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ehemals Vampir & Wolf
von

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Neuanfang

Es müssen Tage oder Wochen vergangen sein, die ich einfach vor mich hin vegetierte, die ich mich nicht zu rühren wagte. Die Cullens hatten mir ein Zimmer eingerichtet, in dem ich den gesamten Tag zubrachte.

Ein anderes Leben wartete auf mich, ein Leben, das sich nicht zu leben lohnte.

Wie sollte es aussehen?

Hier zusammen mit diesen Vampiren, mit den Cullens?

Irgendwo allein in einer Waldhütte, weit weg von anderen Menschen?

Bis irgendwann Samuel kommen und mich holen würde.

Ein Leben, ohne Jacob?

Es schmerzte daran zu denken, es körperlich zu spüren, zu wissen, das es genau so war.

Ich hatte nicht ahnen können, wie sehr ich ihn, selbst Billy und das Rudel vermissen würde. Die Leere brannte sich in mein Herz, das mir zum ersten Mal bewusst machte, das es reglos still stand.

Die Zeit verrann, ohne das ich jagte. Manchmal brachte Esme mir menschliche Nahrung und ich nahm sie zu mir, ohne wirklich etwas zu schmecken. Tagen zogen einfach an mir vorbei.

Mir blieben Einsamkeit und Schmerz als ständige Begleiter.

Warum tat es so weh? Das Stechen bohrte sich tiefer in mein Inneres, als selbst nach dem Tod meines Vaters, dem Verlust meiner alten Existenz. Es fühlte sich an, als hätte ich mich selbst verloren, einen Teil von mir, meine bessere Hälfte..

Ich konnte es nicht verstehen, mir nichts darunter vorstellen, nur schweigen und empfinden.

Grenzte mein Verhalten nicht schon an Selbstverletzung?
 

Irgendwann, ich lag bewegungslos auf dem Bett und starrte hinaus in den Wald, vernahm ich das leise knarren der alten Holztür, blickte mich nicht um, lauschte nur weiter.

Ein Mädchen hockte sich neben mich, saß einfach an meiner Seite, ohne etwas zu sagen.

Ihre Hand strich über meinen Oberarm, brachte mir das Gefühl einer Berührung zurück ins Gedächtnis, sodass meine Augen wieder begannen zu Tränen.

Schweigend nahm sie mich in den Arm, wiegte mich leicht hin und her, als wüsste sie, wie ich mich fühlte.

Minutenlang rührte ich mich nicht, genoss nur die beruhigende Wärme auf meiner Haut. Sie erinnerte mich an Jacob, ließ jedoch nicht zu, dass ich in das schwarze Loch stürzte. Es fühlte sich an, als spanne sie ein Netz, das mich auffing und wieder hinauf trieb, ein Stück hinauf, dem Nebel entgegen, der es erträglicher machen würde, auch wenn ich noch nicht die Sonne sah.

„Ich weiß, wie du empfindest. Edward hat mich auch einmal verlassen und es war grauenvoll ohne ihn zu leben. Der Schmerz lässt nicht nach, aber er wird taub und pocht nur noch unterschwellig. Es wird wieder gute Tage geben. Damals.. hat mich Jac.. hat mich jemand aufgefangen und mir das Licht gezeigt, dass die Welt noch immer erhellte. Es blendete mich im ersten Moment, hatte ich doch so lange im Schatten gelebt, aber es machte alles.. erträglicher. Er hielt mich zusammen, wenn ich zu zerbrechen drohte..“

„Warum erzählst du mir das alles Bella?“, fragte ich leise, meine eigene Stimme kaum erkennend. Sie klang kratzig, unbenutzt und brüchig. War das wirklich ich?

Ich richtete mich langsam auf und blickte in ihre braunen, noch immer menschlichen Augen.

„Weil ich weiß, wie es ist und ich nicht möchte, dass du so traurig bist.“

„Ich bin kein Teil deiner Familie, nicht deine Freundin.. Warum?“

„Weil du ihn glücklich gemacht hast.. und vielleicht hat er gelernt das es wieder bessere Zeiten geben wird.“ Sie sprach ganz leise und ich musste mich vorbeugen um sie verstehen zu können. Ich sah die Dankbarkeit in ihrem Blick, gemischt mit dem Schmerz ihn nicht selbst geheilt zu haben, für seine Traurigkeit verantwortlich zu sein und ich spürte, wie ich begann Bella Swan ein wenig besser zu verstehen. Sie musste Jacob auch sehr geliebt haben und wie ich, hatte sie ihn trotzdem verletzt. Wir hatten wohl einiges gemein. Mehr, als ich mir gewünscht hätte.

