren, blauen Augen richteten sich wieder auf die drei Männer in der Werkstatt.
 

Der junge Japaner lachte munter auf. Hier war die Welt immer heil gewesen, das war sie immer noch. Er boxte Alex leicht auf die Schulter und schäkerte: „Das sagt der Richtige. Dich haben sie nicht umsonst Thunder getauft, so laut wie es jedes Mal gekracht hat, wenn du wieder in den Reifenstapel abgeflogen bist!“

Lachend erinnerten sich die beiden Jugendlichen gegenseitig an Schandtaten, Fehler und andere Geschichten, die sie auf der Kartbahn und in der Werkstatt gedreht hatten. Alex, der Fireball um einen Kopf überragte, grinste herausfordernd und stemmte die Arme in die Hüften: „Wenigstens bin ich nur in den Reifenstapeln gelandet. Deine Ausritte hat jedes Kart gefürchtet. Wie viele Totalschäden hast du gleich noch mal verursacht? Fünf – sechs? Pro Jahr versteht sich.“

Mister Moreno lächelte. Die zwei Jungs waren zwar gewachsen und auch älter geworden, aber reifer schienen sie nicht geworden zu sein. Sie zwickten sich immer noch gegenseitig auf, triezten sich solange, bis sie es wieder auf der Kartbahn austragen würden und lachten lauthals über ihre eigenen Dummheiten. Maximilian Moreno war froh, Alex’ besten Freund nach so langer Zeit ohne Nachricht wieder einmal zu sehen, er und sein Sohn hatten oft über ihn gesprochen.

Fireball setzte gerade zu einer Antwort an, als Misses Moreno in der Werkstatt erschien: „Da hab ich Gerüchteweise was anderes vernommen. Aber jetzt mal was anderes, Alex. Warum noch zu Hause? Kein Interesse an richtiger Arbeit, oder was ist los?“

Sie trug eine Schürze um die Hüften gebunden und hatte ihr aschblondes Haar einfach zu einem scheitellosen Knoten zusammen gebunden. Sie sah keinen Tag gealtert aus, wie Fireball feststellte. Magdalena trocknete sich in der Schürze die Hände ab und ging auf die drei Männer zu. Ihre graublauen Augen wurden größer, ihr Gesichtsausdruck hellte sich zusehends auf, je länger sie den Besuch anblickte. Er war es wirklich. Für Magdalena Moreno hatte Fireball zur Familie gehört, er war beinahe wie ihr eigener Sohn für sie gewesen. Hocherfreut nahm sie Fireball in den Arm und drückte ihn: „Es ist schön, dass du wieder mal reinschaust, Fireball.“

Alex plapperte dazwischen. Er musste sich schließlich verteidigen, wenn der kleine Kerl da meinte, er könnte ihm eins reinwürgen: „Da gibt’s was, das nennt sich Urlaub.“

Nicht ganz so herzlich erwiderte Fireball die Umarmung. Natürlich freute er sich, Magdalena wieder zu sehen, aber er fühlte sich doch auch hier befangen. Schließlich hatte das hier auch mit zur schlimmsten Zeit seines Lebens gehört. Freundlich gab er Magdalena zu verstehen: „Ich freu mich auch, Misses Moreno.“, Alex’ Kommentar konnte er nicht unberücksichtigt lassen. Noch dazu, wo sein Urlaub ja von vorne bis hinten ein Desaster gewesen war: „Urlaub?“, Fireball verzog grimmig das Gesicht: „Was ist das denn?“

Fireball löste sich von Misses Moreno und drehte sich Alex zu. Sein Kumpel musste ja ein tolles Leben führen, wenn er noch zuhause Urlaub machen konnte. Ob der alte Schlingel immer noch im Rennsport war? Beide hatten von der selben Firma ein Jobangebot bekommen, doch während Fireball auf vier Rädern erfolgreich war, hatte es Alex gleich zu Beginn in die Moto GP verschlagen.

Misses Moreno betrachtete den Besuch aufmerksam, immerhin hatten sie ihn lange nicht gesehen. Je eingehender sie ihn jedoch begutachtete, desto sorgenvoller wurde ihr Gesichtsausdruck. Fireballs kurzärmliges, rotes T-Shirt gab die Sicht auf reichlich blaue Flecken frei und im Gesicht erhaschte Magdalena auch noch den Blick auf einige Schrammen. Der Junge sah arg zugerichtet aus und Misses Moreno kannte diesen Anblick. Besorgt strich sie Fireball über einen Arm und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die blauen Flecken: „Wie ist das passiert?“

Erschrocken zog Fireball die Hand weg. Er versteckte sie mit der anderen auf dem Rücken und lächelte verlegen. Es war so klar gewesen, was Misses Moreno denken musste, wenn sie ihn so sah. Ihre Stimme hatte die unausgesprochene Frage verraten. Egal, was er der Familie nun erzählen würde, sie würden es anders verstehen. Die schelmischen, braunen Augen streiften über die Gesichter der drei, als er zwar die Wahrheit sagte, ihm jedoch keiner Glauben schenken würde: „Ich hab Urlaub gemacht.“

Die zierliche Frau fuhr mit den Fingerspitzen an einer Blessur im Gesicht entlang. Sie stand Fireballs Erklärung skeptisch gegenüber. Die Verletzungen erzählten für sie eine andere Geschichte. Die Besorgnis in ihrer Stimme war für jedermann wahrnehmbar: „Urlaub? Warst du zuhause?“, Misses Moreno ging noch einen Schritt auf Fireball zu, um die Verletzungen genauer unter die Lupe nehmen zu können. Oft genug hatte sie mit Jod und Verbandsmaterial anrücken müssen, wenn Alex den Japaner von der Schule mit nachhause gebracht hatte. Sie erkundigte sich: „Hast du das ansehen lassen, Fireball?“

„Ja, keine Sorge, Misses Moreno. Der Doc hat schon ein Auge drauf geworfen.“, wieder wich Fireball etwas zurück. Als er die fragenden Blicke erkannte, fügte er erklärend hinzu: „Ich hatte einen kleinen Unfall. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin, Mister Moreno.“ Fireball drehte sich dem Ausgang der Werkstatt zu und deutete auf sein kleines Mitbringsel. Schließlich bat er den besten Mechaniker im Neuen Grenzland: „Ich wollte Sie bitten, meinem Baby eine kleine Schönheitskur zu verpassen.“

Neugierig trat Max an Fireball vorbei nach draußen. Er ging auf das Auto zu. Von Weitem hatte es schon nicht mehr ganz so fit ausgesehen, bei näherer Betrachtung jedoch stellte der Besitzer der Werkstatt fest: „Also, wirklich, Fireball. Ich bin Mechaniker und kein Zauberer. Was hast du mit dem armen Auto gemacht?“

„Wie schon gesagt, ich hatte einen kleinen Unfall. Mein Baby und ich wollten fliegen lernen, das hat aber nicht hingehauen. Ich bin über eine Felswand gestürzt, Mister Moreno.“, Fireball ging mit Max eine Runde um den Wagen herum, während er ihm ausführlich erklärte und schilderte, was er alles brauchte und haben wollte. Commander Eagle hatte Fireball erlaubt, den Red Fury auf Kosten des Oberkommandos zu reparieren und zu verbessern und genau das tat Fireball in dem Augenblick.

Alex und seine Mutter folgten den beiden auf den Parkplatz hinaus. Das Auto sah wüst aus, schlimmer noch als Fireball selbst. Spätestens jetzt glaubten ihm Magdalena und Alex die Geschichte mit dem Unfall. Der brünette Jugendliche ging ebenfalls eine Runde um den Wagen und warf ein prüfendes Auge auf das zerbeulte Etwas. Danach verschränkte er die Arme vor der Brust und beharrte: „Ehrlich, Dad. Du hast oft genug was anderes behauptet, also sag jetzt bloß nicht, dass du das nicht mehr hinkriegst. Bisher hast du noch alles wieder flott gekriegt, was der rote Teufel da zu Schrott gefahren hat.“

Colt hielt seinen Hut am Kopf fest, die Aussage mit dem roten Teufel fand er zum Schießen komisch. Anscheinend kannte jemand den Rennfahrer ziemlich gut. Seine blauen Augen wanderten zwischen den beiden Jungs hin und her, die schon wieder begannen, sich gegenseitig auf den Arm zu nehmen. Das war ja ein starkes Stück. Ihr kleiner Pilot war also immer schon mit einem derart großen Mundwerk gesegnet gewesen.

Magdalena stellte sich neben Fireball und stupste ihn kurz an. Die drei Fremden waren ihr sofort aufgefallen, sie waren bestimmt nicht aus Crimson Desert und so ruhig, wie sie sich verhielten, schienen sie das erste Mal mit Fireball hier zu sein. Magda war eine kluge Frau, die drei mussten einfach zu Fireball gehören, sonst hätten sie den Weg in ihre Werkstatt niemals gefunden: „Stellst du uns deine Freunde gar nicht vor, Fireball?“

Ein weiteres Mal hatte es Alex’ Mum geschafft, Fireball in Verlegenheit zu bringen. Mit leicht roten Ohren deutete er auf seine Freunde und stellte sie, einen nach dem anderen, vor. Es war ihm peinlich, dass er seine gute Erziehung gerade vergessen hatte: „Äh, ja doch, eigentlich schon. Das sind April und Colt und das hier ist unser aller Saber Rider. Sie sind gute Freunde.“, während Fireball die Morenos seinen Freunden vorstellte, reichten sie sich gegenseitig die Hand: „Freunde, das hier sind Mister Max Moreno, seine Frau Magdalena und die faule Ratte da ist Alex.“

„Die faule Ratte wird dir gleich einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten verpassen!“, Alex holte mit dem Fuß aus und deutete damit einen Tritt an. Doch ausführen würde er ihn niemals. Deshalb stellte Alex sein Bein wieder auf den Boden und grinste herausfordernd: „Oder ich jag dich über die Kartbahn, dass dir hören und sehen vergeht, Liliput.“

Für diese Idee war Fireball Feuer und Flamme. Der Japaner schäumte vor Übermut fast über, Colt verwette seinen Hut darauf, dass Fireball im Kreis grinsen würde, wenn er denn keine Ohren hätte. Hoffentlich gingen die zwei Scherzkekse wirklich auf die Kartbahn, das konnte doch nur in Lachern enden.

Der Rennfahrer trat wieder in die Werkstatt und drückte dem nachfolgenden Alex seinen Helm in die Hände: „Jagen trifft’s. Du kommst an mir doch eh niemals vorbei. Mal sehen, ob du was dazu gelernt hast, Thunder.“

Alex lachte hell auf. Als wäre er niemals fort gewesen. Er zog sich den Helm über den Kopf und bedeutete den anderen, ihnen zu folgen. Gehässig zog er Fireball auf: „Ha! Ich wusste, dass du nicht kneifst. Nach deinem Wagen zu urteilen bezweifle ich stark, dass du’s noch drauf hast. Das wird ein Spaziergang. Wie viel Zeit soll ich dir geben, damit du dich davonschleichen kannst? Ich will doch nicht, dass du dich vor deinen Freunden bis auf die Knochen blamierst.“

Auch Fireball zog sich einen Helm über den Kopf. Er konterte laut lachend: „Bis auf die Knochen blamieren? Ich?! Das hättest du gerne.“, der Pilot zog Alex auf die Kartbahn hinaus, es juckte ihn bereits in den Fingern und wenn er den Freund nicht gleich auf die Plätze verweisen durfte, platzte er vor Ungeduld: „Wie viel Vorsprung soll ich dir geben, damit du eine Chance hast? Eine Runde? Oder zwei?“

Wesentlich langsamer als die zwei Halbstarken folgten die anderen. Mister und Misses Moreno führten Fireballs Freunde durch die Werkstatt, die sich nicht recht einzutreten getraut hatten. Leicht lächelnd bemerkte Colt: „Ich sehe, die große Klappe hatte unser Kleiner schon immer. Muss wohl angeboren sein.“

Saber nickte, auch ihm war das Wortgefecht nicht entgangen. Wie denn auch? Die zwei Jungs blühten nebeneinander förmlich auf und liefen zur Höchstform auf, je länger man sie unbeobachtet ließ. Das war ein Phänomen. Saber hatte gedacht, es könnte nicht mehr anstrengender werden, nachdem er Colts und Fireballs unsinnige Geplänkel kannte. Aber es gab durchaus noch eine Steigerung davon. Wenigstens war sie harmlos und zum Lachen. Das war es zwischen Colt und Fireball nicht immer. Ab und an hatte Saber nämlich das Gefühl, dass der Scharfschütze und der Pilot versuchten, ihr Territorium an Board abzustecken.

April staunte. Sie war beeindruckt von der Gastfreundschaft, die Familie Moreno ihnen entgegenbrachte und völlig überfahren von der Art, wie sich Fireball hier verhielt. Er war auf Ramrod schon eine Frohnatur, aber derart überdreht hatte sie ihn noch nie erlebt. Die Blondine fragte sich, was sie noch alles erleben würden, in der Stadt, in der Fireball aufgewachsen war. Bestimmt hatte er sehr viele Freunde hier und verstand sie mit allen so gut, wie mit Alex.

Bevor die Jungs in die Karts sprangen, drehte sich Fireball noch einmal kurz um. Er grinste seinen Freunden entgegen: „Na, was ist? Fahrt ihr eine Runde mit? Je mehr, desto lustiger.“

Das konnte er sich nicht entgehen lassen. Colt packte der Spieltrieb. Er nahm einen weiteren Helm von der Werkbank und begann, den beiden Freunden weis zu machen: „Klar. Ich fahr euch um die Ohren, ihr zwei Grünschnäbel.“

Saber hob sofort beide Hände nach oben, als er Fireballs herausfordernde Blicke sah. Nein, also wirklich, alles was Recht war, aber mutwillig wollte sich Saber nicht umbringen. Er schüttelte den Kopf: „Nein, lass mal. Ist lustiger, wenn man euch da zusieht, glaub mir.“

Fireball zuckte verständnislos mit den Schultern, ehe er sich April zuwandte und sie anzwinkerte: „Was ist mit dir, Süße? Kriegst auch den Frauenbonus.“

„Frauenbonus? Den könnt ihr euch sparen. Ich fahr euch in Grund und Boden, Jungs.“, lachend nahm auch April einen Helm von der Werkbank und ging auf die drei Herren der Schöpfung zu. Fireballs Worte hatten sie gereizt. Eine Sonderbehandlung wollte sie nicht, sie war doch kein Püppchen. Und das wollte sie den Jungs auch beweisen. Sie war eine starke Frau und sie konnte es mit jedem aufnehmen.

Der Japaner erklärte seinen beiden Freunden die Bedienung der Karts. Danach hatten Mister und Misses Moreno und Saber von den Zuschauerrängen aus genug zu Lachen. Auch der Schotte amüsierte sich köstlich. Das Katz und Maus Spiel auf der Strecke war herrlich. Dennoch war er froh, das Mitfahren abgelehnt zu haben, die Umgangsformen auf der Piste waren ihm zu grob. Die vier, vor allem aber Fireball und Alex, schossen sich immer wieder ab und drängten sich in die Reifenstapel.
 

