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Schall und Rauch

Which path will you choose?
von

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Der Song zu diesem Kapitel: http://www.youtube.com/watch?v=f0TXOAeu6Gc
 

Empfehlung: Erst an entsprechender Stelle abspielen (:
 

Bild zum Kapitel: http://fc85.deviantart.com/fs38/f/2008/339/7/a/7a20b4b399ef0b19f094781da6a71f14.jpg

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Kapitel 46
 

Elphaba stand wie angewurzelt vor Glinda und konnte sich nicht rühren. Die Worte ihrer Freundin hatten auf sie eingeschlagen wie ein Blitzgewitter und die Hexe fühlte sich ohnmächtig, sowie betäubt. Sie konnte nicht glauben, was Glinda gerade gesagt hatte… Nein, sie wollte das nicht glauben.

Glinda wartete ab, aber ihr schien es, als hätte Elphaba nichts mehr zu sagen, da die Hexe sich nicht rührte.

Keine der beiden Frauen weinte mehr. Schweigend standen sie sich gegenüber. Glinda hielt noch immer Elphabas rechte Hand in ihren beiden.

‚Elphaba, sag doch bitte was…’, flehte die brünette Zauberin in Gedanken, doch die Freundin bewegte sich nicht.

Seufzend zog Glinda die grüne Frau an sich heran und drückte sie sanft.

„Wir werden uns wieder sehen… Im nächsten Leben. Ich glaube daran…“, hörte Elphaba ein Flüstern an ihrem Ohr. Doch noch immer war Elphaba nicht in der Lage, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Sie schien ihrer Stimme nicht mehr mächtig zu sein und ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Wie ein böser Traum fühlte sich dies alles an und Elphie hoffte, dass sie bald aufwachen würde.

Sie fühlte nur noch, wie Glinda ihre Wange kurz gegen die grüne drückte und sich dann von der Hexe löste. Wie hypnotisiert sah Elphaba ihrer Freundin hinterher, die langsam zur Tür ging, diese öffnete und dann verschwunden war. Glinda hatte sich nicht einmal mehr umgedreht…
 

„Der Sonnenaufgang auf Kiamo Ko ist immer atemberaubend!“, meinte Fiyero und nickte mit seinem Kopf in Richtung Osten, „Sieh, da!“

„Oh, wow…“, murmelte Londaro, der neben Fiyero herging und nun auch Richtung Osten blickte. Die aufgehende Sonne schimmerte in den Tönen weinrot bis orange am Himmel und wurde von Minute zu Minute heller.

„Nicht wahr?“, grinste der Scheuch und deutete dann mit seiner Strohhand geradeaus, „Siehst du die Umrisse dort oben auf dem Berg? Das ist Kiamo Ko. Noch eine knappe Stunde und wir sind dort.“

„Das ist ja nicht mehr weit. Weiß du schon, wie du vorgehen willst, Fiyero?“

„Ich hatte gedacht, ich gehe erst einmal alleine rein und tue so, als wäre alles beim Alten. Ich muss die beiden dann nur irgendwie herauslocken und ihr könnt sie euch dann schnappen.“

„Aber ist die Grüne nicht die Hexe?“, fragte Londaro zögernd.

„Ja, wieso?“, entgegnete Fiyero verdutzt.

„Können Hexen nicht hexen?“, fragte der Sekretär unschuldig und zwinkerte den Scheuch an.

„Achso, jetzt verstehe ich, worauf du hinaus willst. Keine Sorge, Accursia hat mich ausgestattet…“

„Was meinst du damit?“

„Lass das mal meine Sorge sein…“, sagte Fiyero geheimnisvoll und ging einen Schritt schneller, zum Zeichen, dass das Gespräch für ihn beendet war.
 

Die Morgensonne ließ die Smaragde in der grünen Stadt funkeln, als Jytte sich heimlich und leise in der frühen Morgenstunde aus dem Palast schlich. Ein paar Straßen weiter bog sie in eine dunkle Seitengasse ab, die kalt und grau vor ihr lag.

Plötzlich wurde sie am Arm gepackt und kraftvoll an die Mauer eines Hauses gezogen. Als sich ihr Mund zum Schrei öffnete, fühlte sie, wie eine Hand blitzschnell über ihren Mund gelegt wurde.

„Jytte, ich bin es…“, flüsterte eine bekannte Stimme und die Dienstmagd wurde losgelassen.

„Oh Oz, Margo! Hast du mich erschreckt!“, hauchte Jytte atemlos.

„Entschuldige, das wollte ich nicht, aber du kennst mich ja!“, grinste Margo und ihre weißen Zähne blitzten selbst in der Dunkelheit hell auf.

„Wir haben nicht viel Zeit! In zwei Stunden werden die ersten berauschten Gäste wieder aufwachen und dann muss ich mich um das Frühstück kümmern. Außerdem habe ich ja die glorreiche Aufgabe, mich um Stellaione Arlets persönliches Wohlergehen zu bemühen…“, knurrte Jytte sarkastisch, was Margo noch breiter grinsen ließ.

„Ist der blonde Giftzwerg nicht süß?“, fragte die grünhaarige Frau ebenso sarkastisch.

„Hör bloß auf!“

„Bin schon still. Wir haben ohnehin dafür leider jetzt keine Zeit. Also, was gibt es Neues?“, fragte Margo und sah die kleinere Frau abwartend an.

