New Orleans
Prolog
Es war eine laue Sommernacht in New Orleans. Die leichten, seidenen Vorhänge der hohen Fenster wehten ruhig im aufkommenden Wind, der durch die geöffneten Scheiben hinein wehte. Draussen war es sternenklare Nacht, sodass nicht nur dir Sternbilder sondern auch die Milchstrasse in all ihrer Schönheit erstrahlten und der Mond die Nacht erhellte. Gerade schlug die Standuhr im geräumigen Salon, der mit kunstvollen Möbeln und Accessoires ausgestattet war, halb elf, als leise die Tür aufschwang und nicht minder leise Schritte durch den Raum hallten. Langsam kam er herein und liess die Tür hinter sich klickend ins Schloss fallen, ehe der Junge auf das offene Fenster zuging und hinaus sah. Seine Hände stützte er auf dem Fensterbrett ab, den Blick hinauf in das Firnament erhoben und in Gedanken fernab der Realität.
Sein Name war Lestat de Lioncourt. Ein junger Adliger des 18. Jahrhunderts aus Frankreich, der, wovon man ausgehen konnte, wenn man bedachte, dass wir das Jahr 2010 schrieben, ein Vampir war. Gestorben mit 24, lebte der Blonde seither als lebender Toter unter den Menschen, wobei er das Sonnenlicht mied und die Nacht sein Reich wurde. Die Villa hier in New Orleans war seit jeher seine Heimat, an die er wieder und wieder zurück gekehrt war. Zwar hatte er wirklich ALLES von der Welt gesehen, aber... ein wirkliches Zuhause hatte er nur hier, in diesen Räumlichkeiten.
Als Vampir hatte man es alles andere als leicht, noch dazu wenn man alleine war. So kam es, dass Lestat über die Jahrhunderte hinweg wieder und wieder Gefährten geschaffen hatte, die mit ihm die Ewigkeit hätten teilen sollen. Doch keiner hatte sich als würdig erwiesen- weder Gabrielle, seine biologische Mutter, die ein zu eigenständiges Leben hatte führen wollen und deshalb aus dem seinen verschwunden, noch Nicolas, sein kleiner Freund aus sterblichen Zeiten, den er mehr als einen Bruder gesehen hatte, der aber dem Sein eines Vampirs nicht hatte standhalten können und dem Wahnsinn verfallen war, noch Louis, der Melancholischste unter ihnen, der ihn um den Willen eines jungen Vampirmädchens, Claudia, ihre gemeinsame Tochter, verraten und hintergangen hatte. So hatte der junge Vampir, heute viele Jahrzehnte alt, alleine gelebt und sein Leben als einer der Stärksten unter den Vampiren in vollen Zügen genossen.
Jetzt aber sollte es anders werden. Lestat war nicht länger alleine, denn er hatte, wie der Zufall es so wollte, einen Gefährten gefunden, der seiner würdig war. Ein junger Mansch, schöner als jedes andere sterbliche Wesen und, interessanter Weise, ihm fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Eines Nachts hatte der blonde Vampir den Jüngling in den nächtlichen Strassen New Orleans gesehen und ihn nicht wieder aus den Augen gelassen, vollkommen verzückt von eben diesem Anblick. Heute... gehörte André zu ihm. Und das nicht nur als Gefährte der Nacht, nein. André war, wie sie beide hatten herausfinden können, Lestats leiblicher Sohn. Seine Mutter, eine junge Sterbliche damals noch, hatte eine kurze Affäre mit dem blonden Vampir gehabt und war nun, einundzwanzig Jahre später, verstorben. Daraufhin hatte sich André auf die Suche nach seinem Vater begeben- und ihn letztlich an dem Ort gefunden, an den Lestat IMMER wieder zurück kehrte.
New Orleans.
Hier beginnt die einzigartige Geschichte zweier Vampire.