Max hatte gleich nach dem Rennen die Bestellungen aufgegeben, damit er Fireballs Wagen rechtzeitig wieder zu einem Auto machen konnte. Ein hartes Stück Arbeit kam da auf ihn zu, deshalb hatte er Alex dazu verdonnert, ihm behilflich zu sein. Der brünette Bengel hatte sich lachend geweigert, für Fireballs Dummheiten auch noch die gute Fee zu spielen und den Zauberstab zu schwingen. Aber arbeiten würde er schon.

Die Star Sheriffs hatten Fireballs Spielplatz nun kennen gelernt, aber das genügte ihnen nicht. April hatte am Vorabend schon gemerkt, dass Crimson Desert eine aufstrebende Stadt mit vielen Reizen war. Shopping Center meinte die Blondine damit. Sie wollte unbedingt durch die Stadt bummeln und ein paar Geschäfte aufsuchen, die es im Neuen Grenzland sonst nirgends gab. Gutmütig ergaben sich die drei Jungs. Was war schon dabei? Besser, sie brachten es jetzt hinter sich, als April eine Woche lang nörgeln zu hören. Sie würde schon nicht zu lange ihrer Sucht frönen.

Der Rennfahrer führte seine Freunde durch die großen Straßen und die kleinen Gassen. Von früher wusste er, dass es in den kleinen Gassen reichlich unentdeckter Boutiquen gab, die April bestimmt gefallen würden. Nachdem das Wiedersehen mit Familie Moreno so unbeschwert und heiter ausgefallen war, fühlte sich Fireball gut. Die Rückkehr in die Heimat war nicht so schlimm geworden, wie er es befürchtet hatte. Aufmerksam beäugte er die neuen Bauten, viel war in der letzten Zeit hier gebaut worden. Hochhäuser schossen wie Unkraut aus der Erde.

April drückte sich so manches Mal die Nase an den Schaufenstern der kleinen Boutiquen platt. Sie war im Himmel. Das musste sie ganz einfach sein. Sie hatte drei kräftige, junge Männer mit, die Kreditkarte ihres Vaters in der Handtasche und reichlich Zeit für einen ausgedehnten Schoppingbummel. Die Blondine würde es in vollen Zügen auskosten, alle drei zum Schleppen nötigen zu dürfen. Hoffentlich lief die Kreditkarte nicht heiß dabei.

Auch Colt sah sich aufmerksam um. Er mochte Wüstenstädte an sich besonders gerne, kam er doch selbst aus einer. Diese hier war etwas Besonderes, denn das alte Wildwestschema herrschte hier kaum noch vor. Die Stadt strotzte vor Modernität. Dennoch konnte Colt kleine, urtümliche Bars entdecken. Ob es hier auch Guavensaft gab? Colt würde es herausfinden, und wenn er seine Nase in jede Bar in dieser Stadt stecken musste. Die drei würden ihm schon folgen.

Saber konnte dieser Stadt auch einiges abgewinnen. Trotz der unheimlichen Größe war es überall ruhig und friedlich. Auf Bildung wurde auch großer Wert gelegt, Saber hatte schon einige Bibliotheken ausgemacht und auch eine Universität gab es hier. Immer wieder linste der Schotte zu seinen Freunden. Was sie wohl gerade dachten? Gut, April sah man es meilenweit an, sie war im Shoppingfieber. Worauf hatten sie sich da bloß eingelassen? Sie würde nicht vor Ladenschluss von einem Geschäft wegzubringen sein. Colt lächelte stumm und zufrieden vor sich hin und liebäugelte mit so manch einer hübschen Einwohnerin der Stadt. Der alte Schwerenöter! Wollte er seiner Robin nicht bis in alle Ewigkeit treu sein? Und Fireball ging schweigend neben ihm her, stellte aber ebenfalls einen entspannten Gesichtsausdruck zur Schau. Dieser Urlaub hatte schon anders begonnen, als der letzte. Vielleicht, so Sabers Auffassung, blieben sie dieses Mal von Angriffen und Problemen, welcher Art sie auch immer sein mochten, verschont.
 

Eine geschäftige, kleine Asiatin mogelte sich an den Star Sheriffs vorbei, sie waren nebeneinander auf dem Bürgersteig gelaufen und hatten den entgegen Kommenden keinen Platz gelassen. Während sich Colt, April und Saber nicht weiter nach der etwas in die Jahre gekommenen Frau umsahen, blieb Fireball abrupt stehen. Er drehte sich um und überprüfte seine Ahnung. Bittend kniff er die Augen zusammen, hoffentlich hatten ihm seine Blinkerchen gerade nur einen Streich gespielt. Nein, sie war es wirklich. Fireball stand wie angewurzelt da. Wie gut oder schlecht war dieses Omen? Der Rennfahrer wollte sich umdrehen, sie ignorieren und sie bloß nicht auf sich aufmerksam machen, aber er konnte es nicht. Er konnte nicht zu seinen Freunden aufschließen und einfach weitergehen.

Die Frau hatte sich ebenfalls nach den vieren umgedreht. Sie strich sich die kinnlangen, schwarzen Haare aus dem Gesicht. War es die Möglichkeit? Ohne weiter darüber nachzudenken ging sie auf den zurückgebliebenen Asiaten zu, stellte den Einkaufskorb auf den Boden und umarmte ihn überschwänglich: „Fireball… Shinji, du bist wieder nachhause gekommen.“

Fireball riss panisch die Augen auf und befreite sich aus der Umarmung, die ihn in Angst und Schrecken versetzte. Schlimme Erinnerungen waren gerade aufgeflammt, und das alles nur wegen ihrer Worte. Unbeholfen drückte er die Frau von sich und murmelte: „Ja, so was ähnliches, Josy.“

Josy? Saber glaubte, sich eben verhört zu haben. Blitzschnell hatte er zu Fireball gefunden und beobachtete mit Bauchschmerzen, was weiter geschah. Der Schotte hatte den Namen sofort zuordnen können und sein Instinkt sagte ihm, dass sich in Josy’s Nähe immer auch Derek aufhalten würde. Es war nur die Frage, wann er auftauchte und was dann erst los war.

Auch April und Colt waren aufmerksam geworden. Wen hatte Fireball da gerade getroffen? In April flammte ein seltsames Gefühl auf. Was hatte diese Frau so nahe an Fireball zu suchen? Dem Kuhtreiber fiel ebenfalls sofort auf, dass da was Merkwürdiges im Gange war. Als Josy dann auch noch alle vier zu sich zum Essen einlud und Fireball nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Freunde abzuschieben, war Colt sich sicher. Da war was faul.

Fireball wand sich, er wollte weder in das Haus zurück, noch seine Freunde an etwaigen Gesprächen zwischen ihm und seiner Tante teilhaben lassen. Josy würde ihn so schnell nicht gehen lassen, es stand noch jede Menge im Raum. Deshalb schob er April in die Richtung der nächsten Boutique davon und erklärte seiner Tante: „Äh, weißt du, wir haben nicht so übertrieben viel Zeit und wir haben April versprochen, mit ihr einkaufen zu gehen. Sie braucht mindestens zwei Modeberater.“

Fireball sah Saber verunsichert an, hoffentlich half ihm der Boss aus dieser für ihn extrem unangenehmen Lage. Und tatsächlich. Der Schotte zog Colt mit sich und winkte kurz: „Keine Sorge, Fireball. Colt und ich werden mit April noch einkaufen gehen, wir können durchaus mal eine Stunde auf dich verzichten. Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen.“

Der Kuhhirte protestierte jedoch: „Also, unhöflich ist dein zweiter Vorname, Matchbox! Du stellst uns die Lady nicht mal vor und schiebst uns einfach ab.“

Saber zog Colt mit sich und versetzte ihm mit der Schuhspitze einen leichten Hieb aufs Schienbein. Er schüttelte vehement den Kopf: „Wir machen jetzt die Verschwinde, Kumpel. Fireball wird sie uns schon noch vorstellen, es muss nicht immer alles sofort sein.“

Dankbar nickte Fireball und ging mit Josephine in die andere Richtung davon. Er deutete auf die Terrasse eines kleinen Cafes, so wussten die drei wenigstens, wo er zu finden war.
 

Brüskiert maulte Colt immer noch, auch nachdem Fireball außer Hörweite war: „Der Kerl hat doch keinen Anstand, hat er doch nicht. Enthält uns einfach seine kleine Freundin vor.“

Der Cowboy trottete neben seinen beiden Freunden her und moserte sich alles von der Seele. Er verstand nicht, weshalb sich Fireball für seine Freunde schämte und sie plötzlich nicht mehr dabeihaben wollte.

April war die Lust am Shoppen vorläufig vergangen. Sie war verstimmt und das nicht zu knapp. Der Rennfahrer hatte sie alle einfach weg geschoben, so, als hätte er etwas zu verheimlichen. Die Blondine riet ins Blaue und behauptete, dass es was mit dieser Frau zu tun hatte. Ein Quäntchen Eifersucht mischte sich in ihre Worte: „Was er mit ihr zu besprechen hat?“

Das war das Stichwort für Colt, dem da auch prompt ein doch etwas abwegiger Gedanke gekommen war. Er stieß sich den Hut aus dem Gesicht und sah seinem Kumpel und der Asiatin nach: „Prinzessin, du weißt doch: Nur auf alten Fregatten lernt man das Segeln!“

Kein Wunder, dass Colt nach so einer Aussage eins auf die Mütze bekam. Aber es war nicht April gewesen, Saber hatte ihm den Ellbogen in die Seite gestoßen. Er wusste, wer die Frau war, mit der Fireball weggegangen war und der Schotte war sich zu hundert Prozent sicher, dass Fireball keine Vorliebe für ältere Frauen hatte. Genau das hatte Colt nämlich damit andeuten wollen. Er keifte Colt zornig an: „Herrgott, denkst du auch mal an was anderes?“

Der Kuhhirte zog einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust. Er verteidigte sich halbherzig: „Hey! Bei unserem Matchbox kann man nie wissen. Habt ihr nicht gesehen, wie Misses Moreno ihn angefasst und angesehen hat?“

Dieses Mal schüttelten Saber und April den Kopf. Auf welche Ideen Colt manchmal kam, das war schon abartig. Die Blondine atmete tief durch und schluckte ihre aufkeimende Eifersucht hinunter. Was wollte Fireball denn wirklich mit einer Frau, die seine Mutter sein könnte?
 

Fireball und seine Tante bestellten bei einer netten Kellnerin zwei Getränke und schwiegen sich an. Dem Rennfahrer schlug das Herz bis zum Hals. Niemals hatte er seine Entscheidung von damals angezweifelt, bis jetzt. Er konnte aus Josephines Gesichtsausdruck ablesen, wie enttäuscht sie von ihrem Neffen war und dass sie sich Sorgen gemacht hatte. Aber ein Blick in ihr Gesicht ließ auch etwas anderes erkennen. Die Behandlung durch Derek war bisher noch nicht besser geworden. Unter einer dicken Schicht Makeup blitzte ein blauer Fleck auf ihrer Wanger hervor.

Fireball lehnte sich in den Stuhl zurück und eiste schließlich den Blick von seiner Tante los. Seine Augen suchten den blauen, wolkenlosen Himmel ab. Unverfänglich und so, als hätte Fireball keine persönliche Bindung zu seiner Tante, erkundigte er sich: „Und? Deine Jungs noch zuhause?“

Hätte Fireball gewusst, was mit dieser simplen Frage auf ihn zukam, er hätte sie nicht gestellt. Verstimmt zog Josephine die Lippen zusammen. Sie flüsterte: „Gelegentlich. Weißt du, sie rufen an und sagen, wo sie sich rum treiben.“

Das war ein klarer Vorwurf an Fireball gewesen. Seine Tante verzieh es ihm nicht, dass er gegangen war. Ja, er hatte die Flucht ergriffen, als er alt genug dazu gewesen war, weshalb stand seine Tante dieser Entscheidung so feindselig gegenüber? Aber eines war Fireball auch klar. Schlechtes Gewissen ließ er sich von niemanden einreden. Dafür brauchte er kein schlechtes Gewissen, immerhin hatte es Rettung für den minderjährigen Japaner bedeutet. Hätte seine Tante davon gewusst, sie hätte es Derek früher oder später gesagt, ganz sicher. Mehr als ein „Ach, echt?“ brachte Fireball nicht heraus.

Josephine wandte ihren Kopf zu Fireball, bisher hatte sie stur geradeaus gesehen, auf ihre Füße hinunter. Sie funkelte den Ausreißer an: „Sie flüchten auch nicht bei Nacht und Nebel ohne eine Nachricht da zu lassen.“, ihre ungewöhnlich hellen und verwässerten Augen wurden traurig und sie schniefte: „Weißt du eigentlich, welche Sorgen ich mir gemacht hab?“

Der Rennfahrer streckte Arme und Beine von sich. Er wollte es nicht hören, die Worte nagten an seinem Gewissen. Da half es auch nichts, wenn er sich einredete, dass er sich niemandem gegenüber zu verantworten hatte, schließlich gehörte er zu niemandem. Fireball hatte keine Familie, dieses Glück war ihm verwehrt geblieben. Gereizt gab er zurück: „A war’s nicht bei Nacht und Nebel, sondern helllichter Tag, Josy.“, Fireball lehnte sich nach vor und stützte den Kopf auf eine Hand auf. Er blinzelte zu seiner Tante und setzte einfühlsamer fort: „Hör mal. Dachtest du allen Ernstes, dass ich ewig dort bleibe?“

Dort. Für Fireball war es kein Zuhause gewesen, auch Crimson Desert würde er nicht als seine Heimat bezeichnen. Niemals. Der Asiate war Japaner. Dort und nicht in Crimson Desert hatte er seine glücklichsten Tage verbracht. Das war auch der Grund, weshalb Fireball unter der japanischen Flagge Rennen fuhr oder Ramrod steuerte. Seine Staatsbürgerschaft war japanisch, eine andere würde er niemals annehmen.