„Der Trupp müsste bald in Kiamo Ko eintreffen und Glinda, sowie die Hexe gefangen nehmen. Dann kehren sie zurück und Elphaba soll öffentlich hingerichtet werden. Vor Glindas Augen. Danach soll diese in den Kerker gesteckt werden – zusammen mit Elphabas Gegenständen und ihrer Asche. Und einem Messer.“

„Großer Oz, Suizid?“, fragte Margo entgeistert und konnte nicht glauben, dass jemand so etwas grausames planen konnte, „Von wem stammt die Idee? Akaber?“

„Nicht ganz…“, setzte Jytte an und schüttelte den Kopf, „Unsere Stella hat da auch ganz gewaltig ihre Finger mit drin…“

„Woher weißt du das eigentlich alles?“

„Ich musste die Damen während ihrer Konzepttagung bedienen und habe mal das eine oder andere vergessen… Darum musste ich also mehrmals in den Raum… Diese Frequenz habe ich auch mitbekommen. Die Selbstmordidee stammt von Stella.“

„Mich würde interessieren, was bei dieser Frau alles falsch gelaufen ist!“, schimpfte Margo plötzlich mit gedämpfter Stimme.

Jyttes Augenbrauen schossen vor Überraschung in die Höhe: „Sag nicht, du kennst sie? Du hast die ganze Zeit schon so über sie geredet…“

„Doch, ich kenne sie… Aber das ist Jahrzehnte her. Ich werde mich persönlich um sie kümmern… Da gibt es noch eine offene Rechnung… Und außerdem ist sie viel zu gerissen und gefährlich. Das würde ich niemand anderem antun wollen…“

„Oh Oz…“, stöhnte Jytte auf, „Wie verstrickt ist diese Geschichte eigentlich?“

Da es mehr eine rethorische Frage war, nickte Margo nur zustimmend und klärte Jytte dann über den weiteren Plan auf.

Nachdem Margo der Dienstmagd noch einen Brief für Meredith zugesteckt und sich bei ihr bedankt hatte, gingen die beiden Frauen in entgegengesetzte Richtungen auseinander, als hätten sie sich nie getroffen.
 

Elphaba stand wie angewurzelt in ihrem Turmzimmer, als sie Glindas Absätze auf den Steinstufen hörte. Mit jeder Stufe, die Glinda erst ging und dann rannte, wurde Elphaba wieder lebendiger.

‚Sie geht… Sie verlässt dich…’, dachte die Hexe panisch und starrte auf die offen stehende Tür.

‚Nein! Lass das nicht zu! Lass es nicht zu! … Was willst du eigentlich?’, fragte sie sich selber und zuckte mit den Schultern.

‚Ich weiß es nicht… Ich kann es nicht ausdrücken…’, gestand Elphaba sich gedanklich ein. ‚Dann frage dich, was du nicht willst… Was ist das? … Ich will nicht, dass Glinda geht… Da hast du deine Antwort! Worauf wartest du…?!’ Elphaba schien es, als gäbe es zwei Stimmen in ihrem Kopf, doch das war ihr jetzt ganz egal.

Mit einem Ruck setzte sich ihr Körper in Bewegung. Sie rannte zur Tüte, zog die neue Kette daraus hervor und steckte diese in die Rocktasche, zu ihrer anderen Kette. Als sie Glindas Schritte nicht mehr hörte, wurde sie erneut von Angst ergriffen. Diese Angst war ihr nicht unbekannt: das einzige in ihrem Leben gehen zu lassen, was ihr je etwas bedeutet hatte. Wie ein gejagter Hase raste sie die Stufen zum Wohnsaal hinunter.

Als Glinda die Stufen hinuntergeeilt war, blieb sie noch einmal kurz vor dem eleganten Flügel stehen, an welchem Elphaba dieses wundervolle Lied geschrieben hatte.

„No, I can’t live if living is without you….“, flüsterte sie leise und merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen kullerten. Elphaba hatte noch nicht einmal versucht, sie aufzuhalten. Glinda hatte keine Ahnung, was sie nun tun sollte, aber eines wusste sie: sie musste raus hier.

„Glin!“, rief Elphaba, als sie sah, wie Glinda gerade auf die Flurtür zusteuerte. Ohne sich umzudrehen, blieb Glinda stehen und fragte nach einem kurzen Schweigen gerade noch laut genug: „Was?“

Langsam ging die Hexe auf ihre brünette Freundin zu, bis sie ganz dich hinter ihr stand. Da der Wohnsaal im westlichen Teil des Schlosses lag, war es noch sehr dunkel und nur die Morgendämmerung brachte etwas Licht in den Raum.

„Glin…“, flüsterte Elphaba nun zärtlich, ohne die Freundin zu berühren.

Glinda lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie Elphabas Atem in ihrem Nacken spürte. Sofort roch sie wieder den bekannten Duft von Milch und Honig.

Vorsichtig drehte sie sich zu Elphaba um und sah sie mit feuchten Augen an.

„Elphaba, was…“, begann Glinda, doch wurde von einem grünen Zeigefinger unterbrochen, der sich liebevoll auf ihre zitternden Lippen legte.

Als Glinda verstummte, hob Elphaba beide Hände in die Höhe und ließ alle Kerzen und den Kamin im Raum aufleuchten.

„Wenn du glaubst, ich lasse dich noch einmal gehen, Glinda Hochborn, dann hast du dich getäuscht…“, murmelte Elphaba gefühlvoll, legte beide Hände auf Glindas Wangen und zog die Freundin zu sich heran. Sie schloss die grünen Augenlieder und ihre dunkelgrünen Lippen suchten hingebungsvoll nach dem anderen Paar Lippen.

Verärgert drückte Glinda die Freundin von sich weg, sodass sie Elphaba ansehen konnte.