„Danke.“

„Willst du nicht vielleicht mit hinunter kommen? Die anderen wollen gern mit dir reden und du solltest deine neue Familie kennen lernen.“

Meine Familie? Das war nicht meine Familie, Billy, das Rudel und Jacob.. Nein, Bella hatte recht. Ich konnte nicht zu ihnen zurück kehren, durfte nicht verlangen, dass sie mir vergeben, hatte kein Recht dazu. Nie mehr ihr Lachen, seine Nähe, seine Wärme.

Ich nickte ihr zu und stand langsam auf. Meine Glieder streikten im ersten Moment, zu lange hatte ich sie kaum bewegt und doch zwang ich mich weiter zu machen, weiter, immer weiter, einer unendlichen Existenz entgegen.

Die Stufen der Treppe knarrten, als wir gemeinsam hinunter gingen. Sie erinnerten mich seltsam abrupt daran, wo ich mich hier befand, im Haus der Cullens, der Familie die ich um Hilfe gebeten hatte, die sie abgelehnt hatte und nun doch an meiner Seite stand.. Oder stand ich nicht viel mehr hinter ihnen?

Ich war keine Kämpfernatur, nie gewesen.. Ich konnte mich nicht verteidigen, war immer auf einen starken Beschützer angewiesen gewesen und nun war ich hier, in einer Gruppe von Vampiren, statt einer Gruppe von Werwölfen. Wieder eine Gemeinschaft in die ich mich hinein zwängte.

Damals hatte Billy kaum eine andere Wahl gehabt als mich aufzunehmen und den Cullens hatte ich sie auch nicht gelassen. Vielleicht musste ich auch diesen Ort hinter mir lassen?

Ich durfte mich ihnen nicht aufdrängen.. Ihnen sollte die Wahl bleiben..
 

Wie bei meinem ersten Eintreffen hier, saßen bereits alle Cullens um den großen Tisch versammelt und schienen auf mich zu warten.

Carlisle richtete sich langsam auf, das Gesicht zu einem leichten Lächeln verzogen. „Willkommen Clair.“ Es lag mehr Wärme in seiner Stimme, als ich erwartet hätte. Als würde er mich wirklich begrüßen, zurück begrüßen.

„Ich danke euch dafür, dass ihr mich aufgenommen habt, doch ich möchte..“

Bella nahm meine Hand, ganz vorsichtig, zaghaft, und zog mich mit sich zum Tisch, sodass ich in der Mitte der Familie landete. Alle wirkten sehr vertraut mit einander, Rosalie, Emmet, Esme, Carlisle, Bella und Edward, Alice, Jasper.. Obwohl ich zwischen ihnen stand, fühlte ich mich nicht heimisch. Sie waren gut zu mir, aber immer wieder wanderten meine Gedanken zu dem, was Billy über sie erzählt hatte.. oder Jacob..

„Es ist in Ordnung Clair, wir haben uns bereit erklärt dich aufzunehmen, bis du einen eigenen Lebensweg gefunden hast.“ Meine Augen wanderten zu Carlisle. „Warum tut ihr das? Gegen Samuel wolltet ihr mir nicht helfen, aber jetzt..“

„Du hast uns nicht ausreden lassen. Wir konnten dir gegen ihn nicht helfen, nicht, während du in La Push lebtest, denn schließlich, dürfen die Grenze nicht überschreiten. Hier, in unserem Haus, in Forks, können wir dich beschützen.“

„Und dich lehren es selbst zu tun.“, setzte Emmet nickend hinzu.

„Das erklärt noch immer nicht, warum ihr mir erlaubt zu bleiben.“

Edward seufzte hinter mir und ich wandte mich langsam zu ihm und Bella um, die mich noch immer mitfühlend ansah.

„Weil wir es so wollen, ist das nicht genug? Weil du Hilfe brauchst, die wir dir ohne Bedenken geben können, weil du uns ähnelst, und nicht zuletzt, weil wir sehen, dass du ein Schüssel bist, der zwischen uns und den Werwölfen existiert.“

Ich musste einen Augenblick über seine Worte nachdenken. Es gab eine Ähnlichkeit zwischen uns, sicherlich, denn schließlich ernährte auch ich mich nur von Tierblut... doch was meinten sie mit dieser Bezeichnung? Ein Schlüssel?

„Du bist ein Vampir, zweifellos, denn du ernährst dich von Blut, deine Haut ist blass, dein Herz schlägt nicht und trotzdem sind deine Augen grau, dein Körper nicht so unnatürlich kalt, weil das Werwolfgen in dir erwacht ist, weil du zum Teil auch zu einem Rudel gehörst,.. zu seinem Rudel.“, setzte er nach einer kurzen Überlegung hinzu.