Die hagere Asiatin sank zusammen. Fireball gab ihr das Gefühl, niemals gerne bei ihnen gewesen zu sein. Dabei hatte Josephine ihr Bestes gegeben, um Fireball die tote Mutter zu ersetzen. War ihm das nicht genug gewesen? Was hatte sie falsch gemacht? Sie kramte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Handtasche und zündete sich einen Glimmstängel an. Im Freien war das Rauchen in der Öffentlichkeit noch erlaubt, in Gasthäusern oder anderen geschlossenen Räumen war es schon lange verboten. Josephine nahm einen tiefen Zug und stieß den blauen Dunst in Fireballs Richtung aus: „Das nicht. Es war nur eine Frage der Zeit. Aber ich hätte es gerne gewusst, verstehst du?“

Angewidert richtete sich Fireball wieder auf, Josephine hatte ihm den Zigarettenqualm genau ins Gesicht geblasen. Der Dunst stank und brannte außerdem in den Atemwegen. Ramrods Pilot rümpfte die Nase, viele kleine Fältchen machten sich auf seinem Nasenrücken breit. Abweisend reagierte Fireball schließlich: „Ich hab’s niemandem gesagt, Josy. Sieh’s doch positiv. Hätte ich auch noch Abitur gemacht oder wäre anschließend noch studieren gegangen, hättet ihr mich noch Jahre nicht los gebracht. So hattet ihr einen potentiellen Blutrauscherreger weniger im Haus. Und wie du siehst, mir geht’s gut.“

Immer noch traurig nickte Josephine: „Ja. Ich hab alle Artikel und Zeitungsberichte über dich aufbewahrt.“, sie verzog schmerzvoll das Gesicht: „Aber, dass ich bis zu deinem ersten Sieg nichts wusste… Ich konnte die erste Nacht nicht schlafen“, Josy wandte die Augen von ihrem Gesprächspartner ab und setzte kurz zu einem neuerlichen Zug an der Zigarette an, so fiel nicht auf, dass sie nach anderen Worten suchte. Die Schwägerin seines Vaters konnte Fireball nicht einfach sagen, dass sie seinetwegen am ersten Abend nach seinem Aufbruch grün und blau geschlagen worden war. Deshalb fügte sie hinzu: „vor Sorgen.“

„Weshalb solltest du dir Sorgen um jemanden machen, der für dich und deine Familie nur eine Last bedeutet hat?“, grimmig verzog der junge Japaner das Gesicht, er konnte seiner Tante keinen rechten Glauben schenken. Immer und immer wieder hatte er im Hause seines Onkels zu hören bekommen, welche Last er für alle war und dass er ihnen nichts als Ärger machen würde. Auch Josy hatte manchmal gejammert, welche Unannehmlichkeiten sie wegen Fireball schon in Kauf hatte nehmen müssen.

Josephine dämpfte die halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. Sie blinzelte zu Fireball auf. Er hatte immer noch die großen, unschuldigen Augen des Kindes, das sie damals mit Derek zusammen vom hiesigen Flughafen abgeholt hatte. Josephine schluckte schwer, als sie die Hand nach ihm ausstreckte und seine Wange berührte. Sie flüsterte mit gebrochener Stimme: „Oh, Shinji. Das ist nicht wahr. Du warst wie mein eigenes Kind.“

Fireball schüttelte die Hand seiner Tante sofort wieder ab. Es gab nur eine handvoll Menschen, die ihm derart nahe kommen durften und Tante Josy zählte nicht zu dem erlesenen Kreis. Fireball grämte sich: „Wohl kaum. Sonst hätte ich nicht immer für alles die Schläge einstecken müssen. Egal, ob ich es getan habe oder nicht.“

Nein, es hatte einen Unterschied zwischen ihm und seinen beiden Cousins gegeben. Einen gravierenden Unterschied. Fireball war regelmäßig von seinem Onkel verprügelt worden, seine Tante hatte meistens nur stumm daneben gestanden und nichts dagegen unternommen, Kyle und Vince hatten nie auch nur eine Ohrfeige von einem der beiden bekommen. Sie waren Dereks Jungs gewesen, Fireball nur der kleine Bastard. Das Kind einer Frau, die es nicht wert gewesen war, den Namen Hikari annehmen zu dürfen.

Bekümmert zog Josephine ihre Hand wieder zurück auf ihren Schoß. Zwei Fremde konnten sich nicht kühler und distanzierter verhalten, als Fireball und sie. Tränen standen der Frau in den Augen, alles, was sie wegen dem Kind ihres Schwagers ertragen hatte, war umsonst gewesen. Der Bengel brachte ihr weder Dankbarkeit noch Herzlichkeit entgegen. Er wollte nichts von ihr wissen. Josephine wisperte: „Ich hätte dir so gerne mal bei einem Rennen zugesehen, Shinji. Mister Moreno hat mir einmal von deinem Talent erzählt, nachdem du verschwunden warst.“

Gereizt gab Fireball zurück, er richtete sich in seinem Stuhl kerzengerade auf und ließ seine rechte Hand wenig galant auf den Tisch niedersausen: „Verstehst du denn immer noch nicht, weshalb ich gegangen bin, ohne es euch vorher zu sagen, Josy? Ich wollte nicht einen Tag länger in diesem Haus bleiben müssen. Der Rennsport hat mir die Tür in die Freiheit aufgestoßen, aber auch ohne einen solchen Job wäre ich von hier weggegangen. Derek hat mir die Entscheidung sehr leicht gemacht, er hat sie mir quasi abgenommen.“
 

Immer wieder schielte Saber zwischen den Schaufensterpuppen nach draußen. Er war mit dem Kopf überhaupt nicht bei der Sache, weil ihn die Angelegenheit enorm beunruhigte. Der Schotte beobachtete aufmerksam, wie Tante Josy und ihr Neffe gestikulierten, ihre Hände sprachen dabei Bände. Aber ihre Mimik konnte Saber nicht mehr erkennen, dafür saßen sie zu weit weg. Hoffentlich gab es kein böses Erwachen.

Colt hatte sich mittlerweile wieder gefangen und ergab sich in das Schicksal eines Modeberaters. Während April sich in einer Umkleidekabine umzog, gesellte sich der Cowboy zu Saber und versuchte ebenfalls einen Blick nach draußen zu erhaschen. Colt roch eine Verschwörung dahinter. Er sah Saber meilenweit gegen den Wind an, dass an der ganzen Geschichte was oberfaul war und auch, dass es den Recken in irgendeiner Art und Weise beunruhigte. Colt stellte sich also hinter Saber auf die Zehenspitzen und linste in die selbe Richtung. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und beobachtete den Tisch gleich neben der Straße aufmerksam. Dann setzte er eine prüfende und strenge Miene auf, stieß den Recken und reizte ihn: „Na, Boss? Findest du meine Theorie noch immer so abwegig? Die Kleine da hat ihn auf das harte Leben vorbereitet, das sieht doch ein Blinder.“

Mit einem tiefen Seufzen drehte sich Saber von der Fensterscheibe weg. Gedehnt verneinte er: „Deine Theorie ist krank, Colt. Und jetzt hör bitte zu spekulieren auf, was Josy mit Fireball zu tun haben könnte. Es geht uns nichts an und ich möchte dich nur ungern daran erinnern, wie genial deine Ideen und Zukunftsweissagungen das letzte Mal waren. Deine Trefferquote lag doch unter null, wenn ich mich recht entsinne.“

Es war nicht Sabers Absicht gewesen, Colts Bluthundinstinkt zu wecken, aber genau das hatte er mit seiner Besorgnis erreicht. Die blauen Augen seines Scharfschützen warfen noch einen abschätzenden Blick auf die kleine Szene im Cafe und gaben Saber die nötige Bestätigung. Wenn Fireball dem Kuhhirten nicht erklären würde, was er mit dieser Frau zu schaffen hatte und das auch noch unter Ausschluss seiner Freunde, würde sich Colt an jede gottverdammte Spur in dieser Stadt heften und er wusste genau, wo er anfangen musste. Der Cowboy war nicht umsonst einer der besten Scouts und Kopfgeldjäger.
 

Fireballs Worte brachen der zierlichen Asiatin das Herz. Sie waren so hart und kalt gewesen. Im Gegensatz zu Kyle und Vince würde Fireball nie wieder in das Haus seines Onkels zurückkehren. Josephine hatte so sehr gehofft, dass Fireball es vergessen hatte, oder zumindest darüber hinwegsehen konnte. Aber die Narben und Brandmale saßen zu tief in der verwundbaren Kinderseele.

Alles war gesagt worden. Fireball hatte vor seiner Tante die Entscheidung noch einmal klar und deutlich vertreten und würde keinen Millimeter davon abweichen. Der Sturschädel würde nie wieder einen Schritt in die Richtung des Hauses setzen. Er machte hier Urlaub, traf sich mit Alex, aber das war’s dann auch schon. Nichts und niemand brachte ihn mehr in dieses Gefängnis zurück.

Fireball legte Geld auf den Tisch und stand gerade auf, um sich von seiner Tante zu verabschieden und zu gehen, da stieß ihn eine kräftige Hand wieder in den Sessel. Den Griff kannte er, zu oft hatte er ihn gespürt. Entsetzt riss Fireball die Augen auf: Derek!

Der unbarmherzige Griff schloss sich um die Schulter des Piloten und drückte ihn mit aller Gewalt nach unten. Es war eindeutig. Ohne Wunder würde sich in den nächsten Augenblicken seine Kindheit wiederholen. Die düstere Stimme erhob sich drohend: „Du wagst dich noch hierher?“, die stechenden Augen zielten auf Fireball hinab, doch der gab keinen Mucks mehr von sich. Derek schnaubte aufgebracht: „Bist du neuerdings stumm wie ein Fisch oder nur so geistreich wie immer?“
 

April hatte es endlich geschafft. Sie hatte sich ein Outfit ausgesucht und war bereit, das Geschäft zu verlassen. Die Blondine stand mit Colt an der Kasse und zückte Daddy’s Kreditkarte. Colt hatte alle Pakete aufgeladen bekommen, weil Saber vor der Kasse eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Der Recke stand bereits im Türrahmen und spähte hinaus.

Der blonde Anführer hatte plötzlich ein seltsames Gefühl gehabt. Es war unbehaglich und befremdend gewesen. Deswegen hatte er sich charmant aus der Affäre gezogen, er fühle sich nicht wohl und würde am Eingang auf sie warten. Er bräuchte frische Luft. Nur leider war frische Luft in Crimson Deser Mangelware, überhaupt zu dieser Tageszeit. Es war kurz nach Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel und knallte unbarmherzig auf die Stadt hinab. Die Luft stand in den Gassen und Straßen, sie war drückend und heiß. Aber das war Saber egal. Er warf noch einmal einen Blick über die Schulter und nickte zufrieden. April war tatsächlich dabei, das Zeug zu bezahlen und Colt hatte sich die meisten Pakete schon irgendwie auf die Arme gestapelt. Saber lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust und blinzelte gegen das grelle Licht. Hoffentlich bestätigte sich seine Vorahnung nicht. Doch als er endlich alles scharf ausmachen konnte, nahm Saber die Beine in die Hände. Er ließ alles stehen und liegen, hatte nicht einmal mehr die Zeit, seinen Freunden Bescheid zu geben.
 

„Weder – noch!“, entgegen seiner Befürchtung klang seine Stimme nicht ganz so hilflos. Fireball drückte sich mit aller Kraft gegen die Hand seines Onkels und die braunen Augen funkelten zu ihm auf.

Unerwartet gab Derek seinem Neffen noch einen Schubs, ehe er die Hand zurück zog und grimmig begann: „Wo bleibt dann dein Anstand? Zumindest ‚Guten Tag’ solltest du herausbringen!“

Fireballs Augen suchten die Umgebung hinter Derek ab. Ungeduldig sprangen sie von einem Punkt auf den anderen und konnten doch die ersehnte Rettung nicht ausmachen. Der Japaner wusste haargenau, was in den nächsten Minuten auf ihn zukam, weil er sich selbst und Derek zur Genüge kannte. Sein Onkel würde noch ein oder zwei Sätze in diesem Tonfall zu ihm sagen und er würde – dank seines auf- und manchmal auch überschäumenden Gemütes – seinen Mund einfach nicht halten können. Maximal nach weiteren zwei Sätzen würde Derek ihn entweder vor ein fahrendes Auto werfen oder ihn in seiner grenzenlosen Aggression durch das Fenster hinter ihn stoßen. Weder das eine noch das andere waren Aussichten, auf die sich Fireball freute. Wo waren seine Freunde bloß abgeblieben?

Der kleine Rennfahrer nützte die neu gewonnene Bewegungsfreiheit und stand auf. Mit gespielt fester Stimme entgegnete er: „Ich war gerade beim Gehen. Also tschüss!“, Fireball wollte sich an seinem Onkel vorbeischieben und tatsächlich das Cafe verlassen, allerdings blieb es nur bei einem Versuch.

Mit einer wenig galanten Handbewegung beförderte Derek seinen Neffen wieder auf den Stuhl, von dem er aufgestanden war. Diese Gelegenheit würde sich nie wieder bieten, wenn er sie nicht jetzt beim Schopf packte. Er stieß Fireball mit einiger Wucht wieder nach hinten, sodass der Junge mit dem Sessel beinahe hintenüber gefallen wäre. Bestimmt, wenn nicht sogar richtig energisch, herrschte er Fireball an: „Nichts da! Du gehst erst, wenn ich es dir erlaube. Ich habe mit dir zu reden.“

Widerstrebend landete Fireball wieder auf dem Stuhl und musste zu Derek aufsehen. Gut, das hätte er auch müssen, wenn er gestanden hätte, aber so kam sich der junge Rennfahrer noch erniedrigter vor. Er riskierte einen kurzen Blick zu seiner Tante hinüber. Seine Augen strahlten grenzenlose Enttäuschung aus. Josephine saß da, starrte in ihr halb angetrunkenes Glas Rotwein und zog an ihrer Zigarette! So viel zu dem Thema, er wäre wie ihr eigenes Kind gewesen. Sarkastisch verkündete Fireball schließlich: „Reden? Das ist ja ganz was Neues.“
 

Colt erhaschte aus den Augenwinkeln einen Blick auf den flüchtenden Saber. Ohne weiter auf April zu achten, nahm auch Colt die Fährte auf. Er klatschte die Pakete zurück auf die Ladentheke und tätschelte im Vorbeilaufen seiner Kollegin auf den Arm: „Warte hier, Prinzessin. Da ist irgendwas los!“

Tatsächlich aber konnte der Cowboy außer seinem Anführer nicht recht viel mehr ausmachen. Eigentlich hatte er gedacht, hier wäre eine Schlägerei im Gange, die Saber schlichten wollte, aber auf der Straße war es wie ausgestorben. Schulterzuckend blieb Colt am Eingang stehen und murrte: „Was hat der denn?“

Bis Colt wieder einfiel, wohin Saber vorhin die ganze Zeit gelinst hatte, als sie noch im Geschäft gestanden hatten. Saber war dort schon besorgt gewesen, etwas hatte dem Recken nicht geschmeckt. Sofort richtete Colt sein Hauptaugenmerk auf das Ziel, auf das Saber zuhechtete. Statt zweien waren da mittlerweile drei versammelt und allem Anschein nach wurde es für ihren Matchbox gerade eng. Colt schlussfolgerte: „Dann ist das wohl der gehörnte Ehemann.“

Kopfschüttelnd reckte der Cowboy den Kopf noch einmal in die Boutique und erklärte April, ehe er Saber hinterher lief: „Unser Matchbox steckt in der Klemme.“
 

Klirrend erhoben sich die beiden Gläser auf dem Tisch, als Dereks Hand mit voller Wucht auf die Platte donnerte. Jähzornig fauchte er: „Halt dein loses Mundwerk im Zaum, wenn du an deinen Zähnen hängst! Ich will verdammt noch mal eine Erklärung, warum du einfach abgehauen bist.“

Die verquollenen Augen stachen auf Fireball hinab. Sein Gesicht verzog sich Furcht einflößend, mit jedem Atemzug wurde Derek zorniger. Das überschäumende Temperament lag augenscheinlich in der Familie. Doch nicht jeder kannte seine Grenzen. Derek baute sich bedrohlich auf. Er wollte Antworten auf seine Fragen, am besten noch, bevor er sie gestellt hatte. Die Wut auf seinen Neffen war keinesfalls unbegründet. Er war heilfroh gewesen, als sich der kleine Nichtsnutz davongestohlen hatte. Es hatte für Derek bedeutet, Fireball nicht mehr durchfüttern zu müssen. Aber die Kehrseite der Medaille wog in diesem Fall schwerer. Dereks Großmutter hatte irgendwann erfahren, dass ihr Enkel nicht mehr bei Derek zuhause lebte. Seither ging es mit Fireballs Onkel rapide bergab. Aus dem einfachen Grund, weil Dereks Mutter die Überweisungen eingestellt hatte und ihren verbliebenen Sohn enterbt hatte. Derek hatte in ihren Augen die Fürsorgepflicht grob verletzt, deshalb hatte sie ihn und seine Familie ganz einfach aus der Erbfolge streichen lassen. Dass die Geldquelle, die pünktlich und vor allem viel überwiesen hatte, versiegt war, hatte ein tiefes Loch in das Budget gerissen und der Arbeiterfamilie das Haus gekostet. Und an alle dem war nur sein missratener Neffe Schuld!