„Was… Was soll das?“, stotterte sie, doch Elphaba lächelte nur und wollte sie erneut küssen.

Abermals drückte Glinda die Hexe von sich weg. Diesmal jedoch weniger stark.

„Was ist in dich gefahren?“

Auch diesmal antwortete Elphaba nicht. Stattdessen nahm sie ihre rechte Hand von Glindas Wange und legte sie um ihre Hüfte. Dann zog sie die brünette Schönheit im Kerzenschein noch näher an sich heran und sah sie fragend an.

„Was… Mir gehen die Fragen aus….“, hauchte Glinda, als sie Elphabas Blick sah, in welchem grenzenlose Liebe lag. Solche Blicke kannte sie nur aus ihrer Kindheit, denn ihre Mutter und ihr Vater hatten sich oft so angesehen.

„Gedankt sei Oz….“, flüsterte Elphaba und endlich weigerte sich Glinda nicht mehr, als die Hexe sie ein drittes Mal an sich zog und sie diesmal vorsichtig, aber zärtlich küsste.

Als Glinda sich jedoch dem Kuss hingab und ihre Arme im spiegelverkehrten Abbild zu Elphaba um die grüne Frau legte, merkte sie, wie die Zärtlichkeit langsam in Leidenschaft steigerte.

Als Glinda jedoch langsam den Mund öffnete, um Elphabas Zunge Einlass zu gewähren, zog die Hexe ihren Kopf leicht zurück und legte ihre Stirn schwer atmend gegen die Stirn von Glinda.

Der Kuss hatte auch Glinda den Atem geraubt und sie hörte, wie Elphaba sich langsam wieder erholte.

„Es gibt nur das Hier und Jetzt…“, flüsterte Elphie und zitierte damit Glindas Worte von vorhin, „Es gibt nur uns. Die Vergangenheit zählt nicht mehr und die Zukunft ist jetzt, in diesem Augenblick, nicht wichtig… Ich weiß nicht, was ich fühle, aber nur, weil ich keine Ahnung habe, wie ich es ausdrücken kann. Ich weiß aber eines ganz genau: Ich kann dich nicht gehen lassen, Glin. Du bist alles, was für mich noch wichtig ist. Du bist alles, was mir jemals wichtig war. Nachdem ich dich in die Kutsche gesetzt habe, habe ich jeden Tag meines weiteren Lebens an dich gedacht. Ich tue alles, was nötig ist, dass du bei mir bleibst. Ich will lernen, dir zu zeigen, was du mir bedeutest. Ich will wachsen, aber das kann ich nur mit dir. Lass mich lernen, Glinda. Ich lebe den Augenblick…“

Erst nachdem sie das gesagt hatte, löste Elphaba ihre Stirn von der ihrer Freundin und sah sie an. Mit diesen Worten hatte die Hexe nicht nur Glinda überrascht, sondern vor allem sich selbst.

Glinda erwiderte den Blick mit Tränen erfüllten Augen.

„Du weißt nicht, wie du deine Gefühle ausdrücken kannst?“, fragte sie mit einem Kloß im Hals, „Du brauchst dafür keine Worte, Elphie…“

Ohne von Glinda wegzuschauen, griff Elphaba in ihre Rocktasche und zog die Kette mit den zwei Herzen heraus. Auch Glinda blickte nicht hinab, sondern sah Elphaba die ganze Zeit über tief in die Augen, als diese ihr die Kette umband.

Als der Verschluss einrastete, küsste Elphie Glindas Stirn.

„Danke…“, flüsterte sie leise.

„Wofür?“, fragte Glinda ebenso leise und tastete nach dem Anhänger der Kette.

„Für alles… gefällt sie dir?“

Erst bei dieser Frage fühlte Glinda, dass sie nicht die Träne der heiligen Aelphaba um den Hals trug und schaute verwirrt hinab. In ihren Händen hielt sie ein kleines, grünes Herz, in welches ein größeres, pinkes Herz eingehängt war.

„Oh Oz…“, hauchte Glinda und eine kleine Träne kullerte ihre Wange hinab.

„Ist das jetzt eine gute Träne?“, fragte Elphaba und lächelte liebevoll, als sie mit ihrer Hand unter Glindas Kinn griff und dieses hochzog, sodass Glindas blaue Augen wieder in Elphabas dunkelbraune blickten.

„Allerdings…“, flüsterte Glinda und drückte die beiden Herzen sanft. „Aber wieso hast du…“

„Ich glaube, ein Teil von mir wusste schon immer… was das zwischen uns ist… Auch wenn ich es nicht definieren kann…“, gab Elphaba ehrlich zu.

„Das geht mir gerade nicht anders…“, gestand auch Glinda, „Auch ich kann das gerade nicht in Worte fassen… Aber ich erinnere mich auch noch an einen anderen Weg… meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen…“

Bei diesen Worten lehnte sich Glinda wieder ein Stückchen vor und schloss die Augen. Elphaba tat es ihr gleich und sie nahm Glinda in ihre Arme, als die beiden Münder der Frauen sich abermals berührten. Dieses Mal war es jedoch die brünette Schönheit, die den Kuss leitete.

Sie küsste Elphaba erst zärtlich und sanft, dann jedoch wurde der Kuss wieder etwas leidenschaftlicher und langsam bahnte sich Glindas Zunge ihren Weg.

Elphaba fühlte, wie Glindas Zunge ihre Lippen streichelte. Dabei stellten sich die Nackenhärchen der Hexe auf und in ihr machte sich ein Gefühl breit, welches sie noch nie erlebt hatte. Elphie öffnete etwas zaghaft ihren Mund, was Glinda nicht entging.

