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Sonnenaufgang

Alternativ zu Der Baum am Meer
von

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Frühstück

Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl in der Küche fallen, um seiner Großmutter bei der Arbeit zu zusehen.

Das Frühstück war noch nicht fertig, also beschloss er noch etwas vor sich hin zu dösen, ehe der Tumult in der Küche weiter ging.

Und da kam der Quälgeist auch schon um die Ecke und jammerte sofort weiter.

„Alle meine Freunde haben Vögel! Nur ich nicht! Ich will auch einen! Kauf mir jetzt einen, Papa! Ich will ein Vogel haben!“

Auf Andrés Stirn pulsierte eine Ader. Er riss sich wirklich zusammen. Sophie drehte sich herum und betrachtete das Schauspiel kurz, ehe sie sich neben André an den Tisch setzte.

„Dann fang ihr doch einfach einen.“

„Nein. Sie hat so viel. Sie soll nicht verwöhnt werden.“

Sophie hob bewundernd eine Augenbraue.

„So? Du kaufst doch sonst auch immer alles, was sie haben will.“

„Tue ich nicht!“

//Na klasse.//

Nun stellte sich seine eigene Großmutter auch noch gegen ihn.

„Oma!“, sprach das Mädchen und hing sofort an ihren Arm.*

„Papa will mir keinen Vogel kaufen!“

„Er wird schon einen Grund dafür haben.“

Als sie das sagte, warf sie einen kurzen Blick auf ihren Enkel, der mit vor der Brust gekreuzten Armen, breitbeinig und einem Ausdruck im Gesicht, der ihr ein Lachen entlockte, auf seinem Stuhl saß. Es war dieses typisch trotzige Schmollen, was er als Kind immer aufsetzte, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen konnte. Oder wenn Oscar ihn in seiner frühen Jugend ärgerte und er sich nicht wehren konnte.

„Kauf du mir einen!“

Das kleine Mädchen setzte einen speziellen Blick auf, mit dem sie bei allen anderen immer ihren Willen bekam. Sie beherrschte ihn gut, nur leider ließ sich das alte Großmütterchen nicht so schnell erweichen, wie manch ein anderer im Haus de Jarjayes.

„Kind!“

André lies seine geballte Hand etwas fester auf den Tisch nieder sinken, als er es wollte, woraufhin das Mädchen erschrocken zusammen zuckte und ihren Vater entgeistert anstarrte.

„Es gibt keinen Vogel!“

Er verlor nun echt seine Geduld.

//Jeden Morgen das Gleiche mit ihr//, dachte er.

„Immer ‚Ich will dies‘ und ‚Ich will das‘! Sieh ein, dass du nicht alles haben kannst, was du haben willst. Lern zu verzichten!“

Sophie merkte, dass in Andrés Stimme kurz ein Flattern auftauchte, was sie darauf aufmerksam machte, dass er gerade von sich selbst sprach. Sie musste zugeben, dass ihr Enkel, im eigentlichen Sinne, eine sehr kalte Kindheit hatte. Sicher, er hatte das, was er am meisten brauchte, aber Kleinigkeiten waren einfach nie drin gewesen, dessen war er sich wohl schon früh bewusst geworden, dass bemerkte sie erst jetzt. Er war als Kind schon furchtbar erwachsen gewesen. Was man von seiner Tochter wirklich nicht behaupten konnte. Statt das sie endlich Still war, fing es erst richtig an. Quietschend und laut schreiend, schimpfte sie herum und warf mit Ausdrücken um sich, die Sophie noch nie gehört hatte.

André faste sich an die Stirn und seufzte schwer. Das Großmütterchen musste plötzlich lachen. Es war immer wieder göttlich mit anzusehen, wie ihr Enkel sein eigenes Kind verzog und daran immer wieder zu verzweifeln schien.

Reinreden wollte sie ihm auf gar keinen Fall. Sie wollte nicht die böse Oma sein, die einem alles verbot.

„Du bist gemein! Ich mag dich nicht mehr!“, schrie das Mädchen.

André erwiderte darauf nur ein gelangweiltes: „Ja, ja“, und fing an, sie zu ignorieren.

Plötzlich polterte eine helle Stimme durch den Raum, woraufhin das Mädchen sofort still wurde und sich ganz brav auf einen Stuhl setzte.

„Cathérine! Genug!“

Oscar hatte die Küche betreten.

Das Geschrei war bis in ihr Zimmer gedrungen und hatte sie erwachen lassen.

„Hör auf deinen Vater. Du hast wirklich genug Spielsachen.“, sagte sie dann wieder in einem ruhig normalen, leicht Mütterlichen Ton.

„Aber ich mag einen haben, Maman!“

„Nein. Wenn du älter bist und dich darum kümmern kannst, reden wir erneut darüber.“, sagte sie leise und ging um den Tisch herum, um ihrem Geliebten einen leichten Kuss auf die Lippen zu hauchen.

„Iih!“, gab Cathérine von sich und machte einen leichten angewiderten Gesichtsausdruck.

„Ihr küsst euch ja!“, fügte sie noch hinzu.

Da André ihr nie lange böse sein konnte, nickte er.