Diese Frage konnte Fireball ruhigen Gewissens beantworten. Nachdem sein Onkel immer noch drohende und lange Schatten auf ihn warf, musste er notgedrungen sitzen bleiben. Bedächtig legte Fireball seine Arme auf die Armlehnen und krallte die Finger darum. Wenn er was zum Festhalten hatte, würde es leichter gehen, das vermeldete Fireballs Instinkt eindeutig. Die Knöchel traten weiß hervor, als er seinen Onkel unbeugsam ansah und verkündete: „Du hast immer gesagt, ich solle meinen Arsch von der Couch hochkriegen und gefälligst arbeiten gehen. Nichts anderes hab ich gemacht.“

Auch, wenn es die Wahrheit gewesen war, so war es nicht die Art von Antwort gewesen, die Derek hatte hören wollen. Seine Augen verengten sich noch zorniger zu zwei Schlitzen und seine Stimme brauste auf: „Blöd im Kreis herumfahren hat nichts mit Arbeit zu tun! Wer dich dafür auch noch bezahlt, hat eindeutig zu viel Geld. Aber wie hätte es anders sein sollen? Du wirst niemals einen ehrenwerten Beruf ausüben, Bastard.“

Von Mal zu Mal wurden Dereks Worte herablassender. Der Onkel ließ keinen Zweifel daran, dass er eine klare Klassenpolitik vertrat. Er und seine Söhne waren echte Männer, alle anderen waren Pack. Und vor allem der Sohn seines kleinen Bruders war ihm ein Dorn im Auge. Fireball zog empört die Augenbrauen zusammen. Wenn er keinen ehrenwerten Job hatte, wer dann? Er mochte Angst vor Derek haben, ja, aber das hielt Fireball noch lange nicht davon ab, dafür einzutreten, was er tat und was er gerne tat.

Der Oberkörper des Japaners fuhr nach vor. Von Dereks erniedrigenden Worten und Gesten angestachelt, konnte auch Fireball lauter als normal werden: „War ja klar, dass solche Töne von dir kommen werden. Ich riskier täglich Kopf und Kragen, damit Leute wie du im Neuen Grenzland sicher leben können.“

„Was soll das heißen: Leute wie ich?“, Derek stieß seine rechte Hand auf Fireballs hinab und umschloss grob dessen Handgelenk. Bei der nächsten frechen Antwort würde er seinen Griff noch fester um das Handgelenk legen und den Bengel daran hochreißen. Für den undankbaren Rotzlöffel jahrelang Geld kassiert zu haben, das Derek wegen seines Verschwindens nie wieder sehen würde, immer im Hintergedanken, brüllte er: „Ist dir deine Familie neuerdings nicht mehr fein genug?!“
 

Verdattert hatten Saber und Colt ihre Kollegin im Kaufhaus zurückgelassen. Völlig perplex starrte sie zuerst den beiden Jungs hinterher, linste auf die Kreditkarte hinab, die sie in ihren Händen hielt und riskierte schließlich einen Blick auf all die Pakete auf dem Tresen. April wägte ab, was wichtiger war. Die Entscheidung war schnell gefallen. Die Blondine umschloss die Kreditkarte ihres Vaters fest in ihrer Hand, sie drehte sich zu der freundlichen Dame, die ihr die Kleidungsstücke verpackt hatte: „Können Sie das bitte solange für mich auf die Seite legen? Ich komme sofort zurück.“

Die Verkäuferin hatte schon irritiert beobachtet, wie Colt plötzlich aus dem Laden gestürmt war, die Worte der guten Kundin nun zu hören, verbesserte ihre Ratlosigkeit nicht. Sie nickte April einfach zu und verließ sich darauf, dass die fremde blonde Frau zurückkommen würde um die Pakete zu bezahlen und mitzunehmen.

April strich sich mit der freien Hand den Pony aus der Stirn und setzte ihren beiden Kollegen nach. Colt hatte etwas von Fireball in der Klemme erwähnt. Sofort hatten sich die Ereignisse auf Funorama wieder in Aprils Gedächtnis geschoben und sie in Alarmbereitschaft versetzt. Da auch Saber so hastig wie selten irgendwohin rannte, breitete sich in April Panik aus. Was war nur geschehen?
 

Aus Reflex wollte Fireball die Hand zurückziehen, doch er war zu langsam gewesen. Derek hatte ihn bereits umklammert. Mit einem Griff, der am noch von den Handschellen verletzten Handgelenk verdammt wehtat. Wut flammte bei Dereks Worten in Fireball auf. Er bellte seinem ehemaligen Vormund entgegen: „Welche Familie denn bitte?“

Dafür wurde Fireball harsch auf die Füße gezogen. Und zwar am Handgelenk. Derek riss förmlich an seinem Neffen. Er konnte seine Wut nicht mehr verheimlichen. Fireball hatte sie solange geschürt, bis sie aus Derek wie ein Vulkan hervor brach: „Deine! Die Familie, die dich undankbares Balg jahrelang durchgefüttert hat. Und wofür?“

Der Rennfahrer suchte zuerst sicheren Stand, Derek hatte ihn zu rasch auf die Beine gezogen, beinahe wäre er gestolpert. Dann aber funkelte er sein Gegenüber entschlossen an: „Wegen der Nächstenliebe hast du es bestimmt nicht getan.“

Das Armgelenk ließ Derek nun los. Dafür aber packte er Fireball nun mit beiden Händen am Kragen seines roten Shirts und zog ihn an sich heran. Unwirsch und mit der Kraft einer Dampfwalze hob er Fireball von den Füßen: „Egal, weshalb ich es getan habe. Fakt ist, dass du deine krummen Stelzen unter meinen Tisch gestreckt hast. Ohne Lohn und ohne Dank. Dafür schuldest du mir eine ganze Menge, du kleiner Hurensohn.“

Dereks grobe Behandlung behagte Fireball gar nicht. Er hatte weder eine Fluchtmöglichkeit noch die Chance, sich zu verteidigen. Fireball hatte es übersehen. Als Derek seine Hand zu fassen bekommen hatte, hätte er reagieren müssen. Nun aber fehlten ihm gut fünf Zentimeter um zumindest mit den Zehenspitzen wieder den Fußboden zu berühren und Dereks Griff wurde ungemütlich. Der Rennfahrer hielt sich mit beiden Händen an den Armen von Derek fest, mehr blieb ihm gerade nicht übrig. Fireball hatte seine Kindheit genau vor Augen, weil sich diese Situation anfühlte, als wäre er wieder zwölf oder dreizehn. Aber den Mund halten konnte er dennoch nicht. Das hatte er auch früher nicht können. Fühlte sich Fireball ungerecht behandelt, tat er das auch Kund. So auch in diesem Fall. Zwar mit gehörig Muffensausen, aber er brachte doch hervor: „Findest du nicht, dass ich für Kost und Logis schon genug bezahlt habe? …Lass mich runter!“

„Das kannst du dir abschminken. Du bleibst solange da, bis ich mit dir fertig bin.“, Derek schüttelte Fireball kräftig durch, ehe er ihn auf seine Füße stellte. Er ließ ihn allerdings nicht los. Solange er Fireball am Kragen hielt, konnte er den Jungen maßregeln. Der untersetzte, aber ungemein kräftige Japaner brauchte dem Jungen, der im Vergleich zu ihm schmächtig wirkte, so nur mit einer Hand an die Kehle zu gehen und zuzudrücken, sollte er es wagen, noch eine falsche Äußerung zu tätigen.

Als Fireball wieder festen Boden unter den Füßen spürte, drängte er seine Arme sofort zwischen Dereks Umklammerung, in der Hoffnung, den festen Griff zumindest lockern zu können, ganz würde er sich nicht befreien können. Der Pilot riskierte einen Blick auf die umstehenden Leute, die sich mittlerweile rund um sie versammelt hatten. Seine Freunde waren nicht darunter. Und Josy? Sie saß nur zusammengesunken da und starrte auf ihre Füße. Sie würde auch dieses Mal nicht eingreifen. Fireballs Augen wanderten wieder zu seinem Gesprächspartner. Er erklärte voller Überzeugung: „Du hast mir nichts mehr zu sagen, Derek.“

„Was?!“, sofort fuhr die rechte Hand hinter Derek zurück, bereit um zuzuschlagen. Die versoffenen Augen funkelten und Derek schien eigentlich nur noch auf das nächste Wort zu warten, um Fireball eine Abreibung zu verpassen.

Fireball schaffte es, die zweite Hand von sich zu schlagen, zumindest hielt Derek ihn nun nicht mehr fest. Er rollte genervt die Augen und atmete tief durch. Er war erwachsen. Niemand, vor allem aber nicht sein Onkel, konnte ihm mehr in sein Leben reden. Niemand durfte es mehr. Soviel stand für Fireball fest. Deswegen entgegnete er: „Ich wiederhol es gerne noch mal. Du hast mir nichts mehr zu sagen.“

Dereks Hand ballte sich zur Faust.
 

April setzte Saber und Colt nach. Dank ihrer guten Kondition hatte sie zumindest Colt bald eingeholt. Saber war noch einige Schritte von ihnen entfernt, aber nicht mehr außer Hörweite. Die Blondine forderte ungeduldig eine Erklärung für die Unterbrechung ihres Shoppingmarathons ein: „Hey, Jungs! Ich weiß ja, dass Einkaufen für euch eine Qual ist. Aber das könntet ihr mir auch so sagen und nicht einfach davon laufen. Was ist denn los?“

Colt hielt sich den Hut fest, damit er ihn beim Laufen nicht verlor. Er drehte sich mit dem Kopf April zu und gab Preis, was er wusste: „Matchbox steckt in der Klemme, ehrlich Süße.“

Er hatte das Gefühl gehabt, April noch versichern zu müssen, dass er die Wahrheit sprach. Die Blondine machte den Eindruck, als würde sie eine faule Ausrede nicht akzeptieren und bei einer Lüge sofort auf noch grausamere Methoden umsatteln.

Die drei liefen auf das Cafe zu, wegen der Passanten konnte man keinen Blick auf Fireball oder die fremde Frau werfen. Alarmiert legte Saber noch einen Gang zu. Weshalb griffen die umstehenden Menschen nicht ein? Der Schotte verstand dieses Verhalten ganz und gar nicht. Kannten die Bewohner von Crimson Desert keine Zivilcourage? Saber biss die Zähne zusammen. Er hätte Fireball nicht so lange aus den Augen lassen dürfen.

Die Blondine kräuselte die Augenbrauen und sah Colt verblüfft an. Das konnte sie nicht recht glauben, aber was anderes blieb ihr nicht übrig. Denn Saber hielt es nicht für nötig, sie einzuweihen und der Kuhtreiber wusste selbst nicht mehr, als er schon gesagt hatte. April versuchte in der Menschenmenge vor ihnen, den vierten Star Sheriff auszumachen, aber Fehlanzeige. Es durfte Fireball nichts passiert sein. Die Blondine hatte Angst, dass der Rennfahrer noch an Folgen des Unfalls leiden könnte und vielleicht doch noch ein Blutgerinnsel entstanden war. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Diese Menschenmenge konnte einfach nichts Gutes zu bedeuten haben.
 

Der Kiefer war noch dran. Zumindest soweit Fireball das im ersten Augenblick ertasten konnte. Derek hatte ihm die Faust so kerzengerade und knallhart ins Gesicht geschlagen, dass ihm kurzzeitig die Lichter ausgegangen waren. Alles war schwarz geworden, zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber alleine das bewies die Schlagkraft seines Onkels. Fireball war mit dem Schlag von Derek nach hinten geprügelt worden. Zuerst war er in den Stuhl gefallen, dank der Wucht des Schlages mit selbigen dann auf dem harten Pflasterstein der Terrasse aufgeschlagen. Die Landung war zirkusreif gewesen, aber unbequem und schmerzhaft. Zu den blauen Flecken vom letzten Urlaub kamen nun auch Schürfwunden an den Armen, mit denen er seinen Fall zu bremsen versucht hatte, noch mehr blaue Flecke und ein geprellter Kiefer. Fireball hielt sich die getroffene Stelle mit der linken Hand. Das letzte Mal hatte er eine solche Grade kassiert, als er noch bei seinem Onkel gewohnt hatte. Und Derek war nicht wirklich schwächer geworden.

Noch ehe es Fireball geschafft hatte, sich zumindest aufzusetzen, hatte ihm Derek schon nachgestellt. Wieder packte er den Jungen am Kragen, zog ihn hoch und führte die Faust bereits wieder zurück um noch einmal kräftig nachzulangen. Dabei schrie er Fireball wutentbrannt an: „Du hast erst zu gehen, wenn ich mit dir fertig bin, du elendes Stück Dreck! Noch bist du mir nicht gewachsen, also habe ich dir sehr wohl noch etwas zu sagen. Wegen dir verlogener Missgeburt haben deine Tante und ich das Haus verloren. Du schuldest mir verdammt noch mal eine ganze Menge, verfluchter Hurensohn!“
 

„Das würde ich an Ihrer Stelle lassen, Mister Hikari.“, als Derek erneut auf Fireball einprügeln wollte, stand endlich die lang ersehnte Rettung hinter dem alten Japaner. Saber hielt die Schlaghand fest umschlossen am Handgelenk. Es war eine Prozedur gewesen, sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen, ein weiteres Mal würde er nicht zulassen, dass Derek auf den wesentlich schwächeren Fireball einschlug.