Sie wusste, dass es Elphaba überfordern würde, also widerstand Glinda dem Drang, den dünnen, grünen Körper mit ihren Händen zu erforschen.

Sie hatte in ihrer Jugend so einige Küsse erhalten, erwidert und auch gegeben, aber dieser Kuss fühlte sich ganz anders an. Er war viel intensiver. Glindas gesamter Körper reagierte, als sie Elphabas Zunge mit ihrer streichelte. Dieser Kuss war der erste, der sich für Glinda absolut richtig anfühlte.

Auch Elphaba war überwältigt von den Reaktionen ihres Körpers. Das einzige Mal, als sie in ähnlicher Weise jemanden geküsst hatte, war mit Fiyero gewesen. Doch dieser Kuss fühlte sich ganz anders an. Denn dieser Kuss war gewollt und Elphaba stellte überrascht fest, dass es sich sogar wundervoll anfühlen konnte.

Glinda fühlte, wie Elphabas Körper sich nach einer kurzen Zeit anspannte und langsam ging sie wieder dazu über, an den grünen Lippen zu knabbern und sie zärtlich zu küssen.

„Oh heilige Lurline…“, stöhnte Glinda, als sich die beiden Münder nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder voneinander trennten.

„Du sagst es…“, keuchte Elphaba, die die hübsche Brünette nun atemlos im Arm hielt und ihren Kopf in Glindas Schulter vergraben hatte.

Als die Brünette merkte, wie die Hexe leise in ihre Schulter lächelte, fragte sie erstaunt: „Elphie, was ist?“

Elphaba hob ihren Kopf und sah Glinda grinsend an: „Küsst du immer so beim ersten Mal?“

„Elphaba Elea Thropp!“, kicherte Glinda mit gespielt-entsetzter Stimme, „Sie überraschen mich heute ganz schön oft und nein, ich habe seit…“, sie hielt inne und musste überlegen, „.. seit ganzen zwei Jahren niemanden mehr geküsst und noch nie in meinem Leben habe ich jemanden SO geküsst!“

„Ich überrasche mich selber…“, murmelte Elphaba nachdenklich und ihr Lächeln ließ langsam nach, als sie in die funkelnd-blauen Augen blickte.

Glinda erwiderte diesen Blick schweigend.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie nach einiger Zeit und sah die grüne Frau in ihren Armen besorgt an.

„Ich… Ich…“, stammelte Elphaba und holte dann tief Luft, „Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich fühle…“

„Wie das?“, fragte Glinda überrascht und schaffte es nicht, ihr Erstaunen zu verbergen.

„Deine Augen… Ich weiß nicht, ich kann das nicht beschreiben… Ich kann es nicht aussprechen…“

„Was dann?“

„Ich muss es singen…“, flüsterte Elphaba leise und nahm Glindas Hand.

„I can’t live if living is without you…“, murmelte Glinda ebenso leise.

„Du hast mich also doch gehört…”, sagte Elphaba ruhig und es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

„Ja, ich konnte nicht anders… Ich… Ist es schlimm?“, fragte Glinda verunsichert.

„Nein, Glin, gar nicht. Nun macht es mir nichts mehr aus. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, ich kann meine Gefühle am Besten zum Ausdruck bringen, wenn ich singe. Es fühlt sich dann einfach so an, als würde nichts mehr meine Gefühle zurückhalten können…“

„Ich kenne das Gefühl…“, nickte Glinda, „Ich schreibe immer – Gedichte. Ein weißes Blatt Papier und ein Stift in meiner Hand… Und schon fühlt es sich an, als würden die Worte nur so fließen, die ich zum Beschreiben meiner Gefühle brauche.“

„Ich weiss…”, gestand Elphaba und zitierte dann leise eine Strophe aus Glindas Gedicht, welches sie vor ein paar Stunden erst gelesen hatte: “I chose –

I’m gonna be the strength you need tonight.

I’m gonna stand beside you

when you just can’t fight to hold on.

I’m not giving up on the plans we made.

If there’s a chance I believe we can find a way…

I won’t let you give up now!

We will survive all of this somehow!

Together.”

„Oh nein… Du hast es gelesen?“, fragte Glinda und bereute sofort, dass sie das Gedicht hatte liegen lassen.

„Ja, aber es hat mir geholfen… Ist es schlimm?“, fragte Elphie lächelnd, als sie Glinda abermals zitierte.

„Nein…“, lächelte Glinda unsicher zurück, „Wenn es dir geholfen hat, natürlich nicht… Aber wie denn geholfen? Ich habe mich ja eigentlich gegen das alles entschieden…“

„Du hast dich nur dagegen entschieden, weil du dachtest, es wäre der beste … und einfachste Weg…“, stellte Elphie fest.