„Ja, das tun wir. Willst du auch?“, womit er nach ihr griff und sie zu sich rüber hob.

Oscar entglitt ein fröhliches Lachen, als sie das Gelächter der beiden hörte, die sich gegenseitig das Gesicht voll sabberten. Dabei tobten sie so herum, dass sie fast das Geschirr, was Sophie vor einigen Minuten hingestellt hatte, herunter fegten.

André konnte es gerade noch so fest halten, ehe es die Tischkante zum Fall passiert hatte.

Die junge Frau, die seitlich neben ihnen stand, erhob erneut ihr Wort, worauf beide still hielten und sich wieder ordentlich hinsetzten. Ihr militärische Stränge war immer noch zu spüren, obwohl sie schon seit fünf Jahren aus dem Militärdienst ausgetreten war.

//Aber eigentlich war es gar nicht so schlecht//, dachte Andre, //denn so hatte man Cathérine besser unter Kontrolle.//

„Nun komm, meine Kleine. Wir wollen etwas Frühstücken gehen.“

Oscar hielt ihrer Tochter die Hand entgegen. Diese rutsche vom Schoß ihres Vaters und nahm die schmale Hand ihrer Mutter, um mit Oscar aus der Küche heraus zu gehen.

André blieb alleine bei seiner Großmutter zurück und frühstückte mit dieser.
 

Im Speisesaal sprang Cathérine freudig auf ihren Großvater zu, der bereits am Tisch saß und das Tageblatt studierte. Als er das fröhliche Quietschen seiner Enkeltochter hörte, legte er es weg und beugte sich leicht zu ihr herunter. Er erwiderte ihr Lächeln und begrüßte sie. Oscar war es immer wieder fremd, ihren Vater so herz allerliebst zu sehen, da er doch sonst immer hart und streng mit allen war, die ihn umgaben. Merkwürdigerweise aber, hatte dieses Verhalten erst bei Cathérine angefangen, sodass Oscar sich Gedanken machte, woran es wohl liegen konnte.

Mit leichtem und verträumten Lächeln auf den Lippen, ließ sich Oscar ihrer Mutter gegenüber, auf einen der zahlreichen Stühle, nieder und erinnerte sich an den Tag, als ihr Vater nach Hause gekommen war und Cathérine bereits das Licht der Welt erblickt hatte...
 

Der General hatte über einen Boten erfahren, dass seine jüngste Tochter ihr Geboren hatte. Da er aber zu diesem Zeitpunkt ein ganzes Stück vom Anwesen entfernt war und er es nie rechtzeitig geschafft hätte, entschloss er erst ein paar Tage später endlich aufzubrechen und nach Hause zurück zu kehren.

Als er die Eingangshalle betreten hatte und er von seiner Frau herzlich begrüßt wurde, wurde er von ihr sofort eine Etage höher geführt und mit seiner neuen Enkeltochter bekannt gemacht. Im ersten Augenblick wollte er sie gar nicht sehen, aber als er doch einen Blick in das Kinderbett warf, fiel ihm jeglicher Zorn aus dem Gesicht. Das zahnlose Lachen des kleinen Engels, bewegte etwas ihn ihm, was er lange nicht mehr verspürt hatte.

Oscar saß während dessen auf einem Stuhl am Fenster, als ihr Vater Cathérine aus ihrem Bett hob und sie in seinen Armen leicht hin und her wog. Oscar dabei musste schmunzeln...
 

Neben Oscar polterte etwas, was sie aus ihren Gedanken riss.

Reflexartig fasste sie nach der Stuhllehne und schob ihre Tochter auf die Sitzfläche da sie mit dem Stuhl fast umgefallen wäre.

Kaum hatte sich das Kind gesetzt, wünschte General de Jarjayes allen einen guten Appetit und fing auch gleich darauf an zu essen. Alle anderen am Tisch taten es ihm gleich.
 

*Uroma hört sich so alt an. Deswegen las ich sie zu Sophie Oma sagen



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KathyColin
2008-08-14T17:12:52+00:00 14.08.2008 19:12
Der arme Andre! Aber ich finde es einfach so geil, wenn Andre einmal wütend ist und ausrastet. Da ist er so männlich und sexy! * schmach* *schwärm* Ich liebe es einfach , wenn einmal ein Machtwort spricht. Auch wenn seine Kleine nicht darauf hört! Hab ich es es doch gewusst OPscar kommt mir ihrer ganzen art besser klar. Aber dafür ist die Rollenverteilung klar aufgeteilt. oscar ist die böse Mami und Andre der gute Vati. Obwohl ich denke dass seine Kleine auch zu ihrem vater kommt, wenn sie etwas hat. Ist halt dass männliche Gene. Manner strahlen Stärke , Kraft und Schutz aus. Und davon hat Andre sher viel *schwärm*

Ich hoffe es kommen noch sehr viele Teile.
Von:  Yvaine
2008-08-12T18:51:08+00:00 12.08.2008 20:51
Wie goldig!
Hab mich fast weggeschmissen vor Lachen, der arme André!
Die Kleine tanzt ihm aber ganz schön auf der Nase herum und Oscar meistert die Angelegenheit souverän wie immer.
Mal sehen was Du Dir noch einfallen lässt!


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