Überrumpelt ließ Derek von seinem Lieblingsopfer ab und wandte sich dem Störenfried zu. Er brüllte den blonden Kerl an: „Misch dich nicht ein, Milchbubi! Das geht dich einen feuchten Dreck an, also lass mich los und hau ab.“

Colt zog Fireball wieder auf die Beine, während Saber den Onkel in ein Gespräch verwickelte. Im Gegensatz zu Saber, der dank seines Vorsprunges sehen hatte können, wie übel bereits der erste Schlag für Fireball ausgegangen war, hatte Colt immer noch keine Vorstellung von den Zusammenhängen. Er hatte nicht gehört, mit welchem Namen sein Boss den fremden Kerl angesprochen hatte. Deshalb blieb Colt vorläufig noch bei seiner Theorie, die er wie immer mit voller Überzeugung vertrat. Ein bisschen schadenfroh grinste er Fireball entgegen, der schmerzlich das Gesicht verzog: „Kleiner Tipp, Turbofreak. Wenn du das nächste Mal zu einer unter die Bettdecke schlüpfen willst, vergewissere dich, dass sie nicht in festen Händen ist.“

„Was?“, Fireball verstand kein Wort, das Colts Mund verließ.

Unbeeindruckt hielt Saber weiterhin an der Hand fest. Mit selbstsicherem Auftreten vertrat er die Meinung: „Ich möchte, dass Sie meinen Piloten in Ruhe lassen, Sir.“

„Deinen Piloten?“, Derek begann schallend zu lachen. Es war ein schmutziges und herablassendes Gelächter. Immer wieder versuchte er mit ruckartigen Bewegungen, seine Hand zu befreien. Von so einem halben Hemd würde er sich nichts gefallen lassen. Er stieß Saber unsanft von sich: „Der Bastard gehört mir bis er seine Schuld beglichen hat, verstanden? Und solange mache ich mit ihm, was ich will.“

Saber musste einen Schritt nach hinten ausweichen, Derek hatte wirklich mehr Kraft als sein schwammiges und versoffenes Aussehen vermuten ließ. Aber auch eine solch rüde Behandlung beeindruckte Saber wenig. Höflich und mit versteinerter Miene berichtigte er Derek: „Erstens ist Fireball nicht irgendjemandes Eigentum und zweitens denke ich, dass seine Schuld lange schon getilgt ist. Eher schulden Sie ihm etwas, Sir.“

Saber war in jeder Situation gut erzogen und höflich. Er kannte Derek schließlich nicht und fremden Personen trat man respektvoll gegenüber. Aber genau das war es, was letztendlich Dereks Zorn noch mehr heraufbeschwor. Der elende kleine Klugscheißer hatte doch keine Ahnung. Wieder versetzte er Saber einen gut gezielten Stoß: „Das geht dich verdammt noch mal nichts an, Bürschchen. Was fällt dir eigentlich ein, dich einzumischen, du Snob?“

Immer noch blieb Saber ruhig und distanziert: „Es ist meine Pflicht, ihm zu helfen.“

Drohend baute sich Derek nun vor Saber auf, bereit ihn jederzeit wie eine Dampfwalze zu überrennen. Noch einmal warnte er den blonden Recken: „Deine Pflicht ist es, dich aus unseren Familienangelegenheiten raus zuhalten, Waschlappen.“, wieder stieß er Saber gegen die Brust: „Geh mir endlich aus der Sonne und lass mich zu Ende bringen, was ich angefangen habe.“

Zwei Paar blauer Augen wechselte mehrere Male zwischen Fireball und Derek hin und her. April, die neben Josephine stand, um im Notfall der fremden Frau zu helfen, traute ihren Ohren nicht. Familienangelegenheit? Ihre Augen funkelten zu Saber, den diese Worte absolut nicht beeindruckten. Hatte er es vorher schon gewusst? Aber wie und vor allem woher hatte Saber diese Informationen gehabt? Und wer genau waren dieser grässliche Klotz und die eingeschüchterte Frau und wie passten sie in Fireballs Familie? Unzählige solcher Fragen kamen April in diesem Augenblick in den Sinn.

Fest schüttelte Saber den Kopf und trat stolz vor Derek, das Schubsen hatte nur beim ersten Mal ein Zurückweichen bewirkt: „Es ist schon lange keine Familienangelegenheit mehr, Mister Hikari. Häusliche Gewalt ist strafbar.“

Sabers Verhalten provozierte den alternden Arbeiter ungemein. Blind vor Wut rannte er auf Saber zu und wollte diesen umstoßen. Doch Saber duckte sich rechtzeitig weg und hebelte den Angreifer aus. Derek räumte den Tisch ab und landete unbeschreiblich graziös auf dem harten Boden.

April hatte geistesgegenwärtig an Josephine gezogen und sie so aus der Flugbahn gebracht, ansonsten hätte Derek sie beide mitgenommen und wäre anstatt auf dem Boden auf den beiden Frauen gelandet. Die Blondine war nicht übertrieben zärtlich zur Sache gegangen, weshalb beide Damen auf dem Boden gelandet waren, aber wenigstens unversehrt. April half Josephine auf die Beine und erkundigte sich besorgt: „Alles in Ordnung?“

Fireballs Tante nickte lediglich und putzte sich ihr Kleid ab. Sie bat April flüsternd: „Hol Hilfe, bitte.“

Derek hatte sich schnell wieder aufgerichtet und trabte wieder auf Saber zu. Der Neffe war im Augenblick völlige Nebensache. Mit dem würde er sich befassen, wenn dieser Störenfried aus dem Weg geräumt war. Für die harte Landung verlangte er Revanche. Die Urgewalt war gerade dabei, aus Derek hervorzubrechen.

Saber erkannte noch schnell genug, dass er nun handeln musste. Er ließ Derek ein weiteres Mal auf sich zustürmen, blockte geistesgegenwärtig dessen Schlag ab. Mit einem gezielten Schlag in den Nacken und der nötigen Beinarbeit, Saber stellte Derek ein Bein, beförderte er den schlagkräftigen Onkel ein weiteres Mal auf den Boden. Dieses Mal würde Saber ihn nicht mehr aufstehen lassen. Er beorderte seinen Scharfschützen zur Unterstützung her: „Colt, hilf mir mal.“

In alter Cowboymanier setzte sich Colt auf Derek und legte ihm die Handschellen an. Es sah aus, als würde ein Rodeoreiter ein Kalb fesseln. Damit der Streithahn nicht auf dumme Gedanken kam, blieb Colt dreist auf ihm sitzen und warnte ihn vor: „Kumpel, ich würde keine allzu großen Töne mehr spucken, sonst spuck ich dich um.“
 

Als April mit zwei Officern der örtlichen Polizei eintraf, löste sich die Menschenmenge auf. Niemand hatte geholfen, niemand war eingeschritten. Um die Zivilcourage in dieser Stadt war es schlecht bestellt und wie Saber feststellte, schon seit Jahren.

Derek bedachte seinen Neffen noch mit Schimpfwörtern aller Art, darunter waren auch japanische Flüche, als er abgeführt wurde. So lautstark war eine Verhaftung selten gewesen, wie Colt schmunzelte.

Die vier Freunde sahen sich einen Moment an. Seltsame Stille war entstanden. Fireball wandte sich schließlich von seinen Freunden ab. Er brauchte einige Minuten für sich. Der Rennfahrer war dankbar für die Hilfe. Auf seine Freunde konnte er sich verlassen. Aber, gerade in Colts und Aprils Blick hatte Fireball einwandfrei erkennen können, dass die beiden aufgeklärt werden wollten. Sie hatten einen Familienstreit erlebt, den sie sich wahrscheinlich niemals hätten vorstellen können und verstanden im Augenblick maximal, dass Fireball mit seiner Verwandtschaft nicht auskam. Auch aus Sabers Augen hatte Fireball die Bestürzung leuchten sehen, der Schotte hatte es sich nicht annähernd ausmalen können. Zähneknirschend senkte Fireball den Kopf. Er schloss die Augen und kam zu der Erkenntnis, dass einen die Vergangenheit einholen konnte. Sie konnte sogar noch in der Gegenwart eingreifen und vielleicht sogar die Zukunft beeinflussen.

Der Japaner spürte eine Hand auf seiner Schulter. Die flüsternde Stimme dazu gehörte seiner Tante: „Oh, Shinji…“

Die Nähe seiner Tante ertrug Fireball im Augenblick schlichtweg nicht. Er wischte ihre Hand grob von seiner Schulter und funkelte sie an: „Nicht, Josy. Vergiss es einfach und geh nachhause.“, wieder hatte sie ihm nicht geholfen, hatte den Mut nicht aufgebracht, sich gegen ihren Mann zu stellen.

Gerade als Josephine dazu ansetzte, Fireball das alles zu erklären, sich für ihren Mann entschuldigen wollte, wurde sie von einem Polizisten aufgefordert, mitzugehen und ihre Aussage zu machen. Das rettete Fireball aus der schmerzhaften Lage, mit Josephine reden zu müssen, ihre Erklärungen hören zu müssen und ihre Berührungen ertragen zu müssen. Von Familie hatte Fireball die Nase gestrichen voll.
 

Saber war, ebenso wie Colt und April aufgefallen, dass Fireball einen seltsamen Gesichtsausdruck zur Schau trug. Der Schotte konnte sich nur vage vorstellen, was gerade in Fireball vorgehen musste, aber er war durchaus dazu in der Lage, ihm zumindest vorerst unangenehme Fragen seiner Freunde zu ersparen. Kurzerhand schickte der Highlander die Blondine und den Cowboy mit Josephine und dem Polizisten aufs Revier. Fireball sollte zuerst die neuerliche Wiederholung der Geschichte verdauen.

„Ich seh mal, ob Alex und Max Hilfe mit dem Wagen brauchen.“, kaum waren Josy und seine beiden ahnungslosen Freunde mit dem Polizisten verschwunden, zog es auch Fireball vor zu gehen. Allerdings nicht zurück ins Hotel, sondern zu den Morenos. Fireball wollte weder kommentieren, was passiert war, noch jemanden sehen lassen, wie tief der Schrecken darüber wieder saß. Er nickte Saber betrübt zu und verschwand.

Der Schotte blieb alleine im Cafe zurück. Er konnte sich darauf verlassen, dass sein Pilot wirklich zu seinem Kumpel und dessen Familie gegangen war. Seufzend sah sich Saber hier um. Diese Stadt hatte ihm von Anfang an nicht besonders zugesagt, die fehlende Zivilcourage hatte seine Meinung diesbezüglich auch nicht gebessert. Saber wusste nicht, ob er aufgrund von Fireballs Geschichte voreingenommen gewesen war, oder ob es die Stadt an sich war, weshalb er hier nicht Fuß fassen würde. Mit hängen gelassenen Schultern folgte Saber schließlich auf die Polizeistation. Auch er würde Rede und Antwort stehen müssen. War nur die Frage, ob die Polizei hier wenigstens so genau arbeitete und sah, dass solche Handgreiflichkeiten bei Fireballs Onkel nicht die Ausnahme waren.
 

Nach einem kurzen Anruf bei Familie Moreno fanden die vier Freunde an diesem Tag noch einmal zusammen. Saber, Colt und April hatten ihre Aussagen gemacht, hatten Josephine nachhause begleitet und waren dann doch noch einmal in die Einkaufszentren der Stadt gepilgert. Die Stimmung war gedrückt gewesen. Und sie wurde auch nicht besser, als Fireball pünktlich zu ihnen an den Tisch stieß.

Sie bestellten in dem kleinen Restaurant etwas zu essen und warteten schweigend auf ihre Gerichte. Jeder schien sich zuerst selbst einige Fragen beantworten zu wollen, ehe er mit den anderen darüber sprach. Die Stimmung war noch nie derart seltsam unter den Freunden gewesen. Sie schwiegen, sahen sich kaum an und fühlten sich in der Gegenwart des anderen sichtlich unwohl.

Saber ließ seinen Blick durch das Lokal schweifen und ordnete dabei seine Gedanken. Den gesamten Tag über war er nicht recht dazu gekommen. Nun aber war die richtige Zeit dazu. Der Abend über Crimson Desert war lau, endlich, nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, wurde es in den Straßen der Stadt wieder angenehmer. Nur bei ihnen am Tisch nicht. Saber linste zu April und Colt. Bisher war ihnen noch kein Kommentar über die Lippen geglitten, aber der Schotte ahnte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. Sie waren ratlos gewesen. Und maßlos enttäuscht. Zumindest April war es, das konnte Saber mit Sicherheit sagen. Er hatte der Blondine beim Verlassen des Reviers angesehen, dass sie am liebsten vor Enttäuschung in Tränen ausgebrochen wäre. Saber wurde das Gefühl nicht los, dass April so etwas nicht von Fireball erwartet hatte. Sie hatte nicht erwartet, dass er Geheimnisse mit sich herumtrug, die er mit ihr nicht teilte.

Der Cowboy spielte mit dem Besteck, das schon aufgedeckt worden war. Er ließ es durch seine Finger gleiten, drehte und wendete es auf dem Tisch herum. Die linke Hand stützte den Kopf ab. Immer wieder stieß er die Luft seufzend aus. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Das, was Colt an diesem Tag erlebt hatte, verstand er nicht. Er verstand es deshalb nicht, weil ihm der Zusammenhang komplett fehlte. Irgendwie fand er es ganz witzig, dass Fireball sich mit einer verheirateten Frau eingelassen hatte, aber gleichzeitig war es höchstbedenklich, dass er sich vom gehörnten Ehemann dabei hatte erwischen lassen. Was Colt allerdings an der Geschichte überhaupt nicht kapierte, war, weshalb Fireball weder ein Wort darüber verloren hatte, noch versucht hatte, irgendwelche Ausreden zu suchen. Fireball hatte einfach geschwiegen.

Fireball war von Magdalena nach seiner Ankunft mit einem Eisbeutel versorgt worden. Sie hatte dieses Mal nicht zu fragen brauchen, woher Fireball diese Verletzung hatte. Magdalena kannte die Handschrift und den dazu gehörenden Gesichtsausdruck von Fireball noch immer. Es tat ihr unendlich leid. Lange war Alex’ bester Freund schon nicht mehr in Crimson Desert gewesen und gleich das erste Familientreffen war schmerzhaft für Fireball zu Ende gegangen. Der Rennfahrer hatte sich zu Vater und Sohn in die Werkstatt gesellt und ihnen Geschichten über die Star Sheriffs erzählt, während sie den Red Fury Racer komplett auseinander genommen hatten. Für Alex und Max war es abenteuerlich zu hören, für Fireball eine willkommene Ablenkung von diesem Tag. Nun saß er schweigend am Tisch, hatte die Hände unter dem Tisch auf den Schoß gelegt und warf immer wieder ein paar reumütige Blicke auf seine Freunde. Deren Augen sprachen Bände. Einer war enttäuschter als der andere, nur in Sabers Augen spiegelte sich das Verständnis wider.

April fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand ihres Wasserglases. Ihre blauen Augen gaben ein Paket an Emotionen weiter, das die Blondine nicht hervor lassen wollte. Sie verspürte endlose Enttäuschung, war erschrocken und beunruhigt. Und dann mischte sich da noch ein anderes Gefühl mit hinein. Ein Gefühl, das April weniger als alle anderen verstand. Mitgefühl. Aber es war nicht die Art von Mitgefühl, die sie bei jedem anderen Menschen empfand, dem so etwas widerfahren war, nein es war etwas anderes. April konnte es nicht richtig zuordnen, dieses Gefühl ging viel tiefer, sie empfand es, als wäre es ihr passiert. Verunsichert darüber ließ April ihre Augen zu Fireball wandern. In diesem Augenblick sah er kurz auf, die Augen strotzten nur so vor Beklommenheit und auch Scham. April wandte den Blick wieder auf ihr Wasserglas, sie konnte Fireball nicht länger in die Augen sehen.

Nachdem das Essen serviert worden war, entschied sich Colt dafür, das unangenehme Schweigen zu brechen. Er schluckte und ließ das Besteck auf den Teller sinken. Anschließend stützte er die Ellbogen auf dem Tisch ab und legte den Kopf auf die gefalteten Hände. Der Cowboy sah Fireball vorwurfsvoll an und beschloss, das alles durch den Kakao zu ziehen: „Also, Turbofreak. Ich hab’s schon einmal gesagt und ich sag’s dir gerne noch einmal. Hör auf meinen Rat. Wer in fremde Betten steigt, sollte sie zuerst auf deren Besitzer überprüfen. Glaub mir das, ich weiß, wovon ich rede.“

Irgendwas hatte Fireball eindeutig verpasst. Irritiert legte er das Besteck auf die Seite, musterte zuerst Colt und dann seine beiden Freunde. Verwirrt forderte der Rennfahrer eine Erklärung: „Könnte mir vielleicht einmal jemand erklären, wovon der da die ganze Zeit faselt?“

Frech grinsend lehnte sich Colt in seinen Stuhl zurück. Er amüsierte sich: „Und da heißt es immer, ich würde dauernd den Anschluss verlieren. Hör mal, Matchbox. Du bist zwar klein, aber in einem ihrer Schuhkartons kann sie dich trotzdem nicht verstecken. Sonst wüsste der gehörnte Ehegatte nichts davon.“

Fireballs braune Augen kontrollierten immer wieder die Gesichtsausdrücke seiner Freunde. Er hörte Colt aufmerksam zu, verstand den Lockenkopf jedoch immer noch nicht. Fireball nahm etwas von dem Salat in den Mund und kaute darauf herum. Bis ihm endlich doch noch ein Licht aufging. Colt hatte das alles in einen komplett anderen Hals bekommen! Genervt schluckte der Rennfahrer und grummelte empört: „Also, hör mal, Numero Uno. Was sollte ich denn bitteschön von meiner Tante wollen? Wo bist du denn reingefallen?“

Fireball schüttelte sich bei dem Gedanken daran. Nein, ehrlich. Auch, wenn er mit Josephine nicht verwandt wäre, weil sie die Frau seines Onkels war, würde er niemals darauf kommen, sie attraktiv zu finden oder ähnliches. Das überstieg die Vorstellungskraft des Piloten. Er wollte gar nicht mehr wissen, wie Colt bloß auf solche Gedanken kam.

Während Saber die Aussage nicht weiter wunderte, immerhin kannte er die Details ja schon längere Zeit, bekamen Colt und April den Mund beinahe nicht mehr zu. Der Kuhhirte hatte im Blindflug wieder eines der berühmt berüchtigten Fettnäpfchen erwischt und war voll rein getreten. Das dürfte ihm bei Fireball gerade keine Sympathiepunkte einbringen. April wiederum hielt die Luft an. Zu allem Überfluss war sie nun auch noch schockiert.

Colt stotterte überfahren: „Tante?!“

„Ja, Tante. …Wer denn sonst?!“, Fireball hatte noch nicht mal richtig angefangen zu essen, da war ihm der Appetit auch schon wieder vergangen. Gereizt und verärgert ließ er die Gabel auf den Teller fallen. Sein Blick war mit Unverständnis behaftet: „Gott, ehrlich! Was du wieder denkst.“

Sofort wehrte sich Colt gegen den Vorwurf. Ihm war durchaus klar, dass er sich voll in die Nesseln gesetzt hatte. Allerdings konnte er mit der neuen Information noch nicht allzu viel anfangen, so richtig hatte er die Zusammenhänge noch nicht verstanden. Colt hob die Hände in die Höhe und murmelte: „Ich denke gar nicht.“

„Merkt man.“, Saber, der bis dahin kein einziges Wort vernehmen hatte lassen, setzte einen spitzen Seitenhieb nach. Kopfschüttelnd und vorwurfsvoll sah er Colt dabei an. Der Kuhhirte würde hier nicht halt machen und die Sache dabei bewenden lassen, dafür kannte er Colt schon viel zu gut. Der Scharfschütze würde jetzt zwar eine Weile brauchen, bis er die beiläufig fallen gelassene Info verarbeitet hatte, aber spätestens dann würde er anfangen, nachzufragen. Und davor hatte Saber Angst. Er brauchte Fireball nur anzusehen. Dem Rennfahrer behagte die Situation nicht, er fühlte sich von allen angegriffen und bei ihrem Piloten lautete die Devise dann immer: Angriff ist die beste Verteidigung. Der Schotte bezweifelte, dass sie alle ruhig bis zum Dessert kommen würden.

Das von Saber befürchtete Nachfragen begann, kaum hatte er daran gedacht. Colt hatte diese Info wesentlich schneller verarbeitet, als er vermutet hätte. In Windeseile war der Cowboy dabei, zu kombinieren und Fragen zu stellen. Colt kratzte sich an der Stirn: „Dann war mein Trainingskalb also dein …Onkel. Wow, kann man nur hoffen, dass du den Schwachsinn nicht vererbt bekommen hast.“

Jetzt war Fireball endgültig der Appetit vergangen. Nicht nur, dass er sich ohnehin mies fühlte, weil sich nichts, aber auch gar nichts, bei ihm in der Familie geändert hatte, jetzt musste er sich auch noch sinnlose Kommentare von seinem Kumpel gefallen lassen! Fireball wäre am liebsten sofort auf die Kartbahn ausgewichen. Für ihn war auch dieser Urlaub wieder gelaufen. Verstimmt gab er Colt zurück: „Du benützt deine Murmel da oben ja doch noch zum Denken. Ist ja sonst nicht deine Stärke, wie wir heute schon gemerkt haben.“

Davon ließ sich Colt nicht einschüchtern. Böse Sprüche kamen öfter von Fireball und die gerade eben waren noch harmlos. Er konnte also ruhigen Gewissens die Grenzen noch weiter ausloten. Colt war auf der Spur, er hatte eine Vorahnung, aber hören wollte er es von Fireball selbst. Und solange der nicht in aller Öffentlichkeit aus der Haut fuhr und auf den Tisch schlug, war er noch lange nicht an seine Grenzen gestoßen. Colt schluckte wieder einen Bissen hinunter und zeigte mit den Gabelspitzen auf Fireball: „Ich benütz ihn mehr als der. Sag mal, Matchbox. War dein guter Onkel immer schon so leicht reizbar oder ist das erst mit zunehmenden Alter gekommen?“

„Kann schon sein.“, der Rennfahrer hatte ab diesem Moment überhaupt keine Lust mehr. Keine Lust auf Essen, keine Lust mehr auf die Kartbahn und schon gar keine Lust hatte er mehr, seinen Freunden die Antworten zu geben, die sie haben wollten. Missmutig schob er den Teller noch ein Stückchen von sich weg und rutschte am Stuhl hinab.

Colt schwang die Gabel in der Hand herum und triumphierte: „Also war er das schon immer.“

Das Gespräch zwischen Colt und Fireball ging in eine äußerst unangenehme Phase über. Der Schotte erkannte an Fireballs Haltung, dass ab hier Schluss war. Er wollte nicht darüber reden, nicht in der Öffentlichkeit und nicht jetzt. Aber Colt, der alte Spürhund, hatte nicht vor, die Fährte einfach so im Sand verlaufen zu lassen. Der Kuhtreiber war manchmal schlimmer als ein Drogenhund, wenn er erstmal anschlug. Colt konnte keine Hinweise mehr deuten, war blind für die Gefühle anderer und obendrein verabschiedete sich das Taktgefühl, wenn er erstmal auf die richtige Spur gestoßen war. So wie eben. Penibel legte Saber das Besteck auf sein Teller und bat seine Freunde versöhnlich: „Wie wäre es, wenn wir das Thema endlich wechseln. Dieser Tag war nicht der schönste, wir sollten uns nicht auch noch den Abend vermiesen.“

„Du hast es gewusst, nicht wahr, Saber?“, April wischte sich mit ihrer Serviette den Mund ab und funkelte Saber an. Ihre Stimme war leise gewesen, verletzt und wütend. Die Blondine hatte aufmerksam zugehört, hatte immer wieder von einem zum anderen gesehen und hatte schließlich herausgefunden, was sie vermutet hatte.

Überrascht zog Saber die Augenbrauen hoch: „Wie kommst du darauf?“

Die einzige Frau in der Runde schob den Teller von sich und rückte sich im Stuhl zurecht. Sie erklärte Saber sachlich: „Man hat es gesehen. An deiner Reaktion vorhin und jetzt.“

Sie fühlte sich außen vor gelassen. Weshalb denn nur, machten Fireball und Saber auf einmal gemeinsame Sache? Für eine gute Freundschaft, so war April bis dahin überzeugt gewesen, waren der Schotte und der Japaner viel zu unterschiedlich. Doch da hatte sie sich getäuscht. April fragte sich, wie lange Saber schon von Fireballs Familienverhältnissen wusste. Ob er ihr deswegen die Akte vom Jugendamt weggenommen hatte? Aber weshalb wollten weder Fireball noch Saber, dass sie etwas davon wusste? Sie war doch eine Frau, sie hätte mehr Verständnis als sonst jemand aufgebracht.

Der Highlander schenkte Fireball einen kurzen Blick, ehe er sich April zuwandte und steif an seinem Versprechen festhielt: „Ich habe so reagiert, wie es die Situation erfordert hat. Was hätte ich sonst machen sollen?“

Klar, er hatte nur so schnell und kühn reagieren können, eben weil er es gewusst hatte und sofort verstanden hatte, wer Fireball derart einschüchtern konnte. Aber das musste man April ja nicht unbedingt sagen. Sie war deswegen schon eingeschnappt und beleidigt, ihre Wut musste man nicht mehr als nötig schüren. Er würde sein Versprechen Fireball gegenüber nicht brechen. Das war Ehrensache.

Die Blondine beharrte aber auf ihrem Standpunkt: „Aber du konntest nur so reagieren, weil du es gewusst hast. Sonst wäre es dir nämlich gleich gegangen, wie Colt und mir!“

Entmutigt schaltete sich nun Fireball wieder dazwischen. Für diesen Freundschaftsbeweis musste er Saber etwas aus der Angelegenheit helfen. Fireball schob die Hände wieder unter den Tisch und brummte: „Es spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Und interessieren tut’s auch keinen.“

Nun begehrte Colt wieder auf. An der Front brauchte Fireball gar nicht an Siegchancen zu denken. Sie waren Freunde, zum Henker noch eins. Weshalb hatten er und die kleine Prinzessin davon nichts gewusst, während der Oberheld sehr wohl eingeweiht worden war? Sauertöpfisch stieß er den Zeigfinger in Aprils Richtung: „Mich interessiert’s sehr wohl. Ich frag mich nämlich, weshalb April und ich wie begossene Pudel aus der Wäsche geguckt haben, während dir dein volltrunkener Onkel an die Gurgel wollte… wofür auch immer.“

Die unterkühlte Stimmung von vorhin war einer aufgeheizten gewichen. Die Gemüter der vier Freunde waren kurz davor, überzukochen. Allzu lange würde der große Knall nicht mehr ausbleiben. Mehr verletzt als gereizt ließ sich Fireball vernehmen: „Du hast dich köstlich darüber amüsiert, als dass du blöd aus der Wäsche geschaut hättest, nur mal nebenbei bemerkt.“, Colt hatte sich ja tatsächlich krumm und dämlich gelacht. Zu allem Überfluss fiel Fireball Saber nun auch noch in den Rücken, obwohl er es so nicht beabsichtigt hatte. Aber der junge Japaner war sich sicher, hätte Saber ebenso wenig gewusst, wie April und Colt, hätten sie das Theater hier gerade nicht. Der Rennfahrer wusste nicht, dass April die Akten vom Jugendamt angefordert hatte und nicht Saber. Fireball deutete mit der offenen Hand auf seinen Anführer: „Saber weiß es nur, weil er sich die Unterlagen vom Jugendamt ohne meine Erlaubnis zu Gemüte geführt hat.“, die braunen Augen funkelten verärgert.

Saber war von Fireballs Worten tief getroffen. Das war gerade nicht fair von Fireball gewesen, niemand hatte ahnen können, was die Jugend in Crimson Desert zu bieten hatte. Schwach verteidigte sich Saber: „Da hat sie auch noch nicht unter Verschluss gestanden.“

April kam aus dem Staunen nicht heraus. Das verstand sie nicht. Wenn die Unterlagen das Preis gegeben hatten, weshalb hatte Saber ihr verboten, sie anzusehen. Vielleicht hätte sie Fieball eher etwas darüber entlockt. Es wäre niemals so weit gekommen, dass sie nun hier saßen und sich nicht mehr riechen konnten. Empört schnaubte April: „Dann versteh ich schon zweimal nicht, warum du sie dann unter Verschluss genommen hast.“

„Weil ich es ihm gesagt habe!“, Fireball brauste auf. Das Interesse bezüglich seiner Familie sollte sich doch bitte in Grenzen halten, er wollte es nicht breit treten. Eingeschnappt fügte er hinzu, damit auch niemand auf falsche Gedanken kam: „Geht schließlich niemanden was an, oder?“

„Na hör mal!“, entgeistert wie empört kam es aus Aprils und Colts Mund. Beide hätten Fireball für den Satz gerade am liebsten gegen die Wand geschmissen.