„Ja, das stimmt….“

„Du hast daran geglaubt, dass wir das alles zusammen durchstehen und in dem Moment, als du aus der Tür gegangen bist, wusste ich, dass du Recht hattest. Ich würde das ohne dich nicht durchstehen, aber nicht nur, weil du mir Unterstützung gibst und mir Mut machst, sondern vielmehr, weil ich in den kurzen Tagen gemerkt habe, was genau in meinem Leben gefehlt hat, Glinda. Und das warst du. Ich wusste, dass ich dich nicht gehen lassen kann. Das hätte ich nicht noch einmal überlebt. Es stimmt: I can’t live if living is without you…“

„Ich habe dich nie aufgegeben, Elphie… Auch nicht nach deinem offiziellen Tod. Aber genau das tat immer nur weh und es hat geschmerzt… Ich wollte, dass das aufhört und habe erkannt, dass es an mir liegt… Ich wollte immer mehr von dir und dachte, du könntest mir dieses ‚mehr’ nicht geben… Und darum habe ich diese Entscheidung getroffen, um bei dir bleiben zu können. In diesem Zustand hätte ich nicht mit dir, aber auch nicht ohne dich gekonnt, also musste ich das ändern, was mich in deiner Anwesenheit so verletzte: meine Gefühle für dich…“

„Was aber nicht auf die Schnelle geklappt hat, wie ich vermute und hoffe…“, lächelte Elphaba und strich Glinda eine braune Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Nein… So was kann man ja kaum steuern. Auf diesen Augenblick habe ich länger gewartet, als ich mir eingestehen wollte, Elphaba. Ich hoffe einfach nur, dass das kein Traum ist!“, seufzte Glinda und legte ihren Kopf auf Elphabas Brustkorb.

„Ich werde dir jetzt beweisen, dass es kein Traum ist, meine Schöne…“, murmelte die Hexe und drückte die Freundin sanft von sich weg. Sie nahm Glindas Hand und führte sie zu dem eleganten Flügel.

Als Elphaba sich setzte, sagte sie: „Ich habe gestern noch eine Melodie gespielt, zu welcher mir aber noch kein Liedtext einfiel… Aber jetzt… jetzt weiß ich, welche Worte diese Melodie begleiten müssen…“

Gespannt stellte sie Glinda neben den Flügel. Als Elphaba die ersten Noten spielte, glitt ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken.
 

„Heilige Scheiße…“, stöhnte Penelope, als sie sich von Ramóns nacktem Körper befreite und sich den schmerzenden Schädel hielt. Blinzelnd stolperte sie in Richtung Badezimmer. Dort wusch sie sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser, putzte sich die Zähne und sah sich suchend nach einem Kleidungsstück um.

„Irgendwo hier muss doch mein…. Aha!“, überlegte Nele laut, als sie unter Ramóns Party-Jackett ihren Morgenmantel entdeckte. Noch immer etwas benommen griff sie nach dem dunklen Kleidungsstück des nackten Mannes in ihrem Bett, um an ihren Morgenmantel zu gelangen. Als sie das Jackett jedoch aus Versehen fallen ließ, vernahm sie verwundert ein leises Klacken.

Sie zog erst ihren Mantel an, bevor sie sich bückte, um das Kleidungsstück vom Boden aufzuheben. Dabei fiel eine kleine Schmuckdose aus der Tasche und landete genau vor Penelopes Füßen.

„Was zum Ballon…“, flüsterte sie perplex und bückte sich erneut. Ihre Hände zitterten vor Hunger, als sie das Döschen langsam öffnete.

„Heilige Scheiße!“, schrie sie etwas zu laut aus, als ein wunderschöner Diamant ihr entgegenfunkelte. Die Fassung des Steins sah aus, wie eine kleine Krone und der Ring selber war aus purem Gold gemacht worden.

‚Für meine Königin’ lautete die Inschrift und Penelope wurde augenblicklich übel.

„RAMÓN!“, donnerte sie und stampfte zurück in das Schlafzimmer, „Hast du sie eigentlich noch alle?!“

„Dir auch’n schönen guten Morgen…“, nuschelte der blonde Mann müde und drehte sich im Bett um, sodass er seine Geliebte ansehen konnte.

„Was soll das?“, schrie Nele weiter und stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Was soll was?“, fragte Ramón verwirrt. Er war noch immer nicht ganz wach. „AUA!“, schrie nun auch er auf, als ihn etwas hart am Kopf traf.

„DAS!“, maulte die Frau und deutete auf das Döschen, welches sie gerade geworfen hatte.

Als der Mann sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Stirn rieb, murmelte er: „Ich hätte dich gestern Nacht fragen sollen, aber der Sex hat mich einfach abgelenkt.“

„Sag mir jetzt nicht, dass du wirklich um meine Hand anhalten wolltest….“, sagte Penelope nun etwas ruhiger, aber dafür umso mehr entgeistert.

„Wollte ich nicht.“

„Was wolltest du denn?“

„Dich fragen, ob du meine Frau werden willst!“, lachte Ramón und wich dem nächsten Gegenstand aus, der gezielt in seine Richtung flog.

„Heiraten! Ich fasse es nicht!“, ärgerte sie sich und stellte sich genervt ans Fenster.

Ramón zog sich schnell seinen Morgenmantel über, nachdem er aus dem Bett gestiegen war und ging auf die Frau zu. Von hinten legte er seine Arme um die Liebe seines Lebens, welche sich jedoch sofort werte.

„Nele, bitte, hör mir nur kurz zu, ich bitte dich!“, flüsterte er, als die beiden sich ansahen.

Als Penelope schwieg, atmete Ramón einmal tief durch und begann zu sprechen: „Ich habe diesen Ring schon etwas länger und gestern schien mir einfach der richtige Zeitpunkt zu sein. Dazu hat das Hexenkraut natürlich auch beigetragen… Du bist die Liebe meines Lebens und das weißt du auch! Aber jetzt sehe ich alles wieder normal und nicht so leicht und beschwingt, wie gestern Nacht.

Ich weiß, dass es noch nie einen anderen Mann außer mir an deiner Seite gegeben hat, weil du unglaubliche Bindungsängste hast. Du warst immer eingesperrt, bis zu deinem 21. Lebensjahr. Du hattest nie eine feste Bezugsperson und immer wieder wurdest du im Stich gelassen. Du hast diese Angst noch immer. Wenn du meinen Antrag annehmen würdest, käme damit auch wieder die Angst hoch… Ich möchte dich zwar sehr gerne fragen, aber ich werde es nicht tun.