„Nein, ich gehöre nicht mehr dort hin.. Sie würden mich jagen, wie jedes Monster, das ihr Territorium betritt.“ Darauf wusste niemand etwas zu antworten. Wir standen still da und warteten auf irgendwas, irgendwen.. Der Schmerz überrannte mich erneut, als ich an die vergangenen Wochen zurück dachte, an das erste Treffen im Wald, an seine Heimkehr, an unsere gemeinsamen Stunden. Es waren glückliche Zeiten, glückliche und schöne, die ich niemals missen wollte..und doch schmerzte es so sehr daran zu denken, an sein Lachen, seine Nähe, seine Berührungen..

Warum erzitterte mein Körper, wenn ich an seine Hand auf meiner Haut dachte? An seine Lippen auf meiner Stirn? Warum wünschte ich mir jetzt er hätte seine auf meine gepresst, hätte mich geküsst?

Edward räusperte sich und riss mich in die Gegenwart zurück.

„Vielleicht sollten wir gemeinsam jagen gehen? Du lagst lange Zeit dort oben in deinem Zimmer und bist sicherlich durstig.“

Ich nickte, noch immer durch meine seltsamen Wünsche verwirrt, und verschwand mit ihm im Wald.
 

Es dauerte nicht lange, bis wir ein paar Hirsche auswendig gemacht und erlegt hatten. Ihr Blut beruhigte mich ein wenig und stoppte den Durst, der mir gar nicht richtig bewusst geworden war, bevor das frische Blut meine Zunge benetzt hatte.

„Das tat gut, danke.“

Edward hockte neben mir an einem kleinen Bach. Er hatte instinktiv gespürt, oder einfach in meinen Gedanken gelesen, dass ich noch nicht zurück wollte.

Wir schwiegen einige Minuten, es mochten Stunden gewesen sein. In der Gegenwart eines Vampirs schien es mir, als würde die Zeit anders vergehen. Dann sprach er langsam und leise, als wolle er mich nicht aus meinen Gedanken schrecken.

„Was denkst du über uns Clair?“

Sein Blick ruhte auf mir, während er das fragte und ich schaute zu ihm auf. „Ich bewundere, dass ihr kein menschliches Blut trinkt und als Familie zusammen lebt und vor allem respektiere ich dich dafür, dass du Bella nicht gebissen hast, obwohl ihr Geruch für dich so besonders ist.“

„Aber?“

Ohne wirklich darüber nach zu sinnen, ging ich dazu über es einfach zu denken. Ich mag keine Vampire, ich verstehe warum Jacob sie als Monster bezeichnet, denn eben so habe ich sie kennen gelernt. Obwohl ich erkennen kann, dass ihr euch von ihnen unterscheidet misstraue ich euch.. Es tut mir leid, wenn euch das verletzt, doch es ist schwer einen Vampir anders zu sehen, als wie es mir meine Erinnerung sagt.

Zwar hasse ich deine Familie und dich nicht, aber..

„Wir werden auch keine Freunde..“ Es war keine Frage, nur eine einfache Feststellung. Er klang nicht wirklich verletzt, aber doch ein wenig traurig. „Kannst du wenigstens versuchen Bella dabei außen vor zu lassen? Ich habe letztes Mal deutlich bemerkt, dass du sie verurteilst für den Schmerz, den Jacob erlitten hat, aber versuche sie erst kennen zu lernen.“

Ich lächelte. „Keine Sorge ich sehe sie schon mit etwas anderen Augen. Vermutlich werden wir nie die besten Freunde, aber sie ist in Ordnung.“

„Danke.“, antwortete er schlicht und lächelte ebenfalls ein schiefes Lächeln. Wenn ich ihn so betrachtete musste ich zugeben, dass Edward wirklich gut aussehend war und trotzdem hätte ich mich für Jacob entschieden. Der Vampir hatte etwas zurückhaltendes, bedrohliches an sich, dass Bella vermutlich nicht einmal wahrnahm.

Jacob.. Wieder musste ich an ihn denken. Was er jetzt wohl tat? Wie es ihm wohl ging? Ich hatte ihn verraten und sicherlich hatte Billy ihm die ganze Eigentümlichkeit meiner Person inzwischen offen gelegt. Ich, der Mischling zwischen zwei Erzfeinden. Edward behielt recht. Ich war eine Schlüsselfigur, doch trieb mich das nur zwischen zwei Grenzen.

Diese Rolle machte mich nicht zu einem glücklichen Kind zwischen zwei Welten, sondern sorgte schlicht dafür, das mich Einsamkeit umhüllte.



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