Bitter enttäuscht murmelte April: „Ich dachte, wir wären Freunde. Findest du nicht, dass du dann mit uns über das ein oder andere Thema reden kannst?“

Für Fireball war der Abend definitiv gelaufen. Jetzt hielt ihm April auch noch vor, dass sie keine Freunde waren. Verstand sie denn nicht, warum er nichts sagen wollte, hatte sie denn nicht gesehen, wie schlimm es für ihn tatsächlich war? Fireball biss sich auf die Lippen: „Können ja, aber wollen ist etwas ganz anderes.“

Das stellte die Blondine nicht zufrieden. Eher das Gegenteil trat ein. Sie fuhr Fireball an: „Findest du nicht, dass wir genug Geheimnisse im Team hatten?“

Sarkastisch warf Fireball daraufhin die Hände in die Höhe: „Jetzt ist es ja keins mehr! Was regst du dich also noch so auf? Hast du etwa keine Verwandtschaft, für die du dich schämst?“

Fireball wollte langsam aber sicher überhaupt keinen der drei mehr sehen. Er konnte ja irgendwie verstehen, dass Colt und April deswegen böse waren, aber sie verstanden ihn ganz offensichtlich nicht. Das machte Fireball rasend.

April vergaß in diesem Augenblick alles, was sie am Nachmittag gesehen hatte. Sie feindete ihren Freund an: „Vor allem hab ich keine, die mich schlägt!“

Alarmiert griff Saber nach Aprils Arm und zog sie zu sich, weg von Fireball. Der Schotte bekam ein ungutes Gefühl, das alles artete aus. Beruhigend sprach er mit April: „April, bitte lass es jetzt gut sein.“

Und auch Colt wollte April von ihrem Dampfross wieder runterholen. Allerdings hatte er das nicht besonders geschickt angestellt: „Steck den Vorschlaghammer wieder weg, Prinzessin. Das bringt doch nichts.“

Das war eindeutig zuviel für Fireball gewesen. Den Rest des Urlaubs würde er alleine verbringen, das stand fest. Für ihn sah es so aus, als wären seine Freunde nie um einen blöden Scherz verlegen, fanden das ganze vielleicht auch noch irgendwie witzig. Aber er nicht. Fireball hatte keine Nerven mehr übrig. Er stand auf und verließ wutschnaubend das Lokal: „Mir wird das Ganze jetzt zu blöd. Verdammt, mir sind heute fast die Zähne ausgeschlagen worden und alles, was euch dazu einfällt, sind Vorhaltungen und dämliche Wortspiele darüber. Das ist absolut nicht komisch, verdammt noch mal. Wir sehen uns Ende der Woche in Yuma.“

Das war eindeutig gewesen. Vorwurfsvoll sah Saber auf seine verbliebenen zwei Freunde: „Seid ihr jetzt zufrieden?“

Auch er stand auf und verließ das Lokal. Er würde ein paar Sachen packen und zu seinen Eltern in die Highlands reisen. Es hatte keinen Sinn, hier zu bleiben und auf Biegen und Brechen zu versuchen, diesen Urlaub zu viert zu verbringen. Sie würden sich eher zerstreiten als alles noch einmal in Ruhe zu bereden. Er drehte sich noch einmal zu April und Colt um: „Lasst uns den Rest des Urlaubs getrennt verbringen. Macht euch ein paar schöne Tage und wir treffen uns Ende der Woche auf Yuma wieder. Wenn es dann noch Bedarf gibt, werden wir noch mal reden, bis dahin ist der ärgste Groll hoffentlich verdampft.“
 

Saber war wirklich zu seinen Eltern in die Highlands aufgebrochen. Vorher hatte er April und Colt noch einmal nahe gelegt, es ihm gleich zu tun und sich noch ein paar ruhige Tage alleine zu machen. Von Fireball war wie erwartet keine Spur mehr gewesen. Der Cowboy trollte sich nach Texas, er hatte das Bedürfnis, der Natur und den Kühen wieder nahe zu sein. Dabei konnte er wenigstens seinen Kopf ausrauchen lassen und in Ruhe darüber nachdenken, wie er Fireballs Onkel zu werten hatte. April packte schweigend Ramrod zusammen und flog nach Yuma zurück. Sie strafte ihre Jungs mit Schweigen, sie war zwar sonst nicht nachtragend, aber sie war verletzt. Verletzt, weil man ihr offenbar kein Vertrauen entgegen brachte.

April verbrachte ihre Tage auf Yuma vorwiegend mit Ablenkung. So traf sie sich mit ihrer Cousine June oder auch mal mit ihrem Vater zum Mittagessen. Commander Eagle erzählte sie jedoch nichts von dem abgebrochenen Urlaub. Sie tischte ihm eine durchaus glaubwürdige Geschichte auf, weshalb jeder für sich alleine sein wollte und damit hatte sich die Sache. Die Blondine zermarterte sich nächetlang den Kopf, weshalb Fireball nicht mit ihr darüber gesprochen hatte. Sie verstand es schlicht und ergreifend nicht. Bisher hatte sie immer gedacht, den Rennfahrer und sie würde etwas verbinden, sie würden sich blind verstehen und einander ebenso blind vertrauen. Aber dem war nicht so.
 

An diesem Abend wurde April abgeholt. Von einem jungen Mann, der sie alleine mit seinem Blick um den Finger wickeln konnte. Fireball hatte sich relativ schnell wieder beruhigt, nachdem er im Restaurant so hochgegangen war. Er hatte sich bei Familie Moreno einquartiert und mit den beiden Männern sein Auto wieder fit gemacht. Danach hatte er sich ein Herz gefasst und war nach Yuma geflogen. Der Rennfahrer hatte es kaum eine Minute länger in Crimson Desert ausgehalten. Er wusste, dass er handeln musste, wollte er April nicht verlieren.

Deshalb entführte er sie an diesem Abend zum Picknick. Obwohl man es Fireball nicht ansehen würde, kannte er einige beschauliche, sinnliche Fleckchen in Yuma, wo sie ungestört waren und einfach nur den Abend und das mitgebrachte Essen genießen konnten. Die kleine Waldlichtung gefiel April auf Anhieb, dafür hatte sich die halbstündige Autofahrt gelohnt. Bisher hatte sie noch kein Wort mit Fireball gewechselt, sie war nur still neben ihm auf dem Beifahrersitz des Sportwagens gesessen und hatte beobachtet, wohin die Reise ging. So verdeutlichte sie ihm noch einmal, dass sie ihm nicht so einfach nachsah, was vorgefallen war. Seine Worte im Restaurant hatten April sehr verletzt, sie hatten ihre Wahrheiten verdreht und ihre Welt aus den Angeln gerissen.

Fireball breitete die große Decke auf der Wiese aus und bot April einen Platz an. Sein schlechtes Gewissen schlug sich auf seine Stimme nieder: „Ich hoffe, du nimmst meine kleine Entschuldigung an, Süße.“

Nach dem Ausbruch hatte es nicht lange gedauert, bis Fireball das schlechte Gewissen heimgesucht hatte. Immerhin waren sie alle seine Freunde, er hätte niemanden im Restaurant so anfahren dürfen. Vor allem nicht April, die Tränen in den Augen gehabt hatte, als er rausgestürmt war. Er mochte die Blondine, sie war nicht nur eine gute Freundin, eine helfende Hand, sie war etwas besonderes für Fireball. Fireball hatte April gerne um sich, neben ihr fühlte er sich in der Regel gut aufgehoben und behütet. Und April schien es nicht anders zu gehen. Der Rennfahrer wollte diese besondere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, nur weil er mit seiner Kindheit nicht umzugehen wusste. Dafür war sie zu kostbar.

Das blonde Mädchen stellte den mit Leckerein voll gepackten Korb neben sich und setzte sich zu Fireball auf die Decke. Es war so herrlich still hier und das, obwohl die Metropole Yuma kaum eine halbe Stunde von hier entfernt war. Zugegeben, es war seltsam, mit Fireball alleine zu sein. Es war etwas Neues für April, Shoppen oder zusammen mit ihm Spazieren zu gehen war etwas völlig anderes. Zum ersten Mal waren sie wirklich alleine, niemand konnte sie stören, denn weder der Rennfahrer noch die Ingenieurin hatten ihr Telefon mitgenommen. Sie musterte Fireball eingehend. Die meisten Blessuren vom letzten Urlaub waren mittlerweile wieder verheilt, sein Kinn war noch etwas blau, aber ansonsten würde man nicht sehen, dass ihm innerhalb von kurzer Zeit zwei Mal die Urlaube vermiest worden waren. Unendlich schüchtern brachte April schließlich hervor: „Kommt ganz drauf an, Fireball.“

Dem Japaner rutschte das Herz in die Hose. War sie etwa so von seinem Verhalten enttäuscht, dass sie ihm gar nicht mehr verzeihen würde? Saber hatte also Recht gehabt, als er ihn bei ihrem letzten Telefonat noch ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, April mit Samthandschuhen anzufassen. Er musste sich also richtig ins Zeug legen, wollte er zumindest den Status Quo wieder herstellen, der vor seinem Unfall geherrscht hatte. Fireball verschränkte seine Beine zu einem Schneidersitz, sein Blick fiel auf den Boden vor ihm. Er atmete schwer aus und gestand: „Es tut mir ehrlich leid, April. Ich hätte euch nicht deswegen anfahren dürfen. Ich hätte dich deswegen nicht so anknurren dürfen.“

April stützte ihre Arme hinter sich auf dem Boden ab. Sie streckte die Beine von sich und sah Fireball aufmerksam an. Er meinte seine Worte ernst und es war ihm schwer gefallen, sie zu sagen, das erkannte sie im Blindflug. Auf ihrem Gesicht erschien ein kleines Lächeln und ihre Augen begannen zu glänzen. Und da war noch etwas. April fühlte sich unbeschwert in Fireballs Nähe, auch wenn diese Situation etwas völlig Neues für sie war. Normalerweise trennte die beiden zumindest ein Tisch, wenn sie irgendwo zusammen saßen. Hier fehlten nur wenige Zentimeter. Ihr stieg eine zarte Röte ins Gesicht, als sie antwortete: „Ich verzeihe dir. Aber nur, wenn du mir auch noch eine Chance gibst.“

Fireballs Augenbrauen zogen sich fragend nach oben. Was sollte er ihr verzeihen? Gut, die letzten Wochen waren turbulent gewesen, aber Fireball könnte sich nicht daran erinnern, dass April sich bei ihm einen Fehltritt geleistet hätte. Das hätte er sich dann doch gemerkt. Krampfhaft versuchte Fireball von selbst darauf zu kommen, was April meinte, aber da war nichts. Ob sein Gedächtnis doch Lücken behalten hatte? Irritiert drehte er sich zu April um: „Weshalb?“

Aprils zarte Röte nahm noch einen Farbton zu, als sie den Kopf in den Nacken legte und verlegen in die Abendsonne blinzelte: „Ich hätte auch nicht so garstig sein dürfen. Du hast schon Recht, wenn du sagst, es würde niemanden etwas angehen. Ich hätte einfach nicht davon ausgehen dürfen, dass du mit jedem darüber sprichst. Es ist nur…“, April begann zu stottern: „ich…“

Während er April aufmerksam zuhörte, legte sich Fireball auf die Decke. Er streckte Arme und Beine von sich und drückte jeden einzelnen Wirbel in das weiche Gras, das unter der Decke als Polsterung diente. Seine braunen Augen ruhten dabei auf April, die nervös nach den richtigen Worten suchte, sie aber nicht fand. Er bemerkte auch ihre roten Wangen. Sogar verlegen war die Blondine noch süß. Die letzten Tage in Crimson Desert hatte sich wieder alles normalisiert. Fireball hatte sowohl Zeit als auch die Ruhe gefunden, seinen Unfall zu verdauen und mit seiner Familie endgültig reinen Tisch zu machen. Endlich war Fireball halbwegs in Urlaubsstimmung, aber für einen vollkommenen Urlaub fehlte noch etwas Entscheidendes. Die Aussprache mit April. Und auch das schien sich in Wohlgefallen aufzulösen. Zumindest war die Blondine nicht nachtragend. Als er bemerkte, wie April ins Stocken geriet, wandte er die Augen in den dunklen Abendhimmel und fuhr statt ihr fort: „Du hast dir Sorgen gemacht, ich weiß. Aber das musst du nicht. April, du musst mich deswegen nicht bemitleiden oder sonst was. Es ist okay, ehrlich.“

April neigte den Kopf zur Seite und blinzelte auf Fireball hinüber. Seine Stimme war ruhig, er klang, als wäre ihm das schon immer klar gewesen. Irgendwie war die kleine Blondine froh und dankbar, dass Colt und Saber in diesem Augenblick so weit weg waren, dass sie bestimmt nicht dazwischen funken konnten. April sah Colts dämliches Grinsen bereits vor sich, wenn er die beiden jüngsten aus dem Team beim gemeinsamen Picknick erlebt hätte. Er würde da wieder irgendwelche Geschichten reininterpretieren, die nicht waren. Oder hätte er dieses Mal vielleicht sogar Recht? April erschrak über diesen Gedanken. Könnte Colt wirklich Recht damit haben, wenn er Fireball und ihr das miteinander Liebäugeln unterstellte? Aprils Herz begann wie wild zu schlagen, weshalb nur wollte es nicht im gewohnten Takt weiterarbeiten? Die Blondine strich sich die Haare, die ihr über die Schulter nach vorne gefallen waren, hinter die Schulter zurück und atmete tief durch. Warum spielten ihre Gefühle nur verrückt? Sie schloss kurz die Augen und antwortete schließlich auf Fireballs Worte: „Das tu ich nicht. …Aber mögen darf ich dich, oder?“, was hatte sie da gesagt? Wo hatte April ihren Kopf? So etwas durfte sie Fireball doch nicht brühwarm erzählen, auch wenn es die Wahrheit war. Sie waren Freunde, nicht mehr und nicht weniger.

„Ich bitte darum, ja.“, schelmisch lächelnd drehte Fireball April sein Gesicht wieder zu. Seine braunen Augen strahlten Wärme und Zuneigung aus. Er hatte Aprils Worte nicht so aufgefasst, wie es April befürchtet hatte. Er genoss den lauen Sommerabend mit ihr auf dieser Waldlichtung, hatte keine Hintergedanken dabei. April war ein nettes Mädchen, sie war anders als die anderen. Fireball verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Mit einem Schlag wurde dem Rennfahrer bewusst, was er so lange mit sich herumgetragen hatte und niemals verstanden hatte. Plötzlich saß ihm ein Kloß im Hals, als er April eröffnete: „Ich mag dich auch, Süße.“

April wurde plötzlich heiß. Sie spürte, wie sie richtig rot im Gesicht wurde. Es war ihr peinlich, irgendwie musste sie sich auf andere Gedanken bringen. Je mehr sie daran dachte, desto röter wurde sie im Endeffekt. April setzte sich auf und kramte im Picknickkorb herum. Doch das, was sie suchte, fand sie nicht. Es musste wohl im schwarzen Auto liegen geblieben sein. Mit trockener Kehle fragte sie: „Hast du was zu trinken eingepackt?“

Kaum hatte sie diese Frage laut ausgesprochen, war Fireball auch schon aufgestanden. Während er auf den Wagen zuschritt, drückte er auf den Knopf seines Schlüssels und entriegelte das Auto. Die gelben Blinker leuchteten zweimal kurz auf und Fireball öffnete die hintere Tür. Er beugte sich in den Wagen und murmelte: „Die Wasserflasche hat sich wohl einmal mehr über den Rücksitz verkrümelt.“

Nun begannen auch noch Aprils Ohren zu leuchten. Wo sah sie denn hin? Es war ihr so peinlich, aber ihr Blick blieb an Fireballs Hinteransicht hängen. So genau hatte sie ihn noch nie angesehen, das hatte sie auch mit Colt und Saber nie gemacht. April atmete tief durch. Er war ihr Kollege und ein guter Freund, alles andere war bloße Einbildung.