Ich werde dich damit nicht belasten. Ich will dir beweisen, dass ich, egal was du auch tust, an deiner Seite bleibe, bis du mir vollkommen vertraust. Ich will gemeinsam mit dir an deiner Angst arbeiten, bis du siehst, dass es auch etwas anderes gibt, als ständig verlassen zu werden.

Darum frage ich dich jetzt etwas anderes: Nimmst du den Ring an, als Zeichen meiner Liebe und wirst du ihn tragen, als Zeichen, dass du mich auch liebst?“

Während Ramón gesprochen hatte, war Penelopes Kindheit und ihre Jugendzeit noch einmal an ihr vorbeigelaufen. Mit Kindesaugen hatte sie mit ansehen müssen, wie ihr Vater im Vollrausch nach einem heftigen Streit ihre Mutter niedergestochen hatte. Danach hatte sie ihn nie wieder sehen müssen.

Ramón war der erste Mann in ihrem Leben gewesen, den sie an sich und ihre Gefühle herangelassen hatte und alles nur, weil er damals so hilflos gewesen war. Sie hatte sich damals das erste Mal in ihrem Leben stärker gefühlt, als ein Mann. Und aus diesem Grund hatte sie sich auch in Ramón verliebt. Er hatte ihr nie das Gefühl gegeben, schwach zu sein. Immer wieder hatte er ihr gezeigt, dass er sie auf Händen trug und sie war der Überzeugung, dass dies auch ein Grund war, warum sie dieses Leben hatte ertragen können.

„Wieso liebst du mich so sehr… So sehr, nach allem… Du stehst hier vor mir und willst mich lieben, obwohl ich schon drei Mal davongelaufen bin, Ramón…“, fragte Penelope leise, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.

„Ich liebe dich, weil du die einzige Frau in meinem Leben bist, die mich kein einziges Mal bevormundet hat. Neben dir habe ich mich immer akzeptiert gefühlt. Ich konnte dir etwas geben und kann es auch noch immer… All die anderen Frauenfiguren in meinem Leben haben mir immer deutlich gemacht, dass sie mich nicht brauchen. Aber du, Nele, du warst die einzige, die jemals zu mir gesagt hat: ‚Ich brauche dich’. Aber so, wie du mich brauchst, brauche ich dich auch… Ich liebe dich, von ganzem Herzen…“

„Glaubst du… dass wir beide… füreinander… ich meine…“, stammelte Penelope und blickte auf den Boden. Sie glaubte nicht an Schicksal und brachte es darum auch nicht fertig, diese Frage zu stellen.

„Füreinander bestimmt sind, meinst du?“, half Ramón ihr und wartete nicht einmal die Antwort ab, „Ja, das glaube ich… Du hast dich immer von Männern bedroht gefühlt, auch wenn ich nicht weiß, warum. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich habe mich immer von Frauen bedroht gefühlt und du weißt, warum. Du hast immer die Starke sein müssen. Du hast immer deinen Kopf durchgesetzt, um zu zeigen, dass du nicht schwach bist. Ich habe immer einstecken müssen, wodurch ich nie jemandem zeigen konnte, wie stark ich eigentlich sein kann. Wir sind zwei Puzzleteile eines großen Bildes, welche genau ineinanderpassen. Ja, wir sind füreinander bestimmt, weil niemand meine Lücke so füllen kann, wie du es kannst. Und niemand kann deine Lücke so füllen, wie ich es kann. Wir verstehen den anderen so, wie es niemand anderes könnte…“

„Wie poetisch, Herr Akaber…“, lächelte Penelope und über ihre Wange rollte eine kleine Träne. Sie wusste, dass er Recht hatte und sie liebte ihn von ganzem Herzen dafür, dass er in solchen Situationen immer den Mut hatte, diese Dinge auszusprechen.

„Du weißt, dass ich Recht habe…“, lächelte Ramón zurück und küsste seine Geliebte sanft auf den Mund.

„Ja, ich nehme den Ring an als Zeichen deiner Liebe zu mir und ich werde ihn tragen als Zeichen meiner Liebe zu dir. Aber bitte, versuch nicht, mich einzufangen. Dafür ist es noch zu früh…“, flüsterte Penelope und blickte wieder auf den Boden.

„Nele…“, sagte Ramón ruhig und schob mit seiner Hand zärtlich Penelopes Kinn in die Höhe, sodass sie ihn ansehen musste, „Eine Königin, wie du es bist, gehört nicht in einen Käfig. Ich werde dich niemals festhalten, wenn du gehen willst. Aber ich werde dir Halt geben. Wenn du mich irgendwann heiraten willst, werde ich es tun. Wenn es nicht so sein sollte, werde ich dennoch nichts vermissen, solange ich als Mann an deiner Seite – gemeinsam mit dir – leben kann.“

„Ich liebe dich, Ramón. Wie habe ich das nur alles verdient?“

„Ich liebe dich auch, Nele und dieselbe Frage könnte ich dir auch stellen… Wir sollten aufhören, unser Glück zu hinterfragen… Wir müssen beide lernen, das zu akzeptieren. Ich denke, dann wird uns vieles leichter fallen…“

Penelope konnte nur noch nicken und ließ sich von Ramón den wunderschönen Ring auf ihren dünnen Finger stecken. Er passte genau.

„Danke…“, flüsterte sie unter Tränen.

„Ich danke dir, meine Liebe!“, erwiderte Ramón und küsste seine Freundin mit all seiner Liebe und Leidenschaft, die er für sie empfand.