Fireball kroch in den Wagen, die Mineralwasserflasche war ihm tatsächlich abhanden gekommen und wollte nicht auftauchen. Sie war bei einem Bremsmanöver aus dem Korb gepurzelt und hatte es sich im hintersten Winkeln, genauer gesagt unter dem Beifahrersitz, bequem gemacht. Der Rennfahrer vollführte allerhand Verrenkungen, um im engen Fondbereich an die Wasserflasche zu geraten, aber sportlich und gelenkig war er zum Glück. Triumphierend krabbelte er rückwärts wieder aus dem Wagen, stieß die Autotür mit einem Fußtritt zu und kam wieder auf ihre Sitzgelegenheit zu. Mit einem warmen Lächeln drückte er April die Flasche in die Hand und setzte sich wieder.

Während die Blondine die Flasche aufschraubte und daraus trank, angelte sich Fireball eine Erdbeere. Unschlüssig zog er die Beine an und ließ die Erdbeere durch seine Finger wandern. Seine Augen folgten den Bewegungen der roten Frucht. Fireball wurde bewusst, dass es für die weitere Freundschaft mit April nicht förderlich war, wenn er sie im Dunkeln stehen ließ. Sie war nicht wie Colt oder auch Saber. Die beiden fanden sich nach dem ersten Schrecken oder auch Ärger damit ab, manche Dinge einfach nicht gesagt zu bekommen. April jedoch verletzte es. Er wusste, April würde es ihm zwar verzeihen, dass er nichts gesagt hatte, aber dennoch würde sie das Vertrauen in ihn verlieren. Und das wollte Fireball schlicht und ergreifend nicht. Er hatte sich an ihre Gegenwart, ihre Nähe so sehr gewöhnt, dass er nicht mehr ohne sie sein wollte. Bisher war April immer für ihn da gewesen, diesen Umstand kannte Fireball so nicht. Bisher hatte früher oder später jede Fürsorge für ihn ein jähes Ende gefunden. Fireball wollte die Zuneigung, die ihm April in jeder Situation entgegenbrachte, nicht missen.

„Ich war sieben, als sie mich nach Crimson Desert geschickt haben.“

April setzte sofort die Wasserflasche ab, beinahe hätte sie sich verschluckt, als sie Fireballs Worte gehört hatte. Was war denn passiert? Hatte er im Wagen nicht nur die Wasserflasche sondern auch noch die Redseligkeit gefunden? Leicht hustend schraubte sie die Flasche wieder zu und sah Fireball zögerlich an. Sie wollte nicht weiterbohren, obwohl sie gerne alles gewusst hätte. April hatte Angst, dass er sofort wieder dicht machte. Sie wollte nicht weiter in seine Privatsphäre eindringen. Deshalb blinzelte sie. Vielleicht verstand er ihre unausgesprochene Andeutung.

Und tatsächlich. Fireball biss von der Erdbeere ab und lehnte sich zurück. Leise, fast sogar ehrfürchtig fuhr er fort: „Es waren harte Jahre für mich bei Derek und Josy. Und ich hab es deshalb niemanden erzählt, weil ich nicht mehr daran gedacht habe. Als ich mit dem Rennzirkus unterwegs war, oder auch mit euch, war es so weit weg. Es schien nicht mehr wahr zu sein und ich hab’s Stück für Stück einfach vergessen. Bis ich meinen tollkühnen Salto über den Abhang hingelegt hab. Die Erinnerungen sind nur in Fetzen wieder zurückgekommen, waren total zusammenhanglos. Und obwohl ich die Erinnerungen nicht richtig zuordnen konnte, hatte ich das Gefühl, dass ich sie mit niemanden von euch geteilt habe, nicht teilen wollte. Nachdem mir Saber gebeichtet hat, dass er manches über das Jugendamt in Erfahrung gebracht hat, hab ich ihn darum gebeten, mit niemanden darüber zu reden. Jetzt weiß ich, dass ich vielleicht eher mal den Mund aufmachen hätte sollen. Es tut mir so leid, April.“

Mittlerweile lag Fireball auf dem Bauch und stützte seinen Oberkörper mit den Händen ab. Sein Blick ging auf die Grashalme vor sich, die sich im lauen Abendwind beugten. April tat es ihm unweigerlich gleich, weil sie sein Gesicht sehen wollte, während er erzählte. Ihre blauen Augen beobachteten jeden Gesichtszug aufmerksam, immer wieder kontrollierte sie Fireballs Blick. Er schien traurig zu sein. Wieder hatte er sich mit einem aufrichtigen Tonfall bei ihr entschuldigt. Entgegen ihrer guten Vorsätze, setzte sie doch noch zu einer Frage an. April spielte mit den Grashalmen vor sich, als sie flüsterte: „Bitte sei mir jetzt nicht böse, Fire. Ich möchte wissen, weshalb du es uns nach dem Urlaub auf Funorama nicht gesagt hast. Hattest du Angst, dass Colt und ich es nicht verstehen würden?“

Fireball richtete seine Augen auf April. Verwundert blickten sie nun drein. Zaghaft schüttelte er schließlich den Kopf und gestand: „Nein. Ich wollte eigentlich auch Saber nicht sagen, dass Derek mich geschlagen hat, aber du kennst ja die Verhörmethoden von unserem Säbelschwinger. Das Problem war, dass ich mich mit einem Mal wieder an alles erinnern konnte. In wenigen Augenblicken hab ich mein gesamtes Leben noch einmal erlebt. Alles noch einmal, verstehst du? Ich hatte nicht nur einen gewaltigen Brummschädel nach dem Kampf, sondern auch wieder alles genau vor Augen. Es hätte mir gereicht, wenn ich es einmal erlebt hätte, stattdessen war die Erinnerung wieder so frisch, als wär’s erst fünf Minuten her und darüber reden hat für mich bedeutet, das ganze Desaster noch ein drittes Mal zu erleben.“, Fireball machte eine Pause, in der er April verlegen ansah. Weshalb schüttete er ihr sein Herz aus? Sie hatte ihm doch nur eine simple Frage gestellt und er gab Antworten, die sich jeder Reporter für ein Interview gewünscht hätte. Wie stellte April das bloß an? Sie stellte eine klitzekleine Frage, wollte nur eine ebenso kurze Antwort, aber stattdessen begann er sich seine Seele frei zureden. Natürlich, es war eine Wohltat, denn tatsächlich hatte er mit Saber nicht so offen darüber gesprochen und sonst hatte er mit niemanden noch darüber geredet. Tief in ihm kam das Gefühl auf, dass er April alles anvertrauen konnte. Weshalb nur hatte er das nie? Fireball blieb an ihren blauen Augen hängen. Sie waren so offen, vertrauensvoll und voller Liebenswürdigkeit. Er verlor sich beinahe darin.

April richtete sich wieder leicht auf. Sie hatte gemerkt, was Fireball nicht ausgesprochen hatte. Prügel von Derek zu beziehen, war nicht die Ausnahme, sondern die Regel, gewesen. Es war nicht nur manchmal vorgekommen, sondern dauernd. Mitfühlend und zärtlich legte April dem jungen Japaner eine Hand auf die Wange. Sie hauchte: „Oh, Fireball…“, es tat ihr unendlich leid, kein Kind durfte geschlagen werden. Und auch, wenn es Jahre her war, die Angst würde nicht verschwinden. Das hatte April erleben können. Fireball war inzwischen erwachsen, lange schon aus dem Haus und konnte sich ansonsten prima gegen Menschen verteidigen, die wesentlich größer und auch stärker als er waren. Doch als er seinem Onkel gegenüber gestanden war, hatte ihn der Gedanke an damals gelähmt.

„Ich hab doch gesagt, du musst mich nicht bemitleiden.“, sanft lächelnd schob Fireball Aprils Hand zur Seite. Er setzte sich ebenfalls wieder auf. Seine Stimme war neckend gewesen, damit April ihn auch ja richtig verstand. Tatsächlich fühlte er sich jetzt besser. Eine schwere Last war von seinen Schultern gefallen. Dafür aber saß ihm nun etwas auf der Brust. Er wusste nicht, was es war, aber jedes Mal, wenn er April ansah, wurde es stärker. Sie war wunderschön, ihre Haare glänzten im letzten Sonnenlicht golden und ihre Augen machten den aufgehenden Sternen Konkurrenz. Sie trug an diesem Tag nicht ihr übliches Outfit, mit dem sie sonst Ramrod unsicher machte. April hatte sich eine bequeme Jeans angezogen, dazu trug sich eine weiße Bluse, die ihr einige Nummern zu groß war, was aber leger aussah und ihr ausgezeichnet stand. Fireball mochte diese ungewöhnliche Kleidung an April. Schmunzelnd strich er April eine widerspenstige Strähne hinters Ohr: „Aus mir ist doch auch so ein netter Kerl geworden, oder etwa nicht?“

April wandte verlegen den Blick ab, wieder wurde sie leicht rot. Aber zu ihrer Erleichterung konnte sie festhalten, dass ihr Begleiter auch nicht besser dran war. Beide waren verlegen, ja, aber unwohl fühlten sie sich in der Situation nicht. Es war lediglich ungewohnt und neu. Für beide.

Als Fireball seine Hand wieder zurückzog, griff April nach ihr und hielt sie fest. Sie kniete sich hin und hauchte Fireball einen kleinen, schüchternen Kuss auf die Wange: „Ein liebenswürdiger Chaot ist aus dir geworden. …Mein kleiner Hitzkopf.“

Über sich selbst erschrocken wich April wieder ein Stück zurück. Hatte sie ihn wirklich gerade geküsst? Ebenso verlegen, wie erfreut beobachtete Fireball die kleine Blondine. Zum ersten Mal war ihm Nähe nicht unangenehm. April hatte sich im Laufe der Zeit immer wieder ein Stückchen angenähert, sie hatte diese unsichtbare Linie niemals überschritten. Oder aber er hatte es nie verstanden. Fireball hatte lange nicht verstanden, was es war, weshalb er sich nach keinem Mädchen mehr ernsthaft umdrehte, seit er April kannte. Aber nun wurde es ihm klar. Ehe die Information aber richtig sacken konnte, hatte Fireball schon darauf reagiert. Er griff nach Aprils Hand und seine Lippen berührten ihre weichen Lippen für einen kurzen Augenblick.

Bis die Vernunft in beiden erwachte. Sie waren Kollegen! Fireball wollte davon ablenken, sich selbst und April, was gerade geschehen war. Es war so schnell gegangen, er hatte nicht nachgedacht. Mit dem unschuldigsten Blick, den er aufbringen konnte, streckte er April eine rote Frucht entgegen: „Erdbeere?“

Es hatte April überrascht, in dem Augenblick, als sich ihre Lippen berührt hatten, hatte sie sich fallen lassen. April hatte die Augen geschlossen und es geschehen lassen. Es hatte sich so gut angefühlt. Aber es durfte nicht sein. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, irgendwie mussten sie sich aus dieser Lage retten. Eines war April klar, würden sie liegen bleiben, kamen weiter dumme Gedanken, die sie vielleicht bereuen würden. Deshalb stand sie auf und deutete auf den Weg: „Was hältst du von einem Spaziergang?“

Der Rennfahrer nickte und schob sich die Erdbeere, die April geflissentlich ignoriert hatte, als Wegzehrung in den Mund. Sie schritten Seite an Seite durch die Abenddämmerung.
 

Den Rest der Woche verbrachte April dann doch im Oberkommando. Sie wollte Ramrod gewartet wissen, wenn ihre drei Jungs aus dem Urlaub kamen. Aber nach Feierabend, da hielt sich April ihre Zeit frei. Sie verbrachte die Abende mit Fireball, für dessen Anwesenheit sie sehr dankbar war. Seit dem Picknick war ihre Freundschaft noch ein Bisschen enger geworden und vertrauter. Bald würde April einen solchen Partner an ihrer Seite brauchen, um alles heil zu überstehen, aber das konnte noch niemand ahnen…
 

THE END



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Sannyerd
2008-09-15T21:15:38+00:00 15.09.2008 23:15
wow, jetzt bin ich baff, kann es sein das ich die FF vollkommen übersehen habe??? Das Datum sagt mir URLAUB, ja ich war zu der Zeit im Urlaub man ey... *heul*

Aber jetzt habe ich ich sie ja gelesen, es war klasse!!!
Man oder ich ^^ konnte alles fühlen, da swar alles so real klasse wie du da sschaffst, was ich immer net so kapier ist warum die Japaner immer westliche namen haben, wie der bruder von Fires Vater der ja Shinji heißt/hieß und sein Bruder Derk öhm....

knuddel THX
Von:  collie
2008-08-12T09:41:56+00:00 12.08.2008 11:41
Hi meine Süße,

was soll ich da noch sagen? Zu mal du meine Meinung ja schon kennst. *g* ... Verkauf die Story an die Studios ... hatten wir ja schon ... lol. An den Kommis vor mir siehst du ja, dass es gefällt.

also ... knuddels ... hattu fein demacht ... (hab Sonnenstich aus Urlaub mitgebracht *g*)

Cu
Von:  Miss
2008-07-31T12:05:56+00:00 31.07.2008 14:05
Suupiii ;)
Kriegst auch ein fettes LOB von mir.
Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung gibt.

Liebe Grüße

Von: abgemeldet
2008-07-30T17:24:48+00:00 30.07.2008 19:24
Hey Süße
Kennst ja meine Meinung schon.
Das Ende find ich total Romantisch. Endlich kriegen die beiden es gebacken :-)

Einfach toll geschrieben.

*ab zu den favos*
Von: abgemeldet
2008-07-30T12:57:16+00:00 30.07.2008 14:57
Oh, ich bin hin und weg... und warte natürlich gespannt auf die Fortsetzung. klingt als würde es noch richtig spannend werden.
Super geschichte!Freue mich auf mehr!
Von:  Kittykate
2008-07-30T08:36:41+00:00 30.07.2008 10:36
Also, ich find es super!
Endlich wissen Colt und April auch bescheid über seine Vergangenheit. Saber hat super reagiert im Cafe und Fire den Hintern gerettet *schmacht*
Und zu dem Liebespaar in spe: Süüüüüüüüß! Es ist schön dass sie zusammen die Abende verbringen und sich ihr gegenseitiges Vertrauen wieder aufbauen!
Wie wird es wohl weitergehen? Teil 3 steht an, entnehme ich aus deinen Schlussworten. Bin schon sooooo gespannt!

Dickes, fettes Lob für deine wunderschön geschriebene Geschichte. :)


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