Es war in diesem Moment, als sich beide Liebenden wünschten, sie könnten ihr wahres Ich, welches sich gerade offenbart hatte, öfter in der Öffentlichkeit zeigen.
 

„Und?“, fragte Londaro aufgeregt, als Fiyero wieder zurückgelaufen kam. Der Trupp hatte sich hinter sämtlichen Bäumen und Büschen rund um Kiamo Ko versteckt und da der Morgen gerade erst anbrach, waren sie kaum sichtbar.

„Ich glaube, El… die Hexe spielt Klavier…“, murmelte Fiyero offensichtlich verwirrt.

„Was? Um diese Uhrzeit? Warum?“, fragte Londaro ebenso verwirrt.

„Ich habe keine Ahnung, aber das ist jetzt auch egal! Seid ihr bereit?“, fragte Fiyero die Männer, die sich in seiner Nähe befanden.

„Ja, Sir, sind wir!“

„Gut!“, nickte der Scheuch und ging neben einem Soldaten in die Knie, „Sie wissen, was Sie zu tun haben?“

„Ja, in den Oberschenkel!“, flüsterte der Mann hinter dem Baum, welcher seinen Bogen schon gespannt hatte.

„Richtig. Bei beiden.“

„Fiyero?“, fragte Londaro dazwischen, „Was ist das eigentlich da auf der Spitze des Pfeils?“

„Akaber hat es mir gegeben. Spätestens, wenn es trifft, wirst du verstehen, was es ist!“, grinste der Scheuch, „Ich werde jetzt reingehen.“

Ohne ein weiteres Wort schlich Fiyero aus dem Gebüsch. Bevor er jedoch das große Eingangstor erreichte, drehte er sich zu dem Trupp um und klatschte einmal über seinem Kopf in die Hände. Dies war das Zeichen, dass es nun losgehen sollte.

Erst dann drehte er sich um und öffnete die große Eingangstür. Als diese sich knarrend aufschob, bestieg Fiyero ein mulmiges Gefühl.

‚Fiyero Tiggular, reiß dich zusammen!’, tadelte er sich in Gedanken und schloss die Tür hinter sich.

Er ging langsam den dunklen Flur entlang und die Töne des Klaviers drangen gedämpft an seine Ohren. Hätte er noch ein Herz gehabt, so hätte dieses laut gepocht.

Vorsichtig öffnete er die Tür zum Wohnsaal nur einen kleinen Spalt und blickte hindurch. Dort am Klavier saß sie, seine Fae. Das weiße Oberteil, welches sie trug, untermalte ihren smaragdischen Grünton und Fiyero verspürte den Drang, die Frau in seine Arme zu nehmen.

„Was…“, stutze der Scheuch, als er eine Brünette erblickte, die neben Elphaba am Klavier stand und wie gebannt auf die Hexe starrte.

‚Großer Oz, ist das GLINDA?’, fragte sich der Scheuch innerlich und war äußerst erstaunt. Er fragte sich, was die beiden wohl vor hatten und ob dieser offensichtliche Stilwandel der beiden etwas damit zu tun hatte, was gerade in der Smaragdstadt passierte.

Als er die grünen Finger über die Tasten gleiten sah, schossen die Zweifel in ihm hoch: ‚Ich kann das nicht tun… All die Jahre, nein, nein… Das kann ich ihr einfach nicht antun und Glinda auch nicht. Ganz gleich, ob mein Stolz verletzt ist, aber das… nein…’

Mit diesen Zweifeln wollte er gerade eintreten und sich bemerkbar machen, um die beiden zu warnen, als Elphaba plötzlich anfing, zu singen. Fiyero fuhr erschrocken zusammen und stand lauschend, mit der Klinke in der Hand, in der Tür.

Mit jedem gesungenem Wort, welches aus Elphabas Mund kam, wurden seine Zweifel Schritt für Schritt, Wort um Wort, zunichte gemacht.
 

Als Elphaba ihre Hände auf die Klaviertasten legte, brach ihre innere Mauer und sie hatte das Gefühl, als wüsste sie genau, was sie nun zu tun hatte. Mit einem letzten Blick zu Glinda, welche ihr ermutigend zunickte und sie liebevoll anlächelte, begann Elphaba zu singen:
 

„There is something that I see

In the way you look at me.

There's a smile, there's a truth in your eyes…

But an unexpected way

On this unexpected day…”
 

Bei diesen Worten musste Glinda lächelnd. Auch für sie war dies alles sehr unerwartet passiert, auch wenn sie es sich gewünscht hatte.
 

„Could it mean this is where I belong?

It is you I have loved all along.
 

It's no more mystery.

It is finally clear to me.

You're the home my heart searched for so long

And it is you I have loved all along!”
 

Elphaba wusste nicht, woher diese Worte kamen, aber jedes einzelne von ihnen fühlte sich richtig an. Sie vertraute auf ihre innere Stimme, als diese ihr sagte, sie solle weitersingen…
 

„There were times I ran to hide -

Afraid to show the other side.

Alone in the night without you

But now I know just who you are…

And I know you hold my heart!

Finally this is where I belong

It is you I have loved all along.
 

It's no more mystery.

It is finally clear to me.

You're the home my heart searched for so long

And it is you I have loved all along.
 

Over and over I'm filled with emotion

Your love it rushes through my veins

And I am filled with the sweetest devotion

As I, I look into your perfect face…”
 

Als die Hexe diese Strophe sang, blickte sie Glinda an. In den wunderschönen blauen Augen der Freundin standen die Tränen, aber sie lächelte. Glinda lächelte eines ihrer schönsten Lächeln, welches sie hatte und Elphaba wusste in diesem Moment, all das, was sie in der vergangene halben Stunde getan hatte, war genau das, was sie hatte tun wollen. Mit einem tiefen Atemzug setzte sie noch einmal an, um dem Lied ein würdevolles Ende zu bereiten.
 

„It's no more mystery!

It is finally clear to me!

You're the home my heart searched for so long!

And it is you I have loved -

It is you I have loved -

It is you I have loved all along!“
 

Schwer atmend saß Elphaba vor dem Klavier und starrte auf die Tasten. Sie fühlte sich frei und in ihr war während des Singens eine ungewohnte Wärme aufgestiegen. Seufzend schloss sie die Augen und legte den Kopf in den Nacken.

Plötzlich fühlte sie, wie Glindas Hände sich auf ihre Schultern legten und ein bekannter Mund einen sanften Kuss auf den grünen Lippen platzierte. Lächelnd öffnete sie die Augen.

„Ich glaube, das habe ich gebraucht, Glin.“, lächelte sie.

„Danke…“, hauchte Glinda und setzte sich neben die Hexe auf die Bank, sodass sie mit dem Rücken zu den Klaviertasten saß.

Die Hexe griff mit ihrer linken Hand um Glindas Hüfte und zog sie ein Stück näher zu sich heran. Mit einem liebevollen Blick und einer zarten Handbewegung strich Elphaba der Freundin eine Träne von der Wange.

Glinda wand den Kopf, sodass sie in die dunkelbraunen Augen blicken konnte und verlor sich in ihnen.

„Wofür danke?“, fragte Elphaba leise, obwohl sie die Antwort kannte.

„Für das hier…“, murmelte Glinda und deutete mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung Klavier. „Und für das hier…“, fügte sie noch hinzu, bevor sie die Augen schloss und Elphaba abermals küsste.

Die Hexe legte nun auch die zweite Hand um Glindas Hüfte und zog sie während des sanften Kusses noch ein Stückchen näher zu sich heran.

Ohne den Kontakt der Münder zu unterbrechen, schaffte es Glinda, sich auf Elphabas Schoß zu setzen und schlang ihre Arme um den grünen Nacken. Sie konnte nicht genug davon kriegen, Elphabas weiche Haut auf ihrer eigenen zu fühlen. Die Hitze der Wangen, die beinahe greifbar war und Elphabas sanfte Küsse trieben sie fast in den Wahnsinn.

Nach einer ganzen Reihe von vorsichtigen Küssen legte Glinda ihren Kopf auf Elphabas Schulter und seufzte tief.

„Was ist los?“, fragte Elphie leise, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Der dunkelgrüne Zustand jedoch wollte noch nicht abebben.

„Ich glaube, es ist an der Zeit… Wir müssen gehen…“, flüsterte Glinda und fing leise an zu schluchzen.

„Glin…“, sagte Elphaba mit sanfter Stimme und hob mit ihrer freien Hand das zierliche Kinn hoch, sodass die beiden Frauen sich ansahen.

„Egal was passiert, wir schaffen das. Nichts und niemand kann uns jetzt noch trennen. Wir haben so lange gebraucht, bis wir über unsere Schatten gesprungen sind… Man kann nicht wieder zurück. WIR können und wollen auch nicht wieder zurück. Solang ich dich hab, wird alles gut…“

„Solang ich dich hab, wird alles gut…“, lächelte Glinda und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Bist du bereit?“, fragte Elphaba geduldig.

„Nein, warte…“, lächelte die Brünette und küsste Elphaba ein letztes Mal mit aller Zärtlichkeit, die sie besaß, sodass es Elphaba einen Schauer über den Rücken scheuchte. „Jetzt bin ich bereit!“, grinste Glinda und hüpfte vom Schoß der Hexe.

„Dann gehen wir…“, sagte Elphie und hielt Glinda ihre Hand hin. Als die beiden ihre Finger ineinander verflochten, wussten plötzlich beide Frauen, was es hieß, wenn es „kribbelte“.
 

Fiyero stand wie angewurzelt an der Wohnsaaltür und konnte sich nicht rühren, auch, wenn er es gewollt hätte. Er konnte nicht fassen, was er da gerade gesehen und gehört hatte. Seine Geliebte liebte seine Exgeliebte? Das war zu viel Liebe für ihn in einem Satz.

Noch nie zuvor war er so in Rage gewesen, wie gerade in diesem Moment und er musste sich nun gut überlegen, was sein nächster Schritt sein sollte.

‚Ich fasse das nicht…’, dachte er aufgebracht, jedoch schien er äußerlich ganz ruhig, ‚Und ich habe immer noch gehofft, dass das alles Einbildung war…’

Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort gestanden hatte, als ihn Glindas Stimme aus seinen Gedanken riss: „Ich hole uns noch schnell etwas zu Essen und warte dann unten!“

Da er noch immer am Türspalt stand, sah er, wie eine brünette Glinda durch den Wohnsaal in die Küche huschte und er wusste, jetzt war seine Zeit gekommen.

Langsam öffnete er die Tür und trat in den Wohnsaal ein. Ganz gemütlich spazierte er in die Mitte des Raumes und stellte sich dort abwartend hin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-09-07T15:55:14+00:00 07.09.2010 17:55
*kreisch*
OMG OMG OMG
Mein Herz rast und ich hab wieder Tränen in den Augen
endlich haben sie es geschafft, ich glaub die letzen 2 Kapis sind für mnich bloß noch formsache *dahinschmacht*


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